aktuelle News

31.12.2013

A Happy NEW YEAR

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Liebe Freunde und Leser meiner regionalhistorischen Homepage,

am Ende des Jahres 2013 möchte ich mich bei allen Lesern meiner regionalhistorischen Homepage für das gezeigte Interesse bedanken. Viele E-Mails besagen, dass nicht nur die Beiträge, sondern besonders die vielen persönlichen Kontakte, die in den letzten Jahren vermittelt werden konnten, Grund für die ungewöhnlich hohe Besucherfrequenz meiner Website sind.

Seit etwas mehr als 35 Jahren befasse ich mich nun mit der deutsch-jüdischen Historie unserer Region. Nicht nur meine diesbezüglichen Bücher und die seit dem Jahre 2006 publizierten Online-Artikel sind das Ergebnis intensiver Archivarbeit, sondern auch unzähliger persönlicher Kontakte, die in der Vielfalt nur durch das Internet möglich wurden.

Wie Sie wissen, liegt mir nicht nur das Regionalhistorische, sondern seit Jahrzehnten ganz besonders die Aufarbeitung der jüdischen Geschichte im Bereich Bonn-Köln-Aachen am Herzen. Dass sich daraus eine sehr stark frequentierte „Anlaufstelle“ für christlich-jüdische und deutsch-jüdische Kontakte entwickelt hat, war anfangs nicht abzusehen. Insofern freue ich mich immer wieder über das Lob, meine regionalhistorische Homepage wäre für viele im Ausland lebenden Eifeler und Voreifeler sowie besonders für jüdische Familien eine „Verbindung zur alten Heimat.“

Unter den Briefen und E-mails waren auch Grüße von in- und ausländischen Archiven, besonders in Israel, England und den USA. Dies hat vielleicht auch etwas mit meinem neulich erschienenen Buch über Josef Weiss (1893-1976), den letzten Judenältesten von Bergen-Belsen , zu tun, das besonders in diesen Ländern Interesse gefunden hat.

Wer meine mehrfach pro Woche erscheinenden

 

NEWS 2014, 2013, 2012, 2011, 2010, 2009, 2008, 2007, 2006

 

liest, weiß, dass in diesem Jahr seine posthume Ehrung – durch die Benennung einer Straße und die Anbringung einer Gedenktafel an seinem Geburtshaus in Flamersheim – im Vordergrund stand. Dass ich aber auch mit meinen Forschungen dazu beitragen konnte, dass Otto Pankok und Joseph Emonds von Yad Vashem als „Gerechte unter den Völkern“ gewürdigt wurden, macht mich sehr stolz.

Vieles wäre durch Eure/Ihre Mitarbeit natürlich nicht möglich gewesen. Daher bedanke ich mich hiermit bei diesen sehr herzlich, aber auch bei allen anderen für das gezeigte Interesse an meiner Arbeit. Allen wünsche ich: A Happy NEW YEAR.

Ihr/Euer
Hans-Dieter Arntz
Hasenhecke 16
53881 Euskirchen
Tel. 02251/61900
E-mail: hans-dieter-arntz@gmx.de

Website: http://www.hans-dieter-arntz.de/
News: http://www.hans-dieter-arntz.de/news2013.html
Artikel: http://www.hans-dieter-arntz.de/artikel.html
Bücher: http://www.hans-dieter-arntz.de/buecher.html

27.12.2013

Hinweise zur Aufarbeitung unserer jüngsten Geschichte. Vier Fotos, die uns nachdenklich machen könnten: „Einerseits –, aber auch andererseits...“

In den NEWS und ARTIKELN meiner regionalhistorischen Homepage war und ist häufig die Rede von regionalem Bemühen, die deutsch-jüdische Historie aufzuarbeiten. In den etwa 35 Jahren, in denen auch ich diesbezüglich im Raum Bonn – Köln – Aachen tätig bin, hat sich viel getan, und Ereignisse wie zum Beispiel 1980 in Euskirchen und 1985 in Kommern oder in der Zeit 1989-1992 in Schleiden/Gemünd gehören wahrscheinlich der Vergangenheit an, und über viele unglaubliche Details spreche ich heute nicht mehr...

Offenbar gibt es heutzutage – fast 7 Jahrzehnte nach dem NS-Terror und dem Holocaust - nur noch wenig Widerstand gegen die Auswertung brisanter Akten, gegen Gedenktafeln, Mahnmale oder heimatkundliche Chroniken, die sich mit dem Nationalsozialismus und dem verfolgten Judentum befassen. Dennoch ist noch nicht alles positiv! Da diskutiert man zum Beispiel den Rechtsextremismus in der Eifel, die Verweigerung der Stadt Rheinbach, Stolpersteine zu verlegen oder deren bedauertes „Kirchenasyl“ in Hellenthal. Da fallen immer mehr Graffitis auf den Epitaphen jüdischer Friedhöfe oder an Hauswänden auf ...

 

Collage 3 Collage 4

 

Ich stelle zuerst 2 Fotos vom November 2013 gegenüber, die sich symbolhaft mit dem Judentum in Hellenthal/Blumenthal befassen:

Einerseits bedeckt ein Baumstamm beinahe behütend einen alten Grabstein auf dem jüdischen Friedhof, als ob es in der jüngsten Vergangenheit nie Zerstörendes gegeben hätte. Andererseits ist das aktuelle Foto vom Synagogen-Mahnmal, das inzwischen zum dritten Male beschädigt wurde, ein Kontrast, der zu vielen Fragen Anlass gibt.

 

Kerzen Mahnmahl Graffitti Bahnhof

 

 

Ähnlich verhält es sich mit den beiden Bildern, die ich vor einigen Wochen in der Kreisstadt Euskirchen machte: Einerseits stilles Gedenken und Pflege des Mahnmals auf der Annaturmstraße, andererseits die Häufung neonazistischer Graffitis, besonders am Bahnhof.

24.12.2013

Der Versuch der Nationalsozialisten, dem Weihnachtsfest einen neuen Sinn zu geben

KriegsweihnachtSeit dem Jahre 2009 haben die beiden Online-Beiträge von Amrei Arntz zum Thema „Advent und Weihnachten im Nationalsozialismus“ jedes Jahr im Dezember die höchste Besucherquote meiner regionalhistorischen Homepage. So weise ich auch in diesem Jahr wieder auf ihre beiden lesenswerten Artikel hin, die sich im 1. Teil mit den „festtheoretischen Perspektiven im Dritten Reich“ und im 2. Teil mit der „nationalsozialistischen Fest- und Feiergestaltung der `Deutschen Weihnacht´“ befassen. 

Advent und Weihnachten im Nationalsozialismus (1. Teil: Festtheoretische Perspektiven im Dritten Reich)

Advent und Weihnachten im Nationalsozialismus (2. Teil: Nationalsozialistische Weihnachten: Fest- und Feiergestaltung der „Deutschen Weihnacht“)

KriegsweihnachtIn meinen NEWS vom 9. Dez. 2011 konnte ich dann sogar ergänzen, dass die aktive Pädagogin mit ihren Forschungen über „Advent und Weihnachten im 3. Reich“ auch für wertvolle Details zum Drehbuch des preisgekrönten Films „Der kleine Nazi“ sorgte. Vgl. Trailer und die Kurzfassung bei YouTube. Hier handelt es sich um einen 14minütigen Kurzspielfilm des „Katholischen Filmwerks, Frankfurt“ (kfw), über den sogar in der Bildungsarbeit zunächst einmal gelacht werden darf. Aber die tiefer liegenden Hintergründe in der Handlung und seinen Dialogen sind besonders für die Arbeit in der Schule sehr wertvoll. Zu manchem Teilbereich steuerte „vor allem“ Amrei Arntz Wesentliches bei. (vgl. Fußnote 14, S.10).

Ihre beiden Online-Artikel weisen sehr deutlich die Versuche der Nationalsozialisten nach, dass Weihnachten in der Kriegszeit eine neue Bedeutung bekommen sollte. Da heißt es zum Beispiel u.a.: Als dann die dramatische Situation des Kriegsverlaufs auch dem letzten Volksgenossen' nicht mehr zu verheimlichen war, ließen die Nazis die Maske fallen: ,Über dem Begriff Weihnachten steht das Wort Kampf und das Wort Sieg!' hieß nun die Parole.

Wieweit die Nazi-Propaganda das Weihnachtsfest wirklich um­funktionieren konnte, kann nur erahnt werden. So spricht der folgende Text aber bereits für sich:

 

Kriegsweihnacht

22.12.2013

Dr. Heinz Kahn aus Polch (Eifel), ein jüdischer Augenzeuge des Holocaust

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„Have you ever met Heinz and Inge Kahn?” fragte mich neulich ein amerikanischer Freund in einer E-mail. Dann fuhr er fort: Heinz is very much alive and over 90. He lives in Polch at Maifeldstraße 2, with his wife Inge (who is related to me). Both of them are very interesting people and I am sure you would very much enjoy talking to them and meeting them ...“

Es folgte der Hinweis auf ein interessantes und ausführliches Interview seinem Verwandten Dr. Heinz Kahn, einem Holocaust-Überlebenden. Der lebendige Bericht ist nicht nur ein autobiographisches Résumé , sondern auch ein präziser Augenzeugen-Bericht, der das Schicksal eines im 3. Reich verfolgten und deportierten Juden darstellt. Somit passt er zu meiner regionalhistorischen Homepage.

Im letzten Jahr – anlässlich des Empfangs zum 90. Geburtstag von Dr. Heinz Kahn - würdigte Ministerpräsident Kurt Beck den langjährigen Vorsitzenden der Jüdischen Kultusgemeinde Koblenz als eine beeindruckende Persönlichkeit. Dr. Kahns Lebensweg sei durch sein bedingungsloses Bekenntnis zur Menschlichkeit geprägt, so Beck.

Der Film, auf den ich einleitend aufmerksam machte, gibt ein „oral interview“ vom 11. Juli 2007 wieder, das sich im Archiv des Fritz Bauer Instituts (Norbert Wollheim Memorial) befindet und dort online abgerufen werden kann. Der gesamte Film ist in deutscher Sprache.

Der heute in Polch (Eifel) lebende Tierarzt Dr. Heinz Kahn (* 13. April 1922 in Hermeskeil) erlebte erstmals am Ende des Jahres 1936 bewusst die Diskriminierung der Juden. Seiner Ausbildung als Mechaniker in Frankfurt am Main folgte eine Art Zwangsarbeit in einer „Judenkolonne“ in Köln und Trier. Eine kurzfristige Tätigkeit in Lothringen ermöglichte ihm die ausländische Zeitungslektüre und unzensierte Information über den rassistischen Nationalsozialismus.

Ende Februar 1943 wurde er von der Gestapo verhaftet und mit seinen Eltern und der jüngeren Schwester nach Auschwitz deportiert. Er konnte überleben! Stubendienst, Aushilfe in der Krankenpflege, Mitarbeit beim kommunistischen Widerstand, Büroarbeit in der inneren Lagerverwaltung waren lebenswichtige Station. Segensreich waren seine Täuschungen, indem er bei Selektionen die Häftlingsnummern einiger Freunde mit denen bereits vergaster Kameraden austauschte. Im Januar 1945 musste er an einem Todesmarsch nach Buchenwald teilnehmen, wo er von den Amerikanern befreit wurde. Auf folgende Literatur soll diesbezüglich hingewiesen werden:

testKahn, Dr. Heinz: Erlebnisse eines jungen deutschen Juden in Hermeskeil, Trier, Auschwitz und Buchenwald in den Jahren 1933 bis 1945, in:Johannes Mötsch, ed.: Ein Eifler für Rheinland-Pfalz. Festschrift für Franz-Josef Heyen. Mainz, Gesellschaft für mittelrheinische Kirchengeschichte, 2003, pp. 641–659.

In dem angesprochenen Film berichtet Dr. Heinz Kahn zusätzlich über die Nachkriegszeit, sein Studium, die durch ihn erfolgte Neugründung der jüdischen Gemeinde von Trier, seine Heirat und seine Jahrzehnte lange Tätigkeit als Tierarzt in Polch. Obwohl damals auch hier der Nationalsozialismus seine Spuren hinterließ und im Jahre 1938 während des Novemberpogroms das jüdische Gotteshaus zerstört wurde, fühlt sich Dr. Heinz Kahn hier wohl.

Längst wurde die kleine Landsynagoge von der Gemeinde wieder instand gesetzt und dient heute als Raum für kulturelle Veranstaltungen.

Der deutschsprachige Film ist abrufbar unter folgendem Link:

20.12.2013

Berliner Wochenzeitung „Junge Freiheit“ zum Buch „Der letzte Judenälteste von Bergen-Belsen“: „Das Arntz-Werk ist spannend wie ein Roman“

18.12.2013

 

YouTube

 

Durch die Biographie „Der letzte Judenälteste von Bergen-Belsen. Josef Weiss – würdig in einer unwürdigen Umgebung“ wurde die Bevölkerung von FLAMERSHEIM auf den wohl bedeutendsten Mitbürger ihres Dorfes aufmerksam. Am 16. Mai 2013 würdigte man ihn durch die Benennung einer Straße und Anbringung einer Gedenktafel an seinem Geburtshaus.

Der folgende Film wurde anlässlich der posthumen Ehrung von einem Dorfbewohner hergestellt und beinhaltet Ausschnitte der Ansprachen von:

1. Hans-Dieter Arntz (Buchautor)

2. Klaus Voussem (Landtagsabgeordneter)

3. Yona Weiss (Überlebende von Bergen-Belsen)

4. Paul-Josef Kau (Vors. des Vereinskartells)

5. Dr. Uwe Friedl (Bürgermeister von Euskirchen)

6. Atara Zachor-Dayan (Enkelin v. Josef Weiss)


Der Film ist unter folgendem Link von YouTube abrufbar:

16.12.2013

Videofilm über die posthume Ehrung des letzten Judenältesten von Bergen-Belsen (16. Mai 2013: Straßenbenennung und Gedenktafel im Geburtsort FLAMERSHEIM)

Im 2. Teil meiner Artikelreihe „Erinnerung an die posthume Ehrung von Josef Weiss aus Flamersheim“ ging es um die Benennung der Jupp-Weiss-Straße im Neubaugebiet „Im Mühlenacker“ von Flamersheim. Die Bevölkerung legte besonderen Wert auf die recht persönliche Bezeichnung „Jupp“, weil diese ihre mitbürgerliche Verbundenheit sowie den rheinischen Ursprung konstatieren soll.

 

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 Aber auch in der Fachliteratur wird inzwischen der letzte Judenälteste von Bergen-Belsen als „Jupp“ Weiss (holländisch: Joep Weisz) zitiert. Von historischem Wert ist es, dass am 16. Mai weltweit zum ersten Male eine Straße nach einem Judenältesten benannt wurde, der diese Funktion während des Holocaust ausübte und dabei besondere Verdienste erwarb.

Die dreiteilige Artikelreihe auf meiner regionalhistorischen Homepage enthält viele Berichte, Reportagen und eine große Anzahl von Fotos:


Toni SchwarzToni Schwarz CDJetzt stellte mir der Flamersheimer Bürger Toni Schwarz einen 31-minütigen Videofilm zur Verfügung, den ich in nächster Zeit – eventuell in speziellen Abschnitten – auf meiner regionalhistorischen Homepage publizieren werde. Da die Veranstaltungen am 16. Mai 2013 in der regionalen, aber auch überregionalen und internationalen Presse Beachtung gefunden hat, dürfte die Filmaufnahmen samt Ton ebenfalls Interesse finden.

Die Geschichte der Jupp-Weiss-Straße wurde bereits auf dieser regionalhistorischen Homepage dargestellt und fand nun endlich am 16. Mai ein erfreuliches Ende. Schon die 15minütige Radiosendung Zeitzeichen hatte auf das Ereignis und den 120. Geburtstag von Josef Weiss hingewiesen, und schlagartig hatte es an diesem Tage 265 Abrufe bei Wikipedia Josef Weiss gegeben. Die „Aktuelle Stunde“ des WDR Bonn hatte sogar ein Fernsehteam herausgeschickt, um einen kurzen Bericht zu erstellen. Nun sollte man sich auf den Videofilm von Toni Schwarz freuen.

14.12.2013

Eine Gedenktafel für die Holocaustopfer von Kornelimünster

Gedenktafel für die Holocaustopfer von Kornelimünster

Durch die Anbringung einer Gedenktafel im alten Ortskern von Kornelimünster und die Nennung ihrer Namen will man künftig an die jüdischen Holocaustopfer der kleinen Ortschaft im Münsterländchen erinnern. In dem südöstlichen Stadtteil von Aachen (Stadtbezirk Kornelimünster/Walheim) lebten zu Beginn der 1930-er Jahre 7 eingesessene jüdische Familien mit insgesamt 22 Personen, von denen 13 in der Shoah umkamen. Um 1880 waren es noch mehr als 50 Menschen, die zur „Filialgemeinde“ der Aachener Synagogengemeinde zählten.

Dr. Rudolf Wagemann vom Heimat- und Eifelverein, der die Geschichte des örtlichen Judentums erforscht hatte, erinnerte in seiner Ansprache am 24. November daran, dass der Leidensweg der jüdischen Mitbürger von Kornelimünster in den Opferbiographien des Aachener Gedenkbuchprojektes gewissenhaft aufgezeichnet worden sei. Über die Überreichung des Biografienbandes 2013 an den Aachener Oberbürgermeister hatte ich in meinen NEWS vom 01.02.2013 berichtet.

Der Vereinsvorsitzende Hermann Wilms ergänzte, dass „fast alle André oder Kaufmann hießen“ und im Viehgewerbe oder Metzgerhandwerk tätig waren. Jetzt müsse auch in Kornelimünster das Motto gelten: „Dem Tod der Menschen darf nicht der Verlust ihrer Geschichte folgen!“

12.12.2013

Das AJR-Journal der Association of Jewish Refugees brachte inzwischen seine Dezember-Ausgabe 2013 heraus. Auf Seite 5 publizierte Madeleine Abramson unter der zum Nachdenken anregenden Überschrift „The Beginning of a Road“ ihren Eindruck, den sie von der Ehrung des letzten Judenältersten von Bergen-Belsen in Flamersheim hatte. Am 16. Mai hatte die Dorfbevölkerung den wohl bedeutendsten Mitbürger, Josef Weiss (1893-1976), durch die Benennung einer Straße im Neubaugebiet und die Anbringung einer Gedenktafel am Geburtshaus in der Pützgasse geehrt.

 

The Beginning of a Road

 

Mit der Überschrift sollte wohl auf die Bemühungen eingegangen werden, sich mit der jüngsten deutsch-jüdischen Historie und deren Aufarbeitung zu befassen. In ihrem Artikel erwähnte die Londonerin auch das umfangreiche Buch Der letzte Judenälteste von Bergen-Belsen und den Autor.

Der vollständige Artikel kann unter folgendem Link abgerufen werden:

09.12.2013

Nationalsozialisten im Ahrgebiet unterschieden zwischen „jüdischen und arischen Rindern“ (1935) – „Gelbe Zettel“ auf dem Adenauer Viehmarkt

Das gerade erschienene Eifeljahrbuch 2014 publizierte meinen Artikel „Nationalsozialisten im Ahrgebiet unterschieden zwischen 'jüdischen und arischen Rindern' (1935) – 'Gelbe Zettel' auf dem Adenauer Viehmarkt“.

Hier geht es um regionalhistorisch spezifische Schwerpunkte, die im ländlichen strukturierten Gebiet der Eifel und Voreifel nach der „Machtergreifung“ typisch waren und sogar zur Kennzeichnung „jüdischer Rinder“ führten. Auch die Altkreise Ahrweiler, Schleiden oder Euskirchen setzten im 3. Reich eigenmächtig ihre rassistischen Schwerpunkte. Während man im Ahrgebiet begann, zwischen jüdischen und arischen Rindern zu unterscheiden, riefen die anderen Kreisverwaltungen des westlichen Grenzlandes dazu auf, sogar fremde Autonummern zu notieren, deren Fahrer dann anhand weiterer Untersuchungen als arm oder reich, jüdisch oder arisch, fremd oder einheimisch eingeordnet und registriert werden sollten.

 

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Besonders der Viehmarkt von Adenau war früher bei den Eifeler Juden beliebt, weil sie hier anfangs nicht so schikaniert wurden wie im Schleidener Raum. Er unterstand der Kreisbauernschaft Ahrweiler, die erst allmählich mit den Parteigenossen aus dem Eifelgebiet koo­perierte. Der Reichsnährstand entschloss sich dann aber doch1935, im Einvernehmen mit der Gau­leitung der NSDAP, Amt NS-Hago, eine scharfe Bewachung des Adenauer Viehmarktes durchzuführen und erste Erfah­rungen zu sammeln. Am „18. Scheiding“ (September) 1935 wurden an der Auftrieb­stelle, die vom Vieh passiert werden muss­te, zwei Tische aufgestellt, an denen je drei Nationalsozialisten Kontrollzettel aus steifem Karton ausstellen mussten: „Das Vieh der Bauern erhielt rote Zettel, das von den Juden gelbe. Die Zettel waren an einer Seite gelocht und mit Kordel versehen, auf der anderen Seite trugen sie den Stempel der Kreisbauernschaft".

05.12.2013

Einweihung eines Denkmals im Innenhof des NS-Dokumentationszentrums der Stadt Köln (EL-DE-Haus)

Zur Einweihung des Denkmals an der ehemaligen Hinrichtungsstätte der Gestapo im Innenhof des EL-DE-Hauses am 8. Dezember 2013 lädt Oberbürgermeister Jürgen Roters ein. Der spektakuläre Entwurf von Thomas Locher (*1956) - ein konzeptionell arbeitender Künstler - wandelt weder den Innenhof um, sondern rückt ihn stattdessen in seiner Historizität in den Mittelpunkt. Das Denkmal stellt eine weitere Erweiterung des Museums dar.

 

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In diesem Zusammenhang sei angemerkt, dass in den ehemaligen Folterkellern dieses Gestapo-Gefängnisses in der Zeit von 1935 bis 1945 Tausende von Gefangenen gequält wurden. Mindestens 400 fanden an den Galgen im Hinterhof den Tod. Was in den Zellen an Widerstand und Resignation empfunden wurde, dokumentieren etwa 1800 Inschriften und Graffitis an den Wänden, von denen etwa 1400 im Jahre 1989 unter Denkmalschutz gestellt wurden und auch heute noch gut erhalten sind.

In der Zelle 1 des ehemaligen Kölner Gestapo-Hauses findet sich auch die Inschrift von Askold Kurow:

 

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Unter dem Titel „Wände, die sprechen/Walls that talk“ publizierte nun Werner Jung, Direktor des NS-Dokumentationszentrums, im Kölner Emons-Verlag ein 420 Seiten starkes Werk, das die Inschriften und die Geschichte der Menschen im Kölner Gestapo-Gefängnis zum Inhalt hat. Viele Inschriften und Graffitis stammen von russischen Zwangsarbeitern, so dass sie ins Deutsche übersetzt wurden. Dieser Bildband ist ein erschütterndes Zeitdokument.

02.12.2013

Nun auch eine „FERNBACH-STRASSE“ in Berlin? – Erinnerung an einen jüdischen Eifellehrer und Mitbegründer der Berliner Synagogengemeinde (1945)

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Unter der Überschrift Ein jüdischer Religionslehrer aus Schleiden gehörte zu den Mitbegründern der Berliner Synagogengemeinde (1945) wies ich am 22. Januar 2008 auf Moses Fernbach (1893-1983) hin, dessen Leben und Wirken in der Eifel bereits im Jahre 1990 in meinem Buch Judenverfolgung und Fluchthilfe im deutsch-belgischen Grenzgebiet an mehreren Stellen detailliert dargestellt wurde.

Der jüdische Pädagoge Moses Fernbach wurde am 5. Mai 1893 in Felsberg geboren, war ausgebildeter Volksschullehrer und wirkte in den jüdischen Eifelgemeinden Hellenthal/Blumenthal, Schleiden/Gemünd und Kall. Bis 1940 leitete er eine „Jüdische Schule von Kall“. Er und seine Angehörigen überlebten im Untergrund. Danach nahm er tatkräftig den Aufbau der jüdischen Gemeinde von Berlin in Angriff, was ihm auch in einem Schreiben des Vorstandes vom 1. September 1947 bestätigt wurde:

 

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... Wir erinnern uns daran, dass Sie mit zu den Ersten gehörten, die nach Beendigung des Krieges tatkräftig Hand anlegten, um den Wiederaufbau unserer Gemeinde zu bewerkstelligen, und wir anerkennen die Dienste, die Sie sich in Ihrer Arbeit erworben haben. Sie haben nicht nur in der Repräsentanz gearbeitet und als deren Schriftführer maßgeblich gewirkt,Sie haben auch gleichzeitig als Religionslehrer und Führer der Jugend sich für den Aufbau unserer Gemeinde mit Ihrer ganzen Kraft zur Verfügung gestellt. Sie haben sich stets darum bemüht, dass die Versorgung Berlins mit rituellen Lebensmitteln möglich war und haben durch Ihre Tätigkeit als Schauchet nicht nur mit Rat, sondern auch mit der Tat, unschätzbare Dienste geleistet...

In meinen NEWS vom 16.11.2008 konnte ich stolz konstatieren, dass mein Antrag, in seiner Eifeler Heimat eine ihn ehrende Gedenktafel zu enthüllen, am 9. November 2008 realisiert wurde. Dies war jedoch nur nach etlichen Schwierigkeiten (!) und mit tatkräftiger Unterstützung eines Privatmannes möglich.

Seit einem Jahr laufen nun Bestrebungen, auch in Berlin eine Straße nach Moses Fernbach benennen zu lassen, da er zu den Neu-Begründern der Berliner Synagogengemeinde (1945) gehörte. Federführend bei diesem Antrag ist Frau Gila Eliran aus Israel. Mit folgenden Online-Artikeln möchte ich noch einmal den Lesern meiner regionalhistorischen Homepage die Lebensleistung des jüdischen Pädagogen darstellen:

30.11.2013

Ausstellung: Remagener Juden zwischen Anerkennung und Vernichtung – „Mitbürger ohne Vorbehalt“

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Das Foto auf der Titelseite des Prospekts zeigt Sophie und Jonas Levy

Wenn auch die sehenswerte Ausstellung der Rheinstadt Remagen „Mitbürger ohne Vorbehalt“ am 10. November – anlässlich der Gedenkfeier zur „Reichskristallnacht“ – offiziell eröffnet wurde, so ist sie doch noch bis zum 27. Januar 2014 zu sehen. Sie endet am Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus, bezogen auf den Jahrestag der Befreiung des KZ Auschwitz-Birkenau durch die Rote Armee im Jahr 1945. Dieser Tag ist in Deutschland seit 1996 ein bundesweiter, gesetzlich verankerter Gedenktag. Zum Internationalen Tag des Gedenkens an die Opfer des Holocaust wurde er von den Vereinten Nationen im Jahr 2005 erklärt. Wörtlich heißt es in dem mir zugeschickten Prospekt:

Die Ausstellung „Mitbürger unter Vorbehalt – Remagener Juden zwischen Anerkennung und Vernichtung“ zeichnet am Beispiel der kleinen jüdischen Gemeinde Remagens den wechselhaften Schicksalsweg der deutschen Juden nach, der auch versöhnlich hätte enden können. Dass es anders kam, war die Folge fataler politischer Entwicklungen. An der geplanten Vernichtung der Juden waren aber nicht nur die beteiligt, die sie planten und organisierten, sondern auch alle, die sie unterstützten und duldeten.

Villa Heros, Kirchstr. 3, Remagen

Öffnungszeiten: Freitag bis Sonntag 15.00 bis 18.00 Uhr

Kontakt oder Information: www.buendnis-remagen.de und bei Agnes Menacher, Tel. 02642-3406

Von den Veranstaltungen sind Personen ausgeschlossen, die neonazistischen Parteien und Organisationen angehören, der rechten Szene zuzuordnen sind oder die bereits in der Vergangenheit durch rassistische, nationalistische, antisemitische oder sonstige menschenverachtende Äußerungen in Erscheinung getreten sind. Die Veranstaltungsleitung behält sich vor, von ihrem Hausrecht Gebrauch zu machen, sollte es zu Störungen der Veranstaltungen kommen.

27.11.2013

Stolpersteine in Euskirchen – Austellung: „Hingeschaut oder draufgelatscht“

Nicht erst in meinen NEWS am 16. November 2013 ging ich auf das Thema Stolpersteine und die Tatsache ein, dass es gelegentlich auch Probleme mit ihrer Verlegung gibt. Hellenthal und Rheinbach sind hierfür markante Beispiele in unserer Umgebung. Allerdings wies ich auch auf eine erfolgreiche Auseinandersetzung hin, derzufolge sich einst der in Vettweiß beheimatete Jude Günter Kratz vom Gegenteil seiner damaligen Ablehnung überzeugen ließ.

Warum sich auch anderswo die jeweiligen Gemeinden mit Hausbesitzern und Anwohnern auseinandersetzen müssen und wie die Argumente der Befürworter und Gegner lauten, das wollten einige Jugendliche des Jugendzentrums Jugendvilla Euskirchen, Alte Gerberstraße 22, herausfinden. Diese Einrichtung ist in der Trägerschaft des Caritasverbandes für das Kreisdekanat Euskirchen e.V. und informiert den Interessenten auch über andere Aktivitäten per Internet.

 

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testDie Ausstellung der Jugendlichen – in Kooperation mit dem Stadtarchiv Euskirchen – befasste sich provokativ mit der Frage, ob man wirklich durch die kleinen Denkmäler im Bürgersteig an die von hier deportierten Juden erinnert wird. Ist „Hinschauen“ mit „Nachdenken“ gleichzusetzen oder „latscht“ der eilige Passant gedankenlos auf die Euskirchener Stolpersteine „drauf“?

Erwähnen sollte man, dass das Stadtarchiv die Dokumentation zu den mit den Stolpersteinen in Verbindung stehenden Häusern und Menschen nicht nur erarbeitet hat, sondern die Jugendlichen auch zur Befragung und Ausstellung motivierte und anleitete. Es war nicht leicht, auch Passanten zur Problematik zu befragen.

Im Rahmen einer kleinen Gedenkfeier zur „Reichskristallnacht“, an der auch Lehrer,
Kommunalpolitiker und Bürger teilnahmen, wurde die Ausstellung am 9. November eröffnet. Insofern nimmt sie aktiv an der aktuellen Diskussion teil und gibt anhand entsprechender Interviews, die auf vielen Stellwänden befestigt sind, präzise Auskunft über die Meinung der Betroffenen.

23.11.2013

... Nach Ansicht des in Israel lebenden Rabbiners Prof. Prof. Dr. Meier Schwarz (*1926), dem ich vor einigen Jahren Material über den Novemberpogrom in der Voreifel und Eifel sowie über die hier zerstörten Synagogen zustellte, ist der Ursprung des Ausdrucks Reichskristallnacht ungeklärt. Er war entgegen einer verbreiteten Meinung keine offizielle Sprachregelung des NS-Regimes. Dessen Dienststellen und die von ihnen gelenkten Medien benutzten damals propagandistisch gefärbte Ausdrücke wie Judenaktion, Novemberaktion, Vergeltungsaktion, Sonderaktion und (Protest-)Kundgebungen.

 

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"Kristallnacht" war angeblich eine Wortschöpfung aus dem Volksmund von 1938 und stammte wahrscheinlich aus Berlin. Sie spielte auf die zertrümmerten Scheiben vieler Fenster an, deren Scherben die Straßen bedeckten. Wertneutraler ist daher der Begriff Novemberpogrom als vom nationalsozialistischen Regime organisierte und gelenkte Gewaltmaßnahmen gegen Juden im gesamten Deutschen Reich ...

... Als engagierter Vertreter der Regionalhistorie bin ich weiterhin der Ansicht – und habe dies auch am 25. Oktober 2008 in meinem Artikel „MAHN-MAL (!)“: Ist der Begriff „Reichskristallnacht“ ein terminus technicus der „Erinnerungskultur“? betont -, dass die regionale Aufarbeitung des Nationalsozialismus und des Holocaust besonders das Interesse am „Gedenktag 9./10. November“ wachsen lässt:

Mahnmale und Gedenkfeiern wurden erst zur moralischen Verpflichtung, als man sich regionalhistorisch mit dem Nationalsozialismus und der Judenverfolgung auseinanderzusetzen begann und dadurch eine „Sensibilisierung" verursachte. Daher kommt der systematische Regionalhistorie eine besondere Bedeutung zu, weil sie konkret personifiziert und historisches Geschehen – das Beispiel der Anne Frank beweist das – individualisiert.

Ich möchte damit sagen, dass besonders Kinder und Jugendliche stets - am Beispiel ihrer Umgebung und der „heimatkundlichen“ Aspekte - zur „Vertiefung“ der bekannten deutschen Geschichte aufgerufen werden können.

Und dies gelang in diesem Jahr auch im Kreis Euskirchen.

 

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... Unter der der Überschrift „Das darf nie wieder passieren“ berichtete die Kölnische Rundschau am 11. November 2013 sehr ausführlich und verantwortungsvoll über diesbezügliche Aktivitäten in Bad Münstereifel, Euskirchen, Mechernich, Schleiden, Weilerswist und Zülpich. Auf der ersten Seite des Euskirchener Lokalteils fassten 3 Journalisten alle Gedenkveranstaltungen zusammen und beobachteten, dass besonders viele junge Leute mahnende Zeichen für Toleranz und Vielfalt einsetzten ...

Der vollständige Artikel kann unter folgendem Link abgerufen werden:

20.11.2013

Das Interview am 09. November 2013 behandelte das Thema: „Reichskristallnacht“ auf dem Lande. In drei meiner Bücher habe ich die „Reichskristallnacht“ auf dem Lande dokumentiert:

 

 

REICHSKRISTALLNACHT“ – Der Novemberpogrom 1938 auf dem Lande (2008)

Judenverfolgung und Fluchthilfe im deutsch-belgischem Grenzgebiet (1990)

Judaica - Juden in der Voreifel (1983)

 

Judaica

Rückseite des Schutzumschlags von "JUDAICA" (1983)

 

Anbei eine kleine Auswahl von Leserbriefen oder E-mails, die im Funkhaus oder beim Autor selber eintrafen:

1.)

Lieber Herr Arntz,

... ich habe Sie heute morgen im Deutschlandfunk gehört. Sie haben meine volle Zustimmung, vor allem die Sache mit dem Bäcker in Euskirchen bringt die Situation auf den Punkt. Ich habe ja ähnliche Auswüchse des "Mobs" in andern Ländern erlebt, und wenn es heute heißt, dass so etwas nie wieder in Deutschland passieren kann - ich würde das nicht unterschreiben....

Anbei: der 9. November. Was für ein „Gedenktag" ist das eigentlich? Jedenfalls halte ich die „Reichskristallnacht“ für völlig überbewertet. Für das deutsche Volk oder für eine deutsche Nation gibt es noch vier weitere wichtige Stationen an diesem 9.11., und für mich zählen dazu eher die Jahre 1848 und 1989. Das erachte ich also für einen deutschen Staat als viel gravierender und prägender als die Reichskristallnacht........

Aber das kann jeder sehen wie er will.

Mit freundlichen Grüßen

Thomas Enke aus Torgelow

 

2.)

Sehr geehrter Herr Arntz,

ich habe heute morgen Ihr Interview im Deutschlandfunk gehört und wollte Ihnen nur kurz auf diesem Weg mitteilen, wie ausgezeichnet ich Ihre Forschung, die Ergebnisse und ihre Präsentation durch Sie finde. Als Historiker, der sich intensiv mit der sog. Judenfrage beschäftigt hat, und als Rheinländer war es eine wahre Freude, Ihnen zuhören zu können. 

Herzliche Grüße aus Brandenburg ins Rheinland

Dr. Uwe Mazura 

 

3.)

... ich habe das Interview mit Interesse gehört und möchte Ihren durchaus richtigen Anmerkungen etwas beifügen:
.... Aus meiner Arbeit kann ich auch noch etwas beitragen, wenn es um das tägliche Leben in der .... Synagogengemeinde geht. Sie haben es vorsichtig gesagt, aber die Synagogengemeinden haben tatsächlich ein Ausländerproblem. Auf wenige deutsche Juden kommen inzwischen Tausende von russischen, ukrainischen und rumänischen Juden. Bei Bestattungen betonen die Synagogen-Verwaltungen immer, dass sie eine Solidargemeinschaft seien und die reichen Juden die Beerdigungen der armen Juden mitfinanzieren. Realität aber ist, dass sich die Synagogengemeinden jede Beerdigung mit hohen Beträgen eines Ordnungsamtes refinanzieren lassen - zuzüglich des späteren Grabsteins. Das ist heftig viel, wenn man bedenkt, dass laut Ausschreibung einer mir bekannten Großstadt eine ordnungsbehördliche Bestattung eines nichtjüdischen Mitbürgers für unter € 400 erfolgt. .......

So finanziert das schlechte Gewissen mancher Verwaltung einer mosaischen Gemeinde ziemlich üppig ihren Friedhof. Und vielleicht noch mehr...

Vielen Dank für Ihre sehr präzise Darstellung in dem Interview des Deutschlandfunks am 9. November 2013.

Herzliche Grüße.........

 

4.)

Sehr geehrter Herr Arntz,

........ Nun melde ich mich auf Ihr Interview zum 9. November 2013 im DLF, um Ihnen Ihre Erfahrungen zu bestätigen, die Sie hinsichtlich der Unterschiede im Verhalten zwischen Stadt und Land betreff der Juden und besonders im Novemberpogrom gemacht haben.

.... Auch in Münster standen die Protestanten im Abseits. Universitätsprofessoren gehörten selbstverständlich zu den Akademikerkreisen, besonders, wenn sie konvertiert waren.

Was Sie zum Novemberpogrom an Eindrücken formuliert haben, kann ich voll bestätigen:
- in Münster hatte man trotz der erstellten Listen ("Judenliste" 1938) bei dem Aufsuchen von Privatwohnungen keinen Überblick. Dazu brauchte man den Rabbiner, der die Wohngebiete seiner Gemeindemitglieder anzeigen sollte. Zu diesem Zweck fuhr man ihn in einem Auto der Gestapo durch die Stadt. Der Rabbiner verweigerte eine Auskunft.

- es gibt Beispiele, wo sich Pgs mitten in der Nacht oder am frühen Morgen durch Klingeln Einlass in Wohnungen verschafften, also durchaus zivilisiert, dann allerdings hinter sicheren Hausmauern ihre Verwüstungen anrichteten, so als hätten sie Angst von der Öffentlichkeit erkannt zu werden.

- christliche Zeitzeugen - bis auf wenige Ausnahmen - hatten, besonders wenn sie zur damaligen Zeit noch jung waren, Bilder vom "Hörensagen" verinnerlicht, die einer genauen Nachfrage nicht standhielten. Diejenigen, die sich mit ihren Aussagen als sehr zuverlässig erwiesen, waren mit ihren Erfahrungen nicht an die Öffentlichkeit gegangen und daher eher "Zufallszeitzeuginnen".

- Einige jüdische Zeugen haben wir in Israel, Schweden und USA aufgespürt, darunter sehr detailliert Auskünfte von Hans Kaufmann in Schweden, damals 13 Jahre alt, bekommen. Das Interview ist archiviert im LWL Landesmedienzentrum, Münster.

- Eine Überstellung in ein KZ - Sachsenhausen wäre "zuständig" gewesen - , hat es in Münster nicht gegeben. Die inhaftierten Juden blieben 8 bis 14 Tage in den örtlichen Polizei- oder Gerichtsgefängnissen. Das gilt für das gesamte Münsterland, ohne dass ich ein schriftliches Dokument zu diesem außergewöhnlichen Vorgang gefunden hätte, auch nicht in Berlin.

Damit soll es genug sein. Ich danke Ihnen sehr, dass Sie klare Worte und Meinungen formuliert haben, die ich voll unterstreichen kann.

Mit herzlichem Gruß

Gisela Möllenhoff aus Münster

16.11.2013

Stolpersteine aus der Sicht eines betroffenen Opfers: Die Antwort des jüdischen Zeitzeugen Günter Kratz

Stolpersteine

Schon oft habe ich über die Verlegung von Stolpersteinen im Kreis Euskirchen berichtet. Wenn ich einem solchen Ereignis beiwohnte, war ich sehr bewegt. Günter Demnig erinnert mit diesen Gedenktafeln an das Schicksal vieler Menschen, die in der Zeit des Nationalsozialismus ermordet, deportiert, vertrieben oder in den Suizid getrieben wurden.

Aber die Ereignisse in Blumenthal/Hellenthal sowie der Streit um „Stolpersteine“ in Rheinbach beweisen, dass es auch eine Verweigerung dieser kleinen Denkmale im Bürgersteig gibt. Die Diskussion in meinem Bekanntenkreis ergab, dass nur der Austausch von Argumenten und die stete Erinnerung und Mahnung zur Akzeptanz führen. Aber wie reagieren jüdische Zeitzeugen selber auf die Verlegung von „Stolpersteinen“?

Im Laufe diesbezüglicher E-mail-Korrespondenzen wurde ich auf einen Artikel aufmerksam gemacht, der sich mit der Auffassung eines jüdischen Zeitzeugen befasst. Der Verfasser ist der mir persönlich bekannte Dr. Nathan Warszawski aus Nideggen, dessen interessanten Online-Beiträge sehr aktuell sind.

Es handelt sich um Günther Kratz (1921-1994), über dessen Schicksal ich in meiner Dokumentation Judenverfolgung und Fluchthilfe im deutsch-belgischem Grenzgebiet auf den Seiten 500-502 berichtet habe. Auch Günter Esser aus Vettweiß erinnert an ihn auf seiner interessanten Website: „Erinnerungen an Günter Kratz“.

Zur Thematik „Stolpersteine“ findet man nun seit dem 10. Oktober 2013 folgenden Bericht von Dr. Nathan Warszawski - „aus der Sicht eines betroffenen Opfers“: 

 

Ornament

Ein äußerst lesenswerter und außergewöhnlicher Artikel aus der Eifel:

Stolpersteine aus der Sicht eines betroffenen Opfers

 

Ich hebe die entscheidenden Absätze hervor, was aber niemanden davon abhalten soll, den ganze Artikel zu lesen:

Im Jahre1990 tauchten in Kölner Zeitungen große Berichte über den Künstler Demnig auf, der in Köln sogenannte “Stolpersteine” verlegt hatte, die an die Deportation von Sinti und Roma durch die Nazis erinnern sollten. Dies weckte das Misstrauen von Günter Kratz, der hinter dieser Aktion, die er bald auf deportierte und vernichtete Juden ausgeweitet sah, ein Riesengeschäftfür den Künstler vermutete. Kratz war “außer sich” vor Zorn.

Sollte er erleben, dass vor seinem Elternhaus derartige Steine verlegt würden, er würde sie eigenhändig herausreißen. In den 30ger und 40ger Jahren sei genug auf Juden rumgetrampelt worden, da brauche man nicht Anlass geben sich erneut die Füße auf den Getöteten abzutreten, die Hunde ihr Geschäft auf diesen Steinen verrichten lassen oder die Namen anzuspucken.Geschäfte seien mit Juden genug gemacht worden, da bedürfe es nicht noch solcher medialen Aktion. Unsägliche Wut hatte ihn erfasst.
Er vertrat die Ansicht, dass Schlichtheit, die auf die Nazi-Verbrechen hinwies, allemal besser sei als Protzerei, wie er es nannte, und dies nach mehr als 40 Jahren. Er war vollauf zufrieden mit der mahnenden Inschrift auf einem Findling, der an der Ecke Schulstraße Küchengasse von der Gemeinde Vettweiß aufgestellt wurde und war dankbar dafür, dass der damalige Gemeindedirektor Linder ihn in die Vorbereitungen mit einbezogen hatte.

So wurde der Gedenkstein im Beisein von Bürgermeister, Gemeindedirektor, Vertretern des Gemeinderates, der Kirche, von Günter Kratz und seinem Glaubensbruder Erich Meier aus Düren, sowie einem Rabbiner, der der Einladung gefolgt war am 29. April 1991 eingeweiht.

Dem ist nichts hinzuzufügen.

13.11.2013

Hinweis auf zwei interessante Bücher von Manfred Backhausen

Baha´i – Religion und Grundgesetz. Überlegungen über eine Religionsgemeinschaft mit politischem Anspruch

Da sich meine regionalhistorische Homepage mit dem Raum Bonn-Köln-Aachen und besonders mit der Eifel und Voreifel befasst, habe ich auch persönlich mit Autoren zu tun, die sich mit anderen Religionsgemeinschaften im Rheinland befassen, mir aber dennoch bei der Aufarbeitung der deutsch-jüdischen Geschichte behilflich sind. Manfred Backhausen, Inhaber des Verlags MJB-Verlag & Mehr sowie mein Pulheimer Kollege, hat nun zwei Bücher herausgebracht, die soeben im Fromm-Verlag erschienen sind und auch beim Verlag MJB-Verlag & Mehr bestellt werden können.

Unter dem Titel "Baha´i – Religion und Grundgesetz. Überlegungen über eine Religionsgemeinschaft mit politischem Anspruch" (ISBN 978-3-8416-0430-9) fasst er seine Forschungsergebnisse - zum Thema religiöse Sondergemeinschaften innerhalb des Islam sowie über Gemeinschaften, die aus dem Islam hervorgegangen sind - zusammen. Zu nennen sind hier insbesondere die Aleviten und die verschiedenen Organisationen der Ahmadis.

Im Klappentext heißt es hierzu:

Nachdem der Verfasser sich in der Vergangenheit fast ausschließlich mit der spirituellen Seite der Baha´i-Religion befasst hatte, wurde seine Aufmerksamkeit mehr und mehr auf die praktische Seite dieser auch in Deutschland vertretenen Religion geführt. Daher ist der Verfasser der Frage nachgegangen ob die Prinzipien der Bah i – Religion grundgesetzkonform sind. Dabei steht Deutschland stellvertretend für andere Staaten mit gleichem oder ähnlichem Verfassungssystem. Die Untersuchung zeigt, dass es sich immer lohnt, hinter den äußeren Schein einer Religionsgemeinschaft zu schauen. Erst danach ist eine Bewertung möglich. Das gilt gerade auch für eine Gemeinschaft die aufgrund der dauernden Verfolgungen gegen sie im Iran von den meisten Menschen in Europa grundsätzlich positiv bewertet wird.

Mit dem zweiten Buch - „Der Alevismus – Bektaschismus“ (ISBN 978-3-8416-0431-6) -unternimmt Manfred Backhausen einen weiteren Versuch, die islamische Gemeinschaft der Aleviten dem deutschen Leser näher zu bringen. Gerade in einer Zeit, wo bestimmte Kräfte in der Türkei versuchen, die laizistisch geprägte Republik in einen mehr oder weniger islamischen Staat umzuwandeln, scheint es wichtig, die Aleviten als einen Gegenpol in dieser Auseinandersetzung vorzustellen:


Der Alevismus – Bektaschismus

10.11.2013

Radio-Interview im Deutschlandfunk mit Hans-Dieter Arntz:
Die „Reichskristallnacht“ in der Eifel und Voreifel

Auch im Kreis Euskirchen gedenkt man der Ereignisse vom 9./10. November 1938, die unter dem NS-Begriff „Reichskristallnacht“ schreckliche Wirklichkeit wurden. In den NEWS vom gestrigen Tage findet man eine Auflistung meiner Publikationen, die den Novemberpogrom in der Eifel und Voreifel dokumentieren. Besonders das Buch „REICHSKRISTALLNACHT“ – Der Novemberpogrom 1938 auf dem Lande  (2008) hält den Terror auf dem Lande anhand unzähliger Zeugenaussagen und Gerichtsdokumente fest.

 

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Als Buchautor zu dieser Thematik hatte ich in den letzten Tagen mehrfach die Gelegenheit, im Fernsehen und Rundfunk über die Ereignisse „auf dem Lande“ –sowie in den Altkreisen Euskirchen und Schleiden - zu berichten. Am Beispiel der Voreifel wies ich stets exemplarisch darauf hin, wie das Verhältnis der jüdischen Landbewohner nicht nur von historischen und sozialen Gegebenheiten abhängig ist, sondern auch von sehr persönlichen Aspekten. Es stellte sich nämlich heraus, dass hier der Novemberpogrom - in dörflichen Regionen wegen der persönlichen Nähe und Nachbarschaft - nach ganz besonderen Verhaltensmustern ablief...

 

Deutschlandfunk

 

Der bekannte Journalist Dr. Martin Zagatta vom Deutschlandfunk interviewte mich zu diesem Thema und befragte mich u.a. auch über die augenblicklichen Aktivitäten im Rahmen der Erinnerungskultur des Kreises Euskirchen.

Unter der Überschrift „Zur Reichspogromnacht 1938“ wurde die achtminütige Aufzeichnung am 9. November um 8.10 ausgestrahlt:
Sendung: Informationen am Morgen
Sendezeit: 09.11.2013
Autor: Zagatta, Martin
Programm: Deutschlandfunk
Länge: 08:00 Minuten

09.11.2013

„Reichskristallnacht“: Aufruf zur diesjährigen Erinnerung und Mahnung (2013)

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testAm 9. November wird es wieder in vielen Städten und Gemeinden vielfältige Beispiele deutscher Erinnerungskultur geben. 75 Jahre nach der „Reichskristallnacht“ gedenkt man überall der jüdischen Opfer, deren Besitz und Leben während der ersten groß angelegten Verfolgung durch fanatische Nationalsozialisten gefährdet oder gar vernichtet wurde. Schmerzlich wird man erneut daran erinnert, was alles während der „Reichskristallnacht“ bzw. beim Novemberpogrom oder in der Reichspogromnacht geschah. Mit Recht sollte jede Stadt oder Gemeinde daran interessiert sein, den Abscheu gegen die Verbrechen in vielfältiger Form auszudrücken.

In der Kreisstadt Euskirchen geschah dies jedoch leider zum letzten Mal am 3. November 2008 in der Comedia auf der Münstereifelerstraße. Seitdem glaubte man zumindest auf eine derartige zentrale Veranstaltung in Euskirchen verzichten zu können.

In meinem Buch „REICHSKRISTALLNACHT“ – Der Novemberpogrom 1938 auf dem Landedokumentierte ich die damaligen Ereignisse in unserer Region anhand von Gerichtsakten und Zeugenaussagen am Beispiel der Eifel und Voreifel. Für denjenigen, der sich hierfür interessiert, könnten u.a. auch folgende Links zu meinen Online-Artikeln interessant sein:

LINKS

 

„REICHSKRISTALLNACHT“ im Altkreis EUSKIRCHEN

Jüdische Vergangenheit 01

Teil 1:  Euskirchen

Teil 2: Euskirchen („Synagogenbrand-Prozess“)

Teil 3: Weilerswist und Lommersum

Teil 4: Zülpich und Sinzenich

Teil 5:  Münstereifel und Kirspenich

Teil 6:  Mechernich und Kommern

 

„Reichskristallnacht“ im Altkreis SCHLEIDEN

Jüdische Vergangenheit 02

Teil 1: Mechernich und Kommern Teil

Teil 2: Das Amt Kall

Teil 3: Gemünd, 9./10. November 1938

Teil 4: Hellenthal und Blumenthal

Teil 5: Erinnerung an die „Reichskristallnacht“ im Altkreis Schleiden

 

08.11.2013

Europapräsident Martin Schulz würdigt in Auschwitz das jüdische Ehepaar Voss aus Würselen

Ehepaar VossEs war sicher eine große Ehre für den Historiker und Autor Stefan Kahlen, dass Europapräsident Martin Schulz das Vorwort zu seinem Buch Far Away from Würselen (Hahne & Schloemer, Düren, ISBN 978-3-942513-13-5) verfasste. In meinen NEWS vom 21. März 2013 hatte ich bereits sein Werk vorgestellt, mit dem er - gemeinsam mit Iris Gedig - Wesentliches zum Gesamtthema „Zur Geschichte der Juden im deutschen Grenzgebiet“ beitrug. Exemplarisch dokumentiert und illustriert Stefan Kahlen das Leben der deutsch-jüdischen Familie Jakob (1872-1944) und Emma Voss (1875-1944) aus Würselen, das im Oktober 1944 in Auschwitz umkam.

Mehrere Nachkommen leben heute in Übersee – somit „Far Away from Würselen“. In meinen NEWS vom 31. Juli 2012 berichtete ich zum Beispiel von einem deutschen Zeitungsartikel und einem kleinen YouTube-Film, der die Bewohner unserer Region auf Fred (einst Alfred) Voss (*1920) aufmerksam machte. Auch die Aachener Nachrichten vom 13. Juli 2012 stellten damals erfreut fest, dass der ehemalige jüdische Mitbürger seit einigen Tagen der älteste Abiturient der Vereinigten Staaten ist.

Der Besuch des Europapräsidenten Martin Schulz in Auschwitz hinterließ einen bedeutungsvollen Eindruck und ist auch mit der Fotostrecke Schulz in Poland im Internet abrufbar.

 

Schulz in Auschwitz

 

Da meine regionalhistorische Homepage den Raum Bonn – Köln – Aachen beinhaltet, ist auch der Eintrag des Präsidenten in das Gedenkbuch von Auschwitz-Birkenau von Bedeutung. In abfotografierter Form wurde er mir von Herrn Kahlen und seinem Europabüro in Alsdorf (z. Hd. Herbert Hansen) mit einigen Fotos zur Verfügung gestellt:

 

Schulz Eintrag

Ich schreibe diese Zeilen in Erinnerung für alle Zeit an die Opfer, die an diesem Ort den unfaßbaren Verbrechen ausgeliefert wurden! Stellvertretend ehre ich die Eheleute Voss, ein angesehenes Ehepaar aus meiner Heimatstadt Würselen, die hier getötet wurden.

Sie sind nicht vergessen! Kein Opfer dieser Barbarei wird je vergessen, solange wir die Erinnerung bewahren! Ihnen widme ich mein ganzes politisches Handeln!
Auschwitz-Birkenau, 20. April 2013

Martin Schulz
Präsident des Europäischen Parlaments

05.11.2013

Ein Stommelner Jude im Widerstand (Dia-Vortrag am 7. November über Dr. Georg Heymann)

Georg Heymann

Ausweisfoto 1940, Palästina

Nie hatte Georg Heymann Einzelheiten aus seinem Leben erzählt. Er war stets sehr zurückhaltend und hatte am Schluss sogar kaum noch Kontakt zu seinen drei Schwestern. Selbst vor Jahrzehnten, als die jüdische Gemeinde von Stommeln erforscht wurde, war er noch nicht bereit, auf spezielle Fragen zu antworten. Buchautor Manfred Backhausen teilte mir jetzt mit, dass er damals nur von dessen Schwester Änne erfahren hatte, dass Georg zu Beginn der 1950-er Jahre Israel aufgrund seiner linksorientierten politischen Aktivitäten verlassen hatte. Nun jedoch berichtet Dorothea Heymann-Reder, eine seiner Töchter, im Rahmen eines Dia-Vortrags über seinen Einsatz als Widerstandskämpfer: Donnerstag, 7. November 2013, 19 Uhr, Papst-Johannes XXII.-Schule, Hauptstraße 1, Pulheim-Stommeln.

Georg Heymann

wurde 1905 in Stommeln geboren. Sein Geburtshaus steht bis heute am Josef-Gladbach-Platz 9. Hier wuchs er mit drei jüngeren Schwestern heran. Nach dem Abitur studierte er Jura in Köln und Berlin und promovierte. Früh schloss er sich einer kommunistischen Widerstandsgruppe gegen den aufkommenden Nationalsozialismus an. Im März 1933, unmittelbar nach dem Reichstagsbrand, wurde er von den Nazis festgenommen und sieben Wochen lang in der Brauweiler Arbeitsanstalt, in der ein frühes Konzentrationslager eingerichtet worden war, inhaftiert.

Er wollte Richter werden, aber die nationalsozialistischen Rassengesetze machten das unmöglich. Er war deshalb als Arbeitsrechtler für das jüdische Kaufhaus Tietz (heute Kaufhof) in Köln tätig. In seinem Büro druckte er Flugblätter gegen die Nazis, und in seiner Wohnung traf sich der politische Widerstand – bis er am 3. April 1936 von der Gestapo erneut verhaftet wurde, während seine Frau Alice nach Holland fliehen konnte.

In der Gestapohaft in Köln wurde Georg Heymann schwer gefoltert und verlor dadurch ein Auge. In einem Massenprozess wurde er am 24. April 1937 wegen „Anstiftung zum Hochverrat“ unter Anrechnung der einjährigen Untersuchungshaft zu drei Jahren Zuchthaus verurteilt. Nach seiner Haftentlassung am 24. April 1939 gelang ihm die Flucht nach Holland, von dort nach England und schließlich nach Palästina, wo er sich der Royal Air Force anschloss. Nach dem Kriege lebte er fünfzehn Jahre lang in Jerusalem und war im israelischen Innenministerium tätig. Er litt unter dem beginnenden Nahost-Konflikt und sympathisierte offen mit den Palästinensern. Wie immer in seinem Leben stand er auf der Seite der Armen und Verfolgten. Sein Lieblingsplatz war der zwischen den Stühlen. Um 1960 kehrte Heymann nach Deutschland zurück und gründete mit einer nichtjüdischen Deutschen in Brühl eine Familie.

Anfangs schrieb er Reportagen für die Deutsche Welle und arbeitete dann nach seiner Rehabilitierung als Richter am Kölner Landgericht. Zur Ruhe kam er nie. Bis zuletzt verfolgte ihn die Angst vor Verfolgung, ständig wollte er irgendwohin auswandern. Dennoch blieb er vor allem eines: Rheinländer. Dass er Jude war, erfuhren seine beiden Töchter erst spät.

Georg Heymann war einer derjenigen, die aufgestanden sind und dem NS-Terror die Stirn geboten haben, ohne Rücksicht auf ihr eigenes Leben. Das erforderte Mut, Überzeugung und Unbeugsamkeit. Und deshalb gebührt ihm ein Platz im kollektiven Gedächtnis.

02.11.2013

„Der letzte Judenälteste von Bergen-Belsen“: Buchvorstellung in der Gedenkstätte Bergen-Belsen (in: Berger Kurier vom 20. Oktober 2013)

 

Berger Kurier

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29.10.2013

Leopold RuhrMehrere jüdische Emigranten aus der Eifel und Voreifel fanden in den 1930-er Jahren ihre neue Heimat in Peru, auch der Protagonist dieses kleinen Online-Artikels, Dr. Leopold Ruhr (1883-1950) aus Groß-Vernich (Weilerswist). Er hatte im Frühjahr 1941 einen Brief in das deutsche Rheinland geschickt, genauer gesagt in die Kreisstadt Euskirchen.

Letzte Woche erhielt ich von einem postal historian in England einen Briefumschlag, den er auf einer Briefmarkenbörse erworben hatte. Seit Jahren interessieren ihn besondere Aspekte der deutschen Philatelie: Postleitzahlen aus 1944/45, Landpost, Feldpost der beiden Weltkriege, aber vor allem Zensurbelege und neuerdings Briefe sowie Postkarten an und von Juden, die während der NS-Zeit noch im Deutschen Reich sesshaft waren.

Er hatte also den abgebildeten Umschlag auf einer Briefmarken-Börse erworben, weil ihm als Philatelisten noch ein frankiertes Exemplar von Peru in das kriegführende Deutsche Reich fehlte. Zu seiner Sammlung gehören bereits Umschläge mit abgestempelten Briefmarken aus Brasilien, Argentinien, Chile usw., aber nicht aus Peru. Dass es sich nun um eine jüdische Korrespondenz handelte, die im direkten Bezug zur Voreifel steht, war beim Kauf nicht wesentlich und vorerst uninteressant. Es steckte kein Brief mehr im Umschlag, was für den Briefmarkensammler in der Regel auch unwesentlich ist. Auf jeden Fall passen Personen, Vorgang und Sachverhalt zum Inhalt meiner regionalhistorischen Homepage.

 

Briefumschlag 01   Briefumschlag 0

 

Die frankierte Vorderseite des Umschlags wies als potenziellen Empfänger „Señorita Johanna Wolff, Euskirchen (Rheinland), Oststraße 22, Bezirk Köln, Alemania“ aus. Umseitig war der „Remitente“, also der Absender, ausgewiesen: Leopold Ruhr, Hacienda „La Granja“, Anco, via Mejorada, Departamento de Huancavelica, Peru, America del Sud.

Tatsache ist, dass das Schreiben vom Juni 1941 durch das Oberkommando der Wehrmacht geöffnet und zensiert wurde. Weiterhin ist erkennbar, dass er „Señorita Johanna Wolff“ tatsächlich erreichte und nicht nach Peru zurückgeschickt wurde, denn sonst wäre dies klar durch einen oder mehrere Handstempel bewiesen. Registriert wurde der Vorgang auf der Vorderseite des Umschlags unter dem Aktenzeichen: 3065 – 1425 – 1990b/2 ...

... Der o.a. Briefschreiber Dr. Leopold Ruhr und seine Frau vegetierten noch bis zum 6. März 1939 im Keller ihres zerstörten Hauses in Groß-Vernich, Trierer Straße 174, dahin, ehe sie dann für die nächsten Monate einen Unterschlupf im Hause der jüdischen Verwandten Heilberg in der benachbarten Kreisstadt Euskirchen, Oststraße 22, fanden. Am 12. Oktober 1939 konnten sie dann endlich ihre Auswanderung zu den Kindern nach Lima in Peru verwirklichen. Das Ehepaar fand in Huancavelica eine neue Heimat – in den zentralperuanischen Anden. Dort kaufte der Tierarzt inmitten der massiven Bergwelt eine kleine Farm, die er mit dem jüngeren Sohn Werner mühsam bewirtschaftete. Von hier aus wurde im Frühjahr 1941 besagter Brief an „Señorita Johanna Wolff“ geschickt ...

... Señorita Johanna Wolff war im Augenblick - innerhalb der sich allmählich auflösenden jüdischen Gemeinde von Euskirchen - als Einzelperson in der Oststraße 22 nicht direkt erreichbar, aber der Brief aus Peru wurde irgendwo dort im Hause abgegeben. Wenn die damaligen Bewohner den Briefträger über eine Nachsendeanschrift benachrichtigt hätten, dann hätte dieser die originelle Anschrift vorschriftsmäßig auf der Vorderseite durchstreichen und die neue an ihrer Stelle erkennbar korrigieren müssen ...

Der vollständige Artikel kann unter folgendem Link abgerufen werden:

25.10.2013

Ein Film von Peter Haas und Silvia Holzinger: „Auf der Suche nach dem letzten Juden in meiner Familie“

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Eine deutsche Familie beginnt – aus einem ganz besonderen Grund - offen über ihre Herkunft nachzudenken und gelangt zu verblüffenden Einsichten. Das hat etwas mit dem Holocaust zu tun und mit einer bisher verdrängten Familientragödie. Dies führt zu nicht alltäglichen Erkenntnissen, ohne erneut die Einteilung in Opfer und Täter zu strapazieren. Und das hat seinen ganz besonderen Grund. Gerne nimmt sich meine regionalhistorische Homepage dieses Themas an:

Im Sommer 2009 begann Peter Haas mit seiner Partnerin Silvia Holzinger, systematisch in Archiven nach seinem Großvater zu forschen. Es war fast nichts bekannt, auch nicht, dass der Großvater vier Geschwister hatte. Schon als Kind hatte sich der Filmemacher mit seinem jüdischen Großvater identifiziert, und nun ergab sich im Rahmen des Filmprojekts die Möglichkeit, auch seine Cousins und Cousinen kennenzulernen und wiederzufinden.
Aber das Résumé der engagierten Filmemacher lautet:

„Die Bruchlinien zwischen jüdischer und deutscher Identität sind schwer zugänglich. Geht es um das Tabu, dann kann man nicht `zur Sache selbst´ kommen. Man kann nur die Tabuzone umkreisen“.

testDer 66-minütige Film, der am 10. November seine Uraufführung in Trier hat und dann im Rahmen einer Filmtour vielfach zu sehen sein wird, rückt eine bisher vernachlässigte Problematik in den Vordergrund, nämlich die traumatische „Verarbeitung“ des Holocaust im engen Kreis der Familie und der Generationen. Die Website zum Filmprojekt und auch der dort beigefügte Trailer begründen die persönliche Erfahrung. Der Berliner Peter Haas, mit dem ich seit Juni 2009 in Kontakt stehe, fasst abschließend zusammen:

Dass mein Großvater 1942 in Buchenwald ermordet wurde, erfuhr ich als Kind, jedoch nicht von meinem Vater, der meistens schwieg und der sich bis heute an fast nichts erinnern kann. In meiner Familie gab es keine Familienfeste, keine Goldene Hochzeit, keine Einladung zum 80. Geburtstag.

Mich hat der jüdische Großvater nie wieder in Ruhe gelassen, und so habe ich mich auf die Suche gemacht, nach dem letzten Juden in meiner Familie. In Archiven haben meine Partnerin und ich sein Leben vor 1933 rekonstruiert; dieses Leben hat uns mehr als sein Tod angezogen.

Ich wollte, dass meine Cousinen und Cousins diesen Großvater anders kennenlernen und habe versucht, ihn in unsere Familie zurückzuholen. Dafür habe ich meine Generation - wir alle sind zwischen 40 und 50 - aufgesucht und vor die Kamera gebeten, zehn verstreut lebende Enkel.

Der dabei entstandene Film dokumentiert scheinbar unvereinbare Positionen, die das Monströse erahnen lassen, welches bis heute auf uns wirkt. Erzählt wird keine lineare Geschichte, der Film porträtiert seine Protagonisten weitgehend unkommentiert, indem er ihren Widerstand, die Widersprüche, ihre Einfälle wie ihre Vorstöße zulässt.

Institutionen, die auch noch an einer Vorführung interessiert sind, wenden sich an: mailbox@ilmarefilm.org

21.10.2013

 

Celler Presse

 

testBERGEN-BELSEN. In Anwesenheit von Dr. Thomas Rahe, dem wissenschaftlichen und stellvertretenden Leiter der Gedenkstätte Bergen-Belsen, überreichte der aus dem Rheinland angereiste Autor Hans-Dieter Arntz dem Bürgermeister der Stadt Bergen, Rainer Prokop, sein umfangreiches Werk „Der letzte Judenälteste von Bergen-Belsen“. Es erschien im letzten Jahr und wurde sofort von Außenminister Dr. Guido Westerwelle und den Medien als Fachliteratur gewürdigt. Was lag also näher, als das Buch nun auch in Bergen-Belsen offiziell vorzustellen ...

... Hans-Dieter Arntz aus Euskirchen stellte vor einigen Tagen in dieser niedersächsischen Gedenkstätte seine 710 Seiten starke Dokumentation vor, die eigentlich als Biografie von Josef Weiss (1893-1976) zu verstehen ist, der zu den bisher unbesungenen Helden dieser Zeit gehörte ...

... Insofern ist die vorliegende Dokumentation nicht nur eine Biografie über den aus dem Rheinland stammenden Josef Weiss, sondern auch der exemplarische Beginn einer bisher in Deutschland kaum angelaufenen Forschung. Die Reputation der „Judenältesten“ ist bis heute durch viele Vorwürfe schwer belastet ...

Buchvorstellung Bergen-Belsen ... Hans-Dieter Arntz erwähnte, dass ihm einst der Vater von Anne Frank persönlich sagte, dass er durch Josef Weiss, der 1944/45 auch Leiter der „inneren Lagerleitung“ und Registratur des Lagers Bergen-Belsen war, vorzeitig über den Tod seiner Tochter Anne informiert worden sei. Erst Monate später wurde dies vom Roten Kreuz offiziell bestätigt ...

... Daher lautet der Untertitel der Biografie: „Josef Weiss – würdig in einer unwürdigen Umgebung.“ Der Historiker Hans-Dieter Arntz hat 5 Jahre lang an seinem umfangreichen Werk gearbeitet.

Das Buch „Der letzte Judenälteste von Bergen-Belsen“ von Hans-Dieter Arntz ist zurzeit im Gespräch, da erstmals eine „positive" Biografie eines Judenältesten vorgelegt werden konnte. Vor einigen Monaten wurde diese auch im Zusammenhang mit dem Film von Claude Lanzmann – „Der Letzte der Ungerechten“ - bei den Filmfestspielen in Cannes diskutiert. Der berühmte französische Produzent hatte nämlich hier einen ausgezeichneten Dokumentarfilm über den letzten Judenältesten von Theresienstadt vorführen lassen, dessen Reputation nicht so makellos war.

Bürgermeister Rainer Prokop, der auch in entsprechenden Gremien mit der Gedenkstätte Bergen-Belsen zu tun hat, bedankte sich für die persönliche Anwesenheit des Autors und das Buch, das er künftig auch den Bürgern zur Verfügung stellen möchte.

Hans-Dieter Arntz: Der letzte Judenälteste von Bergen-Belsen. Josef Weiss – würdig in einer unwürdigen Umgebung. Helios Verlag, Aachen 2012, 710 Seiten mit 100 Fotos. ISBN 978-3-86933-082-2.

Der vollständige Zeitungsartikel der Celler Presse vom 11. Oktober 2013 kann unter folgendem Link abgerufen werden:

17.10.2013

Das goldene Jubelpaar jüdischen Glaubens, Meyer und Henriette Herz, hätte sich im Sommer 1886 niemals vorstellen können, dass man ein halbes Jahrhundert später nicht mehr eine vom gesamten Dorf organisierte Feier zu ihren Ehren gestaltet hätte. Auch für die Tochter Caroline Herz (*15.03.1837 in Schweinheim, † 30.05.1932 in Euskirchen)wäre es undenkbar gewesen, dass sich auch ihr kleines Dörfchen Schweinheim politisch verändern würde. Sie starb hoch betagt vor der sogenannten „Machtergreifung“. Aber im Juli 1886 war alles noch anders ....

 

Zur goldenen Hochzeit   Fruchtpreise

 

.... Ja, wie „normal“ und beinahe spießbürgerlich klingt das Gedicht, das die Kinder von Meyer und Henriette Herz zur Goldenen Hochzeit ihrer Eltern in der „Euskirchener Zeitung“ vom 10. Juli 1886 veröffentlichen ließen. Und ausgesprochen brav und romantisch klingt dann der eine Woche später eingesandte Bericht eines damals Anwesenden, der die „seltene Rüstigkeit des Jubelpaares“ hervorhob, die „nicht vielen Sterblichen vergönnt ist“. Der Gast resümiert: „Selten hat unser Dorf ein solches Fest gesehen.“ .......

..... Und sollte jetzt wirklich jemand fragen, warum ich über so etwas schreibe, denn derartige Feiern gab es doch immer; das war doch „normal“. Dann würde ich antworten: Das wollte ich doch hiermit sagen!

Der vollständige Artikel kann unter folgendem Link abgerufen werden:

14.10.2013

Neues vom Stadtmuseum Düren

Spuren Titel

Auch als pdf-Datei kann man das Dürener Geschichtsmagazin „Spuren“ finden, das mir dankenswerterweise wieder mein Kollege Peter Hahne, Vorsitzender des Trägervereins des Dürener Stadtmuseums, zukommen ließ. Die jeweilige Print-Ausgabe gehört inzwischen zu den wichtigen Informationsquellen regionalhistorisch interessierter Leser. Erneut weise ich auf folgende Düren-spezifische Keywords und Links für die Erforschung des Judentums und des Nationalsozialismus hin:

Dokumentation
Stelen
Stolpersteine
Zwangsarbeit
DATENBANK
Jüdische Mitbürgerinnen
und Mitbürger
im Kreis Düren

Zeitreise
Düren und der 16.11.1944
Düren und der 8.5.1945

Das Dürener Stadtmuseum, Arnoldsweilerstr. 38, 52351 Düren, das jeden Sonntag von 11 bis 17 Uhr geöffnet ist und zudem dienstags ab 18 Uhr zu einem „Offenen Treff“ einlädt, ist jetzt auch bei Facebook vertreten und ruft zur Mitarbeit auf.
Zusammenfassend lässt sich konstatieren, dass das im Jahre 2009 eröffnete Dürener Stadtmuseum, das von der Dürener Geschichtswerkstatt initiiert wurde, inzwischen eine große Resonanz verzeichnet und somit die Initiative bestätigt, neben dem Leopold-Hoesch-Museum, dem Papiermuseum Düren, dem Dürener Karnevalsmuseum, dem Portable Art Museum und dem Feuerwehrmuseum (Lendersdorf) ein Museum zur Stadtgeschichte einzurichten. Ein Besuch wird empfohlen.

11.10.2013

Buchvorstellung in Bergen-Belsen (von mediakustik, Brühl)

Die Gedenkstätte Bergen-Belsen in der südlichen Lüneburger Heide ist seit 1945 ein internationaler Erinnerungsort, da besonders dieses Konzentrationslager zu einem Synonym für Terror, Gräuel und verhungerte Menschen in der Zeit der NS-Diktatur wurde. Zwischen 1941 und 1945 kamen hier mehr als 70.000 Menschen um. Die seit 2007 bestehende Dauerausstellung des Dokumentationszentrums präsentiert die vielschichtige Geschichte, besonders die Endphase 1944/45, von der das Buch Der letzte Judenälteste von Bergen-Belsen handelt.

Der Autor, Hans-Dieter Arntz aus Euskirchen, stellte vor einigen Tagen in dieser niedersächsischen Gedenkstätte seine 710 Seiten starke Dokumentation vor, die eigentlich als Biografie von Josef Weiss zu verstehen ist, der zu den bisher unbesungenen Helden dieser Zeit gehörte. Daher lautet der Untertitel: „Josef Weiss – würdig in einer unwürdigen Umgebung.“ Bereits das sehr detaillierte Inhaltsverzeichnis gibt einen Überblick über die Ergebnisse der 5-jährigen Forschungsarbeit.

 

Murmelstein

Im Buchladen der Gedenkstätte Bergen-Belsen (Foto: mediakustik, Brühl)

Buchvorstellung Bergen-Belsen

Dr. Thomas Rahe (l.), Autor Hans-Dieter Arntz (m.), Bürgermeister Rainer Prokop (r.) (Foto: mediakustik, Brühl)

 

In Anwesenheit von Dr. Thomas Rahe, dem wissenschaftlichen und stellvertretenden Leiter Gedenkstätte, übergab der aus dem Rheinland angereiste Autor dem Bürgermeister der Stadt Bergen, Rainer Prokop, sein Werk, das schon im letzten Jahr von Außenminister Dr. Guido Westerwelle offiziell gewürdigt wurde. Letztendlich machte am 16. Mai 2013 die 15-minütige Radiosendung „Zeitzeichen“ das Buch „Der letzte Judenälteste von Bergen-Belsen. Josef Weiss – würdig in einer unwürdigen Umgebung“ als Fachliteratur bekannt.

Arntz konnte den Anwesenden klar machen, dass in der Befehlskette des deutschen NS-Terrors ein „Judenältester“ ein Funktionshäftling war, der als exponierte Persönlichkeit einerseits williger Befehlsempfänger, aber andererseits auch Repräsentant eines „Judenrates“ und Helfer der unzähligen, für den Holocaust vorgesehenen jüdischen Opfer sein konnte. Aus dieser Problematik heraus entstand ein Balanceakt, der nie ganz frei vom Vorwurf der Kollaboration und Korruption war. Dass in einem solchen Inferno Josef Weiss, ein Jude aus der Voreifel, zum Vorbild und zur Hoffnung vieler gequälter Menschen werden konnte und als „letzter Judenältester“ schließlich zur charismatischen Persönlichkeit wurde, widerspricht der grundsätzlichen Diskriminierung aller Funktionshäftlinge. Das vorgelegte Material ergibt weiterhin einen eindringlichen Überblick über die eigentlich unbeschreibbaren Verbrechen im Konzentrationslager Bergen-Belsen (1944/45).

Das Buch von Hans-Dieter Arntz ist zurzeit im Gespräch, da erstmals eine "positive" Biografie eines Judenältesten vorgelegt werden konnte, die seit einigen Monaten auch im Zusammenhang mit dem Film von Claude LanzmannDer Letzte der Ungerechten - in Cannes diskutiert wird. Vgl. hierzu die eigene Darstellung des Autors.

 

06.10.2013

„Erinnerungs-Wanderwege zum Judentum“ in der Eifel und Voreifel

WandervereinDass die Eifel ein ideales Wandergebiet ist, beweist das 125-jährige Bestehen des Eifelvereins, der mit ca. 30.000 Mitgliedern einer der größten Wandervereine in Deutschland ist. Laut § 3, Ziffer 1 der Satzung fühlt er sich aber nicht nur dem geselligen Erwandern der großflächigen Eifel verpflichtet, sondern auch in besonderer Weise der „Pflege des heimischen Brauchtums, dem Denkmalschutz und der Denkmalpflege“.

Die Eifel ist als Teil des Rheinischen Schiefergebirges ein bis zu etwa 750 Meter über dem Meeresspiegel hohes, grenzüberschreitendes Mittelgebirge in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen, damit in Deutschland, und zudem im Osten Belgiens und Luxemburgs. So gibt es regional verschiedene Schwerpunkte von Aktivitäten und Forschungsgebiete, über die demnächst mal an anderer Stelle zu berichten sein soll. Dennoch weise ich schon jetzt einmal auf ein spezielles Foto hin, dass die jüdischen Mitglieder des Eifelvereins Euskirchen (1926) zeigt und somit als Beispiel für Integration gelten kann. Ich hatte es auch schon im Eifeljahrbuch 2013 (S.149) publiziert, wo ich mich zum Thema Jüdisches im Eifeler Dialekt äußerte.

Kulturelles ErbeSeit April 2013 ist ein kleiner Arbeitskreis in Flamersheim unter Leitung von Rolf New damit befasst, ein Konzept für „Erinnerungs-Wanderwege zum Judentum“ zu erstellen. Losgelöst vom organisierten Vereinsleben will man vorerst die meist außerhalb der Voreifeler Ortschaft liegenden jüdischen Friedhöfe – u.a. Kall, Mechernich, Kommern, Bad Münstereifel, Arloff-Kirspenich, Flamersheim und Kirchheim – „erwandern“ und sich dann mit der Kultur und Religion, aber auch mit den Epitaphen und der verstorbenen jüdischen Bevölkerung befassen. Dass aber der historische Aspekt offenbar von besonderem Interesse ist, bewies schon im April der Euskirchener Stadtrundgang gegen Rassismus und Neofaschismus, den ich zu führen die Ehre hatte.

Am 27. September 2013 berichtete nun die Journalistin Gudrun Klinkhammer (Kölner Stadt-Anzeiger) unter der Überschrift „Kulturelles Erbe wird greifbar“ von einer „Archäologietour Nordeifel“, die u.a. auch den jüdischen Friedhof von Gemünd als „Station“ sieht. Der Euskirchener Wochenspiegel ergänzte am 2. Oktober, dass man schon vorher ganz bewusst diesen jüdischen Friedhof ausgewählt hatte, um das gesamte, mehrstufige Programm dieses „Wanderweges“ der Öffentlichkeit vorzustellen.

01.10.2013

Otto-Pankok-Stiftung dankt Hans-Dieter Arntz für seine Forschungen

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Die vorliegende regionalhistorische Homepage kann Auskunft über mein Bemühen geben, den im 3. Reich verfemten Künstler Otto Pankok in der Eifel und Voreifel bekannt zu machen. Hier wussten nur ganz wenige Menschen, dass er im Dritten Reich eine Jüdin und andere Verfolgte vor der Gestapo und dem sicheren Tod gerettet hatte. Erstmals berichtete ich im Jahre 1990 hierüber in meiner umfangreichen Dokumentation Judenverfolgung und Fluchthilfe im deutsch-belgischem Grenzgebiet. Vgl. dort die Seiten 706 bis 716.

Zusammenfassende Ergebnisse publizierte ich dann in dem Bericht Der Maler Otto Pankok als Lebensretter im Dritten Reich – Ein Beitrag zur Judenverfolgung in der Eifel und in der Eröffnungsrede anlässlich der Pankok-Ausstellung in Bad Neuenahr-Ahrweiler im Jahre 2012. Der verdienstvolle Kunstkenner Günter Goebbels aus Langenfeld stellte zusätzlich im September 2013 den gesamten historischen Zusammenhang der erwähnten Rettungsaktion dar und überließ meiner Homepage seinen Bericht Hilde und Mathias Barz auf der Flucht vor der Gestapo.

testDass das Ehepaar Pankok – gemeinsam mit dem katholischen Geistlichen Joseph Emonds aus Kirchheim – am 4. August 2013 von Yad Vashem posthum als Gerechte unter den Völkern anerkannt wurden, wurde auch von RP Online am 21. August mitgeteilt:

Tel Aviv (RP). Israel ehrt den Künstler Otto Pankok, seine Ehefrau Hulda Pankok und den katholischen Priester Joseph Emonds mit dem Titel "Gerechte unter den Völkern". Sie hatten in der Nazi-Zeit eine Jüdin in Pesch bei Bad Münstereifel versteckt und vor der Ermordung gerettet. Wie ein Sprecher in Berlin mitteilte, plant die Botschaft einen Festakt, auf dem Angehörigen der Geehrten Medaille und Urkunde überreicht werden sollen.

Ich fühlte mich sehr geehrt, dass ich schon 2 Tage vorher von der Otto-Pankok-Stiftung folgendes Schreiben erhielt:

Sehr geehrter Herr Arntz,

in Namen der Familie und der Otto-Pankok-Stiftung muss ich mich für Ihre Arbeiten und Forschungen bedanken. Diese waren - gemeinsam mit den Arbeiten von Herrn Goebbels - wesentliche Grundlage für die Anerkennung von Hulda und Otto Pankok als Gerechte unter den Völkern...

Hochachtungsvoll

Felix Pankok

Seit der Mitteilung von Yad Vashem in Jerusalem interessiert man sich wieder für das „verwunschene Pankok-Haus“ in Pesch, wo das gerettete Ehepaar Barz vorerst Unterschlupf gefunden hatte, ehe es von Dechant Emonds in Kirchheim aufgenommen wurde. Anlässlich eines Interviews mit der Journalistin Dr. Monika Willer von der Kulturredaktion der Zeitung Westfalenpost wurde bei einer Ortsbegehung deutlich, dass das inzwischen verfallene Haus am Waldrand, - „da, wo sich die Füchse Gute Nacht sagen“ (laut Pankok) -, zurzeit restauriert wird.

 

Murmelstein   Todesanzeige Jupp Weiss
26.09.2013

Vor wenigen Tagen drehte ein Fernsehteam des WDR einen kleinen Film über die posthume Ehrung des Lebensretters Joseph Emonds aus der katholischen Pfarrei Kirchheim. Neben Interviews mit Zeitzeugen und meiner Wenigkeit gab es auch Aufnahmen im alten Pfarrhaus und unter dem Dach, dem eigentlichen Versteck der in einer „privilegierten Mischehe“ lebenden Hilde und Mathias Barz.

 

 


Ein knapp 4-minütiger Film informierte am 18. September über die posthume Ehrung des früheren Dechanten des Kirchenkreises Münstereifel, der in der Zeit des NS-Terrors und Holocaust auf seinem Dachboden auch das Ehepaar Barz versteckt hatte und vor dem Zugriff der Gestapo rettete. Damit setzte er nachweislich sein eigenes Leben aufs Spiel. Dafür bekommt er jetzt von der Gedenkstätte Yad Vashem in Jerusalem den Ehrentitel "Gerechter unter den Völkern", worüber ich auf meiner regionalhistorischen Homepage mehrfach berichtet habe. Schon vor Jahrzehnten (1982) hatte ich in größeren Zeitungsartikel auf die Verdienste des in Erkelenz geborenen Lebensretters hingewiesen.

Folgende Artikel stellen die historischen Hintergründe dar:

 

link

Hilde und Mathias Barz auf der Flucht vor der Gestapo. (Ein aktueller Beitrag von Günter Goebbels aus Langenfeld)

link

Euskirchener Wochenspiegel LIVE ONLINE vom 4. September 2013: Aufrechte Menschen in dunkler Zeit

link

Dechant Joseph Emonds, Widerstandskämpfer und Fluchthelfer der Juden

link

Erneute Würdigung des NS-Gegners Joseph Emonds durch Vortrag in Erkelenz (April 2012)

link

Schon vor 31 Jahren machte man die Erkelenzer und Euskirchener auf ihren ehemaligen Mitbürger Joseph Emonds, der vielen Menschen das Leben rettete, aufmerksam (Ein Rückblick auf das Jahr 1982)

link

Der Maler Otto Pankok als Lebensretter im Dritten Reich – Ein Beitrag zur Judenverfolgung in der Eifel

 

Die Fotoserie dokumentiert den Verlauf des WDR-Filmes, in dem als Zeitzeugen auch das Ehepaar H. Jonas und Frau Stefanie Schmitz zu Wort kamen.

 

 

Die vollständige Fotoserie ist unter folgendem Link zu sehen:

24.09.2013

Hinweis auf meinen Weiss-Vortrag in Bergen-Belsen

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Sonntag, 24. November 2013, 11 Uhr

Der letzte Judenälteste im Konzentrationslager Bergen-Belsen.
Die Lebensgeschichte von Josef Weiss

Vortrag mit Bildpräsentation von Hans-Dieter Arntz
Ort: Gedenkstätte Bergen-Belsen, Filmraum

testDer 1893 in der Eifel geborene Josef Weiss gehört zu den bedeutendsten Akteuren unter den jüdischen Häftlingen im KZ Bergen-Belsen. Im Januar 1944 wurde er mit seiner Familie in das Austauschlager Bergen-Belsen transportiert. Hier war er zunächst Stellvertreter des „Judenältesten“, ab Dezember 1944 dann „Judenältester“. In dieser Funktion konnte er die Not vieler Mithäftlinge lindern. Zahlreiche Überlebende schildern ihn als herausragende Persönlichkeit des Lagers.

Hans-Dieter Arntz hat 2012 eine Biographie zu Josef Weiss veröffentlicht. In seinem Vortrag skizziert er anhand von Bildquellen die Lebensgeschichte von Weiss vor dem Hintergrund ihrer zeitgeschichtlichen Bezüge.

22.09.2013

Hinweis des Webmasters:
Die vorliegende regionalhistorische Homepage befasste sich in den letzten Wochen verstärkt mit dem Maler und Künstler Otto Pankok (1893-1966) und dem katholischen Geistlichen Joseph Emonds (1898-1975), die 1944/45 das Leben der Jüdin Brunhilde Barz geb. Stein gerettet hatten und deshalb posthum von Yad Vashem mit der Auszeichnung Gerechter unter den Völkern gewürdigt wurden. Der Antrag bei Yad Vashem für das Ehepaar Pankok geht auf Felix Pankok zurück, der bei der Redaktion Nordmagazin beim NDR Landesfunkhaus Schwerin tätig ist und familienbezogene Unterlagen zur Verfügung stellte. Letztendlich ist die Ehrung von Joseph Emonds dem Kunstkenner Günter Goebbels zu verdanken und auch die wichtige Untersuchung „Hilde und Mathias Barz auf der Flucht vor der Gestapo“ geht auf ihn zurück. Dankenswerterweise überließ er mir das aktualisierte Manuskript zur Veröffentlichung auf dieser Website:

 

Hilde und Mathias Barz auf der Flucht vor der Gestapo

 (Ein aktueller Beitrag von Günter Goebbels aus Langenfeld)

 

 

Der vollständige Artikel von Günter Goebbels kann unter folgendem Link abgerufen werden:

16.09.2013

Ev. Kirchengemeinde Flamersheim erinnert an Weiss-Gedächtnisfeiern vom 16. Mai (In: Magazin „Impulse“ v. August/ September 2013, Ausgabe 04, Seite 12)

 

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12.09.2013

12. September 1976: Vor 37 Jahren starb Josef Weiss, der letzte Judenälteste von Bergen-Belsen

Am 16. Mai 1893 wurde Josef Weiss in Flamersheim geboren. Das war vor 120 Jahren und wurde in seinem Geburtsort würdevoll gefeiert. Vgl.

 

link

Erinnerung an die posthume Ehrung von Josef Weiss aus Flamersheim am 16. Mai 2013 –
1. Teil: Die neue „Jupp-Weiss-Straße“ (Bericht und Fotos)

link

Erinnerung an die posthume Ehrung von Josef Weiss aus Flamersheim am 16. Mai 2013 –
2. Teil: Die neue „Jupp-Weiss-Straße“ (Bericht und Fotos)

link

Erinnerung an die posthume Ehrung von Josef Weiss aus Flamersheim am 16. Mai 2013 –
3. Teil: Eine Gedenktafel am Geburtshaus in Flamersheim (Bericht und Fotos)

 

Am 12. September 1976 –also heute vor 37 Jahren – starb der letzte Judenälteste von Bergen-Belsen, den ich im letzten Jahre in einer 710 Seiten starken Biografie würdigen wollte. Unter der Überschrift „In Memoriam: Josef (Jupp) Weiss - The Elder of Bergen-Belsen“ publizierte die Jerusalem Post einige Tage später einen respektvollen Nachruf, der übersetzt etwa folgendermaßen lautet:

 

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Auf den Tag genau war er vor 28 Jahren vorher in seinem erträumten Erez Israel angelangt. Die Todesanzeige besagt, dass Josef („Jupp“) Weiss seine letzte Ruhe in Jerusalem auf dem Friedhof Kiriat Shaul fand. Während auf manchem Epitaph ein lobender Nachruf und weitere ausführliche Hinweise zu finden sind, verzichtete man auf Wunsch des Verstorbenen darauf. Schlicht und bescheiden heißt es da nur: „Hier ruht Joseph Joshua Weisz. Sohn des Gottseligen Aaron. Geboren in Flamersheim, Deutschland, 16. Mai 1893. Gestorben am 12. September 1976.“

 

Murmelstein   Todesanzeige Jupp Weiss
09.09.2013

Erkelenzer Erinnerung an den Terror der NS-Diktatur (9. Gedenkstelle)

 

Den Mitgliedern einer Arbeitsgruppe und der Gesamtkoordination des Heimatvereins der Erkelenzer Lande e.V. ist es zu verdanken, dass es zu der beachtenswerten Route gegen das Vergessen kam. Zwölf Bronzetafeln erinnern an das Schicksal der Juden und an den Terror der NS-Diktatur in der Region und warnen vor einer Wiederholung des Terrors. Bürgermeister Peter Jansen erklärte eindringlich: „Die Route gegen das Vergessen soll eine Mahnung an alle Menschen sein, wachsam zu bleiben, und den Aufruf beinhalten: 'Wehrtet den Anfängen!'“

In einer 60seitigen Broschüre, die mir der Erkelenzer Heimatforscher Hubert Rütten zustellte, wird die Route erklärt. Sie soll eine „Bewusstseinsschärfung im näheren, täglich erlebten Umfeld erzeugen und ist von den Initiatoren des Projekts als `Gedächtnisstütze´ gedacht“. Gerne weist meine regionalhistorische Homepage erneut auf das beispielhafte Konzept hin:

Station 1: Alter Friedhof, Brückstraße („Zur Arbeit gezwungen“)

Station 2: Ehemalige Synagoge, Patersgasse („Fast immer unterdrückt“)

Station 3: Jüdischer Friedhof, Neusser Straße („Erinnerung an die Toten“)

Station 4: Ehemalige Synagoge Schwanenberg, Lindchesweg („Die erste Gemeinde“)

Station 5: Gedenkstein Hetzerath, Hatzurodestraße („Leid und Deportation“)

testStation 6: Feuerwehrmuseum Lövenich, Hauptstraße („Von der Spritze zum Gewehr“)

Station 7: Johannismarkt („Vereine unterm Hakenkreuz“)

Station 8: Haus Spieß, Franziskanerplatz („Das Ende der Demokratie“)

Station 9: Ehemaliges Gymnasium, Südpromenade („Ideologie statt Bildung“)

Station10: Ehemaliges Verlagshaus, Brückstraße („Freie Medien unter Druck“)

Station11: Evangelische Kirche, Martin-Luther-Platz („Kritische Kirche“)

Station 12: Altes Rathaus, Markt („Mut zum Widerstand“)

Zwölf in den Jahren 2008 bis 2010 im Stadtgebiet angebrachte Bronzetafeln im Erkelenzer Stadtgebiet erinnern an die Diktatur im Dritten Reich und warnen vor diesbezüglichen Anfängen. Die 9. Station macht die Beeinflussung durch den Schulunterricht im Dritten Reich deutlich. Die nationalsozialistische Pädagogik bereitete die Judenverfolgung, Gleichschaltung, aber auch den nur gelegentlich nachweisbaren Widerstand vor. Das Projekt sollte vielen Gemeinden und Städten als Vorbild dienen!

Neun Stationen liegen in der Kernstadt von Erkelenz, so dass sie auch zu Fuß erreicht werden können. Eine 60-seitige Broschüre des Heimatvereins der Erkelenzer Lande enthält wichtige Informationen und kann beim Stadtarchiv (Johannismarkt 17, Telefon 02431 85208) abgeholt werden. In der Patersgasse, wo die frühere Synagoge stand, berichten gleich drei Tafeln von diesem jüdischen Gotteshaus. In diesem Zusammenhang soll auch auf den geplanten Joseph-Emonds-Hof hingewiesen werden, der an den in Erkelenz-Terheeg geborenen und in Kirchheim berühmt gewordenen Geistlichen erinnern wird, der vielen Verfolgten und mehreren Juden das Leben gerettet hat. Anfang August wurde Dechant Emonds posthum als Gerechter unter den Völkern gewürdigt. Auch meine regionalhistorische Homepage berichtete mehrfach über den katholischen Geistlichen und Lebensretter und eine besondere Rettungsaktion im Zusammenhang mit dem bekannten Künstler Otto Pankok.

Stationen 1 bis 5 erinnern an die Opfer des Nationalsozialismus. Die Standorte: alter Friedhof Brückstraße, ehemalige Synagoge in der Patersgasse, jüdischer Friedhof an der Neusser Straße, ehemalige Synagoge Schwanenberg am Lindchesweg und "Spießhof" in Hetzerath an der Hohenbuscher Straße.

testStationen 6 bis 10 thematisieren die "Gleichschaltung" der Gesellschaft. Die Standorte: Feuerwehrmuseum Lövenich an der Hauptstraße, Johannismarkt (vor der Baguetterie auf dem Platz), Haus Spiess am Franziskanerplatz, ehemaliges Gymnasium an der Südpromenade (heute Johanniter-Stift) und ehemaliges Verlagshaus an der Brückstraße 29.

 

Stationen 11 und 12 erzählen vom Widerstand. Sie liegen auf der Raseninsel vor der evangelischen Kirche am Martin-Luther-Platz und am Eingangsbereich des Alten Rathauses auf dem Markt.

Zur Route als Station 2 gehört dabei die links am Restaurant "Athen" angebrachte Tafel – auf dieser Seite stand die Synagoge auch, die in der sogenannten Pogromnacht am 9./10. November 1938 verwüstet wurde. Dass sie nicht auch in Brand gesteckt wurde, lag vor allem daran, dass ein Übergreifen des Feuers auf die unmittelbar daneben liegenden Wohnhäuser befürchtet wurde.

Auf der anderen Seite der Patersgasse sind die beiden weit älteren Gedenktafeln angebracht. Eine davon schlägt den Bogen auch zu den Brandanschlägen mit rechtsextremem Hintergrund 1993 in Solingen und Mölln. "Die Judenverfolgung von damals ist die Fremdenfeindlichkeit von heute. Wer vor der Vergangenheit die Augen schließt, wird blind für Gegenwart und Zukunft", heißt es auf dieser Gedenkplatte unter anderem.

04.09.2013

Judenretter Joseph Emonds am 5. September 2013 im WDR-Fernsehen

Judenretter Joseph Emonds

Seitdem Dechant Joseph Emonds (*1898 in Erkelenz, †1975 in Kirchheim) am 4. August 2013 von Yad Vashem (Jerusalem) als „Gerechter unter den Völkern“ gewürdigt wurde, ist das Interesse an dem katholischen Geistlichen nicht nur im Kreis Euskirchen gewachsen. Diese renommierte Auszeichnung ist ein in Israel nach der Staatsgründung 1948 eingeführter Ehrentitel für nichtjüdische Einzelpersonen, die unter nationalsozialistischer Herrschaft während des Zweiten Weltkriegs ihr Leben einsetzten, um Juden vor der Ermordung zu retten. Voraussetzung ist, dass die Helfer keine Gegenleistung verlangten und nachweislich ein persönliches Risiko eingingen. Bisher wurden diesbezüglich nur 525 Deutschen von Yad Vashem geehrt. Die in der deutschen Öffentlichkeit bekanntesten sind Berthold Beitz und Oskar Schindler.

Auch das Ehepaar Otto und Hulda Pankok wurde jetzt im Zusammenhang mit Joseph Emonds ausgezeichnet, da das von ihm in Kirchheim versteckte Ehepaar zuerst bei ihm in Pesch Unterschlupf gefunden hatte. Die Jüdin Brunhilde Barz, geborene Stein, entging so dem Holocaust. Ihr Mann, der Maler Mathias Barz hatte damals – genau wie Otto Pankok – Berufsverbot. Die Nazis bezeichneten seine und auch die Werke des Expressionisten Otto Pankok als „entartet“. So ist es verständlich, dass nicht nur ein Verwandter der prominenten Künstlerfamilie, Felix Pankok aus Schwerin, sondern auch der Kunstsachverständige Günter Goebbels aus Langenfeld, als Antragssteller bei Yad Vashem vorstellig wurden.

 

Murmelstein

 

Neue Ruhr Zeitung (WAZ und NRZ) vom 27. August 2013

Murmelstein

 

Besonders die Kirchenzeitung des Erzbistums Köln und die Euskirchener und Erkelenzer Lokalpresse, aber auch die westdeutschen Medien sowie das Fernsehen in unserer Region loben zurzeit die Lebensleistung des stets bescheidenen und unauffälligen Lebensretters Joseph Emonds.

Meine regionalhistorische Homepage stellte in mehreren NEWS und Artikeln den posthum Geehrten vor. Für den regional-interessierten Zeitungsleser waren besonders die Artikel der Kölnischen Rundschau vom 20. August und die des Euskirchener Wochenspiegels auf der 1. Seite der Ausgabe vom 4. September beachtenswert. Auch die ganzseitigen Darstellungen der Neuen Ruhr Zeitung (WAZ und NRZ) vom 27. August 2013 hoben in der Schlagzeile hervor, dass Kaplan Emonds kein Freund der Nazis war. Vgl. hierzu weiteres in der Essener Presse.

 

Murmelstein   Weiss

 

Am heutigen Mittwoch, 4. September, drehte ein Fernsehteam des WDR 3 in Kirchheim. Neben Interviews mit Zeitzeugen und meiner Wenigkeit gab es auch Aufnahmen im alten Pfarrhaus und unter dem Dach, dem eigentlichen Versteck der in einer „privilegierten Mischehe“ lebenden Hilde und Mathias Barz. Der 4-minütige Film wird morgen, Donnerstag, 5. September 2013, zwischen 19.30 und 20.00 in der Sendung des WDR 3 „Lokalzeit Bonn“ ausgestrahlt.

31.08.2013

Dechant Emonds
In meinen NEWS vom 26. August 2013 teilte ich den Lesern meiner regionalhistorischen Homepage mit, dass Dechant Joseph Emonds (1898-1975) posthum von Yad Vashem als Gerechter unter den Völkern anerkannt wurde. Gleichzeitig wurde auch das Künstlerehepaar Hulda (1895-1985) und Otto Pankok (1893-1966) als Retter der Jüdin Brunhilde Barz geb. Stein gewürdigt, so dass die Botschaft des Staates Israel in absehbarer Zeit den jeweiligen Angehörigen eine Medaille und eine Urkunde überreichen wird. Den gesamten Sachverhalt hatte ich schon früher in einem Artikel zusammengefasst: Der Maler Otto Pankok als Lebensretter im Dritten Reich – Ein Beitrag zur Judenverfolgung in der Eifel (2012). Der in Kirchheim tätige Geistliche hatte u.a. auch das Ehepaar Mathias und Brunhilde Barz – sie war eine Jüdin – vor der Gestapo versteckt ...

Der Antrag bei Yad Vashem für das Ehepaar Pankok geht auf Felix Pankok zurück, der bei der Redaktion Nordmagazin beim NDR Landesfunkhaus Schwerin tätig ist und familienbezogene Unterlagen zur Verfügung stellte. Letztendlich ist die Ehrung von Joseph Emonds dem Kunstsachverständigen Günter Goebbels zu verdanken, denn im Hinblick auf Otto Pankok und Joseph Emonds hatte er viel recherchiert, und selbst meine diesbezüglichen Vorträge und Arbeiten beruhen auch auf diesen Forschungsergebnissen...
Bereits im Jahre 1982 (!!) versuchte ich, die Bevölkerung von Erkelenz und Euskirchen auf ihren ehemaligen und verdienstvollen Mitbürger Emonds aufmerksam zu machen.

Zwar konnte ich im Jahre 1984 die Benennung der Joseph-Emonds-Hauptschule in Euskirchen-Kuchenheim initiieren, aber erst durch meinen Vortrag im letzten Jahr war die Bevölkerung von Erkelenz zu erreichen. Vgl.: Erkelenzer Straßenbenennung nach Dechant Joseph Emonds aus Euskirchen-Kirchheim: "Joseph-Emonds-Hof" . An eine mögliche Straßenbenennung – „Dechant-Emonds-Straße“ – hat in Kirchheim noch keiner gedacht!

 

Dechant Emonds

 

In folgenden beiden Zeitungsartikel - Erkelenzer Volkszeitung vom 10. April 1982 sowie Kölner Stadt-Anzeiger v. Ostern 1982 – machte ich erstmals in den jeweiligen Regionen auf den „Judenretter Dechant Emonds“ aufmerksam. Die vollständigen Zeitungsartikel sind in meinem ausführlichen Online-Artikel nachzulesen. Vgl. Link:

26.08.2013

Der Staat Israel ehrt Joseph Emonds, einst Pfarrer der Voreifelgemeinde Kirchheim, als „Gerechter unter den Völkern“

Yad Vashem, bekannt als „The Holocaust Martyrs` and Heroes` Remembrance Authority“ in Jerusalem, teilte mir in einem Schreiben vom 4. August 2013 durchschriftlich und persönlich mit, dass die Anerkennungskommission den einst in Kirchheim – heute ein Stadtteil von Euskirchen – wirkenden katholischen Geistlichen Joseph Emonds (1898– 1975) mit dem Ehrentitel Gerechter unter den Völkern ausgezeichnet hat. Wie das Künstlerehepaar Hulda (1895-1985) und Otto Pankok (1893-1966), das gleichzeitig in derselben Form gewürdigt wurde, hatte er 1944 das Ehepaar Mathias und Brunhilde Barz – sie war eine Jüdin – vor der Gestapo versteckt.

An dem Nachweis dieses Sachverhaltes war auch ich aktiv beteiligt.

Als erstes Presseorgan berichtete die Kölnische Rundschau am 20. August 2013 über die Ehrung, die in absehbarer Zeit von der Botschaft des Staates Israel in Berlin vorgenommen werden soll. Einzelheiten werde ich in den nächsten Tagen in einem größeren Online-Beitrag auf meiner regionalhistorischen Homepage publizieren. Vorerst sollen die am Ende dieser NEWS publizierten Links über Details informieren:

 

Dechant Emonds


Zur Vergrößerung des Artikels klicken Sie bitte HIER.

25.08.2013

Anweisung zur Genealogie durch das Stadtarchiv in Ahrweiler

Im Zusammenhang mit dem Jahresprogramm „Themenjahr STOLPERSTEINE II – Mit Courage gegen Ausgrenzung“ wendet sich das Veranstaltungsprogramm der Rathaus-Kultur Bad Neuenahr-Ahrweiler 2013 auch an Bürger, die auf dem Gebiet der Genealogie zum Geschichtsverständnis herangeführt werden sollen. Weitere Einzelheiten sind zu erfahren im Rathaus, Hauptstraße 116, 53474 Bad Neuenahr-Ahrweiler, Tel. 02641 / 87196. Website: www.bad-neuenahr-ahrweiler.de

 

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22.08.2013

Erinnerungskultur1

Es gibt viele Möglichkeiten, sich mit der jüngsten deutschen Vergangenheit auseinanderzusetzen. Wollte man hierfür methodisch und didaktisch ein „Wortfeld“ erarbeiten, so könnten u.a. folgende Verben alternativ zur Aktivität aufrufen: aufmerksam machen, eindringlich erinnern, einschärfen, ermahnen, aufrufen, aufrütteln, ins Gewissen reden, appellieren, auffordern, beschwören, beweisen ...

Fassen wir auch nach Jahrzehnten zusammen: Jegliche Form der Auseinandersetzung mit den Verbrechen des Nationalsozialismus ist eine spezielle Form des Mahnens und somit die Realisierung des Imperativs „Mahn mal“!! Insofern gilt das Wort des Philosophen und Dichters Santana: „ Wer sich nicht an die Vergangenheit erinnern kann, ist verurteilt, sie immer wieder zu wiederholen.“

Mein Online-Artikel kann dieses Vergessen oder Negieren am Beispiel des Eifelortes Blumenthal und der erneuten Zerstörung des dortigen Mahnmals bestätigen. Der inzwischen dritte Anschlag muss uns betroffen machen!

 

Im Juli/August 2013 gab es im Kreis Euskirchen unterschiedliche Beispiele dafür, wie man mit dem Nationalsozialismus und dem Holocaust umgeht:

Erinnerungskultur 2
Zülpich

Der Kölner Stadt-Anzeiger (Euskirchen/Eifel extra) berichtete in seiner Wochenendausgabe vom 3./4. August 2013 über eine ganz spezielle Ahnenforschung und besondere „Erinnerungen an jüdische Bürger ...

Euskirchen und Umgebung

Mit dem Motto Operation Last Chance. SPÄT, aber nicht.. Zu Spät wendet sich das Wiesenthal-Zentrum in großen Städten noch einmal an die Öffentlichkeit. „Die 60 letzten NS-Mörder“ werden noch gesucht. Die Medien fragen sich allerdings: Kann die Operation Last Chance Gerechtigkeit bringen oder ist sie eine geschmacklose Wichtigtuerei?

In der Kreisstadt Euskirchen gibt es wohl heutzutage bei dieser Nazi-Hatz keine Probleme mehr, hatte doch die britische Militärpolizei bereits am 24. März 1946 den berüchtigten NS-Massenmörder Gustav Sorge in Flamersheim verhaftet und anschließend der sowjetischen Militärpolizei übergeben. Im Sachsenhausen-Prozess, der vom 23. Oktober bis zum 1. November 1947 stattfand, wurde er angeklagt, Verbrechen gemäß dem Kontrollratsgesetz Nr. 10 begangen zu haben ...

Gemünd

In meinen NEWS vom 12. August 2013 erwähne ich Hanna Miley geb. Zack, die mit
einem Kranz für die Holocaustopfer und ihre eigenen jüdischen Verwandten aus der Eifel bildlich an die schreckliche Vergangenheit erinnern möchte ...

Die wohl etwas verspätete Verlegung der ersten Stolpersteine in Gemünd und das gefühlvolle Gedenken ließen die Ereignisse von 1992 doch endlich vergessen. Vgl. hierzu:  Wie es dennoch zu einem Wiedersehen mit den Juden von Schleiden und Gemünd kam (1992) – Hintergründe einer offenbar nicht gewünschten „Reunion“ ...

Hellenthal/Blumenthal

Am 31. Juli 2013 konstatierte der Kölner Stadt-Anzeiger unter der Überschrift „Wieder fliegen Steine gegen das Mahnmal“ zum dritten Male die Zerstörung des Synagogen-Mahnmals in Blumenthal ...

Die Folge ist aber nun, dass es zurzeit Probleme mit der avisierten Verlegung einiger „Stolpersteine“ am 20. Oktober 2013 gibt. Mehrere Hausinhaber zogen nämlich ihre Genehmigung zur Verlegung zurück. Offensichtlich will man persönlichen Schäden zuvorkommen ...

Der vollständige Artikel kann unter folgendem Link abgerufen werden:

18.08.2013

In 3 Online-Artikeln mit vielen Fotos und Anlagen berichtete ich über die Benennung einer Straße nach Josef Weiss und die Anbringung einer Gedenktafel an seinem Geburtshaus in Flamersheim:

Auch an vielen anderen Stellen wurde der letzte Judenälteste von Bergen-Belsen wegen seiner Lebensleistung gewürdigt. Hierzu gehörte auch ein großer Beitrag eines jüdischen Gastes: Madelaine Abrahamson, einer Verwandten des Geehrten. Sie schrieb im englischsprachigen „Jewish Travel“ vom Juli 2013 folgendes:

 

„Jewish Travel“ vom Juli 2013   

Jewish Travel

 

Der vollständige Aritkel kann unter folgendem Link abgerufen werden:

13.08.2013


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12.08.2013

Hanna Miley, eine Jüdin aus der Eifel: Rückblick ohne Hass

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Mit einem Kranz für die Holocaustopfer und ihre eigenen jüdischen Verwandten aus der Eifel möchte Hanna Miley geb. Zack bildlich an die schreckliche Vergangenheit erinnern. Nicht nur ihre Ansprache anlässlich der 800-Jahr-Feier von Gemünd, sondern auch der Titel ihres in englischer Sprache erschienenen Taschenbuches A Garland for Ashes: World War II, the Holocaust, and One Jewish Survivor's Long Journey to Forgiveness (Outskirts Press, ISBN: 1478712813, EAN: 9781478712817) betont dieses Vorhaben und stellt exemplarisch ihr eigenes Schicksal und das ihrer Familie dar.

In meinen NEWS vom 12. November 2008 berichtete ich bereits über Hannas Begegnung mit einer jüdischen Schulfreundin: Einst gemeinsam in der jüdischen Volksschule von Kall (Eifel): Ein bewegendes Wiedersehen nach 70 Jahren. Vielleicht erinnern sich aber auch die Leser meiner regionalhistorischen Homepage an meinen Artikel: Rettung jüdischer Kinder durch den „Winton-Train“ und das englische Projekt „Refugee Children Movement“. Das Beispiel der Johanna Zack aus Gemünd/Eifel . Hier beschreibe ich Hannas Rettung durch den bekannten Winton-Train:

.... Etwa 10.000 Jungen und Mädchen zwischen fünf und fünfzehn Jahren wurden durch die Hilfsbereitschaft von opferbereiten Engländern und durch jüdische Hilfsorganisationen vor dem sicheren Tod gerettet. Die meisten dieser Kinder sahen ihre deutschen Familien, von denen sie plötzlich und oft unerwartet schnell getrennt wurden, nie wieder. Zu diesen Kinder zählte auch die damals 6jährige Johanna Zack (heute verh. Miley), die mit ihren Eltern in Gemünd/Eifel lebte. Sie wurde 1932 geboren und durfte nach ihrer Einschulung nur noch bis zum „Novemberpogrom“ das 1. Schuljahr der evangelischen Volksschule in Gemünd besuchen. Kurz danach verzog sie mit ihren Eltern im Jahre 1939 nach Köln, Horst-Wessel-Platz 12. Trotz der besorgten Mutter setzte ihr Vater es durch, dass das einige Tage vorher am Blinddarm operierte Kind am 25. Juli 1939 mit einem jüdischen Kindertransport nach England „verschickt“ wurde. Das britische Projekt Refugee Children Movement rettete ihr Leben. Johanna sah ihre Eltern nie wieder.

testNun hat Hanna, mit der ich seit Jahrzehnten in herzlichem Kontakt stehe, unter dem Titel „A Garland for Ashes“ ihr eigenes Buch geschrieben und berichtet ausführlich über ihr Schicksal, das sich in der Aufarbeitung deutlich von anderen Darstellungen der jüdischen Erinnerungsliteratur unterscheidet.

Dass Hanna Miley geb. Zack einen ganz besonderen Weg in ihrer religiösen Besinnung gefunden hat, wird aus ihrer eigenen Darstellung Foregiveness ... Healing ... Reconciliation deutlich. Hier wird nicht nur ihr lesenswertes Taschenbuch und ihre Erlebniswelt im heutigen Gemünd deutlich, sondern ganz besonders ihre inzwischen vom Christentum geprägte Missionsarbeit und eigentliche Lebenseinstellung: „Maturing Toward Wholeness In The Inner Life. Becoming Able To Live The Way Jesus Said Is Best“.

07.08.2013

Neuer Internet-Auftritt des NS-Dokumentationszentrums in Köln

NS-Dokumentationszentrums in KölnBereits in meinen NEWS vom 23. 11. 2012 wies ich auf die Erweiterung eines bekannten rheinischen Gedenk-, Lern- und Forschungsortes hin, nämlich auf das NS-Dokumentationszentrum der Stadt Köln.

Erneut wartet diese Institution mit einer weiteren Vergrößerung seiner museumspädagogischen Angebote auf. In Form eines neuen Internet-Auftritts werden neue Inhalte zur Thematik Nationalsozialismus und Judentum sowie diesbezügliche Informations- und Anwendungsmöglichkeiten angeboten. Schon der 360-Grad-Rundgang durch das gesamte Dokumentationszentrum samt einem Kurzführer in Deutsch und Englisch sowie viele Medienstationen mit mehrstündigem Video- und Audiomaterial zeichnen die renommierte Bildungsstelle für historische Aufklärung und gegen Rechtsextremismus aus. Wörtlich heißt es in der Darstellung:

Als wohl erste Institution ihrer Art bietet das NS-DOK im Internet einen durch einen jeweils dreistündigen Audioguide in acht Sprachen begleiteten virtuellen 360°-Rundgang durch Gedenkstätte und Dauerausstellung. Dieses ambitionierte Unternehmen ermöglicht jedoch weitaus mehr als den reinen Blick in die Räume. Sämtliche Medienstationen der Ausstellung mit umfangreichem Film- und Audiomaterial halten nun auch im Internet eine Fülle von Inhalten bereit, die auch denjenigen zu informieren weiß, der die Ausstellung nur online besuchen kann.

Zudem sind viele Internetpräsenzen abrufbar. Zu beachten sind hierbei besonders die Projekte „Erlebte Geschichte“ und Jugend 1918 bis 1945“. Sie bieten beinahe 150 Stunden Zeitzeugenaussagen, historisches Filmmaterial, unzählige Fotos, Dokumente und historische Hinweise.

Auch an anderen Stellen meiner regionalhistorischen Homepage wurde auf die Bedeutung der Kölner Institution hingewiesen. Sie wurde von dem renommierten Historiker Prof. Horst Matzerath, der bis zu seiner Pensionierung im Jahr 2002 Direktor des NS-Dokumentationszentrums der Stadt Köln im EL-DE-Haus war, systematisch aufgebaut.

03.08.2013

Dass während der Filmfestspiele in Cannes einige Historiker angeblich auch über mein neues Buch Der letzte Judenälteste von Bergen-Belsen diskutierten, überraschte mich als Autor, machte mich aber auch etwas stolz. Die Problematik des dort aufgeführten Lanzmann-Filmes „Der Letzte der Ungerechten“ ähnelt allerdings der Holocaust-Thematik meiner Biografie bzw. Dokumentation und ruft eventuell zum Vergleich oder gar zur Bestätigung auf. Dies wäre durchaus auch in meinem Sinne!

 

Murmelstein   Weiss

Dr. Benjamin Murmelstein (1941)

 

Josef Weiss (1946)

Copyright: Hans-Dieter Arntz

<

 

Bei Movie Blogs (Aktuelle Filmkritik) vom 4. Juli 2013 hieß es:

 Überlebende

Ein Buch und ein Film, die in diesem Jahr herauskamen, widmen sich den sogenannten „Judenältesten“ in den Konzentrationslagern, über die noch immer zu wenig bekannt ist, die aber oft der Kollaboration verdächtigt wurden. Über einen von ihnen hat Hans Dieter Arntz nun eine umfangreiche Dokumentation vorgelegt: „Der letzte Judenälteste von Bergen-Belsen. Josef Weiss – würdig in einer unwürdigen Umgebung“ (Helios, 2013). Arntz schreibt in seinem 2012 abgeschlossenen Werk, beklagend: „Claude Lanzmann drehte 1975/76 für seinen Dokumentarfilm „Shoah“ auch in Rom und führte ein langes Gespräch mit dem Rabbiner Dr. Benjamin Murmelstein. Die wissenschaftliche Auswertung hätte schon damals das begründete Selbstverständnis eines Judenältesten konstatieren können. Aber das wurde leider unterlassen.“

Inzwischen hat Claude Lanzmann den Dokumentarfilm „Der letzte der Ungerechten“ über Murmelstein beim Festival in Cannes vorgestellt. Er sagte dazu in einem Interview, gefragt, ob der Film eine Rehabilitierung leisten könne: „Das ist eine Frage der Gerechtigkeit. Man ist mit Benjamin Murmelstein sehr ungerecht gewesen. Es geht um eine Wiedergutmachung, die ich leisten will. Der Film zeigt, dass es nicht die Juden waren, die ihre Brüder ermordet haben…“ (FAZ, 27. Mai 2013)
Die ersten Fragen, die Lanzmann Murmelstein gestellt hatte, waren „Warum wurden die Judenältesten mehr gehasst als die Nazis?“ und „Warum leben Sie?“. Diesen Fragen geht auch Arntz in seinem Buch nach. Der Überlebende erscheint verdächtig. Er zitiert einen Häftling aus Bergen-Belsen, Werner Weinberg: „In seinem Buch „Wunden, die nicht heilen dürfen“ vertritt er die Ansicht, dass das Holocaust-Überleben zeitlich unbegrenzt und negativ klassifiziert ist: ‚Ein Überlebender des Krieges ist ein Veteran…Aber ein Überlebender des Holocaust ist geradezu ein Widerspruch in sich selbst, denn ein Ganzopfer lässt keine Überreste…’“

Als Buchautor und Historiker freute ich mich, als meine seit bereits1983 publizierte Ansicht über Funktionshäftlinge - und exemplarisch bezüglich des Judenältesten von Bergen-Belsen – auch schon von Außenminister Dr. Guido Westerwelle zur Kenntnis genommen und am Beispiel von Josef Weiss begrüßt wurde. Bereits am 31. Juli 2012 ließ er mir mitteilen:

Die Kenntnis von Einzelschicksalen – hier des Josef Weiss – führt dem Leser vor Augen, zu welch hohem Maß an Integrität, basierend auf tiefer Überzeugung, manche Menschen in den dunkelsten Stunden fähig waren. Die Erinnerung an sie ist für kommende Generationen sehr wertvoll. Die genaue Kenntnis der Vergan­genheit und menschliche Beispiele helfen uns, uns in der Gegenwart gegen Hass und Antisemitismus stark zu machen...

Der vollständige Online-Artikel kann unter folgendem Link abgerufen werden:

28.07.2013

Vielsprachiger Hinweis auf das Buch „Der letzte Judenälteste von Bergen-Belsen“ durch die CELLER PRESSE

Am 30. Januar 2013 wies die CELLER PRESSE auf mein neues Buch Der letzte Judenälteste von Bergen-Belsen. Josef Weiss – würdig in einer unwürdigen Umgebung hin. Dies war nicht nur für deren Leser im Gebiet um Celle und Bergen-Belsen gedacht, sondern wahrscheinlich auch für ein internationale Interessenten, denn die Zeitung bot den Text von der Rückseite des Buchcovers in vielen Sprachen an.

 

 

وJudenaltester الأخير من بيرغن بيلسن
جوزيف فايس - جديرة في بيئة المهينة

BERGEN-BELSEN/EUSKIRCHEN. في سلسلة القيادة من الإرهاب النازي الألماني كان "شيخ اليهودية" وظيفة السجين الذي ينبغي أن يكون شخصية بارزة من ناحية بسهولة أكبر المتلقي الأمر، ولكن من ناحية أخرى ممثل أيضا من "Judenrat" ومساعدة لكثيرين، قدمت للضحايا اليهود الهولوكوست . لهذه المشكلة بإجراء تحقيق التوازن الذي كان أبدا حرة تماما من تهمة التعاون والفساد ظه

 

 

 

The last Judenaltester of Bergen-Belsen
Josef Weiss - worthy in a degrading environment

BERGEN-BELSEN/EUSKIRCHEN. In the chain of command of the German Nazi terror a "Jewish Elder" was a function prisoner who should be as prominent personality on the one hand more readily command receiver, but on the other hand also representative of a "Judenrat" and helper of many, provided for the Holocaust Jewish victims....

 


BERGEN-BELSEN/EUSKIRCHEN。在德國納粹恐怖的指揮鏈中一個猶太長老是誰應該是突出個性一方面更容易接收命令但對其他手也代表一個猶太居民委員會和幫手眾多為大屠殺的猶太受害者提供一個功能囚犯。對於出現這個問題就出來了,
這是一個平衡的行為從來沒有相當自由協作和腐敗負責。在這方面,
這個文檔是不是只是一個土生土長的德國約瑟夫·魏斯的傳記,但以前在德國的示例也開始難以玷污研究 .....

 

 

 

L'ultimo Judenaltester di Bergen-Belsen
Josef Weiss - degna in un ambiente degradante

BERGEN-BELSEN/EUSKIRCHEN. Nella catena di comando del terrore nazista tedesco un "anziano ebreo" era un prigioniero funzione che dovrebbe essere il più personalità di primo piano, da una parte più facilmente ricevitore comando, ma d'altra parte anche rappresentante di un "Judenrat" e protetto molti, prevista per le vittime ebree dell'Olocausto....

 

 

Η τελευταία Judenaltester του Μπέργκεν-Μπέλσεν
Josef Weiss - αξίζει να υποβαθμίζουν το περιβάλλον

BERGEN-BELSEN/EUSKIRCHEN. Στην αλυσίδα της διοίκησης του γερμανικού ναζιστικού τρόμου ένα «Εβραϊκό Elder" ήταν αιχμάλωτος λειτουργία που θα πρέπει να είναι ως εξέχουσα προσωπικότητα, αφενός, πιο εύκολα δέκτη εντολών, αλλά από την άλλη πλευρά, επίσης, .....

 

 

 

The Judenaltester terakhir dari Bergen-Belsen
Josef Weiss - layak dalam lingkungan yang merendahkan

BERGEN-BELSEN/EUSKIRCHEN. Dalam rantai komando dari teror Nazi Jerman yang "Penatua Yahudi" adalah tahanan fungsi yang seharusnya sebagai kepribadian yang menonjol di satu sisi lebih mudah penerima perintah, tetapi di sisi lain juga wakil dari "Judenrat" dan penolong banyak, disediakan untuk para korban Yahudi Holocaust.....

 

 

Posljednji Judenaltester mjesta Bergen-Belsen
Josef Weiss - vrijedno u ponižavajući okoliš

BERGEN-BELSEN/EUSKIRCHEN. U lancu zapovijedanja njemačkog nacističkog terora "židovska starješina" je funkcija zatvorenik koji je trebao biti istaknute ličnosti s jedne strane lakše naredba prijemnik, ali s druge strane je također predstavnik "Judenrat" i pomagač mnogih,....

 

 


23.07.2013

Ein Kelch in der katholischen Kirche von Euskirchen-Kirchheim, geschenkt von der Jüdin Toni Marcus

testIn meiner NEWS vom 13. Juli 2013 hatte ich erneut auf Joseph Emonds, den verdienstvollen katholischen Geistlichen aus Erkelenz-Terheeg, hingewiesen. Schon vor der Nazizeit hatte er sich politisch engagiert, so dass er bald in seiner Kölner und Essener Pfarrei als „verdächtig links“ stigmatisiert und später nach Kirchheim „zwangsversetzt“ wurde. Während der Judenverfolgung und im 2. Weltkrieg kristallisierte sich seine aktive Bereitschaft zum Widerstand heraus, was nicht vielen katholischen Geistlichen nachgesagt werden kann. Auch im Zusammenhang mit dem berühmt gewordenen Künstler Otto Pankok stellte ich bereits dessen Verdienste sowie die von Joseph Emonds dar.

Dass ich die Benennung der Joseph-Emonds-Hauptschule in Euskirchen-Kuchenheim und jüngst auch seine nominelle Würdigung in Erkelenz initiieren konnte, basiert auch auf vielen Details, die allmählich bekannt wurden. Hier soll künftig ein kleines Neubaugebiet am Schulring künftig „Joseph-Emonds-Hof“ heißen.

In meinem Buch JUDAICA-Juden in der Voreifel erwähnte ich einen Kelch, der einst dem „verehrten Herrn Joseph Emonds“ von einer „Frau Marcus“ gestiftet worden war und sich noch heute in der Pfarrkirche St. Martinus von Kirchheim befindet.

Auf Anregung meines engagierten Kollegen Hubert Rütten recherchierte eine Arbeitsgruppe der ansässigen Realschule – Europaschule Erkelenz – über das Schicksal der Jüdin (später konvertiert) Toni Marcus, die zwar von der Familie Emonds in Erkelenz-Terheeg versteckt worden war, sich dann aber nicht der Deportation nach Theresienstadt und dann in das Todeslager Auschwitz entziehen konnte. Vor einigen Tagen errang diese Schülergruppe im Geschichtswettbewerb des Bundespräsidenten (Körberstiftung) einen Landespreis.

Bereits der Titel lässt auch den Bezug zu Dechant Joseph Emonds und somit indirekt auf die Euskirchener Regionalhistorie erkennen: Hubert Rütten teilte mir mit: „Frau Marcus ist die Dame, die zeitweilig in Terheeg auf dem Bauernhof der Familie Emonds versteckt worden ist. Die Schüler haben mit Hilfe der Nichte und des Neffen des Dechanten bisher Unbekanntes recherchiert. Das Geheimnis um ihre Identität ist nun gelüftet. Angehörige in New York wurden gefunden und kontaktiert.“ 

Hierzu teilte bereits Erkelenz RP online am 29. Juni 2013 mit:

Schicksal einer jüdischen Frau aufgedeckt

Recherche Das Thema der prämierten Schülerarbeit von der Europaschule Erkelenz lautet: „Denunziert – verfolgt – ermordet. Frau Marcus – das Schicksal einer jüdischen Frau im Nationalsozialismus". Das Projekt befasst sich mit dem Leben einer gebürtigen Mönchengladbacherin, die im Dritten Reich von der Landwirtfamilie Emonds auf deren Hof in Erkelenz-Terheeg versteckt wurde. 70 Jahre später gelang es den Schülerinnen durch ihre Recherchen, das Schicksal der Frau aufzudecken: „Frau Marcus wurde nach Auschwitz-Birkenau deportiert und dort am Tag ihrer Ankunft ermordet."

Der Heimatverein der Erkelenzer Lande und der Bezirksausschuss sind nicht die einzigen Erkelenzer, die sich derzeit mit Joseph Emonds beschäftigen. Sechs Schülerinnen aus dem zehnten Jahrgang der Europaschule, der Realschule der Stadt, haben über eine Mönchengladbacher Jüdin geforscht, der Joseph Emonds während der NS-Zeit ebenfalls half. Diese geschichtliche Betrachtung reichten die Schüler von Janine Geuer zum Geschichtswettbewerb des Bundespräsidenten ein, der alle zwei Jahre ausgetragen wird. „Damit haben die Schülerinnen einen ersten Platz in Nordrhein-Westfalen gewonnen, der ihnen am 15. Juli bei einer Feierstunde im Haus der Geschichte in Bonn überreicht wird", berichtete Janine Geuer im Bezirksausschuss.

Beeindruckt waren von der Schülerleistung auch die Mitglieder des Bezirksausschusses, da die Recherchen der Schülerinnen weit reichten: bis zu einem Neffen von Joseph Emonds, der in Titz als Landwirt ansässig ist, sowie zu einer Enkeltochter der Mönchengladbacher Jüdin, die von den Schülerinnen Hanna Jacobi, Carolin Maurin, Jacqueline Brockob, Sarah Heyer, Anja Kremer und Katja Schöpgens telefonisch in den USA aufgestöbert wurde.

18.07.2013

testDie FAZ vom 1. Juli 2013 rezensierte mein neues Buch Der letzte Judenälteste von Bergen-Belsen und kam zu dem Ergebnis: „Ein bislang fehlendes Porträt eines Judenältesten (...). Die historische Diskussion um die Funktionshäftlinge wurde durch dieses Buch auf eine neue Stufe gehoben“.

Und das Kulturmagazin Perlentaucher.de ergänzt diese Feststellung: „Rezensent Martin Kröger nennt viele gute Gründe, Hans-Dieter Arntz' Biografie des letzten Judenälteste von Bergen-Belsen, Josef Weiss, zu lesen (...): Ein außerordentliches Werk über einen bemerkenswerten Menschen.“

 

Gefährlicher Balanceakt:
Judenältester Josef Weiss

 

Als der Schrecken vorbei war und die ersten Täter vor Gericht standen, empörte sich Josef Weiss über deren Ausflüchte. „Wir wollen“, schrieb er im Oktober 1945, „keine Rache, aber selbst wenn wir sie wollten, ist Rache für alles, was in Bergen-Belsen, Auschwitz und anderen Lagern geschah, einfach unmöglich. Wir wollen Gerechtigkeit.“ Weiss hatte den Holocaust überlebt, in den Lagern hatte er zu den Funktionshäftlingen gehört, in Bergen-Belsen war er der letzte sogenannte Judenälteste gewesen. In dieser Funktion an der Schnittstelle zwischen den SS-Bewachern und den jüdischen Häftlingen wurde der Mann aus der Voreifel zum Vorbild und zur Hoffnung vieler Mitgefangener. Ihm widmet Hans-Dieter Arntz eine biographische Arbeit.

Weiss (1893-1976) war das Kind jüdischer Viehhändler. Er wuchs in einem Dorf bei Euskirchen im Rheinland auf. Nach Volksschule, kaufmännischer Lehre und Militärzeit, auch als Frontsoldat des Ersten Weltkriegs, arbeitete er als Personalchef eines großen Kaufhauses in Köln. Letzteres machte ihn zum Verwaltungsfachmann. 1933 flüchtete der junge Zionist nach Holland, wo er für den Niederländischen Zionistenbund arbeitete. Er engagierte sich für deutsche Emigranten und half jüdischen Flüchtlingen. Anfang 1942 wurde Weiss zusammen mit seiner Frau und den in Holland geborenen Söhnen im Lager Westerbork inhaftiert. Dort übernahmen die Eheleute die Leitung der Lagerjugend und richteten eine provisorische Schule ein. Bereits hier bewies Weiss sein Organisationstalent, fälschte Listen und rettete Menschen das Leben. Im Januar 1944 kam die Familie mit einem sogenannten Zionistentransport in das Austauschlager Bergen-Belsen – der Vater als „wirtschaftlich wertvoller Jude“. Das KZ bei Celle galt als Aufenthaltslager für Personen, die für einen Austausch vorgesehen waren. Im „Sternlager“ waren das auch Juden, hauptsächlich aus den Niederlanden. Doch wandelte sich der Charakter des Lagers im Verlauf des Jahres 1944, es wurde ein „normales“ Konzentrationslager, für viele ursprüngliche „Austauschjuden“ ein Todeslager.

Anders als in den Vernichtungslagern im Osten richtete die Lagerleitung einen Judenrat ein, der selbständig Belange der „Lagerinsassen“ bearbeitete. Tatsächlich waren die Kompetenzen des Judenrats nur scheinbare. An eine mit Machtbefugnissen ausgestattete Selbstverwaltung war zu keinem Zeitpunkt gedacht. Die SS suchte lediglich nach Mittlern, um den Lageralltag in ihrem Sinne reibungslos zu gestalten. An der Spitze des Rates stand der Judenälteste, zunächst ein korrupter Grieche, der schon in Saloniki mit den Deutschen kollaboriert hatte. Als jener im Dezember 1944 von einem neuen Lagerkommandanten abgesetzt wurde, rückte Weiss auf. Der SS-Verwaltung dürfte der deutschsprechende Weiss unter den Juden verschiedenster Nationalitäten nützlich erschienen sein. Er wurde in der Zeit der bedrückendsten Not für die Häftlinge die wichtigste Ansprechperson der SS. Das galt noch während der Räumungstransporte kurz vor Kriegsende. Weiss verließ das Lager im April mit einem Zug Richtung Theresienstadt und erlebte die Befreiung im brandenburgischen Troebitz, wo seine Frau an Typhus starb.

Judenräte und Judenälteste sind dem Vorwurf der Kollaboration ausgesetzt, ihre Rolle war und ist umstritten. Den problematischen und gefährlichen Balanceakt zwischen den Interessen der inhaftierten Juden und den Ansprüchen der Lagerleitung scheint der letzte Judenälteste von Bergen-Belsen nicht nur ausgehalten zu haben, sondern er hat es in einer Weise getan, die ihm die lebenslange Hochachtung der Überlebenden sicherte. Berühmt wurde sein „Sederabend 1945 in Bergen-Belsen“, ein Bericht über den Vorabend des Pessachfestes im Kinderhaus des Lagers, der heute bei vielen Sederfeiern vorgelesen wird. Historisch bedeutsam wurde Weiss auch, weil er als Leiter der internen Verwaltung zu den wenigen zählte, die später über das Geschehene kompetent berichten konnten. Außerdem hatte er heimlich Totenlisten geführt, die er dem Roten Kreuz übergab.

Das Buch ist keine klassische Biographie, die ihr Material aus Archivquelien schöpft, vielmehr eine Dokumentation. Der Verfasser lässt historische Quellen, retrospektive Äußerungen von Familienmitgliedern und Überlebenden gleichberechtigt zu Wort kommen. Das ist manchmal sprunghaft, mit viel eigenem Erleben bei den Recherchen in Deutschland, Holland, Israel und den Vereinigten Staaten erzählt. Vielleicht ist Arntz' Buch zu dick geraten, vielleicht wünschte man sich ein Register – das zählt jedoch nichts im Vergleich zu dem was es bietet: ein bislang fehlendes Porträt eines Judenältesten, der – so der Untertitel – „würdig in einer unwürdigen Umgebung" blieb. Die historische Diskussion um die Funktionshäftlinge wird durch dieses Buch auf eine neue Stufe gehoben.

 

MARTIN KRÖGER Hans-Dieter Arntz: Der letzte Judenälteste von Bergen-Belsen. Josef Weiss –
würdig in einer unwürdigen Umgebung. Helios Verlag, Aachen 2012.712 S., 38.- €.
Frankfurter Allgemeine Zeitung, 01.07.2013, Politik, Seite 8 

13.07.2013

Erkelenzer Straßenbenennung nach Dechant Joseph Emonds aus Euskirchen-Kirchheim: „Joseph-Emonds-Hof.“

Dechant Joseph Emonds 1

Seit Jahrzehnten bemühe ich mich um die posthume Ehrung von Joseph Emonds, dem ich auch mehrere Artikel auf meiner regionalhistorischen Homepage gewidmet habe. Er war ein bedeutender Geistlicher in der Zeit der Judenverfolgung und rettete vielen jüdischen Flüchtlingen das Leben.

Wer sich die Mühe macht, noch einmal meine NEWS vom 10.04.2012 und auch noch vom 02.05.2012 erneut zu lesen, der weiß, dass ich in einem Vortrag in Erkelenz erneut den Wunsch äußerte, eine Straße im Geburtsort des Geistlichen benennen zu lassen. Dies hatte jetzt endlich den gewünschten Erfolg!

Joseph Emonds, geboren am15.11.1898 in Erkelenz-Terheeg, gestorben am 07.02.1975 in Euskirchen, studiert Theologie und wird 1922 zum Priester geweiht. Zwischen 1924 und 1926 fungiert er als geistlicher Krankenhausrektor in Dormagen. Nach Köln-Ehrenfeld versetzt, wird Emonds in der christlichen Jugendarbeit tätig.

 Dechant Joseph Emonds 2Der sozial engagierte Priester gilt schon früh als politischer Gegner der Nationalsozialisten. Seit 1933 überwacht ihn die Gestapo wegen regimefeindlicher Äußerungen und seiner Kontakte zur verbotenen SPD und zu Kommunisten. 1938 wird Emonds, der inzwischen als Kaplan und Vikar in Essen tätig ist, in die Eifelgemeinde Kirchheim versetzt, weil er wegen der Unterstützung von Bedrohten und Verfolgten immer wieder den Verdacht von Staats- und Parteistellen auf sich zieht. Wiederholt beschafft er Juden, die vor dem Zugriff der Gestapo fliehen müssen, Unterkünfte und Ausreisedokumente oder schleust sie heimlich über die Grenze. Er hilft auch Regimegegnern – besonders katholischen Geistlichen -, die im Untergrund leben. Emonds kann dies trotz wiederholter Nachforschungen vor der Gestapo verborgen halten und überlebt das Kriegsende. Seine letzte Ruhe fand er in der Priestergrabstätte des Erkelenzer Friedhofes an der Roermonder Straße.

Ein Ratsherr war am 12. April 2012 bei meinem Vortrag unter den Anwesenden und griff meine Anregung, eine Straße nach Joseph Emonds zu benennen, unverzüglich auf. Die Mitglieder des Bezirksausschusses schlossen sich bald der Anregung an, so dass Erkelenz RP online am 29. Juni 2013 mitteilte, dass das kleine Erkelenzer Neubaugebiet am Schulring nach Joseph Emonds benannt werden soll. Auf einer Fläche von 4000 Quadratmetern wird dort auf der ehemaligen Friedhofserweiterungsfläche, die nicht benötigt wird, neues Wohnland entstehen. Derzeit läuft die Erschließung des künftigen „Joseph-Emonds-Hofs.“

09.07.2013

Tagebücher eines Eifeler Soldaten aus dem 1. Weltkrieg

Kriegstagebuch 01

Am Beispiel des Eifelgebietes wurde bereits die Zeit des 1. Weltkrieges durch den Geschichtsverein des Kreises Euskirchen dokumentiert. Unter Leitung von Dr. Reinhold Weitz, der Jahrzehnte lang 1. Vorsitzender war und dessen Rückzug heutzutage mehr denn je bedauert wird, wurde auch dieser Teil der Euskirchener Regionalhistorie wissenschaftlich dokumentiert, was u.a. auch das Buch Der 1. Weltkrieg in regionalen Zeugnissen, Weilerswist 2008, beweist.

Am 3. Dezember 2008 stellte die „Kölnische Rundschau“ - anlässlich der großen Rheinland-Ausstellung in Kommern – diese Dokumentation der Öffentlichkeit vor, und man hatte aus gutem Grund die Überschrift Tagebücher aus dem Ersten Weltkrieg gewählt. Gerade Tagebücher sind es, die mosaikartig die persönliche Not einzelner Menschen in den großen historischen Zusammenhang darstellen und den Leser betroffen machen. Besonders die persönlichen Dokumente sind es, die auch meine in Jahrzehnten entstandenen Archivunterlagen ausmachen. Abgesehen von meiner Sammlung zur Ordensburg Vogelsang, die mit einer anderen in Süddeutschland zu der umfangreichsten ihrer Art zählt, machen besonders historisch-relevante Briefe, Dokumente und Tagebücher diesen individuellen Aspekt aus. Zur Vorbereitung auf eine große Ausstellung, die im nächsten Jahr in Kommern den 1. Weltkrieg dokumentiert, stellte ich 4 Tagebücher und mehrere Landkarten zur Verfügung, die aus der Hinterlassenschaft des in Kall geborenen Wilhelm Hoffmann (*1898, † 1984) stammen.Kriegstagebuch 02

Er wurde am 24. März 1898 in Kall-Heistert als Sohn des Gastwirtes und Bäckers Engelbert Hoffmann geboren. Dort besuchte er auch die Volksschule und machte danach eine Schlosserlehre an der Bleihütte. Von etwa 1916/17 an nahm er am 1. Weltkrieg teil, wurde Gefreiter und empfing auch das EK2. Nach Kriegsende war er in verschiedenen Berufen tätig, zuletzt als Schachtmeister im Straßenbau.

Schon jetzt bitte ich um eine baldige Kontaktaufnahme, falls ähnliche Dokumente den Veranstaltern ausgeliehen werden könnten.

04.07.2013

Euskirchen. Am Donnerstag wird in Flamersheim zu seinem 120. Geburtstag die Josef-Weiss-Straße eingeweiht und eine Gedenktafel für den letzten Judenältesten des Konzentrationslagers Bergen-Belsen angebracht. Mit dem Euskirchener Autor Hans-Dieter Arntz sprach Moritz Rosenkranz über Weiss, dessen Rolle und die besondere Bedeutung der historischen Arbeit.

 

Judenältester Josef Weiss
Hans-Dieter Arntz schrieb über einen Helden aus Flamersheim

Von Moritz Rosenkranz

Jupp Weiss Passfoto

Josef Weiss auf einem Bild aus dem Jahr 1938. Foto: Archiv Arntz

Warum haben Sie sich so intensiv mit Josef Weiss beschäftigt?

Hans-Dieter Arntz: Die Antwort ist einfach. Es ist für mich bis heute unbegreiflich, dass sich jemand in Bergen-Belsen, einem berüchtigten Konzentrationslager, in dem unzählige Menschen elendig verhungert sowie im wahren Sinne des Wortes "krepiert" sind und gegen das Auschwitz wegen seiner industriellen Holocaust-Maschinerie noch "hygienisch" war, so für andere Menschen einsetzen konnte. Weiss hatte auch seine Verwandtschaft dort. Jeder hätte wohl alles getan, um hauptsächlich sie zu retten. Doch Weiss tat dasselbe für Hunderte weiterer Menschen. Er ist für mich ein Vorbild. Und das nicht nur, weil er zufällig jüdisch war. Die Konfession spielt keine Rolle.

Warum ist Josef Weiss der breiten Öffentlichkeit dennoch unbekannt?

Arntz: Da gibt es mehrere Antworten: Zunächst gab es nach dem Zweiten Weltkrieg und dem Holocaust eine sehr geringe Anzahl von Juden, vor allem in Deutschland. Hier hatte man aber andere Probleme, als sich mit jüdischen Idolen zu beschäftigen. Es gab im Grunde nur Opfer. Der zweite Grund ist komplizierter.

Warum?

Arntz: Weiss, der mit seiner Familie zunächst 1933 nach Holland geflüchtet war, galt als wichtigste Persönlichkeit im sogenannten "Sternlager" von Bergen-Belsen. In diesem Lager waren sehr viele holländische Juden. Und jetzt wird es interessant, denn Weiss war ja offiziell Deutscher. Nach dem Krieg hatte man aber offenbar in Holland andere Ziele, als die Vergangenheit aufzuarbeiten, und wollte nicht das Schicksal der holländischen Juden mit den Taten eines deutschen Juden in Verbindung bringen. Noch heute gibt es Vorbehalte in Holland, deutsche Juden positiv in den Vordergrund zu stellen.

Woran liegt das?

Arntz: Bereits im niederländischen Sammellager Westerbork wurde den aus Deutschland stammenden jüdischen Flüchtlingen vorgeworfen, sie wären angeblich "etwas Besseres" und sollten offenbar als "Austauschjuden" vorerst vor den Deportationen nach Auschwitz bewahrt bleiben. Konkreter gesagt, nur ihretwegen wären die holländischen Juden zuerst der Shoa zugeführt worden, während ihre deutschen Glaubensbrüder "nur" im deutschen "Austauschlager Bergen-Belsen" inhaftiert würden. Dass jedoch Bergen-Belsen zu einem Synonym der Schreckens wurde, blieb vorerst unbekannt. Von jüdischen Gemeinden in Holland habe ich auch keinerlei Resonanz auf mein Buch erhalten.

 

Jupp Weiss Passfoto

 

Was hat Sie bewogen, dieses Buch über Josef Weiss zu schreiben?

Arntz: Ich bin auf Josef Weiss schon 1982 gestoßen und habe ihn in ersten Artikeln und Aufsätzen erwähnt. Da ich damals regionalhistorisch arbeitete, war er eine wichtige Person für mich, zumal er aus Flamersheim kam, in dessen Nähe ich auch heute noch wohne. Ohne mein jahrzehntelanges Interesse an Josef Weiss wäre diese charismatische Persönlichkeit längst vergessen worden...

Der vollständige Online-Artikel kann unter folgendem Link abgerufen werden:

29.06.2013

Die Eifel als „grüne Grenze“ für flüchtende Juden (Arntz-Beitrag im „Prümer Landsboten“)

Die etwa 5.500 Einwohner zählende Stadt Prüm liegt in der Westeifel und ist ein staatlich anerkannter Luftkurort. Gemäß der Landesplanung gilt der Ort als Mittelzentrum im Eifelkreis Bitburg-Prüm.  

 

WDR-Radiosendung 1

WDR-Radiosendung 4

 

Der Geschichtsverein Prümer Land e. V. erforscht die Geschichte und Kultur der Westeifel mit dem Kern des Prümer Landes in ihrer Einbettung in die Geschichte und Kultur des gesamten Eifel-Ardennen-Raums und der europäischen Geschichte. Weiterhin verbreitet er die Ergebnisse der Erforschung der Landschaft und Natur der Westeifel mit dem Kern des Prümer Landes. Volker Blindert, der sehr aktive Vorsitzende dieser über 2.000 Mitglieder zählenden Interessengemeinschaft, steht dem größten Geschichtsverein von Rheinland-Pfalz vor und hat auch die redaktionelle Leitung des auflagenstarken „Prümer Landboten“, der eine Auflage von ca. 2.400 Exemplaren hat. Bereits im Jahre 1995 wurde die Eifeler Geschichtspublikation preisgekrönt und mit dem 1. Bundespreis der Heimatzeitschriften ausgezeichnet.

Ich hatte die Ehre, dass in der Ausgabe Nr. 117 (Heft 2/2013) mein Beitrag „Die Eifel als `grüne Grenze´ für flüchtende Juden“ auf den Seiten 4 – 9 veröffentlicht wurde. Grundlage hierfür war mein Buch Judenverfolgung und Fluchthilfe im deutsch-belgischen Grenzgebiet, das den eigentlichen Hintergrund darstellt. Historisch interessierten Lesern empfehle ich grundsätzlich die „Zeitschrift des Geschichtsvereins Prümer Land“.

23.06.2013

Veranstaltungen im Kreis Euskirchen „Gegen das Vergessen“

Gemünd/Eifel

Am 23. Juni und 1. Juli werden in Gemünd im Rahmen der 800-Jahr- Feier in der Dreiborner Straße elf Stolpersteine zur Erinnerung an die einst hier beheimateten Juden verlegt. Anlässlich einer Erinnerungsfeier im Kurhaus Gemünd wird zudem der Projektkurs des Städtischen Gymnasiums die Geschichte der jüdischen Familie Kaufmann nachvollziehen. Hanna Miley (Hannelore Zack) ist die Schirmherrin der Feier und lobt als hier geborene Jüdin „die Bereitschaft, die Wahrheit über die Vergangenheit zu erfahren“. Unter der Überschrift „Rettung jüdischer Kinder durch den `Winton-Train´ und das englische Projekt `Refugee Children Movement´. Das Beispiel der Johanna Zack aus Gemünd/Eifelstellte ich den Gast bereits früher auf meiner regionalhistorischen Homepage vor.

test

 

Lommersum/Weilerswist

Unter der Überschrift „Von Lommersum ins Todeslager“ werden am 26. Juni 2013 Stolpersteine im Gedenken an vier Lommersumer Juden verlegt. Zum fünften Mal geschieht dies auch noch im Zentrum der Gemeinde Weilers­wist. Ermöglicht wird dies ebenfalls durch den Kölner Künstler Gunter Demnig, der dieses europäische Kunstprojekt zu Beginn der 1990er Jahre ins Leben gerufen hat und seit dem Jahr 2000 bis heute fast 40.000 Steine in etwa 750 europäischen Städten und Gemeinden - in Deutschland über 650 - ge­setzt hat.

Der Weilerswister Juden wird in der Dokumentation von Helene Kürten und Margarete Siebert Ver­gangenheit - Unvergessen gedacht, die ihr Leben und Schicksal aufzeigt. Dieses Buch (2008) zeigt sehr detailliert die Schicksale jüdischer Familien auf und diente dem „Arbeitskreis Stolpersteine“ als historische Grundlage. Initiatorin der Verlegung der Stolpersteine in Wei­lerswist ist die Gesamtschu­le, die den »Arbeitskreis Stolpersteine Weilerswist« ins Leben gerufen hat. Ver­treten sind bei der Veranstaltung die Gemeindevertreter von Weilerswist, Mitglieder der beiden christlichen Kon­fessionen sowie der Litera­turkreis, die Musikschulen, Weilerswister Bürgerinnen und Bürger und nicht zu­letzt Lehrerinnen und Leh­rer sowie Mitglieder der Schulpflegschaft die Ge­samtschule.

In mehreren Treffen wurde die jetzige Verlegung vor­bereitet. Gedacht wird frü­heren jüdischen Bürgerin und Bürger der Gemeinde, die hier ihren letzten selbst gewählten Wohnort hatten. Dies waren Else und Her­mann Stock, deren Sohn Erich Alfred Stock sowie Otto Stock, der Neffe von Hermann Stock, die zuletzt in Lommer­sum in der Zunftgasse 13 gewohnt haben. Alle wur­den am 20.07.1942 ab Köln-Deutz nach Maly Trostenez bei Minsk, Weißrussland deportiert und ermordet.
Im Rahmen einer feier­lichen Veranstaltung am Mittwoch, 26. Juni, wird Gunter Demnig ab 11:00 Uhr die Stolpersteine vor dem Haus 13 in der Zunft­gasse in Lommersum verlegen.

 

Blankenheim

Der „Euskirchener Wochenspiegel“ berichtete über eine Veranstaltung in der voll besetzten Aula der Realschule von Blankenheim, wo Schüler der Klasse 10 über ihre Abschlussfahrt nach Auschwitz referierten. Grundsätzlich ist anzumerken, dass in der Realschule Blankenheim Wert auf „multiperspektivisches Geschichtslernen“ gelegt wird, und so schlussfolgerte die Lehrerin Raphaela Kehren nach dem Besuch von Kra­kau und dem Vernichtungslagers Auschwitz: »Wir können aus der Hölle keinen Himmel machen. Aber wir können aber Handlungsmöglichkeiten aufzeigen. Wo mache ich es richtig?«

Die Gefühle und Erinne­rungen verarbeiteten die Schüler in Gesprächen und in ihren speziellen Erinnerungsbüchern. Abschließend hieß es: „Wir können die Zukunft besser machen, wenn wir mit offenen Augen leben und politisch aufmerksam sind“. Das Fazit des Abends war: „Das Au­ßerordentliche ist gelungen - die Schüler haben den Schrecken in eine positive Erfahrung gewandelt!“

20.06.2013

Insgesamt 3 Stunden lang interviewte die WDR-Journalistin Irene Geuer die Vertreter des Flamersheimer Vereinskartells – die beiden Vorsitzenden, Paul-Josef Kau und Hans-Dieter Grützner - den Initiator der Gedenkfeier zur Erinnerung an Josef Weiss, Reinhard Zahel, sowie den Autor des Buches Der letzte Judenälteste von Bergen-Belsen, Hans-Dieter Arntz. Die 15minütige Sendung Geburtstag des Josef Weiss -16. Mai 1893 wurde als „Zeitzeichen“ am 16. Mai 2013 vom WDR 3 und 5 sowie vom NDR ausgestrahlt und hatte nach offiziellen Angaben sehr viele Zuhörer:

 

WDR-Radiosendung 1   WDR-Radiosendung 4


Er war der letzte Judenälteste im Konzentrationslager Bergen-Belsen. Und er war ein Menschenretter, über den es hieß: Er war mutig, ohne waghalsig zu werden.

Josef Weiss aus Flamersheim - heute ein Stadtteil von Euskirchen - musste 1933 wegen seines jüdischen Glaubens mit seiner Familie in die Niederlande flüchten. Dort begann er, der eigentlich ein Kaufmann war, eine zweite Karriere als Menschenretter. Er schmuggelte jüdische Kinder aus Deutschland über die Grenze. Später, in Bergen-Belsen nutzte er seine von den Nazis aufgezwungene Rolle als Judenältester nicht, um eigennützig Vorteile daraus zu ziehen.

Er rettete viele Menschen, weil er unter anderem den Nationalsozialisten falsche Angaben über die Zahl der gestorbenen Insassen machte, um mehr Essensrationen für die Lebenden herauszuschlagen. Ein lebensgefährliches Unterfangen.

Autorin: Irene Geuer
Redaktion: Ronald Feisel

Wer diesen sicher wichtigen Beitrag hören möchte, sollte sich des folgenden Links bedienen und sich 15 Minuten Zeit nehmen:

16. Mai 1893: Der Geburtstag des Holocaust-Zeitzeugen Josef Weiss [ZeitZeichen, mp3]

16.06.2013

Auch die „Welt am Sonntag“ berichtet über Josef Weiss, den letzten Judenältesten von Bergen-Belsen

Meine 710 Seiten starke Biografie und Dokumentation Der letzte Judenälteste von Bergen-Belsen hat in den letzten Monaten offenbar auch im (deutschsprachigen) Ausland an Interesse gewonnen, was auch die Bestellungen aus Israel und den Vereinigten Staaten beweisen.

Der vor einigen Monaten im Helios Verlag Aachen erschienene Band weist bereits anhand des sehr detaillierten Inhaltsverzeichnisses auf die vielen neuen Forschungsergebnisse hin, und einige Rezensionen heben sogar hervor, dass das Konzentrationslager Bergen-Belsen in einer „ausgezeichneten Gesamtdarstellung“ dokumentiert und anhand der „qualifizierten Beweislage durch den Judenältesten Josef Weiss nachvollziehbar personalisiert werden konnte“.

Die Internet-Website haGalil onLine - die als „größtes jüdisches Online-Magazin in deutscher Sprache“ mit etwa 300.000 Zugriffen monatlich gilt – rezensierte bereits im September 2012 das Buch „Der letzte Judenälteste von Bergen-Belsen“ als erstes deutschsprachiges Pressemedium und informierte am 9. Juni 2013 ihre internationale Leserschaft mit der Übernahme des Zeitungsartikels von Wolfgang Andres: Jupp Weiss: Ein großes Vorbild in unmenschlicher Zeit. Hier ging es um die Benennung der Jupp-Weiss-Straße in Flamersheim und die Gedenktafel am Geburtshaus von Josef Weiss (1893-1976).

Auch die renommierte „Welt am Sonntag“ vom 19. Mai 2013 sowie deren Online-Ausgabe erwähnte diesen Anlass. Selbst das verbreitete Boulevardblatt „Kölner Express“ stellte am 15. Mai das Buch der Öffentlichkeit vor.

 

WDR-Radiosendung 1   WDR-Radiosendung 4

 

Die in meinen NEWS und ARTIKEL publizierten Online-Beiträge können interessierte Leser hierüber zusätzlich informieren. Im 2. Teil meiner Artikelreihe „Erinnerung an die posthume Ehrung von Josef Weiss aus Flamersheim“ ging es um die Benennung der Jupp-Weiss-Straße im Neubaugebiet „Im Mühlenacker“ von Flamersheim. Die Bevölkerung legte besonderen Wert auf die recht persönliche Bezeichnung „Jupp“, weil diese ihre mitbürgerliche Verbundenheit sowie den rheinischen Ursprung konstatieren soll.

11.06.2013

Als sich im Frühjahr des Jahres 1984 eine Reisegruppe aus Euskirchen-Flamersheim für eine Woche in Jerusalem aufhielt, wies der arabische Reiseführer auf das jüdische Sha'are Zedek Krankenhaus (Sha'are Zedek) hin und resümierte sehr objektiv, dass dieses wohl das traditionsreichste Krankenhaus des Nahen Ostens mit ausgezeichneter Reputation wäre. Damals wusste wahrscheinlich keiner, dass der verdienstvolle Gründer dieser Institution ein gewisser Moritz Wallach (1866-1957) war, dessen Vater aus Euskirchen stammte. Die Lebensleistung seines Sohnes, des berühmt gewordenen Dr. Moshe (Moritz) Wallach, weist diesen als eine herausragende Persönlichkeit des deutschen Judentums und als einen medizinischen Pionier des damaligen Palästina und heutigen Staates Israel aus.

 

Yakinton 1   Yakinton2

 

Unter der Überschrift Ein jüdischer Arzt als Pionier in Erez Israel – Dr. Moshe Wallach aus Köln gründet das Shaare Zedek Hospital in Jerusalem publizierte ich dann im Februar 2008 einen Online-Artikel, der den Gründer des berühmten Sha`are Zedek Hospitals zum Inhalt hatte. Inzwischen ist der verdienstvolle Mediziner, dessen Eltern aus der Voreifel stammen, wieder in das Gedächtnis der Historiker geraten, und zurzeit wird sogar eine Doktorarbeit über ihn verfasst.

Daher erschien im deutschen Teil des israelischen Magazins „Yakinton“ meine Kurzfassung des oben erwähnten Artikels unter der Überschrift: „Ein Kölner Arzt als Pionier in Erez Israel – Dr. Moshe Wallach gründet das Sha`are Zedek Hospital“. In: MB Yakinton (Israel), Jg. 81, Nr. 259, Mai 2013, S. 14/15.

Der vollständige Online-Artikel kann unter folgendem Link abgerufen werden:

06.06.2013

Hinweis auf eine wichtige Veranstaltung des NS-Dokumentationszentrums der Stadt Köln: Der Eichmann-Prozess (21. Juni – 13. Oktober 2013)

Am Donnerstag, dem 20. Juni 2013, wird die Ausstellung Der Prozess – Adolf Eichmann vor Gericht im NS-Dokumentations-zentrum der Stadt Köln offiziell eröffnet. In der Zeit zwischen dem 21. Juni und 13. Oktober ist sie jedem Interessierten im EL-DE-Haus, Appellhofplatz 23-25, zugänglich.

Im April 1961 eröffnete das Jerusalemer Bezirksgericht das Verfahren gegen den ehemaligen SS-Obersturmbannführer und Leiter des „Judenreferats IV B 4“ im Reichssicherheitshauptamt Adolf Eichmann:

 

NS-Dokumentationszentrums der Stadt KölnDer Prozess gegen Adolf Eichmann wurde zu einem großen Medienereignis. Eichmann versuchte seine Verantwortung am Holocaust herabzuspielen und präsentierte sich als Befehlsempfänger. Im Prozess wurde deutlich, dass er alle ihm übertragenen Auf­gaben nicht nur pflichtbewusst erfüllte, sondern dar­über hinaus selbstständig organisierte und gestaltete. Das Auftreten Eichmanns vor Gericht löste Diskussio­nen um Schuld und Verantwortung des Einzelnen im nationalsozialistischen System aus. Die Staatsanwälte stellten die Aussagen der Opfer in den Mittelpunkt der Anklage. Erstmals erhielten damit die Schilderungen der jüdischen Überlebenden weltweite Aufmerksamkeit: In Jerusalem begann die Ära der Zeitzeugen.

Die Ausstellung widmet sich beiden Aspekten des Verfahrens, der Zeugenschaft der Überlebenden und der Verteidigungsstrategie des Täters. In ihrem Zentrum steht das Originalfilmmaterial aus dem Gerichtssaal.

Um einen Bezug zu meiner regionalhistorischen Homepage und den zahlreichen Artikeln über Josef Weiss, den letzten Judenältesten von Bergen-Belsen, herzustellen, möchte ich eine Stelle aus meinem Buch (S. 589/90) zitieren, die sich mit dem aus Flamersheim stammenden Juden befasst:
 
Eine Durchsicht der damaligen Zeugenaussagen ergab, dass beim Eichmann-Prozess mehrfach der Name Josef Weiss in positiver Hinsicht erwähnt wurde. Dankbar erinnerte sich zum Beispiel Dr. Joseph Melkman, der als damaliger Direktor von Yad Vashem fungierte, wie Josef Weiss zum Beispiel seine Möglichkeiten nutzte, um den eingesperrten Juden bei Nacht die Wasserzufuhr zu ermöglichen, da dies von der SS absichtlich verhindert worden war:

Jupp Weiss Passfoto„Everybody suffered from diarrhoea. If we wanted to walk, there were also toilets in the field, but people could not walk, since they were ill. In addition, the SS men often closed off the water pipe. The Elder of the Jews was a man called Weiss, and he instructed a plumber to open the water at night, and in the morning they closed it again, so that the Germans should not notice that we had water at night (...).“ (721)

Seine weitere Aussage erschütterte erneut die Menschheit: Kannibalismus in Bergen-Belsen! Obwohl diese Behauptung in den letzten Jahren bereits oft erbracht wurde, benannte Joseph Melkman erneut Josef Weiss als Zeugen. Dessen Glaubwürdigkeit war 1961 langst ein Faktum und wurde zudem mit seiner Funktion als „Elder of the Jews“ bekräftigt. Das Shofar FTP Archiv belegt:

„There were even instances there of cannibalism. In a survey made by Mr. Weiss, who was the Elder of the Jews and who is now in Jerusalem, he had to record all the particulars of the camp, and he mentions fourteen cases of cannibalism in the camp.“ (722)

01.06.2013

Im 2. Teil meiner Artikelreihe „Erinnerung an die posthume Ehrung von Josef Weiss aus Flamersheim“ ging es um die Benennung der Jupp-Weiss-Straße im Neubaugebiet „Im Mühlenacker“ von Flamersheim. Die Bevölkerung legte besonderen Wert auf die recht persönliche Bezeichnung „Jupp“, weil diese ihre mitbürgerliche Verbundenheit sowie den rheinischen Ursprung konstatieren soll. Aber auch in der Fachliteratur wird inzwischen der letzte Judenälteste von Bergen-Belsen als „Jupp“ Weiss (holländisch: Joep Weisz) zitiert. Von historischem Wert ist es, dass am 16. Mai weltweit zum ersten Male eine Straße nach einem Judenältesten benannt wurde, der diese Funktion während des Holocaust ausübte und dabei besondere Verdienste erwarb.

 

Einweihung Jupp-Weiss-Straße   Einweihung Jupp-Weiss-Straße

 

Von dem seit 15 Jahren in Flamersheim lebenden Pensionär Reinhard Zahel stammt die Idee und Initiative, auch eine Gedenktafel am Geburtshaus von Josef Weiss (1893-1976) anbringen zu lassen. Es gelang ihm nicht nur, die Allgemeinen Ortsvereine zu aktivieren und private Sponsoren zu gewinnen, sondern auch die Medien für die beiden Veranstaltungen am 16. Mai zu interessieren. So berichteten das Fernsehen (WDR 3: „Aktuelle Stunde“) sowie der Rundfunk (WDR 5/3 und NDR: „Zeitzeichen“) über den letzten Judenältesten von Bergen-Belsen.

Die Regionalpresse und die Flamersheimer Homepage von Hans-Peter Hanel – einschließlich seines abschließenden Fotoreports – motivierte die Bevölkerung, sich verstärkt mit der jüngsten deutschen Geschichte und auch diesbezüglich mit der Heimatgeschichte zu befassen. Besonders dem Euskirchener Wochenspiegel und dessen Redakteur Wolfgang Andres verdankten die Verantwortlichen wieder – wie bereits in den letzten Jahren - eine engagierte Mitarbeit, die dankbar anerkannt wurde......

...... Höhepunkt der Gedenkfeier am Flamersheimer Marktplatz, vor dem Geburtshaus von Josef Weiss, war die Rede von Atara Zachor-Dayan (* 1970), der Enkelin von Josef Weiss:

 

Jupp-Weiss-Straßeneinweihung Jupp-Weiss-Straßeneinweihung Jupp-Weiss-Straßeneinweihung

 

.......... Wir alle, ich und die ganze Weiss-Familie weltweit, danken Ihnen dafür sehr. Heute stehen wir hier, zum ersten Mal auf deutschem Boden, genau an der Stelle, wo Jupp geboren wurde, aufwuchs und zur Schule ging. Dies ist ein Anlass, den ich nie vergessen werde, einer der ergreifendsten Ereignisse in meinem Leben. Eine Reise zurück zu meinen Wurzeln, eine Reise, die für mich als Holocaust-„Kind“ der „zweiten Generation“ sehr schwierig, sehr bewegend und sogar beängstigend ist.

Bis heute hatte ich es vermieden, Deutschland zu besuchen, aber jetzt, wo Sie meinen Großvater auf so schöner Art ehren, habe ich mich entschlossen, nach Deutschland zu kommen und an der Zeremonie teilzunehmen.

Menschen leben hier, in einer nach einem besonderen und außergewöhnlichen Menschen genannten Straße! Ich hoffe, dass sein Name Sie dazu veranlassen wird, Ihre Kinder im Einklang mit seinem Wesen und seiner Vision zu erziehen, genau wie uns, den Weiss-Kindern, beigebracht wurde, menschlich zu sein, Leute zu lieben und alle Menschen als gleichwertig anzusehen:

Damit sie die Schönheit auf der Welt sehen und Toleranz zeigen gegenüber Menschen mit anderen Meinungen, anderen Religionen und anderen Glauben. Die Vielfalt der Schönheit auf der Welt zu erkennen; genau wie wir die Vielgestaltigkeit und Verschiedenheit der Blumen auf der Welt genießen, sollten wir auch für die Vielgestaltigkeit der Menschheit dankbar sein.

Die Bedürfnisse, Probleme und Leiden von anderen zu erkennen und den Mut zu haben, Menschen zu helfen, die nicht in der Lage sind, für sich selbst zu sorgen. An Ihre eigene Fähigkeit zu glauben, in jeder Situation menschlich zu sein und stets nach den höchsten Maßstäben zu handeln. Sich um andere Menschen zu kümmern und nicht nur um uns selbst.

Und am allerwichtigsten:

Zu glauben, dass es möglich ist, in einer besseren Welt zu existieren und durch Ihren Glauben andere Menschen zu stärken, vor allem dann, wenn der andere versagt.

Ich wünsche Ihnen allen, dass Sie die in Ihrem Leben auftretenden Hindernisse überwinden werden und dass Sie eine wichtige Rolle innerhalb Ihrer Familie, Ihrer Arbeitswelt, Ihrer Gemeinde, Ihres Landes und der Welt übernehmen werden. Wegbereiter für den Frieden!

Ich bin meinem Großvater, den ich nur bis zu meinem sechsten Lebensjahr kannte, dankbar, dass er mir sein Erbe ins Blut übertragen hat.

Ich danke Ihnen vom ganzen Herzen.

Gott segne Sie alle!

Atara 

Der vollständige Online-Artikel kann unter folgendem Link abgerufen werden:

28.05.2013

„Eifler Platt“ – Die Mundarten zwischen Ahr und Mosel

testDer Landschaftsverband Rheinland befasst sich zurzeit wieder mit dem „Eifler Platt“ und lädt nicht nur zum Besuch des neugestalteten Eifelmuseums auf der Genovevaburg in Mayen ein, sondern auch zu einer speziellen Tagung am 8. Juni, in der es für eingeladene Gäste um die „Mundarten zwischen Ahr und Mosel“ geht. Dass die Gesamtthematik auch für den Inhalt meiner regionalhistorischen Homepage von Bedeutung ist, versuchte ich vor einiger Zeit anhand meines Artikels Kaum noch jüdische Ausdrücke im Eifeler Dialekt: Historischer Verlust der muttersprachlichen und regionalen „Nestwärme“ zu beweisen.
 
Natürlich waren auch in der Eifel die Juden sowie ihr jiddisches Vokabular und ihre hebräische Ausdrucksweise ein regionaler Bestandteil der Kultur und des Zusammenlebens. Wer zum Beispiel auf dem Viehmarkt in Hillesheim oder Bitburg diesbezüglich Sprachprobleme hatte, war kein versierter Eifeler Händler. Schon damals hatte die deutsche Sprache – einschließlich des Dialektes und des Platt – viele „Hebraismen“ und „Jiddismen“ übernommen, die selbst heute noch zum gängigen Sprachschatz gehören. Ängstliche Menschen haben „Bammel“, Reiche sind „betucht“, Trinker sind „blau“ und Angeber sind „großkotzisch“. Wenn ich einem nicht ganz traue, ist derjenige mir nicht ganz „koscher“, weil er vielleicht hinter meinem Rücken „mauschelt“ oder einfach „meschugge“ ist.

Der Veranstalter erklärt in seiner Einladung – und kann künftige Besucher durchaus für die linguistische Thematik interessieren:

Die Eifel ist nicht nur eine abwechslungsreiche Mittelgebirgslandschaft, sie ist auch eine sehr interessante und variantenreiche Sprachland­schaft. Zwar spricht man vom Eifler Platt, wenn man die Mundarten der Region meint, aber nicht nur für die Sprecherinnen und Sprecher aus Blankenheim, Mayen, Prüm oder Bitburg sind die Unterschiede in ihren Dialekten ohrenfällig.

Das hat natürlich viel zu tun mit der bewegten rheinischen Sprachgeschichte insgesamt, aber auch mit der Geschichte der Eifel als eine früher eher abgelegene und unzugängliche Region, die in die Wissenschaftsgeschichte sogar als „Eifelbarriere" eingegangen ist.

Die variantenreiche Sprachlandschaft der Eifel soll auf der Genovevaburg in Mayen ausführlich vorgestellt und aus unterschiedlichen Blickwin­keln beschrieben werden. Dazu greift die Sprach­abteilung des LVR-Instituts für Landeskunde und Regionalgeschichte tief in ihr Rheinisches Ton­archiv, erläutern Sprachwissenschaftlerinnen die Dialekt- und Wortgeographie anhand von vielen Karten und Beispielen, bringen Mundartsprecher aus Mendig, Bitburg und Daun ihre Ortsmundart in kurzen Erzählungen zu Gehör und beschreiben Fachleute die aktuelle Situation des Eifler Platts und wagen einen Ausblick auf die zukünftige sprachliche Entwicklung der Region.

24.05.2013

Jupp Weiss: Ein großes Vorbild in unmenschlicher Zeit (Euskirchener Wochenspiegel vom 22.05.2013)

 

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Foto: F. J. Vogt

WA. Einer der Straßen des Neugebietes »Im Mühlenacker« gab die Stadt Euskirchen den Namen des am 16. Mai 1893 geborenen ehemaligen jüdischen Mitbürgers Josef Weiss. Zugleich ließ sie an dessen Geburtshaus in der Pützgasse 16 eine Gedenktafel anbringen, die die Erinnerung an Weiss’ Schicksal (und das seiner Familie) wach halten soll.

Wer war Josef Weiss? Als zweitjüngstes von neun Kindern hat der mundartlich "Jupp" Gerufene die örtliche Volksschule besucht, im Kölner Kaufhaus der Familie mütterlicherseits eine Lehre gemacht und als Frontsoldat mit dem Eisernen Kreuz II. Klasse dekoriert im Ersten Weltkrieg für Deutschland gekämpft … und überlebt. Nach der Machtübernahme durch die Nazis wurde er verhaftet, kam dann aber frei und ging in die Niederlande, wohin seine Frau mit den beiden Söhnen Wolfgang und Klaus-Albert bereits während seiner Haft geflohen war. Mit einem Vetter baute er in Amsterdam eine Lederwarenfabrik auf, half Emigranten und, jüdische Kinder in die Niederlande zu schleusen.

Nach der Besetzung der Niederlande durch Nazi-Deutschland wurde Weiss und dessen Familie im Lager Westerbork inhaftiert, wo er in die so genannte jüdische Selbstverwaltung eingebunden war. Hier setzte sich Weiss für seine Mitgefangenen ein, deren Los er zu erleichtern versuchte. Als „wirtschaftlich wertvolle Juden“ eingestuft, wurde die Familie Weiss 1944 ins KZ Bergen-Belsen (wo Anne Frank umkam) verbracht, wo er bald in einem der neun Lager die Funktion des stellvertretenden Judenältesten wahrnahm. Es herrschten katastrophale Bedingungen, die Weiss mit Geschick, großem Einfallsreichtum und noch mehr persönlichem Mut und Opferbereitschaft zu bessern versuchte.

Würde bewahrt

Dass sein Vater sich seine Würde bewahren konnte, als Einziger von den Nazis nicht geduzt, sondern mit „Herr Weiss“ angesprochen worden sei, war seinem mit inhaftierten Sohn Klaus-Albert in Erinnerung geblieben. Und, dass sie 1945 aus Bergen-Belsen in einem Zug voller Typhus-Kranker abtransportiert, zwölf Tage durch Deutschland herumgeirrt seien und am Ende von russischen Soldaten in Brandenburg befreit wurden. Selbst erkrankt, konnte Weiss während der Fahrt noch Lebensmittel für Kinder beschaffen und für viele Mitgefangene zum Retter werden. Die Familie Weiss ging nach Israel, wo Jupp Weiss am 12. September 1976 in Jerusalem verstarb, sein Sohn Klaus-Albert kam vor 24 Jahren bei einem Unfall ums Leben.

Schwiegertochter Yona Weiss und vier Enkelinnen Jupp Weiss’ (u.a. aus Israel, USA und England) nahmen jetzt zusammen mit weiteren Familienangehörigen an den beiden kleinen Feiern anlässlich der Straßenbenennung und Enthüllung der Gedenktafel teil. Für die Angehörigen war es der erste Besuch in Deutschland.

Zu den Feierstunden hatten sich zahlreiche Flamersheimer Bürger und Vertreter der dortigen Vereine eingefunden. Nach einem Grußwort von MdL Klaus Voussem und einer kurzen Erklärung des Heimatforschers und Buchautors Hans-Dieter Arntz enthüllte zunächst Yona Weiss das Straßenschild, das den Namen ihres Schwiegervaters trug, um sich anschließend mit kurzen Worten an die Versammelten zu wenden.

Sehr gerührt

Die Gedenktafel an Jupp Weiss Geburtshaus in der Pützgasse 16 enthüllten die vier Enkelinnen gemeinsam. „Es hat mich sehr gerührt, als Herr Arntz mir über die Initiative berichtete, eine Straße … nach meinem Großvater zu nennen“, wandte sich Enkelin Atara Zachor Dayan namens der Familie an die Versammelten. „Wir hatten eine solche Ehre und Wertschätzung nicht erwartet. Wir alle, ich und die ganze Weiss - Familie weltweit, danken Ihnen dafür sehr“. Zum ersten Mal auf deutschem Boden und an der Stelle, wo Jupp Weiss geboren und aufgewachsen sei, zu stehen, „ist ein Anlass den ich nie vergessen werde, eines der ergreifendsten Ereignisse in meinem Leben. … Eine Reise, zurück zu meinen Wurzeln, die für mich als „Holocaust-Kind der zweiten Generation“ sehr schwierig, sehr bewegend und sogar beängstigend ist. Bis heute hatte ich es vermieden, Deutschland zu besuchen. Aber jetzt, wo Sie meinen Großvater auf so schöne Art ehren, habe ich mich entschlossen, an der Zeremonie teilzunehmen. Leute, die Sie hier leben werden, in einer nach einem besonderen und außergewöhnlichen Menschen benannten Straße! Ich hoffe, dass sein Name Sie dazu veranlassen wird, Ihre Kinder im Einklang mit seinem Wesen und seiner Vision zu erziehen, genau wie wir Weiss-Kinder gelehrt wurden, menschlich zu sein, Leute zu lieben und alle Menschen als gleichwertig anzusehen. … Ich bin meinem Großvater, den ich nur bis zum sechsten Lebensjahr kannte, dankbar, dass er mir sein Erbe ins Blut übertragen hat.- Ich danke Ihnen von ganzem Herzen. Gott segne Sie alle“!

Vorbild

Mit dem jüdischen Sprichwort, dass ein Mensch erst vergessen sei, wenn sein Name vergessen ist, leitete Bürgermeister Dr. Uwe Friedl seine Ansprache ein. „Damit der Name von Josef Weiss nicht vergessen wird, ehren wir ihn heute mit Gedenktafel und Straßen-Benennung“. Die Dorfgemeinschaft als vorbildlich in ihrer Erinnerungsarbeit bezeichnend und an das Wiedersehensfest vor 30 Jahren erinnernd, ging Friedl noch einmal auf die Vita Weiss’ ein, der in Westerbork vielen Menschen das Leben gerettet habe und sich auch im KZ Bergen-Belsen für seine Mitinhaftierten eingesetzt habe. Weiss Worte zum letzten Sederabend  (Vorabend des Pessachfestes) seien ob ihrer schonungslosen Offenheit mehr als nur „zu Herzen gehend“.

Mit „Es ist zwar paradox, den Satz aus der Haggada zu zitieren: Jeder, der komme, der esse mit uns!, denn hier ist das Gegenteil“, habe sich Weiss an seine hungernden und erkrankten Mitgefangenen gewandt. „Alle haben wir Hunger. Wir von der (jüdischen) Leitung können Euch nichts mehr besorgen. Ich kann Euch kein Brot geben, nur mit Worten kann ich Euch Mut zusprechen. Haltet die letzten fünf Minuten aus“. Die wenigen noch vorhandenen Lebensmittel (Kohl und Saft) waren dem Kinderheim für die 90 dort untergebrachten Kinder gegeben worden. „Seine Beständigkeit, Besonnenheit und Würde machten ihn zum Vorbild in einer Zeit und in Verhältnissen, die nicht menschenwürdig waren. Die Person Jupp Weiss sollten wir gerade in der Region, aus der er stammte, ehren“, mahnte Friedl.

22.05.2013

Die sicher bemerkenswerte Benennung einer Straße nach dem letzten Judenältesten von Bergen-Belsen war für viele bewegend, ganz besonders für die acht weiblichen Angehörigen der Familie Weiss, die extra aus diesem Anlass aus Israel, England und den USA angereist waren. Weder die Schwiegertochter Yona Weiss, die das KZ Bergen-Belsen miterlebt hatte, noch die Enkelin Atara Zachor Dayan hatten je daran gedacht, deutschen Boden zu betreten...

 

Einweihung Jupp-Weiss-Straße   Einweihung Jupp-Weiss-Straße

 

.... Dass es den Flamersheimer Ortsvereinen jedoch gelungen war, intensive Überzeugungsarbeit zu leisten und eine Zusage auf ihre herzliche Einladung zu erhalten, ähnelt einer privaten Form der Bemühung um eine Wiedergutmachung.... Zu den Ehrengästen gehörten auch der Euskirchener Bürgermeister, Dr. Uwe Friedel, und der Landtagsabgeordnete Klaus Voussem, die mit Ansprachen an den beiden Zeremonien beteiligt waren...

Im Anschluss ergriff Yona Weiss das Wort... :

..... Vor ein paar Tagen hat mir eine Freundin, die 2 Jahre älter ist als ich, ihre persönliche Erfahrung erzählt: Sie stand am Appellplatz und beobachtete, wie ihr Vater, der in einiger Entfernung zu ihr stand, ohnmächtig wurde.

Sofort verließ sie die Gruppe, wo sie gerade stand, und wollte zu ihrem Vater herüberlaufen, was sehr gefährlich war, da es verboten war, sich zu bewegen. Jupp hat gesehen, wie sie sich in Bewegung setzte, verließ die Soldaten, die er begleitete, lief zu ihr und schob sie wieder auf ihren Platz zurück. Sie sagte mir, dass sie glaubt, Jupp habe in diesem Moment ihr Leben gerettet. Ihr Vater überlebte nicht!

...... Zum Schluss möchte ich mich bei Ihnen allen bedanken, dass Sie hierhergekommen
sind, um das Andenken an Jupp zu ehren, einen starken und fürsorglichen Menschen, der ein kostbares Licht in jener finsteren Zeit war....

 

Einweihung Jupp-Weiss-Straße

 

 

 

 

Einweihung Jupp-Weiss-Straße   Einweihung Jupp-Weiss-Straße

 

Der vollständige Online-Artikel kann unter folgendem Link abgerufen werden:

20.05.2013

Eine Unzahl von Fotos und nicht wenige Zeitungsartikel erinnern an die posthume Ehrung des letzten Judenältesten von Bergen-Belsen. Aus Anlass des 120. Geburtstages von Josef Weiss trafen sich bei regnerischem Wetter mitten in der Woche viele Dorfbewohner und auswärtige Gäste, um eine Straße im Flamersheimer Neubaugebiet einzuweihen und eine Gedenktafel am Geburtshaus zu enthüllen. In weiteren Artikeln und News werde ich demnächst diese beeindruckende Veranstaltung darstellen und an die vielen Begegnungen erinnern. Acht jüdische Weiss-Angehörige waren aus Israel, England und den USA angereist, um ihrem berühmten Vorfahren die Ehre zu erweisen. In der Radiosendung des WDR Zeitzeichen wurde die jüdische Persönlichkeit eindrucksvoll dargestellt und durch Interviews mit den Vertretern der Allgemeinen Ortsvereine gewürdigt.

Vgl. http://gffstream-7.vo.llnwd.net/c1/radio/zeitzeichen/WDR5_Zeitzeichen_20130516_0920.mp3

Der Fotograf dieser regionalhistorischen Homepage (mediakustik) hat bereits die ersten Fotos zur Verfügung gestellt. Weitere werden in den nächsten NEWS und ARTIKELN erscheinen:

 

Jupp-Weiss-Straßeneinweihung Jupp-Weiss-Straßeneinweihung Jupp-Weiss-Straßeneinweihung
     
Jupp-Weiss-Straßeneinweihung Jupp-Weiss-Straßeneinweihung Jupp-Weiss-Straßeneinweihung
     
Jupp-Weiss-Straßeneinweihung Jupp-Weiss-Straßeneinweihung Jupp-Weiss-Straßeneinweihung
     
Jupp-Weiss-Straßeneinweihung Jupp-Weiss-Straßeneinweihung Jupp-Weiss-Straßeneinweihung

 

Jupp-Weiss-Straßeneinweihung Gruppenbild

Die aus dem Ausland angereisten Verwandten von Jupp Weiss – einschließlich der Schwiegertochter Yona Weiss (Mitte) und der Enkelin Atara Zachor Dayan (l.) aus Israel –, versammeln sich mit dessen Biograf Hans-Dieter Arntz unter dem neuen Straßenschild. (Foto: mediakustik)

 

Der Journalist Johannes Bühl hat die zwei Zeremonien im Kölner Stadtanzeiger vom 18. Mai 2013 eindrucksvoll zusammengefasst. Seinem Zeitungsartikel „Straße erinnert an Jupp Weiss“ hat er 9 weitere Fotos beigefügt, die im Internet abrufbar sind:

 

Jupp-Weiss-Straßeneinweihung

16.05.2013

Die Kölner Boulevardzeitung EXPRESS berichtet über Josef Weiss, den letzten Judenältesten von Bergen-Belsen (15.Mai 2013)

Der posthumen Ehrung von Josef Weiss, letzter Judenältester von Bergen-Belsen, wird von den westdeutschen Medien mit Interesse entgegengesehen. Rundfunk, Fernsehen und die Tagespresse haben sich angemeldet, wenn am heutigen Donnerstag, dem 16. Mai, eine „Jupp-Weiss-Straße“ eingeweiht und eine Gedenktafel am Geburtshaus in der Pützstraße 16 angebracht wird. Vgl. hierzu auch meine NEWS vom 2. und 8. Mai 2013.

Acht Angehörige der Familie Weiss reisen aus Israel, England und den USA an und werden ihre Gedanken in Reden äußern. Josef Weiss wurde am 16. Mai 1893 in Flamersheim geboren und wäre am heutigen Tag 120 Jahre alt geworden. Die neulich erschienene Biografie Der letzte Judenälteste von Bergen-Belsen. Josef Weiss – würdig in einer unwürdigen Umgebung stellt das Leben dieses charismatischen Juden detailliert dar und erhielt schon jetzt internationale Anerkennung. Die viel gelesene Kölner Boulevardzeitung EXPRESS  stellte gestern, am 15. Mai, das Buch und die bevorstehende Zeremonie dar:

 

Die Akte Weiss

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14.05.2013

Ein Voreifeler Dorf bereitet die posthume Ehrung eines ehemaligen jüdischen Mitbürgers vor

Das heute als Stadtteil zu Euskirchen zählende Dorf Flamersheim bereitet sich zurzeit auf die posthume Ehrung des inzwischen bekannten „Judenältesten von Bergen-Belsen“ vor. Am 16. Mai wäre Josef Weiss 120 Jahre alt geworden. Er gilt heute als ein Held in der Zeit des Holocaust. Da die jüdischen Friedhöfe von Flamersheim und Kirchheim zurzeit wegen des hohen Graswuchses unansehlich sind, machte sich der Vorsitzende der Ortsvereine persönlich daran, mit der Sense zumindest die Flamersheimer Grabstätten freizulegen. Eigentlich wäre das die Aufgabe der städtischen Einrichtungen gewesen!

 

WDR-Radiosendung 1   WDR-Radiosendung 2

 

In Vorträgen wurde an die Geschichte der Flamersheimer Juden erinnert und das Lebenswerk von Jupp Weiss gewürdigt. Hierzu hatten am 25. April die Evangelische Gemeinde und deren Pfarrerin Christina Fersing den Autor des Buches Der letzte Judenälteste von Bergen-Belsen, Hans-Dieter Arntz, als Referenten eingeladen. In einer kleinen Pause und im Anschluss an die Veranstaltung gab es Gelegenheit zu Diskussionen, Gedankenaustausch und zu Problemen der Organisation. Hierbei waren Mitglieder der Evangelischen Gemeinde und die Vertreter der Ortsvereine maßgeblich beteiligt.

Reden werden in deutscher und englischer Sprache vorbereitet, und für die Betreuung der ausländischen, jüdischen Gäste wird gesorgt. Die Ortsvereine und die Bevölkerung werden bei der Einweihung der Jupp-Weiss-Straße anwesend sein und die Anbringung einer Gedenktafel in der Nähe des Marktplatzes miterleben.

Das Programm für den 16. Mai sieht folgendermaßen aus:

 

Programm

12.05.2013

Gedenktafel und Straßentaufe zu Ehren des „letzten Judenältesten“

Gedenktafel

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08.05.2013

WDR-Radiosendung und Interviews über den aus Flamersheim stammenden „Judenältesten von Bergen-Belsen“ (16. Mai 2013)

Wie bereits in meinen NEWS vom 2. Mai mitgeteilt, strahlen die Rundfunkprogramme des WDR 5 und WDR 3 am 16. Mai in der Sendung „Zeitzeichen“ eine Sendung über Josef Weiss, den letzten Judenältesten von Bergen-Bergen, und die bereits angekündigte Zeremonie in Flamersheim aus. Da selbst im Ausland inzwischen das Interesse an der Thematik wächst und Fragen zum Mitschnitt geäußert werden, weist der WDR auf Möglichkeiten, Copyright-Details und den Gebrauch für Lehrveranstaltungen hin. Sie sind im Original dort abrufbar:

WDR Wissen > Lehrer Wissen > Schulmitschnitte > Josef Weiss

Donnerstag, 16. Mai 2013: Geburtstag des Josef Weiss in der Sendung „ZeitZeichen“

9.05 - 9.20 Uhr, WDR 5 > Weitere Sendetermin: 16. Mai, ab 17.45 Uhr, WDR 3

 

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In insgesamt 3 Stunden interviewte die WDR-Journalistin die Vertreter des Flamersheimer Vereinskartells. Hier äußerten sich die beiden Vorsitzenden, Paul-Josef Kau und Hans-Dieter Grützner, wie auch der Initiator, Reinhard Zahel, und der Buchautor Hans-Dieter Arntz.

05.05.2013

Keine Stolpersteine für Rheinbach ! Will man sich der ehemaligen jüdischen Mitbürger nicht mehr erinnern?

Das Fernsehen, der lokale Radiosender und die Presse teilten vor wenigen Tagen mit, dass sich der Rat der Voreifeler Kleinstadt Rheinbach erfolgreich gegen die Befürworter einer baldigen Verlegung von Stolpersteinen durchgesetzt hat. Also keine kleinen Denkmale zum Erinnern an die ehemals hier beheimatete jüdische Bevölkerung! Will man sich der ehemaligen jüdischen Mitbürger nicht mehr erinnern?

Ich selber hatte mich auf meiner regionalhistorischen Homepage unter der Überschrift Streit um „Stolpersteine“ in Rheinbach für die baldige Verlegung ausgesprochen und unterstütze weiterhin die engagierte Bürgerinitiative, der inzwischen mehr als 1.600 befürwortende Stimmen erhalten hat.

Laut und deutlich lautete die erste Resonanz der „Lokalnachrichten“ am 24. April: „Rheinbacher Bürgermeister erntet Kritik!“ Und der renommierte General-Anzeiger Bonn konstatiert dasselbe in einem lesenswerten Artikel am gleichen Tag: Rheinbacher Bürgermeister erntet Kritik.  Die Zeitung hat eine vorläufige Begründung für den fragwürdigen Ratsentscheid gefunden:

 „Nach Raetz' Auffassung wären die Hauseigentümer dann als Gegner der Stolpersteine öffentlich bekannt, das könne er nicht zulassen. Als Bürgermeister sei er verpflichtet, Persönlichkeitsrechte zu schützen.“

Lesenswert ist hierzu der diesbezügliche Kommentar des Journalisten Hans-Peter Fuß. Die mir zudem zugeschickte Reaktion der vorläufig enttäuschten Bürgerinitiative lautet:

Deshalb wollen wir aber nicht entmutigt einknicken, sondern die NEIN-Sager-Fraktion immer wieder nach den wirklichen Gründen ihrer Ablehnung fragen und stören. 

Wer den Pfad der Rheinbacher Geschichte begehen will, der muss mit Wahrhaftigkeit beginnen wollen, ehrlich bemüht sein, auch steinige, traurige und dunkle Wegstrecken zu durchschreiten.

Geschichte ist keine sonnige Parkallee!

Interessant ist, welche Assoziationen der Rheinbacher Ratsbeschluss jetzt plötzlich weckt. Ob dies den Gegnern der Stolpersteine eigentlich bewusst ist? Mir wurde folgender „Heimatbrief“ überlassen, der sich letztmalig im Frühling 1942 mit den Rheinbacher Juden befasst. Das folgende Foto stammt aus dem verdienstvollen Buch von Dr. Horst Mies "Sie waren Nachbarn. Zur Geschichte der Juden in Rheinbach", hrsg. im Jahre 2002 von den Freunden des Archivs im CMZ-Verlag Rheinbach. Im Jahre 2007 gab es eine leicht geänderte Neuauflage mit einer textlichen Erweiterung von Peter Mohr, wo die zeithistorische Abbildung auf Seite 10 zu finden ist:

 

Heimatbrief

02.05.2013

WDR-Radiosendung „Zeitzeichen“ berichtet am 16. Mai 2013 über den Flamersheimer Josef Weiss und seine Biografie als „Judenältester“

Seit Dezember 2009 erinnert am Ortsrand von Euskirchen-Flamersheim die Jupp-Weiss-Straße an den letzten Judenältesten von Bergen-Belsen. Am 16. Mai, an dem sich sein 120. Geburtstag jähren würde, erfolgt die offizielle Einweihung. Am gleichen Tag bringen die Allgemeinen Ortsvereine auch am Geburtshaus von Josef Weiss eine Gedenktafel an. Der Rundfunk wird in der 15minütigen Sendung „Zeitzeichen“ über die Flamersheimer Aktivitäten und den Buchautor Hans-Dieter Arntz berichten, dessen 710 Seiten starke Biografie Der letzte Judenälteste von Bergen-Belsen. Josef Weiss – würdig in einer unwürdigen Umgebung  vor einigen Monaten im Buchhandel erschien. Neben einer dokumentarischen Darstellung durch die Kölner Journalistin Irene Geuer gibt es Interviews mit dem Autor und Mitgliedern der Flamersheimer Ortsvereine. Die Sendung wird zusätzlich am Abend um 20.15 vom Norddeutschen Rundfunk (NDR Info) wiederholt.

Die vorliegende regionalhistorische Homepage weist besonders auf die beiden Sendungen des Westdeutschen Rundfunks um 9.05 (WDR 5) und 17.45 Uhr (WDR 3) hin.

 

WDR1

Radio-Tipps


Pressetexte für die Programmwoche 20

vom 11.05. – 17.05.2013

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Pressetexte für die Programmwoche
vom 11.05. – 17.05.2013

Westdeutscher Rundfunk
Presse und Information
Appellhofplatz
50667 Köln

WDR 5, Donnerstag, 16. Mai 2013, 9.05 – 9.20 Uhr
WDR 3, Donnerstag, 16. Mai 2013, 17.45 – 18.00 Uhr

ZeitZeichen

Geburtstag des Josef Weiss

(16.5.1893)
Von Irene Geuer

 

Er war der letzte Judenälteste im Konzentrationslager Bergen-Belsen. Und er war ein Menschenretter, über den es hieß: Er war mutig, ohne waghalsig zu werden. Josef Weiss aus Flamersheim – heute ein Stadtteil von Euskirchen – musste 1933 wegen seines jüdischen Glaubens mit seiner Familie in die Niederlande flüchten. Dort begann er, der eigentlich Kaufmann war, eine zweite Karriere als Menschenretter.

Weiss schmuggelte jüdische Kinder aus Deutschland über die Grenze. Später in Bergen-Belsen nutzte er seine von den Nazis aufgezwungene Rolle als Judenältester nicht, um eigennützig Vorteile daraus zu ziehen. Er rettete viele Menschen, weil er unter anderem den Nationalsozialisten falsche Angaben über die Zahl der gestorbenen Insassen machte, um mehr Essensrationen für die Lebenden herauszuschlagen. Ein lebensgefährliches Unterfangen.

Redaktion: Ronald Feisel

30.04.2013

Euskirchener Stadtrundgang gegen Rassismus und Neofaschismus

Stadtrundgang 1

Erstmalig beteiligte sich die Volkshochschule des Kreises Euskirchen an den „Internationalen Wochen gegen Rassismus“. Laut Wikipedia sind dies Aktionswochen der Solidarität mit den Gegnern und Opfern von Rassismus, die alljährlich rund um den 21. März, den Internationalen Tag gegen Rassismus, stattfinden. Der Interkulturelle Rat in Deutschland ruft seit Jahren dazu auf, in dieser Zeit „Flagge zu zeigen“ und durch bundesweite Veranstaltungen ein „weltoffenes Deutschland“ mit Toleranz und Anti-Rassismus zu demonstrieren.

75 Jahre nach der „Reichskristallnacht“ und den ortsspezifischen Ereignissen in der Kreisstadt Euskirchen hatte ich die Gelegenheit, eine größere Gruppe historisch interessierter Bürger zu konkreten Orten zu führen, die exemplarisch für die Auswüchse des Nationalsozialismus und des Rassismus waren. Wenn es auch bei dem mehrstündigen Rundgang vordergründig um historische Aspekte ging, so konzentrierte sich die ortsnahe Form der Aufarbeitung der NS-Zeit doch auf gegenwärtige Probleme und Auswüchse des immer deutlicher werdenden Neofaschismus. Graffitis in krasser Form, auffallende Beispiele des Rassismus und der Vergleich mit den ersten Anfängen des Nationalsozialismus riefen oft zu Diskussionen auf. Die Veranstaltung begann am einst jüdischen Viehplätzchen und endete auf dem Grundstück der ehemaligen Synagoge.

 

Stadtrundgang 2   Stadtrundgang 3
27.04.2013

Stadtführung mit Hans-Dieter Arntz durch die Kreisstadt Euskirchen am 27. April 2013 – Ein Beitrag zu den „Internationalen Wochen gegen Rassismus“

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Wie bereits am 19. Januar 2013 in meinen NEWS erwähnt, beteiligt sich die VHS des Kreises Euskirchen erstmals an den „Internationalen Wochen gegen Rassismus". Ziel der Veranstaltungen ist es, „eine offene und tole­rante Gesellschaft zu thematisieren. Vor diesem Hintergrund kann ein Blick in das dunkelste Kapitel der deutschen Vergangenheit nicht schaden“.

Das Volkshochschulprogramm bzw. die blauen Seiten (Januar bis August 2013) bieten unter dem Schwerpunkt „Verdrängt, vergessen, vorbei?" besondere Stadtführungen an, die mit dem Nationalsozialismus und Rassismus konfrontieren sollen. Die Kreis-VHS knüpft hiermit auch an die Euskirchener Veranstaltung zum 70. Jahrestag der „Reichskristallnacht“ (2008) an, die viele Interessenten angesprochen hatte. Die Stadtführung mit Hans-Dieter Arntz durch die Kreisstadt Euskirchen am 27. April 2013 bietet nun eine ähnliche Thematik an: Vor 75 Jahren: „Reichskristallnacht“: Rundgang auf den Spuren des Nationalsozialismus in Euskirchen:

 

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24.04.2013

Vortrag am 25. April über den letzten Judenältesten von Bergen-Belsen. – Vorbereitung auf die posthume Würdigung des aus Flamersheim stammenden Josef („Jupp“) Weiss

Seit Dezember 2009 erinnert die Jupp-Weiss-Straße am Ortsrand von Flamersheim an den bekannten Judenältesten von Bergen-Belsen. Endlich, am 16. Mai 2013, soll sie feierlich eingeweiht werden. Am gleichen Tag bringen die Allgemeinen Ortsvereine Flamersheim an seinem Geburtshaus eine Gedenktafel an. Der Rundfunk wird in der 15minütigen Sendung „Zeitzeichen“ über die Flamersheimer Aktivitäten und die umfangreiche Biografie Der letzte Judenälteste von Bergen-Belsen. Josef Weiss – würdig in einer unwürdigen Umgebung , die vor einigen Monaten im Buchhandel erschien, berichten. Der WDR 5 strahlt um 9.05 Uhr und WDR 3 um 17.45 die Sendung aus, die vom Norddeutschen Rundfunk um 20.15 wiederholt wird. Auch das Fernsehen hat inzwischen sein Interesse angekündigt. Folgender Vortrag soll morgen auf die Veranstaltung hinweisen:

 

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23.04.2013

Kampf gegen Vorurteile und Stolpersteine zum Erinnern – aber immer wieder Nazi-Schmierereien

In mindestens 3 NEWS und mehreren Online-Artikeln wies ich allein in letzter Zeit auf die politischen Graffiti-Schmierereien hin:

NEWS vom 4. März 2010: „Weiterhin Sorge wegen Rechtsextremismus und neonazistischer Aktionen auch in der Eifel und Voreifel“

NEWS vom 10. Dezember 2011: „Eifeler Bündnis gegen Rechts“– Eine sinnvolle Gründungsveranstaltung, aber mit einigen Fragezeichen

NEWS vom 29. September 2012: Politische Graffiti-Auseinandersetzung hinter dem Euskirchener Bahnhof  Genau an diese Stelle gehen.

Auch meine Online-Artikel befassen sich mit folgender Thematik:

 

Aber die Nazischmierereien sind keineswegs weniger geworden und wurden somit auch neulich von der Antifa Euskirchen/Eifel  angeprangert. Dass in diesem Zusammenhang nicht nur Hakenkreuz-Parolen auf einen Werbeanhänger in Flamersheim gesprayt wurden, sondern auch Türken diskriminiert wurden, beweist eine immer stärker werdende Aggressivität ewig Gestriger. Unter der Überschrift Nazischmierereien auf Werbeanhänger berichtete am 12. April der Kölner Stadt-Anzeiger, Lokalteil Euskirchen, über die Hetzparolen und verfassungsfeindliche Symbole in einer dörflichen Umgebung.

 

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Wie befreiend wirkt da die interkulturelle Begegnung der Gesamtschule von Weilerswist mit Jugendlichen der Max-Rayne-Hand-in-Hand-School Jerusalem. Unter dem versöhnenden Motto „Vorurteile bekämpfen“ berichtete die Euskirchener Journalistin Heike Nickel im März 2013 über eine einwöchige Begegnung von13-15jährigen Schülern. Seit dem Jahre 2008 betreibt die Weilerswister Schule einen lebendigen Austausch mit israelischen Gleichaltrigen. Im Mittelpunkt der vielen Veranstaltungen stand auch diesmal der „interkulturelle Dialog“. Gerade auf diesem Gebiet ist die von 530 Schülern besuchte Schule in Jerusalem eine Ausnahme, zählt sie doch zu den nur 5 israelischen Lehranstalten, die „die ganze ethnische und religiöse Vielfalt des Landes, von Muslimen über Juden bis hin zu arabischen und armenischen Christen – unter einem Dach vereint.“

Während man immer noch in Rheinbach über die Verlegung von Stolpersteinen streitet, freut man sich in Gemünd auf die posthume Ehrung der jüdischen Mitbürger. Der Schleidener Wochenspiegel vom 20. März 2013 berichtet über die Vorbereitungen zur 800-Jahr-Feier in dem anerkannten Kneipp-Kurort. Die gebürtige Jüdin Hanna Miley (* 1932), Schirmherrin der Stolperstein-Aktion, meint in ihrem Grußwort: „ Sicherlich wird großer Segen einer solchen unmittelbaren Ehrlichkeit folgen.“

20.04.2013

Der israelische Leserbrief eines Bergen-Belsen-Überlebenden bei Irgun Yotzei Merkas Europa

Ein wichtiger Leserbrief erschien bei Irgun Yotzei Merkas Europa in der Pessachausgabe des bekannten Monatsmagazins MB Yakinton und lobte posthum den Flamersheimer Josef Weiss. (Vgl. Nr. 258, März 2013). Der Belsen-Überlebende Schmuel Emanuel aus dem Kibbuz Schaalabim reagierte damit auf einen Artikel, den die Enkelin des letzten Judenältesten von Bergen-Belsen über ihren Großvater, Josef Weiss, geschrieben hatte. Die deutsche Übersetzung des Beitrags von Atara Zachor Dayan erschien auch unter dem Titel Großvaters Pessachseder auf meiner Homepage.

In der israelischen und deutschen Ausgabe hieß es:

 

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18.04.2013

Auch Dr. Norbert Blüm, der ehemalige Bundesminister, setzt sich für die Rheinbacher „Stolpersteine“ ein

JudensternIn meinem Online-Artikel vom 23. März 2013 - Streit um „Stolpersteine“ in Rheinbach – schilderte ich die Problematik, derzufolge eine Ratsmehrheit gegen diese Form der Erinnerungskultur votiert. Da ich selber Mitte der 1980er Jahre große Schwierigkeiten hatte, dort ein Mahnmal zur Erinnerung an die Rheinbacher Juden zu initiieren, unterstütze ich jetzt natürlich Peter Mohr, den engagierten Mitstreiter der Initiative „Rheinbacher BürgerInnen für Stolpersteine“, der die „ verhärtete Haltung (Wagenburg) des CDU-Ortsverbandes aufbrechen“ möchte.

Eindeutig - wohl aus persönlichen Erleben heraus - setzt sich auch Dr. Norbert Blüm, ehemaliger Bundesminister für Arbeit und Sozialordnung, für die Verlegung von „Stolpersteinen“ in Rheinbach ein. Auf Anfrage von Peter Mohr schaltete er sich inzwischen in die Diskussion ein und gab über sein Büro folgende Stellungnahme ab:

Norbert Blüm„Stolpersteine" erinnern uns im Alltag an die Grausamkeit des Judenmordes in unserem Land. Niemals darf ein solches Verbrechen in unserem Land sich wiederholen. „Erinnern statt Vergessen" ist eine Abwehr gegen jedwede Barbarei.

Ich selbst habe in meiner Heimatstadt Rüsselsheim einen Stolperstein gestiftet. Er erinnert an Frau Lang, eine gutmütige Frau aus der Nachbarschaft. Ich habe als Kind miterlebt, dass Frau Lang abgeholt wurde.

Wir Kinder wussten, warum!

Wir kannten den gelben Stern auf den Jacken und Mänteln der Juden.
Die Erwachsenen sagten später, sie hätten nichts vom KZ gewusst.
Wir Kinder wussten, wohin die Juden abtransportiert wurden.
Kein Erwachsener hat aufgeschrieen wegen diesem Verbrechen.

Welche Schande!

Ich schäme mich noch heute und verachte alle, die „alles" vergessen wollen. 

Doch trotz 1.600 Unterschriften sowie vieler Zeitungsartikel und Leserbriefe hat sich die Meinung gewisser Rheinbacher Ratsherren nicht geändert. Daher ist nicht auszuschließen, dass dies am 22. April im Rat zur Ablehnung der Verlegung von 34 Steinen führen könnte.

15.04.2013

Troisdorf unter dem Hakenkreuz

Norbert FlörkenDas seit langer Zeit vergriffene Buch „Troisdorf unter dem Hakenkreuz“ von Norbert Flörken (1986) wurde jetzt neu aufgelegt und als Band 31 der Schriftenreihe des Archivs der Stadt Troisdorf herausgegeben. Dokumentiert wird die Zeit des Na­tionalsozialismus, des Terrors und des Krieges in der damaligen rheinischen Kleinstadt Troisdorf.

Norbert Flörken hat die 1. Auflage seines Buches, ein wichtiger Beitrag zur Lokal- und Regionalgeschichte, überarbeitet und nach weiterer akribischer Recherche zusätzliche Dokumente aufgenommen. Die 2. Auflage enthält ein umfangreiches Literatur- und Quellenverzeichnis und ein hilfreiches Stichwort- und Namenregister.

Inhaltlich geht es um das Ende des demokratisch gewählten Gemeinderates 1933, die Verfolgung der politischen Gegner, die Bür­germeister ab 1933, die Lage der Troisdorfer Betriebe, das Schick­sal der Troisdorfer Juden, die sogenannten „Fremdarbeiter" während des Krieges, den politischen Widerstand gegen das NS-Regime und weitere relevante Themen. Der Band im A4-Format hat 276 Seiten, kostet 10 Euro und ist im Archiv der Stadt im Troisdorfer, Rathaus Kölner Str. 176, erhältlich. Band 25 der Schriftenreihe des Archivs ist der dazu gehörige Dokumenten- und Bildband. (Quelle: Stadt Troisdorf).

11.04.2013

Zur „Kunstszene Euskirchen“ und Erinnerung an jüdische Künstler

Postkarte Flamersheim

Unter der Überschrift „Szenenapplaus – Kunstszene Euskirchen“ wird am Freitag, dem 19. April 2013, die erste Ausstellung im Stadtmuseum Euskirchen, Wilhelmstraße 32-34, eröffnet. Die Begrüßung erfolgt durch Bürgermeister Dr. Uwe Friedt, die Einführung durch Dr. Andreas Baumerich vom Stadtmuseum Euskirchen. Die Ausstellung läuft bis zum 1. September 2013 (11-18 Uhr).

Der Veranstaltungsort befindet sich im neuen Kulturhof der Kreisstadt, der Stadtbibliothek und Stadtmuseum beherbergt. Gezeigt werden historische Objekte und Fotografien zur Plakat FlamersheimGeschichte der Stadt und ihrer Ortsteile. In der Sonderausstellung „Kunstszene Euskirchen“ stellen Euskirchener Künstlerinnen und Künstler ihre vielfältigen Positionen vor.

In diesem Zusammenhang möchte ich aber weiterhin auf den Förderkreis zeitgenössischer Kunst Kreis Euskirchen und seine modernen Ausstellungen hinweisen, denn diese private Institution ist weiterhin die bisher einzige, die seit Jahrzehnten im Kreis Euskirchen die Moderne erfolgreich in den Vordergrund stellt. In meinen NEWS vom 30.11. 2007 hob ich bereits das vielseitige Veranstaltungsspektrum von Rüdiger Abshalom Dalit Westphal hervor, der den inzwischen sehr bekannten Kulturverein leitet. Bereits damals waren bei ihm im Laufe der letzten Jahrzehnte auch jüdische Künstler zu Gast. Ausstellungen in seinen Räumen an der Kölnerstraße in Euskirchen gab es u.a. von: Yuval Yariv, Anatol Brussilovski, Amos Plaut, Gregori Berchstein, Pawel Zamikhovsky und Yuri Brodsky. 

07.04.2013

„Klapperkinder“ auch im Dörfchen Rheder

Kirmes RhederWegen unserer neuen Lebensformen treten viele Sitten und Bräuche immer mehr in den Hintergrund. Sie sind jedoch oft in Jahrhunderten gewachsen und geben Aufschluss über die jeweilige Mentalität der Mitglieder einer überschaubaren Gemeinschaft oder gar Gesellschaft. Da besonders in den immer größer werdenden Städten spezielle Wesenszüge der Kultur und Sprache, der gesellschaftlichen Eigenarten und des Zusammenlebens der Bewohner verschwinden, geht hier und auch in den Dörfern das verloren, was man mit „regionaler Wärme“ umschreiben könnte. Besonders ältere Menschen bedauern dies.

Im Jahre 1801 hatte das kleine Dorf Rheder – heute ein Stadtteil von Euskirchen – nur 89 Einwohner, die sogar namentlich von der Dorfchronik aufgelistet werden. Dass übrigens von hier der jüdische Jacob Meyer (* 1737, † 1838 in Kirchheim) stammt, der mit Sara geb. Heymann (*1751 in Bachenberg, † 1828 in Kirchheim) verheiratet war, blieb bisher unerwähnt. Dabei ist er großmütterlicherseits ein Urahne von Josef Weiss, letzter Judenältester von Bergen-Belsen.

Wenn man bedenkt, dass das kleine Dorf seine Sitten und Bräuche – allerdings mit immer größer werdenden Einschränkungen – beibehalten konnte und selbst noch bis vor einigen Jahren eine „Kleinkirmes“ feierte, dann ist man verwundert. Vor 100 Jahren, als Rheder nur 160 Einwohner hatte gab es dagegen „in unserem neuen, festlich dekorierten Germania-Zelte“ einen Ball. Wie die „Euskirchener Zeitung“ vom Mai 1901 ankündigte, erfolgte sogar an 2 Tagen ein „Festzug durch`s Dorf, verbunden mit Fähndelschwenken“. Der Junggesellenverein lud zum „großen Vokal- und Instrumental-Concert“ ein, „verbunden mit „humoristischen Darstellungen, ausgeführt von der berühmten Kapelle Klutinus und einem beliebten Komiker.“ Der Empfang „fremder Vereine“ erfolgte um 3 Uhr nachmittags. Aber das ist längst vorbei.

KlapperkinderUmso mehr freute ich mich, dass ab Gründonnerstag wieder eine Gruppe von „Klapperkinder“ auch durch unser dörfliches Neubaugebiet zog, um die inzwischen 462 Einwohner starke Bevölkerung mit speziellen Ratschen oder Klappern zu den Gottesdiensten und zum Angelusgebet zu rufen. In katholischen Gemeinden werden nämlich die Kirchenglocken zwischen Karfreitag und der Osternacht nicht geläutet, und so übernehmen die Klapperkinder in vielen Orten wieder die Aufgabe, die Gläubigen zu den Gottesdiensten zu rufen.

Ein von Karl-Alfred Römer publizierter Film bei YouTube zeigt die Aktivität von „Klapperkindern“ in einer anderen Gemeinde. Fotos aus ganz Deutschland findet man im Internet. Mein beigefügtes Bild soll den „Klapperkindern von Rheder“ als kleines Dankeschön dienen.

03.04.2013

Vortrag über den Flamersheimer Josef („Jupp“) Weiss, „Judenältester von Bergen-Belsen“ (25.04.2013)

Josef WeissVor 120 Jahren – am 16. Mai 1893 – wurde Josef Weiss (1893-1976), der inzwischen berühmt gewordene „Judenälteste von Bergen-Belsen“, in Flamersheim geboren. Wie man in diesem Stadtteil von Euskirchen weiß, interessieren sich auch die Medien für dieses Datum, da an diesem Tag die Ortsvereine ihren jüdischen Mitbürger durch die Benennung einer Straße und Anbringung einer Gedenktafel posthum würdigen wollen. Auch die Radiosendung Zeitzeichen beabsichtigt, dieses Datum berücksichtigen.

Nachdem bereits am 27. Februar betagte Zeitzeugen der Ortschaft zusammenkamen und sich an die jüdische Familie Weiss erinnerten, lädt nun die Evangelische Kirchengemeinde Flamersheim alle Dorfbewohner und Gäste zu einem weiteren Vortrag über Josef ("Jupp") Weiss ein:

 

Der Flamersheimer Josef („Jupp“) Weiss, „Judenältester von Bergen-Belsen“

Zeit: 25. April 2013, 19.00 Uhr,
Gemeindesaal der Ev. Kirchengemeinde, Pützgasse 7.
Referent: Hans-Dieter Arntz

HausAnlass für diesen Vortrag ist die offizielle Einweihung der Jupp-Weiss-Straße am 16. Mai 2013, die sich im Flamersheimer Neubaugebiet „Im Mühlacker“ befindet. Dach wird eine Gedenktafel an seinem Geburtshaus angebracht (heute: Pützgasse 16). Am 16. Mai 2013 wäre der in Flamersheim geborene, jüdische Mitbürger Josef („Jupp“) Weiss (1993 – 1976) 120 Jahre alt geworden. Er dürfte wohl eine der historisch bedeutendsten Persönlichkeiten des Dorfes sein.

Nach seiner Deportation war er 1944/45 der verdienstvolle „Judenälteste von Bergen-Belsen“ und konnte in diesem Konzentrationslager vielen Menschen das Leben retten. Als wichtiger Augenzeuge des Holocaust galt er nach dem 2. Weltkrieg auch international als allseits akzeptierter und anerkannter jüdischer Zeitzeuge.

Der Buchautor Hans-Dieter Arntz, dessen 710 Seiten starke Biografie Der letzte Judenälteste von Bergen-Belsen Josef Weiss – würdig in einer unwürdigen Umgebung vor einigen Monaten im Buchhandel erschien, referiert als Vorbereitung auf die Einweihung am Donnerstag, dem 25. April 2013, über „Jupp“ Weiss und die „Juden in Flamersheim.“

Im Anschluss an die Buchvorstellung wird ein 45minütiger Film aus dem Jahre 1984 gezeigt, der an das Wiedersehen mit vielen jüdischen Mitbürgern von Flamersheim erinnert. Viele Dorfbewohner werden sich in dem Farbfilm wiedererkennen.

25.03.2013

In der Märzausgabe des israelischen Magazins MB YAKINTON, Nr. 258, S. 5-7, berichtet Atara Zachor Dayan, Enkelin von JOSEF WEISS - letzter Judenältester von Bergen-Belsen - über die Erinnerungen ihres Großvaters. Sein „Sederbericht“ erschien erstmals 1983 in meinem Buch JUDAICA und wurde in einem größeren Zusammenhang erneut in meinem neuen Buch Der letzte Judenälteste von Bergen-Belsen veröffentlicht.Es gibt inzwischen Übersetzungen ins Englische, Italienische und Hebräisch.

Passend zum heutigen Sederabend und zum Beginn des Pessachfestes soll ihr Beitrag auch auf dieser regionalhistorischen Homepage publiziert werden. Der deutsche Beitrag bei MB YAKINTON (Irgun Yotzei Merkas Europa) berichtet auch über ihre Mitarbeit an meinem Buch und über ihre Bemühungen, das deutschsprachige Buch ins Englische oder Hebräische übersetzen zu lassen:

 

 

Der vollständige Online-Artikel kann unter folgendem Link abgerufen werden:

23.03.2013

Nachdem es bereits Anfang der 1980er Jahre spezielle Probleme um ein Mahnmal zum Gedenken an die Rheinbacher Juden und um eine Straßenbenennung gab, streitet man sich jetzt wieder um ein ähnliches Thema. Seit 2009 diskutiert man, ob in der Voreifelstadt Stolpersteine verlegt werden sollen. Die kleinen Denkmale des Künstlers Gunter Demnig, die inzwischen in vielen Städten und Dörfern eine besondere Form der Erinnerungskultur darstellen, entsprechen offenbar nicht den Vorstellungen vieler Kommunalpolitiker und einiger Bürger von Rheinbach.

Der zuständige Ausschuss des Stadtrates hatte im Jahre 2009 nahezu einstimmig - nämlich mit einer Gegenstimme und einer Enthaltung - einen Antrag zur Verlegung von Stolpersteinen abgelehnt. Dabei wurde die schon bestehende Vielfalt anderer Gedenkformen, die Gefahr des Vandalismus und die zusätzlichen Kosten im Nothaushalt angeführt. Zudem ergab sich die offenbar dringende Frage nach dem Einverständnis der heute in den betroffenen Häusern lebenden Bewohnern.

 

Stolpersteine 2

 

Seit Sommer 2012 gibt es nun eine neue Initiative „Rheinbacher BürgerInnen für Stolpersteine“, deren Organisatoren Peter Mohr, Daniela Roggendorf und Dietmar Danz sind. Gemeinsam mit seinen Mitarbeitern erinnerte Peter Mohr, der als Co-Autor im Buch von Horst Mies Sie waren Nachbarn - Zur Geschichte der Juden in Rheinbach im Dritten Reich seine Recherchen zu den jüdischen Familien in Rheinbach veröffentlicht hat, an den Februar 1942, als vor somit 71 Jahren die letzten Juden aus Rheinbach deportiert wurden. Zurzeit werden Fernsehen, Radio und die Medien mobilisiert, um auf die kommenden Entscheidungen aufmerksam zu machen. Hierzu gehört folgende Presseerklärung vom 17. März 2013: ...

... Nun heißt es abwarten, denn die vom Bürgermeister angeschriebenen Hauseigentümer können sich bis zum 25. März 2013 zur beabsichtigten Verlegung äußern. Nach der Auswertung wird sich dann am 5. April der Kulturausschuss damit befassen, so dass der Rat schlussendlich am 22. April wohl die Entscheidung treffen wird.

Der vollständige Online-Artikel mit der Presseerklärung kann unter folgendem Link abgerufen werden:

21.03.2013

Zur Geschichte der Juden im deutschen Grenzgebiet: „Far Away From Würselen“

Far away

Die Online-Seite Familienbuch Euregio war die Grundlage und der eigentliche Ausgangspunkt der regionalhistorischen Recherchen von Stefan Kahlen. Gemeinsam mit der Herausgeberin Iris Gedig, der Betreiberin dieser privaten Genealogie Website, hat er vor wenigen Tagen - bei Hahne & Schloemer, Düren (ISBN 978-3-942513-13-5) - ein Buch veröffentlicht, das man unbedingt beachten sollte. "Far Away From Würselen", so heißt das 200 Seiten starke Buch, in dem Stefan Kahlen aus dem Leben der deutsch-jüdischen Familie Jakob und Emma Voss aus Würselen berichtet. Im zweiten Teil versucht Iris Gedig, die Genealogie der Familie zu ergründen und führt den Leser zurück bis ins 17. Jahrhundert.

Da der Titel nicht direkt auf jüdische Schicksale und deren Verbundenheit mit dem deutschen Grenzgebiet schließen lässt, sollte man sich vorerst anhand des Internets über den lesenswerten Inhalt des Werkes informieren. Etwa 85 Seiten dokumentieren die Familiengeschichte Voss – vom Ende des 19. Jahrhunderts bis nach dem 2. Weltkrieg - sowie exemplarisch deren Ausgrenzung und Verfolgung während des NS-Terrors in der grenznahen Stadt Würselen. Mehrere Nachkommen leben heute in Übersee – somit „far away from Würselen“. In meinen NEWS vom 31. Juli 2012 berichtete ich zum Beispiel von einem deutschen Zeitungsartikel und einem kleinen YouTube-Film, der die Bewohner unserer Region auf Fred (einst Alfred) Voss (*1920) aufmerksam machte. Auch die Aachener Nachrichten vom 13. Juli 2012 stellten damals erfreut fest, dass der ehemalige jüdische Mitbürger seit einigen Tagen der älteste Abiturient der Vereinigten Staaten ist.

 

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Stefan Kahlen lebt zwar nicht mehr in Würselen, aber der hier geborene Sohn der CDU Stadtverordneten und stellvertretenden Bürgermeisterin Marianne Kahlen hat seine Kontakte nach und sein Interesse für seine alte Heimatstadt immer lebendig erhalten. Seine genealogischen Forschungen sind mir seit Jahren bestens bekannt und werden mir stets sehr kollegial zur Verfügung gestellt.

Die oben erwähnte private Genealogie-Internet-Site von Iris Gedig umfasst eine systematischen Online-Verwaltung von Stammdaten sowie eine Fotogalerie und Sammlung von wichtigen Dokumenten. Die Themenbeiträge stehen grundsätzlich allen Ahnenforschern kostenlos zur Verfügung. Iris Gedig hat sich nun als Herausgeberin und Co-Autorin des Buches „Far Away from Würselen“ insofern große Verdienste erworben, als dass sie auf etwa 110 Seiten – hier besonders auf den Seiten 122 bis157 – eine großartige Übersicht über jüdische Familien des gesamten Raumes Zülpich und Düren bis zur Grenzstadt Aachen ermöglicht. Dass diese Genealogie sehr bescheiden als „ Die Nachkommen von Manus Schwarz“ ausgewiesen wird, aber in der Wirklichkeit die verflochtene Verwandtschaft vieler jüdischer Familien in unserer Region nachweist, sollte keineswegs den Leser davon abhalten, die jüdischen Familienstrukturen der Eifel-nahen Gebiete zu studieren. Künftig wird kein Regionalhistoriker mehr auf diese jüdischen Stammbäume verzichten können!

Das Geleitwort zu diesem lesenswerten Buch verfasste Martin Schulz, Präsident des Europäischen Parlaments. Elf Jahre lang war er Bürgermeister der Stadt Würselen und ist mit der Geschichte der einst hier beheimateten Juden bestens vertraut. Sein Lob auf Stefan Kahlen endet mit dem Aufruf:

„... Europa ist eine faszinierende Idee. Europa ist die Antwort der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts auf die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts, die durch Hass, und Großmachtpolitik, Intoleranz und Menschenverachtung geprägt war, wie sie die Familie Voss und viele andere Menschen erleben mussten. Für mich als Präsident des Europäischen Parlamentes ist diese faszinierende Idee, die auf Toleranz, Verständigung, Frieden und gemeinsamer Zusammenarbeit basiert, eine Verpflichtung, für die ich auch weiterhin mit aller Kraft kämpfen werde.“

16.03.2013

Nachkommen jüdischer Eifelbewohner besuchen Landesmuseum Bonn

Landesmuseum 1

Immer wieder besuchen ehemals in der Eifel beheimatete jüdische Mitbürger ihren Geburtsort oder die Städte, in denen sie einst gelebt hatten. Im Juli des Jahres 1980 zum Beispiel schilderte die Eifeler Regionalpresse eine derartige Wiederkehr, bei der Tränen flossen, als „uns Erna“ erstmals wieder nach Flamersheim zurückkehrte. Unter der Überschrift „Vergangenheitsbewältigung auf privater Ebene“ erinnerte ich später in einem Online-Artikel an dieses Ereignis und die daraus resultierende Folgen. Auch die „jüdische Spurensuche in der ehemaligen Heimat“ der heute in Israel lebenden Ruth Azoulai geb. Breschinsky (1933) aus Euskirchen, die am 23. September 1938 mit ihren Eltern Max und Maria Breschinsky sowie ihrem jüngerem Bruder Isel nach Palästina auswanderte, ließ persönliche Kontakte entstehen.

Oft haben die inzwischen sehr betagten jüdischen Besucher nostalgische Gefühle, wenn sie das besuchen, was mit „ehemaliger Heimat“ bezeichnet wird. Ihr Elternhaus, das verwitterte Schulgebäude, Freunde oder Fotos verstärken nämlich die Dimension der Erinnerung. Wenn ich mit den Gästen durch die jeweiligen Ortschaften gehe, habe ich selber immer das Gefühl, einen kleinen Beitrag zur „Vergangenheitsbewältigung auf privater Ebene“ zu leisten. Und dass derartige Kontakte bewirken können, dass zum Beispiel die jüdische Familie Hartoch nach 71 Jahren wieder die deutsche Staatsangehörigkeit angenommen hat, ist sicher nur ein Nebenprodukt regionalhistorischer Arbeit.

Landesmuseum 2Immer häufiger gibt es seit einigen Jahren Kontakte zu den nächsten Generationen, den Nichten oder Enkeln, die Deutschland bereisen und u.a. auch auf den „Spuren ihrer Vorfahren“ sind. Sie sprechen nicht mehr deutsch und sind meist nur noch historisch oder genealogisch interessiert. Als Beispiel erwähne ich hier die Familie Horn aus Euskirchen. Aber viele kommen zurück und schaffen erneut eine Verbindung zu der Heimat ihrer einst verfolgten Verwandten.

In der letzten Woche besuchte mich eine jüdische Gruppe, deren Vorfahren auch aus Hellenthal, Gemünd, Mechernich und Euskirchen stammten. Im Anschluss an die jeweiligen Ausflüge besuchten wir gemeinsam das Rheinische Landesmuseum bzw. das LVR-Landesmuseum Bonn, das den meist sehr jungen Gästen aus Israel aus einem besonderen Grunde sehr gut gefiel: „Es vermittelt den Besuchern nicht nur einen Eindruck von der Jahrhunderte langen Überlegenheit der römischen Kultur im Rheinland in vielen Lebensbereichen, sondern berücksichtigt auch in einem besonderen Bereich Objekte, Fotos und Informationen zum Judentum im Rheinland bis in das 20. Jahrhundert.“ Ein junger Student war sehr überrascht, dass in der Spezialausstellung „Von den Göttern zu Gott“ ganz bewusst an die religiöse Existenz sowie die wirtschaftliche und kulturelle Leistung des Judentums erinnert wurde. Damit hätte er in einem solchen Museum gar nicht gerechnet!

12.03.2013

Isidors Briefe

Da sich meine regionalhistorische Homepage hauptsächlich auf die Geschichte des Judentums in der Eifel und Voreifel konzentriert, möchte ich aus persönlichen Gründen auf den Artikel „Eine menschliche Tragödie im Euskirchener `Judenhaus´ Baumstraße 7“ hinweisen. Hier geht es um die Korrespondenz eines Euskirchener Juden, die ich in meinem vorletzten Buch unter dem Titel ISIDORS BRIEFE  detailliert publiziert hatte. Sie konstatieren insgesamt nicht nur das Individuelle des Ehepaares Mayer, sondern auch den Mechanismus des Nationalsozialismus in der Kreisstadt Euskirchen und das beinahe unbekannt gebliebene Verhalten innerhalb der jüdischen Gemeinde. Die etwa 120 Briefe in ihrer Gesamtheit sind ein nicht zu unterschätzender historischer Nachlass.

Über das Gebäude Baumstraße 7, unmittelbar am Rathaus, wurde erst neulich Wichtiges bekannt: es war zur Zeit des beginnenden Holocaust ein „Judenhaus“, in dem Euskirchener Juden bis zu ihrer Deportation zu warten hatten. Die hier verfassten Briefe stellen eine menschliche Tragödie dar und konnten inzwischen als „Isidors Briefe“ teilweise publiziert werden.

Im Jahre 1981 überließ mir die damalige Vorsitzende der Synagogengemeinde Saar, Frau Martha Blum geb. Mayer, etwa 120 maschinen- bzw. handgeschriebene Briefe und Postkarten, die ihr Vater in der Zeit von 1936-1942 in Euskirchen geschrieben hatte. Die letzten schriftlichen Nachrichten kamen 1943 aus Theresienstadt. Alle waren an sie, die damals in Frankreich lebende Tochter, gerichtet und mussten die unterbrochenen Familienbeziehungen ersetzen. Die politischen Umstände und der Holocaust verhinderten eine Zusammenführung der jüdischen Familie.

 

Isidors Briefe

 

Während die Korrespondenzen bis zum Beginn des 2. Weltkrieges direkt an persönliche Anschriften gerichtet waren, liefen sie später über „Kontaktadressen“ und das Rote Kreuz. Diese Briefe hinterließen bei mir einen nachhaltigen Eindruck, und ihre Durchsicht stellt dem Leser vor die Frage, ob sie nur regionalhistorisch oder auch psychologisch zu bewerten sind. Die eigentliche Schwierigkeit besteht darin, bei der Vielfalt das Individuelle zu finden, denn das Schicksal des jüdischen Isidor Mayer aus Euskirchen ähnelt dem vieler Juden im damaligen Deutschland. Was ist jedoch bei dem Umfang einer solchen Korrespondenz wichtig? Ist es das private Familienleben? Das Historische? Ein Beitrag zur Stadtgeschichte? Obwohl ich nur einzelne Aspekte heraussuchen konnte, entstand meiner Meinung nach beinahe ein Psychogramm eines unbekannt gebliebenen jüdischen „Helden" – eines „stillen Helden“, wie Prof. Dr. Joseph Walk, ergänzte. „ Die Aufzeichnungen sind in ihrer Schlichtheit eindringlich und geben Geschehenes deutlich und exemplarisch wieder“ ....
 
Der vollständige Artikel erschien im Jahrbuch des Kreises Euskirchen (2013), S. 24 bis 31, und ist unter folgendem Link abzurufen:

07.03.2013

Betagte Zeitzeugen erinnern sich an ehemalige jüdische Mitbürger

Betagte Zeitzeugen erinnern 1

Dass nicht nur eine systematische Archivarbeit, sondern auch der Kontakt zu Augen- und Zeitzeugen für die Regionalhistorie von großer Bedeutung ist, bewies wieder einmal ein Treffen mit den meist betagten Bürgern von Flamersheim. Aus diesem Dorf stammen übrigens die Eltern des Nobelpreisträgers Emil Fischer und der Vater des deutschen Reichskanzlers Wilhelm Marx (1863-1946), der in den Jahren 1923/24 sowie 1926 bis 1928 als Reichskanzler der Weimarer Republik fungierte.

In dem heutigen Stadtteil der Kreisstadt Euskirchen lebten vor dem 2. Weltkrieg etwa 12 % Juden, von denen besonders die drei Familien Weiss bis heute unvergessen blieben. Josef Weiss (1893-1976) zum Beispiel, der letzte Judenälteste von Bergen-Belsen, stammt ebenfalls von hier wie auch sein Cousin, Dr. Josef Weiss (1901-1990), der in den 1930er Jahren Geschäftsführer des Jewish National Fund  und später Generalrepräsentant der KKL-Zentrale Europa in Genf war. Dass dieser berühmte Zionist „aus dem Zusammenbruch des deutschen Judentums einen wichtigen Teil des jüdischen Volksvermögens für den neuen Staat Israel retten konnte“, machte ihn für das israelische Finanzwesen zur wichtigen Persönlichkeit.

Betagte Zeitzeugen erinnern 2Den etwa 50 Flamersheimer Senioren stellte ich meine neulich erschienene Dokumentation/Biografie Der letzte Judenälteste von Bergen-Belsen vor und bewirkte dadurch, dass mir wieder im Anschluss an die Buchvorstellung weitere Informationen sowie einige bisher noch unbekannte Dokumente und Fotos zur Verfügung gestellt wurden. Ein kleiner Ausschuss setzte sich nachher zusammen, um organisatorische Details für den 16. Mai 2013 zu erörtern, an dem eine Jupp-Weiss-Straße eingeweiht und eine Gedenktafel am Geburtshaus in der Pützgasse angebracht werden soll. Josef („Jupp“) Weiss wurde hier am 16. Mai 1893 – also vor 120 Jahren – geboren. Interessiert wurden die ersten Planungen des Fernsehens und Rundfunks zur Kenntnis genommen.

Der 45minütige Film „Juden in Flamersheim“, der 1984 anlässlich des viertägigen Wiedersehens mit einst hier beheimateten Juden gedreht wurde, stimmte die betagten Gäste auf die kommenden Ereignisse ein. Besonders die Filmvorführung war für viele Flamersheimer recht bewegend, weil viele inzwischen verstorbene Dorfbewohner zu sehen waren. (Fotos: Hans-Peter Hanel)

03.03.2013

Gemeinsam gegen Rechtsextremismus - auch mit Aktivitäten im Kreis Euskirchen

Faltblatt gegen RechtsJahrelang wurde schon im Kreis Euskirchen vor den Gefahren des immer deutlicher werdenden Rechtsextremismus gewarnt. Aber die friedvollen „Hand-in-Hand“-Maßnahmen, Lichterketten und musikalischen Events „gegen Rechts“ sowie die milden Aktivitäten in Form von kirchlichen oder pädagogischen Maßnahmen und Verlautbarungen konnten bisher nicht verhindern, dass die Bevölkerung inzwischen durch eine auch regionale neofaschistische Präsenz eingeschüchtert wird. Diesbezügliches wurde in der Eifel-Presse noch nie systematisch aufgelistet, obwohl Augenzeugen darüber ausführlich berichten könnten. In meinem Online-Artikel „Eifeler Bündnis gegen Rechts“– Eine sinnvolle Gründungsveranstaltung, aber mit einigen Fragezeichen hatte ich mich zum letzten Mal mit dieser Problematik befasst.

So bleibt es auch in nächster Zeit bei meist äußerlichen Zeichen des bürgerlichen Protestes, der sich auch in diesem Jahr meist auf eine zeitbedingte Aufklärung, aber auch auf den historischen Rückblick konzentriert. Eine konkrete Zusammenarbeit mit der Polizei oder eine Kooperation mit kundigen Rechtsanwälten unterbleibt offenbar auch weiterhin.

 Dennoch ist das Programm der Volkshochschulen der Eifelregion zu begrüßen, da hiermit weitere Zeichen gegen den Rechtsradikalismus gesetzt werden. Auch die VHS des Kreises Euskirchen wird sich in diesem Jahr erstmals mit drei ortsspezifischen Aktivitäten beteiligen. Dennoch bleibt zu hoffen, dass das Motto „Wehret den Anfängen“ irgendwie aktualisiert werden kann. Die Volkshochschulen der Eifelregion –Stolberg, Aachen, Rur-Eifel und Kreis Euskirchen - haben vor diesem Hintergrund ein Veranstaltungsprogramm „Gemeinsam gegen Rechtsextremismus" aufgelegt, das als Faltblatt im PDF-Format erschienen ist. Das Copyright des beigefügten Logos liegt bei der Volkshochschule der Stadt Aachen.

 Rundgänge

 

Fast 20 Veranstaltungen sollen von Amsterdam und Aachen bis Weilerswist und Zülpich von Februar bis Juli 2013 durchgeführt werden: Argumentationstrainings, Vorträge, Stadtführungen und kostengünstige Studienfahrten setzen ein Signal gegen neue rechtsradikale Strömungen und helfen, den Widerstand zu vernetzen. Die Veranstaltungen im Kreis Euskirchen wenden sich dem dunkelsten Kapitel der deutschen Vergangenheit zu: Drei Stadtführungen in Euskirchen, Weilerswist und Zülpich sind unter dem Motto "Verdrängt, vergessen, vorbei?" sind diesem Schwerpunkt gewidmet. Sie bilden zugleich den Auftakt für eine Veranstaltungsreihe, die im Herbst auch im Südkreis durchgeführt werden wird. Die Rundgänge wollen Neugierde wecken, wo manchen bereits alles gesagt zu sein scheint und doch viel verschwiegen ist.

 

Im Kreis Euskirchen finden folgende „Rundgänge gegen das Vergessen“ statt:

• Rundgang durch Weilerswist: Leitung Heinz A. Höver (9. März) ab 13:30 Uhr
• Stadtführung durch Zülpich: Leitung Hans-Gerd Dick (23. März) ab 14:00 Uhr
• Rundgang durch Euskirchen: Leitung Hans-Dieter Arntz (27. April), ab 10:30 Uhr.

26.02.2013

Erinnerungen an die jüdischen Mitbürger von Flamersheim und Buchvorstellung „Der letzte Judenälteste“

Flamersheim Reunion

In der Literaturvorstellung der stark frequentierten Website „Flamersheim aktuell“ von Hans-Peter Hanel wurde im November 2012 auf das Buch Der letzte Judenälteste von Bergen-Belsen und somit auf den einstigen jüdischen Mitbürger Josef Weiss hingewiesen. Er ist inzwischen in vielen Ländern wegen seiner Verdienste recht bekannt geworden. Unter der Überschrift „Erinnerung an die jüdischen Mitbürger von Flamersheim" findet nun am Donnerstag, dem 28. Februar 2013, eine für Flamersheim interessante Veranstaltung statt.

Die Besucher werden nicht nur regionalhistorisch daran erinnert, dass ihr Ort vor dem Zweiten Weltkriege 12 % Juden in Flamersheim hatte, die seit Jahrhunderten sehr harmonisch integriert waren, sondern erfahren auch Wichtiges über deren Schicksal. In der Ankündigung heißt es:

 

Erinnerungen an die jüdischen Mitbürger von Flamersheim und Buchvorstellung:
„Der letzte Judenälteste von Bergen-Belsen“

am 28. Februar 2013 um 15.30 Uhr im Kath. Pfarrheim Flamersheim
Referent: Hans-Dieter Arntz

testZur Erinnerung an das viertägige Treffen mit einst hier beheimateten Juden von 1984 zeigt Hans-Dieter Arntz endlich wieder einmal der Bevölkerung den 30minütige Film „Juden in Flamersheim". Obwohl fast 3 Jahrzehnte vergangen sind, werden sich sicher noch viele an die damaligen Ereignisse erinnern, über die damals die Medien in ganz Deutschland berichteten. Im Mittelpunkt stehen u.a. Erwin und Kurt Weiss, die in der Pützgasse geboren wurden, nun erstmals wieder durch ihren Heimatort gehen und alte Freundschaften aufleben lassen. Viele Dorfbewohner werden sich in dem Farbfilm wieder erkennen.

Im 2. Teil der Veranstaltung stellt Hans-Dieter Arntz sein im Oktober 2012 erschienenes Buch vor: Der letzte Judenälteste von Bergen-Belsen. Josef Weiss - würdig in einer unwürdigen Umgebung.

Hier handelt es sich um eine 710 Seiten starke Biografie von Jupp Weiss (1893-1976), der in der Pützgasse 10 geboren wurde und zu einem der bedeutendsten Augenzeugen des Holocaust wurde. Als charismatische Persönlichkeit rettete er vielen Juden das Leben und hatte als Repräsentant aller Juden den besten Überblick über das schreckliche Geschehen im Hungerlager und KZ Bergen-Belsen.

23.02.2013

– Vertaald in de Nederlandse taal door EST-TRANSLATIONS / Kurt König (Estland) –

ho flag (Dutch version)

 

testOver het boek

In de commandostructuur van de Duitse NS-terreur was de "Joodse oudste" een (functie) gevangene die als prominente persoonlijkheid verschillende functies vervulde: enerzijds was hij een bereidwillige ontvanger van NS-bevelen en anderzijds vertegenwoordigde hij de "Raad van de Joden" en moest hij ook als helper fungeren voor de talloze Joodse slachtoffers die voor de Holocaust waren voorzien. Uit dit spanningsveld resulteerde een evenwichtsoefening die blootstond aan het verwijt van collaboratie en corruptie.

Bijgevolg is de hier voorliggende documentatie niet alleen een biografie over de uit Duitsland afkomstige Josef Weiss, maar ook het exemplarisch begin van een in Duitsland nauwelijks op gang gekomen onderzoeksproject. Tot op vandaag is de reputatie van de "Joodse oudsten" immers met vele verwijten beladen.

testDe naam Bergen-Belsen is (tot het) synoniem geworden van terreur, gruwel en verhongerde mensen in het NS-concentratiekampensysteem. Het feit dat een Joodse burger afkomstig uit de Duitse Voreifel onder zulke onmenselijke omstandigheden tot voorbeeld en hoop voor veel gekwelde mensen kon uitgroeien en uiteindelijk als de "laatste Joodse oudste" tot een charismatische persoonlijkheid werd spreekt de algemene discriminatie van alle functiegevangenen tegen. Het hier gepresenteerde materiaal biedt wel een indringend overzicht van de echt onbeschrijvelijke misdaden die in het concentratiekamp Bergen-Belsen werden begaan (1944-1945).

Meteen levert dit als biografie geconcipieerd boek een belangrijke bijdrage tot de discussie over de zogezegd "bereidwillige helpers" van de NS-terreur en een bijkomend bewijs van de vernietigingsmaatregelen die in Bergen-Belsen werden genomen. Het feit dat er daar veel anonieme helden waren die geen plaats in de geschiedenis hebben gekregen wordt door de auteur keer op keer aan de hand van tot nu toe onbekende voorbeelden onderstreept.

 

Hans-Dieter Arntz

Der letzte Judenälteste von Bergen-Belsen
Josef Weiss – würdig in einer unwürdigen Umgebung

(Dutch version by EST-TRANSLATIONS / Kurt König (Estland) :
De laatste Joodse oudste van Bergen-Belsen.
Josef Weiss – waardig in een onwaardig milieu

712 pages, bound, 98 illustrations, 14.8 cm x 22.7 cm,
 ISBN 978-3-86933-082-2, 38 00 €.
 © 2012 Helios Verlag Aachen (Germany) Publishing
provided by HELIOS, where the article originated.

19.02.2013

Oberlandesgericht KölnEin interessantes Beispiel für die erfolgreiche Durchsetzung der freien Meinungsäußerung brachte in jüngster Zeit die ehemalige NS-Ordensburg Vogelsang in die Schlagzeilen. Der im benachbarten Dreiborn wohnende Sven Kraatz (*1971) erkämpfte in drei Instanzen die Bestätigung, dass das von der Verfassung garantierte Bürgerrecht selbst auf einem Gelände gilt, das ihm durch Hausverbot verschlossen sein sollte. Exemplarisch konnte dies an der jetzigen Situation des Vogelsang-Geländes bewiesen werden...

Die Verantwortlichen der SEV und Vogelsang-ip wollten unter allen Umständen dem modernen Michael Kohlhaas seine andauernde Kritik an speziellen Projekten der Konversion verbieten. So untersagten sie auch ihm private Führungen durch das Areal der ehemaligen Nazi-Kaderschmiede und in diesem Zusammenhang sogar jegliche Form der Kritik an der geplanten Umgestaltung der historischen Anlagen...

Der nun folgende juristische Gang durch die Gerichtsinstanzen ergab, dass das Handeln von Sven Kraatz durchaus gesetzeskonform war. Seine Kritik am jetzigen Vogelsang-Management war tatsächlich rechtens, und das Oberlandesgericht Köln setzte dem eigenmächtigen Handeln der SEV und der Vogelsang-ip mit seinem Urteil vom 7. Dezember 2012 endgültig ein Ende. Ihnen steht nicht das ausschließliche Recht zu, nur Führungen durch entsprechend ausgerichtete „Referenten“ zu genehmigen. Die von Sven Kraatz gewählte Form der freien Meinungsäußerung – selbst auf dem Gelände der Beklagten – war durch das Grundgesetz und das deutsche Recht geschützt. Von Fachleuten wird das Kölner Gerichtsurteil nicht als Präzedenzfall, sondern grundsätzlich als Schutz des Bürgerrechts bewertetet...

Oberlandesgericht KölnUnter der Überschrift „Wutbürger“ gegen ein Hotel auf dem Gelände der ehemaligen NS-Ordensburg Vogelsang wies ich in einem Online-Artikel am 8. Juni 2011 auf den in Schleiden wohnenden Sven Kraatz hin, der in der Haltung eines Michael Kohlhaas gegen die damaligen und heutigen Verantwortlichen eines großflächigen Geländes anging, auf dem einst die NS-Ordensburg Vogelsang die nationalsozialistische Didaktik und Methodik (1936-1939) vermittelte.

Seit etwa 7 Jahren tut man sich hier schwer, mit dem Erbe der Nazi-Zeit umzugehen und interessierten Bürgern zugänglich zu machen. Nach jahrzehntelanger Funktion als belgischer Truppenübungsplatz Vogelsang und der zaghaften Kooperation mit der deutschen Bundeswehr sollte das längst unter Denkmalschutz stehende Burggelände allmählich einen neuen Stellenwert erhalten. Die Bewohner der Eifel haben hierzu eigene Vorstellungen...

Sven Kraatz, der mir den Beschluss des 1. Strafsenats des Oberlandesgerichts Köln im Revisionsverfahren (III-1 RVs 253/12) zur Auswertung zur Verfügung stellte, wies erneut auf die Tatsache hin, dass sich Vogelsang im Besitz der Bundesrepublik Deutschland und somit der Öffentlichen Hand befindet. Besonders diese Unternehmen unterliegen einer unmittelbaren Grundrechtsbindung, die selbst dem üblichen Hausrecht Grenzen zieht: Meinungsfreiheit steht über dem Hausrecht...

Mein vollständiger Online-Artikel enthält auch eine Auflistung auf die Resonanz in den Medien und kann unter folgendem Link abgerufen werden:

15.02.2013

Erinnerung an das Kriegsende 1945 in der Kreisstadt Euskirchen

Kriegszerstörung

Zur Wiederholung vieler ähnlicher Veranstaltungen kam es erneut in der Kreisstadt Euskirchen: Zeitzeugen tauschten ihre Erinnerungen an den 2. Weltkrieg aus. Während Anfang der 1980er Jahre bei derartigen Treffen die Erlebnisse noch beinahe aktuell, lebendig und nachweisbar waren, bedauerten diesmal mehrere Teilnehmer, dass nach so langer Zeit längst Bekanntes erzählt wurde und die vielen anekdotischen Reminiszenzen nicht mehr viel Neues ergaben. Manches war längst in der Regionalliteratur publiziert worden, interessierte aber dennoch die Euskirchener Neubürger. Auf den Wert der bereits veröffentlichten Kriegsfotos hatte ich ergänzend vor einiger Zeit hingewiesen.

KriegszerstörungDas „Erzählcafe´“, das die Freunde und Förderer des Stadtmuseums im neuen Kulturhof auf der Willhelmstraße veranstalteten, schien aber doch wohl seinen Zweck erfüllt zu haben, nämlich in gemütlicher Runde beisammen zu sein und über die Stadtgeschichte zu plaudern. Zu den anwesenden Augenzeugen gehörte auch Dr. Karl Heinz Decker (* 1937), der in der Zeit von1973 bis 1993 ­- nach dem Zusammenschluss der ehemaligen Kreise
Euskirchen und Schleiden - Oberkreisdirektor des neu gebildeten Großkreises Euskirchen war. Er hatte schon im Jahre 1984 das Vorwort zu meinem Buch Kriegsende 1944/45 – Zwischen Ardennen und Rhein verfasst und die Mitarbeit „Hunderter von Kreisbewohnern“ hervorgehoben.

Wenn sich nun auch nicht mehr historisch Relevantes ergab, so sollen doch die Aktivitäten der Veranstalter begrüßt werden, da künftig vielleicht auch jüngere Teilnehmer mit den betagten Augenzeugen zusammentreffen könnten.

12.02.2013

Association of Israelis of Central European Origin – Vereinigung der Israelis mitteleuropäischer Herkunft

Die Association of Israelis of Central European Origin wies im Januar 2013 auf das Buch Der letzte Judenälteste von Bergen-Belsen hin und erinnerte somit an den aus Euskirchen-Flamersheim stammenden Josef Weiss hin, der am 16. Mai 2013 durch die offizielle Benennung einer Jupp-Weiss-Straße und eine Gedächtnistafel in seiner Heimat geehrt werden soll.

 

Irgun Jeckes

08.02.2013

Hinweis auf den Flamersheimer Josef Weiss im israelischen Magazin YAKINTON. Zur Biografie des letzten Judenältesten von Bergen-Belsen

Das traditionsreiche israelische Magazin YAKINTON ist die einzige hebräisch-deutsche Publikation der Welt. Ihre Leser sind die deutschstämmigen Jeckes, die sich in Palästina und dann nach dem 2. Weltkrieg im neuen Staat Israel niederließen. Meine Homepage hatte sich schon mehrfach mit diesen deutschen Juden in Israel befasst und noch in den NEWS vom 21. Dezember 2012 ihre Zeitschrift YAKINTON vorgestellt. Unter dem Namen „Mitteilungsblatt" erschien die erste Ausgabe - eigentlich nur für die Neueinwanderer gemacht, die der Verfolgung im Nazi-Reich nach Palästina entkommen waren und dort nach Orientierung suchten. Heute muss die seit 1932 bestehende Zeitschrift als deutsch-jüdisches Kulturerbe angesehen werden. Auf der Seite 17 der neuen Februarausgabe wurde nun mein neues Buch vorgestellt, was in ausführlicher Form auch schon die bekannte israelische Website Irgun-Jeckes getan hatte.

 

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05.02.2013

Voreifeler Aktionen gegen den Rassismus

Anti-Rassismus

Die „Internationalen Wochen gegen Rassismus“ sind laut Wikipedia Aktionswochen der Solidarität mit den Gegnern und Opfern von Rassismus, die alljährlich rund um den 21. März, den Internationalen Tag gegen Rassismus, stattfinden.

Der Interkulturelle Rat in Deutschland ruft seit Jahren dazu auf, in dieser Zeit „Flagge zu zeigen“ und durch bundesweite Veranstaltungen ein „weltoffenes Deutschland“ mit Toleranz und Anti-Rassismus zu demonstrieren. Dies geschieht jetzt auch in der Voreifel. Die Kreis-Volkshochschule bietet für Weilerswist (9. Februar), Zülpich (23. März) und Euskirchen (27. April) drei Stadtführungen an, die unter dem Motto „Verdrängt, vergessen, vorbei?“ stehen. Vgl. hierzu auch meine NEWS vom 19. Januar 2013. Zum historischen Hintergrund der „Internationalen Wochen gegen Rassismus“ heißt es:

Die Internationalen Wochen gegen Rassismus gehen zurück auf eine Resolution der Generalversammlung der Vereinten Nationen (34/24-15/11/79), die im Jahre 1979 ihre Mitgliedsstaaten dazu aufforderte, alljährlich – beginnend mit dem 21. März – eine Woche der Solidarität mit den Gegnern und Opfern von Rassismus zu organisieren.

Der 21. März als „Internationaler Tag für die Beseitigung der Rassendiskriminierung“ ist einer der ersten offiziellen und einer der gewichtigsten Gedenktage der Vereinten Nationen. Er erinnert und mahnt an das „Massaker von Sharpeville“, bei dem die südafrikanische Polizei am 21. März 1960 im Township Sharpeville 69 friedliche Demonstranten erschoss, die gegen die ungerechten Passgesetze in dem Apartheid-Staat auf die Straße gegangen waren. Unter dem Eindruck dieser Gräueltat forderte die Generalversammlung die Mitgliedsstaaten der Vereinten Nationen im Jahre 1966 auf, ihre Anstrengungen zur Überwindung jeder Form von Rassismus zu verdoppeln (Res. 2142 [XXI] vom 26. Oktober 1966).

01.02.2013

Zur Erinnerung an die Aachener Holocaust-Opfer: Übergabe des Biografienbandes 2013 an den Oberbürgermeister

Biografienbandes 2013

Aachener Bürger übergaben am Freitag, dem 25. Januar 2013, ihrem Oberbürgermeister ein weiteres Gedenkbuch zur Erinnerung an die Opfer des Holocaust. Anlässlich einer Feierstunde im Weißen Saal des Aachener Rathauses überreichten sie den nun vierten Biografienband, der über das Schicksal der ehemaligen jüdischen Mitbürger Auskunft gibt. Gleichzeitig wies man somit auch auf den 27. Januar 1945 hin, an dem die Soldaten der Roten Armee das Vernichtungslager Aus­chwitz befreiten. Hier kam zum Beispiel auch das jüdische Ehepaar Leo und Erna Baum geb. Roos ums Leben, deren Söhne jedoch überleben konnten. Bewegt las der jüngere Sohn, Otto Baum, den 50 anwesenden Gästen die Biographie seiner Eltern vor, die Oberbürgermeister Marcel Philipp nachdenklich annahm und als Beitrag zum bevorstehenden Internationalen Holocaust-Gedenktag würdigte.

Das Gedenkbuchprojekt für die Opfer der Shoah aus Aachen e.V. erinnert an das Leben von 51 Aachener Opfern des rassistischen Nationalsozialismus. Marcel Philipp dankte den Vereinsmitgliedern für die präzise Arbeit und dafür, dass diese dunklen Seiten der Stadt vor dem Vergessen bewahrt würden und somit der Mahnung dienen. Bettina Offergeld, die engagierte Vorsitzende des Vereins, ergänzte in ihrer Ansprache: „Wir machen diese Arbeit, damit nicht vergessen wird, was nicht vergessen werden darf!“

Biografienbandes 2013 bUnter den Gästen waren auch der Vorsit­zende der Jüdi­schen Gemeinde, Dr. Robert Neugröschel, sowie Dr. Herbert Ruland, der Wissen­schaftli­che Leiter GrenzGeschichteDG an der Autonomen Hochschule in der DG, Eupen, der auch das Vorwort zur Dokumentation geschrieben hatte. Anwesend waren zudem Vertreter der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit, Zeitzeugen und Historiker aus der Region sowie Mitarbeiter und interessierte Bürger/innen.

Ganz besondere Gäste des Oberbürgermeisters und des Gedenkbuchprojektes waren Pierre Lellouch und seine Frau Heidi. Pierre Lellouch, Sohn des aus Aachen stammenden Paul Alfred Sternau und seiner Frau Ruth, der bei einer Adop­tivfamilie als Franzose aufwuchs und erst viel später von seiner Herkunft und der Verfolgung seiner Eltern erfuhr. Seit zehn Jahren forscht er und fand seine endlich seine genealogischen Wur­zeln in Aachen. Auch die Geschichte seiner Eltern ist im neuen Biographienband enthalten. Von Andre´ Hodemakers stammen die beiden Fotos, die den Aachener Oberbürgermeister, Marcel Philipp, und Bettina Offergeld zeigen. Beide sind auch auf dem nächsten Bild, auf dem auch Heidi und Pierre Lellouch erkennbar sind (l.)

Informationen zum Gedenkbuchprojekt für die Opfer der Shoah aus Aachen findet man auf www.gedenkbuchprojekt.de. Interessierte Aachener Bürger können Mitglieder des Ver­eins an jedem ersten Mittwoch um 20:00 Uhr in der Gaststätte Exil, Schlossstraße 2, in Aachen treffen. Es ist möglich, dort Informationen über ehemalige jüdischen Nachbarn zu erhalten.

Der Biographienband ist für 15,00 € (Selbstkostenpreis) im Frankenberger Buchla­den, Schlossstraße 12, und in der Buchhandlung Meurer, Horngasse 1, in Aachen, zu erhalten.

27.01.2013

27. Januar: Internationaler Holocaust-Gedenktag

Gegen das Vergessen

Auf Anregung des Staates Israel haben die Vereinten Nationen im Jahre 2005 den 27. Januar offiziell zum Holocaust-Gedenktag ausgerufen. Hiermit will man jedoch nicht nur weltweit an die Befreiung des NS-Lagers Auschwitz erinnern, sondern auch das Gedenken der Shoah für künftige Generationen aufrecht erhalten. Bereits im Jahre 1996 hatte der damalige Bundespräsident Dr. Roman Herzog dasselbe Datum zum „Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus“ erklärt und damit einen noch größeren Kreis der Opfer einbezogen.

Der nun „Internationale Holocausttag“ erinnert an den 27. Januar 1945, an dem die Rote Armee Auschwitz, das größte deutsche Vernichtungslager, befreite. Hier wurden mehr als eine Million Menschen vom rassistischen Nationalsozialismus unter unvorstellbar grausamen Bedingungen gefangen gehalten und gefoltert bzw. durch Zwangsarbeit, Erfrieren, Nahrungsverweigerung, Erschöpfung, medizinische Experimente, unbehandelte Krankheiten, Exekutionen und schließlich durch Vergasen getötet. Meistens jedoch wurden die Juden sofort nach ihrer Ankunft getötet. Der Name „Auschwitz“ wurde zum Symbol für den Holocaust und exemplarisch durch den Maler und Deutsch-Peruaner Rafael Ramírez Máro und sein „Holocaust-Bild gegen das Vergessen“ veranschaulicht. Dankenswerterweise stellte es mir Karl-Heinz Oedekoven, der Beauftragte der Ramírez Máro Academy, zur Verfügung.

Leider ist in der Eifel und Voreifel der „Internationale Holocaust-Gedenktag“ noch kein fester Bestandteil der Trauerkultur. Während zum Beispiel im Bereich Aachen, Bonn oder Köln sowie in benachbarten Regionen Veranstaltungen und Kranzniederlegungen zur moralischen Verpflichtung gehören, hält man sich hier noch zurück und beschränkt sich auf einige ökumenische Gottesdienste und die Aktivitäten vereinzelter Jugendgruppen. Diesbezüglich wird erstmals die Stadt Schleiden genannt, die im Rahmen einer Gedenkfeier die heimatkundlichen Ergebnisse einer gymnasialen Arbeitsgemeinschaft sowie u.a. auch die Arbeiten von Schülern der ansässigen Realschule und des Berufskollegs Eifel/Kall präsentiert. Der „Schleidener Wochenspiegel“ vom 16. Januar ergänzt in seiner Vorschau:

Zudem werden das „Eifeler Bündnis gegen Rechts“, der Arbeitskreis „Judit.H.“ sowie der Arbeitskreis „Stolpersteine Gemünd“ ihre Arbeit vorstellen. Den Abschluss bildet ein kultureller Beitrag von Schülern des Anne-Frank-Gymnasiums Aachen. Moderiert wird der Nachmittag von Pfarrer Erik Schumacher und Dr. Nicole Ehlers von der VHS Aachen.

Unter der Überschrift „Licht und Schatten“ veranstalten die Verantwortlichen des Vereins Ehemalige Synagoge Ahrweiler um 16 Uhr ein „Gedenkkonzert zum Internationalen Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus“ an: Deutsche Geschichte im Spiegel von Wort und Musik. Musik von Bach, Mozart, Eisler und Lämmer, gespielt von der Streicherakademie Reifferscheid. Texte von Lessing, Rilke, Celan und Anne Frank, gelesen von Markus von Hagen.

Literatur, Musik und besonders die Kunst haben sich längst mit dem Phänomen des Terrors, der Aggression und Vernichtung befasst. In diesem Zusammenhang stellte ich in diesbezüglichen Vorträgen und auch im Eifel-Jahrbuch 2012 den Expressionisten Otto Pankok dar, der wegen seiner diesbezüglich künstlerischen Aussage von den Nationalsozialisten verfolgt wurde. Der bereits erwähnte Maler und Deutsch-Peruaner Rafael Ramírez Máro hat seinerseits das wohl schwierigste deutsche Kapitel aufgegriffen und „Bilder gegen das Vergessen“ der im Holocaust geschehenen Verbrechen gegen das Jüdische Volk und andere Menschen gemalt. Die Burg-Galerie Stolberg widmete sich in der Zeit vom 7. Februar bis 7. März 2010 auch diesem moralisch und gesellschaftlich relevanten Thema mit „Holocaust-Bildern gegen das Vergessen“ und lud zu einer stark beachteten Vernissage ein.

 

Auschwitz Überlebende

 

Unter der Überschrift Drei Auschwitz-Überlebende warnen in unserer Region vor dem Faschismus stellte ich am 6. Mai 2010 Auschwitz-Zeugen vor, zu denen auch Max Kaufmann zählte. Der jüdische Arzt gehörte zu denjenigen – meist auf die Knochen abgemagerten Männer –, die der amerikanische GI H. Miller am 16. April 1945 in der Baracke Nr. 56 des sogenannten Kleinen Lagers von Buchenwald fotografierte. Nach grauenhafter Odyssee über Westerbork und Auschwitz war er hierhin gelangt. Auf dem weltbekannten Foto ist Max Hamburger (Vierter von links auf der untersten Pritsche) nicht mehr in der Lage, sich aufzurichten – schwer lungenkrank und dem Tode näher als dem Leben.

23.01.2013

Jupp WeissDer berühmteste Bürger von Flamersheim –  seit 1969 ein Vorort der Kreisstadt Euskirchen – ist zweifellos Josef Weiss, der als wichtiger Zeitzeuge des Holocaust und  als „ letzter Judenältester von Bergen-Belsen“ in die Geschichte einging. In seiner rheinischen Heimat wurde inzwischen eine Straße nach ihm benannt. Bei Israel-Wikipedia verewigte man ihn in Hebrew. Vor einigen Wochen setzte der Frauengeschichtsverein Köln e.V. sogar seine Ehefrau Erna geb. Falk  ins Internet.

Wenn man bei Google den Begriff „Der letzte Judenälteste von Bergen-Belsen“ eingibt, ist man vielleicht überrascht, wie oft bereits die 710 Seiten starke Biografie Der letzte Judenälteste von Bergen-Belsen. Josef Weiss – würdig in einer unwürdigen Umgebung genannt wird. Der vielseitige Online-Buchversand, aber auch viele Verlage und namhafte Websites erwähnen inzwischen das vor zwei Monaten erschienende Buch, was mich als Autor stolz macht. Zu ihnen zählen u.a.: haGalil, Zukunft braucht Erinnerung bzw. shoa.de, die italienische Website des Centro Sefardico Siciliano Sinagoga oder Alemannia Judaica sowie zum Beispiel auch bei Irgun-Jeckes (Israel).

Für amerikanische Internet-Leser übersetzte die yahoo-Redaktion (Bob Solomon) die Rückseite des erwähnten Buches – ins Englische und übernahm somit dankenswerterweise auch die deutsche Buchwerbung:

 

Arntz, Hans-Dieter
am flag  br flag (English Version)

The Last Jewish Elder of Bergen-Belsen. Josef Weiss –
worthy in a degrading environment

 

(Original: Der letzte Judenälteste von Bergen-Belsen. Josef Weiss- würdig in einer unwürdigen Umgebung)

712 pages, bound, 98 illustrations, 14.8 cm x 22.7 cm,
  ISBN 978-3-86933-082-2,      38 00 €.
  © 2012 Helios Verlag Aachen (Germany) Publishing
(English version provided by HELIOS, where the article originated. It has been very freely re-done by Bob Solomon (USA/Yahoo Groups) for easier reading.

In the German Nazi terror chain of command, a "Jewish Elder" was a working prisoner who usually  was a prominent personality  and a willing recipient of others. On the other hand, he was also  the representative  of a "Jewish Council" and a helper to  all those Jews who  were threatened by, and who became victims of the Nazi Holocaust. The result  of this problem of dual roles was that the "Jewish  Elder" had to engage in a balancing act that was never entirely free of accusations of collaboration and corruption.

This book is not only a biography of one such man in Germany, Josef Weiss, but it is also the beginning of research that has barely begun in Germany. The reputation of the "Jewish Elders" is still heavily burdened with many reproaches.

The name Bergen-Belsen was synonymous with terror, horror, and starvation of the people caught in the Nazi concentration camp system. That in such an inferno, a Jew from the Lower Eifel could have been presented as a model and a source of hope to many people, "the ultimate Jewish Elder", and a charismatic personality, seems contrary to the basic function of the systematic German discrimination against its prisoners. The material presented offers an important review of the literally indescribable complexity of the crimes inside the concentration camp of Bergen-Belsen (1944/45).

Although it is designed as one man's biography, the book is an important contribution to the discussion of the alleged "willing helpers" of Nazi terror and one more proof of the complex of extermination measures used in Bergen-Belsen. The author stresses the fact that there were also many "unsung heroes" who have not yet appeared in most histories of the period, and he bases his account on previously unpublished material. Hans-Dieter Arntz primarily wants to present one more insight into the 'Star Camp' typified by Westerbork (Holland) where, prior to being deported to Bergen-Belsen, in that terrible period, the mass of Dutch and German Jewish prisoners were housed.

19.01.2013

Beitrag zu den „Internationalen Wochen gegen Rassismus“. Stadtführung durch die Kreisstadt Euskirchen unter dem Motto: „Verdrängt, vergessen, vorbei?“

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Erstmals beteiligt sich die VHS des Kreises Euskirchen an den "Internationalen Wochen gegen Rassismus". Ziel der Veranstaltungen ist es, „eine offene und tole­rante Gesellschaft zu thematisieren. Vor diesem Hintergrund kann ein Blick in das dunkelste Kapitel der deutschen Vergangenheit nicht schaden“. Das Volkshochschulprogramm bzw. die blauen Seiten (Januar bis August 2013) bieten unter dem Schwerpunkt „Verdrängt, verges­sen, vorbei?" besondere Stadtführungen in Zülpich, Weilerswist und Euskirchen an.

Sie sollen „Neugierde wecken, wo manchen alles ge­sagt zu sein scheint und doch viel verschwiegen ist“. Weiter heißt es in der Ankündigung:

Die Rundgänge wenden sich an Neubürger und alle, die sich für die loka­le und die eigene Geschichte interessieren. Wir wollen hinter die Fassaden schauen, über Steine stolpern, von versierten Historikern und Autoren Neues aus dem Vergangenen erfahren und anregend und angeregt diskutieren. Sie sind herzlich eingeladen, durch Ihre Teilnahme auch ein Signal gegen neue rechtsradikale Strömungen zu setzen.

Da im Jahre 2008 die Euskirchener Veranstaltung zum 70. Jahrestag der „Reichskristallnacht“ viele Interessenten angesprochen hatte, bietet nun die VHS des Kreises Euskirchen eine ähnliche Thematik an: Vor 75 Jahren: „Reichskristallnacht“: Rundgang auf den Spuren des Nationalsozialismus in Euskirchen:

 

Vor 75 Jahren

14.01.2013

„Horst-Konejung-Preis“ für die Dürener Geschichtswerkstatt e.V.

Spuren

Die Dürener Geschichtswerkstatt  ist der diesjährige Preisträger der Konejung- Stiftung: Kultur. Die Auszeichnung wird ihr am Samstag, dem 26. Januar 2013,in den Räumen des Stadtmuseums Düren feierlich verliehen.

Seit ihrem Bestehen im Jahre 1987 haben sich die Mitarbeiter mit der Geschichte der Region in vorbildlicher Weise auseinandersetzt. Bei der Vergabe-Entscheidung stand vor allem die Aufarbeitung der Geschichte des jüdischen Lebens im Kreis Düren, die Publikation "Spuren" und das beispielhafte Engagement beim Dürener Stadtmuseum im Vordergrund.

In der Dezemberausgabe des Jahres 2012 teilte das erwähnte Magazin „Spuren“ stolz mit:

Die Dürener Geschichtswerkstatt erhält den diesjährigen „Horst-Konejung-Preis“ der
Konejung-Stiftung: Kultur.

Mit diesem Preis werden lokale und regionale Initiativen geehrt, die sich um eine vermittelnde Aufarbeitung der Geschichte vor Ort bemühen. „Vorstand und Beirat der Stiftung waren sich einig, dass die Geschichtswerkstatt seit langer Zeit eine hervorragende Arbeit leistet“, gab Vorstand Achim Konejung als Begründung an. Auch und gerade der Beitrag des Vereins beim Aufbau des Dürener Stadtmuseums zeige das beispielhafte Engagement. „Gerade in Zeiten knapper Kassen, wo in anderen Städten Museen zur lokalen Geschichte geschlossen werden, ist diese Leistung um so höher zu bewerten.“

Die Verleihung des mit 5000 Euro dotierten Preises findet im Rahmen einer kleinen
Feierstunde am Samstag, dem 26. Januar, im Dürener Stadtmuseum statt. Die Laudatio
hält ein langjähriger Wegbegleiter, Dr. Herbert Ruland, gebürtiger Dürener und seit vielen
Jahren als Historiker in der Deutschsprachigen Gemeinschaft Belgiens tätig. 

08.01.2013

Eifeljahrbuch 2013Im Jahre 2013 feiert der Eifelverein sein 125jähriges Bestehen. Ein Beitrag der Jubiläumsausgabe befasst sich mit der Feststellung, dass der Gebrauch jüdischer Redensarten im Eifeler Dialekt oder Platt allmählich ganz verschwindet. Vgl. den Beitrag (S.148–158): Kaum noch jüdische Ausdrücke im Eifeler Dialekt. Historischer Verlust der muttersprachlichen und regionalen „Nestwärme“.

Nicht erst seitdem die Unesco den „Internationalen Tag der Muttersprache“ eingeführt hat, bedauert man somit auch in der Eifel und Voreifel, dass der regionale Dialekt als hiesige Umgangssprache immer mehr seine bodenständigen Bedeutung verliert. Der „TrierischeVolksfreund“ monierte in einem Artikel vom 18. Februar 2011 einen „Dialekt-Abbau“ und konstatierte: „Unser Dialekt droht auszusterben“. Drei Tage darauf wies die „Zukunftsinitiative Eifel“ unter der Überschrift „Eifeler Platt vom Aussterben bedroht“ergänzend darauf hin, dass tatsächlich die beiden Eifeler Mundarten - das Moselfränkische und das Ripuarische (Rheinische) - auf der Roten Liste der Weltbildungsorganisation stehen.

 

Eifeljahrbuch 2013
Somit wird erneut in der Eifel die Forderung erhoben, unsere „Regionalsprache“, den Dialekt und das Platt vor dem Vergessen zu bewahren, weil ansonsten auch das Vertraute sowie die „Nestwärme des Regionalen“verloren geht.

Ich persönlich bin der Ansicht, dass sich dies ganz besonders auf die jüdische Idiomatik bezieht. Das liegt an der Tatsache, dass es hier keine jüdischen Händler und Mitbürger mehr gibt, und vielleicht auch an der Angst, nach dem Holocaust missverstanden zu werden und versehentlich den „Wortschatz des Unmenschen“ zu benutzen. Deswegen wurden viele dieser Begriffe bewusst wegen ihrer eventuell persiflierenden Bedeutung verdrängt und sind heute beinahe ganz vergessen. Ergo: seit dem Holocaust gibt es aus diesem Grunde keine Erweiterung einer diesbezüglichen Idiomatik mehr!

Der Hinweis auf den linguistischen Rückblick mit vielen Beispielen sollte zum Lesen anregen. Schon mit Bezug auf den Inhalt meiner regionalhistorischen Homepage halte ich den Nachweis und die Auflistung für recht wichtig.

Der vollständige Artikel ist unter folgendem Link abrufbar:

04.01.2013

Jüdische Fest- und Feiertage im Jahr 2013

testDer Nachweis jüdisch-religiösen Lebens im Holocaust und die konsequente Beachtung der jüdischen Festtage hat mich immer wieder beeindruckt, so dass ich häufig in meinen Büchern darauf hingewiesen habe. Auch in der Online-Darstellung der Geschichte des Judentums in der Eifel und Voreifel findet der Leser Beiträge, in denen ich hierüber mit konkreten Beispielen berichtet habe. Karl Schneider aus Euskirchen zum Beispiel hinterließ Aufzeichnungen, die ich schon vor drei Jahrzehnten publizierte: Religiöses Leben der Kölner Juden im Ghetto von Riga . Mehrere Passagen wurden inzwischen ins Italienische und Niederländische übersetzt.

Nur selten haben wir heute noch einen Einblick in das religiöse Leben jüdischer Gemeinden und deren Aktivitäten. Dies bezieht sich besonders auf die Feiertage, Festtage, Gedenktage und Fastentage. Der Zentralrat der Juden in Deutschland informiert hierüber und das Jahr 2013 . Einleitend heißt es hier:

Der jüdische Kalender weicht vom - in Deutschland und Europa üblichen - gregorianischen Kalender ab. Das Jahr nach jüdischer Zeitrechnung beginnt im Herbst; im (gregorianischen) Jahr 2013 beginnt das (jüdische) Jahr 5774 mit dem Neujahrsfest Rosch ha-Schana am 5. September.

Auf dieser Seite sind daher diejenigen jüdischen Feiertage angegeben, die in das (gregorianische) Kalenderjahr 2013 fallen. Dies entspricht der zweiten Hälfte des Jahres 5773 bzw. der ersten Hälfte des Jahres 5774 nach jüdischer Zeitrechnung.....

Der erste jüdische Feiertag in diesem Jahr ist am Samstag, dem 26. Januar 2013 („Neujahrsfest der Bäume“):

Tu biSchevat (ראש השנה לאילנות )

der letzte am 28. November 2013 ( „Weihefest“)

Chanukka (חנוכה )

In den jüdischen Gemeinden von Köln oder Aachen überwiegen inzwischen die osteuropäischen Mitglieder. Auch für Nicht-Juden sollten Vorschriften und entsprechendes Verhalten von Interesse sein. Dass deren Info-Blätter und Mitteilungshefte inzwischen zweisprachig sind, ist vielen Nicht-Juden unbekannt. Ein deutscher/russischer Bericht über meine Privatissime Autorenlesung in Aachen soll als Beispiel dienen. Sie fand vor zwei Jahren im Auditorium der Aachener Synagogengemeinde statt und hatte mein Buch Isidors Briefe zum Inhalt.

 

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Weiterhin gibt es zum Beispiel die Chabad-Lubawitsch-Bewegung als Teil der Chassiden über Russland und der Nachbarländer. Sie entstand vor etwas 250 Jahren und gab Tora-Gelehrten Antworten, die sie sonst nirgendwo fanden, und einfachen Bauern Nächstenliebe, die sie zuvor nicht erfahren hatten. Nun hat die Chabad-Lubawitsch-Philosophie mit ihren Anhängern fast alle Orte auf der Welt und fast alle Facetten jüdischen Lebens erreicht.

Auch gibt es hier einen Überblick über die jüdischen Feiertage, über Erlaubtes oder Unerlaubtes, Arbeitsverbot etc.

02.01.2013

Persönliche Anmerkungen zum Jahr 2013

testUnter der Überschrift Season's Greetings und a Happy NEW YEAR verabschiedete ich mich im alten Jahr von meinen Freunden und den Lesern meiner regionalhistorischen Homepage. Seit dem Jahre 2006 wurden hier inzwischen Hunderte von Artikeln und NEWS publiziert. Wie Sie wissen, liegt mir nicht nur das Regionalhistorische, sondern seit Jahrzehnten ganz besonders die Aufarbeitung der jüdischen Geschichte im Bereich Bonn-Köln-Aachen am Herzen. Dass sich daraus eine sehr stark frequentierte „Anlaufstelle“ für christlich-jüdische und deutsch-jüdische Kontakte entwickelt hat, war anfangs nicht abzusehen. Insofern freue ich mich weiterhin über das Lob, meine regionalhistorische Homepage wäre für viele im Ausland lebenden Eifeler und Voreifeler sowie besonders für jüdische Familien eine „Verbindung zur alten Heimat.“ Allen wünsche ich ein frohes Neues Jahr 2013 und verspreche, meine jahrzehntelange Arbeit fortzusetzen.

Unter den Briefen und E-mails, die mich in letzter Zeit erreichten, waren auch Grüße von in- und ausländischen Archiven, besonders in Israel, England und den USA. Dies hat vielleicht auch etwas mit meinem gerade erschienenen Buch über den letzten Judenältesten von Bergen-Belsen zu tun, das besonders in diesen Ländern Interesse gefunden hat.

Wesentliche Passagen der 710 Seiten starken Dokumentation und Weiss-Biografie werden dort inzwischen auf Englisch und Ivrith übersetzt. Folgender Hebrew-Text soll israelische Leser auf den Inhalt des Buches und die dort dargestellte Problematik aufmerksam machen:

 

Jupp Weiss Buch

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