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31.12.2014

Dank den Lesern meiner Homepage: Zum Jahresende 2014 etwa 4 Millionen Hits

Ergänzend zu meinen Weihnachts- u. Chanukkagrüßen (vgl. NEWS vom 23. Dezember) möchte ich mich auch zum Jahresende an die zahlreichen Leser meiner Bücher und regionalhistorischen Homepage wenden. Sie sorgten in diesem Jahr 2014 für mehr als 360 Tausend Pageviews, 235 Tausend Sessions, beinahe 3,4 Millionen Files und etwa 4 Millionen Hits.

 

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auf der regionalhistorischen Homepage von
Hans-Dieter Arntz

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Diese befasst sich mit folgenden Themen:
Geschichte des Judentums, Nationalsozialismus und 2. Weltkrieg
sowie Geschichte der Eifel und Voreifel.

 

Gliederung der Homepage:

Neuerscheinungen: neue Publikationen und Vorstellung dieser Bücher
News: Nachrichten, kleinere Artikel und kürzere Berichte (2014, 2013, 2012, 2011, 2010, 2009, 2008, 2007, 2006)
Bücher: Erscheinungen von 1973-2014
Artikel: Detaillierte Abhandlungen zu den o. a. Gesamtthemen

 

Wie Sie wissen, liegt meinem „Versöhnungskonzept durch persönliche Kontakte“ nicht nur das Regionalhistorische, sondern seit Jahrzehnten ganz besonders die Aufarbeitung der jüdischen Geschichte im Bereich Bonn-Köln-Aachen am Herzen. Dass sich daraus eine sehr stark frequentierte „Anlaufstelle“ für christlich-jüdische und deutsch-jüdische Kontakte entwickelt hat, war anfangs nicht abzusehen. Insofern freue ich mich immer wieder über das Lob, meine regionalhistorische Homepage wäre für viele im Ausland lebenden Rheinländer, aber ganz besonders für die aus der Eifel und Voreifel stammenden jüdischen und auch nicht-jüdischen Familien eine „Verbindung zur alten Heimat.“

Unter den Briefen und E-mails waren auch dieses Jahr wieder viele Grüße von in- und ausländischen Archiven sowie Lesern aus Israel, England und den USA. Dies hat vielleicht auch etwas mit meinem neulich erschienenen Buch über Josef Weiss (1893-1976), den letzten Judenältesten von Bergen-Belsen , zu tun, das besonders in diesen Ländern Interesse gefunden hat.

Wer meine mehrfach pro Woche erscheinenden NEWS von 2014, 2013, 2012, 2011, 2010, 2009, 2008, 2007, 2006 liest, weiß, dass in diesem Jahr die posthume Ehrung des Judenretters Joseph Emonds im Vordergrund stand. Dass ich mit meinen Forschungen dazu beitragen konnte, dass Otto Pankok und Joseph Emonds am 15. Dezember 2014 posthum von Yad Vashem als „Gerechte unter den Völkern“ gewürdigt wurden, macht mich sehr stolz.

Vieles wäre durch Eure/Ihre Mitarbeit natürlich nicht möglich gewesen. Daher bedanke ich mich hiermit bei diesen sehr herzlich, aber auch bei allen anderen für das gezeigte Interesse an meiner Arbeit. Allen wünsche ich: A Happy NEW YEAR.

Ihr/Euer

Hans-Dieter Arntz

28.12.2014

Israel zeichnet das Ehepaar Pankok und Joseph Emonds als „Gerechte unter den Völkern“ aus – Dank an Historiker Hans-Dieter Arntz

 

Quelle: Wolfgang Andres in: Euskirchener Wochenspiegel vom 24. Dezember 2014

Zur Vergrößerung des Artikels klicken Sie bitte HIER.

23.12.2014

Frohe Weihnachten und Happy Chanukka

 

Allen Lesern meiner Homepage wünsche ich ein besinnliches Weihnachten und Chanukka-Fest.

Und zum Neuen Jahr 2015 herzliche Grüße und alle guten Wünsche!

For the Chanukka I send you all the very best! Furthermore my best wishes for a Happy New Year 2015.

 

Herzlichst

Hans-Dieter Arntz

 

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E-mail: hans-dieter-arntz@gmx.de
Website: http://www.hans-dieter-arntz.de/
NEWS: http://www.hans-dieter-arntz.de/news2014.html
Artikel: http://www.hans-dieter-arntz.de/artikel.html
Bücher: http://www.hans-dieter-arntz.de/buecher.html

21.12.2014

Chanukka und Weihnachten

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Zum ersten Mal seit 1976 fällt Heiligabend mit dem Abschluss des jüdischen Chanukka-Fests zusammen. Daran wurde ich erinnert, als ich vor einigen Tagen in Berlin einige Fotos machte, die eigentlich etwas über die Ähnlichkeit des jüdischen Chanukka-Fests und des christlichen Weihnachtsfests aussagen könnten.

Chanukka erinnert an den Aufstand der jüdischen Makkabäer gegen die griechische Herrschaft und die Wiedereinweihung des geschändeten Jerusalemer Tempels im Jahr 165 vor Christus. Laut Wikipedia ist Chanukka ist ein acht Tage dauerndes, jährlich gefeiertes jüdisches Fest, das jeweils am 25. Tag des Monats Kislew (November/Dezember) beginnt. Der erste Tag ist immer der 25. Kislev. Die eigentliche Feier beginnt jedoch stets bereits mit dem Sonnenuntergang am Vorabend. In diesem Jahr (2014 bzw. 5775) ist das primär häusliche Fest vom 17. bis 24. Dezember 2014.

Chanukka dauert immer eine ganze Woche. Dabei wird am neunarmigen Leuchter von Tag zu Tag eine Kerze mehr angesteckt. Acht Kerzen stehen für die acht Tage von Chanukka. Die neunte, hebräisch „Diener“ genannt, brennt die ganze Zeit. Mit ihr werden die übrigen Kerzen entzündet. Das erinnert eigentlich an die christliche Symbolik des Adventskranzes, bei dem an jedem der vier Sonntage vor Weihnachten eine Kerze hinzukommt.

testAn den Chanukka-Abenden versammeln sich die Familien mit Freunden zu ausgelassenen Festen. Gemeindefeiern sind üblich, die Kinder bekommen Geschenke und Süßigkeiten. Gegessen werden vor allem in Öl gebackene Speisen wie Krapfen (bzw. Berliner Pfannkuchen) oder Latkes (Kartoffelpuffer) mit Apfelmus und Sahne und weitere Spezialitäten der jüdischen Küche. Nach dem Anzünden der Lichter werden Maos Zur und weitere Chanukkalieder gesungen.

Wer sich für Weiteres zur Gestaltung von Chanukka interessiert, kann dies zum Beispiel auch bei Chabad.org. oder anhand des Artikels „Auf Weihnachten gibt es kein Copyright“ erfahren.

18.12.2014

Die einst in der Voreifel bekannten Synagogen von Euskirchen, Zülpich, Weilerswist, Flamersheim, Rheinbach, Münstereifel oder Mechernich und Kommern wurden während der „Reichskristallnacht“ 1938 in Brand gesteckt oder anderweitig zerstört, so dass heute nur noch Mahnmale oder Gedenktafeln an sie erinnern. Daher gibt es im heutigen Kreis Euskirchen nur noch zwei, sehr kleine und unscheinbare jüdische Gebetshäuser bzw. Landsynagogen, die den Novemberpogrom aus verschiedenen Gründen überstanden haben, nämlich in Lommersum bei Weilerswist und in Sinzenich bei Zülpich. In diesem Zusammenhang spielen die winzigen Hinterzimmer, die vor mehr als 100 Jahren einmal in Kuchenheim, Heimerzheim, Großbüllesheim oder Blumenthal als Gebetsräume dienten, keine bedeutsame Rolle, weisen jedoch jüdisch-religiöses Leben nach.

 

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Über das vergessene Hinterhaus in Sinzenich, Am Bach Nr.12/14 (heute: Auf dem Sand Nr. 12), habe ich bereits an anderer Stelle berichtet. Gleichzeitig beantragte ich diesbezüglich bei den Behörden, es unter Denkmalschutz zu stellen. Dies war bei dem Lommersumer Gebäude nicht mehr nötig. Aber erneut liegt mir heute daran, auf diese ehemalige Landsynagoge in der Zunftgasse 11 (heute 9) und deren gegenwärtigen Zustand hinzuweisen, ehe sie ganz der Vergessenheit anheimfällt....

Mein vollständiger Artikel „Die ehemalige Landsynagoge von Lommersum“ erschien vor wenigen Tagen in: Weilerswister Heimatblätter, 25. Jg. / November 2014, S. 8-13, und kann mit folgendem Link abgerufen werden:

14.12.2014

Weilerswister Gesamtschüler solidarisieren sich mit Partnerschule in Israel nach Brandanschlag

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„Der Antisemitismus ist zu einer sozialen Krankheit geworden“, sagte Frankreichs Innenminister Bernard Cazeneuve vor Hunderten von Kundgebungsteilnehmern in Créteil bei Paris, die gegen Antisemitismus protestierten. Die Zahl der diesbezüglichen Übergriffe hat sich 2014 mehr als verdoppelt.

Am gleichen Tag berichtete die Euskirchener Lokalausgabe des Kölner Stadt-Anzeigers über einen Brandanschlag auf die israelische Partnerschule Max-Rayne-Hand-in-Hand-School Jerusalem. Die Zerstörung wichtiger Gebäude veranlasste die Gesamtschüler von Weilerswist, ein Zeichen der Solidarität und des Protestes zu setzen. Der Artikel beschreibt die Partnerschule als

... eine Ausnahmeeinrichtung in Israel, in der Juden, Muslime und Christen gemeinsam unterrichtet werden. Kein Schüler wird wegen seiner Herkunft oder seiner Religion abgelehnt. Israelis und Palästinenser sind gleichermaßen willkommen, unterrichtet wird auf He­bräisch und Arabisch....

....Wichtig sei es, auch hier in Deutschland ein Zeichen der Solidarität zu setzen, fand man an der Partner­schule in Weilerswist: Spontan wurde beschlossen, dies unter dem Motto „Wir stehen Hand in Hand hinter euch!" zu tun.

Am Donnerstagmorgen versammelte sich deshalb die Schülerschaft und das Kollegium auf ei­nem der Pausenhöfe, Plakate wurden in die Höhe gereckt, man hielt sich an den Händen. Damit wolle die Schulgemeinde bekunden, dass sie voll und ganz hinter der Partnerschule stehe, „die nicht den Mut verlieren soll, weiterhin für ihre beispielhafte Schule sowie die Idee des interkulturellen Dialogs einzustehen", hieß es seitens der Gesamtschule.

10.12.2014

Festveranstaltung anlässlich des 100. Geburtstages von Bundespräsident Karl Carstens – Flamersheimer Juden waren 1984 seine Gäste

Anlässlich seines 100. Geburtstages am 14. Dezember 2014 würdigte die Konrad-Adenauer-Stiftung den ehemaligen Bundespräsidenten Prof. Karl Carstens, einen bedeutenden Repräsentanten der Christlichen Demokratie. Vor zahlreichen Gästen hielt der gegenwärtige Bundespräsident Joachim Gauck die Festrede im früheren neuen Plenarsaal des Deutschen Bundestages in Bonn.

 

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Collage 3Als Gast dieses Festaktes erinnerte ich mich an eine Begegnung im Jahre 1984, als ich die Ehre hatte, ihn mit einst in Flamersheim beheimateten Juden in seinem Bonner Amtssitz besuchen zu dürfen. Das sehr persönlich gehaltene Gespräch ermutigte mich damals, mein „Versöhnungskonzept durch persönliche Kontakte“ fortzusetzen.

Die Begrüßung am 8. Dezember 2014 nahm Dr. Hans-Gert Pottering, Präsident des Europäischen Parlaments A.D., vor. Nach der Festrede von Joachim Gauck würdigten Volker Kauder , Vorsitzender der CDU/CSU-Fraktion im Deutschen Bundestag und Prof. Norbert Lammert, Präsident des Deutschen Bundestages, die Lebensleistung von Karl Carstens, der im Jahre 1984 in Anerkennung seines unermüdlichen Wirkens um die Förderung des politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Zusammenschlusses der Europäischen Gemeinschaften den Karlspreis verliehen wurde.

07.12.2014

Das renommierte Online-Portal „Zukunft braucht Erinnerung“

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Nachdem meine Buchvorstellung „Theresienstadt, Eichmanns Vorzeige-Ghetto – von Benjamin Murmelstein“ inzwischen auch von der renommierten Website „Zukunft braucht Erinnerung“ und deren Chefredakteur Stefan Mannes für die Rubrik Rezensionen übernommen wurde, möchte ich auf das bekannte Online-Portal hinweisen, das sogar schon einmal für den Grimme-Online-Reward nominiert wurde.

Die in Fachkreisen bekannte Website „Zukunft braucht Erinnerung“ befasst sich seit 1996 mit den Themen Holocaust, Shoah, Drittes Reich und Zweiter Weltkrieg sowie ihren Nachwirkungen bis in die Gegenwart. Nach eigenen Angaben ist die gemeinnützige Initiative das größte deutschsprachige Informationsportal seiner Art. Vgl. auch diesbezüglich Facebook. Die Anschrift lautet: Arbeitskreis Shoa.de e.V., Choriner Str. 23, 10435 Berlin.

Folgende Artikel veröffentlichte ich schon bei Shoah.de:

03.12.2014

Ein „Gerechter unter den Völkern“ – Posthume Ehrung für Eifeldechant Joseph Emonds durch den israelischen Botschafter (Euskirchener Wochenspiegel vom 3. Dezember 2014) 

Von Wolfgang Andres (Euskirchener Wochenspiegel vom 3. Dezember 2014)

01.12.2014

Aufarbeitung der jüngsten Vergangenheit von Luxemburg

Als ich neulich die Gedenkstätte Dachau besuchte, fand ich in einem Teil der Ausstellung einige Hinweise auf luxemburgische Häftlinge. Damit gab es einen Hinweis auf die Gefangenen, die man aus dem Großherzogtum in das Deutsche Reich deportiert hatte. Dies erinnerte mich an die inzwischen begonnene Kooperation und persönlichen Kontakte zu Monsieur Henri Juda, Präsident von MemoShoah Luxembourg, der zurzeit mit Historikern und entsprechenden Organisationen die jüngste Vergangenheit von Luxemburg und des deutsch-luxemburgischen Grenzgebietes erforscht bzw. bereits bekannte Sachverhalte vertieft.

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In Luxemburg wütete ab 1940 derselbe Terror, Rassismus und Verfolgungswahn wie in den von den Deutschenbesetzten Ländern. Es wäre aber historisch verfehlt, sich auf allgemeine Forschungsergebnisse zu verlassen, denn vieles war auch hier sehr spezifisch und regional bedingt. Dies zu erforschen und vertiefen ist auch die Aufgabe einer luxemburgischen Historikerkommission, die sich zurzeit mit der durchaus noch gängigen Wahrnehmung auseinandersetzt, ausschließlich Opfer Deutschlands und damit in keiner Weise mitverantwortlich für die Schoa zu sein.

Am 31. Oktober 2014 wies Anina Valle Thiele in der Jüdischen Allgemeinen auf eine diesbezügliche Diskrepanz hin:

.... Obwohl der ehemalige Premier Jean-Claude Juncker es bis zum Ende seiner Amtszeit hinausgezögert hatte, sich im Namen Luxemburgs offiziell für die Kollaboration zu entschuldigen, war er doch genötigt, eine Historikerkommission einzusetzen. Zum Jahresende will sie ihren Bericht über die Zeit der deutschen Besatzung und den Umfang der Luxemburger Mitwirkung vorlegen....

Durchaus nicht wenige Juden aus der Voreifel und Eifel sind über Luxemburg in die angebliche Sicherheit geflüchtet und haben schon vor 1940 eine antisemitische Stimmung gespürt und später darüber berichtet. Daher war zum Beispiel die in Differdingen bis zum 2. November laufende Ausstellung „Als Differdingen `judenrein´ wurde. Der Tag, an dem sich unsere Wege trennten“ ein wichtiger Anlass für Diskussionen und Erinnerung. Ich wies bereits in meinen NEWS vom 30.09. 2014 auf die Wichtigkeit der Ausstellung hin. Sie befasste sich mit der Shoah in Luxemburg sowie im nahen deutsch-luxemburgischen Grenzgebiet und dokumentierte dabei auch die Kollaboration von Bürgern von Differdingen. Insofern bezog sie implizit Position im Streit über die „eigene“ Beteiligung zur Zeit der deutschen Besatzung.

Eine Ausstellung in Differdingen widmet sich der Judenverfolgung in der Stadt

 

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Ausstellungsplakate © Claude Piscitelli / Plakate: Kontext.lu

ListenTatsächlich hatte die Gemeinde Differdingen bereits im vorauseilenden Gehorsam eine Liste aller dort ansässigen Juden angefertigt. Die Informationen, die Differdinger an andere Differdinger weitergegeben haben – etwa, indem lokale Polizisten bereits ab August 1940 Nachbarschaftsumfragen durchführen, um Juden ausfindig zu machen – haben nach und nach erlaubt, dass jüdisches Eigentum konfisziert und Menschen deportiert werden konnten. Ihrem Eifer ist es zu verdanken, dass eine Liste all der Leute, die das Land nach dem September 1939 verlassen haben, angefertigt wurde.

In Differdingen ist damit die Kollaboration weiter gegangen als in anderen Gemeinden. Denn die Einwohner der Südgemeinde haben ihrer Verwaltung schon vor der deutschen Besatzung nicht nur die Namen, sondern auch die Religionszugehörigkeit der jüdischen Auswanderer mitgeteilt. Und sie haben ihnen »gemeldet«, welche Familienmitglieder noch in Differdingen geblieben sind. Bedingt durch eine starke Einwanderungswelle aus Deutschland nach Erlass der Nürnberger Gesetze lebten 1940 rund 90 Juden in Differdingen.....

28.11.2014

Stille Feier- und Gedenktage

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Israels Ex-Botschafter Avi Primor hat am Volkstrauertag die Deutschen für die Auseinandersetzung mit ihrer Vergangenheit gelobt. In der Erforschung des eigenen Gewissens seien sie „weltweit ein Vorbild“ sagte er bei der zentralen Gedenkveranstaltung im Bundestag.

Der Volkstrauertag in Deutschland gehört zu den „stillen Tagen“ oder „stillen Feiertagen“, von denen mehrere in den Monat November fallen. Hierzu gehören: Allerheiligen, Allerseelen, Volkstrauertag, Buß- und Bettag sowie der Totensonntag.

Der Volkstrauertag wurde erstmals am 28. Februar 1926 begangen. Überall fanden Gedenkfeiern für die deutschen Gefallenen des Ersten Weltkriegs statt. Seit 1952 wird er zwei Sonntage vor dem ersten Adventssonntag begangen und erinnert an die Kriegstoten und Opfer der Gewaltherrschaft aller Nationen. Grundsätzlich soll er zur Versöhnung mahnen, zur Verständigung und zum Frieden. Daher hat er als Feiertag nicht nur in Deutschland, sondern auch im Ausland – dort allerdings mit anderen Bezeichnungen und zu einem anderen Zeitpunkt – einen politischen, religiösen und besonders moralischen Wert. In Israel wird alljährlich an Jom haZikaron, nach jüdischem Kalender am 4. Ijjar der gefallenen israelischen Soldaten sowie der Opfer des Terrorismus gedacht.

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In der Gedenk- und Erinnerungskultur Deutschlands nimmt immer mehr der 9. November einen besonderen Platz ein. Obwohl eine Reihe von Ereignissen auf dieses Datum fällt, so nehmen doch von Jahr zu Jahr die Gedenkfeiern, Schweigemärsche, Lichterzüge und Gedenkgänge zur Erinnerung an das Geschehen während der „Reichskristallnacht“ zu.

Wie ich bereits in den letzten Jahren in der Eifel und Voreifel beobachten konnte, nimmt die Zahl der Teilnehmer unglaublich zu, und ich konstatierte auch im letzten Jahr: es sind immer mehr Kinder und Jugendliche bei den Gedenkfeiern. In Weilerswist nahmen in diesem Jahr 2014 annähernd 400 Menschen an dem schweigenden Lichterzug teil. In Mechernich waren es etwa 200 vornehmlich junge Leute und nur etwas weniger in der Kreisstadt Euskirchen. Besonders viele Schüler riefen - unter dem Motto „Zukunft braucht Erinnerung“ oder „Zeichen gegen Terror und Gewalt“ „gegen das Vergessen und das Verfälschen“ auf. Der 9. November entwickelt sich immer mehr zu einem „freiwilligen Gedenktag“ und, im Sinne von Israels Ex-Botschafter Avi Primor, zu einem „Vorbild in der Erforschung des eigenen Gewissens“.

24.11.2014

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Vor wenigen Wochen erschien endlich ein Buch, das der Holocaust-Forschung schon vor einem halben Jahrhundert als wichtiger Beitrag zur Holocaust-Forschung hätte dienen können: Benjamin Murmelstein, Theresienstadt – Eichmanns Vorzeige-Ghetto, Wien 2014.

...... Die Forschung befasst sich erst seit wenigen Jahren mit der Funktion des
 „Judenältesten“ und des jüdischen Ältestenrates in der NS-Zeit. Und sie befasst sich sehr verspätet mit Benjamin Murmelstein, dem dritten und letzten Judenältesten von Theresienstadt.

.... Seit Ende September liegt nun das Buch von Benjamin Murmelstein (1905-1989) vor, der als dritter und letzter Judenältester Jahrzehnte lang diffamiert und in deutscher Sprache mundtot gemacht wurde: Theresienstadt – Eichmanns Vorzeige-Ghetto, Wien 2014. Die endlich nach mehr als einem halben Jahrhundert erschienene deutsche Übersetzung von Murmelsteins Originalausgabe Terezin. Il ghetto-modello di Eichmann, Capelli,Bologna 1961, interessierte mich sehr, da ich selber ein Buch zu einer ähnlichen Thematik verfasst habe: Der letzte Judenälteste von Bergen-Belsen. Josef Weiss – würdig in einer unwürdigen Umgebung. Gerne habe ich daher eine recht ausführlichen Vorstellung des Buches übernommen, die auch auf meiner regionalhistorischen Homepage vollständig erscheinen soll .....

testEine deutsche Übersetzung der Memoiren von Benjamin Murmelstein war in Deutschland nicht erwünscht und ganz bewusst nicht als deutsche Ausgabe und Beitrag zur Frankfurter Buchmesse 1962/63 oder später vorgesehen. Da zur selben Zeit der Eichmann-Prozess in Jerusalem die Weltöffentlichkeit bewegte, hätte die juristisch-, moralisch- und historisch-relevante Aussage des letzten Judenältesten von Theresienstadt ein wichtiger Beitrag zur Aufarbeitung des Holocaust und dessen speziellen Mechanismus im Vorzeige-Ghetto Theresienstadt sein können.....

...... Dass jedoch Murmelsteins Buch damals nur in Italien, das in besagter Zeit willig als politischer und ideologischer Bundesgenosse von Nazi-Deutschland fungierte, unbeschwert veröffentlicht wurde, ruft sicher auch noch heute zu Fragen bezüglich spezieller Schuldaufweisungen auf ....

test ...... In meiner Buchbesprechung habe ich mich auch auf meinen „Protagonisten“ Josef Weiss bezogen, der als letzte Judenälteste von Bergen-Belsen ebenfalls überleben konnte. Aber er wurde selbst noch neulich im Rundfunk und im Jahre 2013 anlässlich einer Straßenbenennung durch YouTube von einer großen Öffentlichkeit geehrt. Er gilt heute nicht als „Letzter der Ungerechten“ wie Benjamin Murmelstein, sondern als „Letzter der Gerechten“. Vgl. Jüdische Allgemeine v. 02.01.2014: Der Letzte der Gerechten – Wie sich Josef Weiss als »Judenältester« in Bergen-Belsen seine Integrität bewahrte .....

..... Aber da das lesenswerte Buch „Theresienstadt – Eichmanns Vorzeige-Ghetto“ ursprünglich 1961 verfasst wurde, wird es wahrscheinlich historisch am gegenwärtigen Forschungsstand zu messen sein......

Der vollständige Artikel ist mit folgendem Link abrufbar:

21.11.2014

Dechant Joseph Emonds und seine posthume Ehrung als „Gerechter unter den Völkern“

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In letzter Zeit habe ich mehrfach auf meiner regionalhistorischen Homepage die Lebensleistung von Joseph Emonds dargestellt, der im August 2013 - gemeinsam mit dem Künstler Otto Pankok - von Yad Vashem gewürdigt und als "Gerechter und den Völkern" in die Liste von Yad Vashem aufgenommen worden ist. Warum dies am gleichen Tag geschieht, ist nicht nur aus den Presseberichten im Rheinland, sondern auch aus einem Artikel der Westfalenpost vom 5. März 2014 ersichtlich.

Bereits als junger Geistlicher wurde Emonds von den Nationalsozialisten verfolgt, was durch die Gestapo-Akten belegt ist. Als katholischer Pfarrer in Kirchheim (heute ein Stadtteil v. Euskirchen) und ab 1944 Dechant des Kirchenkreises Bad Münstereifel rettete er Juden das Leben und war nach dem Kriege in der Friedensbewegung tätig.
Da in den nächsten Wochen seine posthume Ehrung in Berlin erfolgt, möchte ich daher auf meinen zusammenfassenden Artikel hinweisen, der vor wenigen Tagen im Jahrbuch des Kreises Euskirchen 2015 erschien:

Dechant Joseph Emonds als „Gerechter unter den Völkern“ gewürdigt. Ehrung eines Judenretters und Pazifisten (In: Jahrbuch des Kreises Euskirchen 2015)

Ein 3.15-minütiger WDR-Film veranschaulicht den Grund der bevorstehenden Ehrung: Ein "Gerechter" aus Euskirchen : Lokalzeit aus Bonn vom ... - WDR.de

Weiteres Informationsmaterial habe ich auf meiner Homepage zusammengefasst: Hinweise zu Veröffentlichungen über Joseph Emonds aus Kirchheim – ein „Gerechter unter den Völkern“ (Yad Vashem Jerusalem)

18.11.2014

 

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In dem gerade veröffentlichten Jahrbuch des Kreises Euskirchen 2015 findet man auf den Seiten 19-27 meinen aktuellen Artikel, der sich mit Joseph Emonds ( 1898-1975)befasst, der im 2. Weltkrieg Juden rettete und dafür am 13. August 2013 von Yad Vashem in Jerusalem als „Gerechter unter den Völkern“ posthum gewürdigt wurde. In den nächsten Wochen findet in der Botschaft des Staates Israel eine diesbezügliche Feier statt. Gleichzeitig wird Otto Pankok (1893-1966) geehrt, der im o.a. Artikel erwähnt wird. Auch ihn habe ich mehrmals auf meiner Homepage vorgestellt.

Der Artikel Dechant Joseph Emonds als „Gerechter unter den Völkern“ gewürdigt...“ kann erklären, warum dies mit der gleichzeitigen Ehrung des Künstlers Otto Pankok (1893-1966) möglich wird. Er beweist auch, dass die erwähnte Lebensrettung keineswegs ein einmaliges Erlebnis im Leben des Dechant Emonds war, sondern nur ein einzelnes Beispiel für seinen Charakter, Glauben und seine beispielhafte Lebenseinstellung.....

Der vollständige Artikel kann mit folgendem Link abgerufen werden:

14.11.2014

Juden in Euskirchen – Vortrag zum Gedenken an die „Reichskristallnacht“

Anlässlich der Veranstaltungen, die an die Judenverfolgung und den Novemberpogrom 1938 erinnern sollten, hielt ich anlässlich der bereits in meinen NEWS vorgestellten „November-Gespräche 2014“ einen bebilderten Vortrag über die Geschichte der Euskirchener Juden.

 

 

Anhand der seit 1978 publizierten Forschungsergebnisse konnte den zahlreichen Gästen ein regionalbezogener Überblick über die Geschichte der einst 260 Mitglieder starken Euskirchener Judengemeinde gegeben werden, die seit 1933 diskriminiert und verfolgt wurde. Originaldokumente und historische Fotos bewiesen, was während und nach der „Reichskristallnacht“ in der Kreisstadt geschah und schließlich im Holocaust endete.

Während an dieser Stelle in der Regel ein derartiger Vortrag endet, ging es nun im 2. Teil  des Vortrags um die Aufarbeitung der deutsch-jüdischen Geschichte, die Kontakte zu den Überlebenden und neuerdings zu deren Nachkommen. Die Anwesenden erfuhren dabei sehr Persönliches über Ferdinand Bayer, den letzten Rabbiner von Euskirchen (1930-1938/39) oder die aus Sinzenich stammenden Schwestern Ilse und Ruth Scheuer, die Theresienstadt und Auschwitz überlebten und zu denen ein lebhafter Kontakt besteht. Die Zuhörer waren sehr bewegt, als sie erfuhren, wie zum Beispiel den in den USA lebenden Jüdinnen im April dieses Jahres ein ganz besonderes Geburtstagsgeschenk von 100 Grundschülerinnen gemacht wurde.

 

   

 

Auch über Prof.  Michael Evenari, den Botaniker von Weltruf, oder Dr. Moshe Wallach, der aufgrund seiner medizinischen Pionierarbeit Ehrenbürger der Stadt Jerusalem wurde, erfuhr man interessante Details, die in den Euskirchener Archiven noch völlig unbekannt sind. Ihre Eltern stammten aus Euskirchen und der nahen Umgebung.

Der dritte Teil befasste sich u. a. mit dem in Kirchheim tätigen Dechant Joseph Emonds, der im 2. Weltkrieg Juden rettete und am 13. August 2013 von Yad Vashem in Jerusalem als „Gerechter unter den Völkern“ gewürdigt wurde. Auf meiner Homepage gibt es detaillierte Hinweise auf ihn, die in den nächsten Wochen sicher zum Verständnis der offiziellen Ehrung in der Botschaft des Staates Israel dienen könnten.

Abschließend ging es um den inzwischen berühmten letzten Judenältesten von Bergen-Belsen, Josef Weiss, der aus dem benachbarten Flamersheim stammte und dort im letzten Jahr durch eine Gedenktafel und eine Straßenbenennung posthum gewürdigt wurde. Vgl. Film bei YouTube.

Die 15minütige Radiosendung über ihn bei WDR 3/5 hinterließ wohl den wichtigsten Eindruck. Sie kann jederzeit im Internet abgerufen werden. Vgl. „16. Mai 1893: Das Leben des Josef Weiss“                    

Die abschließende Diskussion wurde von Moderator Jens Schramm geleitet. Die während der Veranstaltung gemachten – und auch hier abgebildeten – Fotos stammen von dem Fotografen Michael Bork.

Auf Wunsch der vielen Zuhörer weise ich auf meine diesbezüglichen Online-Artikel und Bücher zu diesem Thema hin:

HOMEPAGE:

Geschichte des Judentums in der Eifel und Voreifel

BÜCHER:

JUDAICA – Juden in der Voreifel (1983/86)
Judenverfolgung und Fluchthilfe im deutsch-belgischem Grenzgebiet (1990)
„REICHSKRISTALLNACHT“ – Der Novemberpogrom 1938 auf dem Lande (2008)
Isidors Briefe – Über die Korrespondenz eines Juden aus Euskirchen (2009)
Der letzte Judenälteste von Bergen Belsen (2012)

10.11.2014

Gedenktafeln: „Zum Andenken an unsere jüdischen Mitbürger. Durch nationalsozialistische Gewaltherrschaft vertrieben und ermordet. 1933-1945.“

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In vielen Gemeinden gibt es Mahnmale und Gedenktafeln, die an etwas erinnern, von dem zu hoffen ist, dass es sich nicht wieder ereignet. Das bezieht sich ganz besonders auf den Terror im Dritten Reich und den Holocaust. Mit dem schon etymologisch zum Nachdenken auffordernden Begriff „Mahn-Mal“ hatte ich mich schon auf meiner Homepage (2008) befasst und exemplarisch anhand des Begriffes „Reichskristallnacht“ gefragt, ob ein diesbezügliche Mahnmal und eine immer wieder am 9./10. November stattfindende Veranstaltung mehr als ein „Terminus der Erinnerungskultur“ ist. Vgl. auch: Kritische Anmerkungen zum 70. Jahrestag der „Reichskristallnacht“ und des „Novemberpogroms“ in der Eifel und Voreifel

Nur wenige Gemeinden hatten in den ersten Jahrzehnten nach dem Holocaust ein Mahnmal oder einen Gedenkstein zur Erinnerung an die einstigen jüdischen Mitbürger. In größeren Städten wurden sie in die „vom Nationalsozialismus Verfolgten“ miteinbezogen. Auch die Benennung von Straßen nach verdienstvollen jüdischen Mitbürgern war problema­tisch. Beides kann auch am Beispiel der Kreisstadt Euskirchen bewiesen werden. Es dauerte fast ein Jahrzehnt, bis der Stadtrat einen Bürgerantrag realisierte, mit einem Dr. Hugo-Oster-Platz die Verdienste eines jüdischen Arztes und Stadtverordneten posthum zu würdigen.

Spektakulär war auch die Vorgeschichte des Gedenksteins auf dem Grundstück der ehemaligen Euskirchener Synago­ge. Zur Errichtung eines Mahnmals (1981) an dieser würdigen Stelle kam es nicht früher, weil ab 1948, unter dem Aktenzeichen RÜT 121/52, die „Rückerstattungssache Israelitische Gemeinde gegen Stadtgemeinde Euskirchen" lief, die unter polemischen Vorzeichen geführt wurde. Schon 1983 ging ich in meinem Buch Judaica - Juden in der Voreifel auf die damalige Euskirchener Schlussfolgerung ein, das Synagogengrundstück würde „an Wert verlieren", wenn eine „Gedenkplatte" angebracht würde.

 

Inzwischen hat sich herausgestellt, dass für jede Gemeinde die Verlegung von Stolpersteinen, die Errichtung von Mahnmalen und Anbringung von Gedenkplatten bedeutsam ist. Aber dies wurde erst recht spät erkannt – teilweise sogar erst heutzutage.
 
Mahnmale und Gedenkfeiern wurden erst zur moralischen Verpflichtung, als man sich regionalhistorisch mit dem Nationalsozialismus und der Judenverfolgung auseinanderzusetzen begann und dadurch eine „Sensibilisierung" verursachte. Daher kommt der systematische Regionalhistorie eine besondere Bedeutung zu, weil sie konkret personifiziert und historisches Geschehen – das Beispiel der Anne Frank beweist das – individualisiert.

Somit hat jedes Mahnmal und jede Gedächtnistafel eine historische, moralische und pädagogische Aufgabe.

07.11.2014

Zum jüdischen Mahnmal von Flamersheim

In der Abschlussrede von Sigi Oster, Nestor der jüdischen Überlebenden von Flamersheim, kam zum Ausdruck, dass auch Mahnung und Erinnerung zum wesentlichen Bestandteil des Lebens gehören muss. Hiermit fasste er seine Eindrücke zusammen, die er während der deutsch-jüdischen Wiederbegegnung in Flamersheim (21.-24.06. 1984) gemacht hatte.

 

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Peter Mahlberg

 

 

Am letzten Tag der viel beachteten Veranstaltung stand ein Mahnmal im Vordergrund, das von Peter Mahlberg (1938-2014) geschaffen wurde. Er hatte als Kunstschmied und Schlosser einen Vorschlag realisiert, der von Mitgliedern der evangelischen und katholischen Gemeinde stammte. Die Inschrift lautet:

Zum Andenken an unsere jüdischen Mitbürger. Durch nationalsozialistische
Gewaltherrschaft vertrieben und ermordet. 1933-1945

Der jüdische Stern, die siebenarmige Menorah und die Inschrift wurden ergänzt durch eine eingearbeitete Träne aus Glas, die in der benachbarten Glasfachhochschule Rheinbach hergestellt wurde und die Trauer und Erinnerung symbolisieren sollte.

Peter Mahlberg, langjähriger Vorsitzender und Aktivist des Tambourcorps „Frisch Auf" Flamersheim, war auch an den Vorbereitungen zu der erwähnten deutsch-jüdischen Begegnung beteiligt. Mit ihm verlor die Dorfgemeinschaft ein engagiertes Mitglied. Er verstarb am 27. Oktober 2014 und wurde am 6. November beerdigt.

04.11.2014

WallachIn der „Eifel-Zeitung“ vom 10. September 2014 erschien ein lesenswerter Artikel des Journalisten Gregor Brand: Mosche Wallach – Arzt in Jerusalem aus Euskirchener Familie. Er befasst sich mit dem in Köln geborenen Moritz Wallach, der später als Dr. Moshe Wallach medizinische Pionierleistungen in Palästina vollbrachte, Gründer eines berühmten Krankenhauses wurde und als Ehrenbürger der Stadt Jerusalem unvergessen sein sollte. Seine Eltern stammen aus der Voreifel, so dass ich schon früher auf ihn aufmerksam machte:

Ein jüdischer Arzt als Pionier in Erez Israel – Dr. Moshe Wallach aus Köln gründet das Shaare Zedek Hospital in Jerusalem

Dr. Moshe Wallach, Ehrenbürger der Stadt Jerusalem, mit Wurzeln in der Voreifelstadt Euskirchen

In dem erwähnten Beitrag von Gregor Brand heißt es einleitend:

......  Was für eine ungewöhnliche Ehre: Im Jahr 1995 begann der israelische Ministerpräsident Yitzhak Rabin sein Grußwort zur Eröffnung der Feierlichkeiten „3000 Jahre Jerusalem“ mit einem unerwarteten persönlichen Bekenntnis darüber, was ihm Jerusalem bedeutet: „Mein Jerusalem: Das ist Dr. Mosche Wallach aus Deutschland …”

Wer war dieser Arzt aus Deutschland, den der im so genannten “Wallach-Krankenhaus” geborene Staatsmann Rabin so stark hervorhob? Mosche (englisch: Moshe; eigentlich: Moritz) Wallach kam 1866 in Köln als Sohn eines eifeljüdischen Ehepaares zur Welt. Sein Vater Josef Wallach stammte aus Euskirchen, seine Mutter Marianne Levy aus Münstereifel. Hans-Dieter Arntz, der verdienstvolle Erforscher eifeljüdischer Geschichte, wies darauf hin, dass die väterliche Familie Wallach schon seit vielen Generationen in Euskirchen lebte .......

Friedhof der Stadt Mechernich 1 Friedhof der Stadt Mechernich 1

 

...... Als sich im Frühjahr des Jahres 1984 eine Reisegruppe aus Euskirchen-Flamersheim für eine Woche in Jerusalem aufhielt, wies der arabische Reiseführer auf das jüdische Sha'are Zedek Krankenhaus (Sha'are Zedek) hin und resümierte sehr objektiv, dass dieses wohl das traditionsreichste Krankenhaus des Nahen Ostens mit ausgezeichneter Reputation wäre. Damals wusste wahrscheinlich keiner, dass der verdienstvolle Gründer dieser Institution ein gewisser Moritz Wallach (1866-1957) war, dessen Vater aus Euskirchen stammte. Die Lebensleistung seines Sohnes, des berühmt gewordenen Dr. Moshe (Moritz) Wallach, weist diesen als eine herausragende Persönlichkeit des deutschen Judentums und als einen medizinischen Pionier des damaligen Palästina und heutigen Staates Israel aus.....

..... Mein Online-Artikel Ein jüdischer Arzt als Pionier in Erez Israel – Dr. Moshe Wallach aus Köln gründet das Shaare Zedek Hospital in Jerusalem initierte eine inzwischen laufende Doktorarbeit und mehrere Zeitungsartikel. Auch lernte ich den Enkel von Dr. Moshe Wallach, Dr. Josef Wallach (Rehovot/Israel) kennen, der einen Großteil des Familienarchivs
verwaltet und mir für spätere Studien bisher noch unveröffentlichte Briefe, Fotos und Dokumente anvertraute.....  

..... In mehreren Vorträgen und Artikeln berichtete ich über den verdienstvollen jüdischen Mediziner Dr. Moshe Wallach. Vgl. z.B. den Artikel für das israelische, deutsprachige Magazin „MB Yakinton (Israel)“, (Jg. 81, Nr. 259, Mai 2013, S. 14/15): Ein Kölner Arzt als Pionier in Erez Israel – Dr. Moshe Wallach gründet das Sha`are Zedek Hospital. Jetzt freue ich mich, dass auch die „Eifel-Zeitung“ die Leistung von Dr. Moshe Wallach gewürdigt hat....

Der vollständige Artikel kann mit folgendem Link abgerufen werden:

01.11.2014

Novembergespräche 2014 in Euskirchen: „Erzähl mir von Krieg und Frieden"

„Wer aber vor der Vergangenheit die Augen verschließt, wird blind für die Gegenwart“, sagte Bundespräsident Richard von Weizsäcker in seiner vielbeachteten Rede am 8. Mai 1985 anlässlich des 40. Jahrestages der Beendigung des Krieges in Europa und der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in einer Ansprache im Plenarsaal des Deutschen Bundestages. Davor und seither gibt es auf der ganzen Welt immer wieder gewaltsame und kriegerische Auseinandersetzungen in vielen Teilen der Erde. In diesem Jahr gedenken wir des Beginns beider Weltkriege. Der Erste Weltkrieg vor 100 Jahren und der Zweite Weltkrieg vor 75 Jahren. Krieg ist Gewalt und Gewalt bringt individuelles Leiden für Kinder, Frauen und Männer. Besonders Betroffene und Angehörige wissen darum. Was sagen sie uns heute? Was können wir heute daraus lernen?

In unserer Reihe NOVEMBER-GESPRÄCHE vom 3. – 6. November wollen wir miteinander ins Gespräch kommen, laden zu Begegnungen und Diskussionen ein. Dazu haben wir Experten eingeladen, die Hintergrundwissen vermitteln, Impulse geben und für Diskussionen zu Verfügung stehen.

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November-Gespräche 2014
Themenwoche "Erzähl mir von Krieg und Frieden"
vom 3.-6. November im Evangelischen Gemeindezentrum

 


ArntzMontag, 3. November
"Ihr daheim und wir da draußen ..."

„Pulver, Brot und Briefe sind die drei Hauptbedürfnisse des Soldaten im Krieg!“ stellte der kaiserliche Generalpostmeister von Stephan schon im deutsch-französischen Krieg von 1870/71 fest. Der Abend beschäftigt sich mit dem Phänomen Feldpost im Ersten Weltkrieg. Diese war – als in der Regel einzige Verbindung zwischen Front und Heimat – für die Kommunikationspartner auf beiden Seiten von immenser Bedeutung, ja wurde zu so etwas wie symbolischen Lebensfäden zwischen vertrauten Personen, die der Krieg auseinandergerissen hatte. Es geht um Dokumente nicht vom „Feldherrnhügel“, sondern aus dem Schützengraben, um Zeugnisse des „kleinen Mannes“, der ansonsten leicht hinter Strategien, Statistiken und Zahlen verschwindet.


Experte: Dr. Christoph Studt, Institut für Geschichtswissenschaft der Uni Bonn
Moderation: Frank Thönes


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Dienstag, 4. November
"Erzähl doch mal von Krieg und Frieden ..."

Talkshow mit Zeitzeugen und Musik.
Geschichten, Erlebnisse und Berichte von Menschen, die als Kinder, Jugendliche oder junge Erwachsene die Zeiten des Zweiten Weltkrieges und die Jahre danach erlebt haben.


Zeitzeugen: Gisela Grote, Leni Mager, Werner Biedermann, Dr. Heinrich Blaß u.a.
Musik: Friederike Heiwolt, Flügel und Eva Heiwolt, Violine
Moderation: Jens Schramm und Frank Thönes


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ArntzMittwoch, 5. November
"Jüdisches Leben und jüdisches Schicksal der Menschen in Euskirchen zu NS-Zeit"

Diktatur und Rassismus kennzeichnen den Terror des Nationalsozialismus. Aber besonders die Judenverfolgung und der systematisch geplante Holocaust sind Synonyme, die für absolute Menschenverachtung und Vernichtung stehen. Am Beispiel der Kreisstadt Euskirchen soll an die Geschichte der Euskirchener Juden erinnert werden.

Ein wesentlicher Teil wird Josef Weiss, dem „letzten Judenältesten von Bergen-Belsen“, gewidmet sein, über den Hans-Dieter Arntz eine inzwischen international anerkannte Biographie geschrieben hat.

Experte: Hans-Dieter Arntz, Historiker und Autor.
Moderation: Jens Schramm


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ArntzDonnerstag, 6. November
"Im Westen nichts Neues"

Antikriegsfilm nach dem Roman von Erich Maria Remarque.

Erich Maria Remarques Roman über einfache deutsche Soldaten wurde 1930 das erste Mal von Lewis Milestone verfilmt und gehört noch heute zu den wichtigsten Aufarbeitungsversuchen des Ersten Weltkriegs.

Paul Bäumer ist Schüler eines deutschen Gymnasiums. Kurz vor dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs herrscht im Land eine ungebrochene Kriegsbegeisterung. Lehrer Kantorek hält der Klasse einen Vortrag über die Vorzüge des Krieges und rät ihnen, sich zum freiwilligen Kriegsdienst zu melden. Für das Vaterland, aus Ehre und mit vollster Begeisterung und Siegeswillen leisten ihm die Jungen folge. Paul Bäumer landet an der Front und muss die Schrecken des Stellungskrieges und den Tod vieler seiner Kameraden aus erster Hand miterleben ...

Der Film – mit zwei Oskars ausgezeichnet – war in Deutschland und weiten Teilen Europas verboten. Als er 1930 in die deutschen Kinos kommen sollte, waren die Nationalsozialisten bereits auf dem Vormarsch. Der erste Weltkrieg hatte die Saat für den späteren Zweiten Weltkrieg schon in sich getragen. Die Konsequenzen, wie sie Paul Bäumer aus den Kriegserlebnissen zog, waren längst nicht verbreitet und jede Art von Antikriegshaltung ungern gesehen. In den 1930er Jahren wurde das Werk zuerst verboten, dann massiv gekürzt (von 139 Minuten auf 85 Minuten) und zuletzt von Nationalsozialisten boykottiert, indem sie Stinkbomben und Mäuse in Kinosäle leiteten.

Alle Veranstaltungen der Themenwoche finden jeweils um 19:30 Uhr im Evangelischen Gemeindezentrum, Kölner Straße 41, statt. Die Teilnahme ist kostenlos.

28.10.2014

Erneut Stolpersteine Bad Neuenahr-Ahrweiler (12. November 2014)

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Meine regionalhistorische Homepage wies in den NEWS vom 7. Februar sowie am 15. April 2012 und 17. Dezember 2012 auf das Veranstaltungsprogramm der „Rathaus-Kultur Bad Neuenahr-Ahrweiler 2012“ hin. Es stand unter dem Gesamtthema: Themenjahr „Stolpersteine“ – Judenverfolgung und jüdische Kultur. In diesem Zusammenhang sollte an die Judenverfolgung und jüdische Kultur des Ahrgebietes erinnert werden. Aufgrund der guten Kooperation mit den Verantwortlichen der Stadtverwaltung und des Bürgervereins Synagoge Ahrweiler möchte ich auch heute auf die 3. Verlegung durch den Künstler und Projektinitiator Gunter Demnig am 12. November 2014 hinweisen.

Am 19. April 2012 wurden in Bad Neuenahr-Ahrweiler die ersten Stolpersteine zur Erinnerung an die jüdischen Opfer des Nationalsozialismus verlegt. Der Stadtrat Bad Neuenahr-Ahrweiler hatte im Jahr 2010 beschlossen, dass sich die Kreisstadt dem Projekt des Künstlers Gunter Demnig anschließt.

Im Rahmen der Rathaus-Kultur Bad Neuenahr-Ahrweiler wurde zu zahlreichen Veranstaltungen eingeladen. Bis zum 13. August 2012 war im Rathaus Bad Neuenahr-Ahrweiler die Ausstellung „Entrechtet – Deportiert – Ermordet“ zu sehen. Ebenso wie die Stolpersteine sollte sie daran erinnern, dass 70 Jahre zuvor für viele jüdischen Bewohner auch in Bad Neuenahr ein Leidensweg begann. Der Internet-Eintrag „Stolpersteine Bad Neuenahr-Ahrweiler“ weist auf den Ort der Verlegung und diesbezügliche Video-Filme hin. Auch wird an gleicher Stelle über das Schicksal der einst hier Beheimateten berichtet.

"Die Stolpersteine können nur stellvertretend stehen für die Erinnerung an fast 400 Juden, die vor 1933 noch im Kreisgebiet gelebt haben sollen und von denen rund 150 in Vernichtungslager abtransportiert wurden", sagte Landrat Dr. Jürgen Pföhler im April 2013 bei der Verlegung von Stolpersteinen in Bad Neuenahr und Heimersheim.

25.10.2014

Vortrag am 5. November 2014: „Jüdisches Leben – jüdisches Schicksal der Menschen in Euskirchen - im Kontext zur NS-Zeit“

Der „NOA-Kurier“ der Evangelischen Kirchengemeinde Euskirchen Nr. 38, Ausgabe 38/2014, weist auf eine Veranstaltungsreihe hin, die sich mit dem 1. und 2. Weltkrieg sowie der Judenverfolgung in der Kreisstadt Euskirchen befasst: „NOVEMBER-GESPRÄCHE: Erzähl mir von Krieg und Frieden...“. Dort heißt es u.a.:

In unserer Reihe NOVEMBER-GESPRÄCHE vom 3. – 6. November wollen wir miteinander ins Gespräch kommen und laden zu Begegnungen und Diskussionen ein. Dazu haben wir Experten eingeladen, die Hintergrundwissen vermitteln, Impulse geben und für Diskussionen zu Verfügung stehen. Alle Veranstaltungen der Themenwoche finden jeweils um 19.30 Uhr im Evangelischen Gemeindezentrum, Euskirchen, Kölner Straße 41, statt. Die Teilnahme ist kostenlos.

Friedhof der Stadt Mechernich 1 Friedhof der Stadt Mechernich 1

 

Mittwoch, 5. November 2014

Thema: „Jüdisches Leben – jüdisches Schicksal der Menschen in Euskirchen“ (im Kontext zur NS-Zeit).

Diktatur und Rassismus kennzeichnen den Terror des Nationalsozialismus. Aber besonders die Judenverfolgung und der systematisch geplante Holocaust sind Synonyme, die für absolute Menschenverachtung und Vernichtung stehen.

Am Beispiel der Kreisstadt Euskirchen soll an die Geschichte der Euskirchener Juden erinnert werden. Ein wesentlicher Teil wird Josef Weiss, dem „letzten Judenältesten von Bergen-Belsen“, gewidmet sein, über den Hans-Dieter Arntz eine inzwischen international anerkannte Biographie geschrieben hat.

Experte: Hans-Dieter Arntz, Regionalhistoriker und Autor
Moderation: Jens Schramm

21.10.2014

.....  Eine der heikelsten Fragen der Geschichte nationalsozialistischer Verfolgung und insbesondere des Holocaust ist die Bewertung der Rolle und des Verhaltens der sogenannten „Funktionshäftlinge“, d.h. von Menschen, die Opfer des Systems waren, gleichzeitig aber in den nationalsozialistischen Lagern und Ghettos die Anordnungen der Verfolgungsbehörden umzusetzen hatten und damit im Grunde Instrumente des Vernichtungsapparates wurden. Diejenigen, die 1945 überlebten, sahen sich dem Verdacht ausgesetzt, dass sie aus ihrer Funktion erhebliche Vorteile gezogen und ihre Rettung nur der Kollaboration mit den Verfolgern zu verdanken hatten. Einige von ihnen wurden daher nach ihrer Befreiung auch vor Gericht gestellt und verurteilt. In der Geschichtsschreibung der Nachkriegszeit war dieses Thema aus diesem Grund mit einem gewissen Tabu belastet....

..... Die Publikation ist aus mehr als 30jähriger Beschäftigung des Autors mit dem Thema entstanden. Er hat nicht nur die einschlägige Literatur verarbeitet und in Archiven des In- und Auslandes ge­forscht, sondern zahlreiche veröffentlichte und unveröffentlichte Erinnerungen aus dem Umfeld von Weiss benutzt. Darüber hinaus hat er eine Reihe von Zeitzeugen besonders in Deutschland, den Niederlanden, Israel und den USA befragt. Die Ergebnisse seiner Arbeit haben im Detail nicht nur zur Erweiterung des Kenntnisstandes, sondern auch zu einer Reihe von Korrekturen der bisherigen Forschung geführt.....

...... Von überlebenden Zeitgenossen wurden Weiss wegen seines Engagements, seiner Selbstlosigkeit und seiner Leistung tiefer Respekt und Dankbarkeit entgegengebracht. Seine Tätigkeit ist zwar an­satzweise in der Literatur anerkannt, aber bisher nicht hinreichend gewürdigt worden. Diesem Manne mit der umfangreichen Publikation ein Denkmal zu setzen, ist das eigentliche Anliegen des Autors, der abschließend Haltung und Leistung von Weiss in Vergleich zu seinem Vorgänger in Bergen-Belsen, Albala, und dem letzten Leiter des Ghettos Theresienstadt, Dr. Benjamin Murmel­stein, setzt.....

...... Das Buch bildet eine bemerkenswerte Würdigung einer herausragenden Persönlichkeit, die auf Grund ihrer persönlichen Prägung, ihrer Fähigkeiten, ihres Glaubens, ihrer Integrität und ihrer Mit­menschlichkeit die außergewöhnlichen organisatorischen, vor allem aber moralischen und psychi­schen Herausforderungen einer kaum nachvollziehbaren Extremsituation eindrucksvoll gemeistert hat .....

Die vollständige Rezension kann mit folgendem Link abgerufen werden:

05.10.2014

........ In der Befehlskette des deutschen NS-Terrors war ein „Judenältester“ ein Funktionshäftling, der als exponierte Persönlichkeit einerseits williger Befehlsempfänger, aber andererseits auch Repräsentant eines „Judenrates“ und Helfer der unzähligen, für den Holocaust vorgesehenen jüdischen Opfer sein sollte. Aus dieser Problematik heraus entstand ein Balanceakt, der nie ganz frei vom Vorwurf der Kollaboration und Korruption war.....

 

..... Der Auszug aus dem Vorwort meines neuen Buches „Der letzte Judenälteste von Bergen-Belsen“ weist auf die Problematik der Funktionshäftlinge im 3. Reich, der „Judenältesten“ (Jewish Camp Elders) und „Judenräte“ im Dritten Reich hin....

..... Wahrscheinlich unerwähnt bleiben nun auch viele bisher unbekannt Ge­bliebene, die aufgrund einer oktroyierten Funktion den Deutschen dien­lich sein mussten, jedoch in ihrer Position den Unterdrückten Helfer und Lebensretter waren. Da die tatsächlichen Mörder natürlich kein Inter­esse an Hinweisen auf derartige Menschen haben konnten und viele der letzten Überlebenden heute nicht mehr die Kraft haben, dieses Verhalten im richtigen Zusammenhang darzustellen, ist die Erinnerung an solche Persönlichkeiten wichtig. Ergo: es gab sicher viele Opfer, die erst in auf­gezwungenen Funktionen hilfreich und bedeutsam werden konnten, aber in dieser Hinsicht kaum oder gar nicht in der Literatur gewürdigt wurden......

..... Fest steht aber, dass es in Konzentrationslagern oder den Stätten der Ver­nichtung bedeutende Persönlichkeiten gab, die in der Hölle des Holo­caust Überdurchschnittliches leisteten und in erzwungenen oder selbst auferlegten Funktionen bereit waren, ihrem Nächsten zu helfen. Viele blieben unbekannt, weil sich ihre Spuren im Holocaust verloren und Zeugen nicht mehr in der Lage waren, über bedeutende Leistungen zu berichten.....

.... Viele der Mitarbeiter oder stets gefährdeten Gefangenen taten das, was ihnen die Vernunft oder gar das Verantwortungsgefühl sagte..... Ähnliche Menschen gab es in vielen Lagern, auch später in Bergen-Belsen.....

.... „Befehlsnot­stand“. Wurde ein Beschuldigter nur auf Befehl durch Vorgesetzte zum Schlimmsten herangezogen? War er Täter oder Teilnehmer der Tat? War bei Widerstand sein eigenes Leben bedroht? Hatte er eigene Interessen, seine Macht auszunutzen? Verstieß er freiwillig und bewusst gegen die Grundsätze der Menschlichkeit? War er Pragmatiker oder Kollaborateur?.....

..... Ein positives Beispiel für jüdische Tatkraft jedoch soll Josef Weiss sein, der in Bergen-Belsen als „letzter Judenältester des Sternlagers“ angesehen wurde....

 

Der vollständige Artikel kann mit folgendem Link abgerufen werden:

30.09.2014

Zur Aufarbeitung der Judenverfolgung im deutsch-luxemburgischen Grenzgebiet

Verantwortungsbewusste Bürger und Prominente des Großherzogtums Luxemburg tragen zurzeit verstärkt zur Aufarbeitung „der jüngsten Geschichte“ bei. Die Ergebnisse werden eigenständig die diesbezüglichen Forschungen zur Judenverfolgung in der Eifel ergänzen, denen sich auch meine regionalhistorische Homepage verpflichtet fühlt.

Eines der vielen Ziele ist zurzeit die Errichtung eines Arbeitskreises Deutschland/Belgien/Luxemburg, um länderübergreifend die Judenverfolgung und die Auswirkungen des NS-Terrors zu dokumentieren. Der Respekt vor den vielen Verantwortlichen ist groß, und am13. Mai 2014 teilte ihnen der Hofmarschall unseres Nachbarlandes mit, dass I.K.H der Großherzog und die Großherzogin die Schirmherrschaft über „MemoShoah Luxembourg“ übernommen haben. Ich stellte diese verdienstvolle Vereinigung und das „Comité de patronage“ bereits auf meiner regionalhistorischen Homepage vor.

Luxemburg hat ein eigenes Ministerium für die Großregion. Es scheint mir erwähnenswert, dass mit dessen Ministerin Corinne Cahen (*1973), die seit Dezember 1913 auch für die Ressorts Familie und Integration zuständig ist, die erste jüdische Abgeordnete von Luxemburg seit dem Zweiten Weltkrieg amtiert.

Unter der Überschrift Als Differdingen `judenrein´ wurde. Der Tag, an dem sich unsere Wege trennten“ befasst man sich in Luxemburg und im nahen deutsch-luxemburgischen Grenzgebiet mit der Aufarbeitung der Judenverfolgung durch Nazi-Deutschland. Besonders die Ausstellung „Judenrein“ vom 3. Oktober bis 2. November 2014 im regionalen Kulturzentrum „A a l t S t a d h a u s” in Differdingen dürfte ein diesbezüglicher Beitrag sein. Initiatoren sind u.a. auch verschiedene Gemeinderatsmitglieder wie Serge Goffinet (Kulturschöffe), Michel Braquet (ehem. Gemeinderat), Roberto Traversini (aktueller Bürgermeister) und Claude Meisch (vormaliger Bürgermeister und derzeitiger Unterrichtsminister).

Bezüglich der Stolpersteine-Verlegung durch den bekannten Künstler Gunter Demnig sei anzumerken, dass anfänglich „nur" eine Verlegung gedacht war. Der Historiker Cedric Faltz bot jedoch an, zusätzliche notwendige Recherchen auszuführen und stieß so auf interessante Dokumente, so dass man beschloss, eine Ausstellung mit Katalog zu realisieren. Cedric Faltz war auch Schriftführer von „MemoShoah“, und somit wirkt diese Vereinigung - ihrer Zielsetzung entsprechend - auch aktiv mit.

Henri Juda, der Präsident von „MemoShoah Luxembourg“, teilte mir zudem folgende Termine mit, auf die ich die Leser meiner regionalhistorischen Homepage aufmerksam machen möchte:

Zeitzeugen erinnern sich (in frz. Sprache)
9. Oktober 2014 |19.30 Uhr
Organisiert von MemoShoah asbl & Consistoire Israélite – LU unter Mitarbeit des französischen Buchautors Pierre Draï sowie Mme Ginette Wolf-Herz und M Gaston Herz (Luxembourg)

„Judenfrage” in den 1930ern (in luxemburgischer Sprache)
21. Oktober 2014 |19.30 Uhr
Vorgetragen von Dr. D. Scuto & Dr. V. Artuso, präsentiert von Hrn. C. Faltz

„Stolperstein-Verlegung”
28. Oktober 2014 |ab 9.00 Uhr
Gunter Demnig verlegt 15 „Stolpersteine“ im Stadtzentrum von Differdange

26.09.2014

....... Der Präsident des Jüdischen Weltkongresses, Ronald S. Lauder, appellierte neulich an die Deutschen, noch deutlicher den Antisemitismus und Rassismus in Deutschland zu bekämpfen. Bei einer eindrucksvollen Demo in Berlin am 14. September 2014 gab es ein breites Bündnis gegen Antisemitismus und die erneute Forderung: Keinen Platz für Judenhass“. Alle im Bundestag vertretenen Parteien, aber auch der Deutsche Gewerkschaftsbund oder gar der Deutsche Fußballbund hatten zu dieser Demo am Brandenburger Tor aufgerufen – und rund 6000 Zuhörer waren gekommen....

 

Judenhass

 

..... Bereits vor mehr als einem Jahrhundert - im Jahre 1893 – veranstaltete auch schon das kleine Eifelstädtchen Euskirchen eine „Demo“ zum Thema „Kein Judenhass“. Sie wurde von der Bürgerschaft spontan und selbstständig organisiert. Antisemitismus und Judenhass waren nämlich in der Eifel und Voreifel kein Thema, und Veranstaltungen der im Reichstag vertretenen „Antisemitenparteien“ endeten in Münstereifel, Rheinbach, Düren und Euskirchen meist als wahre Posse. Meine regionalhistorische Homepage wird demnächst weitere Beispiele hierfür bringen.....

Alfred ApfelWährend man zum Beispiel im August 1893 in Münstereifel die Holzbrücke zur Burgruine ansägte, so dass viele „Antisemiten“ in die Erft stürzten und auch deswegen homerisches Gelächter in der überregionalen Presse ernteten, hatte man im Dezember 1893 still und heimlich die in der Euskirchener „Tonhalle“ stattfindende „Antisemiten-Veranstaltung“ in eine Karnevalsveranstaltung umorganisiert, in der eigentlich der typische Antisemit als „Hanswurst“ – Bezeichnung des Euskirchener Karnevalsprinzen – und die politische „Antisemiten-Veranstaltung“ in eine „ulkige Karnevalsveranstaltung“ umfunktioniert wurde....

Vgl. Zeitungsartikel vom 13. Dezember 1893 (Quelle: Hans-Dieter Arntz, JUDAICA – Juden in der Voreifel, Euskirchen 1986, 3. Aufl., S.116/117)

 

Judenhass

 

Zur Erklärung hieß es in der Euskirchener Lokalpresse:

...... Die Vorbereitungen und das Interesse - besonders aus Köln - wurde von der Euskirchener Judenschaft argwöhnisch beobachtet. Immerhin befanden sich die Gegner in der größten Voreifel-Gemeinde, und die Veranstaltung lief auf eine Provokation hinaus. Dennoch konnte schnell bewiesen werden, daß Antisemitismus zu jener Zeit in der Voreifel niemals gedeihen konnte. Schon das tatkräftige Einschreiten des Münstereifeler Pfarrers bei der Versammlung im August hatte gezeigt, auf wessen Seite die hiesigen Katholiken standen. Auch die „Euskirchener Zeitung" hatte damals bestätigt, daß sich der Geistliche „hier unstreitig Verdienste erworben" hatte. Der Einfluß einiger wohlhabender Juden sowie sicher auch der Stadtverwaltung und Kirchen bewirkte, daß die erste antisemitische Versammlung in Euskirchen zu einer typischen Karne­valsveranstaltung umfunktioniert wurde.....

Die Euskirchener „Tonhalle" auf der Kessenicherstraße - Zentrum kultureller, aber auch politischer Tagungen - hatte kurzfristig die Genehmigung für das obskure Unternehmen zurückgezogen und stattdessen das Politikum zum karnevalistischen Ulk degradiert. Als nämlich nachmittags, gegen 5 Uhr, die „Antisemiten oder besser gesagt diejenigen, die es nicht werden wollten oder noch einfacher die Neugierigen" (Euskirchener Zeitung) zur Tonhalle strömten, erlebten sie eine Enttäuschung: Statt der antisemitischen Versammlung hatte man der hiesigen Karnevalsgesellschaft „Generalitätsulk" die Möglichkeit gegeben, eine Veranstaltung in ihrem Sinne aufzuziehen. So residierte auf dem Podium ein zünftiger Elferrat mit Pritschen und Narrenkappen.....

Der vollständige Artikel ist mit folgendem Link abrufbar:

23.09.2014

Zum Gründungsdatum des Gymnasiums Marienschule Euskirchen

Friedhof der Stadt Mechernich 1Wer sich im Internet über das Gymnasium Marienschule informieren möchte, fühlt sich eventuell etwas irritiert, wenn er das genaue Gründungsdatum sucht. Bei Wikipedia heißt es einleitend:

Die Marienschule Euskirchen ist ein Gymnasium der Stadt Euskirchen mit etwa 1000 Schülern, das ursprünglich eine Mädchenschule war und seit dem Jahr 1898 besteht.


Derselbe Hinweis befindet sich unmittelbar unter dem Routenplaner auf der 1. Seite der entsprechenden Google-Auskunft. Es muss aber heißen: 1868!!!

Aus historischen Gründen wäre vielleicht eine Korrektur angebracht, denn im Jahre 2018 könnte eigentlich das 150-jährige Bestehen gefeiert werden. Das offizielle Gründungsdatum 1868 wird nicht nur durch das Philologen-Jahrbuch, sondern auch durch die eigene Chronik des Gymnasiums Marienschule (1978) sowie in manchen Passagen der schuleigenen Website bestätigt.

21.09.2014

Der ehrgeizige und später renommierte jüdische Rechtsanwalt Dr. Alfred Apfel (1882-1941) wurde 1882 in Düren geboren und verzog 3 Jahre später mit seinen Eltern nach Köln. Seine genealogischen Wurzeln reichen nach Münstereifel, da hier sein Vater, Simon Apfel (1852-1932), geboren wurde...

Als Vorsitzender des Jugendverbandes wurde er auch Hauptvorstandsmitglied des großen „Centralvereins deutscher Staatsbürger jüdischen Glaubens“. Und als er 1922 zu den Zionisten wechselte, wo er Mitte der 1920er Jahre Vorsitzender der „Berliner Zionistischen Vereinigung“ (BZV) wurde....

 

Friedhof der Stadt Mechernich 1 Friedhof der Stadt Mechernich 1

 

...... Um diesen bekannten Juristen der Weimarer Republik geht es jetzt in einer Publikation von Heinrich Schwing, der die Karriere des aus der Voreifel stammenden Juristen anhand von unzähligen Briefen und Postkarten belegt. Der im Jahre 1945 geborene Gymnasiallehrer unterrichtete bis zu seiner Pensionierung in den Fächern Geschichte und Germanistik und beschäftigte sich bereits in mehreren Publikationen mit historischen Themen. Ihm verdanken wir nun eine recht persönlich gehaltene Selbstdarstellung von Alfred Apfel....

...... In meinen NEWS vom 21. März 2014berichtete ich bereits über das Leben des renommierten jüdischen Rechtsanwalt Dr. Alfred Apfel (1882-1941) und seine aus Münstereifel, Düren, Siegburg und Köln stammende Familie. Sein Name wurde aus besonderem Grund in der Weimarer Republik bekannt, weil er als renommierter Strafverteidiger in vielen politischen Prozessen der Weimarer Republik erfolgreich war und unter anderem auch den späteren Friedensnobelpreisträger Carl von Ossietzky - im sogenannten Weltbühne-Prozess, einer Landesverratssache - verteidigte. Er galt als Pazifist und bedeutender Gegner der immer brutaler werdenden Nazis.

Alfred ApfelDer bekannte Demokrat, Jude und Zionist gehörte daher zu den ersten, die unmittelbar nach dem Reichstagsbrand am 28. Februar 1933 in sogenannte Schutzhaft genommen und als prominente „Volksverräter“ plakativ von den Nazis gebrandmarkt wurden. Nach seiner Freilassung floh Dr. Alfred Apfel noch im Jahre 1933 nach Paris und starb am 14. Februar 1941 in Marseille...

..... Schon vor Monaten machte mir der Autor Heinrich Schwing genealogische Ergebnisse zugänglich und veröffentlichte sie auf meiner Website: Spuren der jüdischen Familie Apfel aus Münstereifel. Hier geht es aber dennoch nicht nur um typische genealogische Fakten, sondern auch schon um interessante Details aus dem Familienumfeld, auf die ich bereits in meinen o.a. NEWS vom 21. März 2014 hingewiesen hatte.....

..... Mit seinem150-seitigen Buch hat Heinrich Schwing einen kleinen Beitrag zum Verständnis der Nachkriegszeit geleistet, denn seine Auswertung der recht persönlich gehaltenen Korrespondenz von Alfred Apfel tangiert auch Aspekte des Rechtswesens, Geisteslebens, des Judentums und des politischen Klimas in der Weimarer Republik.

Alfred Apfel: „Mein liebes Tierchen... In inniger Liebe Dein Alfred“. Briefe & Karten an seine Tochter Hannah Busoni. cbedition.de. Singen 2914. ISBN 978-3-00-046609-0.

Der vollständige Artikel ist unter folgendem Link abrufbar:

17.09.2014

„Der Streit um die Bücher der Juden“ – Dokumentation der Pamphlete des Kölner Juden Johannes Pfefferkorn (1507) und des Pforzheimer Gelehrten Johannes Reuchlin (1511)

Nicht nur aus religiöser, sondern auch aus historischer und sozialer Sicht sind zwei Pamphlete, die zu Beginn des 16. Jahrhunderts erschienen, von großer Bedeutung. Sie befassen sich mit dem damaligen „Streit um die Bücher der Juden“ und wurden jetzt von dem in Bonn lebenden Autor Norbert Flörken erneut vorgestellt. Da handelt es sich einerseits um den „Joedenspiegel“, der im Jahre 1507 von dem getauften Juden Johannes Pfefferkorn aus Köln in rheinischer Mundart verfasst wurde und andererseits um den „Augenspiegel“ von 1511 des Pforzheimer Gelehrten Johannes Reuchlin. Als Kollege weise ich gerne auf Flörkens Lesebuch hin, das eine sinnvolle Ergänzung zu der im Jahre 2011 erschienenen Publikation Reuchlin im Streit um die Bücher der Juden von Dr. Hans-Peter Willi ist.

 

Friedhof der Stadt Mechernich 1 Friedhof der Stadt Mechernich 1

„Joedenspiegel“ (1507) Foto: Universitäts- und
Stadtbibliothek Köln

„Augenspiegel“ (1511) Foto: Bayerische Staatsbibliothek München

 

Pfefferkorn wollte den Juden in Deutschland alle hebräischen Bücher wegnehmen und sie zur Taufe zwingen; Reuchlin stemmte sich dagegen, auch wenn die damals maßgeblichen Universitäten auf der Gegenseite standen. In seinem „Augenspiegel“ stellte sich Reuchlin schützend vor die Juden als Bibliothekare der heiligen Schriften. Nach ersten juristischen Erfolgen vor kirchlichen Gerichten wurde ihm schließlich vom Papst der Mund verboten. Pfefferkorn starb 1521 in Bedeutungslosigkeit.

Norbert Flörken ist pensionierter Gymnasiallehrer (Geschichte und Latein) und befasst sich seit den 1970er Jahren mit Themen zur Regionalgeschichte des Rheinlandes. Zu seinen Publikationen gehören auch Darstellungen und Quellen zur Geschichte Troisdorfs im Dritten Reich.

Flörken, Norbert (2014): Der Streit um die Bücher der Juden. Ein Lesebuch. Elektronische Schriftenreihe der Universitäts- und Stadtbibliothek Köln, 9. Universitäts- und Stadtbibliothek. ISBN 978-3-931596-86-6

14.09.2014

Hinweis auf Bücher zum Kriegsende 1944/45 in der Eifel und Voreifel

Mit dem Einmarsch deutscher Truppen in Polen am 1. September 1939 begann der Zweite Weltkrieg. Geschichtswerke und historische Abhandlungen in Millionen-Auflage haben diese Schreckenszeit inzwischen dargestellt und einer - beson­ders zurzeit - interessierten Leserschaft zugänglich gemacht.

Aber auch regionalhistorische Publikationen sind interessant, weil die Fakten, Fotos und Dokumente heimatspezifisch und somit exemplarisch nachvollziehbar sind. Über den Verlauf des 2. Weltkrieges und dessen Ende1944/45 habe ich 4 umfangreiche Dokumentationen verfasst:

 

Kriegsende 1944/1945

Kriegsende Schleiden

Kriegsende Euskirchen

Kriegsende 1944/1945
Zwischen Ardennen und Rhein
(1984)

Kriegsende 1944/1945
im Altkreis Schleiden

(1995)

Kriegsende 1944/1945
im Altkreis Euskirchen

(1994)

 

Die Herausgabe der ersten 3 Dokumentationen mit etwa 1400 Seiten sowie fast 1.000 Fotos und Dokumenten verdanke ich als Autor meinem damaligen Verleger Wilhelm Kümpel. Trotz vieler Auflagen sind sie zurzeit vergriffen und nur noch bei Amazon und Ebay antiquarisch zu erwerben.

 

Kriegsende 1944/1945

Kriegsende –
Durch die Voreifel zum Rhein

(2007)

 

Im Jahre 2007 publizierte der Helios Verlag Aachen meinen neuen Dokumentationsband Kriegsende –Durch die Voreifel zum Rhein und kam somit dem aktuellen Interesse entgegen. Er sollte auch jetzt im September 2014 – also 75 Jahre nach Kriegsbeginn – als „Buch zum Ereignis“ Aufmerksamkeit finden.

10.09.2014

Nationalsozialismus im Euskirchener Stadt- und Kreisgebiet – Aus den Zeitungsserien von Hans-Dieter Arntz (1988)

Am 1. September jährte sich zum 75. Mal der Tag des Ausbruchs des Zweiten Weltkrieges. Aus diesem Anlass möchte ich noch einmal auf regionalhistorische Aspekte der Eifel und Voreifel hinweisen, mit denen ich schon in den 1980er Jahren der Frage nachgegangen, wie damals die Lokalpresse auf den Kriegsausbruch reagierte. Es ergab sich 1939 ein Bild der An­passung: Im „Euskirchener Volksblatt", der damals beliebten Lokalzeitung, wurde noch lange so getan, als herrsche der tiefste Friede im Lande.

Friedhof der Stadt Mechernich 1 Friedhof der Stadt Mechernich 1


Erst seit Ende der 1970er Jahre begann man in der Voreifel, sich zaghaft um die Aufarbeitung der „jüngsten Vergangenheit“ zu kümmern. In diese Zeit reichen meine regionalhistorischen Forschungen und Publikationen zurück. Auch meine Bücher konzentrierten sich schon damals auf die NS-Zeit, die Ordensburg Vogelsang, das Kriegsende 1944/45 und die Judenverfolgung.
Daher kann ich aus eigener Erfahrung konstatieren, dass die unzähligen Dia-Vorträge in den Altkreisen Euskirchen und Schleiden sehr gut besucht waren und allmählich die Bevölkerung zur Mitarbeit motivierten. Die Lokalausgabe des Kölner Stadt-Anzeigers vom 15. November 1979 berichtete darüber und erwähnte auch die überfüllten Vortragssäle. Dasselbe war noch im Jahre 2002 beim 700jährigen Stadtjubiläum der Kreisstadt Euskirchen feststellbar. Vgl. Kölnische Rundschau vom 20.04.2002: Bei Arntz-Vortrag über „Juden in Euskirchen“ war Rathaussaal brechend voll.

Kriegsende 1944/1945

 Hinweis auf einige Zeitungsserien (1978 ff.)

Das Terrorregime des Nationalsozialismus und die Judenverfolgung konnten seitdem vielseitig aufgearbeitet werden.

Besonders die zahlreichen Zeitungsartikel und Serien seit 1978 erreichten viele Leser der Region. Die Artikelserie „Nationalsozialismus im Euskirchener Stadt- und Kreisgebiet“ von 1988 stellt das einst noch harmlos wirkende Alltagsleben im Dritten Reich dar und wurde später noch einmal auf meiner regionalhistorischen Homepage in Auszügen festgehalten. Auch in meinen Büchern habe ich mich weiterhin mit derselben Thematik befasst und sie schwerpunktmäßig ausgearbeitet. Dies gilt ganz besonders für die Judenverfolgung und Fluchthilfe, die ich zusätzlich seit dem Jahre 2006 auf dieser Homepage berücksichtigt habe. Vgl. „Geschichte des Judentums in der Eifel und Voreifel“.

Die Themen der 8-teiligenFortsetzungsreihe „Nationalsozialismus im Euskirchener Stadt- und Kreisgebiet“(1988):
Teil 1: 30. Januar 1933: „Machtergreifung“ in Euskirchen
Teil 2: Die Zeit der „nationalen Hochstimmung“ (1933)
Teil 3: Straßen nach den Namen der „Blutzeugen“
Teil 4: „Mütterschulung“ war Pflicht
Teil 5: Willkür gegen die Gegner des Regimes
Teil 6: Kirchlicher Widerstand im Kreis Euskirchen
Teil 7: Als in Euskirchen die Synagoge brannte
Teil 8: Die NS-Presse der Kreisstadt Euskirchen bei Kriegsbeginn

05.09.2014

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...... Am 31. August 1939, also einen Tag vor Kriegsbeginn, befasste sich der lokale Leitartikel unter der Überschrift „Gerechtigkeit in der Versor­gung" mit der „Einführung der Bezugsscheine für lebenswichti­ge Verbrauchsgüter". Da heißt es u. a.: „Es gibt in Deutschland keinen Menschen, der nicht den dringenden Wunsch hat, dass wir Frieden behalten, der nicht zum Führer schaut in dem festen Vertrauen, dass er keinen Krieg will (…)." Die Einführung der Bezugsscheinpflicht kann „nur eine Maßnahme der Vorsicht und der gerechten Verteilung" sein.....

....... Im Lokalteil für Freitag, den 1. September 1939, ist nichts Weltgeschichtliches zu finden. Fast spießbürgerlich brav muten die Artikel an. Die Serie „Tiro­ler Land, wie bist du schön" von Willi Theis wird abge­schlossen. Der Landesbauernführer ruft zum Sammeln von Alteisen auf, die Frage nach dem künftigen Septemberwetter wird aufgeworfen. Auch von der Euskirchener Hitlerjugend und dem BDM, die „ins Lagerleben ausgerückt" waren, ist die Rede. Fast paradox - vom heutigen Standpunkt aus gesehen - wirkt der Aufruf „Vorsicht bei geschlossener Ortschaft!" über 40 Stundenkilometer fahrende Kraftfahrer könnten Menschen­leben gefährden! Eine sicher äußerst bedeutsame Warnung an dem Tag, an dem der Zweite Weltkrieg begann!.....

Machtwort des Führers

Das Volksblatt vom 2. Sep­tember spiegelt aber schon das politische Geschehen wider: „Volks­genossen! Macht die Straße frei! — Das Machtwort des Führers! — Die Bezugsscheine für Spinnstoffe — Wie schaffe ich behelfsmäßig den Splitter­schutz für meinen Schutzraum? — Was soll die Luftschutz-Hausapotheke enthalten? (…)."

Der Leitartikel befasst sich mit dem Kriegsausbruch. Hier heißt es u. a.: „(…) Keiner von uns kann daran gezweifelt haben, dass der Führer angesichts der Sachlage anders hätte handeln können. Die Straßen unserer Stadt waren während der Über­tragung der Reichstagssitzung so menschenleer, als ob die Stadt ausgestorben wäre(…)."

Die Redaktion des Euskirche­ner Volksblattes konstatiert weiter: „Das Stadtbild hatte sich nach der Entwicklung der Dinge nur wenig verändert. Man nahm doch allenthalben die Tatsache der Kampfhandlungen mit ge­sundem Optimismus hin, der besser ist als jeglicher Hurrapa­triotismus. (…) Des Führers Wort ist uns Wahrheit, Wille und Be­fehl. Auch wir in der Westmark, in der alten Stadt Euskirchen, sind auf unserem Posten!"

...... Die Montagsausgabe des Eus­kirchener Volksblattes vom 4. September 1939 wirkt beruhi­gend. Da wird zwar vom Glau­ben der Euskirchener Bevölke­rung an den Führer gesprochen und gewarnt: „Achtung, Feind hört mit", aber die küchenbezo­genen „Betrachtungen einer Hausfrau zur Lage" und die Re­miniszenz „Vor 50 Jahren — Der Zirkus Hagenbeck in Euskir­chen" fallen dem Leser eher ins Auge..............

...... Die Euskirchener Redak­tion hatte sich zweifellos nicht so schnell umstellen können, wie das bei der typischen nationalsozialistischen Presse der Fall war.....

Der vollständige Artikel kann mit folgendem Link abgerufen werden:

02.09.2014

Als sich im Jahre 2008 die Dozentin Elischewa German von der Ben-Gurion Universität in Beerschewa (Israel) an mich wandte, um Einzelheiten über ihren Vater, Hermann Jülich (* 25.12.1903) aus Euskirchen, zu erfahren, war nicht abzusehen, dass sich aus den Antworten der ersten Fragen ein etwa 300 Seiten starker Roman ergeben würde......

 

Friedhof der Stadt Mechernich 1 Friedhof der Stadt Mechernich 1

 

...... Er handelt von dem Schicksal eines jüdischen Kunsthändlers, der aufgrund seiner „Rasse“ und seines anfänglichen Engagements als Kommunist in der Zeit von 1936 bis 1945 inhaftiert und stets vom Tode bedroht war, ehe er dann am 11. April 1945 halbtot im KZ Buchenwald von den Amerikanern befreit wurde ....

..... Auch für den aus Euskirchen stammenden Hermann Jülich (* 1903), der als Jude und Kommunist seit 1936 in Gefängnissen und ab 1938 im KZ Buchenwald inhaftiert war, diente das Buchenwald-Lied zur Selbstvergewisserung. Besonders der letzte Vers des Refrains „...denn einmal kommt der Tag: Dann sind wir frei!" gab auch ihm die Vision eines Lebens in Freiheit, für die es sich lohnt, allen Mut und alle Kraft einzusetzen.


Friedhof der Stadt Mechernich 1

 

Für den heute in seiner Heimat Euskirchen völlig vergessenen – und den vom Stadtarchiv noch nicht einmal als „jüdischer Mitbürger“ aufgelisteten Überlebenden – Hermann Jülich waren die Worte so bedeutsam, dass sie seine Tochter Elischewa German als Buchtitel für ihren Roman wählte: „Wir wollen trotzdem Ja zum Leben sagen“.....

..... Später ergriff er den Beruf als Kunsthändler, half kommunistischen und katholischen Aktivisten, wurde 1936 verhaftet und ein Jahr später – im Zusammenhang mit dem NS-feindlichen Kaplan Dr. Joseph Rossaint - im sogenannten „Katholikenprozess“ (1937) vom Volksgerichtshof zu einer Strafe von 2 Jahren Zuchthaus verurteilt .....

..... Hermann Jülich wusste an diesem Tage noch nicht, dass seine Strafe später - ohne einen weiteren Gerichtsbeschluss - auf eine unbefristete Inhaftierung in den Konzentrationslagern Dachau und hauptsächlich Buchenwald erweitert wurde. Er war Jude und Kommunist und wurde daher als Feind des Nationalsozialismus behandelt .....

.... Die 1946 in Düsseldorf geborenen Autorin Elischewa German, die ihre akademische Laufbahn im Jahre 2011 in Beerschewa beendete und seitdem verstärkt an der Biographie ihres Vaters arbeitete, legte diese im Juni 2014 nicht als wissenschaftliche Dokumentation, sondern als spannenden Roman vor .....

Der vollständige Artikel kann mit folgendem Link abgerufen werden:

28.08.2014

Belgisches Forschungsprojekt von Ludo Verbist zum Thema Judentum in Eupen, St. Vith und Malmedy

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Buchautor Hans-Dieter Arntz (l.) und Historiker
Ludo Verbist aus Belgien (r.)

Das SS-Sammellager Mecheln in der belgischen Dossin-Kaserne befand sich von Juli 1942 bis September 1944 im belgischen Mecheln (ndl. Mechelen; frz. Malines; auch Kamp Mechelen). Es diente als Durchgangslager für die Deportation der Juden, Sinti und Roma aus Belgien in deutsche Vernichtungslager.

Im Auftrag der „Kazerne Dossin in Mechelen“ - ein Memorial, das bisher als „Museum für Widerstand und Deportation“ bekannt war -, soll der belgische Historiker Ludo Verbist aus Booischot eine Dokumentation über die jüdische Geschichte von Ostbelgien und dem Ardennen-Gebiet verfassen. Schwerpunkt ist die Zeit zwischen 1933 und 1945. Nicht nur das Leben der damals ansässigen jüdischen Bevölkerung, sondern auch das Verhalten ihrer Mitbürger soll dokumentiert werden. Zentrales Forschungsgebiet ist: Judenhilfe, Judenflucht und Judenverfolgung im Gebiet Eupen/Malmédy/St.Vith. Das wissenschaftliche Forschungsergebnis soll ein Beitrag zur Geschichte der Schoah in Belgien werden.

Da ich bereits im Jahre 1990 eine umfangreiche Dokumentation zu dieser Thematik publiziert hatte, wandte sich der belgische Historiker an mich und teilte mir u.a. mit:

In Belgien gibt es bis heute keine akademischen Forschungsergebnisse zu diesen Thema. Das „Memorial Kazerne Dossin in Mechelen“ möchte mit dieser Forschungsarbeit seine Archive aktualisieren und auf den aktuellen Stand der diesbezüglichen Historie kommen.

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Über aktuelle Forschungsergebnisse wurde angeblich bisher nur wenig in Flandern und Walen publiziert, so dass jegliche Art von Dokumenten, Listen oder Zeugenaussagen gesucht wird. Die Forschungen von Ludo Verbist, die ich hiermit unterstützen möchte, basieren auf meinem Buch Judenverfolgung und Fluchthilfe im deutsch-belgischem Grenzgebiet, das im Jahre 1990 erschien und in der Presse und in Fachkreisen eine positive Resonanz hatte. Das Inhaltsverzeichnis des 810 Seiten starken Bandes kann interessierten Lesern weitere Impulse geben.

Inzwischen habe ich mich mit dem belgischen Historiker auch persönlich getroffen und besondere Quellen und Schwerpunkte besprochen. Wer sich mit Ludo Verbist in Verbindung setzen möchte, sollte dies unter folgender Adresse tun:

 

Ludo Verbist ludo.verbist@studiewo2.be
studiewo2.be, Schrieksesteenweg 81, B-2221 Booischot,
Tel: 015/336953, GSM: 0477/832097

23.08.2014

Seit der persönlichen Begegnung mit Monsieur Henri Juda, Vizepräsident der Credit Suisse Luxembourgsowie Gründer und Präsident von MemoShoah Luxembourg, hat sich mein Interesse an der Aufarbeitung der jüdischen Geschichte im deutsch-luxemburgischen Grenzgebiet erweitert und gerne trage ich im Bereich meiner Möglichkeiten zur Schaffung der nationalen Shoah-Gedenkstätte „Cinqfontaines“ bei. Seit dem Jahre 2013 gibt es diesbezüglich viele Aktivitäten.....

..... Das „Kloster Fünfbrunnen“ liegt zwischen Troisvierges und Sassel im Norden des Landes. In „Cinqfontaines“ befand sich der einzige Internierungsort für Juden in dem vom Deutschen Reich besetzten Luxemburg. Ab 1941 war im Kloster das „Jüdische Altersheim“ untergebracht, hinter dessen Bezeichnung sich in Wahrheit ein Sammellager für die Deportationen in die Konzentrations- und Vernichtungslager verbarg. Hier soll es künftig ein Shoah-Memorial geben, für die sich MemoShoah seit dem Jahre 2013 einsetzt.....

 

Friedhof der Stadt Mechernich 1

 

..... Im Februar 2014 wies ich bereits auf den sehenswerten Film von Adolf Winkler: „Das jüdische Leben im Dreiländereck Belgien-Deutschland-Luxemburg“ und am 16. Juli auf MemoShoah in Luxemburg und „Comité de patronage“ hin. Damit wollte ich an die antijüdischen Maßnahmen der Nationalsozialistenerinnern, die bekannterweise keineswegs an der Grenze der Eifel ein Ende fanden, sondern ab 1940 mit dem Einmarsch in Luxemburg konsequent fortgesetzt wurden. Das Foto zeigt das Kloster Fünfbrunnen, das im Krieg konfisziert und als Sammellager für die Juden missbraucht wurde. (Foto: Sammlung Francis Breyer) .....

Friedhof der Stadt Mechernich 1Als besonderer Ort jüdischen Leidens während des Naziregimes in Luxemburg kommt somit „Fünfbrunnen“ eine sehr große Symbolkraft zu. In der zurzeit konzipierten Gedenkstätte, in deren Rahmen die Geschichte der Shoah im Allgemeinen und im Besonderen in Luxemburg dargestellt sowie allen Bürgern zugängig gemacht werden soll, möchte man künftig auch die Jugend im Rahmen pädagogischer Programme mit den Geschehnissen der Nazi-Diktatur konfrontieren.....

..... Der Architekt Christoph Rosenberg hat kostenfrei einen ersten zeichnerischen Entwurf der Gedenkstätte entwickelt. Die hier abgebildeten Skizzen stammen von ihm. Derzeit ist ein Budget von rund 2,5 Millionen Euro vorgesehen. Die Bauarbeiten könnten in etwa anderthalb Jahren beginnen....

 

Friedhof der Stadt Mechernich 1 Friedhof der Stadt Mechernich 1

 

..... Die Besucher passieren auf dem Weg vier Stationen, welche die vier Zielpunkte der Deportationen aus Luxemburg - Auschwitz, Theresienstadt, Litzmannstadt und Izbica - repräsentieren. Ein abstraktes, dunkles Wandelement symbolisiert an jeder der geplanten Stationen eine Gruppe gedrängt und gebückt wartender Menschen. Es beschränkt den
Blick auf die idyllische Umgebung und formuliert zusammen mit den auf schmalen Tafeln im Boden verzeichneten Namen der deportierten Juden einen besonderen Erinnerungspunkt.....

..... Präsident Henri Juda ergänzt: „Besonders stolz bin ich darauf, dass das großherzogliche Paar die Schirmherrschaft über das ehrgeizige Projekt übernommen hat.“

Der vollständige Artikel kann mit folgendem Link abgerufen werden:

19.08.2014

Stolberger Bündnis gegen Radikalismus: Für Demokratie und Solidarität


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In letzter Zeit häufen sich immer mehr die rechtsextremistischen Hassparolen, Nazi-Graffitis und antisemitischen Übergriffe. Aber auch das „Netz gegen Nazis“ versucht, diesbezüglich aufzuklären und mit Rat und Tat dagegen anzugehen. Wie viele andere Organisationen, Arbeitsgemeinschaften oder friedensbewegte Zusammenschlüsse, so widmet sich auch das „Stolberger Bündnis“ aktiv und direkt dieser Zielsetzung.

In diesem Zusammenhang weise ich exemplarisch auf das Stolberger Bündnis gegen Radikalismus - Für Demokratie und Solidaritäthin,das sich in seinem Selbstverständnis folgendermaßen vorstellt:

Das Stolberger Bündnis gegen Radikalismus ist ein parteiübergreifender Zusammenschluss auf breiter gesellschaftlicher Basis. Engagierte Privatpersonen sind hier genauso vertreten wie SPD, CDU, FDP, Grüne, Die Linke, Jusos, Junge Union, Julis, Grüne Jugend, der Integrationsrat, das Jugendparlament, die Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer Frauen, die Kirchen, die Schulen und Kindergärten, das Helene-Weber-Haus, der Sozialdienst katholischer Männer, die Pfadfinder, das Kolpingwerk, die Gewerkschaften, die Gruppe Z, die VVN, Stadtmarketing Stolberg, die türkische Mittelstandsvereinigung und viele mehr....


Die Stolberger Aktivisten betonen, dass unter Rechtsextremismus nicht nur gewalttätige Ausschreitungen zu verstehen sind, sondern auch schon die Verbreitung nationalistischen Gedankenguts, jegliche Einschüchterungsversuche, alltäglicher Rassismus und Hetze gegen Ausländer und Minderheiten. Deshalb ist eine breit angelegte Initiative für Solidarität und Zivilcourage unabdingbar. Daher setzen sie auf ein breites bürgerliches Engagement im Kampf um unsere freiheitlich demokratischen Grundwerte.

14.08.2014

Erlebnisbericht über zwei Jahre in Israels Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem

Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem

Von 2011 bis 2013 hat der gebürtige Dürener Moritz Povel als Volontär der katholischen Kirche in Deutschland - entsandt von der Deutschen Bischofskonferenz, der Maximilian-Kolbe-Stiftung und der Jesuitenmission in Nürnberg - in der Abteilung der „Gerechten unter den Völkern" in Yad Vashem in Jerusalem gearbeitet. Die „Gerechten unter den Völkern" bzw. The Righteous Among The Nations sind Nicht-Juden, die damals ihr Leben aufs Spiel gesetzt haben, um Juden vor dem Tod im Holocaust zu retten. Im letzten Jahr konnte ich zum Beispiel – in Zusammenarbeit mit Herrn Günter Goebbels aus Langenfeld – Dechant Joseph Emonds in dieser Form würdigen lassen. Vgl. ”Emonds im Garten der Gerechten”.

Die Aufgabe von Moritz Povel bestand hauptsächlich darin, Berichten von solchen Rettungen nachzugehen und Belege für ihre Echtheit zu finden, damit der Staat Israel die Retter als „Gerechte( r) unter den Völkern" auszeichnen kann. Es soll in diesem Zusammenhang daran erinnert werden, dass die Gedenkstätte Yad Vashem zudem ein Museum zur Geschichte des Holocaust und zentrale Sammelstelle für alle biographischen Spuren und Erinnerungen an die Opfer des nationalsozialistischen Massenmords ist.

Über diesen und viele andere Aspekte seiner Arbeit, beispielsweise die emotional sehr bewegenden Begegnungen mit Holocaust-Überlebenden, wird Moritz Povel in Wort und Bild in einer Veranstaltung von pax christi und Dürener Geschichtswerkstatt berichten am Donnerstag, dem 14.08., ab 19 Uhr im Stadtmuseum Düren.

Der Eintritt ist frei, im Anschluss an den Vortrag besteht genügend Zeit zur Diskussion.

11.08.2014

Rheinbacher Heimatforscher erinnert an den Kölner Minsk-Transport vom 20. Juli 1942

Riga-Transport

Unter der Überschrift Religiöses Leben der Kölner Juden im Ghetto von Riga berichtete ich im Jahre 1982 über den Riga-Transport vom 7. Dezember 1941, zu dem viele Juden aus der Voreifel gehörten. Inhaltlich befasste er sich besonders mit dem jüdisch-religiösen Leben der Kölner Deportierten, stellte aber anhand des Augenzeugen-Berichtes des Euskircheners Karl Schneider ein wichtiges Dokument dar, das auch von meinem inzwischen verstorbenen Kollegen Dieter Corbach in seiner umfangreichen Dokumentation 6.00 Uhr ab Messe Köln-Deutz. Deportationen 1938-1945übernommen wurde.

Corbach dokumentiert die „Juden-Transporte“ ab Köln-Deutz nach Dachau, Lodz/Litzmannstadt, Lublin/Izbica, Theresienstadt und auch nach Minsk/Trostinez. Die jeweiligen Züge in den Holocaust wären heute wahrscheinlich nur noch Mosaiksteinchen in der Historie des deutschen Terrors, wenn nicht immer wieder verantwortungsbewusste Heimatforscher an wichtige Ereignisse erinnern.

Diesmal handelt es sich um Peter Mohr, der früher Marineoffizier bei der Bundeswehr war. Der Heimatforscher aus Rheinbach widmet sich schwerpunktmäßig den Geschehnissen im 2. Weltkrieg und dem Gedenken der jüdischen Mitbürger. Am 24. Juli 2014 veröffentlichte er nun in der Bonner Rundschau und dem General-Anzeiger Bonn einen Artikel, der sich mit dem Minsk-Transport vom 20. Juli 1942 befasst. Hierzu gehörten auch mindestens 68 jüdische Mitbürger aus der Voreifel. Fast alle kamen 4 Tage später in einem Lager bei Maly Trostinez in Weißrussland ums Leben. Einleitend heißt es im General-Anzeiger Bonn:

68 jüdische Mitbürger aus Bornheim, Alfter, Heimerzheim, Ludendorf, Meckenheim und Rheinbach sind heute vor 72 Jahren, am 24. Juli I942, in einem Lager bei dem Dorf Maly Trostinez in Belarus (WeißrussIand), etwa 15 Kilometer von der Hauptstadt Minsk entfernt, von SS-Männern ermordet worden. Insgesamt wurden dort an diesem Tag 1.161 Juden aus dem Raum Köln/Aachen/Bonn ermordet....

06.08.2014

..... Die vorliegende Zeichnung stammt aus dem umfangreichen Nachlass von Edith Hartog (1923-2009), die Westerbork, Theresienstadt und den Holocaust überlebte. Es gibt weiterhin ein großartiges Fotoalbum von Edith und vor allem ein 50seitiges Skript für ihren Enkel Max. Tochter Audrey hatte ihrer Mutter Edith versprochen, ihre Erinnerungen festzuhalten....für Max! ....

 

Friedhof der Stadt Mechernich 1

 

..... Insgesamt drei Zeichnungen fertigte Edith Hartog im November 1943 im Lager Westerbork an, kurz vor ihrer Deportation nach Theresienstadt. Die mit einfachsten Utensilien angefertigten Zeichnungen geben einen eindrucksvollen und aussagekräftigen Eindruck von den persönlichen Verhältnissen in Westerbork wieder.

Mit anderen Dokumenten sollen die drei Zeichnungen in ein Buch einfließen, das allerdings erst frühestens im Jahre 2017 erscheinen könnte, falls sich engagierte Autoren finden sollten. Psychologisch ist interessant, dass nie Hände oder Finger gezeichnet wurden – wahrscheinlich ein unbewusster Ausdruck der Hilflosigkeit, da einem „die Hände gebunden“ waren und man nicht selber agieren konnte.

 

Friedhof der Stadt Mechernich 1 Friedhof der Stadt Mechernich 1

 

Edith Hartog wurde am 17.6.1923 als Tochter von Hugo Hartog aus Würselen und Emma Moses aus Weilerswist in Aachen geboren. Nach einer Zeit auf dem Jüdischen Gymnasium Köln floh Edith etwa im Jahre 1937 mit ihren Eltern sowie ihren Brüdern Kurt und Fritz nach Rotterdam. Der Vater Hugo kam dort bei einem Bombenangriff auf Rotterdam 1940 ums Leben. Nach nur wenigen Monaten in Maastricht wurden Edith und ihre Mutter Emma im August 1942 nach Westerbork deportiert, wo auch ihre Brüder Kurt und Fritz für einige Jahre interniert waren....

Edith heiratete dort hier 1943 ihren ersten Mann Erwin Meyer, von dem sie sich jedoch nach wenigen Jahren wieder trennte. Im Verlaufe des Jahres 1944 wurden Edith, ihre Brüder und die Mutter Emma von Westerbork nach Theresienstadt deportiert. Hier verblieb sie von September 1944 bis Juni 1945. Die dort geschriebene Postkarte und hier publizierte Ansichtskarte an eine Familie in Little Halls, Minnesota, wurde nie abgeschickt.

 

 

Das Schicksal der Familie Hartog gleicht leider dem vieler Juden in Europa. Am 28. Oktober des Jahres 1944 erfolgte die Deportation von Emma Hartog nach Ausschwitz; bereits am 30. Oktober 1944 wurde sie dort in den Gaskammern ermordet. Edith wollte unbedingt bei ihrer Mutter bleiben. Es soll Adolf Eichmann gewesen sein, der Edith nach ihrer Bitte, ihre Mutter begleiten zu dürfen, in Theresienstadt brutal zusammengeschlagen hatte, aber dadurch Ediths Transport nach Auschwitz verhinderte.

Im Mai 1945 wurde sie durch sowjetische Truppen in Theresienstadt befreit. Auch ihre Brüder Kurt und Fritz überlebten. Fritz stand auf „Schindlers Liste” und überlebte in einer Schindler-Fabrik in Brünnlitz. In den frühen Nachkriegsjahren emigrierten Edith, Fritz und Kurt in die USA. Im Jahre 1950 heiratete Edith ihren zweiten Mann Ludwig Mayer, zwei Kinder und ein Enkel gingen aus dieser Ehe hervor. Nach einem langen, erfüllten Leben starb Edith Mayer geb. Hartog am 2. August 2009 in den USA. Die traumatisierenden Ereignisse jener Jahre haben sie aber bis zu ihrem Tod begleitet. Die Zeichnung stammt somit aus dem Anfang ihres Martyriums.

Der vollständige Artikel kann durch folgenden Link abgerufen werden:

01.08.2014

Bewundernswert ist die Aktivität des in den USA lebenden Fred Voss (*1920 in Aachen) und auch sein Engagement, besonders Jugendliche auf sein jüdisches Schicksal aufmerksam zu machen und vor jeglicher Diktatur zu warnen. Er stammt aus einer jüdischen Familie, die im Gebiet der Eifel und Voreifel ansässig war. Entfernte Nachkommen sind im Kreis Euskirchen nachweisbar und haben in der Zeit der Judenverfolgung auch in Kall und Zülpich ihre Spuren hinterlassen.....

 

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.... Ich selber bezeichne Fred (Alfred) immer wieder als „Medienstar“, weil er – trotz seines hohen Alters - nicht nur diesbezüglich in deutschen und amerikanischen Presseartikeln, sondern auch in kleinen Fernsehreportagen präsent ist. Zwei Beispiele für seine TV-Auftritte:

Verschollener Brief aus dem zerstörten Aachen: Lokalzeit aus Aachen vom 08.05.2014

Die Aachener Familie Voss wurde im Dritten Reich aus der Stadt vertrieben, weil sie Juden waren. Enteignet und ihrer Heimat beraubt landete die Familie in den USA. Der Sohn Fred Voss, heute 94 Jahre alt, kehrte später als amerikanischer Soldat zurück nach Aachen. Aus dieser Zeit stammt ein Brief, in dem er seinen Eltern berichtet, wie das zerstörte Aachen aussieht. Jetzt ist der verschollen geglaubte Brief mit Fotos wieder aufgetaucht.

92 Year Old Holocaust Survivor Receives High School Diploma (YouTUBE) 22.06.2012

Fred Voss was expelled from his school in Germany when the Nazi Government took control.

 

In meinen NEWS vom 31. Juli 2012 stellte auch ich den 92-jährigen als ältesten diplomierten High School-Absolventen vor. Das ist Fred, ehemals Alfred Voss aus Aachen!

Voss 2..... Ein deutscher Zeitungsartikel und ein kleiner YouTube-Film machten vor einigen Tagen die Bewohner unserer Region auf Fred (einst Alfred) Voss (*1920) aufmerksam. Die Aachener Nachrichten vom 13. Juli 2012 berichteten erfreut, dass der ehemalige jüdische Mitbürger seit einigen Tagen der älteste Abiturient der Vereinigten Staaten ist. Stolz heißt es in den Schlagzeilen: „Der älteste US-Abiturient kommt aus Aachen. Fred Voss hat mit 92 Jahren sein Highschool-Diplom erhalten. Als 15-Jähriger wurde er als Jude von der Knaben-Mittelschule in der Sandkaulstraße gejagt.“

..... Die Leser meiner regionalhistorischen Homepage kennen wahrscheinlich schon Alfred Voss, da ich ihn in meinem Online Artikel Was sagt ein jüdischer Großvater seinem Enkel über den Holocaust? im November 2009 ausführlich vorgestellt habe.....

..... Fred Voss hat bis heute sein Leben in den Dienst der Aufklärung und Mahnung gestellt. Als Mitbegründer des United States Holocaust Memorial in Washington, aber auch in zahllosen Vorträgen und Diskussionsrunden erinnert er exemplarisch an das Schicksal seiner Familie und seine 68 Verwandten, die der Shoa zum Opfer fielen....

.... So ist es auch nicht verwunderlich, dass er ein überaus lesenswertes und in vielerlei Hinsicht bemerkenswertes Buch mit dem Titel Miracles, Milestones and Memories verfasste. Es erschien vor einigen Jahren in englischer Sprache und wird seitdem stark beachtet. Weitere Artikel, Bilder und Informationen über die Familie Voss – zusammengetragen von Iris Gedig, Peter Bücken und dem Buchautor Stefan Kahlen – sind im „Familienbuch Euregio“ zu finden....

Der vollständige Artikel ist mit folgendem Link abrufbar:

26.07.2014

Im Streit um die Rheinbacher „Stolpersteine“ könnten „Ge(h)denksteine“ in Bad Tölz als Beispiel und Kompromissvorschlag dienen

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In meinen NEWS vom 16. November 2013 Genau an diese Stelle gehen berichtete ich anhand eines speziellen Beispiels über die offensichtliche Problematik, „Stolpersteine“ zum Gedenken an im Holocaust ermordete Juden oder NS-Opfer zu verlegen.

Diese kleinen Gedenktafeln im Bürgersteig erinnern an das jeweilige Opfer, seine Identität und sein Schicksal. Ich persönlich schätze die verdienstvolle Arbeit des Künstlers Günter Demnig, dem ich mehrfach persönlich begegnet bin und dessen Aktivität ich voll bejahe.

Aber auch die Ereignisse in Blumenthal/Hellenthal und mein Online-Artikel Streit um „Stolpersteine“ in Rheinbach beweisen, dass es immer noch eine Ablehung dieser kleinen Denkmale im Bürgersteig gibt. Eine kritische Problematisierung dieses Sachverhalt publizierte Nathan Warszawski am 21. Juli 2014  in der „The Huffington Post“ unter der Überschrift: „Hellenthal: Erneutes Gedenken an die ermordeten jüdischen Mitbewohner“. Er resümiert:

.... So betrachtet, kann man den Hellenthaler Organisatoren nur den Abriss des Synagogenmahnmals und das Verbuddeln der Kirchenasyl-Stolpersteine an einer unauffindbaren Stelle empfehlen...

 

In meinen bereits erwähnten NEWS vom 16. November 2013 zitierte ich bereits Dr. Nathan Warszawski und seinen Artikel „Aus der Sicht eines betroffenen Opfers“ sowie die Ansicht des jüdischen Zeitzeugen Günter Kratz aus Vettweiß, die auch künftig zum Nachdenken Anlass geben sollte. Offenbar gab es hier eine verantwortungsvoll geführte Diskussion und eine sinnvolle, beiderseitige Entscheidung.

Bei meinem Besuch in der oberbayerischen Kreisstadt Bad Tölz wurde ich an diesbezügliche Verbote in der kleinen Stadt Rheinbach erinnert und dachte unwillkürlich an einen möglichen Kompromiss. Nicht vergessen werden soll jedoch, dass im Juni 2004 sogar der Münchener Stadtrat die Verlegung von Stolpersteinen in der Landeshauptstadt untersagte. Seither bemüht sich die Initiative Stolpersteine für München e.V. um Gespräche mit den Verantwortlichen der Stadt. Aber inzwischen berichtet deren Chronik, dass doch seit dem Jahre 2010 auch in der bayerischen Hauptstadt mittlerweile knapp 250 Stolpersteine für jüdische, christliche, politisch anders denkende, homosexuelle oder behinderte Menschen gespendet und angefertigt worden - obwohl die Stadt ihre Verlegung auf öffentlichem Grund weiterhin verbietet. Es gibt also weitere Alternativen.

Unter der Überschrift „ Stolpersteine werden zum Politikum“ veröffentlichte zu diesem Sachverhalt die „Süddeutsche Zeitung“ am 5. März 2014, dass selbst prominente Juden weiterhin gewisse Vorbehalte gegen diese Form der Würdigung haben: Charlotte Knobloch ist strikt dagegen, die politischen Parteien sind unterschiedlicher Meinung“.Noch im Mai 2010 bezeichnete sie es als „unerträglich", die Namen ermordeter Juden auf Tafeln zu lesen, die in den Boden eingelassen sind und auf denen mit Füßen „herumgetreten" werde.


Friedhof der Stadt Mechernich 1 Friedhof der Stadt Mechernich 1 Friedhof der Stadt Mechernich 1


Interessant ist nun, dass in Bad Tölz „Ge(h)denksteine“ im Bürgersteig vor dem Stadtmuseum in der Marktstraße eingelassen sind, die speziell an die „Opfer der NS-Mordmaschinerie“ und allgemein an die jüdische Geschichte der Stadt Bad Tölz erinnern sollen. Somit entfällt der Streit mit renitenten Hausbesitzern um deren ehemals jüdischen Besitz. Hier stößt man nicht aus Zufall auf Stolpersteine zur Erinnerung an Holocaust- und Euthanasie-Opfer. Stattdessen wurde eine Anzahl von „Ge(h)denksteinen“ – trotz anderer offizieller Denkmale und Gedächtnisstellen – an einer einzigen Stelle im Stadtzentrum konzentriert, nämlich vor dem besagten Stadtmuseum.

Während in Hellenthal zurzeit missliebige Stolpersteine bei der evangelischen Gemeinde „Kirchenasyl“ erhalten haben und vom Stadtrat noch im April 2014 immer noch „keine Stolpersteine in Rheinbach“ erwünscht sind, könnte man sie doch – wie in Bad Tölz – konzentriert vor einem kommunalen oder kirchlichen Zentrum einsetzen. Die jeweilige Gemeinde hätte ihre „Pflicht“ getan und der moralischen Verpflichtung wäre Genüge getan. Was mögen die Rheinbacher von diesem Kompromiss halten?

21.07.2014
Synagoge Stommeln

Die restaurierte Synagoge in Stommeln (1987) Quelle: Juden in Stommeln, Pulheim 1987, Band 2, S.294 (Abdruck mit Genehmigung des Vereins für Geschichte e.V.)

Als „Krise des Gedenkens“ bezeichnete die „Süddeutsche Zeitung“ am 15. Juli 2014 die Situation, in der sich zurzeit Stommeln befindet. Auch ein Teil der rheinischen Presse schließt sich dieser Auffassung an.
Der etwa 8.000 Einwohner zählende Ortsteil der Stadt Pulheim im Nordwesten Kölns im Rhein-Erft-Kreis, in dem häufig auf besondere Weise der einst hier beheimateten Juden gedacht wird, kämpft jetzt offenbar mit einem spektakulären Bruch der bisherigen Erinnerungskultur. Der Mönchengladbacher Künstler Gregor Schneider, ein „Meister der Klaustrophobie“, hat das einstige jüdische Gotteshaus total verfremdet und „verkleidet“, sodass es - kaum noch erkennbar - als normales Einfamilienhaus wirkt. Befreundete Kollegen aus der Region wiesen mich auf das eigenartige Projekt des Künstlers hin, dessen Arbeitsschwerpunkt „gebaute Räume“ und „gebaute Kunsträume“ sind. Befremdet sind diejenigen, die sich um das Gedenken der im Holocaust umgekommenen Juden bemühen, denn für die Erlaubnis zur Ausstellung in der ehemaligen Synagoge von Stommeln gibt es ja Verantwortliche.

27 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkrieges wurde erstmals in einer Veröffentlichung des Historischen Vereins für den Niederrhein auf die Stommelner Synagoge, - „die einzige alte Synagoge, die im Regierungsbezirk Köln erhalten ist“ -, hingewiesen. Es war Klaus H.S. Schulte, der unvergessene Nestor der rheinischen Judaica-Forschung, der bereits 1972 die von ihm entdeckte jüdische Gotteshaus beschrieb.

Unter der Überschrift „Bemühungen zur Rettung der ehemaligen Synagoge in Stommeln“ – vgl. Juden in Stommeln, Pulheim 1987, Band 2, S.295ff. –, stellte Peter Schreiner die Wiederentdeckung der Stommelner Synagoge und deren Renovierung dar. Am 2. Oktober 1983 fand die Übergabe des Gebäudes an die Öffentlichkeit statt. Es wurde zunächst ins städtische Kulturprogramm einbezogen mit besinnlichen und kulturellen Veranstaltungen. 1990/91 entwickelte der Künstler W. Gies zusammen mit dem damaligen Kulturdezernenten Gerhard Dornseifer das Ausstellungsprojekt „Synagoge Stommeln“.

 

Synagoge Stommeln

 

Seitdem finden dort außergewöhnliche Ausstellungen bedeutender Gegenwartskünstler statt, die die allgegenwärtige Geschichte des Ortes reflektieren. Als eine der ganz wenigen Synagogengebäude im ländlichen Kölner Raum ist es ein Denk- und Mahnmal für die jüdische Gemeinde Stommeln und das Schicksal aller Deutschen Juden. Aber zurzeit „konfrontiert es mit unheimlicher Gegenwart“ und wird von Georg Imdahl in der Süddeutschen Zeitung folgendermaßen beschrieben:

Das Fassadengelb strahlt aggres­sive Ignoranz aus, ziemlich erbarmungslos konterkariert es das schöne Ziegelrot in der Nachbarschaft. Das Diktum der „Bana­lität des Bösen" (Hannah Arendt) kommt ei­nem in den Sinn, zitiert doch das Gelb der Fassade auch die Farbe der Diskriminie­rung im „Dritten Reich". Das renovierte Haus und seine ätzende Durchschnittlichkeit stimulieren nicht eigentlich die Einfüh­lung in historische Erinnerung, sie kon­frontieren stattdessen mit einer Krise des Gedenkens und einer regelrecht unheimli­chen Gegenwart. Gerade darin überzeugt die neue Stommelner Adresse „Hauptstra­ße 85 a", die von nun an, über die Ausstel­lung von Gregor Schneider hinaus, Be­stand haben wird.

 

Michael Kohler vom Kölner Stadt-Anzeiger meint hierzu in seinem Beitrag „Hier wohnt die Erinnerung“:

Schneiders Einhausung der Syn­agoge ist zwar nicht perfekt, aber dafür total. Er lässt das jüdische Gotteshaus verschwinden, und während man vor dieser aufrei­zend normalen deutschen Haus­fassade steht, beschleicht einen unweigerlich der Gedanke, dass der Mönchengladbacher Künstler damit das zerstörerische Werk der Nazis vollendet. Aber damit geht man schon deswegen fehl, weil es die Synagoge im Grunde schon seit 1937 nicht mehr gibt. Damals wurde die jüdische Gemeinde in Stommeln zu klein, um im religiö­sen Sinne noch eine solche zu sein, und verkaufte das Gotteshaus an einen Landwirt, der den David­stern über der Tür mit Mörtel über­deckte, das Haus als Schuppen nutzte und so vor der Zerstörung bewahrte. Auch der heutige Aus­stellungsraum ist eine weitere Ein­hausung: Im Museum verschwin­det die Synagoge, die ohne die Ge­bete einer jüdischen Gemeinde keine mehr ist.

So bringt Gregor Schneider die Geschichte der Synagoge Stom­meln vielleicht besser als alle Vor­gänger zum Vorschein, indem er sie verschwinden lässt. Man be­greift nun deutlicher: Die Mauern stehen noch, aber die Menschen sind lange ausgelöscht. Schneider nennt diese Erfahrung „verstören­de Gewöhnlichkeit" - wie lange diese anhält, ist noch nicht ausge­macht. Das Projekt hat ein offenes Ende und einen Namen, der bleibt: „Hauptstraße 85a". So lautet jetzt die Adresse der Synagoge Stom­meln - ihre erste seit dem Krieg.

16.07.2014

Henri JudaDa sich auch meine regionalhistorische Homepage seit vielen Jahren um die Aufarbeitung der deutsch-jüdischen Geschichte bemüht sowie zusätzlich auch nationale und besonders internationale Kontakte berücksichtigt und pflegt, freut es mich, dass sie auch in Luxemburg Interesse gefunden hat. Anlässlich einer persönlichen Begegnung vereinbarte ich mit Monsieur Henri Juda, der seit Oktober 2013 Präsident der neu gegründeten MemoShoah Luxembourg ist, eine diesbezügliche Zusammenarbeit.

Er selber stammt aus der Region und initiierte auch den Film „Sieben Lichter“ von Adolf Winkler, über dessen Premiere ich auch in meinen NEWS vom 12. Juni 2014 berichtet habe....

 

Rundbrief

Premiere des Films „Sieben Lichter“ in Bitburg in Anwesenheit von Landrat Dr. Joachim Streit (3.v.l.),
Henri Juda (5.v.l.) und Hans-Dieter Arntz (6.v.l.)

 

...... Bereits jetzt gibt es mehrere Projekte, mit denen sich MemoShoah befasst. Grundsätzlich hat es sich aber die Initiative zur Aufgabe gemacht, „unabhängig von politischen oder religiösen Hintergründen Projekte und Initiativen zu organisieren und zu unterstützen, die zur Aufarbeitung und zum Verständnis der Shoah beitragen - insbesondere im Hinblick auf die Luxemburger Opfer“.

.... Die avisierte Kooperation auch in anderen Bereichen ehrt auch mich umso mehr, als dass am 13. Mai 2014 der Hofmarschall unseres Nachbarlandes den Verantwortlichen mitteilte,dass I.K.H der Großherzog und die Großherzogin die Schirmherrschaft über „MemoShoah Luxembourg“ übernommen haben......

Henri Juda..... Dieser Teil der luxemburgischen Historie ist wichtig, um den heutigen 600 jüdischen Bürgern des kleinen Landes ein Heimatgefühl zu vermitteln, denn für viele von ihnen ist es eine „fremde Heimat“, wie es die Jüdische Allgemeine noch im Jahre 2006 beklagte. Der Journalist Larry Luxner beschrieb damals sehr detailliert die damalige Situation der luxemburgischen Juden und deren Probleme. Erstaunlich, dass erst mit Henri Juda größere Vorhaben der Erinnerungskultur in die Wege geleitet werden.....

.... Über das bedeutende Projekt zur Errichtung der Gedenkstelle „Fünfbrunnen“, der einstigen Sammelstelle für die jüdische Deportation, wird demnächst auf meiner Homepage zu lesen sein. Vorerst sollte ein weiterer Internet-Artikel von Andreas Pflock zur Information ausreichen.....

..... Ergebnis: Jetzt gibt es ein Commémoration à Cinqfontaines Comité Auschwitz Luxembourg  sowie eine Einladung zum Treffen am 6. Juli 2014 vor dem im Jahre 1969 errichteten Mahnmal.

Bereits am 27. April hatte es ein großartiges Konzert im „De klenge Maarnicher Festival 2014“ gegeben, aus dessen gedrucktem Programm ersichtlich wurde, dass einleitend Prof. Marc Schoentgen über das „Leben und Leiden in Fünfbrunnen“ referierte und es im Anschluss eine Vernissage gab, die unter dem Thema „Between Shade and Darkness“ stand.

Das Konzept für ein „Nationales Shoa-Gedenkzentrum in Fünfbrunnen“ (Centre de rencontre et de mémoire de la Shoah a` Cinqfontaines) liegt mir vor und wird demnächst auf meiner Homepage vorgestellt....

Der vollständige Artikel durch den folgenden Link abgerufen werden:

10.07.2014

Heinrich SeepoltDer Maler Heinrich Seepolt (1903-1989), der - wie inzwischen der von Yad Vashem gewürdigte Dechant Joseph Emonds – in Kirchheim lebte, ist als bescheidener, aber dennoch aktiver Pazifist zu bewerten. Bei beiden, wie auch bei vielen anderen Persönlichkeiten, war wahrscheinlich eine „linke“ oder kommunistische Haltung motivierend, nicht selten aber auch zusätzlich ein christlicher sowie künstlerischer Ausdrucks- und trotziger Gestaltungswille....

.... Heinrich Seepolt gehörte zu den Künstlern, die man wegen ihrer pazifistischen und stilistischen Aussagen im Dritten Reich als „entartet“ boykottierte, zumal er mit einer halbjüdischen Pianistin verheiratet war. Wenn er auch nicht im Internet ausdrücklich als prominentes Mitglied der Assoziation Revolutionärer Bildender Künstler Deutschlands (ASSO) hervorgehoben wird, so gehörte er doch seit etwa 1930 zu dieser Vereinigung kommunistischer Künstler, die im März 1928 gegründet wurde. Auf ihrem Berliner Kongress im November 1931 wurde der Name in „Bund revolutionärer bildender Künstler Deutschlands“ geändert und dann schließlich als BRBKD 1933 verboten.

 

Friedhof der Stadt Mechernich 1 Friedhof der Stadt Mechernich 1

 

Die Beilage DGA Hamborn vom 4. Mai 1932 machte auf die Duisburger Kunstszene aufmerksam, in der Heinrich Seepolt schon eine gewisse Rolle spielte .... Ein diesbezügliches Foto dürfte nicht uninteressant sein, denn es zeigt von links nach rechts den Graphiker Heinz Kiwitz (1910-1938), die Kunstmaler Görtz-Moldrix, Heinrich Seepolt (Mitte) und Volkram Anton Scharf (1906-1987). Dies beweist, in welcher Umgebung sich Seepolt damals bewegte.

Besonders der antifaschistische Holzschneider Heinz Kiwitz wurde später von den Nazis verfolgt und in zwei Konzentrationslager verbracht, ehe ihm 1937 mit Hilfe des Verlegers Rowohlt die Flucht nach Kopenhagen gelang. Später ging er nach Paris ins Exil, wo Arbeiten für die Emigrantenpresse entstanden.... Am 27. August 1937 wurde Kiwitz' „Absage eines deutschen Künstlers an Hitler“ in einer Pariser Tageszeitung veröffentlicht. Einen entsprechenden Holzschnitt findet man in der Pariser Tageszeitung, 2. Jg., vom 27. August 1937, Nr. 440.....

Heinrich SeepoltDie Tatsache, dass sein Kollege Heinrich Seepolt 1931 in Duisburg Mitglied der ASSO war, hatte zur Folge, dass auch ihn nach der „Machtergreifung“ die Nationalsozialisten verfolgten und aus der „nazistischen Kulturpolitik ausgrenzten“. Und nachdem erstmals im Jahre 1937 eins seiner Werke aus einem Museum entfernt wurde, lebte er wegen drohender Verhaftung im Untergrund....

 .... Rolf Seepolt, Sohn des Künstlers und selber Maler, lebt heute immer noch im Euskirchener Stadtteil Kirchheim. Aus gegebenem Anlass erklärte er mir den Bezug seines Vaters zu Dechant Joseph Emonds, der im 3. Reich als Judenretter und in der Nachkriegszeit als Pazifist bedeutsam wurde. Mein Foto zeigt ihn mit dem Holzstich „Ego Miles Christi“, der für mehrere Veranstaltungen der Friedensbewegung als Logo diente und recht bekannt wurde....

Der vollständige Artikel kann mit folgendem Link abgerufen werden:

05.07.2014

Jüdische Poesie mit Widmung von Schalom Ben-Chorin (Jerusalem 1938)

Vor einem Jahr, genauer am 20. Juli 2013, befasste sich das Feuilleton der Neuen Züricher Zeitung mit Schalom Ben-Chorin (1913-1999), einem mir bis dahin unbekannten israelischen Journalisten und Religionswissenschaftler. Durch Zufall habe ich nun erfahren, dass er einer der bekanntesten jüdischen Religionsphilosophen und Schriftsteller deutscher Sprache im 20. Jahrhundert war und als Gründer des Reformjudentums in Israel gilt.

 

Friedhof der Stadt Mechernich 1 Friedhof der Stadt Mechernich 1

 

Der in München geborene und ab 1935 in Palästina lebende Philosoph, der Zeit seines Lebens den Versuch machte, den Antijudaismus und Antisemitismus zu überwinden, ist in Deutschland nicht sehr bekannt. Unter der Überschrift Schalom Ben-Chorin Brüche und Brücken fand ich nun einen interessanten Beitrag zum jüdisch-christlichen Dialog, der einen Menschen vorstellte, an den ich heute plötzlich erinnert wurde. In dem Zeitungsartikel hieß es:

... Noch zu Beginn des Nationalsozialismus hatte er Höheres im Sinn: Schriftsteller zu werden. Doch dem dichterischen Enthusiasmus aus dem Geist der Grossen der Moderne – neben Buber und Nietzsche: Rilke, Hofmannsthal, George – stand hart die Zeit entgegen, die Machtergreifung der Nationalsozialisten. So verliert sich Rosenthals Spur, wiewohl der junge Autor bis 1935 noch einige Bändchen publizieren konnte, die da und dort gelobt wurden ...



Friedhof der Stadt Mechernich 1Es waren die Hinweise des Schweizer Literatur- und Kulturwissenschaftlers Andreas Kilcher, die mich an ein Buchgeschenk erinnerten, das mir ein jüdischer Emigrant aus der Eifel vor etlichen Jahren vermachte. Eins dieser Bändchen von Fritz Rosenthal (Ben-Chorin) liegt nun vor mir, im Jahre 1935 im Verlag B. Heller in München 25 erschienen: Das Mal der Sendung.Es ist die fünfte der Veröffentlichungen von Schalom Ben-Chorin, der jetzt als Religionswissenschafter und Journalist mein Interesse gewann und dessen Aussagen vielleicht auch künftig andere ansprechen könnten.

Der Autor Ben-Chorin widmete sein Poesie-Büchlein „zum Beginn gemeinsamen jüdischer Bemühung“ zu Schawuoth 1938 – also wenige Monate vor der in Deutschland tobenden „Kristallnacht“ – einem offenbar gleichgesinnten jüdischen Emigranten Peter Krieger in Jerusalem. Aus Neugierde bin ich zurzeit dabei, etwas mehr darüber zu erfahren. Wie das kleine Poesie-Bändchen entstand, erklärt Andreas Kilcher:

... Mit diesen Vektoren des Schreibens brachte Rosenthal bis 1935 eine Handvoll Bändchen mit Lyrik, Prosa und Drama hervor. Die ersten schlugen religiöse Töne an, die letzten waren von der Verfolgung gezeichnet: «Aufbruchsfanale» an das «Volk, das am Abgrund lebt», sollten es schließlich sein, wie es in dem 1935 erschienenen Gedichtband «Das Mal der Sendung» heißt ...

29.06.2014

Vor 30 Jahren, in der Zeit vom 20. – 24. Juni 1984, fand ein für die damalige Zeit seltenes Treffen in Euskirchen statt. Der etwa 2.000 Einwohner zählende Stadtteil Flamersheim hatte seine ehemals hier beheimateten jüdischen Mitbürger eingeladen. Zum Verständnis sei auf folgende zusammenfassende Artikel hingewiesen:

Jüdische Gäste in Flamersheim: Ein Sonderbericht des Euskirchener Wochenspiegels vom 28. Juni 1984

Vor 25 Jahren: Jüdische Gäste in Euskirchen-Flamersheim bei Bundespräsident Karl Carstens (Juni 1984) – Ein Wiedersehen mit einer Totgeglaubten

Die Zeitschrift „Der Weg“ vom 8. Juli 1984 verfasste einen zweiseitigen Bericht unter der Überschrift: „Viele kamen mit bangem Herzen und kehrten glücklich in die Heimat zurück.“ Zum Schluss hieß es hier:

.... Höhepunkt des viertägigen Wiedersehensfestes war wohl die Nachmittagsveranstaltung im Atrium der modernen Grundschule von Flamersheim. Synagogenvorsteher Schafgans führte durch ein festliches Konzert mit kantoralen und jüdischen Gesängen. Nachdem der Euskirchener Bürgermeister Wolf Bauer den jüdischen Gästen die Wappenteller der Stadt überreicht hatte, fasste der aus Haifa stammende Sigi Oster die Eindrücke der jüdischen Gäste zusammen.

Er meinte, dass er zurück­gekommen sei, um Brücken zu schla­gen. Die Rückkehr sei ihm sehr schwer gefallen, aber nun kehrten seine Freun­de und er glücklich in ihre Heimat zurück.....


Friedhof der Stadt Mechernich 1 Friedhof der Stadt Mechernich 1

 

...... Ergreifend war der Abschluss durch die vielköpfige Menge, als sich die Fla­mersheimer Zuhörer nach Ende des Konzertes spontan erhoben und jüdi­sche Lieder anstimmten. Höhepunkt war wohl das Lied ,,Schalomalachem", bei dem sich die Teilnehmer bei den Händen nahmen, verbunden im Geist dieser einzigartigen Begegnung.....

.... Teile der Abschlussrede von Sigi Oster, dem Nestor der Flamersheimer Juden, sollen hier noch einmal wiedergegeben werden:

Siggi OsterSehr geehrter Herr Bürgermeister!
Liebe Gäste,
liebe Freunde!

Wie schön wäre es, wenn das alles, was war, nicht gewesen wäre und wir in diesen Tagen nicht als Gäste hier wären. Dann würden wir als Nachbarn mit Euch leben!

..... Es sind nun etwa 50 Jahre vergangen, nachdem ich dieses Dorf, das ich bis dahin immer als meine Heimat betrachtet hatte, verlassen musste. Mir wurde dadurch der Weg in die Konzentrationslager und in die Vernichtung erspart. Inzwischen habe ich eine neue Heimat gefunden, in der ich glücklich und zufrieden bin.

Aber dennoch kann man nicht vergessen, was man in seiner Jugend erlebt, erfahren, gelernt und auf sich genommen hat....


Der vollständige Artikel kann mit folgendem Link abgerufen werden:

24.06.2014

Anlässlich eines kurzen Aufenthaltes auf der griechischen Insel Korfu machte ich in der Altstadt die Bekanntschaft von Zinos Vellelis, dessen Visitenkarte ihn als „President of Jewish Community of Corfu“ auswies. Ihm gehört in der Str. Agias Sofias ein kleines Textilwarengeschäft, aber man findet ihn sehr oft in der benachbarten Synagoge, um die er sich nachweislich viel kümmert. Sie liegt unterhalb der neuen Festung von Korfu-Stadt, die die Korfioten Kerkyra nennen....

 

Friedhof der Stadt Mechernich 1 Friedhof der Stadt Mechernich 1

 

.... Wir kamen schnell ins Gespräch, weil sein Vater in Auschwitz war und nicht zu der kleinen Gruppe von 74 griechischen Juden gehörte, die im August 1943 in das Lager Bergen-Belsen verbracht wurde. Über diese „elitären“ Gefangenen hatte ich sehr ausführlich in meinem Buch „Der letzte Judenälteste von Bergen-Belsen“ berichtet. Besonders deren korrupter Führer Jacques Albala hatte ein negatives Bild von der damaligen Leitung des griechischen Judentums zur Zeit der deutschen Besatzung entstehen lassen. Aber der Vater von Zinos Vellelis gehörte nicht zu diesen von den Deutsch anfangs bevorzugten griechischen Gefangenen. Nachdenklich zeigte er mir die gestreifte Jacke, die sein Vater in Auschwitz tragen musste.

Sichtbar für jeden Kunden hängt sie an einem Regal, und man ist etwas unsicher, ob sie wirklich Relikt des schrecklichen Holocaust, Ausstellungsstück oder gar zur textilen Ware zählt. Aber das wagt man nicht, den engagierten Gemeindevorsteher zu fragen. Im Gespräch erinnerte er an den 11. und 15. Juni 1944, als unter deutscher Kontrolle die Deportation von 1700 der 1900 Juden Korfus erfolgte. Nur 122 von ihnen überlebten das Vernichtungslager....

... Im Verlauf des Rundgangs mit Zinos Vellelis erfuhr ich interessante Einzelheiten aus der Historie der jüdischen Gemeinde von Korfu. Dabei machte ich eine Anzahl Fotos (vgl. LINK unten), die durch die Beschreibung der kleinen Synagoge durch den renommierten Reisejournalisten Klaus Bötig erläutert werden können....

Friedhof der Stadt Mechernich 1.... Aussagestark ist die Bronzeplastik an der Ecke Odos Velissariou und Odos Solomou, die vorbeischlendernden Touristen die unbeschwerte Urlaubsstimmung nimmt und als Mahnmal zumindest kurz zur Besinnung aufruft. Sie erinnert an die Opfer des Holocaust und wird von Klaus Bötig (s.o.) in seinem Bericht Juden auf Korfu folgendermaßen beschrieben:

... Es ist das Mahnmal für die im Juni 1944 von den Nationalsozialisten nach Auschwitz-Birkenau verschleppten 2000 Juden aus Korfu, von denen 130 überlebten. Die Stadtverwaltung und die Jüdische Gemeinde von Korfu haben es im November 2001 aufstellen lassen.

Einen Widerstand gegen die Errichtung des Mahnmals, wie auf Rhodos, hat es hier nicht gegeben. Das Monument zeigt eine pogromistisch heimgesuchte Familie: der kleine Sohn schmiegt sich schutzsuchend an den nackten Körper des Vaters, der – wie auch die ein zweites Kind auf ihrem Arm tragende Mutter – seine Innenhandflächen zum Zeichen der Unschuld und Wehrlosigkeit vorstreckt, um damit die Katastrophe – vergeblich – abzuwehren sucht....


...... Beim Abschied überließ mir der jüdische Gemeindevorsteher eine Broschüre, die in englischer Sprache die Geschichte der „Jewish Community of Corfu“ wiedergibt. Etwas frustriert meinte er abschließend: „Wenn Sie als deutscher Autor irgendwie die Möglichkeit haben, auf eine bald nicht mehr bestehende jüdische Gemeinde hinzuweisen, dann publizieren Sie einige Auszüge auf Ihrer regionalhistorischen Homepage.“

Dies tue ich hiermit gerne: .....

Der vollständige Artikel (mit weiteren Fotos) ist unter folgendem Link abrufbar:

21.06.2014

Stolberger Schülerzeitung „KogelStreetNews“ gegen Extremismus. Ein hervorragendes Beispiel für jugendliches Engagement

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Oft sind es spektakuläre Musikfestivals, Schweigemärsche, Kundgebungen oder Lichterketten, die publikumswirksam vor Fremdenfeindlichkeit, Rechtsextremismus, Diskriminierung und Rassismus warnen. Leider sind diese nur auf einen speziellen Tag terminiert und können daher langzeitig nicht in einer Systematik und Kontinuität auf die Bevölkerung einwirken, wie es vielleicht wünschenswert wäre.

Das inzwischen preisgekrönte Projekt „KogelStreetNews“  der Hauptschule Kogelshäuserstraße in Stolberg (Rhld.) ist jedoch weitsichtig geplant und sollte von meiner regionalhistorischen Homepage an dieser Stelle gelobt werden. Die Intention der Jugendlichen wird durch das Foto von Michael Klarmann veranschaulicht: „Die Kogelhäuserschule sagt: Reieh` Dich NICHT ein“.

Die seit August 2009 bestehende Homepage der Schülerzeitung sowie die Print-Ausgaben beweisen jahrelanges Engagement gegen Rechts. Besonders die gedruckte Ausgabe Nr. 23 v. 2013/2014 unter dem Motto „Extremismus“ ist beispielhaft, denn was die Redaktion der KSN der Ganztagshauptschule seit dem 22. Mai 2014 ihren Lesern anbietet, beweist Engagement und Kenntnisse, die man bei Schülern nicht immer in dieser Vielfalt erwartet.

 

Friedhof der Stadt Mechernich 1 Friedhof der Stadt Mechernich 1

 

Auf 60 Seiten mit zahlreichen Fotos, Collagen, Berichten und Reportagen sowie kleineren Dokumentationen übertrifft die Aussagekraft der Ausgabe Nr. 23 „Gegen Extremismus“ manchen Katalog renommierter Erinnerungszentren! Allein das Inhaltsverzeichnis spricht für sich, und das Layout ist flott und ansprechend. So etwas will der interessierte Leser haben.
Und bezüglich der erwähnten Kontinuität sei konstatiert, dass dies alles schon seit dem Jahre 2003 – unter Leitung pädagogisch geschulter Kräfte – ermöglicht wurde. Ein hervorragendes Beispiel für jugendliches Engagement.

17.06.2014

 ....... Persönliche Kontakte ergänzen mosaikartig den Lebenslauf, personalisieren die anonymen Listen und geben besonders Auskunft über den jüdischen „Survivor“ oder das jeweilige Holocaust-Opfer.

So ging es mir mit auch im Falle Ferdinand Bayer (1901-1989), der in der Kreisstadt Euskirchen als letzter Rabbiner von 1930 bis 1938/39 fungierte und dem eine jüdische Gemeinde von ca. 300 Mitgliedern anvertraut war. Schon in meinem vorletzten Buch „Isidors Briefe“ (S. 60) ergänzte ich meine früheren Aussagen, da mir von ehemaligen Gemeindemitgliedern neue Informationen und Fotos zur Verfügung gestellt wurden. Ein Bild aus dem Jahre 1936 war daher mehr als nur ein regionalhistorischer Beitrag....

 

Baumstraße

 

..... Mit Bezug auf meine regionalhistorische Homepage nahmen im Jahre 2013 die in den USA lebenden Verwandten von Ferdinand Bayer Kontakt mit mir auf, und so gelang es mir, mithilfe seiner Nichte Fredel F. geb. Jacobs (*1948) den Lebenslauf ihres Onkels zu präzisieren. Ihre Familie stammte ursprünglich aus Nuttlar, und ihre Tante Hilde Jacobs (1904-1979) wurde im Dezember 1931 die Ehefrau des Euskirchener Rabbiners .... Der 66-jährige Vater hinterließ bei seinem Tode eine umfangreiche Autobiographie in englischer Sprache, von der einige Teile nach seinem Tode auf deutsch übersetzt und publiziert wurden.

 

Friedhof der Stadt Mechernich 1 Friedhof der Stadt Mechernich 1

 

Ferdinand Bayer Bayer wurde am 28. August 1901 in Preßburg (Bratislava) geboren, zuerst in Pressburg und noch einmal in Köln ordiniert. Gemeinsam studierten er und Fredels Vater Jacobs in der Zeit von 1923 bis 1926 am Rabbiner Carlebach Lehrerseminar in Köln. Danach soll er schon als Rabbiner und Lehrer an der Dr. Wolf`s Talmud Torah Schule in Köln tätig gewesen sein. Seine wichtigste Stelle hatte er jedoch in Euskirchen, wo er in der Billiger Straße Nr. 10 und dann in der Neustraße 8 wohnte. Seit 1938 war er Mitglied im Rheinisch-Westfälischen Rabbinerverband.

Die „Reichskristallnacht“ in Euskirchen war ein traumatisches Erlebnis, von dem er sich psychisch nie ganz erholt hat. .....

Am 15. April 1939 wollte er mit seiner Frau Hilde und den beiden Söhnen Raphael (*1933) und David (*1936) ins Ausland flüchten. Das wertvolle Mobiliar erbrachte mit 1.500 Reichsmark nur den Bruchteil seines Wertes. Während der Rabbiner in Alphen a. d. Rijn bei christlichen Freunden ein Versteck fand, wurde seine Ehefrau mit den kleinen Söhnen nach Deutschland zurückgeschickt, erhielten dann aber doch ein Permit für England. Hier besuchten die Jungen eine jüdische Schule, wo sie im Sinne der chassidischen Religionsauffassung und Philosophie unterrichtet wurden. Daher wurde die Familienmitglieder Bayer auch später zu Chassiden, zu denen wir heute die „ultra-orthodoxen“ Juden zählen.

Von 1942 bis 1945 fand der deutsche Rabbiner und der mit ihm befreundete, aus Fulda stammende Dr. Hans Bloemendahl Unterschlupf bei Mijnheer van Giels in Alphen a. d. Rijn, einer mittleren Stadt, westlich von Leiden. Die Entbehrungen müssen schrecklich gewesen sein, wie mir vor Jahrzehnten der Meckenheimer Fritz Juhl, der ebenfalls in den Niederlanden unter einem Dachboden dahinvegetieren musste, persönlich berichte.

Hilde Bayer war während der Kriegszeit in Shefford beschäftigt, wo sie sich um Flüchtlingskinder kümmerte. Erst nach dem Krieg gelang eine Zusammenführung der Familie.

Friedhof der Stadt Mechernich 1Ferdinand Bayer kam unmittelbar nach dem Krieg in Belgien unter, und nur – aufgrund einer Einladung zu einer jüdischen Konferenz in England – kam es dort zu einem ersten Wiedersehen mit seiner Familie. Da er nicht bleiben durfte, folgten ihm kurz danach Ehefrau und beide Söhne nach Belgien. Hier wurde auch Benzion, der dritte Sohn, geboren. Zu Beginn der 1950-er Jahre verzog die gesamte Familie nach Canada und ließ sich in Monreal nieder. Offenbar wirkte Ferdinand Bayer erst hier wieder als Rabbiner. Die drei Söhne nahmen in den USA ein Studium auf, wo sie später heirateten und sich in New York niederließen. Um den Kindern und Enkelkinder nahe zu sein, folgten ihnen die Eltern nach einigen Jahren dorthin.

Der Umzug des ältesten Sohnes Rafael nach Jerusalem, wo sich dessen Familie sehr vergrößerte, war die Ursache, dass Ferdinand und Hilde Bayer ebenfalls dort ihren letzten Wohnsitz nahmen. Ein Amt als Rabbiner übte der Vater dort wohl nicht mehr aus. Hilde Bayer geb. Jacobs verstarb 1978 in Jerusalem, Ferdinand im Jahre 1989. Ihnen folgte David, der mittlere Sohn, im Jahre 2012 ......

Der vollständige Artikel kann mit folgendem Link abgerufen werden:

12.06.2014

Filmpremiere „7 Lichter“

7 Lichter 1

Bis zur Premiere des 70-minütigen Filmes „Sieben Lichter“ war das Bitburger Umland und das Grenzgebiet Luxemburg-Deutschland-Belgien ein historisches „terra incognita“. Bereits in meinen NEWS vom 30. Mai 2014 und dem bebilderten Online-Artikel „Das jüdische Leben im Dreiländereck Belgien-Deutschland-Luxemburg“ wies ich auf die langjährigen Filmaufnahmen des Produzenten Adolf Winkler hin, von denen jetzt auch einige Ausschnitte als Trailer im Internet zu sehen sind.

Noch im Jahre 2011 – als die Verlegung sogenannter „Stolpersteine“ heftig diskutiert wurde -, musste Stadtarchivar Peter Neu feststellen, dass nur wenig vom „Leben und Leiden von Juden in Bitburg“ erforscht wurde und das Schicksal der 45 Juden in der Zeit des Nationalsozialismus ziemlich im Dunkeln blieb. Insofern war ein diesbezüglich interessierter Historiker nur auf die lesenswerte Website von Alemannia Judaica angewiesen, die sich bereits mit der jüdischen Gemeinde von Bitburg befasst hatte.

Die Geschichte der Juden im Grenzgebiet Deutschland-Luxemburg-Belgien war bisher kaum erforscht, was sicher auch ein Grund dafür war, dass am 3. Juni das Publikum großes Interesse an dem wirklich sehenswerten Film „ Sieben Lichter“ von Adolf Winkler zeigte. Der Produzent zeigte sich nach der Uraufführung recht bewegt, als er das verdiente Lob des Publikums in Empfang nahm.

7 Lichter 2

Die regionale Kommunalprominenz war vollständig anwesend und zeigte sich dankbar überrascht, dass der renommierte Filmemacher und Produzent der Firma AWI in der Lage war, die unheilvolle Vergangenheit wertfrei und ungemein motivierend an die zahlreichen Zuschauer heranzutragen.

Das Filmwerk konstatierte eingangs die Entwicklung des Judentums von der Antike über das Mittelalter bis in die heutige Zeit und dann ganz konkret, wie sich das jüdische Leben in der Grenzregion – in der Zeit des Holocaust bis zur Gegenwart - darstellt.

Die Filmpremiere am 3. Juni 2014 im überfüllten Besucherzentrum der Kreissparkasse Bitburg schloss eine historische Lücke und ließ Wissenschaftler, Journalisten, Zeitzeugen und Holocaust-Überlebende zu Wort kommen. Der bekannte Fernsehsprecher Hans-Peter Bögel, die ausgewählte Musik und die zahlreichen Filmdokumente trugen dazu bei, dass es nach der Filmpremiere zu lebhaften Diskussionen kam, wobei Winklers Film als sehr positiv und motivierend bewertet wurde.

09.06.2014

Erinnerung an Dieter Hay (1943-2014), Pädagoge und Heimatforscher in Euskirchen

Dieter Hay 1

Nach dem Tode von Prof. Dr. Gerald Weiss (*1922) und der bekannten jüdischen Schriftstellerin Ina Polak geb. Soep (*1923) – vgl. meine NEWS vom 13. und 17. 05. 2014 – verlor ich im Mai einen weiteren geschätzten Mitarbeiter, Kollegen und Freund: Dieter Hay (* 16.10.1943, † 26.05.2014).

Seit den 1970-er Jahren interessierten wir uns für die Geschichte der Voreifel und diesbezügliche Projekte, sammelten und publizierten. Nach langjähriger Tätigkeit als Fachleiter an einem Bezirksseminar wurde Dieter Hay im Jahre 1980 Rektor der Hugo-Schmöle-Förderschule in Euskirchen, die er mehr als zwei Jahrzehnte lang leitete. Danach wurde ihm die Schulleitung der Förderschule für Erziehungshilfe in Witterschlick bei Bonn übertragen, wo er bis zum Eintritt in den Ruhestand (2009) wirkte.

Dieter Hay 2Der lange Zeit im Ortsteil Flamersheim und dann in Euskirchen wohnende Pädagoge und Heimatforscher war schon im Jahre 1984 an den Vorbereitungen zur Wiederbegegnung mit ehemaligen jüdischen Mitbürgern (1984) sowie an einer Partnerschaft mit der israelischen Gemeinde Tirat Hakarmel (1985) beteiligt. Seine speziellen Kenntnisse und Sammlungen trugen zur erstmaligen Erforschung der „Ordensburg Vogelsang“ in der Eifel bei. Anlässlich der Dieter Hay 3Pressevorstellung des daraus entstehenden Standardwerkes „Ordensburg Vogelsang 1934-1945“ berichtete er über unsere gemeinsamen Erfahrungen während der Aufarbeitung der NS-Zeit und war in diesem Zusammenhang auch auf Pressefotos zu sehen. Vgl. NEWS vom 14.02.2012.

Dieter Hay recherchierte stets bescheiden im Hintergrund, ermöglichte durch persönliches Engagement wichtige Kontakte und sicherte historisches Material, zu dem Historiker in der Regel keinen Zugang hatten. Bei vielen Autorenlesungen und Vorträgen stand er mir oft kooperativ zur Verfügung.

Ich habe ihm viel zu verdanken!

06.06.2014
Vgl. auch Buchvorstellung und Rezensionen sowie folgende Kurzfassungen

 

Friedhof der Stadt Mechernich 1 Friedhof der Stadt Mechernich 1

 

Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ)
Ein bislang fehlendes Porträt eines Judenältesten, der - so der Untertitel - „würdig in einer unwürdigen Umgebung“ blieb. Die historische Diskussion um die Funktionshäftlinge wird durch dieses Buch auf eine neue Stufe gehoben.

 

Auswärtiges Amt der Bundesrepublik Deutschland:
Bundesminister Dr. Westerwelle hat mich ... gebeten, Ihnen Respekt und Anerkennung zu Ihrer Arbeit zu übermitteln.

Die Kenntnis von Einzelschicksalen – hier des Josef Weiss – führt dem Leser vor Augen, zu welch hohem Maß an Integrität, basierend auf tiefer Überzeugung, manche Menschen in den dunkelsten Stunden fähig waren. Die Erinnerung an sie ist für kommende Generationen sehr wertvoll.

 

HaGalil, jüdisches Online-Magazin
In der Fachliteratur fehlen bisher derart dokumentarisch belegbare Biografien, und noch nie wurde aus einer derartigen Perspektive heraus die Gesamt-Darstellung eines Judenältesten dokumentiert. Dass dies am Beispiel des dantesken Bergen-Belsen mit seinen Tausenden von unbeerdigten Toten möglich wurde, macht den exemplarischen Wert des Arntz-Buches aus und schließt wahrscheinlich eine weitere Lücke in der Holocaust-Forschung.

 

Centro Sefardico Siciliano
E’ merito dello storico tedesco Hans-Dieter Arntz – che ha aiutato molti sopravvissuti a documentare i propri diritti - di proporre una nuova storia di questo Lager particolare. L’opera, frutto di oltre 5 anni di lavoro e di lunghe ricerche. è centrata sulla figura di Josef Weiss, l’ultimo ”Anziano degli Ebrei”/“Judenaeltester della sezione “Stern-Lager”/Lager di Stella di Bergen Belsen.

 

„Junge Freiheit“, Berliner Wochenzeitung
Das Arntz-Werk ist spannend wie ein Roman.

 

WDR-Radiosendung „Zeitzeichen“
Das Buch ist eine „Heldengeschichte“. Man könnte es als „Ritterschlag“ bezeichnen.

 

Welt am Sonntag
Schon vor Jahrzehnten wurde der Lehrer und Eifelhistoriker Hans-Dieter Arntz auf Jupp Weiss aufmerksam. Später nahm er Kontakt zu Angehörigen in Israel auf und durfte das Familienarchiv durchforschen. Und vor einem halben Jahr brachte Arntz eine 710 Seiten dicke Biografie über diesen ungewöhnlichen Mann heraus ...

Der vollständige Aufstellung kann unter folgendem Link abgerufen werden:

03.06.2014

Seit einigen Jahren steht Stefan Kahlen aus 33829 Borgholzhausen mit dem Amerikaner Curt Hartog - Angehöriger einer aus dem Raum Aachen stammenden jüdischen Familie - in Kontakt. Neulich publizierte dieser im Selbstverlag ein Buch zu seiner Familiengeschichte: „A Family Odyssee“.

 

Friedhof der Stadt Mechernich 1

Friedhof der Stadt Mechernich 1

Familie Hartog aus Aachen

 

Curt, Bert, Johanna und Ewalda Hartog

 


Hier findet man so viele Details, dass einige nur stichwortartig zusammengefasst werden können. Sie konzentrieren sich nicht nur auf genealogische Fakten und Querverbindungen, sondern auch auf: 1. Weltkrieg, Emigration in die USA, Opernsängerin an der Met....... in New York, Gefängnisakten eines „black sheep“, Spanischer Bürgerkrieg, Mitgliedschaft in der KPD, antifaschistischer Kampf, Liquidation bei den Grabenkämpfen Stalin-Trotzki, Tätigkeit in der DDR - teilweise in hohen Funktionen unter Ulbricht - und Sowjetunion, Schicksale in der Shoa...

Der vollständige Artikel kann unter folgendem Link abgerufen werden:

30.05.2014

Lichter – die Geschichte der Juden im Grenzgebiet ...

Das neue Projekt von Adolf Winkler und seiner AWI-Filmproduktion, mithilfe des Dokumentarfilms „Sieben Lichter“ die Geschichte der Juden im Grenzgebiet Deutschland, Luxemburg und Belgien aufzuarbeiten, ist abgeschlossen. Die Premiere ist am Dienstag, dem 3. Juni 2014, um 18.30 Uhr im Kundenzentrum der Kreissparkasse in Bitburg, Trierer Straße 46.

 

Friedhof der Stadt Mechernich 1 Friedhof der Stadt Mechernich 1

 

Bereits Winklers Dokumentation über den Bitburger Ehrenfriedhofes Kolmeshöhe , womehr als 2000 Soldaten und zivile Kriegstote der beiden letzten Weltkriege - auch Mitglieder der Waffen-SS - ihre letzte Ruhestätte fanden, fand große Beachtung. Er stand 1985 im Blickpunkt der Öffentlichkeit, als US-Präsident Ronald Reagan und Bundeskanzler Helmut Kohl zu Gast waren und den Ehrenfriedhof „Kolmeshöhe“ besuchten. In Bitburg kam es zum symbolischen Akt der Versöhnung , den zu dokumentieren Adolf Winkler einen wichtigen Anlass sah. Vgl. hierzu die historische Bitburg-Kontroverse . Der Filmemacher Adolf Winkler konnte hierfür den bekannten Schauspieler Volker Lechtenbrink als Sprecher gewinnen. Ihm gelingt es, die Geschichte des Ehrenfriedhofs und die einzelnen Schicksale dort bestatteter Soldaten und Zivilisten näher zu bringen. Jetzt geht es um die Geschichte der Juden im Grenzgebiet Deutschland, Luxemburg, Belgien. Hierzu sagt die Einladung aus:

testDie jüdische Kultur hat seit fast 1000 Jahren das Leben in der Grenzregion zwischen Deutschland, Luxemburg und Belgien mitgeprägt. Viele Persönlichkeiten jüdischen Glaubens waren wichtige Mitgestalter des gesellschaftlichen Geschehens. Als Kaufleute, Ärzte, Wissenschaftler, Apotheker, Anwälte und Finanzpartner hatten sie ihren festen Platz in der Gemeinschaft.
Gleichzeitig ist die Jüdische Geschichte auch im Dreiländereck von Ausgrenzung und Verfolgung geprägt. Neue Generationen bringen das jüdische Leben zurück, knüpfen an alte Traditionen an und entwickeln sich weiter.

Heute brennen im Dreiländereck die 7 Kerzen der Menora wieder: 7 Lichter für einen vorsichtigen Optimismus auf eine langfristige Stabilisierung der jüdischen Kultur in der Grenzregion.

26.05.2014

Protest gegen die würdevolle Rückübertragung des jüdischen Friedhofs von Kuchenheim (1946-1950)

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Die Geschichte der jüdischen Gemeinde von Kuchenheim hatte ich bereits 1984 im 2. Jubiläumsband der ehemaligen Gemeinde Kuchenheim dargestellt. Der seit dem Jahre 1775 bestehende „Judenfriedhof“ gehört heute zu den jüdischen Begräbnisstätten der Kreisstadt Euskirchen. Auch er wurdevon den Nationalsozialisten geschändet und ab dem Jahre 1943 vom damaligen Gemeindevorsteher zweckentfremdet. Ein Teil der Epitaphien bzw. Epitaphe wurde niedergelegt und zerstört oder verkauft, so dass heute nur noch 13 vorhanden sind. Wenn man den etwa 900 qm großen Begräbnisplatz inmitten hoher Bäume betritt, sollte man sich an einen interessanten Sachverhalt erinnern.

Aus der erhalten gebliebenen Korrespondenz, die sich noch im Euskirchener Stadtarchiv, Bestand V, Nr. 213 (ehemaliges Amt Kuchenheim) befindet, ist ein mehrjähriger Streit ersichtlich, der nach dem 2. Weltkrieg bis zum Jahre 1950 die würdevolle Rückübertragung verhinderte. Der frühere Gemeindebürgermeister formulierte seine Weigerung folgendermaßen:

test» ... Muss Ihnen mitteilen, dass von mir aus keine Schäden an dem Friedhof angerichtet wurden. Der Friedhof ist heute in demselben Zustand wie zur Zeit, als ich denselben übernommen habe. Die Grabsteine gehen mich überhaupt nichts an, da ich diese nicht mitgekauft habe. Die Vereinigung der Juden in Deutschland hat die Grabsteine durch ihren Angestellten Ernst Peiser in Köln an ein Steinhauergeschäft in Euskirchen verkauft. Sollte die Synagogengemeinde Köln Interesse an dem Friedhof haben, so stelle ich denen frei, den Friedhof zu überneh­men, wenn diese mir mein ausgelegtes Geld zurückzahlt. Ich habe keinen Nutzen aus dem Friedhof gezogen und hat derselbe keinen Wert für mich. Ich hatte den Friedhof aus dem Grunde gekauft, dass er nicht in andere Hände kam und umgeackert wurde, weil ich s. Zt. Gemeindebürgermeister war und ich nicht gerne hatte, dass der Friedhof zu meiner Amtszeit vernichtet werden sollte.«

23.05.2014

..... Von den etwa 100.000 jüdischen Kriegsteilnehmern des 1. Weltkrieges hatten sich 10.000 freiwillig gemeldet. Zu ihnen gehörte auch ein jüdischer Pilot aus der Voreifel, Karl Fromm.....

Um die neuartige Gefahr aus der Luft abzuwehren, waren auch etwa 160 jüdische Kampfflieger im Fronteinsatz, von denen 30% fielen. In diesem Zusammenhang sei darauf hingewiesen, dass die damalige nationale Begeisterung besonders jüdische Soldaten und Offiziere erfasst hatte.

Dies wird durch einen Flieger jüdischen Glaubens - Leutnant Josef Zürndorfer, der 1915 im Flugzeug abstürzte -, in seinem Testament bekräftigt: „Ich bin als Deutscher ins Feld gezogen, um mein bedrängtes Vaterland zu schützen. Aber auch als Jude, um die volle Gleichberechtigung meiner Glaubensbrüder zu erstreiten.“

.... Über das Engagement jüdischer Frontsoldaten aus der Eifel und Voreifel berichtete ich unter der Überschrift „Dulce est pro patria mori“ im 14. Kapitel meines Buches JUDAICA – Juden in der Voreifel, Euskirchen 1983, S. 118 – 126.

Ich wusste aber bisher noch nicht, dass aus unserer Region ein „Riesenflugzeug-Führer“ zu der speziellen Einheit gehörte, die im 1. Weltkrieg an der Entwicklung und dem Einsatz spezieller Riesenflugzeuge aktiv beteiligt war. (Das Foto zeigt eine Staaken R.VI der RFA 500).

Die stets mehrmotorigen, mit einer relativ großen Besatzung operierenden Flugzeuge hatten bereits 1918 Spannweiten bis zu 50 m. Die RFA 500 und 501 hatten einen einzigen jüdischen Piloten – Karl Fromm († 1939) aus Düren.

Er stammt aus einem jüdischen Elternhaus in Düren. Nach seiner Schulausbildung und bestandenem Abitur studierte er an einer Technischen Hochschule Ingenieurswissenschaften mit dem Abschluss der Promotion. Der Ingenieur Dr. Karl Fromm war ab dem 31. Januar 1916 bei der Riesenflugzeug-Abteilung 500 (RFA 500) und ab 3. August 1916 bei der RFA 501 ein bekannter Riesenflugzeugführer. Sein Bruder Walter war ebenfalls in den verschiedensten Fliegersparten ausgebildet, wurde aber nicht mehr an der Front eingesetzt. Die Preußische Verlustliste Nr. 648 vom 2. Oktober 1916 erwähnt den Unfall des damaligen Flugschülers und Gefreiten Fromm.


Abschließen möchte ich darauf hinweisen, dass ich mich in einem Artikel auf meiner Homepage bereits mit seiner Familie und seinem Neffen, Egon Fromm aus Euskirchen befasste, der eine besondere Rolle in meinem letzten Buch ISIDORS BRIEFE spielt.

Der vollständige Artikel kann unter folgendem Link abgerufen werden:

19.05.2014

Klezmer-Musik auch von „Sher on a Shier“ in Krälingen (bei Berg/Eifel)

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Wer von Kreuzberg aus das Ahrtal verlässt, ist nicht mehr weit von der Gemeinde Berg entfernt, zu der in ca. 430 Meter Höhe über dem Meeresspiegel das kleine Eifeldörfchen Krälingen gehört. Hier nehmen die vier Musiker der Gruppe "Sher on a Shier" ihre erste gemeinsame CD auf. Es geht konkret um das, was ihre Konzerte so erfolgreich macht: Großartig gespielte Klezmer-Musik, die das Publikum begeistert.

Am letzten Mai-Wochenende kann man bei den Live-Aufnahmen mit dabei sein. Im urigen Café „Alte Krähe", Ahrstraße 21 in Krälingen (bei Berg), spielen „Sher on a Shier“ an drei Abenden jeweils das gleiche Konzert (Freitag und Samstag, dem 30./31. Mai, sowie am Sonntag, dem 1. Juni, jeweils um 19:30 Uhr).

Nicht nur die Besetzung mit Klarinette, Flöte, Violine, Akkordeon und Kontrabass fügt sich zu einem authentischen Klang zusammen; auch die Musiker selbst verstehen es, die Spannung zwischen Tradition und Erneuerung dem Publikum zu vermitteln. Bei Tanz und Klezmer-Musik ereignen sich Dinge auf der Bühne, die von Insidern als „magisch“ bezeichnet werden. An den Konzertaufnahmen nimmt somit nicht nur das Ensemble, sondern auch das Publikum teil. Die Künstler sind:

Sabine Döll (Flöten u. Kontrabass)
Anja Günther (Klarinette)
Franka Lampe (Akkordeon)
Johannes Paul Gräßer (Violine)

17.05.2014

Tod einer bekannten Zeugin von Bergen-Belsen: Ina Polak geb. Soep

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Am 14. Mai 2014 starb nach kurzer Krankheit Catharina (“Ina”) Polak geb. Soep im Alter von 91 Jahren (* 03.01.1923, Amsterdam) im White Plains Hospital von New York. Sie hinterließ ihren inzwischen 101-jährigen (!) Ehemann Jack und 3 Kinder. Auch die New York Times veröffentlichte am Freitag, dem 16. Mai, einen Nachruf.

Ina stammte aus der berühmten holländischen Diamantaire-Familie Soep, deren Hilfe die SS zum Aufbau einer Diamantenindustrie in Belsen erzwingen wollte. Dies wurde jedoch nicht realisiert.

Ina und Jack („Jaap“) hatten sich im niederländischen Westerbork und im Konzentrationslager Bergen-Belsen kennen und lieben gelernt. Ihre „Love Story“ wurde in ihrem eigenen Buch und dem gleichnamigen US-Film von Michèle Ohayon „Steal a Pencil for Me“ verewigt.

testDa die Verstorbene eine Anverwandte von Josef Weiss war und als wichtige Augenzeugin der Geschehnisse im Konzentrationslager gilt, hatte ich einen guten Kontakt zu ihr. Im 16. Kapitel meines Buches Der letzte Judenälteste von Bergen Belsen (S. 330-363) beschrieb ich unter der Überschrift „Holländische Diamanten für Bergen-Belsen” die eigentlich unglaubliche Romanze zwischen Ina und ihrem „Jaap“. Später fasste Ina ihre Liebe, ihr Familienleben sowie die Liebe zu ihre Kindern und Enkelkindern als „ihre beste Rache am Holocaust" zusammen:

.... Their love story is memorialized in the book and award winning documentary Steal a Pencil For Me. Avid New York Times reader, theatre and movie goer, Ina led a vibrant and fullfilling life till the end. She will be remembered for her extraordinary beauty and her loving spirit. She called her children, grandchildren and great grandchildren 'her best revenge against The Holocaust'....

 

Die Beerdigungsfeierlichkeiten von Catherina Polak geb. Soep fanden gestern in der Sharrei Tikvah Synagoge auf der Fox Meadow Road in Scarsdale und auf dem Mt Hope Friedhof an der Saw Mill River Road in Hastings On Hudson statt.

16.05.2014

Klezmerkonzert in Niederzissen (Eifel) am 24. Mai 2014

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Unter Klezmer Musik versteht man im modernen Hebräisch die Begriffe wie „Gefäß des Liedes“ oder auch „Musikinstrumente, Musikanten“. Als aschkenasischer Ausdruck der Volksmusiktradition des 3.000-jährigen Judentums drückt sie eine weltliche, nichtliturgische jüdische Musik aus. Diese instrumentale Stilrichtung ist im Volksmund auch als „jiddische“ Musik bekannt.

Sie orientiert sich an religiösen Traditionen, die bis in biblische Zeiten zurückreichen; ihre musikalische Ausdrucksweise entwickelte sich indessen weiter bis in die Gegenwart. Das Repertoire besteht vor allem aus Musik zur Begleitung von Hochzeiten und anderen Festen.

Meine regionalhistorische Homepage weist auch diesmal wieder gerne auf ein Klezmer-Konzert in unserer Region hin:

Am Samstag, dem 24. Mai 2014, findet um 19 Uhrin der Synagoge in Niederzissen (Mittelstraße 30) ein Klezmerkonzert des Trios VILDER HONIK „Zart und stark - Lieder von Frauen“ - statt. Es handelt sich diesmal um einen musikalischen Streifzug durch Osteuropa, bei dem es um „Klezmer und mehr“ geht. Alles wird temperamentvoll dargeboten, mit viel Esprit und schauspielerischem Talent.

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Das Trio VILDER HONIK ist das DUO WAJLU mit Roswitha Dasch (Stimme und Geige), Katharina Müther (Stimme und Akkordeon) - viele kennen sie als Dozentinnen für jiddischen Gesang -, sowie Emma Stiman aus London (Klarinette):

Schwungvoll erzählen die drei Vollblutmusikerinnen in den verschiedensten osteuropäischen Originalsprachen von selbstbewussten jungen Frauen, laden ein zu ausgelassenem Hochzeitstanz oder lassen so manche Kulinarien musikalisch auf der Zunge zergehen... Das Trio Vilder Honik bringt Klezmer, Jiddischen Tango und zart anrührende Lieder in wunderbaren mehrstimmigen Arrangements, ungewöhnlichen Instrumentierungen und schrägen Akkorden, mit einer gehörigen Portion Schmackes. Das ursprüngliche Duo Wajlu (Müther und Dasch) ist glücklich, in der Powerfrau Emma Stiman eine ideale Bereicherung als einfühlsame Begleiterin und Erschafferin wunderschöner eigener Melodien gefunden zu haben.

13.05.2014

Zum Tod von Prof. Dr. Gerald Weiss, Nestor der jüdischen Familie Weiss und Neffe des letzten Judenältesten von Bergen-Belsen

Prof. Dr. Gerald Weiss

Soeben erfuhr ich, dass vor wenigen Stunden mein väterlicher Freund und Mitarbeiter, Prof. Gerald Weiss (Forest Hills, New York), verstorben ist. Besonders in den letzten Jahren half er mir als Nestor der ursprünglich aus Flamersheim stammenden jüdischen Familie Weiss. Er war ein Neffe des berühmten letzten Judenältesten von Bergen-Belsen Josef („Jupp“) Weiss und stellte mir historisch wertvolle Dokumente mit weiterführenden Hinweisen und wichtigen Kommentaren zur Verfügung. Seine Hilfe ermöglichte mir, die Biografie des Josef Weiss und den Dokumentationsband über Bergen-Belsen zu erstellen.

Ich stellte Gerald („Jerry“) den Lesern meiner regionalhistorischen Homepage erstmals in meinen NEWS vom 5. April 2008 vor. Den berühmt gewordenen Bericht von Josef Weiss über den „Sederabend 1945 im Konzentrationslager Bergen-Belsen“ übersetzte er ins Englische, so dass ich ihn auch in meinen NEWS vom 6. April 2012 publizieren konnte.

Der Verstorbene wurde am 3. August 1922 in Köln geboren, wo seine Eltern im Stadtzentrum ein Kaufhaus besaßen, und floh mit ihnen nach dem Novemberpogrom in die USA (1939). Er studierte an der Cooper Union, legte sein Examen in Elektrotechnik (1943) ab und wurde als Mitglied der Tau Beta Pi, der Engineering-Ehrengesellschaft, aufgenommen. Als Freiwilliger diente er in der US-Army, setzte dann aber seine wissenschaftliche Karriere fort: Master- Abschluss der Harvard University (1948) und Promotion am Polytechnic Institute of Brooklyn (1959). „Jerry“ wirkte dann 33 Jahre lang als Professor für Maschinenbau (1988) und anschließend in derselben Funktion an der Cooper Union (bis 1992).

Als emeritierter Professor widmete er sich verstärkt der Genealogie der Großfamilie Weiss und der Erforschung des Holocaust. Er sammelte und übersetzte unzählige Briefe und Dokumente, die er in dem Buch From The Edge Of The Abyss veröffentlichte. Seine umfassende Erforschung der Genealogie der Familie Weiss reicht bis in das 17. Jahrhundert und dürfte ein wichtiger Aspekt der Erforschung jüdischer Familien im Rheinland sein.

In dem gerade erhaltenen Nachruf betonen die drei Kinder und seine Ehefrau Pearl, mit der er 59 Jahre lang verheiratet war, seinen Familiensinn und – was ich selber dankbar bestätigen kann: „ ... Wir haben unser wandelndes Lexikon ... verloren. Sein Gedächtnis ist unser Segen“.

Für seine trauernden Freunde und Verwandten weise ich – unter Berücksichtigung der Zeitverschiebung – auf die Beerdigung von Prof. Dr. Gerald Weiss hin:

Services: Wednesday, May 14 at 11:30 AM, Plaza Jewish Community Chapel, 630 Amsterdam Avenue at 91st Street, New York, NY
Burial: Cedar Park Cemetery, Paramus, New Jersey.

11.05.2014

Am 23. April 2014 hatte ich Internet-Links veröffentlicht, die auf Rezensionen und Anmerkungen zu meinem neuen Buch Der letzte Judenälteste von Bergen-Belsen hinweisen. Dabei wurde meist auf die Tatsache betont, dass erstmals in Deutschland die meist umstrittene Position eines „Judenältesten“ dargestellt und problematisiert wurde. Dass die 710 Seiten starke Biografie von Josef Weiss gleichzeitig als umfassende Dokumentation des Konzentrationslagers Bergen-Belsen und somit als wichtiger Beitrag zur Geschichte des Holocaust bewertet wird, ehrt den Buchautor, der sich seit Jahrzehnten ehrenamtlich mit dem Gesamtthema „Judentum“ befasst.

Der renommierte „Freiburger Rundbrief“, die vielgelesene „Zeitschrift für christlich-jüdische Begegnung“, rezensierte meine neue Publikation Der letzte Judenälteste von Bergen-Belsen als „Das besondere Buch“. Vgl. Februar-Ausgabe, Nr. 2/ 2014, S.128-130.

Meine posthume Ehrung von Josef Weiss wurde von der Berliner Rezensentin verstanden, denn sie meint zusammenfassend: Hans-Dieter Arntz hat Josef Weiss seine Würde zurückgegeben, indem er ihn, der „würdig in einer unwürdigen Umgebung“ blieb, dem Vergessen entriss.

 

Rundbrief

Rundbrief

Hans-Dieter Arntz

Der letzte Judenälteste von Bergen-Belsen
Josef Weiss – würdig in einer unwürdigen Umgebung

Rezensiert von Bettina Klix (Berlin)

 

Friedhof der Stadt Mechernich 1Lange war über die sogenannten Judenältesten in den Konzentrationslagern wenig bekannt, doch nicht selten wurden sie der Kollaboration verdächtigt. Claude Lanzmanns Dokumentarfilm „Der letzte der Ungerechten“ über den Judenältesten von Theresienstadt, Benjamin Murmelstein, und der vorliegende Titel von Hans-Dieter Arntz über den Judenältesten von Bergen-Belsen, Josef Weiss, widmen sich dem Ziel, zwei Männer, die diese Funktion innehatten, zu rehabilitieren. Die Forschungslücke beklagend, die er schließen will, schreibt Arntz:

„Claude Lanzmann drehte 1975/76 für seinen Dokumentarfilm ,Shoah’ auch in Rom und führte ein langes Gespräch mit Rabbiner Dr. Benjamin Murmelstein. Die wissenschaftliche Auswertung hätte schon damals das begründete Selbstverständnis eines Judenältesten konstatieren können. Aber das wurde leider unterlassen.“

Der vollständige Artikel kann unter folgendem Link abgerufen werden:

08.05.2014

„Es gibt hier keine Kinder!“ Zeichnerische Erinnerungen an Auschwitz, Groß-Rosen und Buchenwald

Friedhof der Stadt Mechernich 1Zu einer kleinen, aber dennoch nicht minder aussagestarken Ausstellung lädt das NS-Dokumentationszentrums der Stadt Köln - in Zusammenarbeit mit Dr. Jörn Wendland, Markus Thulin und der Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora - ein. Sie befindet sich im „Gewölbe des NS-Dokumentationszentrum“ und läuft von Mai bis August 2014. Die offizielle Eröffnung in Anwesenheit von Oberbürgermeister Jürgen Roters ist am Donnerstag, dem 8. Mai.

Ergänzend zu den vielen Ausstellungen des NSDOC  handelt es sich jetzt um eine ganz spezielle Veranstaltung, in der anhand von 79 Kinderzeichnungen die Erinnerungen an die Judenverfolgung festgehalten wurden. Die Mutter des damals 15-jährigen Thomas Geve starb in Auschwitz, während der junge Zeichner wie durch ein Wunder nicht nur Auschwitz überlebte, sondern im Januar 1945 auch den Transport im offenen Güterwagen nach Groß-Rosen und später nach Buchenwald.

In diesem Konzentrationslager wurde Thomas befreit. Zu diesem Zeitpunkt war der jüdische Junge, der in Berlin aufwuchs, schon lange auf sich allein gestellt. Kurz vor Beginn des Zweiten Weltkrieges emigrierte der Vater nach England, konnte die Familie jedoch nicht mehr nachholen. Den Tod der Mutter erlebte er in Auschwitz mit.

Die Erinnerungen an diese Zeit hat Thomas Geve in 79 Zeichnungen festgehalten. Seit 1985 befinden sich seine Bilder in der Gedenkstätte Yad Vashem in Jerusalem. Thomas Geve lebt heute in Haifa, Israel.

05.05.2014

Israelische Pädagogen im „Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland“

Mit der Kapitulation der deutschen Wehrmacht am 8. Mai 1945 endete der 2. Weltkrieg in Europa und all das Schreckliche, was wir unter dem vom Nationalsozialismus initiierten Holocaust verstehen. In welchem Zusammenhang dies heutzutage mit der Geschichte „Deutschland seit 1945“ dargestellt wird, wollten 15 israelische Historiker und Geschichtslehrer wissen, die mich neulich besuchten.


Friedhof der Stadt Mechernich 1 Friedhof der Stadt Mechernich 1

 

Ich hatte die Ehre, sie durch die Dauerausstellung „Unsere Geschichte. Deutschland seit 1945“ im „Haus der Geschichte“, Bonn, Willy-Brandt-Allee 14, zu führen. Der Rundgang auf 4.000 qm präsentierte die deutsche Zeitgeschichte „mit individuellen Perspektiven und im internationalen Kontext“. Nicht nur der Wunsch, die Leser meiner regionalhistorischen Homepage auf das wichtige Museum in der „Bonner Museumsmeile“ hinzuweisen, sondern auch der schriftliche Dank eines israelischen Gastes, der mir zwei seiner Fotos zustellte, ist es, auf etwas Wichtiges hinzuweisen:

.... Für uns Juden war es wichtig, einmal selber zu sehen, wie Deutsche ihre eigene Geschichte dokumentieren und darstellen. Auch wenn es hauptsächlich um die deutsche Historie von 1945 bis zur Gegenwart ging, so war für mich doch beeindruckend, dass Ihr Neubeginn den Holocaust berücksichtigt und ihn ganz bewusst an den Anfang der Ausstellung stellt. Die im April 1945 gemachten Filmaufnahmen in Bergen-Belsen und die schrecklichen Aussagen der Bewacher und SS-Leute tönen jetzt noch in meinen Ohren... Vielen Dank, dass Sie uns die Möglichkeit gaben, dies festzustellen...

01.05.2014

Foto-Ausstellung „Dem Leben hinterher – Fluchtorte jüdischer Verfolgter“ jetzt auch in Euskirchen (29. April bis 13. Mai 2014)

Die viel beachtete Foto-Ausstellung „Dem Leben hinterher – Fluchtorte jüdischer Verfolgter“ kann bis zum 13. Mai nun auch in der Kreisverwaltung in Euskirchen besucht werden. Die Wanderausstellung, die sich als „fotografische Spurensuche“ versteht, zeigt ehemalige Verstecke untergetauchter Juden in Berlin und Umgebung in der Zeit des Dritten Reiches.

 

Verfolgern

 

Die oft alltäglich und offenbar harmlos wirkenden Fotos stammten von den Fotografinnen Sibylle Baier und Daniela Friebel. Aber erst die begleitenden Texte bewegten wegen der beklemmenden Geschichten von einem jüdischen Leben auf der Flucht vor dem nationalsozialistischen Terror.

Auf Anregung von Inge Deutschkron konnten das Berliner Museum Blindenwerkstatt Otto Weidt und der Förderverein Blindes Vertrauen e.V. diese Fotoausstellung realisieren. Die deutsch-israelischen Autorin hatte während des 2. Weltkrieges in der Blindenwerkstatt gearbeitet und wurde dort vor der Deportation bewahrt. Die bei der Eröffnung in der Kreisverwaltung anwesende, sich selbst als „Volljüdin“ vorstellende Faye Cukier aus Köln berichtete lebhaft über ihr eigenes Schicksal und trug so wesentlich zum Verständnis der Ausstellung bei.

Um der sehenswerten Veranstaltung auch einen kleinen regionalen Charakter zu verleihen, gedachten die Euskirchener Veranstalter auch des Kirchheimer Pfarrers Joseph Emonds und des Künstlers Otto Pankok, an deren Anerkennung als „Gerechte unter den Völkern“ durch Yad Vashem (4. August 2013) auch ich beteiligt war. Die posthume Ehrung dieser beiden Lebensretter wird demnächst in der israelischen Botschaft in Berlin stattfinden.

30.04.2014

Während ich in meinen letzten NEWS vom 26. April 2014 auf Aktivitäten betagter Musiker in Euskirchen hinwies, die auf ihre Art in einer „Zeitreise in die Goldenen Zwanziger“ an kulturelle Leistungen jüdischer Künstler erinnern, möchte ich heute auf das Engagement von einhundert 6-10jährigen Grundschülern aus Sinzenich (bei Zülpich) hinweisen.

 

Friedhof der Stadt Mechernich 1 Friedhof der Stadt Mechernich 1

 

Anfang April hatte ich die Möglichkeit, in der katholischen Grundschule von Sinzenich über zwei ehemalige Schülerinnen zu berichten, die heute verheiratet in den USA leben. Es handelte sich um Ruth (* 1927) und Ilse (* 1924) Scheuer, die jüdischen „Scheuer-Mädchen“, deren Schicksal schon mehrfach auf meiner regionalhistorischen Homepage dargestellt wurde. Sie hatten Westerbork, Theresienstadt und Auschwitz überlebt und 1946 Europa verlassen. Ihnen wollten nun die Sinzenicher Grundschüler eine Freude bereiten, indem sie ihnen je 1 Foto von dem früheren und jetzigen Schulgebäude sowie viele Glückwünsche zum Geburtstag zukommen ließen.

 

Scheuer

 

Es gelang mir recht schnell, das Lehrerkollegium und die engagierte Schulleiterin Gudula Gerick für die ehemaligen Schülerinnen zu interessieren, so dass mit deren Unterstützung etwa 100 Schüler/innen der Klassen 1-4 Glückwünsche zum 90. Geburtstag von Ilse Nathan und zum 87. Geburtstag von Ruth Siegler nach Alabama schickten. Auf den Bildern sind Kuchen mit Kerzen und – wegen der Osterzeit – unbeschwert fröhliche Osterhasen zu sehen. Alle 100 Sinzenicher Grundschüler hatten den in den USA lebenden Jüdinnen „Herzliche Glückwünsche“, „Alles Gute und Liebe“ und „ Sonnige Grüße aus dem frühlingshaften Sinzenich“ geschickt.

 

Friedhof der Stadt Mechernich 1

 

Der vollständige Text mit weiteren Bildern kann unter folgendem Link abgerufen werden.

26.04.2014

Euskirchener „Salon-Ensemble“ Beda erinnert an viele jüdische Namen in der Unterhaltungsmusik

Fritz Löhner-Beda

Morgen, am 27. April 2014, wird das „Salon-Ensemble“ Beda wie bereits im letzten Januar zu einer „Zeitreise in die Goldenen Zwanziger“ in seinen "Salon bei Café Kramer" (Bahnhofstraße, Euskirchen) einladen und eine vertraute Musik zur Vorführung bringen. Sie ist uns vom Fernsehen her in perfekter Form durch Max Raabe mit sein Palast-Orchester ein Begriff. Nicht nur ältere, sondern seit der Wiederentdeckung der Comedian Harmonists auch jüngere Zuhörer haben Gefallen an dem musikalischen und lyrisch-historischen Programm.

Dass viele Komponisten und Sänger dieser Unterhaltungsmusik aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts Juden waren, betonte Robert Cramer aus Euskirchen-Schweinheim, der mich über die Aktivitäten seines im Jahre 2007 gegründeten Ensembles informierte. Die Lokalteile der Kölnischen Rundschau (3.März 2011) und des Kölner Stadt-Anzeigers (16. Mai 2013) stellten bereits dem Zeitungsleser die schon etwas betagten, aber sehr engagierten Musiker vor.

Das Ensemble, das je nach Veranstaltung als Oktett und als Trio auftritt, benannte sich nach dem begabten und vielseitigen Wiener Textdichter der Salonmusik, Fritz Löhner-Beda. Von ihm stammen Texte wie z. B. „Ausgerechnet Bananen“, „Was machst du mit dem Knie, lieber Hans“ und „Oh, Donna Clara!“ Nach dem „ Anschluss“ 1938 wurde Fritz Löhner-Beda nach Buchenwald verschleppt – wo er noch das erschütternde „Buchenwald-Lied“ schrieb (vgl. Text) –, ehe er dann 1942 in Auschwitz ermordet wurde.

 

Salonorchester

 

Auch ich weise gerne – wegen des Bezugs zum Judentum und der Zielsetzung meiner regionalhistorischen Homepage - auf mitgeteilte Details hin:

Wir wollen unser Publikum nicht nur mit der Musik der Chansons und Schlager jener untergegangenen großen deutschen Kulturepoche unterhalten und erfreuen, sondern die Blicke eigens auf die oft genialen Texte jener „Ohrwürmer“ richten, ihren Zeithintergrund beleuchten und nicht zuletzt an die Autoren und Komponisten erinnern, wozu wir auch aus Lyrik und Prosa der Zeit vorlesen.

Diese Kombination ist keine leichte Aufgabe. Vielleicht 80 % der Urheber und Aufführenden bis 1933 waren Juden. Sie alle wurden aus Deutschland vertrieben oder umgebracht und aus der Erinnerung gelöscht. Wie lässt sich hier beides vereinen – Unterhaltung und Erinnerung?

Mittlerweile sind neun Musikerinnen und Musiker im Ensemble aktiv (Violinen, Klavier, Cello, Akkordeon, Klarinette, Tuba, Tenor und Sopran und seit kurzem auch ein Vorleser. Außer zwei pensionierten Berufsmusikern sind alle anderen ambitionierte Hobbymusiker. Sie haben sich schon immer mit klassischer Musik befasst und sind erst spät zur Salonmusik gekommen. Eine reiche einschlägige Notensammlung im Besitz Robert Cramers, des Initiators und Organisators des Ensembles, spielte dabei eine besondere Rolle. Es traf sich ferner, dass unser Vorleser ein Ur-ur-ur-urenkel Moses Mendelssohns ist und eine kleine Spezialbibliothek zum deutschen Judentum besitzt.

23.04.2014

Hiermit weist der Helios Verlag Aachen auf seinen Autor Hans-Dieter Arntz und sein neuestes Buch Der letzte Judenälteste von Bergen-Belsen. Josef Weiss - würdig in einer unwürdigen Umgebung sowie auf die Straßenbenennung und Enthüllung einer Gedenktafel am 16. Mai 2013 in FLAMERSHEIM hin:

 

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Hans-Dieter Arntz

Belsen-Dokumentation und Weiss-Biografie

 

RADIOSENDUNG (WDR) "Zeitzeichen": „16. Mai 1893: Das Leben des Josef Weiss“:

http://medien.wdr.de/radio/zeitzeichen/WDR5_Zeitzeichen_20130516_0920.mp3

English information: http://mp3skull.com/mp3/wdr_3_wdr_5_zeitzeichen_16_mai_1893_der_geburtstag_des_holocaust_zeitzeugen_josef_weiss.html

 

YouTube (31-minütiger Film):Der letzte Judenälteste von Bergen-Belsen – Die posthume Ehrung von JOSEF WEISS am 16. Mai 2013:

http://www.youtube.com/watch?v=8RfdjybDBPU&feature=youtu.be

 

Jüdische Allgemeine v. 02.01.2014: Der Letzte der Gerechten - Wie sich Josef Weiss als »Judenältester« in Bergen-Belsen seine Integrität bewahrte:

http://www.juedische-allgemeine.de/article/view/id/17958  bzw. http://www.hans-dieter-arntz.de/der_letzte_der_gerechten.html

 

Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) vom 01.07.2013: Gefährlicher Balanceakt - Judenältester Josef Weiss:

http://www.faz.net/frankfurter-allgemeine-zeitung/politik/politische-buecher/hans-dieter-arntz-der-letzte-judenaelteste-von-bergen-belsen-gefaehrlicher-balanceakt-12265962.html

 

Bonner General-Anzeiger vom 16. Mai 2013: Ich war zu Tränen gerührt:

http://www.general-anzeiger-bonn.de/region/Hans-Dieter-Arntz-schrieb-ueber-einen-Helden-aus-Flamersheim-article1050914.html

 

Kölnische Rundschau vom 24. Oktober 2012: Hans-Dieter Arntz – ein unbestechlicher Spurensucher:

http://www.rundschau-online.de/euskirchen/hans-dieter-arntz-ein-unbestechlicher-spurensucher,15185862,20695972.html

 

Die weitere Auflistung kann mit folgendem Link abgerufen werden:

20.04.2014

.... Am 14. April wurde auch in der jüdischen Gemeinde Kölns der traditionelle Sederabend gefeiert, der dem Pilgerfest Pessach vorausgeht. Pessach, das erste der drei Pilgerfeste, fällt in den jüdischen Frühlingsmonat Nisan. Es ist die Zeit der ersten Gerstenernte in Israel. Die Bedeutung dieses großen Festes liegt in der Erinnerung an den Auszug der Israeliten aus Ägypten, mit dem sie als Volk in die Geschichte eintreten....

Zur Kölner Synagogengemeinde in Roonstraße gehörte einst auch der aus Flamersheim stammende Josef Weiss (Jupp Weiss), der als verdienstvoller „Letzter Judenältester von Bergen-Belsen“ bekannt wurde. Ein Film bei YouTube erinnert inzwischen an die Benennung einer Straße nach ihm.

Nicht nur in einigen Artikeln auf meiner Homepage, sondern auch in meinen NEWS vom 22. April 2011 oder vom 6. April 2012 wies ich bereits auf die Bedeutung des jüdischen Pessachfestes und den inzwischen berühmt gewordenen Text von Josef Weiss aus Flamersheim hin: „Sederabend 1945 in Bergen-Belsen“.

Kölner SynagogeDie Angehörigen des charismatischen Judenältesten von Bergen-Belsen hatten mir vor Jahrzehnten den handgeschriebenen Text „Seder 1945“ zur Verfügung gestellt, den ich 1983 in meinem Buch Judaica - Juden in der Voreifel (S. 441/42) erstmals publizierte. Seitdem wurde er nicht nur in mehrere Sprachen übersetzt, sondern zählt inzwischen auch als Lesung zum Bestandteil vieler Sederfeiern. Er ist meiner Meinung nach ein bedeutendes Zeugnis von Religiosität.

Die Übersetzung seines Textes „Seder 1945 in Bergen-Belsen“ gibt es inzwischen auch schon in Hebrew sowie in Italienisch und Englisch. Der gesamte deutsche Text kann auch in meiner Dokumentation und Biographie über Jupp Weiss „Der letzte Judenälteste von Bergen-Belsen“ nachgelesen werden (S. 446-448):

 

Sederabend 1

 

Der vollständige Sedertext kann unter folgendem Link abgerufen werden:

16.04.2014

Der Völkermord an 5,6 bis 6,3 Millionen Juden als Folge des vom NS-Regime propagierten Antisemitismus, zielte auf die vollständige Vernichtung der europäischen Juden und wurde von 1941 bis 1945 systematisch, ab 1942 auch mit industriellen Methoden durchgeführt....

Vogelsang.... Der Erforschung dessen, was tatsächlich an Ungeheuerlichem geschah, stehen weiterhin dringende Fragen gegenüber: Wie konnte es zum Holocaust kommen? Wer waren die Menschen, die zur Shoa beitrugen und mitwirkten? ......

..... Die NS-Ordensburg Vogelsang war wohl eine der bedeutendsten Ausbildungsstätten für Parteifunktionäre der NSDAP. Das Standardwerk Ordensburg Vogelsang 1934-1945 Erziehung zur politischen Führung im Dritten Reich, das in bisher 6 großen Auflagen seit dem Jahre 1986 Verbreitung fand, konzentriert sich auf die Ausrichtung der künftigen „Führeranwärter“ bzw. „Ordensjunker“ und deren Erziehung zur politischen Führung im Dritten Reich. Weiterhin ist wohl diese Dokumentation immer noch das einzige Werk, das die Historie sowie auch die Methodik und Didaktik der NS-Ordensburgen im Dritten Reich in einer Gesamtdarstellung aufzeigt....

Friedhof der Stadt Mechernich 2..... Nachdem ich in längst vergessenen Archiven der ehemaligen DDR wichtige Details finden konnte, auf die ich schon vor Jahren hingewiesen habe, interessieren mich jetzt russische Unterlagen, die ich wegen fehlender Übersetzungsmöglichkeiten bisher vernachlässigt habe. Daher möchte ich ein Beispiel nennen, das mich zu einem weiteren „Vogelsang“-Junker führt, der – sehr wahrscheinlich (!!) – derjenige ist, um den es in einem russischen Artikel aus dem Jahre 1942 geht. Für den - noch nicht direkt nachgewiesenen - Fall, dass es sich tatsächlich um denselben „Junker Friedrich Neugebauer“ handelt, soll die Präsenz eines „Vogelsang“-Absolventen im Raum Minsk nachgewiesen werden, der als ehemaliger Pädagoge mit der ideologischen Leitung der „politischen und kulturellen Verwaltung des Reichskommissariat Ostland“ in Minsk beauftragt worden war.....

 

Russischer Text

.... In diesem Zusammenhang ist folgende Veröffentlichung in der September/Oktober-Ausgabe 1942 einer russischen Lehrerzeitung erwähnenswert. Sie erschien im Jahre 1942 in Wilna, der heutigen Hauptstadt von Litauen, und zwar in einem pädagogischen Journal der von den Deutschen reglementierten „Schulaufsicht“. In einem Artikel wird Friedrich Neugebauer als „Leiter der kulturellen und politischen Abteilung“ erwähnt. Hier handelt es sich sehr wahrscheinlich um diesen sehr engagierten „Junker“ von der Ordensburg Vogelsang.

Ich interessiere mich deswegen für informierende Hinweise der Leser meiner Homerpage, weil der russische Artikel den Eindruck erweckt, als ob in einer „sehr schlimmen Zeit“ tatsächlich ein führender Mitarbeiter des „Reichsministeriums für die besetzten Ostgebiete“, Stab Rosenberg, das Schulwesen des besetzten Gebietes kontrollierte.....

Besonders vom pädagogischen und historischen Standpunkt her ist folgender, äußerst harmloser Artikel, der im Herbst 1942 - in einer Lehrerzeitung erschien, interessant. Er musste natürlich durch die deutsche Zensur laufen. Die sicher nicht fehlerfreie Übersetzung lautet:

Besuch der Leitung der politischen und kulturellen Verwaltung des Reichskommissariat Ostland in Minsk


Journal-Ausgabe : Minsk, September bis Oktober 1942

Im August dieses Jahres 1942 besuchte Herr Neugebauer, der Mitglied des Führungsstabes der politischen und kulturellen Verwaltung des Reichskommissariat Ostland, die Stadt Minsk. Herr Neugebauer, in Begleitung des Leiters der politischen und kulturellen Abteilung des Generalkommissariats von Weissrussland, Herrn Yurda, suchte die Verwaltung und Aufsicht auf des Schul- und Bildungswesens......


Der vollständige Artikel kann durch folgenden Link abgerufen werden:

13.04.2014

Dokumentation zum jüdischen Friedhof in Dierdorf (bei Neuwied)

Haus des Lebens

Mit dem 2. Band zum jüdischen Friedhof in Dierdorf vervollständigt Michael Meyer seine bisherigen Forschungen. Unterstützt von dem Münchener Historiker Gerd Friedt entstand der 2. Teil einer Dokumentation, die auf knapp 300 Seiten und illustriert durch 370 Fotos ein wichtiger Beitrag zur Geschichte des Judentums im Raum Neuwied (Rheinland-Pfalz) ist.

Erstmals konnten sämtliche Grabsteine zugeordnet und die hebräischen Inschriften transkribiert werden. Gleichfalls wurden sämtliche Steine vermessen und alle Beschädigungen, Gefährdungen und Besonderheiten schriftlich und fotografisch dokumentiert. Mehrere ausführliche Register erleichtern dabei die Personensuche. Mit folgenden Quellen der Personenstandsregister von Dierdorf wurde gearbeitet:

Für die Zeit 1828 bis 1847: Personenstandsregister der Juden in Dierdorf, Puderbach und Niederwambach (Bestand 656,196 Landeshauptarchiv Koblenz)

Für die Zeit 1848 bis 1874: Personenstandsregister der Juden in Dierdorf der Kreisgerichtskommission Dierdorf (Bestand 600, 007 Landeshauptarchiv Koblenz)

Für die Zeit ab 1874: Personenstandsregister des Standesamtes Dierdorf (VG-Archiv Dierdorf)
Schon früher hatte Michael Meyer Wichtiges zum jüdischem Leben in der kleinen Kreisstadt und zur jüdischen Gemeinde Dierdorf, der Vertreibung und Deportation publiziert. Daher sollte der heimatkundlichen Studie Aufmerksamkeit gewidmet werden.

LESEPROBE:

Michael Meyer: Haus des Lebens. Der jüdische Friedhof in Dierdorf. Druck und Verlag: epubli GmbH (Print-on-Demand), Berlin 2014, 292 Seiten, Softcover, ISBN 978-3-8442-8265-8

09.04.2014

Hinweistafeln auf den 4 jüdischen Friedhöfen der Stadt Mechernich

Unter der Überschrift „Hinweistafeln an jüdischen Friedhöfen aufgestellt“ wies vor einigen Tagen die lesenswerte Homepage der Stadt Mechernich auf einen wichtigen Aspekt der Lokalhistorie hin: Zeugnisse jüdischer Geschichte wurden in Mechernich, Kommern , Bleibuir und Harzheim Schrifttafeln aufgestellt, die an die ehemals in der Region verstorbenen jüdischen Mitbürger erinnern. Dankenswerterweise fehlt auch nicht ein Hinweis in Harzheim, wo keine Epitaphe mehr vorhanden sind, da die Fläche bis 1982 landwirtschaftlich genutzt wurde. Erst im Rahmen einer Flurbereinigung wurde die einstige Fläche des kleinen Friedhofs wieder entdeckt und im Rahmen der Möglichkeiten instand gesetzt. Die neue Hinweistafel informiert auf diesen Sachverhalt.

Die Thematik der kleinen Friedhöfe auf dem Lande hatte ich vor einigen Jahren schon einmal auf meiner regionalhistorischen Homepage angesprochen. Vgl.: Erinnerung an die Juden von Bleibuir: Gedanken über ehemalige jüdische Gemeinden auf dem Lande und deren Friedhöfe. Auch ein kleiner Fernsehfilm berücksichtigte im Jahr 2008 die im Wald entdeckten jüdischen Epitaphe dieser ehemaligen Judengemeinde. Und Dieter Peters aus Aachen, der verdienstvolle Friedhofsbeauftragte des Landesverbandes der Jüdischen Gemeinden von Nordrhein, überließ mir eine diesbezügliche Darstellung der nur noch 7 erhaltenen jüdischen Grabsteine. Zwei meiner Fotos sollen einen Eindruck vom jüdischen Friedhof in Mechernich vermitteln.

 

Friedhof der Stadt Mechernich 1 Friedhof der Stadt Mechernich 2

 

Wörtlich heißt es u.a. in der oben genannten Mitteilung der Stadt Mechernich:

.... Hinweistafeln wur­den kürzlich an den vier jüdischen Friedhöfen in Mechernich, Kom­mern, Bleibuir und Harzheim auf­gestellt. Dank einer Initiative von Bürgermeister Dr. Hans-Peter Schick erfahren Besucher nun et­was zur Geschichte des jeweiligen Friedhofes und über die ehemali­gen jüdischen Mitbürger, die dort ihre letzte Ruhestätte gefunden haben.

An der Formulierung der Texte wirkten neben den Ortsvorstehern der Euskirchener Historiker Hans- Dieter Arntz und der Aachener Heimatforscher Dieter Peters mit. Über ein großes Hintergrundwis­sen zur jüdischen Vergangenheit von Bleibuir verfügt auch Ortsvor­steher Franz Josef Hahn, der eben­falls wissenswerte Details beisteu­erte. Während sich der Mechernicher Friedrich Hunsicker unbürokra­tisch um die Herstellung der Holz­gestelle und das Drucken der Schrifttafeln kümmerte, nahmen dann die Ortsvorsteher Günther Schulz (Mechernich), Franz-Josef Hahn (Bleibuir), Johannes Ley (Kommern) und Petra Schneider (Harzheim) mit tatkräftiger Unter­stützung des Mechernicher Bau­hofes die Aufstellung der Tafeln in die Hand....

06.04.2014

Was war, wird sein

Abrissarbeiten 1

Im Jahrbuch 2014 des Kreises Euskirchen findet man meinen Artikel über die Ausgrabungsarbeiten am ehemaligen Rüdesheimer Stadttor und die baulichen Veränderungen am Euskirchener „Viehplätzchen“. Entsprechendes Fotomaterial und Hinweise auf dessen Historie publizierte ich schon früher auf meiner regionalhistorischen Homepage. Hiermit wollte ich auch auf die Anfänge des Judentums in Euskirchen hinweisen.

Die zum „Viehplätzchen“ führende Bischofstraße hieß nämlich bis 1829 „Judengasse“ und diente nach der Stadtgründung Euskirchens den Juden zur ausschließlichen Ansiedlung am Rüdesheimer Tor. Hier befindet sich noch heute eine Tränke, die für die jüdischen Viehhändler eine besondere Standortpräferenz darstellte und auch als öffentlicher Brunnen ein sozialer Treffpunkt der Bevölkerung war. Judengasse, Viehplätzchen und das Rüdesheimer Stadttor, an dem die einzige aus der Eifel führende Landstraße endete, bildeten somit eine wirtschaftliche, strukturelle und soziale Einheit.

Abrissarbeiten laden meist zu Graffitis und Wandmalereien ein, wogegen eigentlich nichts einzuwenden ist, wenn sie nicht diskriminierenden oder gar rassistischen Inhalt haben. Zu diesem Thema hatte ich mich aber auch schon geäußert (vgl. meine zusammenfassende NEWS vom 23.04.2013)

Aber manchmal regen Graffitis zum Nachdenken an. Als ich im Juli 2013 die Reste der an der Stadtmauer gelegenen Anbauten fotografierte, fiel mir eine Wandmalerei mit dem Satz auf: „Was war wird sein“.

Abrissarbeiten 2Statt zum meist obligatorischen Protest gegen Schmierereien wird jetzt eventuell der Passant zum Nachdenken angeregt. Hat der Aktivist vielleicht an die Ursprünge des Judentums gedacht oder an den kurz zuvor noch ausgegrabenen Luftschutzbunker mit der Wandinschrift „für 20 Personen“ (vgl. meine NEWS vom 28.04.2012).

Oder wollte er gar gymnasial initiierte Assoziationen zum Schiller`schen Zitat „Das Alte stürzt, es ändert sich die Zeit, und neues Leben blüht aus den Ruinen“ los werden? Hatte er Spaß an dieser exemplarischen Gedankenlyrik? Oder handelt es sich nur um den künstlerischen Beitrag eines begeisterten Radfahrers, dem später von einem anderen der fast philosophisch wirkende Vermerk beigefügt wurde? Oder drückt der Satz, der mir an der hässlichen Ruine auffiel, einfach nur die Freude am Malen aus?
Was hätten Sie denn gedacht?

03.04.2014

Die Kölner Polizei im Nationalsozialismus – Eine Ausstellung des NS-Dokumentationszentrums v. 8. April bis 3. August 2014

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Die Sonderausstellung Die Kölner Polizei im Nationalsozialismus ist eine gemeinsame Ausstellung des NS-Dokumentationszentrums und des Polizeipräsidiums Köln und hinterfragt mit historischen Mitteln, ob damals die Polizei nur „Diener des Volkes" und Freund und Helfer" war. Tatsächlich muss dieses idyllische Bild stark in Zweifel gestellt werden. Vielmehr zeigt sie anhand unzähliger Exponate und Dokumente auf, wie weit und bereitwillig sich die Kölner Schutz- und Kriminalpolizei an der Politik des Nazi-Terrors beteiligten. Und sie führt vor Augen, was das Leitbild vom „Diener des Volkes" für jene bedeutete, die nicht der „Volksgemeinschaft" zuge­rechnet wurden: Überwachung, Ausgrenzung, Verfolgung, Mord. Als Beispiel möchte ich auf meinen bereits im Jahre 1982 verfassten Artikel über die Kölner Juden im Ghetto von Riga hinweisen.

Der Besucher kann Einblick in Unterlagen und Vorschriften der NS-Zeit nehmen und somit selber die Arbeitsweise der Kölner Polizei im NS-Staat an konkreten Fällen nachvollziehen, Interessantes und Erschreckendes selbst entdecken. Wörtlich heißt es in der Einladung:

testDie Ausstellungsarchitektur erinnert an riesige Papp­kartons und verschachtelte Büroschränke - in Anleh­nung an die Aufbewahrungsorte der Dokumente, die lange nach dem NS-Regime im Keller des Kölner Poli­zeipräsidiums gefunden wurden. Die Besucherinnen und Besucher begeben sich damit auf einen Weg, den bereits Ende den 1990-er-Jahre Historiker, Polizis­ten, Journalisten und interessierte Kölner betreten haben, um die damals noch unbekannte NS-Vergangenheit der Kölner Polizei zu erforschen.

Allmählich setzt sich ein neues Bild von der Rolle der Polizei im NS-Staat zusammen: Wie der einzelne Be­amte in das neue Regime eingebunden wurde, wie der Dienstalltag aussah, wie Polizisten ausgebildet wurden, welche Aufgaben sie übernehmen mussten. Deutlich wird, wie eng Schutz- und Kriminalpolizei mit der Gestapo zusammenarbeiteten, welches Ver­hältnis sie zu SA und SS hatten. Und es werden die Verbrechen der Polizei vor Augen geführt: Die Schutz­polizei begleitete Transporte in die Konzentrations­lager; die Kriminalpolizei verfolgte Sinti und Roma, Homosexuelle oder »Asoziale«. Und in den Polizeibataillonen beteiligten sich Kölner Polizisten während des Zweiten Weltkrieges an Mordaktionen in den besetzten Gebieten...

29.03.2014

Verfolgung und Fluchthilfe – Einladung zum Symposium über „Schlepperei“ und Fluchthilfe in Wien

Als große Ehre empfand ich die persönliche Einladung der Österreichischen Gesellschaft für Exilforschung (öge) in Wien, im kommenden Herbst als Referent und Diskussionsteilnehmer am „Symposium über Schlepperei und Fluchthilfe“ teilzunehmen.

Hans-Dieter Arntz

Hans-Dieter Arntz

Mein im Jahre 1990 erschienener Dokumentationsband Judenverfolgung und Fluchthilfe im deutsch-belgischen Grenzgebiet soll ein Beitrag zum gewählten Gesamtthema „Schleppen, schleusen, helfen. Flucht zwischen Rettung und Ausbeutung“ sein.

Das Grundkonzept der internationalen Veranstaltung und die wissenschaftliche Gesamtkoordination liegt in den Händen von Dr. Gabriele Anderl und deren Organisationsteam mit Dr. Edda Engelke und Mag. Simon Usaty.

Als Beirat fungiert – unterstützt in Kooperation mit wissenschaftsnahen Institutionen:

ao. Univ.-Prof. Dr. Thomas Albrich, Elias Bierdel, Dr. Espérance-François Bulayumi, Mag. Julia Edthofer, ao. Univ.-Prof. Dr. Fritz Hausjell, Dr. Edith Hessenberger, Dr. Konstantin Kaiser, MMag. Michael Kasper, Dr. Stefan Keller, René Korotin, Dr. Herbert Langthaler, Dr. Hanno Loewy, Dr. Irene Messinger, ao. Univ.-Prof. Dr. Christoph Reinprecht sowie Univ.-Prof. Dr. Sieglinde Rosenberger.

Die geplante interdisziplinäre Tagung soll sich mit den Themen Fluchthilfe und „Schlepperei” in Vergangenheit und Gegenwart beschäftigen, wobei der Fokus auf der Zeit nach 1933 liegen wird. Der Rettung von Menschen, die während der NS-Zeit aus rassistischen und bzw. politischen Gründen verfolgt wurden und ihr Leben durch unerlaubtes Überwinden von Grenzen retten konnten - sowie der Bedeutung des Phänomens in der Gegenwart und dem gesellschaftspolitischen Umgang damit - soll besondere Aufmerksamkeit geschenkt werden.

27.03.2014

Westfalenpost

Letztes Schlupfloch

Der vollständige Artikel der Westfalenpost (WAZ) vom 5. März 2014 kann unter folgendem Link abgerufen werden:

24.03.2014

Alfred ApfelIn meinen NEWS vom 21. März 2014 wies ich bereits auf den in Singen lebenden Forscher Heinrich Schwing hin, der zurzeit damit befasst ist, die Biographie des jüdischen Strafverteidigers Dr. Alfred Apfel (1882-1941) zu verfassen. Auf meinen Wunsch hin berücksichtigte er den Bezug zu meiner regionalhistorischen Homepage und überließ mir die Genealogie der aus Münstereifel stammenden jüdischen Familie Apfel.

WIKIPEDIA hebt die Leistungen des engagierten Juristen Alfred Apfel folgendermaßen hervor:

... Als Strafverteidiger in vielen auch politischen Prozessen verteidigte er unter anderem Carl von Ossietzky.... Alfred Apfel erwarb sich neben seiner Bedeutung für die Entwicklung und Kultur der Strafverteidigung in der Weimarer Republik auch einen Ruf als Verteidiger der Republik, indem er gerade diejenigen Journalisten und Liberalen vertrat, die ihre demokratischen Rechte der freien Meinungsäußerung und der freien Berichterstattung wahrgenommen und dabei mit Staatsinteressen in Konflikt geraten waren. Bei der Verteidigung von Ossietzkys im sogenannten Weltbühne-Prozess, einer Landesverratssache, trat er gemeinsam mit den ebenfalls berühmten Kollegen Rudolf Olden, Kurt Rosenfeld und Max Alsberg auf. Zugleich förderte seine Mitarbeit gerade auch wegen seines Bekanntheitsgrades den organisierten Zionismus in Deutschland, den viele etablierte deutsche Juden lange als bloßes Hilfsprojekt für zaristisch verfolgte Ostjuden angesehen hatten...

 Alice Apfel


Die schillernde Familiengeschichte kann natürlich an dieser Stelle nicht vollständig dargestellt werden, aber – ergänzend zu anderen Hinweisen in meinen NEWS vom 21. März 2014, nach denen besondere Beziehungen zu Heinrich Heine und Walter Benjamin sowie Engelbert Humperdinck bestanden -, kann auf Alice, Alfred Apfels zweiter Frau (* 1905) hingewiesen werden, deren Freundeskreis recht illuster war. Biograph Heinrich Schwing teilte mir hierzu persönlich mit:

Sie war eine Freundin bekannter Männer. Gut befreundet mit dem Dichter Max Herrmann-Neiße, mit dem sie in Berlin „um die Häuser zog". In der Zeit von 1929 bis 1931 war die Geliebte des französischen Dichters Paul Éluard. Zu ihrem großen Bekanntenkreis zählten André Breton, René Char und Man Ray. Die Fotos, die er von ihr machte, habe befinden sich in meinem Archiv. Alice war auch noch die „beste Freundin" von Mopsa, der Tochter des Dramatikers Carl Sternheim. Mit Gottfried Benn zusammen war sie die Trauzeugin bei deren Hochzeit mit dem Abenteurer Rudolph Carl von Ripper...


Der vollständige Artikel von Heinrich Schwing kann unter folgendem Link abgerufen werden:

21.03.2014

Der renommierte jüdische Rechtsanwalt Dr. Alfred Apfel (1882-1941) und seine aus Münstereifel stammende Familie

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Ein Foto in dem kleinen Band „Bad Münstereifel in alten Ansichten“ von Joseph Matthias Ohlert (Zaltbommel/Niederlande 1979, S.35) zeigt in der Mitte das im Jahre 1644 von einem moselländischen Zimmerer erbaute „Windeckhaus“ auf der Orchheimer Straße.

Seinen Namen hat es von der Familie des Hofrats Windeck, die es im 18. Jahrhundert bewohnte. Im Jahre 2012 wurde das historische Gebäude als Kulturdenkmal durch eine Sondermarke der Deutschen Bundespost verewigt. Vgl. hierzu meine NEWS vom 6. Mai 2012.

Am Ende des 19. Jahrhunderts war es im Besitz der jüdischen Familie Apfel - daher auch die rheinische Bezeichnung“ Appels Huus“. Hier und später in dem linken Nachbarhaus lebte auch die Familie des jüdischen Stadtverordneten Josef Apfel, der von 1919 bis zum 18. Februar 1926 der „Marktkommission“ und somit der Stadtverordnetenversammlung angehörte, aber nie der erste jüdische Bürgermeister des Eifel- und Voreifelgebietes war, wie immer behauptet wurde. Der Münstereifeler Heimatforscher Harald Bongard konnte dies vor einigen Tagen anhand vieler Ratsprotokolle beweisen.

Alfred ApfelJosef Apfel (1861-1937) hatte es aber, wie schon sein Vater David (1824-1900), doch zu einigem Ansehen in Münstereifel gebracht. Von 1911 bis 1918 gehörte er als Parnes der Münstereifeler Kehilla zu den Honoratioren, die 1911 Kaiser Wilhelm II. empfingen, als dieser sich, anlässlich eines Manövers, in Münstereifel aufhielt.

Der Name der aus Münstereifel stammenden jüdischen Familie Apfel wurde aus besonderem Grund in der Weimarer Republik bekannt, weil der jüdische Rechtsanwalt Dr. Alfred Apfel (1882-1941) als renommierter Strafverteidiger in vielen politischen Prozessen der Nachkriegszeit erfolgreich war und unter anderem auch den späteren Friedensnobelpreisträger Carl von Ossietzky - im sogenannten Weltbühne-Prozess, einer Landesverratssache - verteidigte. Er galt als Pazifist und bedeutender Gegner der immer brutaler werdenden Nazis.

Der bekannte Demokrat, Jude und Zionist gehörte daher zu den ersten, die unmittelbar nach dem Reichstagsbrand am 28. Februar 1933 in sogenannte Schutzhaft genommen und als prominente „Volksverräter“ plakativ von den Nazis gebrandmarkt wurden. (vgl. Plakat: 2. Reihe v.o., 4. Person v.l.) Nach seiner Freilassung floh Dr. Alfred Apfel nach England. Apfel stand auf der Ersten Ausbürgerungsliste des Deutschen Reichs von 1933 und wurde zum 23. August 1933 ausgebürgert.

 

Alfred Apfel

 

Mit der ursprünglich aus Münstereifel stammenden jüdischen Familie und ganz besonders mit dem Juristen Dr. Alfred Apfel befasst sich seit einigen Jahren der aus Singen stammende Forscher Heinrich Schwing, der zurzeit an einer Biographie des bekannten Strafverteidigers arbeitet und mir schon vorzeitig genealogische Ergebnisse zugänglich machte. Gerne weise ich jetzt schon auf seinen diesbezüglichen Artikel „Spuren der jüdischen Familie Apfel aus Münstereifel“ hin, der speziell für meine regionalhistorische Homepage verfasst wurde und in den nächsten Tagen erscheinen wird. Hier geht es aber nicht nur um wichtige genealogische Ergebnisse, sondern auch schon um interessante Details aus dem Familienumfeld.

Ein Beispiele soll dies veranschaulichen:

Alfreds Onkel Simon Apfel (1852-1932) war u.a. in der Kölner Synagogen-Gemeinde, in der Rheinland-Loge, im Deutsch-Israelitische Gemeindebund und im Verein jüdischer Lehrer in Rheinland und Westfalen engagiert. Er brachte es bis zum Geheimen Sanitätsrat. Im Jahre 1879 heiratete er die aus einer prominenten jüdischen Familie aus Siegburg stammende Rahel Bürger (1857-1912). Sie war mit Heinrich Heine und Walter Benjamin verwandt, verfasste Lyrik und Prosa, schrieb mit am Libretto für Engelbert Humperdincks Oper “Hänsel und Gretel” und unterhielt in Köln einen literarischen Salon.
 
Schon jetzt weise ich auf den Online-Artikel von Heinrich Schwing hin, der in wenigen Tagen auf meiner Homepage erscheinen wird.

18.03.2014

Berlinale 2014 und der Hinweis auf mein Buch „Der letzte Judenälteste von Bergen-Belsen“

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Im August 2013 wies ich stolz darauf hin, dass mein neues Buch Der letzte Judenälteste von Bergen-Belsen während der Filmfestspiele in Cannes – im Zusammenhang mit dem Werk von Claude Lanzmann „Le Dernier des Injustes“ – von Historikern erwähnt wurde, da die Bewertung eines „Judenältesten“ in der Zeit des Holocaust nicht unumstritten ist und der erwähnte Film und meine Weiss-Biographie sich erstmals und zeitgleich mit dieser Problematik befassen.

Anlässlich der diesjährigen Berlinale (6.-16. Februar 2014) wurde der 80-minütige Film „Night will Fall“ gezeigt, der als englische/amerikanische/israelische Produktion die Geschichte eines unvollendeten Films rekonstruiert, der über Jahrzehnte als „missing Hitchcock“ gehandelt wurde. Die Regie in dem englisch-russischsprachigen Film, der sich mit der Befreiung des Konzentrationslagers Bergen-Belsen (15. April 1945) und den kaum fassbaren Beweisen für die Verbrechen des NS-Regimes befasst, führte André Singer. Die 1945 gedrehten und somit originalen Filmaufnahmen sind mehr als eine Dokumentation unbegreiflicher Verbrechen! (Vgl. die diesbezüglichen Filmausschnitte).

 

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Persönlich fühlte ich mich als Autor wieder sehr geehrt, dass die bekannte Filmrezensentin Bettina Klix am 13. Februar auf der Website „new filmkritik“ mein Buch „Der letzte Judenälteste von Bergen-Belsen. Josef Weiss – würdig in einer unwürdien Umgebung“ erneut in ihrer Internet-Besprechung erwähnte:

... „Night will fall“ von André Singer am Dienstag auf der Berlinale. Ein Film über einen Film, der nie gemacht werden konnte. Die Idee dazu entstand bei der Befreiung von Bergen-Belsen am 15. April 1945, beim Anblick dessen, was da umzäunt gewesen war. Ich hatte hier schon einmal auf ein 700 Seiten-Buch hingewiesen, das im letzten Jahr erschien, „Der letzte Judenälteste von Bergen-Belsen. Josef Weiss“ von Hans Dieter Arntz, durch das ich die Welt dieses Konzentrationslager von innen kennen lernte. Deshalb ist es überhaupt nicht verwunderlich, dass diejenigen, die die Tore öffneten, diesen Horror noch heute nicht vergessen können...

 

Parallel zur Dokumentation zeigte das Berlinale-Forum erstmals die vom Londoner Imperial War Museum hergestellte, rekonstruierte Fassung, wie sie von Alfred Hitchcock eigentlich vorgesehen war.

15.03.2014

Lob von Agnes Grunwald-Spier, der Autorin von „The Other Schindlers“

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Mein neues Buch Der Letzte Judenälteste von Bergen-Belsen hat inzwischen auch international eine gute Resonanz und erweitert daher den bereits großen Kreis meiner Kontakte. Die Stanford University in Kalifornien zum Beispiel teilte mit, dass ihre Bibliothek sogar das gesamte 12-seitige Inhaltsverzeichnis ins Internet gesetzt habe.

In einem ähnlichen Zusammenhang wandte sich die bekannte, in England lebende Historikerin und Autorin Agnes Grunwald-Spier an mich, um ihr Lob auszusprechen. Dabei bezog sie sich auch auf den englischen Artikel „The Beginning of a Road“ (AJR-Journal England, Dec. 2013), in dem die Verfasserin Madeleine Abramson über die Benennung einer Straße in Flamersheim nach Josef Weiss berichtete. Einen 31-minütigen Film über diese Veranstaltung am 16. Mai 2013 kann man auch bei YouTube sehen. Agnes Grunwald-Spier meinte zu diesen Aktivitäten: Congratulations on getting the road named after him – a really good act!”

testDie Autorin wurde 1944 in Budapest geboren, überlebte dort mit ihrer Mutter im Ghetto und wurde durch die Russen im Januar 1945 befreit.

Ihr bekanntes Buch „The Other Schindlers“, zu dem Sir Martin Gilbert das Vorwort verfasste, behandelt eine ähnliche Thematik wie ich sie - allerdings exemplarisch - in meinem o.a. Buch „Der Letzte Judenälteste von Bergen-Belsen“ dargestellt habe: Lebensretter in der Zeit des Holocaust. Da der Protagonist Josef Weiss selbst ein verfolgter Jude war, reiht ihn - als Ausnahme (!) - ebenfalls in die sicher kleine Anzahl der gepriesenen „rescuers“.

Ausschnitte einer Buchvorstellung durch Agnes Grunwald-Spier im „Bookshop of the UN“ in New York findet man bei YouTube. Inzwischen gibt es Übersetzungen in mehrere Sprachen, und stolz konstatiert die Autorin:

I have spoken about the book at many venues including – the UN Bookstore in New York, Georgetown University, Washington with a Book Signing at the Holocaust Museum in Washington, the Jewish Museum in London, the Quakers’ Meeting House in London, the Cutlers Hall in Sheffield at the invitation of the Master Cutler and Manchester Central Library...

12.03.2014

Vor 30 Jahren: Begegnung mit Bundespräsident Karl Carstens (1984)

Die deutsch-jüdische Versöhnungsarbeit ist bekanntlich vielseitig, basiert aber nicht nur auf der historischen und publizistischen Aufarbeitung, sondern auch auf persönlichen Kontakten und Aktivitäten. Meine regionalhistorische Homepage fasst seit dem Jahre 2006 meine eigenen, Jahrzehnte langen Versuche zusammen und soll insgesamt erkennen lassen, dass bereits zu Hunderten von im Ausland lebenden Juden Verbindungen bestehen. Diese basieren zum größten Teil auf der Tatsache, dass sie irgendwie mit der Region Bonn-Köln-Aachen zu tun haben und somit ihre Wurzeln in der Eifel und Voreifel haben.

 

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Ich möchte nicht zurückhalten, dass ich durch den ehemaligen Bundespräsidenten Karl Carstens hierzu ermutigt wurde. Als ich im Juni 1984 mit einer Gruppe von einst in Flamersheim beheimateten Juden in die Bonner Villa Hammerschmidt eingeladen wurde, durfte ich mein „Versöhnungskonzept durch persönliche Kontakte“ vorstellen und wurde zur Fortsetzung durch den damaligen Bundespräsidenten ermutigt. Dies war vor genau 30 Jahren.

Anbei einige Links zu diesbezüglichen Online-Artikeln auf meiner Website:

11.03.2014

Eine heimatkundliche Frage aus besonderem Grunde: Wo gab es vor etwa 100 Jahren in der Voreifel eine „Conditorei J. Linden“?

Der Vorwurf, dass der Begriff „Heimat“ nichts anderes beinhaltet als den engstirnigen Blick bis hin zum heimischen Tellerrand, ist sicher nicht gerechtfertigt. Und dass das frühere Unterrichtsfach „Heimatkunde“ nur auf regionale Überschaubarkeit abzielte und selten eine realistische Orientierung auf die eigentlichen Gegenwartsprobleme der aktuellen Globalisierung vermittelte, stimmt im Grunde genommen auch nicht.

Vielmehr wurde doch darin oft explizit die Auseinandersetzung mit dem Begriff „Heimat“ genutzt, um größere Zusammenhänge, Unterschiede und Gemeinsamkeiten zu veranschaulichen und transferartig zu hinterfragen. Wenn man sich zum Beispiel für ein historisches Gebäude in seinem Wohnort, eine regional bekannte Persönlichkeit oder Landschaft interessiert, kann schnell aus der geographischen und ideologischen Enge der „Heimat“ heraus der Wunsch entstehen, sich schlussfolgernd auf weiterführende, konkrete Sachverhalte zu spezialisieren.

Wer zum Beispiel als Jugendlicher das Tagebuch der Anne Frank gelesen hat, ist oft danach für die Thematik Judenverfolgung und Holocaust sensibilisiert. Mancher, der sich im Dritten Reich Unterlagen für seinen Ahnenpass besorgen musste, setzte später seine Bemühungen in Form von konsequenter Genealogie und historischen Studien fort. Auch die Arbeit der heutzutage meist recht betagten Heimatforscher zeichnet sich im Sinne von Eduard Spranger weiterhin durch „geistiges Wurzelgefühl“ und „Bodenverbundenheit“ aus, was oft danach durch historische Forschung vertieft werden kann. Heimatkundliches sollte daher nie negativ abgetan werden!

 

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In diesem Zusammenhang möchte ich eine Frage an die Leser meiner regionalhistorischen Homepage weiterleiten: Wo gab es vor etwa 100 Jahren in der Voreifel eine „Conditorei J. Linden“?

Mit dieser „heimatkundlichen“ Frage wandte sich vor einiger Zeit Herr Guido Hautz an mich, der vor 15 Jahren einen sehr interessanten Fund auf einem Bauernhof im Rheinbacher Höhengebiet machte und seitdem, aus ganz besonderen Gründen, die Geschichte einer Türe erforscht, deren oberer Teil wegen einer ausdrucksstarken Glasarbeit auffällt. Vermutlich kam sie etwa im Jahre 1910 aus dem Euskirchener Raum dorthin mit noch zwei anderen Zimmertüren gleicher Bauart, die wahrscheinlich wie die Eingangstür vom selben Schreiner hergestellt worden waren.

Besagte Türe wurde wahrscheinlich im 1. Weltkrieg ohne jeglichen architektonischen Bezug in einen Gebäudeteil integriert und ist offenbar mit einem besonderen geschichtlichen Ereignis verbunden, das nun durch intensive Kleinarbeit eruiert werden soll. Aber Details können sehr wahrscheinlich nur von „Heimatkundigen“ genannt werden.
 
Inzwischen hat G. Hautz mit vielen Archiven sowie speziell mit allen Bäckerei- und Konditorei-Innungen des Ahrgebietes, der Altkreise Euskirchen, Schleiden, Monschau, Bonn und Köln Kontakt aufgenommen, aber eine „Conditorei J. Linden“, die irgendwo bis etwa zum 1. Weltkrieg bestanden haben muss, ist bisher nicht nachweisbar. Die noch heute gut erhaltene spezielle „Ätztechnik“ der nachweislich mindestens 100 Jahre alten Glasarbeit wurde auch schon von Mitarbeitern der Glasfachschule in Rheinbach ergebnislos begutachtet. Adressbücher der damaligen Zeit konnten zudem nichts Neues ergeben. Interessant ist vielleicht der Hinweis eines inzwischen verstorbenen Befragten, dass sein Großvater eventuell die Türen auf seinem Pferdefuhrwerk mitgebracht haben könnte, nachdem er Lohe zur Lohmühle nach Kuchenheim gefahren habe (ca. 1910). Dieser Hinweis könnte vielleicht zur Lösung eines Problems führen, das mit einem Geschehen im 1. Weltkrieg zu tun hat. Aber hierzu stellt sich weiterhin die Frage: Wo gab es vor etwa 100 Jahren in der Voreifel eine „Conditorei J. Linden“?

08.03.2014

JUDAICA-Handwerkskunst von Yair Emanuel in Jerusalem

In meinen NEWS vom 31. Dezember 2013 zeigte ich einige Judaica-Kunstwerke, die aus dem renommierten Studio von Yair Emanuel in Jerusalem stammen. Mit diesem Hinweis möchte ich auf den Neffen von Shmuel Emanuel hinweisen, der mir als jüdischer Zeitzeuge und Belsen-Überlebender beim Erstellen meines Buches Der letzte Judenälteste von Bergen-Belsen sehr behilflich war. Über ihn und sein Buch „Dignity to Survive“ habe ich auch unter der Überschrift Über die Würde und Gnade, Bergen-Belsen und den Holocaust zu überleben in einem Online-Artikel auf meiner Homepage berichtet.

 

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Mit „Judaica“ bezeichnen Nicht-Juden ursprünglich und im Wesentlichen jüdische Kunstwerke. Traditionell, einschließlich verschiedener Ritual-Artikel, ist Judaica in der Tat eine Form der jüdischen Kunst. Sie befasst sich mit dem Ausgangspunkt des Judentums selbst und ist somit eine Sammlung von Kunstwerken aus der jüdischen Geschichte. Diese Form der jüdischen Kunst befasst sich also mit den im Laufe der Jahrhunderte entstandenen Traditionen, Bräuchen, Ritualen, Feiertagen, Kulturen und somit grundsätzlich mit dem jüdischen Glauben.

 

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Heute fasst man unter dem Begriff „Judaica“ auch alle historischen Elemente der jüdischen Kultur und Tradition - also auch die modernen Erscheinungsformen und das traditionelle künstlerische Erbe – zusammen. Somit sind sie zeitgenössische Kunstwerke. Yair Emanuel aus Jerusalem ist ein wichtiger Vertreter dieser israelischen und jüdischen Kunst.

05.03.2014

.... Wahrscheinlich dachte früher am Aschermittwoch keiner daran, dass auch der rheinische Karneval für den judenfeindlichen Rassismus missbraucht wurde. Spätestens im Jahre 1934 konnte man nämlich beobachten, wie Juden diskriminiert wurden und dass provozierende Empfehlungen für ihre erwünschte Auswanderung persifliert wurden. Hierzu werden im vorliegenden Online-Artikel anhand des Kölner und Euskirchener Rosenmontagszugs Beispiele angeführt. Tatsache ist, dass diese Veranstaltungen in „Stürmer“-Manier zur Judenhetze missbraucht wurden. Aber sehr wahrscheinlich machte sich damals am Aschermittwoch kein rheinischer „Jeck“ darüber Gedanken....

.... Der gerade ausgelebte Karneval ist uns mit seinen vielen Aspekten natürlich noch in bester Erinnerung, und belustigt könnte man daher noch meinen Artikel Seit 1840 Karneval in Euskirchen lesen, den ich bereits 1985/86 verfasste, um auf einige regionalhistorische Sachverhalte hinzuweisen, die sich historisch mit der Zeit seit 1651 befassen. Die weiteren Beispiele aus dem 19. Jahrhundert befassen sich dem damaligen Voreifeler Sittenkodex. Was zu dieser Zeit im Karneval „freizügig“ war, entschied der Vertreter der Obrigkeit. Wie hieß es doch 1882 im Paragraphen 5: „Ob eine Person als maskiert zu betrachten sei, ist im einzelnen Falle von dem Dienst tuenden Polizeibeamten zu entscheiden." Und wer etwas über Weiberfastnacht 1908 in der Voreifel erfahren möchte, möge einen weiteren Blick auf meine Homepage werden....

Aber es lässt sich nicht leugnen, dass die Zeit des Frohsinns auch von einer spezielle Form der Politik bestimmt werden kann, obwohl sie eigentlich ein Ausdruck des Brauchtums und ein wichtiger Aspekt der Volkskunde ist. Besonders auf die Bezeichnung „Volkstum“ legten die Nationalsozialisten großen Wert und waren daher bemüht, den Rosenmontagszug, die Saalveranstaltungen und auch die Karnevalsgesellschaften für ihre Zwecke zu instrumentalisieren. Fasching und Karneval während des Nationalsozialismus waren gelegentlich auch rassistisch und hatten besonders 1934/35 judenfeindliche Nuancen, was am Beispiel des Kölner Karnevals bewiesen werden kann. (vgl. auch Film, 4:56 Min. ff.).

Judenfeindliches im Euskirchener Karnevalszug (1934)

.... Um den Bezug zu der vorliegenden regionalhistorischen Homepage zu berücksichtigen, soll an dieser Stelle auch an den Euskirchener Karneval in der NS-Zeit erinnert werden. Nicht nur im Kölner Rosenmontagszug, sondern auch in der Voreifeler Kreisstadt wurden bei diesem Anlass Juden und Zigeuner verspottet und diskriminiert. Das Buch JUDAICA – Juden in der Voreifel (S. 188) weist auf eine Vorschau des Westdeutschen Beobachters (Euskirchener Lokalausgabe vom 8. Februar 1934) hin:

„In einem der ersten Wagen sehen Sie das weltfremde, oft ärgerniserregende, fidele, anständige Zigeunervolk mit seinem gewaltigen großen Führer, Zigeunerbaron Topossimitri (...) Sie haben ebenfalls die Gelegenheit, eine Auslese edelrassiger Völker zu sehen, zusammengesucht und gefunden in Ägypten, auf dem Balkan, Flatschengitschinich und sogar im Urwald. Sie sehen ein farbenfrohes, sonnengebräuntes, lachendes, fideles Völkchen, welches seit alter Überlieferung vom Schweiß der arischen Rasse lebt...“ .....


Der vollständige Artikel kann unter folgendem Link abgerufen werden:

02.03.2014

karneval... Schon früher schrieb ich über den seit 1840 bestehenden Karneval in Euskirchen und der Voreifel, nämlich im Lokalteil der Kölnischen Rundschau am 8. Februar 1985 sowie in der Euskirchener Rosenmontagszeitung, 35. Jahrgang, Session 1986 ....

Aber eigentlich schon seit Jahrhunderten feiert man in der Voreifel Karneval; früher allerdings anders als heute. Oft musste eine ganze Reihe von Vorschriften beim närrischen Treiben beachtet werden. Zu den ersten Quellen über den Karneval in hiesigen Breiten gehört die Verordnung der Stadt Münstereifel: „Einstellung der vorhandenen Mommereyen" (1651). Im Bad Münstereifeler Stadtarchiv liegen Unterlagen, die es beweisen: Damals empfanden die Stadtgewaltigen den Karneval als „gegen den göttlichen Befehl gerichtet". Alle, die sich trotzdem verkleideten, wurden als Gotteslästerer betrachtet, „alldiweil Gott allmächtig dadurch hoch erzürnt"....

... Da der Prinz Karneval zu jener Zeit „Hanswurst" genannt wurde, entsprach das genannte „Wurstpicknick, gehalten von elf Hanswürstlichen Liebhabern", den heutigen Büttenreden. Auch die Namen der Karnevalsvereine entsprachen dem zeitgenössischen Frohsinn: „Radau", Ebbe und Flut" „Alt Oeskerche", „Große Karnevalsgesellschaft", „Damen-Comitee der Gesellschaft Grielächer", „Carnevalsgesellschaft Heiteredei", „Uhzvögel", „Frohsinn" aus Stotzheim, „Hispania Lommersum"....
 ... Seit 1882 galt eine vom Euskirchener Bürgermeister Selbach für die Kreisstadt erlassene Verordnung, die in acht Paragraphen den Karneval reglementierte.

karneval2Diese konzentrierte sich besonders auf „Verkleidungen, die gegen die Religion und guten Sitten verstießen" oder irgendwie beleidigend wirkten. Das Tragen von Gesichtsmasken war zudem bei hoher Strafe nicht gestattet. Was damals freizügig war, entschied der Vertreter der Obrigkeit. Wie hieß es doch seit 1882 im Paragraphen 5: „Ob eine Person als maskiert zu betrachten sei, ist im einzelnen Falle von dem Dienst tuenden Polizeibeamten zu entscheiden." ...

Der vollständige Artikel kann unter folgendem Link abgerufen werden:

28.02.2014

Die Wochenzeitung „Jüdische Allgemeine“

karneval2Unter der Überschrift Der Letzte der Gerechten erschien am 2. Januar 2014 in der Wochenzeitung „Jüdische Allgemeine“ ein Bericht über Josef Weiss, den letzten Judenältesten von Bergen-Belsen. Da diese Zeitung schon vor 3 Jahrzehnten über unsere Aktivitäten in der Eifel und Voreifel berichtete – vgl. die beiden unten angeführten Beiträge von 1984 und 1985 -, nutze ich den Anlass, auf dieses traditionsreiche Journal hinzuweisen.

Das im Jahre 1946 als Jüdisches Gemeindeblatt für die Nord-Rheinprovinz und Westfalen gegründete Wochenblatt JÜDISCHE ALLGEMEINE gilt zurzeit als das bedeutendste und auflagenstärkste Periodikum des deutschen Judentums und steht in der Tradition der 1837 gegründeten Allgemeinen Zeitung des Judenthums. Seit 1999 hat die Redaktion ihre Büros in Berlin, nachdem sie 14 Jahre lang ihren Sitz in Bonn hatte und noch als „Allgemeine Jüdische Wochenzeitung“ firmierte. Verlag und Berliner Redaktion befinden sich heute in der Johannisstraße, in unmittelbarer Nachbarschaft zum Leo-Baeck-Haus, dem Sitz des Zentralrats der Juden in Deutschland.

 

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Bereits ein erster Blick ins Internet informiert über die vielseitige und sehr differenzierte Arbeit des Verlags:

.... Zweimal im Jahr, als Nachlese zu den Buchmessen in Leipzig und Frankfurt, erscheint das Literaturspezial, in dem neue Bücher zu jüdischen Themen besprochen werden. Verlag und Redaktion haben unlängst eine Tradition aus den 1950er- und 1960er-Jahren wiederbelebt: die Jüdische Illustrierte. Regelmäßig wird es nun Sonderausgaben zu den Themen Musik, Reisen, Essen, Events und mehr geben....


Wer sich historisch mit jüdischen Sachverhalten befasst, kommt nicht umhin, sich auch mit den Vorläufern und Beilagen der Jüdischen Allgemeinen zu befassen. Aufgrund eigener Recherchen kann ich bestätigen, dass diese die obligatorische Archivarbeit wesentlich vertiefen können.

25.02.2014

Seit Jahrzehnten weise ich auf Dechant Joseph Emonds (1898-1975) hin, der in der Zeit des Nationalsozialismus Widerstand leistete und politisch Verfolgte sowie auch Juden vor dem Tode rettete. Exemplarisch belegte ich das Wirken des katholischen Geistlichen in Kirchheim und besonders die Rettung von Mathias Barz und seiner jüdischen Ehefrau Brunhilde.

Collage 3Gemeinsam mit dem bekannten Kunstkenner Günter Goebbels aus Langenfeld konnte ich sogar den größeren Zusammenhang nachweisen, bei dem auch der Künstler Otto Pankok eine wesentliche Rolle spielte, so dass Emonds und Pankok gemeinsam am 4. August 2013 von Yad Vashem in Jerusalem als Gerechte unter den Völkern anerkannt wurden. Dechant Joseph Emonds und der Expressionist Otto Pankok werden nun im Frühsommer von der israelischen Botschaft posthum geehrt. In Berlin wird man ihren Angehörigen in einer Feierstunde Urkunde und Plakette überreichen.

Da seitdem viele Zeitungsartikel sowie mehrere Radio- und Fernsehberichte erschienen, möchte ich erneut auf diesbezügliche Fotos und einen kurzen Film hinweisen, den der WDR (Lokalzeit Bonn) am18. September 2013 unter der Überschrift: „Ein gerechter aus Euskirchen“ zeigt und weiterhin abgerufen werden kann:

 

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Ein "Gerechter" aus Euskirchen (03:15 Min.) , Lokalzeit aus Bonn vom 18.09.2013

Posthume Ehrung für den früheren Euskirchener Dechant Joseph Emonds (1898-1975): Er versteckte 1944 auf seinem Dachboden ein Ehepaar vor der Gestapo und setzte damit sein eigenes Leben aufs Spiel. Dafür bekommt er jetzt von der Gedenkstätte Yad Vashem in Jerusalem den Ehrentitel "Gerechter unter den Völkern". Zeitzeugen erinnern sich...:

Der vollständige Artikel – mit den wichtigsten Publikationen zu Joseph Emonds – kann unter folgendem Link abgerufen werden:

23.02.2014

... Die zum „Viehplätzchen“ führende Bischofstraße hieß bis 1829 „Judengasse“ und diente nach der Stadtgründung Euskirchens den Juden zur ausschließlichen Ansiedlung am Rüdesheimer Tor. Hier befindet sich noch heute eine Tränke, die für die jüdischen Viehhändler eine besondere Standortpräferenz darstellte und auch als öffentlicher Brunnen ein sozialer Treffpunkt der Bevölkerung war. Judengasse, Viehplätzchen und das Rüdesheimer Stadttor, an dem die einzige aus der Eifel führende Landstraße endete, bildeten somit eine wirtschaftliche, strukturelle und soziale Einheit ...

 

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... Dass die benachbarte, Jahrhunderte alte „Judengasse“, in der im 15. Jahrhundert sogar unbeanstandet der Euskirchener Bürgermeister wohnte, im Jahre 1829  zu Ehren des Kölner Erzbischofs Ferdinand August Graf von Spiegel (1764-1835) in „Bischofstraße" umbenannt wurde, war eigentlich ein Zeichen des Lobes und der religiösen Toleranz. Der katholische Geistliche war während einer Visitations- und Firmungsreise am 20./21. Juli 1829 von einem heftigen Regen überrascht worden und hatte im Hause des Notars Gereon Maus, Bischofstraße 28/30, Schutz gefunden. Seine dabei geäußerte Höflichkeit gegenüber der jüdischen Nachbarschaft und die allgemeine Beliebtheit des Bischofs sollen den Gemeindevorsteher Wallach veranlasst haben, „seine“ Judengasse in „Bischofstraße“ umbenennen zu lassen ...

Der vollständige Artikel des Euskirchener Jahrbuchs kann unter folgendem Link abgerufen werden:

21.02.2014

„Concentration Camp Song” einer aus der Eifel stammenden Sängerin

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Wie sich junge Menschen mit Auschwitz und Konzentrationslagern auseinandersetzen, hängt sicher auch oft von einer diesbezüglichen Ansprechbarkeit sowie der familiären und pädagogischen Sozialisation ab.

Formen von „Holocaust-Poesie“ –was für manche als barbarisch bezeichnet wird - hatte ich schon früher und zuletzt noch vor einigen Tagen – in meinen NEWS vom 28. Januar 2014 – thematisiert, aber neulich fiel mir eine musikalische Auseinandersetzung auf, die bei YouTube der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wurde. Diese soll nun auch in meiner regionalhistorischen Homepage Erwähnung finden, da die junge Sängerin aus unserer Region kommt. Gerne möchte ich hiermit auf sie und ihren „Concentration Camp Song“ aufmerksam machen:

Kezia Jetter wurde im Jahre 1993 in Filderstadt geboren, hat aber ihre Wurzeln in einem kleinen Ort im Ahrgebiet und jetzt in Bonn. Ihre Leidenschaft für Gospels und spirituelle Musik geht wohl auf ihre religiöse Erziehung zurück, die sie mit ihren vier Geschwistern erhielt und mit christlich-jüdischen Fragestellungen in Verbindung brachte. Besuche in Jerusalem und Haifa verfestigten ihr Verständnis für die Religionen.

Ihr biblischer Vorname ist hebräischen Ursprungs und bedeutet „lieblicher Duft“. Etymologisch ist die Blüte oder der Duft der Zimtkassie gemeint, die früher als Gewürzstrauch in Israel angepflanzt wurde. Weiterhin sei erklärt, dass die biblische Kezia die zweite der drei Töchter Ijobs war, die ihm nach der Wiederherstellung seiner Gesundheit und seiner Familie geschenkt wurde (Ijob 42, 14 EU).

YouTube: Ahava - Concentration Camp (Song)

Concentration Camp

 

Im Rahmen einer Bildungsfahrt ihrer Schule am Robert-Wetzlar-Berufskolleg in Bonn besuchte Kezia Jetter im Oktober 2011 Auschwitz, und heute meint sie rückblickend:

Mein Lied „Concentration Camp Song” entstand knapp eine Woche nach dieser Fahrt, weil mich die Eindrücke von Auschwitz so mitgenommen hatten, dass ich sie irgendwie verarbeiten und somit meine Gedanken und Gefühle artikulierten musste. Somit entsprechen die Melodie, der Text sowie das noch nicht perfekte Musikarrangement und meine Keyboard-Darbietung noch nicht einer verbesserten Möglichkeit.

Das Video habe ich aber erst im Jahre 2012 hochgeladen und hierzu meine Auschwitz-Fotos eingeblendet. Ein befreundeter, israelischer Soldat - Victor Paranich - hat für mich den englischen Text auf Hebräisch übersetzt.

Wichtig war mir, dass ich nicht nur über meine Eindrücke in Auschwitz wiedergebe, sondern auch das, was ich für mein eigenes Leben mitnehmen kann, was ich daraus lernen kann - nämlich, dass ich jeden Tag `Frieden´ weitergeben möchte.

Daher kommt auch mein Künstlername `Ahava´. Das hebräische Wort für `Liebe´ soll ausdrücken, dass ich mich Israel und den Juden von damals wie heute verbunden fühle. `Liebe´ ist es auch, was ich durch mein Leben und meine Lieder den Menschen geben möchte.

Kezias Mutter ergänzte in einem Interview:

Ich bin zwar kein Zeitzeuge, aber diese Thematik brennt in meinem Herzen! Kezia ist diejenige, die dieses Brennen am meisten übernommen hat, und so entstand dann eben auch dieses Lied „Concentration Camp“ in ihr. Ich denke, dieses Lied wird viele berühren...

18.02.2014

Jupp Weiss BuchEin Leser meiner regionalhistorischen Homepage teilte mir vor einigen Tagen mit, dass Josef Weiss am 9. November 2013 – anlässlich der Erinnerung an den Novemberpogrom 1938 – sogar in der Sendung „Wort zum Tag“ vom Südwest-Rundfunk gewürdigt wurde.

Der katholische Geistliche Johannes Varelmann hatte folgenden Text verfasst und im Rundfunk vorgetragen:

 

Kirche

www.kirche-im-swr.de
SWR2 Wort zum Tag
Sendetext von Samstag, 09. November 2013
Autor: Johannes Varelmann, Wertheim, Katholische Kirche

Jupp Weiss

Jupp Weiss BuchIch denke heute an diesem 9. November an die Zeit vor 75 Jahren, die Zeit der Judenverfolgung in Deutschland. Und ich denke an einen Mann namens Josef Weiß. Er war Jude und kommt aus Flamersheim, einem kleinen Dorf im Rheinland, da wo meine Eltern heute leben. Natürlich nennt ihn dort niemand Josef. Das ist einfach der Jupp ...

.... Dann wird Jupp Weiß in das Konzentrationslager Bergen-Belsen deportiert. Auch hier übernimmt er Verantwortung. Er soll Totenlisten schreiben, gibt die aber nicht gleich weiter, damit die Essensrationen nicht sofort gekürzt werden. Als die Front immer näher rückt, werden Jupp Weiß und seine Frau in einen Viehwagen gepfercht, um nach Theresienstadt deportiert zu werden. Doch der Zug macht eine Irrfahrt durch Deutschland, viele Menschen erkranken unterwegs und sterben. Als die Rote Armee den Zug schließlich findet, kann Jupp Weiß gerettet werden, seine Frau stirbt einen Tag später. Die Überlebenden des Zuges kommen zu Jupp Weiß und bitten ihn, er soll doch die Liste weiterführen und die Toten weiterhin schriftlich festhalten.

Genau Buch führen über so etwas Schreckliches? Auch wenn das auf den ersten Blick sehr bürokratisch wirkt, dieses Aufschreiben war wichtig. Weil Jupp Weiß das getan hat, wissen heute viele Menschen, wo ihre Angehörigen geblieben sind, z. B. auch der Vater von Anne Frank.

Mich berührt das: das Aufschreiben der Namen war so wichtig! Dann muss es auch heute wichtig sein, die Namen nicht zu vergessen, sie vielleicht laut zu lesen, wenn ich an einem der Stolpersteine vorbeikomme, diese Steine, die auf unseren Gehwegen an ermordete Juden erinnern.

Namen wie: Charlotte Bloch, Sophie Weil, Salli und Alfred Heimann, Rosa und Elias Schnurmann, Emma Cohn, Jakob Adler. Namen von Menschen, die bis heute nicht vergessen sind ...

Der vollständige Artikel von Johannes Varelmann kann unter folgendem Link abgerufen werden:

15.02.2014

Tod von Dr. Heinz Kahn, Vorsitzender der Jüdischen Kultusgemeinde Koblenz

Dr. Kahn

Schnell hatte sich die traurige Nachricht verbreitet, dass der Vorsitzende der Jüdischen Kultusgemeinde Koblenz, Dr. Heinz Kahn, am 9. Februar 2014 verstorben ist. Hans-Werner Schlenzig, 1. Vorsitzende der Christlich-Jüdischen Gesellschaft Koblenz, wies auf die Verdienste des Verstorbenen hin, der auch 2. Vorsitzender dieser Vereinigung war. Die Beisetzung fand am Mittwoch, dem 12. Februar 2014, auf dem Friedhof der Jüdischen Kultusgemeinde Koblenz, Schwerzstraße, statt.

Die Nachricht erreichte mich deswegen unerwartet, weil ich noch vor einigen Wochen – in meinen NEWS vom 22. Dezember 2013 – auf die in der Südeifel recht bekannte jüdische Persönlichkeit hingewiesen hatte. Daher ist aus heutiger Sicht mein damalige Hinweis auf einen Film von Bedeutung, in dem ein „Oral-History-Interview“ vom 11. Juli 2007 - vgl. Archiv des Fritz Bauer Instituts (Norbert Wollheim Memorial) - den Vorsitzenden der Jüdischen Kultusgemeinde Koblenz vorstellt. Der Film kann in deutscher Sprache online abgerufen werden.

Dr. Heinz Kahn, der am 13. April 1922 in Hermeskeil geboren wurde, praktizierte nach dem 2. Weltkrieg und Holocaust als Tierarzt in Polch und galt seitdem als wichtiger Zeitzeuge und Gesprächspartner im Dialog zwischen Juden und Christen. In einem Nachruf der Rhein-Zeitung vom 10. Februar 2014 wurde an die erlebte Schreckenszeit erinnert:

... In dieser Zeit knüpfte Heinz Kahn auch Kontakt zum kommunistischen Widerstand. Weil er auch in der Schreibstube eingesetzt wurde, konnte er anderen helfen, indem er ihre Nummern durch die von Toten austauschte. Er selbst verlor um 100 Verwandte. Heinz Kahn überlebte den Todesmarsch im Januar 1945. Im KZ Buchenwald wurde er schließlich von US-Truppen befreit. Er wanderte nicht wie viele andere Juden aus, sondern blieb in Deutschland. Heinz Kahn gilt als Gründer der neuen jüdischen Gemeinde in Trier. Er holte sein Abitur nach und ging dann nach Berlin, wo er erfolgreich Tiermedizin studierte. Nach dem Studium zog er nach Polch.

1987 übernahm Heinz Kahn den Vorsitz der Jüdischen Kultusgemeinde Koblenz und engagierte sich auch in anderen Ehrenämtern. Seine Leistungen wurden unter anderem mit dem Verdienstkreuz Erster Klasse des Verdienstordens der Bundesrepublik gewürdigt.

13.02.2014


General Anzeiger

Ein Artikel von Hildegard Ginzler am Samstag, 25. Januar 2014:

Adenauer Viehmarkt: Jüdische Händler wurden 1935 ausgeschlossen

 

KREIS AHRWEILER. Bei der Aufarbeitung deutsch-jüdischer Geschichte und der Judenverfolgung „vernachlässigen viele Historiker die harmlos wirkenden Unterlagen des Reichsnährstandes und der jeweiligen Bauernschaft".

 

Adenauer Viehmarkt

Der Adenauer Viehmarkt Mitte der 1930er Jahre. Repro: GA

Das stellt der Euskirchener Regionalhistoriker Hans-Dieter Arntz fest. Dass diese Quellen indes „zweifellos den spezifischen Nachweis für ein eigenständiges, rassenpolitisches Engagement erbringen", dokumentiert er in seinem Eifeljahrbuch-Beitrag 2014: „Nationalsozialisten im Ahrgebiet unterschieden zwischen „jüdischen und arischen Rindern". Arntz erforscht seit 1975 zeitgeschichtliche Fragestellungen fürs Rheinland, insbesondere für die Eifel und die Voreifel.

Der „Reichsnährstand", gleichgeschalteter Zusammenschluss der landwirtschaftlichen Berufsvertretungen, stand dem Judentum feindlich gegenüber, wie der Autor anhand der scharfen Bewachung des Adenauer Viehmarktes belegt. Der Markt war bei den Eifeler Juden besonders beliebt, weil sie anfangs dort weniger schikaniert wurden als im Schleidener Raum.

Am 18. September 1935 aber stellten die Nazis an der Auftriebstelle Kontrollzettel aus: Das Vieh der Bauern erhielt rote Zettel, das der Juden gelbe. „Es durfte kein Tier auf den Marktplatz von Adenau geführt werden, das nicht den Kontrollzettel trug", berichtete das NSDAP-Wochenblatt „Westdeutscher Beobachter". Auch reservierte man die Gestänge zum Tiere-Anbinden zunächst für die Bauern, da eingerissen sei, „dass die Juden kurzerhand für sich diese Befestigungsgeländer in Anspruch nahmen, während die Bauern ihr Vieh frei halten mussten".

Alle Maßnahmen zielten auf den Ausschluss jüdischer Händler. So durfte auf dem Platz nicht hebräisch gesprochen werden und die für Adenau zuständige Kreisbauernschaft Ahrweiler lockte, um den Umsatz zu sichern, „arische" Großhändler an. „Arische" Händler sollten den Verlauf des Marktes genau beobachten und später ihre Erfahrung mitteilen. Die im Hauptstaatsarchiv Düsseldorf gesammelten Berichte vom ersten kontrollierten Adenauer Markt strotzen vor böswilligen Unterstellungen, Beleidigungen, Häme, und sie konstruieren ein Täter-Opfer-Szenario: „Schon bei den Vorbereitungen rotteten sich die jüdischen Händler zusammen, um unter sich im geheimen zu beraten." ...

Der vollständige Artikel von Hildegard Ginzler (General-Anzeiger-Bonn) kann unter folgendem Link abgerufen werden:

11.02.2014

Eifeljahrbuch 2014Das gerade erschienene Eifeljahrbuch 2014 publizierte auf den Seiten 160-167 meinen Artikel „Nationalsozialisten im Ahrgebiet unterschieden zwischen 'jüdischen und arischen Rindern' (1935) – 'Gelbe Zettel' auf dem Adenauer Viehmarkt“.

Die Journalistin Hildegard Ginzler berichtete hierüber zusammenfassend in der Ahrgebiet-Ausgabe des Bonner General-Anzeigers vom 25. Januar 2014: „Adenauer Viehmarkt: Jüdische Händler wurden 1935 ausgeschlossen“.

In meinem o.a. Artikel geht es um regionalhistorisch spezifische Schwerpunkte, die im ländlichen strukturierten Gebiet der Eifel und Voreifel nach der „Machtergreifung“ typisch waren und sogar zur Kennzeichnung „jüdischer Rinder“ führten. Auch die Altkreise Ahrweiler, Schleiden oder Euskirchen setzten im 3. Reich eigenmächtig ihre rassistischen Schwerpunkte. Während man im Ahrgebiet begann, zwischen jüdischen und arischen Rindern zu unterscheiden, riefen die anderen Kreisverwaltungen des westlichen Grenzlandes dazu auf, sogar fremde Autonummern zu notieren, deren Fahrer dann anhand weiterer Untersuchungen als arm oder reich, jüdisch oder arisch, fremd oder einheimisch eingeordnet und registriert werden sollten.

 

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Besonders der Viehmarkt von Adenau war früher bei den Eifeler Juden beliebt, weil sie hier anfangs nicht so schikaniert wurden wie im Schleidener Raum. Er unterstand der Kreisbauernschaft Ahrweiler, die erst allmählich mit den Parteigenossen aus dem Eifelgebiet koo­perierte. Der Reichsnährstand entschloss sich dann aber doch1935, im Einvernehmen mit der Gau­leitung der NSDAP, Amt NS-Hago, eine scharfe Bewachung des Adenauer Viehmarktes durchzuführen und erste Erfah­rungen zu sammeln. Am „18. Scheiding“ (September) 1935 wurden an der Auftrieb­stelle, die vom Vieh passiert werden muss­te, zwei Tische aufgestellt, an denen je drei Nationalsozialisten Kontrollzettel aus steifem Karton ausstellen mussten:

„Das Vieh der Bauern erhielt rote Zettel, das von den Juden gelbe. Die Zettel waren an einer Seite gelocht und mit Kordel versehen, auf der anderen Seite trugen sie den Stempel der Kreisbauernschaft"...

Der vollständige Eifeljahrbuch-Artikel kann unter folgendem Link abgerufen werden:

08.02.2014

Das „Lehrhaus“ der Kölnischen Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit e.V.

Das „Lehrhaus" ist eine feste Größe im Veranstaltungskalender der Kölnischen Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit e.V. Die Veranstaltungen finden in der Regel im Versammlungssaal „Judaica“ der Synagogen-Gemeinde Köln statt, aber es sind auch Exkursionen im Programm. Zweimal jährlich erscheint ein Flyer mit den interessanten Veranstaltungsankündigungen.

Auch ich hatte schon die Möglichkeit, im Lehrhaus einen Vortrag zu halten und dann im kleineren Kreis über die Thematik zu diskutieren. Zu den Anwesenden zählte auch der renommierte Historiker Prof. Horst Matzerath, der von 1988 bis zu seiner Pensionierung im Jahr 2002 Direktor des NS-Dokumentationszentrums der Stadt Köln im EL-DE-Haus war und seitdem als Autor tätig ist. Im Oktober 2009 erschien sein umfangreiches Buch „Köln in der Zeit des Nationalsozialismus 1933-1945" als 12. Band der dreizehnbändigen Kölner Stadtgeschichte.

 

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 Diskussion im kleinen Kreis des Lehrhauses

 Prof. Matzerath und Buchautor Hans-Dieter Arntz (v.l.)

 

In diesem Zusammenhang möchte auf die grundsätzliche Idee eines Lehrhauses und auch auf die diesbezügliche Kölner Selbstdarstellung hinweisen:

Es geht zurück auf eine von 1920 bis 1927 in Frankfurt bestehende und von Franz Rosenzweig gegründete Bildungseinrichtung. „Das Lehrhaus soll uns lehren, warum und wozu wir sind" (Franz Rosenzweig). Somit ist es eine Einrichtung, die der jüdischen Erwachsenenbildung diente und allen offen stand, die lernen wollten. Nicht irgendwie und irgendwas, sondern jüdische Tradition im und für den Kontext der Moderne, oder, wie es Rosenzweig formulierte, „ein Lernen nicht mehr aus der Tora ins Leben hinein, sondern umgekehrt, aus dem Leben, aus einer Welt, die vom Gesetz nichts weiß..., zurück in die Tora."

Die Idee fand viele, viele Nachahmer – so wurde 1929 auch in Köln ein Lehrhaus gegründet ...

Wir wollen dies auch: worüber? Über alles, was mit den Aufgaben der Kölnischen Gesellschaft zu tun hat. Theologie und Gebet, Texte und Gedanken, Geschichte und Aktuelles, Hebräisches, Jüdisches und Jiddisches – wichtig ist nur, dass es Sie – unsere Mitglieder – interessiert.

04.02.2014

Rassenschande im Dritten Reich. Ein Hinweis zum Buch: „Unerhörter Mut. Eine Liebe in der Zeit des Rassenwahns“

Unerhörter Mut

Die Propaganda im Dritten Reich versuchte systematisch, den Begriff Rassenschande zum Bestandteil des Deutschtums und zur Erklärung dessen zu machen, was spätestens seit dem 15. September 1935 juristisch als deutschblütig zu verstehen sein sollte. Vgl. hierzu meine NEWS vom 24.09.2011.

Eine wenig später erlassene Verordnung weitete das Eheverbot auf andere Gruppen aus: Es sollten grundsätzlich alle Ehen unterbleiben, die die „Reinerhaltung des deutschen Blutes“ gefährdeten. Ein Rundschreiben zählte dazu „Zigeuner, Neger und ihre Bastarde“ auf. Das Reichsbürgergesetz betrachte jeden Verstoß als „Rassen- oder Vaterlandsverrat“ und ebnete somit den Weg zum Holocaust.

Diesbezügliche Biographien stellen detailliert die fast unlösbaren Probleme der Betroffenen dar. Aber auch die Fachliteratur dokumentiert unzählige Tragödien, denn der Begriff „Rassenschande“ bzw. „Blutschande“ verbot nicht nur seit den Nürnberger Gesetzen Eheschließungen, sondern grundsätzlich auch jegliches mitmenschliches Zusammensein und sexuelle Kontakte.

Ich selber befasste mich auch mit diesbezüglichen Fällen und schilderte in meinem Buch Judenverfolgung und Fluchthilfe (Kapitel „Rassentrennung“, S. 180-204) exemplarisch die Situation des Paares Kaufmann aus dem Eifeler Dorf Ramscheid (S. 192-197) im deutsch-belgischen Grenzgebiet. Während dessen verzweifelte Situation schlussendlich doch noch ein gutes Ende hatte, verhält es sich bei den Protagonisten des neulich erschienenen Taschenbuches „Unerhörter Mut“ anders: beide verlieren ihr Leben.

Unerhörter MutDie Darstellung durch den pensionierten Gerichtspräsidenten Dr. Alfons Dür (*1948) - die vom juristischen Ansatz her an die Publikation des Kölner Rechtsanwaltes Winfried Seibert „Das Mädchen, das nicht Esther heißen durfte“ erinnert - , beeindruckt wegen der indirekten Charakterisierung des aus Köln stammenden Heinrich Heinen, weil im Grunde genommen nicht viel über den eigentlichen „Helden mit unerhörtem Mut“ nachgewiesen werden kann. Zudem bewegt die ungewöhnliche Geschichte einer großen Liebe zwischen einer "Volljüdin" und einem "Arier", was aber keineswegs von der sehr sachlichen Recherche ablenkt. Dies bezieht sich besonders auf die Gestapo-Unterlagen der jungen Jüdin Edith Meyer.

Um einen Bezug zu meiner regionalhistorischen Homepage herzustellen, sei wiederholt, dass Heinrich Heinen aus Köln stammt und die Deportation seiner jüdischen Braut Edith Meyer - nur fünf Tage nach dem Transport der Kölner Juden – in das Ghetto von Riga erfolgte. Daher wird die diesbezügliche Beschreibung von Alfons Dür bestätigt.

Klappentext
Zu Ostern 1942 befreit der 22-jährige Deutsche Heinrich Heinen unter lebensgefährlichen Bedingungen seine jüdische Braut Edith Meyer aus dem Ghetto von Riga. Gemeinsam flüchten sie Richtung Schweiz, wo sie hoffen, eine Zukunft für ihre Liebe zu finden. In Feldkirch an der Grenze zur Schweiz scheitert ihre Flucht. Heinen wird wegen Rassenschande verurteilt, versucht aber im Gefängnis ein zweites Mal, seine Braut zu retten und mit ihr in die Schweiz zu fliehen. Gemeinsam mit anderen Häftlingen durchforstet er Zelle für Zelle nach seiner Braut vergeblich, denn sie befindet sich bereits auf dem Weg Richtung Auschwitz. Und auch Heinen und seine Mithäftlinge werden die rettende Schweiz nicht mehr erreichen.

Alfons Dür: „Unerhörter Mut. Eine Liebe in der Zeit des Rassenwahns“. Haymon Verlag, Innsbruck 2012, ISBN 978-3-85218-735-8, 200 Seiten

01.02.2014

Der aus Bitburg stammende Filmemacher Adolf Winkler galt schon vor mehr als 20 Jahren als bekannter Buch- und Fernsehautor. Bereits 1992 hatte er gemeinsam mit Christian Grzimek Bücher zum Thema Natur- und Tierschutz verfasst, und beim Fernsehen der RTL Plus wurden bis dahin 80 Beiträge mit dem Titel „Tips für Tiere“ gesendet.

Seitdem hat sich viel getan. In seiner AWI-Filmproduktion entstanden im Laufe der Jahre viele Film- und TV-Beiträge zur Aufklärung in Sachen Umwelt sowie Wissenschaftliches zum Thema Medizin und Promotion für Wirtschaft. Aber für mich bedeutsam sind die eindrucksvollen Dokumentarfilme, die sich konkret mit spezifischen Problemen der Eifel befassen – oft sogar mit der Region seines Wohnortes Bitburg....

Dem Leser meiner regionalhistorischen Homepage empfehle ich, den Trailer des Filmes „Kolmeshöhe - Den Toten ein Gesicht geben“ anzusehen. Dann versteht man, wie Adolf Winkler dokumentiert. Mit seinem neuen Projekt über das Eifel-Judentum hatte auch ich dankenswerterweise zu tun ...

 

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Der Filmemacher Adolf Winkler hat gerade einen etwa einstündigen Film abgedreht, der sich mit einem besonderen Aspekt und mit einer diesbezüglich etwas vernachlässigten Region befasst. Es handelt sich hier um eine Dokumention zur Judenverfolgung im Eifel-Dreiländereck Belgien-Deutschland-Luxemburg mit exemplarischen Spielfilm-Szenen. Sprecher ist einmal Peter Bögel, der viele ZDF-Kulturfilme spricht, und dann als Hauptsprecher Karl-Hein Kaul von der ARD ...

 

 

Besonders gefreut habe ich mich, dass ich dem sehr engagierten Filmemacher Adolf Winkler bei der Gestaltung des Drehbuchs etwas zur Seite stehen konnte. Dafür revanchierte er sich, indem er mir – schon wenige Wochen vor der Premiere – einige Standfotos zur Verfügung stellte und sie zur Publikation auf meiner Homepage freigab. Sie zeigen Spielfilm-Szenen wie: Judenboykott, Umsiedlung, Flucht über die Grenze, Abtransport der jüdischen Landbevölkerung und Deportation in den Osten ...

 

 

Mit folgendem Text soll auf den Film „7 Lichter. – Das jüdische Leben im Dreieck Belgien-Deutschland-Luxemburg“ hingewiesen werden:

Die jüdische Kultur hat schon vor fast 1000 Jahren das Leben in der Grenzregion zwischen Belgien, Deutschland und Luxemburg mitgeprägt.

Emanzipation und Integration gehörten zum Alltag im Leben der jüdischen Bevölkerung. Bedeutende Persönlichkeiten jüdischen Glaubens standen im politischen und gesellschaftlichen Geschehen. Als Händler, Kaufleute, Ärzte, Apotheker und Anwälte hatten sie ihren Platz in der Gesellschaft. Gleichzeitig ist die jüdische Geschichte auch im Dreiländereck von Ausgrenzung, Verfolgung und Vernichtung geprägt, die im Antisemitismus der NS-Zeit, dem dunkelsten Kapitel der deutschen Geschichte, mit dem Holocaust ihren Höhepunkt fand.

Diese schlimme Zeit der Shoah brachte einen massiven Einbruch in der jüdischen Kultur der Region, der bis heute anhält und von dem sich die Menschen nur langsam erholen.

Doch neue Generationen bringen das jüdische Leben zurück, knüpfen an alte Traditionen an und entwickeln sich weiter. Ob die aufkeimenden Hoffnungen auf Integration und friedliche Koexistenz sich erfüllen, wird die Zukunft zeigen. Vielleicht leuchten dann am Sabbath auch im Dreiländereck wieder die 7 Lichter der Menora.

Der vollständige Artikel kann unter folgendem Link abgerufen werden:

28.01.2014

Das Ende von Auschwitz – Holocaust-Poesie von Anne-Marie Fabian

Das gestrige Datum erinnerte mich an die Korrespondenz mit der deutschen Journalistin und Schriftstellerin Anne-Marie Fabian (1920-1993), die als Berliner Diplom-Politologin und Redakteurin nicht nur für die Gewerkschaftspresse und den Berliner "Tagesspiegel" Artikel verfasste, sondern auch als geschäftsführendes Vorstandsmitglied des Hauptpersonalrates des Berliner Senats fungierte. Nach ihrer Heirat mit dem Journalisten Walter Fabian lebte sie seit 1961 als freie Schriftstellerin in Köln, starb aber am 3. Juni 2013 in der Bundeshauptstadt Berlin.


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Thema der Korrespondenz war– wie auch im Jahre 1985 mit der deutschsprachigen Schriftstellerin und Lyrikerin Stella Rotenberg geb. Siegmann (1916-2013) aus England (vgl. meine NEWS vom 1. Juli 2012) die Frage, ob man über den Holocaust auch Gedichte schreiben solle. Eine derartige Diskussion setzte ich noch im Jahre 2012 in meinem Online-Artikel Der Holocaust in bewegender Lyrik: „Bitte, vergiss mich nicht...“ fort.

Anne-Marie Fabian schenkte mir im Anschluss an unsere Korrespondenz ihr 1984 erschienenes Buch „Wink über das Aschenfeld“, dessen Auschwitz-Gedicht „Das Ende – 27. Januar 1945“ mich gestern an die Befreiung des Vernichtungslagers erinnerte. Vgl. hierzu auch meine NEWS vom gestrigen Tage. Die mit dem Kurt-Tucholsky-Preis der Tucholsky-Gesellschaft ausgezeichnete Schriftstellerin starb vor einem halben Jahr und hätte sicher nichts dagegen gehabt, wenn ich jetzt ihr Gedicht auf meiner Homepage publiziere (Vgl. S. 42-44):

 

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27.01.2014

27. Januar 1945: Befreiung von Auschwitz. – Ein Hinweis auf die aus Sinzenich stammende Überlebende Ilse Scheuer verh. Siegler

Der 27. Januar wurde im Jahre 2005 zum Internationalen Tag des Gedenkens an die Opfer des Holocausts erklärt. Seit 1996 bereits gilt er - auf Initiative des damaligen Bundespräsidenten Roman Herzog – als offizieller deutscher Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus. Der 27. Januar ist kein Feiertag im üblichen Sinn. Er ist ein "Denk-Tag": Gedenken und Nachdenken über die Vergangenheit schaffen Orientierung für die Zukunft.

 

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1945 wurde das Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau befreit. Die sowjetischen Truppen fanden Tausende kranke und völlig entkräftete Häftlinge vor. Insgesamt kamen im größten deutschen Konzentrationslager über eine Million Menschen ums Leben, und die Filmaufnahmen waren - und sind es bis heute- , erschütternd. Die Shoa bzw. der Holocaust darf nie vergessen werden!

Das Internationale Auschwitz Komitee veröffentlichte in seinen "Nachrichten aus Auschwitz", was damals am 27. Januar 1945 in Auschwitz geschah? Was geschah an diesem bestimmten Tag? Die Website HaGalil gibt dies exemplarisch wieder.

Unter der Überschrift „My Father's Blessing“ – Eine jüdische Auschwitz-Überlebende aus dem Kreis Euskirchen berichtet über ihr Schicksal wies ich auf meiner regionalhistorischen Homepage  auf das Buch von Ruth Siegler geb. Scheuer hin, das von ihrem Schicksal und dem ihrer Schwester Ilse handelt. Beide Auschwitz-Überlebende aus dem benachbarten Sinzenich/Zülpich sind mir persönlich bekannt, und ich weise meine Leser erneut auf meine beiden diesbezüglichen Online-Artikel hin:

25.01.2014

Vortrag über den Judenältesten Josef Weiss bei der Kölnischen Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit e.V.

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Josef Weiss (1893-1976), der letzte Judenälteste von Bergen-Belsen, gehörte von 1907 bis zu seiner Emigration in die Niederlande (1933) der Synagogengemeinde Köln an.

Da er zuletzt mit seiner Familie in der Wiethasestraße 72 wohnte und regelmäßig die Synagoge an der Roonstraße besuchte, war es insofern für mich ein persönliches Erlebnis, dort auf Einladung der Kölnischen Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit e.V. einen bebilderten Vortrag über die Biographie von „Jupp“ Weiss halten zu dürfen. In dem Vortrag ging es auch um seine berufliche Tätigkeit als Personalchef des großen Michel-Kaufhauses. Hierüber hatte auch schon das Boulevardblatt „Kölner Express“ im Mai 2013 berichtet:

 

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Die Kölnische Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit e.V. bietet in ihrem Programm eine Fülle von Veranstaltungen mit politischen, geschichtlichen, religiös-weltanschaulichen und anderen kulturellen Themen in Vorträgen, Lesungen, Informationsveranstaltungen sowie auch in Aufführungen und Konzerten an. Sie wendet sich in Gedenkveranstaltungen, Kundgebungen und Stellungnahmen an die Öffentlichkeit. Nur am Rande sei angemerkt, dass sich die Gesellschaft inzwischen zur mitgliederstärksten in Deutschland entwickelt hat und sich gemäß ihrer Website seit der Gründung (1958) in Stellungnahmen, Veranstaltungen, Publikationen und mit Projekten für die Bewahrung der Menschenwürde, für ein tolerantes und friedliches Zusammenleben der Menschen unterschiedlicher nationaler, religiöser, weltanschaulicher und sozialer Herkunft in unserer Stadt, für einen geschwisterlichen Dialog zwischen Christen und Juden und für ein tieferes Verständnis der Weltreligionen einsetzt.

 

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v.l.n.r.: Miguel Freund (Stellv. Vorsitzender), Dr. Marcus Meier (Geschäftsführer), Hans-Dieter Arntz (Buchautor),
Dr. Robert Becker (Schriftführer)

Bereits im Jahre 1982 befasste ich mich mit einem anderen Teilaspekt der jüdischen Geschichte von Köln und publizierte im Jahrbuch des Kölnischen Geschichtsvereins e.V. einen Beitrag über das religiöse Leben der Kölner Juden im Ghetto von Riga.

22.01.2014

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Vor einigen Monaten wurde in Manhattan, im Herzen von New York, das 100-jährige Jubiläum der Altman-Stiftung gefeiert. Benjamin Altman (1840–1913), dessen Mutter als Celia FRIEDSAM in Memmelsdorf (Bayern) geboren wurde, war Inhaberin des berühmten Altman Department Store, das sich später in Manhattan an der Ecke 361 Fifth Avenue/ 34th Street befand und den deutschen Namen berühmt machte. Das Bild zeigt das seit dem Jahre 1914 so aussehende renommierten Kaufhauses B. Altmann & Co., das auch in den nächsten Jahren noch deutlich erweitert wurde.

Die Namen ALTMAN, aber besonders FRIESEM/FRIEDSAM spielen insofern eine Rolle, als sie mit der Genealogie der aus Friesheim stammenden Juden in Verbindung stehen. Und dieser Bereich gehört zu meiner regionalhistorischen Homepage. Offenbar gibt es nur wenige jüdische Friesem-Familien, und diese haben im ähnlich lautenden Dorf Friesheim – heute ein Ortsteil von Erftstadt – ihre Wurzeln.

Da die genealogischen Spuren von FRIESEM/FRIEDSAM auch nach Friesheim gehen und somit meine regionalhistorischen Arbeiten tangieren, publizierte ich am 15. Juni 2010 einen Online-Artikel, in dem ich die bisherigen Ergebnisse der Friesem-Friedsam-Forschung bekannt gab. Sie befassen sich u.a. auch mit Bodendorf, Sinzig, Remagen, Niederzissen, Burgbrohl und Memmelsdorf (Bayern). Diese Forschungen gehen auf den in den USA bekannten Genealogen Leo Hoenig (*1937) zurück, über den ich auch schon in meinen NEWS vom 01. März 2008 berichtete. Die Veränderung des Namens scheint wohl auf eines der Friesem-Kinder zurückzugehen, das sich seit Jahre 1808 in Bodendorf – in der Nähe von Sinzig – FRIEDSAM nennen ließ. Eine weitere FRIEDSAM-Familie wurde in Memmelsdorf, Unterfranken (Bayern) lokalisiert. Aber auch diese Spur lässt sich nach Friesheim verfolgen. Leo Hoenig teilte mir mit:

Celia Friedsam, eine Tochter von Moses Hirsch Friedsam, wurde etwa im Jahre 1805 in Memmelsdorf geboren. Während der Zeit zwischen 1830 und 1835 heiratete sie einen Philip Altman, der offenbar in Bayern geboren wurde. Celia und Philip emigrierten etwa 1835 nach New York City, wo sie drei Kinder bekamen. Sie bauten hier ein Kurzwaren-Unternehmen auf, das sich zu einem der größten und berühmtesten Kaufhäuser von New York entwickelte.

Nach dem Tode des geschäftstüchtigen Benjamin Altman (1913) wurde sein Verwandter, Michael Friedsam, Präsident der großen Firma. Der Genealoge Leo Hoenig wiederholt, dass seiner Meinung nach alle FRIESEM/FRIEDSAM-Familien, die auch in den bereits erwähnten Orten Memmelsdorf, Niederzissen, Burgbrohl und Bodendorf nachweisbar sind, ihren Ursprung im rheinischen Friesheim (Erftstadt) haben. Allerdings werden immer noch weitere Beweise gesucht, ganz besonders die französische Liste von 1808, in der die angeordneten, endgültigen Namen der hier beheimateten Juden festgehalten wurden...

 

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Trotz seines wirtschaftlichen Erfolges und Reichtums der Firmeninhaber gab es bisher keine historische Darstellung von Benjamin Altman. Erst jetzt konnte die mit Hilfe von Frau Prof. Jeanne Abrams von der Universität Denver (Colorado) – rechtzeitig zum 100-jährigen Firmenbestehen - eine wissenschaftliche Darstellung vorgelegt werden, an der auch mein Mitarbeiter Leo Hoenig aus New York beteiligt war. Das Foto zeigt den bekannten amerikanischen Genealogen (l.) mit Professor Jeanne Abrams bei der Altmann-Jahrhundertfeier in New York ...

Der vollständige Artikel kann unter folgendem Link abgerufen werden:

18.01.2014

Radiosendung und YouTube-Film „Der letzte Judenälteste von Bergen-Belsen“ jetzt auch im Archiv von YAD VASHEM in Jerusalem

 

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Durch die Biographie „Der letzte Judenälteste von Bergen-Belsen. Josef Weiss – würdig in einer unwürdigen Umgebung“ wurde die Bevölkerung von FLAMERSHEIM auf den wohl bedeutendsten Mitbürger ihres Dorfes aufmerksam. Am 16. Mai 2013 würdigte man ihn durch die Benennung einer Straße und Anbringung einer Gedenktafel an seinem Geburtshaus.

Der 31-minütige Film YouTube: Der letzte Judenälteste von Bergen-Belsen – Die posthume Ehrung von JOSEF WEISS (16. Mai 2013): Ein Videofilm von Toni Schwarz (Flamersheim) wurde von dem Filmemacher und Flamersheimer Bürger Toni Schwarz hergestellt und beinhaltet Ausschnitte der Ansprachen von:

1. Hans-Dieter Arntz (Buchautor)
2. Klaus Voussem (Landtagsabgeordneter)
3. Yona Weiss (Überlebende von Bergen-Belsen)
4. Paul-Josef Kau (Vors. des Vereinskartells)
5. Dr. Uwe Friedl (Bürgermeister von Euskirchen)
6. Atara Zachor-Dayan (Enkelin v. Josef Weiss)

Toni Schwarz CD Die berühmte Gedenkstätte Yad Vashem in Jerusalem - „Gedenkstätte der Märtyrer und Helden des Staates Israel im Holocaust“ – interessierte sich für die Filmdokumentation von Toni Schwarz, zumal die Ehrung von Josef Weiss am 16. Mai 2013 weltweit die erste war, mit der ein Judenältester geehrt wurde. Die Lizenzrechte wurden inzwischen der Abteilung The Visual Center übertragen, sodass der Film künftig  nach den bestehenden Archivbedingungen angesehen werden kann.

In diesem Zusammenhang sei erneut auf die 15-minütige Radiosendung „Zeitzeichen“hingewiesen, in der es um die Vorbereitungen der Flamersheimer Einwohner auf die beiden Zeremonien am 16. Mai 2013 geht sowie das Buch Der letzte Judenälteste von Bergen-Belsen und den Autor.

15.01.2014

Anmerkung zur „Höheren Israelitischen Schule“ zu Leipzig

KlassenzimmerMeine NEWS vom 5. Januar 2014, die das Thema Jüdische Schulgeschichten aus Leipzig behandelte, sollte nicht nur auf das gleichnamige Buch der Museumsleiterin Elke Urban hinweisen, sondern auch auf das von ihr geleitete Schulmuseum, das als „Werkstatt für Schulgeschichte“ (vgl. Film) am Goerdelerring 20, 04109 Leipzig, seinen Sitz hat. Beispielhaft werden hier „alte und neue Werte“ in einer Dauerausstellung bewahrt und gemäß einer modernen Museumspädagogik anschaulich verlebendigt.

Die Höhere Israelitische Schule zu Leipzig, ab 1936 auch CARLEBACH-SCHULE genannt, wurde 1912 von Ephraim Carlebach gegründet. Diese Schule war die erste jüdische Schule in Sachsen. Die Schulgründung erfüllte das seit langem bestehende Bedürfnis der Leipziger Gemeinde nach einer eigenen, konfessionsgebundenen Schule.

Den Gründern der Höheren Israelitischen Schule“ zu Leipzig ging es vordergründig um ganz praktische Belange, wie schulfreie religiöse Feiertage oder einen konfessionsgerechten Religionsunterricht. Zugleich wollte man die jüdischen Schüler auch dem latenten Antisemitismus entziehen, der an staatlichen Schulen immer öfter zu spüren war. Später wurde die Schule dann als sogenanntes Judenhaus benutzt und 1942 endgültig geschlossen.

SchulklasseDer Ausstellungsraum zum Teilthema Carlebach-Schule enthält Filme, Fotos und Schulgeschichten, die eine konkrete Spurensuche ermöglichen. Das bereits vorgestellte Buch von Elke Urban „Jüdische Schulgeschichten aus Leipzig“ gehört seit 2011 dazu.

Abschließend möchte ich in diesem Zusammenhang unbedingt auf Ephraim Carlebachs Neffen Salo Carlebach (1919-1942) hinweisen, der am 15. Juli 1942 freiwillig – wie im August 1942 der polnische Arzt und Pädagoge Janusz Korczak (1878-1942) – eine Anzahl jüdischer Kinder von Westerbork nach Auschwitz begleitete. Er gehört zu den unbesungenen Helden, den ich in meinem Buch Der letzte Judenälteste von Bergen-Belsen auf den Seiten18, 127 und 129 dargestellt habe. Das Foto zeigt ihn in Westerbork mit einigen jüdischen Schülern (Mitte, mit Bart).

12.01.2014

Hinweis auf einen Vortrag bei der Kölnischen Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit: „Der letzte Judenälteste von Bergen-Belsen. Die Lebensgeschichte von Josef Weiss“ (Termin: 15. Jan. 2014)

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Die Kölnische Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit ist die derzeit größte ihrer Art in Deutschland. Sie arbeitet aktiv an der gegenseitigen Verständigung der Religionen in Seminaren und Vorträgen, Exkursionen und Begegnungen.

Auch aus persönlichem Grund weise ich in diesem Zusammenhang auf einen Vortrag hin, der sich mit dem aus Flamersheim stammenden Josef Weiss (1893-1976) befasst.

testDa der letzte Judenälteste von Bergen-Belsen einen wichtigen Teil seines Lebens (1907-1933) in Köln verbrachte und Mitglied der Synagogengemeinde war, dürfte der Vortrag dadurch auch etwas Lokalkolorit haben. Der Autor steht nach dem bebilderten Vortrag zur Diskussion zur Verfügung.

Hinweis zum Buch: Der letzte Judenälteste von Bergen-Belsen. Josef Weiss – würdig in einer unwürdigen Umgebung.

Im Veranstaltungskalender Termin 60/65 heißt es:

 

Informationen zum Termin 15. Januar 2014

Nummer

0092

Datum

15. Januar 2014 Mittwoch

Zeit

19:30 Uhr

Ort

JUDAICA der Synagogen-Gemeinde, Roonstr. 50, 50674 Köln

Veranstaltung

Der letzte Judenälteste im Konzentrationslager Bergen-Belsen. Die Lebensgeschichte von Josef Weiss

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Langtext

Hans Dieter Arntz hat 2012 eine umfangreiche Biographie von Josef Weiss veröffentlicht. Der Untertitel seines Buches fasst bereits sein Forschungsergebnis zusammen: "Würdig – in einer unwürdigen Umgebung". In seinem Vortrag skizziert der Autor anhand von Bildquellen die Lebensgeschichte von Weiss vor dem Hintergrund ihrer zeitgeschichtlichen Bezüge.

Veranstaltung der Kölnischen Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit e. V. im Rahmen der Lehrhaus-Reihe

08.01.2014

 

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Der vollständige Artikel kann unter folgendem Link abgerufen werden:

05.01.2014

Jüdische Schulgeschichten aus Leipzig. Dank an Museumsleiterin Elke Urban

Jüdische Schulgeschichten

Zu den Neujahrswünschen sowie weiteren zugestellten Dokumenten für mein umfangreiches Archiv gehörte auch ein Buch, über das ich mich sehr gefreut habe. Es wurde im Jahre 2011 von der verdienstvollen Museumsleiterin Elke Urban (Foto: André Kempner) verfasst und beinhaltet Jüdische Schulgeschichten, die von ehemaligen Schülern im Rahmen von sehr interessanten Interviews erzählt wurden.

Die Autorin hatte 50 jüdische Interviewpartner, die einst in Leipzig die Schulbank gedrückt hatten, danach gefragt, was ihnen die Schule fürs Leben mitgegeben hat, wie sie nach der Flucht im fremden Land zurecht gekommen sind, was ihnen bei all diesen Aufregungen die jüdische Religion bedeutet und wie sie heute über Leipzig denken und fühlen.

Elke UrbanZu den Interviewpartnern gehört auch der von mir sehr geschätzte und persönlich bekannte Buchautor Schlomo (Manfred) Samson (* 1923, heute wohnhaft in Israel), der Bergen-Belsen überlebt hatte und mir als Augenzeuge tatkräftig beim Entstehen des Buches Der letzte Judenälteste von Bergen-Belsen zur Seite stand. Schon im Jahre 2009 hatte ich ihn und seine Biografie „Zwischen Finsternis und Licht“ (1995) unter der Überschrift Schlomo Samson, ein bedeutender Zeitzeuge für das „Inferno von Bergen-Belsen“ auf meiner regionalhistorischen Homepage vorgestellt.

 

Jüdische Schulgeschichten

 

Das lesenswerte Buch von Elke Urban ist nicht nur ein wichtiger Teilaspekt der jüdischen Leipziger Schulgeschichte, sondern beinhaltet auch wesentliche Augenzeugenberichte zur Historie der jüdischen Gemeinde Leipzig.

02.01.2014

Willkommen bei meinen NEWS des Jahres 2014

Mit besonderem Bezug auf meine letzte NEWS vom 31. Dezember des letzten Jahres begrüße ich die Leser meiner regionalhistorischen Homepage auch im 9. Jahr meiner Online-Publikationen. Diese befassen sich mit meinen Forschungen seit 1977/78 und Internet-Veröffentlichungen seit dem Jahr 2006:

Geschichte des Judentums im Bereich Bonn-Köln-Aachen

Nationalsozialismus und 2. Weltkrieg in der Eifel und Voreifel

Historie der Kreisstadt Euskirchen sowie der Eifel und Voreifel

Bücher und neueste Dokumentationen des Autors

Besonders oft wurden meine mehrfach pro Woche publizierten NEWS abgerufen:

 

NEWS: 2013, 2012, 2011, 2010, 2009, 2008, 2007, 2006

 

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Und hierzu die allerneueste Reaktion: schon wenige Stunden nach den ins Netz gesetzten NEWS vom 27.12.2013 teilten mir einige Lehrer und Pädagogen – unabhängig voneinander (!) – mit, dass sie die beiden Fotos von Hellenthal in den nächsten Klassenarbeiten interpretieren lassen wollen.

Schön, dass meine regionalhistorische Website zur gegenwärtigen Diskussion beitragen kann.

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