„Wer aber vor der Vergangenheit die Augen verschließt, wird blind für die Gegenwart“, sagte Bundespräsident Richard von Weizsäcker in seiner vielbeachteten Rede am 8. Mai 1985 anlässlich des 40. Jahrestages der Beendigung des Krieges in Europa und der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in einer Ansprache im Plenarsaal des Deutschen Bundestages. Davor und seither gibt es auf der ganzen Welt immer wieder gewaltsame und kriegerische Auseinandersetzungen in vielen Teilen der Erde. In diesem Jahr gedenken wir des Beginns beider Weltkriege. Der Erste Weltkrieg vor 100 Jahren und der Zweite Weltkrieg vor 75 Jahren. Krieg ist Gewalt und Gewalt bringt individuelles Leiden für Kinder, Frauen und Männer. Besonders Betroffene und Angehörige wissen darum. Was sagen sie uns heute? Was können wir heute daraus lernen?
In unserer Reihe NOVEMBER-GESPRÄCHE vom 3. – 6. November wollen wir miteinander ins Gespräch kommen, laden zu Begegnungen und Diskussionen ein. Dazu haben wir Experten eingeladen, die Hintergrundwissen vermitteln, Impulse geben und für Diskussionen zu Verfügung stehen.
November-Gespräche 2014
Themenwoche "Erzähl mir von Krieg und Frieden"
vom 3.-6. November im Evangelischen Gemeindezentrum
Montag, 3. November
"Ihr daheim und wir da draußen ..."
„Pulver, Brot und Briefe sind die drei Hauptbedürfnisse des Soldaten im Krieg!“ stellte der kaiserliche Generalpostmeister von Stephan schon im deutsch-französischen Krieg von 1870/71 fest. Der Abend beschäftigt sich mit dem Phänomen Feldpost im Ersten Weltkrieg. Diese war – als in der Regel einzige Verbindung zwischen Front und Heimat – für die Kommunikationspartner auf beiden Seiten von immenser Bedeutung, ja wurde zu so etwas wie symbolischen Lebensfäden zwischen vertrauten Personen, die der Krieg auseinandergerissen hatte. Es geht um Dokumente nicht vom „Feldherrnhügel“, sondern aus dem Schützengraben, um Zeugnisse des „kleinen Mannes“, der ansonsten leicht hinter Strategien, Statistiken und Zahlen verschwindet.
Experte: Dr. Christoph Studt, Institut für Geschichtswissenschaft der Uni Bonn
Moderation: Frank Thönes
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Dienstag, 4. November
"Erzähl doch mal von Krieg und Frieden ..."
Talkshow mit Zeitzeugen und Musik.
Geschichten, Erlebnisse und Berichte von Menschen, die als Kinder, Jugendliche oder junge Erwachsene die Zeiten des Zweiten Weltkrieges und die Jahre danach erlebt haben.
Zeitzeugen: Gisela Grote, Leni Mager, Werner Biedermann, Dr. Heinrich Blaß u.a.
Musik: Friederike Heiwolt, Flügel und Eva Heiwolt, Violine
Moderation: Jens Schramm und Frank Thönes
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Mittwoch, 5. November
"Jüdisches Leben und jüdisches Schicksal der Menschen in Euskirchen zu NS-Zeit"
Diktatur und Rassismus kennzeichnen den Terror des Nationalsozialismus. Aber besonders die Judenverfolgung und der systematisch geplante Holocaust sind Synonyme, die für absolute Menschenverachtung und Vernichtung stehen. Am Beispiel der Kreisstadt Euskirchen soll an die Geschichte der Euskirchener Juden erinnert werden.
Ein wesentlicher Teil wird Josef Weiss, dem „letzten Judenältesten von Bergen-Belsen“, gewidmet sein, über den Hans-Dieter Arntz eine inzwischen international anerkannte Biographie geschrieben hat.
Experte: Hans-Dieter Arntz, Historiker und Autor.
Moderation: Jens Schramm
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Donnerstag, 6. November
"Im Westen nichts Neues"
Antikriegsfilm nach dem Roman von Erich Maria Remarque.
Erich Maria Remarques Roman über einfache deutsche Soldaten wurde 1930 das erste Mal von Lewis Milestone verfilmt und gehört noch heute zu den wichtigsten Aufarbeitungsversuchen des Ersten Weltkriegs.
Paul Bäumer ist Schüler eines deutschen Gymnasiums. Kurz vor dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs herrscht im Land eine ungebrochene Kriegsbegeisterung. Lehrer Kantorek hält der Klasse einen Vortrag über die Vorzüge des Krieges und rät ihnen, sich zum freiwilligen Kriegsdienst zu melden. Für das Vaterland, aus Ehre und mit vollster Begeisterung und Siegeswillen leisten ihm die Jungen folge. Paul Bäumer landet an der Front und muss die Schrecken des Stellungskrieges und den Tod vieler seiner Kameraden aus erster Hand miterleben ...
Der Film – mit zwei Oskars ausgezeichnet – war in Deutschland und weiten Teilen Europas verboten. Als er 1930 in die deutschen Kinos kommen sollte, waren die Nationalsozialisten bereits auf dem Vormarsch. Der erste Weltkrieg hatte die Saat für den späteren Zweiten Weltkrieg schon in sich getragen. Die Konsequenzen, wie sie Paul Bäumer aus den Kriegserlebnissen zog, waren längst nicht verbreitet und jede Art von Antikriegshaltung ungern gesehen. In den 1930er Jahren wurde das Werk zuerst verboten, dann massiv gekürzt (von 139 Minuten auf 85 Minuten) und zuletzt von Nationalsozialisten boykottiert, indem sie Stinkbomben und Mäuse in Kinosäle leiteten.
Alle Veranstaltungen der Themenwoche finden jeweils um 19:30 Uhr im Evangelischen Gemeindezentrum, Kölner Straße 41, statt. Die Teilnahme ist kostenlos.