Wer kann Auskunft über jüdische Sportler in Euskirchen geben – besonders in einer „Sportgruppe des Reichsbundes jüdischer Frontsoldaten“ (RjF) während der Zeit 1933-1936 ? (....)
(....) Das Vereinsleben spielte auch im etwa 12.000 Einwohner zählenden Euskirchen eine besondere Rolle und beeinflusste das soziale und kulturelle Zusammenleben. (....) Besonders spezielle Zusammenschlüsse zu Beginn des 20. Jahrhunderts - wie zum Beispiel der „Jüdische Wanderverein“ oder der „Jüdische Tennisclub“, dessen „jüdische Turnierequipe“ (1928) aber m. E. nur eine Unterabteilung eines anderen Vereins war -, stärkten das jüdische Zusammengehörigkeitsgefühl (....).
(....) Auch die Zielsetzung des Reichsbundes jüdischer Frontsoldaten (RjF) war die Abwehr des Antisemitismus in Deutschland unter Berufung auf die Tatsache, dass im Ersten Weltkrieg etwa 85.000 deutsche Juden gekämpft hatten, von denen etwa 12.000 fielen. Das Ziel der Veteranen lautete:
Der RJF sieht die Grundlage seiner Arbeit in einem restlosen Bekenntnis zur deutschen Heimat. Er hat kein Ziel und kein Streben außerhalb dieser deutschen Heimat und wendet sich aufs schärfste gegen jede Bestrebung, die uns deutsche Juden zu dieser deutschen Heimat in eine Fremdstellung bringen will.“
Wichtiger Ansprechpartner war in Euskirchen der jüdische Mediziner Dr. Hugo Oster, der in den 1930er Jahren zumindest für sportliche Jugendliche einen RjF-Sportverein in Euskirchen geplant haben mag(....).
(....) Der einst renommierte Reichsbund jüdischer Frontsoldaten (RjF) - dem man 1936 jegliche politische Tätigkeit untersagte und 1938 verbot - ,versuchte Anfang der 1930er Jahre , jüdischen Sportlern durch Gründung eigener Sportaktivitäten eine Alternative zu bieten.
Wie der in Alfter lebende Sporthistoriker Dr. Arthur Heinrich herausfand, gründete sich daher im Laufe des Jahres 1933 in Euskirchen eine RjF-Sportgruppe in Euskirchen, die die Disziplinen Leichtathletik und Fußball pflegte. So konnte man wohl vorläufig den Vorschriften des „Arierparagrafen“ entgehen. Ansprechpartner war Alex Schwarz, wohnhaft Euskirchen, Baumstraße 14 (....).
(....) Am 19. Juni 1936 wurde diese RjF-Sportgruppe letztmalig in der jüdischen Presse erwähnt. Nichts ist aber über das präzise Gründungsdatum der RjF-Sportgruppe Euskirchen, die Mitglieder und deren Aktivitäten, Trainingsstätte und Sportplätze, auf denen Heimspiele im Fußball ausgetragen wurden, bekannt. Hierzu werden dringend Details gesucht.
Das „Israelitische Familienblatt“ veröffentlichte in der Ausgabe vom 13. September 1934 Siegerlisten der am 2. September 1934 in Köln-Mülheim ausgetragenen „Leichtathletikmeisterschaften des westdeutschen RjF-Sportbundes“. Danach hatte ein „Herrmanns (Euskir chen)“ das Speerwerfen gewonnen. Die Liste „Jüdische Bevölkerung der Stadt Euskirchen“ führt allerdings keinen „Herrmanns“. Gemeint ist sehr wahrscheinlich Hans Hermann (* 04.11.1914), aus Flamersheim, später Euskirchen. Auch über seine RjF-Aktivitäten wurde bisher nichts bekannt (....).
Die Euskirchener RjF-Gruppe bestand nicht nur aus Alex Schwarz und (vielleicht) Hans Hermann, sondern stellte darüber hinaus eine komplette Fußballmannschaft, die am Meisterschaftsbetrieb und an Pokalwettbewerben des RjF-Landesverbandes teilnahm. In der jüdischen Presse wurden die Euskirchener Fußballer letztmalig am 19. Juni 1936 erwähnt. Vielleicht gibt es Euskirchener Fußballfreunde oder deren Archive, die etwas hierüber wissen (.....).
Ähnlich sieht es mit dem engagierten Fußballer Siegfried (Siggi) Oster (*10.08.1912 in Flamersheim) aus Flamersheim aus. Er ist auf dem Foto(1930) als Dritter von links in der hinteren Reihe zu sehen.
Er könnte vielleicht anfangs zu der Mannschaft der erwähnten RjF-Sportler gehört haben. Vgl. auch "JUDAICA", Seite 176. Ich begegnete ihm ab 1984 mehrfach. Meines Wissens war er aber nie Mitglied eines jüdischen Sportvereins, sondern nur bei VfR Flamersheim 1928 eV. Nachweislich gehörte er dort zur 1. Mannschaft und wurde im Jahre 1984 zum Ehrenmitglied ernannt wurde.
Der bereits erwähnte Karl Schneider ( *10.11.1902), dessen Holocaust-Erlebnisse ich bereits publiziert habe, war ein renommierter jüdischer Sportler und bis zur „Machtergreifung“ Vorsitzender des Euskirchener Radvereins. Dieser Verein hatte so viel Anstand, sich sofort aufzulösen, als ihrem Vorsitzenden die Mitgliedschaft verboten wurde(....).
Ziel des vorliegenden Beitrags ist jetzt die Frage:
Wer kann Auskunft über jüdische Sportler in Euskirchen geben – besonders in einer „Sportgruppe des Reichsbundes jüdischer Frontsoldaten“ (RjF) während der Zeit 1933-1936?
Der vollständige Artikel kann mit folgendem Link abgerufen werden: