Zum Jahresende 2015

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31.12.2015

Zum Jahresende 2015

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(©) www.patricfouad.de

Liebe Freunde und Leser meiner regionalhistorischen Homepage,

wie Sie wissen, liegt meinem „Versöhnungskonzept durch persönliche Kontakte“ nicht nur das Regionalhistorische, sondern seit Jahrzehnten ganz besonders die Aufarbeitung der jüdischen Geschichte im Bereich Bonn-Köln-Aachen am Herzen. Dass sich daraus eine sehr stark frequentierte „Anlaufstelle“ für christlich-jüdische und deutsch-jüdische Kontakte entwickelt hat, war anfangs nicht abzusehen. Insofern freue ich mich immer wieder über das Lob, meine regionalhistorische Homepage wäre für viele im Ausland lebende Rheinländer, aber ganz besonders für die aus der Eifel und Voreifel stammende jüdische und auch nicht-jüdische Familien eine „Verbindung zur alten Heimat.“

Inhalt meiner regionalhistorischen Homepage:

Bücher und Publikationen in historischen Jahrbüchern (1972-2016)

Neuerscheinungen: Neue Publikationen und Vorstellung dieser Bücher

NEWS:Nachrichten, kleinere Artikel und Berichte (2015, 2014, 2013, 2012, 2011, 20102009, 2008, 2007, 2006)

ARTIKEL: Detaillierte Abhandlungen zu den o. a. Gesamtthemen

Unter den Briefen und vielen E-mails zum Jahresende waren auch diesmal wieder Grüße von in- und ausländischen Archiven sowie Lesern aus Israel, England und den USA. Dies hat häufig auch etwas mit meinem Buch über Josef Weiss (1893-1976), den letzten Judenältesten von Bergen-Belsen , zu tun, das besonders in diesen Ländern Interesse gefunden hat.

Ob sich etwas an unseren Wünschen für das kommende Jahr geändert hat, sollte man sich selber fragen. Durch Zufall fand ich einen vergilbten Artikel vom 2. Januar1992 („Schleidener Wochenspiegel“). Man möge doch einmal überprüfen, ob sich im Laufe der beinahe 25 Jahre irgendetwas im Vergleich zu heute geändert hat:

 

 

testHajo Jahn, derVorsitzende der Else Lasker-Schüler-Gesellschaft in Wuppertal, wünschte mir mit folgendem Zitat von Kurt Tucholsky, der nach Schweden ins Exil ging, im Namen des Vorstands besinnliche Feiertage und ein gutes Neues Jahr:

„Die Leute blicken immer so verächtlich auf vergangene Zeiten, weil die dies und jenes noch nicht besaßen, was wir heute haben. Aber dabei setzen sie stillschweigend voraus, dass die neueren Epochen alles das haben, was man früher besessen hat, und das Neue dazu. Das ist ein Denkfehler. Es ist nicht nur vieles hinzugekommen. Es ist auch vieles verloren gegangen, im Guten und im Bösen. Die von damals hatten vieles nicht. Aber wir haben vieles nicht mehr.“

Dies sollte uns alle mal zum Nachdenken anregen.

Abschließend möchte ich sagen, dass vieles durch Eure/Ihre Mitarbeit natürlich nicht möglich gewesen wäre. Daher bedanke ich mich hiermit bei allen sehr herzlich, aber auch bei den denjenigen, die bisher Interesse an meiner Arbeit gezeigt haben, und wünsche

A Happy NEW YEAR.

Ihr/Euer

Hans-Dieter Arntz

28.12.2015

.... Das Buch des Heimatforschers Matthias Bertram (* 1950) aus Bad Neuenahr-Ahrweiler „ ... in einem anderen Land“ hatte ich bereits in meinen NEWS vom 11. Juli 2015 vorgestellt. Seine Kontakte zur jüdischen Familie Heymann, deren Angehörige auch in der Kreisstadt Euskirchen bis zum Holocaust sesshaft waren, sind heute offenbar sehr lebendig und aus historischer Sicht – auch wegen der interessanten Fotos - recht „ergiebig“.


 

...... Die Stadtzeitung Bad Neuenahr-Ahrweiler berichtete vor einigen Tagen über eine Begegnung mit dem Rabbiner Meir Heli, einem Enkel von Illa Heymann aus der Niederhut, der mit seinen Söhnen Isaac und Jacob Ahrweiler und Dernau besuchte. Dem Artikel zufolge wollte die Familie eigentlich niemals mehr deutschen Boden betreten, wurden doch hier Großvater Max und Großmutter Illa geb. Heymann geächtet, deportiert und ermordet. Jedoch konnten sein Vater Manfred zusammen mit Schwester Alice im Jahre 1939 noch rechtzeitig nach England flüchten....

Meir Heli und seine Söhne Isaac und Jacob ließen sich jedoch von Matthias Bertram eines besseren belehren. Fotos und der erschütternde letzte „Brief“ der deportierten Verwandten wurden von der Stadtzeitung Bad Neuenahr-Ahrweiler, Nr. 51/2015, S.18: „Ein erschütternder letzter Brief“ veröffentlicht.

In meinen beiden Online Artikeln


Anmerkung zur jüdischen Familie Heymann aus Euskirchen: „Fritz“, der Sohn des Synagogenvorstehers, flüchtet nach Australien

Ein Überlebender von Bergen-Belsen tröstet den jüdischen Hinterbliebenen Fritz Heymann aus Euskirchen

 

befasste auch ich mich mit der jüdischen Familie Heymann, die ursprünglich aus Bad Neuenahr-Ahrweiler und Dernau stammt und zu der Matthias Bertram heute lebendige Kontakte pflegt. Ihm verdanke ich auch das Hintergrundmaterial für meinen Beitrag Ein jüdischer Emigrant von der Ahr kämpft für den neuen Staat Israel und verteidigt Jerusalem (1948).

Der vollständige Artikel ist mit folgendem Link abrufbar:

26.12.2015

Radio Euskirchen Talkshow: „Menschen des Jahres 2015“ (Termine der Sendung)

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(v.l.n.r.) sitzend: Adrian Lenkeit, Andrea Mirbach, Laura Offenhäußer,
 stehend: Adrian Lenkeit, Chefredakteur Norbert Jeub, Hans-Dieter Arntz und
 Tedros Ghirmay aus Eritrea. Es fehlt Heinrich Schmitz. (Foto: mediakustik, Brühl. C. A.)

Wie bereits in meinen NEWS vom 19. Dezember mitgeteilt, zeichnete kurz vor Weihnachten Radio Euskirchen seine bekannte Talkshow „Menschen des Jahres" 2015 auf.

Die aufgezeichneten Gespräche werden nun als jeweilige Beiträge, vom 28. bis zum 31. Dezember 2015, jeweils morgens zwischen 6 und 9 Uhr, bei Radio Euskirchen am Morgen ausgestrahlt.

Diese sieben Gästen aus dem Kreis Euskirchen erzählten ihre spannenden und außergewöhnlichen Geschichten und sind jetzt im Radio zu hören:

- die Mechernicher GAT-Absolventin Laura Offenhäußer (Engagement für Kambodscha),

- die Flüchtlingshelferin Andrea Mirbach mit ihrem Pflegesohn Tedros Ghirmay aus Eritrea,

- der junge „Jugend forscht“-Experte Adrian Lenkeit,

- eine der bundesweit besten Teilnehmern bei „Jugend debattiert“: Viviane Schwedersky,

- der u.a. für seine Forschungen zur jüdischen Geschichte bekannte Hans-Dieter Arntz

- Rechtsanwalt und Blogger Heinrich Schmitz.

24.12.2015

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Das Weihnachtsfest 1944 war charakterisiert durch Fliegeralarm und das Bersten detonierender Bomben. Eine Schilderung der Schrecken enthält ein Brief vom 1. Weihnachtstage, den Theodor Kellermann (1911-1945), Kaplan an der Herz-Jesu-Kirche in Euskirchen, an die evakuierten Pfarrangehörigen richtete. Sie erinnern an die Stunden der Angst und des Todes sowie die letzten Wochen der Kriegszeit. Wenige Wochen später, am 2. Februar 1945, wurde Kaplan Kellermann in Ausübung seiner priesterlichen Pflicht von Granatsplittern getroffen; am Abend des folgenden Tages erlag er seinen Verletzungen im Ausweichkrankenhaus auf Burg Kirspenich......

Dieser Brief wird zitiert bei: Hans-Dieter Arntz „KRIEGSENDE – Durch die Voreifel zum Rhein“, Helios-Verlag Aachen, 2007, S. 92/93)

Euskirchen, Weihnachtsmorgen, den 25. Dezember 1944

Meine lieben Pfarrkinder von Herz Jesu in Euskirchen!

Wenn ich mich heute am Morgen des 1. Weihnachtstages hinsetze, um Euch, die Ihr in der Ferne seid, zu schreiben, so veranlaßt mich ein doppelter Beweggrund dazu. Zunächst, es soll Euch zum Bewußtsein kommen, daß wir in der Heimat an Euch denken, genau so, wie Ihr gewiß oft mit Euren Gedanken hier bei uns in der Heimat seid. Als Kinder ein und derselben Pfarrfamilie gehören wir ja besonders innig zusammen. Ich habe in vielen Fällen miterlebt, wie schwer es Euch geworden ist, Eure Heimstätten zu verlassen, ohne vielfach zu wissen, wo Eure neue Bleibe sein würde.......

Der vollständige Artikel ist mit folgendem Link abrufbar: Kriegsweihnacht 1944 in Euskirchen: Die Botschaft von Kaplan Kellermann
 
In diesem Zusammenhang sollte man aber auch nicht vergessen, dass im Dritten Reich die Nationalsozialisten versuchten, grundsätzlich dem Weihnachtsfest einen neuen Sinn zu geben.

 

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Seit dem Jahre 2009 haben die beiden Online-Beiträge der Lehrerin Amrei Arntz zum Thema „Advent und Weihnachten im Nationalsozialismus“ jedes Jahr im Dezember die höchste Besucherquote meiner regionalhistorischen Homepage. So weise ich auch in diesem Jahr wieder auf ihre beiden lesenswerten Artikel hin, die sich im 1. Teil mit den „festtheoretischen Perspektiven im Dritten Reich“ und im 2. Teil mit der „nationalsozialistischen Fest- und Feiergestaltung der `Deutschen Weihnacht´“ befassen. 

Advent und Weihnachten im Nationalsozialismus (1. Teil: Festtheoretische Perspektiven im Dritten Reich)

Advent und Weihnachten im Nationalsozialismus (2. Teil: Nationalsozialistische Weihnachten: Fest- und Feiergestaltung der „Deutschen Weihnacht“)

22.12.2015

Der gerade erschienene Band 30 der Schriften des Heimatvereins der Erkelenzer Lande e.V. trägt den Titel „Aus der Geschichte des Erkelenzer Landes“ und ist auch für unsere Voreifel-Region von historischem Interesse, da er sich in 2 Beiträgen mit Joseph Emonds (1898-1975) befasst. Als Retter vieler Verfolgter wurde der katholische Geistliche inzwischen nicht nur durch viele Abhandlungen und Straßenbenennungen bekannt, sondern auch von Yad Vashem (Jerusalem) posthum als „Gerechter unter den Völkern“ geehrt. Leider würdigte die Euskirchener Tagespresse die weltweit bekannt gemachte Auszeichnung sowie den feierlichen Akt in Berlin (Dezember 2014) überhaupt nicht, was zu speziellen Irritationen führte......

...... Abgesehen von einem 22-seitigen Artikel über „Josef Emonds – Judenretter und Pazifist aus Terheeg“, über den in den nächsten Tagen noch gesondert berichtet wird, geht es im erwähnten Band 30 auch um .... die preisgekrönte Arbeit der „Projektgruppe Toni Marcus“ an der Europaschule Erkelenz mit der Überschrift: „Toni Marcus – Eine jüdische Katholikin in Terheeg“ (S. 134-145).

 

 

Dieser Text stellt eine gekürzte Fassung einer Projektarbeit dar, mit der vor einiger Zeit 6 Schülerinnen Aufsehen erregt hatten. Sie setzten sich – unter Leitung ihrer damaligen Lehrerin Janine Geuer - mit der „jüdischen Katholikin“ Toni Marcus auseinander und wurden damit mit dem Landespreis und dann beim Geschichtswettbewerb des Bundespräsidenten 2013 mit einem dritten Bundespreis geehrt.

Der Artikel befasst sich mit Toni Marcus geb. Bellerstein (1875-1944 Auschwitz), die mit ihrem Ehemann, dem späteren Amtsrichter Emil Marcus (1861-1924), im Jahre 1903 offiziell aus der jüdischen Gemeinde ausgetreten war, aber dennoch im Dritten Reich als Jüdin verfolgt wurde. Dabei galt sie als gläubige Katholikin und besuchte seit 1928 die Gottesdienste des jungen Kaplans Joseph Emonds, der damals noch in Essen-Steele (St. Laurentius) tätig war. Auch mit dessen Angehörigen, Adelheid und Jakob Emonds in Erkelenz-Terheeg, war sie eng befreundet.

Sie gehörte sogar, in der vom Rassehass geprägten Zeit, offiziell zu den Gästen anlässlich der Hochzeit von Adelheid und Jakob Emonds. Im selben Jahr 1935 wurde sie von Joseph Emonds katholisch getauft. Daraufhin spendete sie einen Messkelch, der sich noch heute in der katholischen Kirche von Kirchheim (St. Martinus) befindet. Am inneren Kelchrand findet man die Gravur: „Zur Erinnerung, Karsamstag 1935. Maria Antonia Marcus“.(vgl. Foto von Bernard Bell)....

Während der Verfolgung fand sie ..... im Kirchheimer Pfarrhaus bei Dechant Joseph Emonds, Unterschlupf. Dennoch wurde sie schlussendlich am 21. Juli 1942 nach Theresienstadt deportiert. Am 15. Juli 1944 verbrachte man sie dann mit 2500 weiteren jüdischen Menschen (Transport Dz, c 1796) in das Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau, wo sie am Tage ihrer Ankunft ermordet wurde.....

Der vollständige Artikel kann mit folgendem Link abgerufen werden:

19.12.2015

RADIO EUSKIRCHEN: Menschen des Jahres 2015

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Seit 2000 lässt Radio Euskirchen Geschichten des vergangenen Jahres mit den Menschen des Jahres Revue passieren. Das Konzept der Sendung sieht vor, besondere Themen des Jahres 2015 nochmals aufzugreifen und mit Menschen aus dem Kreis Euskirchen zu sprechen, die diese Themen repräsentieren. „Eingeladen werden Menschen, die im Jahr 2015 etwas Außergewöhnliches erlebt oder getan haben, ein besonderes Jubiläum feierten oder bemerkenswerte Begegnungen hatten“.

Vor einigen Tagen zeichnete Radio Euskirchen die Talkshow „Menschen des Jahres 2015“ im Restaurant Fellini (Kommern) auf. Sieben Gäste aus dem Kreis Euskirchen wurden von Chefredakteur Norbert Jeub interviewt:

Über die Auszeichnung durften sich freuen:

- die Mechernicher GAT-Absolventin Laura Offenhäußer (Engagement für Kambodscha),

- die Flüchtlingshelferin Andrea Mirbach mit ihrem Pflegesohn Tedros Ghirmay aus Eritrea,

- der junge „Jugend forscht“-Experte Adrian Lenkeit,

- eine der bundesweit besten Teilnehmern bei „Jugend debattiert“: Viviane Schwedersky,

- der u.a. für seine Forschungen zur jüdischen Geschichte bekannte Hans-Dieter Arntz

- Rechtsanwalt und Blogger Heinrich Schmitz.

 

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(Fotos: mediakustik, Brühl. C. A.)

 

Unter der Überschrift Radio Euskirchen ehrt „Menschen 2015“ stellt Profi-Press den Euskirchener Hans-Dieter Arntz folgendermaßen dar:

Norbert Jeub: „Die Extremsituation ließ die Menschen auch zusammenrücken.“ Vielleicht verhält es sich so ähnlich auch mit den häufig sehr gut vernetzten Holocaust-Überlebenden, von denen ein weiterer „Mensch des Jahres“, Hans-Dieter Arntz, berichtete. Er erklärte, warum ihn seine jüngste Auszeichnung, der Landesverdienstorden, besonders berührt habe – und das, obwohl er bereits vor vielen Jahren mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet worden war. 26 Juden aus der ganzen Welt hatten Arntz, der seit Jahrzehnten zur jüdischen Geschichte forscht, Bücher schreibt und auch Familien wieder zusammengeführt hat, jetzt beim Land NRW für diese Auszeichnung vorgeschlagen. „Das hat für mich eine ganz besondere Bedeutung“, so der Euskirchener.

Ausschnitte der aufgezeichneten Gespräche sowie die spannenden und außergewöhnlichen Geschichten werden als Beiträge vom 28. bis zum 31. Dezember jeweils morgens zwischen 6 und 9 Uhr bei Radio Euskirchen ausgestrahlt.
Die Fotos zur Veranstaltung sind jetzt schon bei Radio Euskirchen abrufbar. Die vorliegende regionalhistorische Homepage wird demnächst noch einmal darauf hinweisen.

14.12.2015

Stolberg: „Jugendwerkstatt der Jugendberufshilfe“ und „Gruppe Z“ ermöglichen endlich Stolperstein-Verlegung

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Im Jahr 2008 haben die Grünen der Stadt Stolberg das Thema Stolpersteine erstmals thematisiert. Ein Jahr später wurde es im städtischen Sozialausschuss „verhalten positiv aufgenommen“. Daher sollte ein „Bündnis gegen Radikalismus“ die Organisation übernehmen. Durch die Befürchtung Einzelner, über die Stolpersteine würde das Schicksal ermordeter Juden „mit Füßen getreten“, wurde das Projekt dann jäh gestoppt. Dies erinnert u. a. auch an die Stadt Rheinbach oder die Gemeinde Hellenthal, wo es bisher ähnliche Verweigerungen gibt. Ich berichtete bereits hierüber.

Andere Städte ließen sich jedoch von diesem Argument nicht beeindrucken. Inzwischen erinnern europaweit mehr als 50.000 Stolpersteine an die Opfer der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft.

Aufgrund der Initiative der „Gruppe Z“ – „Zukunft ohne Fremdenhass, Faschismus und Krieg - gegen das Vergessen“ - und Sponsoren, die großzügig die Kosten für die Verlegung der Stolpersteine übernommen haben, kann jetzt endlich den je sechs Mitgliedern der Familien Salomon (Steinweg 56) und Zinader (Steinweg 57) mit Stolpersteinen gedacht werden. Die Stadt Stolberg hat nun auch zur Unterstützung beigetragen. Das Stolberger Bündnis gegen Neonazis gibt weitere Hinweise zur Verlegung am Freitag, dem 18. Dezember 2015.

Begleitend zur Verlegung der Stolpersteine wird am heutigen Montag, dem 14. Dezember, um 18 Uhr eine Ausstellung im Foyer des Stolberger Rathauses eröffnet. Planung und Ausführung der Ausstellung erfolgt durch die „Jugendwerkstatt der Jugendberufshilfe Stolberg e.V.“ mit Unterstützung „der Gruppe Z“. Bis zum 20. Dezember wird die Ausstellung im Foyer des Rathauses in Stolberg zu sehen sein. Ein durch die „Gruppe Z“ erstelltes Begleitheft kann gegen eine kleine Spende erworben werden.

10.12.2015

“The Last Jewish Elder of Bergen-Belsen” by Hans-Dieter Arntz

Israel flag Israel flag (German and Hebrew Version) 

Die umfangreiche Biographie des Josef Weiss (1893-1976) dokumentiert einen neuen Teilaspekt des Holocaust und fasst zusätzlich den gegenwärtigen Stand der diesbezüglichen Bergen-Belsen-Forschung zusammen. Die Rede ist von dem deutschsprachigen Buch „Der letzte Judenälteste von Bergen-Belsen“, das im Jahre 2012 erschien.

Die 15minütige RADIOSENDUNG (WDR) "Zeitzeichen": „16. Mai 1893: Das Leben des Josef Weiss“ stellt das Buch und somit die Lebensleistung des in Flamersheim geborenen jüdischen Philanthropen anschaulich dar. Seitdem ist „Jupp Weiss“ auch in Hebrew bei Wikipedia Israel zu finden.

Auch im Bulletin No.7 von Irgun Sh`erit Hapleta (Bergen-Belsen Israel „Our Voice“) wurde das 710 Seiten starke Buch den israelischen Lesern auf den Seiten 13-15 vorgestellt (2013). Die Verfasserin ist Atara Tsahor-Dayan (Zachor Dayan), die Enkelin von Josef Weiss.

 

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05.12.2015

testDer heutige 5. Dezember und das Erscheinen von Sinterklaas sind inzwischen in den Niederlanden ein mediales Ereignis. Das eigentliche Fest wird am Abend des 5. Dezember gefeiert, dem Vorabend des heiligen und christlichen Tages. Er entspricht eigentlich unserer „Nikolausfeier“. Aber selbst im Konzentrationslager Westerbork - dem vom nationalsozialistischen Deutschland eingerichteten Durchgangslager, aus dem mehr als 102.000 Juden und Zigeuner in den Holocaust deportiert wurden -, veranstaltete man natürlich auch für die jüdischen Kinder diesen beliebten „Geschenketag“.....

...... Viele Menschen versuchen, mit ihrem Erleben die Zugehörigkeit zu ihrer Gruppe zu bestimmen und zu festigen. Auch sehen sie in Notsituationen eine besondere Sinnhaftigkeit sowie Erprobung und Bewährung ihres Glaubens. Am Beispiel der dantesken Situation im Konzentrationslager Bergen-Belsen wies ich in meinem Buch Der letzte Judenälteste von Bergen Belsen (2012) auf viele Beispiele jüdischer Glaubensfestigkeit hin, die für Kraft, Hoffnung und Vorbildfunktion exemplarisch sind. Vgl. hierzu auch meinen diesbezüglichen Online-Artikel: Einige Beispiele jüdischer Religiosität im KZ Bergen-Belsen.

...... Aber auch andere, nicht unbedingt jüdische Feste wurden in den Konzentrationslagern begangen. Eigentlich dienten sie dann als kulturelle und soziale Beiträge mit einem gewissen Unterhaltungs- bzw. „Ablenkungs“-Wert. In dem erwähnten Buch über den letzten Judenältesten von Bergen-Belsen zitiere ich nicht nur eine Chanukka-Feier im Konzentrationslager Westerbork, sondern auch eine Nikolausfeier, die als typische „Sinterklaas-Feier“ für die eingepferchten Kinder im niederländischen Sammellager für Juden abgehalten wurde (1942).

 

 

..... Um den Bezug zu meiner regionalhistorischen Homepage zu wahren, sei noch einmal darauf hingewiesen, dass der erwähnte „Judenälteste“ Josef Weiss (1893-1976) hieß und aus Flamersheim stammte, heute ein Vorort der Kreisstadt Euskirchen. Er und die Holocaust-Überlebende und Schriftstellerin Hetty Verolme sind die Protagonisten meiner Darstellung: „Nikolausfeier“ (Sinterklaas) 1942 im Konzentrationslager Westerbork (Niederlande)“.....

Der folgende Text stammt aus meinem Buch „Der letzte Judenälteste von Bergen-Belsen“ (Kapitel 7, S. 136/37): .....

Der vollständige Artikel ist mit folgendem Link abrufbar:

29.11.2015

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Das wohl zurzeit aktuellste Problem in Deutschland scheint die „Flüchtlingskrise“ zu sein, die am 24. November von der Frankfurter Allgemeinen unter der Überschrift „Flüchtlingszahl auf Höchststand“ beziffert wird. Seit Monatsbeginn sind 180.000 Flüchtlinge in Deutschland aufgenommen worden!

Vor etwa 2 Monaten thematisierte ich unter historischen Aspekten den beinahe völlig unkontrollierten und bisher unbegrenzten Flüchtlingsstrom:

Das derzeitige Asylanten- und Flüchtlingsproblem (2015) und ein Hinweis auf die Konferenz von Evian (1938)

Reaktionen auf meinen Online-Artikel über Asylbewerber und Flüchtlinge (2. Oktober 2015)

Obwohl die Reaktionen sehr mehrdeutig waren, möchte ich noch einige regionalhistorische Anmerkungen zu den unzähligen Gründen der Flucht und Auswanderung bzw. Einwanderung anfügen. Die früheren Fotos (hier v. Bundesarchiv) ähneln denen der heutigen Tagespresse.

Zweifellos wurden im Dritten Reich nicht nur von jüdischer, sondern auch von nationalsozia­listischer Seite her „Werbung für die Auswanderung“ gemacht. Von dem eigentlichen Druck und der systematischen Vertreibung der Juden aus dem Deutschen Reich soll hier noch nicht die Rede sein.

Schon 1933 berichtete das „Israelitische Familienblatt" über einen informativen Vortrag in Euskir­chen, den der dortige Religionslehrer Dr. Salomon Heilberg (1871-1942) über die „Araber-Frage“ hielt. Die Zeitschrift ergänzte, dass im Anschluss an die folgende Diskussion eine „Arbeitsgruppe Palästina" gegründet wurde. Bald konnte man über weitere Aktivitäten lesen:

„Seit Juli dieses Jahres ist auch hier wieder reges Leben in der Gemeinde zu verspüren (…). Es gibt jetzt eine zionistische Jugendgruppe und die Hechaluz (Pionier-Gruppe. Es wurden viele Vorträge gehalten u.a. von Josef Schukstelish aus Tel Aviv. Rabbiner Bayer führt Sprachkurse in Hebräisch durch (…)."

Der vollständige Artikel ist mit folgendem Link abzurufen:

24.11.2015

Guide to the Papers of Salomon Heilberg (Euskirchen)

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Die Aufarbeitung der deutsch-jüdischen Geschichte hat in den letzten 70 Jahren zu wichtigen Erkenntnissen geführt. Besonders im regionalen Raum spielt sie eine wesentliche Rolle. Unzählige Publikationen und verlegte Stolpersteine haben zudem auch das Geschehen in der jeweiligen Gemeinde personifiziert, so dass für die Regionalhistorie – nach Auswertung jeweiliger Archivakten und der gelegentlichen Kontaktaufnahme zu „Jewish Survivors“ – viele Quellen „ausgewertet“ scheinen.

Aus jahrzehntelanger Erfahrung weiß ich, dass es diesbezüglich immer noch Neues oder Spezifisches zu finden gibt. Viele Regionalhistoriker haben es nämlich bisher versäumt, die Judenverfolgung anhand „anderer“ Unterlagen zu erforschen. Kurz und knapp weise ich auf die jeweiligen Akten des „Reichsnährstandes“ hin, die im Dritten Reich die Existenz der jüdischen Bewohner - bezüglich ihres doch meist beschränkten Berufslebens - genau konstatierten. Da viele Juden, zumindest bis etwa 1938, im Viehhandel, Kaufmännischen und im Metzgereiwesen tätig waren, sollte man unbedingt einen Blick auf die recht peniblen Beobachtungslisten des „Reichsnährstandes“ werfen. Dasselbe gilt für die meist vergessenen Akten der jeweiligen Finanzämter. Sehr detailliert sind inzwischen die rein genealogisch ausgerichteten Websites.

Am Beispiel des jüdischen Religionslehrers Dr. Salomon Heilberg (1871-1942), der einst zu den Honoratioren der Kreisstadt Euskirchen zählte, kann das gezeigt werden.

Unter der Überschrift Guide to the Papers of Salomon Heilberg (1871-1942)1885-1969 bzw. in übersetzter Form findet man zum Beispiel beim Leo Baeck Institute New York (Center for Jewish History) – verarbeitet von Dianne Ritchey und Arthur Rath – eine detaillierte Auflistung aller Materialien, die entsprechende Sachverhalte bezüglich Finanzen und Immobilien sowie einschließlich der „Wiedergutmachung“ in der Nachkriegszeit ausweisen. Derartige Angaben können dem Regionalhistoriker oft weiterhelfen bzw. vorliegende Fakten bestätigen oder gar in Frage stellen.

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Leitfaden zu den Papers von Salomon Heilberg (1871-1942)

1885-1969 (AR 254800)

Die Salomon-Heilberg-Sammlung dokumentiert die Immobilienbestände von Dr. Salomon Heilberg, deren Verkauf, Kauf und Steuern, sowie die Bereitstellung weiterer Informationen über seine finanzielle Interaktionen mit anderen. Eine sehr kleine Menge von Informationen über die anderen Familienmitglieder ist ebenfalls vorhanden. Die Kollektion besteht aus rechtlichen und finanziellen Informationen und Formulare, Grundbucheinträge, Hypothekenstorno-Formen, Steuer Papiere, Kreditverträge, Kontobuch, Zeitungsausschnitte und eine Geburtsurkunde. 

19.11.2015

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Die Zahl der jüdischen Zeitzeugen und der dem Holocaust Entkommenen wird immer kleiner. Umso dankbarer muss man sein, wenn ihre Nachkommen den oft bedrückenden Nachlass nicht gedankenlos entsorgen, sondern der Regionalhistorie zur Verfügung stellen (....).

(....) Auch die Korrespondenz zwischen den jüdischen Cousinen Edith Leiser (Weilerswist) und Helga Leiser (Drove) ist ein genealogisch interessanter Briefwechsel, der von Miriam (Mimi) Rose geb. Voss, aus Albuquerque, New Mexico, USA, den Dürener Lokalhistorikern Klaus Schnitzler und Karl-Josef Nolden zur Auswertung überlassen wurde. Ihr 136 Seiten starkes Buch Kindertransporte. Überlebt, aber nicht überwunden. Das Schicksal der Helga Leiser aus Drove erschien Anfang November 2015 im Hahne & Schloemer Verlag Düren.

(....) Hier handelt es sich um mehrere hundert Originalbriefe aus der Zeit zwischen 1938 bis 1942 und viele inhaltlich wertvolle Fotos. Auch ein aus dem Jahre 1916 in Breslau publiziertes „Gebet- und Erbauungsbuch für Israels Frauen und Jung-Frauen zur öffentlichen und häuslichen Andacht, sowie für alle Verhältnisse des weiblichen Lebens“ , Kinderschuhe und andere Habseligkeiten, die die damals 13-jährige Helga Leiser auf ihrem Kindertransport nach England mitnehmen konnte, gehörten zu dem Paket aus den USA.

 

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(.....) Publiziert werden wichtige Passagen aus den vielen Briefen, die aber auch die Eltern, Verwandten, Nachbarn und Freunde aus Drove an die in England lebende Helga Leiser geschrieben haben (.....).

 

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Der Dürener Verlag nennt Weiteres in seiner Vorschau:

„Es ist ein furchtbares Gefühl, ich lebe hier wie im Schlaraffenland ... wann kommt ihr endlich nach?“, schreibt die vierzehnjährige Helga Leiser sinngemäß immer wieder seit Juni 1939 aus England an ihre Eltern. „Liebes gutes Hümmel­chen, wir kommen wieder nicht zum Reisen ...“, antworten die Eltern stets aus Drove oder: „Habe Geduld, Gott hilft“ und „Wir warten noch auf Bürgschaft.“ Was für eine unglaubliche seelische Belastung für alle, und was für ein Terror! In England die Tochter Helga in Sicherheit, aber elternlos, zu früh und brutal erwachsen geworden. Und hier in Drove die Eltern Isidor und Billa und die Tanten Jutta und Selma in ständiger Gefahr, den mordenden Nazis nicht mehr entfliehen zu können. Einerseits Erleichterung über die Rettung ihrer Tochter Helga und andrerseits Angst vor den Nazis. Sehnsucht und Sorge auf beiden Seiten und die Hoffnung, dass doch alles gut wird.

 All das liest sich in den Briefen, die von 1939 bis 1942 zwischen Helga Leiser in England und ihren Eltern Isidor und Billa Leiser in Drove hin und her gingen, bis diese in das Ghetto in Izbica deportiert und schließlich ermordet wurden. Die Briefe verschlagen einem oft den Atem, wie Mutter und Vater versuchen, das Familienleben über Zeit und Raum zu bewahren. Vater Isidor versucht, seine Erziehungsgrundsätze durchzusetzen, und Mutter Billa berät ihre Tochter in allen Lebensfragen. Die Angst um das Kind kriecht zwischen die geschriebenen Zeilen; über allem liegt der deutsche Wahnsinn jener Jahre, der in den vielen Briefen konserviert wurde. Diese sind schließlich Dokumente gegen das Vergessen.....

Der vollständige Artikel kann mit folgendem Link abgerufen werden:

14.11.2015

Hinweis auf einen „stillen Helfer“ im Dritten Reich : „Christlich-jüdische Freundschaft zwischen Wilhelm Müller und Alfred Seligmann“

Bei der Durchsicht von Nachlässen stößt man gelegentlich auf „stille Helfer“.Gemeint sinddiejenigen Menschen, die im Dritten Reich verfolgten Juden geholfen oder sie gar gerettet haben.

Weil diese unscheinbaren Menschen nie mit historisch Relevantem in Verbindung gebracht und auch nicht in der Nachkriegszeit als „stille Helden“ oder gar Lebensretter gewürdigt werden, sind sie eigentlich vergessen. Aber während der Zeit des Nationalsozialismus gab es doch so viele Handlungsalternativen! Diese waren zwar riskant, verlangten aber von Helfern und Rettern nicht von vornherein todesbereiten Widerstand. Ihr Handeln war einfach von Mitleid, Mitmenschlichkeit oder Freundschaft geprägt.

 

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Ein Beispiel befasst sich mit Wilhelm Müller aus Euskirchen (Wißkirchen), dessen Freundschaft mit dem jüdischen Viehhändler Alfred Seligmann auch durch den rassistischen Nationalsozialismus nicht beeinträchtigt werden konnte. Im vor wenigen Tagen erschienen Jahrbuch des Kreises Euskirchen 2016 stelle ich diese christlich-jüdische Freundschaft - unter der Überschrift „Hinweis auf einen `stillen Helfer´ im Dritten Reich“ - auf den Seiten 58 bis 67 dar. In absehbarer Zeit wird der vollständige Artikel auf meiner regionalhistorischen Homepage zu lesen sein. Dort sind auch Hinweise auf meine früheren Jahrbuch-Publikationen und Bücher zu finden.

 

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Wilhelm Müller

 

Alfred Seligmann


Als hilfsbereiten und christlichen Menschen entdeckte ich im Rahmen meiner diesbezüglichen Forschungsarbeiten Wilhelm Müller (28.12.1899 - 29.11.1973). Er war im Dritten Reich kein engagierter Fluchthelfer und auch kein Widerstandskämpfer, der historische Spuren hinterließ, sondern ein bescheidener Landwirt, der in Wißkirchen – heute ein Stadtteil der Kreisstadt Euskirchen - im Bereich seiner Möglichkeiten das tat, was als Zeichen der Menschlichkeit zu werten ist. Er war ein „stiller Helfer“.

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Das idyllische Dorf Wißkirchen zur Zeit des Nationalsozialismus

Sein mir vorliegende Briefwechsel mit einem jüdischen Flüchtling aus Euskirchen beweist, dass im Dritten Reich auch christlich-jüdische Freundschaften bestehen bleiben konnten und den rassistischen Nationalsozialismus überstanden. Ein Stapel diesbezüglicher Briefe und Dokumente aus der Zeit 1946 -1973 gibt Aufschluss über menschliche Beziehungen und damit verbundene Reaktionen in der Nachkriegszeit. Gleichzeitig spürt man die Dankbarkeit von Alfred Seligmann (1897-1975), der als rassisch Verfolgter die Voreifel verließ und in Südafrika überlebte.

Der Wert der Freundschaft zwischen Wilhelm Müller und Alfred Seligmann wurde mir erst beim Studium der gesamten Korrespondenz erkennbar. Beide Männer waren zu zurückhaltend, um dies jemals deutlich thematisiert zu haben. Erst in dem Kondolenzbrief bewertet der jüdische Flüchtling die Wichtigkeit der Korrespondenz anhand des häufig von ihm zitierten jüdischen Sprichwortes: „Men ken a brif lejenen, men ken a brif singen.“ (Man kann einen Brief lesen, man kann einen Brief singen). Gemeint ist: „Der Ton macht die Musik“.

Das Jahrbuch des Kreises Euskirchen 2016 ist ab sofort im Buchhandel erhältlich. (ISBN1863-592X).

10.11.2015

Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit in Aachen: „Kaddisch-Requiem“ und Kunstinstallation „Abgelegt – was bleibt“

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In diesem Jahr feiert die Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit in Aachen ihr 60-jähriges Bestehen. Aus diesem Anlass wird zurzeit bis zum 26.11.2015 unter dem Titel „abgelegt - was bleibt" die Kunstinstallation „HautHemd" von Claudia Merx in der Propsteikirche St. Kornelius gezeigt (vgl. Foto).

Im Rahmenprogramm zu dieser Kunstinstallation findet am Sonntag, dem 15. November 2015, um 17:30 Uhr in der Propsteikirche St. Kornelius ein Konzert unter dem Titel „Kaddisch - Requiem" statt. Im Konzert werden das Requiem von John Rutter sowie Auszüge aus den Gesängen Salomos von Salamone Rossi erklingen. Unter der musikalischen Leitung von Kantor Marcel van Westen wird das von der Kantorei Kornelimünster und dem Kirchenchor St. Severin aus Eilendorf sowie durch ein Instrumentalensemble vorgetragen. Die Gesänge Salomos werden von einem Solistenquartett mit Maria Regina Heyne (Sopran), Silke Schimkat (Alt), Domkantor Marco Fühner (Tenor) und Christian Brülls (Bass) vorgetragen.

07.11.2015

Erinnerung an die Vorstellung des Buches „JUDAICA“ in Haifa (1985)

testIn zwei Artikeln erinnerte ich früher schon einmal an die Erstauflage meines Buches „JUDAICA – Juden in der Voreifel“ (1983), die sich exemplarisch mit der Thematik „Juden auf dem Lande“ befasste:

 

Erste Vorschau auf den Dokumentationsband „JUDAICA – Juden in der Voreifel“ (1982)

Erste Reaktionen auf den Dokumentationsband „JUDAICA – Juden in der Voreifel“ (1983)

 

Jetzt fielen mir wieder einige Fotos in die Hände, die an die Vorstellung meines Buches in Israel erinnern.

Im Rathaus der Hafenstadt Haifa hatte ich im Jahre 1985 die Ehre, vor vielen israelischen und deutschen Gästen mein Buch JUDAICA vorzustellen. Da es sich hierbei inhaltlich um das Judentum im Rheinland – genauer gesagt um die Voreifel – handelte, stammten viele jüdische Besucher ursprünglich aus dieser Region, ehe sie dann vor dem NS-Terror nach Palästina flüchteten.

 

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Vorstellung des Buches „JUDAICA – Juden in der Voreifel“ im Rathaus von Haifa (1985).
v.l.n.r. Hans-Dieter Arntz (Autor), Heinrich Schupler (Vorsitzender der Vereinigung „Ehemaliger Kölner und Rheinländer, Haifa“) und Dr. Erich Loeb (Stellvertretender Bürgermeister von Haifa)

 

Heinrich Schupler, der Vorsitzende der „Vereinigung ehemaliger Kölner und Rheinländer, Haifa“ erklärte schmunzelnd, dass es sich bei vielen Gästen um „Jeckes“ handelt. Im Rahmen einer Buchbesprechung habe ich später diese deutschen Emigranten unter der Überschrift Die Jeckes - Deutsche Juden aus Israel erzählen beschrieben. Das Wort ist eine umgangssprachliche Bezeichnung der jiddischen Sprache, vor allem für die deutschsprachigen jüdischen Einwanderer der 1930er-Jahre und ihre Nachkommen in der heutigen Bevölkerung Israels. Viele hatten sich bereits das Buch JUDAICA auf dem Postwege zustellen lassen.

Dr. Erich Loeb, stellvertretender Bürgermeister von Haifa, stellte das Buch von Hans-Dieter Arntz (Euskirchen) vor und bezog sich dabei auf das Lob der Zeitung „Aufbau“ – America`s Leading German Language Newspaper“ vom 3. Februar 1984 -, nach der die vorliegende Dokumentation als „Loblied auf die christlich-jüdische Versöhnungsarbeit“ verstanden werden soll.

 

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Im Anschluss an die Buchvorstellung überreichte Dr. Erich Loeb dem Buchautor einen Ehrenwimpel der Stadt Haifa.

03.11.2015

Auszeichnung für Versöhnungsarbeit

Die Website haGalil ist eine deutschsprachige Website, die nach eigenen Angaben das „größte jüdische Online-Magazin in deutscher Sprache“ mit etwa 200.000 Zugriffen täglich (März 2010) ist. Am 18. Oktober teilte sie ihren Lesern mit, dass meine 40-jährige Versöhnungsarbeit mit dem Verdienstorden des Landes Nordrhein-Westfalen gewürdigt wurde.

Auszeichnung für Versöhnungsarbeit

TLV-01, 18. Oktober 2015 – 8 Heshvan 5776

Am 16. September zeichnete Nordrhein-Westfalens Ministerpräsidentin Hannelore Kraft 11 Bürgerinnen und Bürger mit dem Verdienstorden des Landes aus. Im Rahmen einer Feierstunde in der Villa Horion in Düsseldorf vergab die Ministerpräsidentin diese herausragende Auszeichnung des Landes Nordrhein-Westfalen und würdigte den Einsatz und die Leistungen aller Ordensträgerinnen und Ordensträger. „Die hier versammelten Ordenskandidatinnen und Ordenskandidaten sind ganz besondere Menschen“, sagte die Ministerpräsidentin. „Sie sind Vorbilder, sie stehen für Werte wie Menschenwürde, Gerechtigkeit, Solidarität, Toleranz und Zivilcourage“…

Unter den Ausgezeichneten war auch Hans-Dieter Arntz aus Euskirchen, über dessen Arbeit haGalil bereits mehrfach berichtet hat. Vgl.

http://buecher.hagalil.com/2012/09/arntz-3/

 http://buecher.hagalil.com/2008/11/arntz-2/

 

Staatskanzlei NRW / R. Sondermann

Verleihung des Verdienstordens des Landes Nordrhein-Westfalen an Hans-Dieter Arntz durch die Ministerpräsidentin Hannelore Kraft
(16. September 2015)


Aus der Laudatio der Ministerpräsidentin Hannelore Kraft:

„Hans-Dieter Arntz zeichnet sich dadurch aus, dass er überaus viel von seiner – und damit unser aller – Geschichte begriffen hat und dass er dies seit Jahrzehnten immer wieder aufs Neue unter Beweis stellt. Seit mittlerweile 40 Jahren richtet er sein ehren­amtliches Engagement auf die regional­historische Forschung und vor allem auf die deutsch-israelische und christlich-jüdische Aussöhnung.

Der ehemalige Oberstudienrat, der nicht etwa Geschichte, sondern Politologie, Sozial- und Erziehungs­wissenschaften studiert hat, interessierte sich schon früh für die jüngere Vergangenheit seiner Wahlheimat. Ihm gebührt das besondere Verdienst, mit der wissenschaftlichen Aufbereitung der national­sozia­listischen Zeit im Raum Euskirchen begonnen zu haben. Bereits 1982 erschien das Buch „JUDAICA – Juden in der Voreifel“. Für dieses Werk knüpfte Hans-Dieter Arntz zugleich Kontakte mit Juden in vielen Ländern der Welt. Inzwischen hat er 16 regionalhistorische Werke verfasst, die auch international geschätzt werden. Hinzu kommen Beiträge in Jahrbüchern und Tageszeitungen. Auch sie sind ein eindrucks­voller Beleg für die Aufarbeitung des dunkelsten Kapitels unserer Geschichte.

Hans-Dieter Arntz hat sich insbesondere verdient gemacht durch die unzähligen persönlichen Kontakte zu ehemaligen jüdischen Mitbürgerinnen und Mitbürgern, zu Überlebenden der Konzentrationslager, die früher in der Region gelebt haben. Er hat sie gesucht und gefunden und durch sein Wirken Vertrauen geschaffen. Die von ihm orga­nisierten Treffen mit den damaligen Ein­wohnern und deren Angehörigen im Raum Euskirchen haben wichtige Signale gesetzt: Ob es persönliche Probleme oder Anliegen waren, etwa die Hilfe beim Rentenantrag, ob es um Familienzusammenführungen oder Wiedersehenstreffen ging – immer war Hans-Dieter Arntz mit großem persönlichem Einsatz zur Stelle. So hat Hans-Dieter Arntz einen ungeheuer wertvollen Beitrag geleistet, Vergangenes zu bewältigen und zu echter Aussöhnung zu finden. Mit einem Kreis von etwa 90 Menschen stand er bereits in den 80er Jahren in Kontakt. Was er von ihnen erfahren hat, ist in seine Publikationen und seine Vorträge eingeflossen. (…)
Bei alldem war und ist es das Anliegen von Hans-Dieter Arntz, die Menschen immer wieder zu sensibilisieren, gegen das Vergessen anzukämpfen und Aussöhnung zu praktizieren.

Und da es alles andere als eine Selbstver­ständlichkeit ist, will ich an dieser Stelle erwähnen: Hinter der Anregung, Ihnen, lieber Hans-Dieter Arntz, für Ihr Lebenswerk den Verdienstorden des Landes zu verleihen, stehen 26 jüdische Antrags­stellerinnen und Antragsteller, die heute auf verschiedenen Kontinenten leben. Es sind Überlebende von Auschwitz, Theresienstadt und Bergen-Belsen sowie jüdische Zeitzeugen und deren Angehörige.

Wenn es noch eines weiteren Beweises Ihrer so erfolgreichen deutsch-jüdischen Versöhnungsarbeit bedurft hätte: Hiermit ist er auf das Eindrucksvollste erbracht!“

Weitere diesbezügliche Artikel können mit folgendem Link abgerufen werden:

30.10.2015

Gerardo aus Mexiko vervollständigt die Genealogie seiner jüdischen Familie Schwarz aus Euskirchen

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Zu den letzten Besuchern des jüdischen Friedhofs von Euskirchen zählt Gerardo Schwarz aus Mexiko. Sein Vater Lothar (* 17.01.1929 Euskirchen, † 16.09. 2001 Monterey, Mexiko) war das vierte Kind des Glasermeisters Philipp Schwarz (*14.10.1889) und Johanna geb. Berger (* 22.12.1889 Niederzissen), die noch im letzten Augenblick mit dem jüngsten ihrer vier Kinder – es handelt sich hierbei um Lothar und somit Gerados Vater - am 15. Oktober 1941 nach Mexiko emigrieren konnten Bis dahin hatten sie in der Kreisstadt, Baumstraße Nr.14, gewohnt.

Der mexikanische Besucher bedauerte, dass die genealogischen Daten seiner Familie unvollständig sind und die seines Vaters Lothar sogar vollkommen vergessen wurden. Vgl. die Liste des Euskirchener Stadtarchivs.

Während Tochter Rosa am 13. Juli 1939 nach England emigrierte, blieb jedoch ihr ältester Bruder Hugo mit seiner Ehefrau Ilse geb. Salm, (*27.04.1920 in Köln) – sie hatten 6 Wochen vor Kriegsbeginn in Rheinbach geheiratet -, in Deutschland zurück und kam mit ihr im Holocaust (Minsk 1942) um. Ihre seit 1938 gestellten Anträge zur Auswanderung in die USA wurden von der diesbezüglichen Stelle in Stuttgart nicht genehmigt. Die geforderte Kaution war zu hoch und konnte nicht gestellt werden.

testDie erste Beerdigung, die auf dem damals neu ausgewiesenen jüdischen Friedhof an der Frauenbergerstraße stattfand, war die von Gerardos Urgroßvater Josef Schwarz. Dort wurde der in Firmenich geborene orthodoxe Jude am 5. Januar 1919 als Erster bestattet.

Laut Euskirchener Adressbuch von 1906 wohnte er in der Bischofstraße 11 und hatte gegenüber in der Bischofstraße 14 eine Glaserei. Sein Sohn Philipp übernahm dann das Geschäft, das schließlich am 10. Februar 1939 von Amts wegen stillgelegt wurde. Die jüdische Zeremonie gestaltete der Religionslehrer Dr. Salomon Heilberg aus Euskirchen. Der heute nur schwer zu erkennender Grabstein ist noch erhalten,

aber die seiner anderen Vorfahren sind noch lesbar. Sie befanden sich nämlich einst auf dem alten, 1938 geschlossenen Judenfriedhof auf der Kölner Straße, wo anlässlich der „Reichskristallnacht“ nur wenige Epitaphe zerstört wurden.

Anzumerken ist, dass es mehrere Familien SCHWARZ in Euskirchen gab. Aber die des Glasermeisters ist mir insofern bekannt, als ich sie in meinen Büchern Judaica - Juden in der Voreifel sowie Isidors Briefe –Über die Korrespondenz eines Juden aus Euskirchen angeführt habe. Isidor Mayer erwähnt in seinen Briefen vom 14. Mai 1939 den bereits nach Mexiko emigrierten Alex Schwarz:

„Frau Schwarz war diese Woche zu Besuch bei Mutter und erzählte von Alex. In Mexiko muss ja ein mörderisches Klima sein. Malaria und Fleischwürmer hat er auch schon...“

Weiterhin heißt es da am 28. Mai 1939: „Alex Schwarz ist wieder in Mexiko City und ohne Beschäftigung ...“

Etwas später wurde jedoch beinahe enthusiastisch in der inzwischen klein gewordenen Judengemeinde erzählt, das Alex seinen noch in Euskirchen lebenden Eltern „ein Paketchen mit echtem Bohnenkaffe aus Mexiko“ geschickt habe. „Unglaublich!“

Lothar, der jüngste Sohn der jüdischen Familie aus Euskirchen, heiratete dort Gustafa Tishman, konnte aber seinen Nachkommen nicht die deutsche Sprache vermitteln. So war vor einigen Tagen Gerardo Schwarz auf die Hilfe seiner Freunde angewiesen, die ihn durch die Euskirchener Heimat seiner Vorfahren führten. Der mexikanische Besucher bedauerte, dass die genealogischen Daten seiner Familie unvollständig sind und die seines Vaters Lothar sogar vollkommen vergessen wurden.

Die Kinder von Philipp und Johanna Schwarz

Hugo (*08.08.1914, Heirat am 10. Juli 1939 in Rheinbach, Umsiedlung ins Kloster „Zur ewigen Anbetung“ in Bonn (Endenich), Deportation von dort und über Köln am 20.07.1942 nach Minsk.

Alex (*26.12.1915, verzog am 30. Juli 1935 nach Köln und wanderte von dort aus nach Mexiko aus, † 23.10.1970 in Monterey, Mexiko).

Rosa (*09.01.1919, Auswanderung am 13.07.1939 nach England,† 12.2.2009 in New Jersey, USA)

Lothar (*17.01. 1929 in Euskirchen, † 16.09. 2001 in Monterey, Mexiko. Verheiratet mit Gustafa Tishman, (* 26.12.1932).

27.10.2015

„Sieben Lichter“ zum Gedenken der Eifeler Juden

testZum Thema „Judenverfolgung im Grenzgebiet Deutschland-Luxemburg-Belgien“ verfasste ich einen Artikel, der soeben im neuen Eifeljahrbuch 2016 auf den Seiten 106-112 erschien.

Hier machte ich auf den Film „Sieben Lichter“ von Adolf Winkler aufmerksam, der die Geschichte der Juden im Grenzgebiet der Länder und die Mitgestaltung des gesellschaftlichen Lebens im Eifeler Dreiländereck veranschaulicht.

Im Geleitwort des Eifeljahrbuches meinte Mathilde Weinandy, Hauptvorsitzende des Eifelvereins:

Das vorliegende Eifeljahrbuch erscheint in einer Zeit, wo die Menschheit die größte Völkerwanderung seit Ende des Zweiten Weltkrieges erlebt. Große Bevölkerungsteile aus Syrien, Irak und Afghanistan, aber auch aus den Balkanländern verlassen aufgrund traumatischer Kriegserlebnisse und bit­terer Armut ihre Heimat, um vorwiegend in Westeuropa ein neues Leben zu beginnen. Auch bei uns in der Eifel sind schon viele Flüchtlinge und Migranten angekommen und deren Zahl wird sicherlich noch weiter ansteigen.

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Mein Beitrag zum „Gedenken der Eifeler Juden“ könnte vielleicht zum diesbezüglichen Nachdenken anregen: auch die vielen Juden waren einst Flüchtlinge, Migranten und Asylsuchende.

 

23.10.2015

Erinnerung an den Widerstandskämpfer Erich Sander (1903-1944)

testAls Hommage für einen Rheinländer, der im Widerstand gegen den Faschismus Spuren hinterlassen hat, ist eine Ausstellung zu verstehen, die am Donnerstag, dem 22. Oktober 2015, im NS-Dokumentationszentrum der Stadt Köln von Oberbürgermeister Jürgen Roters eröffnet wird und ab 23. Oktober 2015 bis zum 31. Januar 2016 läuft.

Fast zehn Jahre saß Erich Sander (*1903 in Linz; †1944 in Siegburg), der Sohn des berühmten Kölner Fotografen August Sander, als Häftling in der Strafanstalt in Siegburg ein. 1935 war er wegen Vorbereitung zum Hoch­verrat (Widerstand gegen das NS-Regime und wegen seiner Tätigkeit für die SAPD) zu einer Haftstrafe von zehn Jahren verurteilt worden. Als Sozialistische Arbeiterpartei Deutschlands bzw. Sozialistische Arbeiterpartei (SAP) spielte diese in der Einheitsfront gegen den Faschismus eine wichtige Rolle im Widerstand gegen den Nationalsozialismus.

Es wurden Schriften aus dem benachbarten Ausland ins Rheinland geschmuggelt, die zum Teil Erich Sander von seinen Reisen ins Saargebiet oder nach Paris mitbrachte. In seiner elterlichen Wohnung wurden achtmal je ca. 500 Blatt Flugblätter hektografiert, deren Texte er teilweise selbst verfasst hatte. Zwischen Januar und April 1934 wurden in einem Zimmer von Haus Sülz bei Lohmar Schulungskurse für die Mitglieder abgehalten. Seit Juli 1934 wurde die SAPD durch die Gestapo beobachtet. Erich Sander wurde am 11. September 1934 verhaftet und stand mit 17 Genossen zwischen dem 28. und dem 31. Mai 1935 vor dem Oberlandesgericht Hamm. Die Anklage vor dem Oberlandesgericht Hamm lautete: Vorbereitung zum Hochverrat. Am 23. März 1944 starb er in der Haft.

Als Gefängnisfotograf dokumentierte Erich Sander die Situation der politischen Gefangenen in der Strafanstalt Siegburg und schmuggelte Briefe sowie Fotografien aus der Haft.

In der Ausstellung wird sein Leben in der elterlichen Wohnung und im Zuchthaus Siegburg gezeigt. Zahlreiche Fotografien seines Vaters - aus dem privaten Umfeld - und die fotografischen Arbeiten von Erich Sander selber werden erstmals der Öffentlichkeit präsentiert.

20.10.2015

„Back to the Roots“: Jüdische Enkelgeneration besucht Euskirchen

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Nostalgie, Neugierde und genealogisches Interesse spielen eine wesentliche Rolle, wenn Nachkommen der einst im Kreis Euskirchen beheimateten Juden die Voreifel und die ehemaligen Wohnorte ihrer Angehörigen aufsuchen. Nach dem Holocaust und dem oft absichtlichen Fernbleiben von Deutschland handelt es sich inzwischen um die Enkelgeneration, die „back to the roots“ möchte. Der Kontakt zu den Besuchern ist sehr wichtig, weil sie die letzten persönlichen Informationsquellen sind, von denen die Regionalhistoriker noch Fotos, Dokumente oder Erlebnisberichte erhalten können.

Vor einigen Tagen besuchte zum Beispiel Morris Oster (*1945 Johannesburg) aus Südafrika den Voreifelort Famersheim, den Geburtsort seiner zahlreichen Vorfahren. Er ist der Sohn von Leo Oster und Enkel von Max Oster (*1877, † 30.03.1964 in Johannesburg), die mit ihren Angehörigen rechtzeitig in den 1930-er Jahren nach Südafrika emigrierten. In der Genealogie wird stets vermerkt, dass Max (Markus) Oster, das erste jüdische Mitglied des Flamersheimer Gemeinderates war (1919).

Zurück blieben Gustav Oster (*19.10.1879, † 03.03.1939) - der kurz vor dem 2. Weltkrieg als Letzter auf dem Friedhof von Flamersheim beerdigt wurde - und seine Frau Martha geb. Abraham (* 09.10.1879 in Brüttig, † Holocaust).

Die Familien von Max Oster und Regina geb. Spier sowie von Leo Oster (* 30.09.1914 in Flamersheim, †1975 in Rustenborg /Südafrika) erscheinen nirgendwo in der Voreifeler Regionalhistorie. Dankenswerterweise versucht zurzeit der Enkel bzw. Sohn Morris diese Lücken zu schließen.

 

 

Die Fotos zeigen Walter (l.) u. Leo Oster (r.) auf einer Rheinpartie im Jahre1935 sowie die Großeltern Max und Regina Oster kurz nach Kriegsende in Südafrika (1948).

16.10.2015

Erneuter Hinweis zum Thema Holocaust: „Der letzte Judenälteste von Bergen-Belsen“

Aufgrund vieler Anfragen weise ich noch einmal auf mein letztes Buch hin: Der letzte Judenälteste von Bergen Belsen.

Das 710 Seiten starke Werk dokumentiert als Biographie des Josef Weiss einen neuen Teilaspekt des Holocaust und zusätzlich den gegenwärtigen Stand der diesbezüglichen Bergen-Belsen-Forschung.

 

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Auswärtiges Amt würdigt das Buch:
„Der letzte Judenälteste von Bergen-Belsen“

 

Jupp Weiss BücherDie 710 Seiten starke Biografie über Josef Weiss und die Dokumentation über Bergen-Belsen ist im Helios Verlag Aachen erschienen und nun im Buchhandel zu erwerben.

Buchvorstellungen sind vorgesehen in: Westerbork (Niederlande), Amsterdam, Jerusalem, Bergen-Belsen, Köln und in Euskirchen, wo „Jupp“ geboren wurde.

Im Sommer 2012 wurde das umfangreiche Manuskript – auf Wunsch vieler Belsen-Überlebender - dem Auswärtigen Amt der Bundesrepublik Deutschland zugänglich gemacht. Am 31. Juli 2012 teilte die Botschafterin Victoria Zimmermann v. Siefart dem Autor mit:

... Bundesminister Dr. Westerwelle hat mich ... gebeten, Ihnen Respekt und Anerkennung zu Ihrer Arbeit zu übermitteln.

Die Kenntnis von Einzelschicksalen – hier des Josef Weiss – führt dem Leser vor Augen, zu welch hohem Maß an Integrität, basierend auf tiefer Überzeugung, manche Menschen in den dunkelsten Stunden fähig waren. Die Erinnerung an sie ist für kommende Generationen sehr wertvoll. Die genaue Kenntnis der Vergan­genheit und menschliche Beispiele helfen uns, uns in der Gegenwart gegen Hass und Antisemitismus stark zu machen.

Ich wünsche Ihrem Buch viel Erfolg und Ihnen alles Gute für Ihre weitere Arbeit...

 

naviborder

Peter Jakob Klein: „Stolz auf Westerwelles Anerkennung“

in: Kölnische Rundschau vom 24. Oktober 2012

 

Intensive Recherchenzum Vergrößern HIER klicken!

Persönliche Begegnung am 16. September 2015

13.10.2015

Verdienstorden des Landes Nordrhein-Westfalen

Mit Bezug auf den Artikel Anerkennung der deutsch-jüdischen Versöhnungsarbeit durch das Bundesland Nordrhein-Westfalen können weitere Details zur Thematik entnommen werden:

Euskirchener Wochenspiegel vom 30. September 2015

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09.10.2015

Euskirchener Offizier bei der Steuben-Parade in New York

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Die Deutschamerikaner sind bis heute die größte Einwanderergruppe in den USA. Etwa
15 % aller US-Amerikaner sind deutscher Herkunft oder Abstammung, und allein in New York City leben etwa 500.000 Deutschstämmige. Die seit 1957 bekannte Steuben-Parade ist als „German-American Steuben Parade“ eines der größten Ereignisse im deutsch-amerikanischen Festkalender. Zahlreiche Fotos beweisen die Vielfalt des traditionsreichen Umzugs auf der Fifth Avenue in New York City, an der in diesem Jahr Oberstleutnant Thomas Enke als offizielle Leiter der Bundeswehr- Marschgruppe teilnahm.

Der ehemalige Leiter des Deutschen Militärischen Vertreters (DMV) auf dem Truppenübungsplatz Vogelsang und Standortälteste des Bereiches Schleiden (2000 - 2005), mit dem ich im Hinblick auf mein Buch Ordensburg Vogelsang 1934-1945 Erziehung zur politischen Führung im Dritten Reich viel zu tun hatte, ist zurzeit - im Rang eines Lieutenant Colonel mit einen US-amerikanischen Dienstausweis – bei der UN beschäftigt.

testDa Thomas Enke, dessen Familienangehörige teilweise noch in Euskirchen wohnen, gleichzeitig auch noch der einzige aktive deutsche Soldat am Standort New York ist - die anderen sind entweder im diplomatischen Dienst oder freigestellt - lag es für das Bundeswehrkommando USA/Kananda nahe, ihn als Marschgruppenführer einzuteilen. Er kennt die Örtlichkeiten und konnte Wesentliches vorbereiten. Die beiden Fotos wurden am 19. September an der New Yorker Sammelstelle gemacht.

Dem Oberstleutnant fühle ich mich insofern verbunden, weil er mir manches zur Regionalhistorie des Kreises Euskirchen überließ. Wie meinen NEWS vom 18. Dezember 2007 zu entnehmen ist, überließ er mir damals auch seine private Sammlung zum Thema „Truppenübungsplatz Vogelsang“, ein Zeitungsarchiv, das auch schon über das erste deutsche Verbindungskommando der Bundeswehr seit 1957 berichtet, sowie auch Filme, Dokumentationen, CDs, Schriften und Listen, die sich mit der Geschichte der Bundeswehr (1957 bis 2005/06) befassen und nicht dem offiziellen Bundeswehr-Bestand angehören.

Laut Wikipedia wurde die Parade nach Freiherr Friedrich Wilhelm von Steuben zu benennen, einem hoch dekorierten preußischen Offizier, der in seiner zweiten Karriere als US-amerikanischer General die Kontinentalarmee erneuerte und zum Helden des amerikanischen Unabhängigkeitskrieges unter dem Oberbefehl George Washingtons wurde.

06.10.2015

Abschließende Anmerkungen zum dramatischen Flüchtlingsandrang

Jupp Weiss BücherDie dramatische, unsystematische und unkontrollierbare Aufnahme von unzähligen Flüchtlingen aus aller Welt verunsichert zurzeit einen großen Teil der deutschen Bevölkerung. Vor einiger Zeit wurde ich anlässlich eines Vortrags gefragt, ob sich die Forschungsergebnisse zum einstigen „jüdischen Flüchtlingsproblem“, die ich in meinem umfangreichen Buch „Judenverfolgung und Fluchthilfe im deutsch-belgischen Grenzgebiet“ dargestellt habe, auch auf die gegenwärtige Situation übertragen lassen. Dies versuchte ich in zwei Online-Artikeln historisch zu beantworten:

 

23.09. 2015: Das derzeitige Asylanten- und Flüchtlingsproblem (2015) und ein Hinweis auf die Konferenz von Evian (1938)

02.10.2015: Reaktionen auf meinen Online-Artikel über Asylbewerber und Flüchtlinge

Obwohl die Gesamtthematik nur indirekt zum Inhalt meiner regionalhistorischen Homepage gehört, bat ich meine Leser in den NEWS vom 23. September um ihre eigene Meinung – ohne zu ahnen, wie viele sich diesbezüglich meldeten. Manche berücksichtigte ich bereits in dem o.a. Online-Artikel vom 2. Oktober. Aber jetzt bitte ich herzlich, ein anderes Forum zu berücksichtigen, da immer weniger Telefonate und E-mails der bisherigen Welcome-Euphorie und dem eigentlichen Sinn meiner Website entsprechen.

Abschließend fasse ich dennoch die geäußerten Bedenken zusammen:

- Unkontrollierbare Situation!
- Sorge um fehlende Kapazitäten, besonders im Winter
- „Regelfreier Zustand“ (vgl. auch Seehofers Ansicht)!
- Historisches: Was können wir aus Ellis Island und der Konferenz von Evian lernen?
- Nur Konzentration auf syrische Flüchtlinge. Was ist mit den weiterhin in Europa und
Deutschland eintreffenden Flüchtlingen aus Afrika?
- Gegenwärtiges kann noch bewältigt werden. Künftiges kaum!
- „Nicht mehr Herr im eigenen Haus“!
- Mehr Respekt vor der eigenen Bevölkerung!
- Prognose: Politische Verdrossenheit und wachsende Kritik an politisch Verantwortlichen
- Bei weiterer unsystematischer „Massierung“: Gefahr durch Rechtsradikalismus
- Mögliches „Kippen“ der Stimmung und Bereitschaft der bisherigen Helfer
- Bei weiterem UNBEGRENZTEM Zustrom könnte im schlimmsten Falle das, was immer verhindert werden konnte, sogar beschleunigt werden.

02.10.2015

testInteressant, aber natürlich keineswegs repräsentativ war die Reaktion auf meinen Online-Artikel: Das derzeitige Asylanten- und Flüchtlingsproblem (2015) und ein Hinweis auf die Konferenz von Evian (1938) vom 23. September 2015. Hier stellte ich meine Meinung zu einer Problematik dar, die zurzeit immer wieder diskutiert wird, aber keineswegs neu ist:

Verfolgung und Fluchthilfe – Kann man aus der Geschichte etwas lernen?

 

Aus den empfangenen E-mails

 

Der in Erkelenz lebende H.R. schrieb u.a.:

Danke auch für den Aufsatz betr. Flüchtlinge und "Umkippen der Stimmung". Dieses mögliche "Umkippen" beunruhigt (?) mich seit einigen Tagen auch. Wehret den Anfängen! 

Die Haltung von Frau Merkel war und ist richtig! Aber wird Deutschland das stemmen können? 

Ich war und bin immer ein Anhänger der EU gewesen. Aber der derzeitige Zustand ist besorgniserregend !!!!!!! Der fehlende Solidaritätsgedanke ist erschreckend.

In den letzten Tagen erwähne ich öfters folgendes:

„Kann Erkelenz 150 Flüchtlinge aufnehmen?“ Diese Frage stammt aus der Erkelenzer Volkszeitung 1953 (!!!!) - ein Zufallsfund der letzten Woche... 

Die in England lebende Jüdin M.A. aus London befürchtet eine „Unterwanderung“ Europas durch den Islam und eine eventuelle Bedrohung. In der Übersetzung heißt es bei ihr:

... Das Flüchtlings- und Migrationsproblem ist heutzutage kaum noch objektiv zu beurteilen. Als Jüdin – und dann noch ursprünglich aus Deutschland – habe ich sehr gemischte Gefühle. Diesen Leute sollte ein Heim gegeben werden! Aber wir beobachten, dass Europa immer mehr muslimisch wird. Sie kennen das gegenwärtige Problem, das mit dem Judentum und dem Islam zu tun hat. Wir sorgen uns um die Zukunft unserer Kinder.

Europa verändert sich, ob wir es wollen oder nicht. Dank für Ihren Artikel. Ich werde ihn in den nächsten Tagen noch einmal sorgfältig studieren und andere in unserer Gemeinde darauf hinweisen. Heute ist der jüdische Versöhnungstag, und wir feiern gerade den Beginn zu unserem Neuen Jahr.

Der vollständige Artikel mit weiteren Argumenten kann mit folgendem Link abgerufen werden.

29.09.2015

Wanderausstellung in Eupen (Belgien): „Wiederentdeckt“ -- Häftlingszeichnungen von Holocaust-Überlebenden aus der KZ-Perspektive

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Während der Todesmärsche im April 1945 gingen sie verloren, im Sommer 2012 tauchten sie völlig überraschend wieder auf: 130 Häftlingsporträts, viele weitere Zeichnungen und handschriftliche Dokumente aus dem Kommando „Hecht“, einem Außenlager des KZ Buchenwald bei Holzen, südlich von Hannover.

Der KZ-Gedenkstätte Mittelbau-Dora wurde im Sommer 2012 von einer Familie aus Celle ein einzigartiger Fund übergeben: eine Mappe mit 150 Zeichnungen, darunter 130 Porträts von KZ-Häftlingen, und etwa 20 handschriftlichen Dokumenten samt einem Häftlingstagebuch.

Die Wanderausstellung „Wiederentdeckt“ präsentiert den einzigartigen Quellenfund und zeichnet den Weg der Zeugnisse von ihrer Entstehung 1944/45 über ihren Verlust während des Massakers von Celle im April 1945 bis zu ihrer Wiederentdeckung im Jahr 2012 nach. Ich erwähnte diese berüchtigte „Judenhatz“ im 10. Kapitel meines Buches „Der letzte Judenälteste von Bergen-Belsen“.

Über 67 Jahre galten die Zeichnungen und Dokumente als verschollen – nun wird ihre Geschichte in einer Wanderausstellung in Eupen von GrenzGeschichteDG, einer Abteilung der Autonomen Hochschule in der Deutschsprachigen Gemeinschaft, präsentiert.

Die Eröffnung der Ausstellung findet am 6. Oktober 2015 um 17 Uhr im Festsaal der Pater-Damian-Sekundarschule (Eupen) statt und ist bis zum 4. Dezember zu besuchen. Einzelheiten sind dem Prospekt zu entnehmen.

26.09.2015

Wer sich bisher für meine langjährige deutsch-jüdische Versöhnungsarbeit interessiert hat, freut sich vielleicht mit mir über die am 16. September 2015 in Düsseldorf verliehene Auszeichnung.

Über das Copyright der beiden Fotos verfügt der Fotograf Ralph Sondermann aus Langenfeld:

 

Verleihung des Verdienstordens des Landes Nordrhein-Westfalen durch
Ministerpräsidentin Hannelore Kraft an Hans-Dieter Arntz aus Euskirchen (© Ralph Sondermann)

 

Verdienstorden des Landes für Ehrenamtler aus Euskirchen

16.09.2015

www1.wdr.de

Ministerpräsidentin Hannelore Kraft hat elf Bürgerinnen und Bürger mit dem Verdienstorden des Landes Nordrhein-Westfalen ausgezeichnet. Darunter Hans-Dieter Arntz aus Euskirchen. Im Rahmen einer Feierstunde vergab die Ministerpräsidentin diese herausragende Auszeichnung des Landes Nordrhein-Westfalen und würdigte den Einsatz und die Leistungen aller Ordensträgerinnen und Ordensträger. „Die hier versammelten Ordenskandidatinnen und Ordenskandidaten sind ganz besondere Menschen“, sagte die Ministerpräsidentin. „Sie sind Vorbilder, sie stehen für Werte wie Menschenwürde, Gerechtigkeit, Solidarität, Toleranz und Zivilcourage.“

Hans-Dieter Arntz zeichnet sich dadurch aus, dass er überaus viel von seiner - und damit unser aller - Geschichte begriffen hat und dass er dies seit Jahrzehnten immer wieder aufs Neue unter Beweis stellt. Seit mittlerweile 40 Jahren richtet er sein ehrenamtliches Engagement auf die regionalhistorische Forschung und vor allem auf die deutsch-israelische und christlich-jüdische Aussöhnung.

Ihm gebührt das besondere Verdienst, mit der wissenschaftlichen Aufbereitung der nationalsozialistischen Zeit im Raum Euskirchen begonnen zu haben. Bereits 1982 erschien das Buch „JUDAICA – Juden in der Voreifel“. Für dieses Werk knüpfte Hans-Dieter Arntz zugleich Kontakte mit Juden in vielen Ländern der Welt. Inzwischen hat er 16 regionalhistorische Werke verfasst, die auch international geschätzt werden.

Fünf Millionen Menschen arbeiten in NRW ehrenamtlich.

 

     
     

 

Der vollständige Artikel ist mit folgendem Link abrufbar:

23.09.2015

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Anlässlich eines Vortrags wurde ich neulich gefragt, ob sich die Forschungsergebnisse zum einstigen jüdischen Flüchtlingsproblem, die ich in meinem umfangreichen Buch „Judenverfolgung und Fluchthilfe im deutsch-belgischen Grenzgebiet“ dargestellt habe, auf die gegenwärtige Situation übertragen lassen. Meine Antwort thematisierte ich mit den zwei grundsätzlichen Fragen:

Lernt man wirklich etwas aus der Geschichte? Und wenn man etwas daraus lernt, was ist es?

Die jetzt ausgearbeiteten Ergebnisse lege ich nun in folgendem Online-Artikel vor. Über Reaktionen und Leserbriefe würde ich mich diesmal besonders freuen.

..... Ab 1933 flüchteten viele Juden, Kommunisten, Sozialdemokraten, Homosexuelle, verfemte Künstler, Schauspieler, Künstler u. a. aus Deutschland – meist in das benachbarte Belgien oder in die Niederlande. Viele Praktiken, Fluchtwege über die „grüne Grenze“ und Schlepperorganisationen habe ich detailliert dargestellt und nachgewiesen. Viele Menschen wollten sich vor den Nationalsozialisten retten.....

Die Gründe für eine notwendige Flucht sind verschieden, die Form der Flucht selber und die daraus resultierenden Auswirkungen ähneln sich ungemein. Somit könnte man aus der Geschichte lernen, denn im Prinzip hat sich daran bis heute nichts geändert!

...... Vieles, wirklich vieles kommt uns heute bekannt vor: Sorgen und Ängste der Verfolgten, die sich hemmungslos bereichernden Schlepper, Enteignung, Armut und Not, unzählige elternlose Kinder, organisierte Transporte..... Und identisch mit der gegenwärtigen Stimmung ist auch die anfängliche bewundernswerte Hilfsbereitschaft in den aufnehmenden Nachbarländern sowie die unsagbare Dankbarkeit der Flüchtlinge und Asylsuchenden. Im Vordergrund stand bei ihnen und der Bevölkerung jegliche Form der Hilfe und die Möglichkeit der angebotenen Integration. Man sollte wirklich stolz auf jeden Helfer und sein vorbildliches Engagement sein! Problematisch wird es jedoch dann, wenn dies – aus irgendeinem Grunde – nachlässt oder gar im schlimmsten Falle „umkippt“. Und dann entstehen Reaktionen, die sich in der Vergangenheit auch entwickelten.......

....... Vergleichbar mit derzeitigen politischen Maßnahmen scheint mir die Konferenz von Évian zu sein, die vom 6. Juli 1938 bis zum 15. Juli 1938 im französischen Evian-les-Bains am Genfersee stattfand. Vertreter von 32 Nationen konnten sich nicht über eine gemeinsame Lösung des Flüchtlingsproblems einigen ......

Der vollständige Artikel ist mit folgendem Link abrufbar: 

19.09.2015

Landrat Günter Rosenke, ein Förderer der Euskirchener Regionalhistorie

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Unbestreitbar ist der immer noch amtierend Landrat des Kreises Euskirchen, Günter Rosenke, einer der einflussreichsten Förderer der Eifeler Regionalhistorie. Bei einem internen Treffen mehrerer Heimatforscher und Lokalhistoriker wurde die Hoffnung ausgedrückt, dass er nach der Stichwahl am 27. September 2015 erneut als parteiloser „Bürger-Landrat“ zur Verfügung steht.

Sein politischer Gegner und dessen diesbezügliche Mitarbeiter haben sich nämlich bisher bei der Umgestaltung und Sanierung der ehemaligen NS-Ordensburg Vogelsang keinen guten Namen gemacht und wirken auch in der Regionalhistorie recht farblos. Dabei sollte doch die zügige Verwirklichung eines derart wichtigen Kultur-und Begegnungszentrums auch politisch organisierbar sein.
Besonders die vielen Gespräche sowie die alljährliche Präsentation des Jahrbuches durch Günter Rosenke sind allen Heimatforschern und Regionalhistorikern in dankbarer Erinnerung. Ich selber konnte mich davon oft überzeugen. Ein Foto zeigt den Landrat bei der Buchvorstellung meines inzwischen international bekannten Buches „Der letzte Judenälteste von Bergen-Belsen.“

testVon 1989 bis 1994 war Günter Rosenke Kreistagsabgeordneter, stellvertretender Bürgermeister und Geschäftsführer der CDU-Kreistagsfraktion Euskirchen. Im Jahr 1994 wurde er ehrenamtlicher Landrat des Kreises Euskirchen, seit 1999 ist er hauptamtlicher Landrat des Kreises Euskirchen.

Zur nordrhein-westfälischen Kommunalwahl 2009 wurde er – aus gewissen Gründen - von seiner Partei nicht mehr als Landratskandidat nominiert. Er trat daraufhin aus der CDU aus, kandidierte als unabhängiger Bewerber und wurde damals mit 42,8 Prozent der Stimmen erneut zum Landrat gewählt. Aufgrund seiner allgemeinen Beliebtheit und Fachkompetenz wünschen auch jetzt viele Heimatforscher in der Eifel und Voreifel seine weitere Amtszeit. Da er am 13. September 2015 im ersten Wahlgang bereits 43,77 % zu 35,68 % der Stimmen erhalten hatte, dürfte es wahrscheinlich keinen Wechsel geben. 

16.09.2015

(....) Sehr interessante Reaktionen gab es seit dem Frühjahr 2015 auf meinen Online-Artikel Die letzten Erinnerungen des NS-Gauleiters Josef Grohé (1944-1945) – Zur Auswertung eines bisher unbekannten Manuskriptes, in dem ich erklärte, wie „Wie ich zum `Tagebuch´ des Gauleiters Josef Grohé kam...“. Schon am 9. März hatte ich darüber erstmals unter der Überschrift Zeitungsserie: Die letzten Erinnerungen von Gauleiter Josef Grohé (1944-1950) auf meiner regionalhistorischen Homepage berichtet (...).

Einer der vielen Leserbriefe stammte von dem Bonner Josef Roth, dessen Großvater Joseph Roth (1896-1945) seine Lehrerausbildung in der Kreisstadt Euskirchen erhalten hatte, sich später ostentativ gegen den Nationalsozialismus wandte und als Widerstandskämpfer und Buchenwald-Häftling sein Leben lassen musste. Sein Enkel schrieb mir:

Durch Zufall habe ich heute im Internet gelesen, dass Sie die originalen „Erinnerungen von Josef Grohe´“ besitzen. Nun habe ich eine ganz spezielle Frage an Sie, was meine Familie betrifft. Mein Großvater Joseph Roth (1896 in Köln - 1945 in Godesberg, Lehrer, Politiker und NS-Opfer, siehe auch: Wikipedia) wurde im August 1944 im Zuge der „Aktion Gitter" verhaftet und im AEL-Deutz interniert (so wie auch Adenauer mit ihm). Auch sein Sohn, mein Vater Wilhelm Roth (1932-1995), wurde von der Gestapo im „EL-DE"-Haus „verhört". Ist hierüber etwas in dem Grohe´-Manuskript zu finden?(...)

Hierzu sollte auf den Lebenslauf des Großvaters hingewiesen werden: (....)

(....) Nach dem Besuch der Volksschule absolvierte er eine Ausbildung als Volksschullehrer am Lehrerseminar und der vorgeschalteten Präparandie in Euskirchen. Auf einem Gruppenfoto ist er als Absolvent des Königlichen Lehrerseminars Euskirchen als Dritter in der ersten Reihe (mit Strohhut) zu sehen.

(....) Seine politische Karriere begann der junge Pädagoge im Bad Godesberger Windthorstbund. Von dort wechselte er sehr schnell zur Zentrumspartei. 1929 wurde Roth zum 1. Vorsitzenden der Bad Godesberger Zentrumspartei gewählt. Im März 1933 wählte man ihn zum Vollmitglied in den Kreistag Bonn-Land. Seit 1924 arbeitete Roth auch als Schriftleiter für die Godesberger Volkszeitung, die Parteizeitung des Godesberger Zentrums.

Seine politischen und persönlichen Aktivitäten im Kreis, in Bad Godesberg, Friesdorf und auch in der Schule machten ihn bei den Nationalsozialisten verhasst. Details sind dem WIKIPEDIA-Beitrag zu entnehmen.

Derselben Darstellung ist zusammenfassend zu entnehmen:

Als überzeugter Katholik baute Roth zu jeder Fronleichnamsprozession große Altäre vor seinem Haus auf und betete regelmäßig mit den Schulkindern. Auch deshalb wurde mehrfach das alte Familienkreuz, eines von vier alten Votivkreuzen von Friesdorf, umgeworfen und beschädigt. Roth jedoch ließ das Kreuz immer wieder neu aufrichten und instand setzen. Von 1940 bis 1944 war Roth wieder als Lehrer in Friesdorf tätig. Am 22. August 1944 wurde er nach dem Attentat auf Hitler im Rahmen der Aktion Gewitter verhaftet, einen Tag später in das Kölner Gestapo-Gefängnis EL-DE-Haus eingeliefert und von dort mit anderen ehemaligen Reichstagsabgeordneten und Politikern demokratischer Parteien (u. a. mit Konrad Adenauer, Thomas Eßer, Josef Baumhoff, Peter Schlack, Otto Gerig, Peter Paffenholz, Peter Knab und Hubert Peffeköver) in das Arbeitserziehungslager in den Messehallen in Köln-Deutz, dem Messelager Köln, überführt. Vom Messelager aus wurden Roth, Gerig, Schlack, Baumhoff, Knab und Peffeköver mit weiteren ehemaligen Politikern und auch mit dem Priester Alexander Heinrich Alef am 16. September 1944 ins KZ Buchenwald deportiert. Zusammen mit Baumhoff, Gerig, Knab, Peffeköver und Schlack wurde er in dem Zellenblock 45 untergebracht.

 

Bei seiner Entlassung am 28. Oktober 1944 wurde Roth von einem KZ-Arzt noch eine Giftinjektion, eine sogenannte Benzinspritze (Phenolspritze), injiziert. (....) Am 22. Januar 1945 starb er zu Hause an den Folgen des Giftes.
(....) Aus verschiedenen Gründen unterblieb anfangs eine posthume Ehrung des Widerstandskämpfers. Erst im Laufe der letzten zwei Jahrzehnte wurden irritierende Entscheidungen rückgängig gemacht, und die endgültige Würdigung drückte sich verdientermaßen in der Benennung einer Joseph-Roth-Straße in Friesdorf, einem Ehrengrab der Stadt Bonn und der Stolpersteinverlegung (2006) aus. Dass Joseph Roth am 7. Mai 2000 in die Reihe der „Neuen Blutzeugen und Märtyrer der katholischen Kirche“ eingereiht wurde, ehrt den gläubigen Katholiken (...).



(....)Wenn auch eine Beachtung in Euskirchen – der Stadt, in der er als Bürger etwa ein Jahrzehnt lang lebte -, immer noch aussteht, so sollten doch die beiden letzten Fotos dazu beitragen, dass der engagierte Pädagoge, aktive Katholik und überzeugte Widerstandskämpfer in der Kreisstadt unvergessen bleibt.

Der vollständige Artikel ist mit folgendem Link abrufbar:

12.09.2015

(....) In meinen beiden letzten Online Artikeln habe ich mich mit der Familie Heymann aus Euskirchen befasst:

Anmerkung zur jüdischen Familie Heymann aus Euskirchen: „Fritz“, der Sohn des Synagogenvorstehers, flüchtet nach Australien

Ein Überlebender von Bergen-Belsen tröstet den jüdischen Hinterbliebenen Fritz Heymann aus Euskirchen

 

Ursprünglich stammt sie aber aus dem Ahrgebiet - genauer gesagt aus Dernau und Ahrweiler - , so dass mich das Inhaltsverzeichnis des Buches„ ... in einem anderen Land“ von Matthias Bertram aus Bad Neuenahr-Ahrweiler und ein entsprechendes Kapitel besonders interessierten:

Die traurige Geschichte von Ernst-Joseph Heymann, Sohn von Moses Heymann aus der Niederhut, der 1948 als 20 jähriger der Auftrag erhielt, zusammen mit 34 Kollegen, die jüdische Gemeinde in der Altstadt von Jerusalem zu verteidigen“ .

(....) Die Geschichte der jüdischen Familie Heymann wurde in der Ausgabe Nr.35/2015 der Stadtzeitung Bad Neuenahr-Ahrweiler besonders hervorgehoben. Den gesamten zweiseitigen Artikel über die Familie Heymann findet man am Schluss dieses Online-Artikels. Die beiden Originalfotos von der Gefangennahme des Protagonisten Ernst-Josef Heymann (1928-1976) verdanke ich der Curatorin am Museum of Art in Tel Aviv, Ellen Ginton, und Avi Hershberg. Beide sind Nichte/Neffe von Ernst-Josef Heymann. Die Bilder zeigen die Kapitulation vor der jordanischen Armee in der Altstadt von Jerusalem am 28. Mai 1948 nach dem Unabhängigkeitskrieg bzw. dem sogenannten Palästinakrieg. Der 20jährige Ernst-Josef Heymann mit dunklem Mantel steht etwa in der Mitte der 2. Reihe.

 

 

(....) Sein Leben nahm einen tragischen Verlauf, als er im Unab­hängigkeitskrieg 1948 zu den ca. 35 jungen Männern abkom­mandiert wurde, die die jü­dische Gemeinde in der Alt­stadt von Jerusalem verteidi­gen sollten.

(....) Nach zehn Tagen Kampf und Belagerung musste die kleine Truppe sich der jordanischen Armee ergeben. Ernst-Josef wurde Kriegsgefangener in Jor­danien (Lager Mafraq). Von einem Fotografen, der sich als arabischer Legionär verkleidet Zugang zur Stadt verschafft hatte, wurde die Kapitulation am 28. Mai 1948 fotografisch festgehalten. Die Fotografien konnten aus Palästina heraus­geschmuggelt und veröffent­licht werden (....).

Der vollständige Artikel kann mit folgendem Link abgerufen werden:

09.09.2015

(....) Auch dem aus Euskirchen stammenden Dr. Moritz Schweizer (* 13.08.1900 Euskirchen, † 16.11.1982 USA), der in der Zeit 1943-1945 Westerbork und Bergen-Belsen überlebt hatte, war es unbedingt wichtig, wieder in den Alltag zurückzukehren.

testEs fällt heute schwer, diesen Prozess, den Tausende und Millionen von Faschismusopfern zu bewältigen hatten, selber psychisch nachzuvollziehen. Kann man so ein Geschehen überhaupt verarbeiten? Werden sich die Menschen, die Bergen-Belsen inmitten der Leichenberge überlebt haben, überhaupt jemals von ihren Erinnerungen freimachen können? Ermutigen sie andere Überlebende, informieren sie taktvoll oder apathisch?

(....) Meinem Online-Artikel über die Flucht des ebenfalls aus Euskirchen stammenden „Fritz“ Heymann nach Australien war bereits zu entnehmen, dass „Frank“ Heymann seine Eltern im Holocaust verloren hatte. Nachdem ihr Sohn Ende 1945 erfahren hatte, dass sein ehemaliger Nachbar Dr. Moritz Schweizer, der vor dem 2. Weltkrieg Syndikus-Geschäftsführer der Synagogengemeinde Essen gewesen war, überlebt hatte, wandte er sich von Australien aus voller Verzweiflung an ihn und bat um jegliche Auskunft.

Der um 22 Jahre ältere Moritz Schweizer formulierte seine Antwort und diesbezüglichen Gedanken in einem Brief vom 21. Mai 1946. Während ich an dieser Stelle sehr persönliche Details bewusst auslasse – vgl. aber der Vollständigkeit halber „JUDAICA- Juden in der Voreifel“, S. 488 –, zitiere ich jetzt an dieser Stelle nur die Passagen aus meinem letzten Buch „Der letzte Judenälteste von Bergen-Belsen“, S.593/94:

Moritz Schweizer beschreibt und analysiert ungewöhnlich realistisch die neue Situation, die sicher dem erst 24jährigen Frank Heymann hart erschienen sein mögen:

test„ (...) Ist es möglich, die Heimat mit all ihren Menschen zu vergessen? Denkt man nicht bei so vielen Gelegenheiten fast täglich zurück? Möchte man das Rad der Geschichte nicht zurückdrehen und nicht noch einmal das Schöne jener Zeit erleben? Träume, nichts als Träume! Das Schicksal ist hart und lässt so etwas nicht zu! Vielleicht ist es gut so. Aber die Erinnerung bleibt, und sie lässt noch ihren Glanz über all dem aus jener Zeit ausgebreitet, sodass man stets wirklich nur das Schöne `nacherlebt´. So wird es Dir auch ergehen bei Deinem Gedanken an `zu Hause´ und an Deine lieben Eltern, die ja auch zu meinem engen Freundeskreis und dem meines Elternhauses gehörten.

(....) Leider besteht auch nicht ein Fünkchen Hoffnung, dass sie noch am Leben sind. Sie sind mit den anderen Mitgliedern der jüdischen Gemeinde Euskirchen nach Polen transportiert worden, und wenn sie nicht direkt in den Gasofen gegangen sind – noch die beste Möglichkeit, derweil das Leiden sehr kurz war –, dann sind sie mit den Millionen irgendwo im Osten umgekommen. Wie das war, davon kann sich die Welt keinen Begriff machen (.....)

Der vollständige Artikel ist mit folgendem Link abrufbar:

06.09.2015

(....) Während in den nächsten Tagen auf dieser regionalhistorischen Homepage einiges von deren Angehörigen in Dernau und Ahrweiler zu erfahren ist, möchte ich mich heute schon exemplarisch mit einer Euskirchener Vita befassen. Es handelt sich um den Sohn des letzten Euskirchener Synagogenvorstehers, der hier am 19. Januar 1922 als Friedrich Wilhelm geboren wurde, als Emigrant und Kriegsgefangener nur noch der „Fritz“ war und später als australischer Soldat und Staatsbürger mit „Frank“ seinen endgültigen Namen annahm(....).

 

 

(....) Franks Vater, Joseph Heymann (* 27. 12. 1886 Ahrweiler, † 1942 Minsk), war hier der letzte Synagogenvorsteher und konnte mit seiner Ehefrau Sibilla geb. Aron (* 25.03.1887 Arloff) dem Holocaust nicht entkommen. In meinem Buch „JUDAICA – Juden in der Voreifel“ wird das Schicksal der Familie u.a. auf den Seiten 370 ff., 391ff. sowie s. 420 – 423 dargestellt.

(....) Da heutzutage „Flucht“ und „Rettung“ eine bedeutsame Rolle spielen, möchte ich exemplarisch die damalige Flucht von „Fritz“ Heymann aus Euskirchen darstellen. Persönlich hatte ich mit diesem Zeitzeugen in den 1980er Jahren viel zu tun. Er schilderte mir seine die Verfolgung und Flucht, aber endlich auch seine Rettung. Sein Schicksal spiegelt die damalige Kriegssituation (....).

 

 

(....) „Fritz“ Heymann fühlte sich auch nicht in England sicher, nachdem er 1939 hierhin ausgewandert war. Vorher war er aus der Schule herausgerissen worden und hatte sich bis 1938 in Köln-Ehrenfeld als Polsterlehrling betätigt. Zwangsweise hatte man ihn dann als Juden zum Straßenbau verpflichtet, bis ihm dann endlich die Emigration gelang. Im Mai/Juni 1940 wurde auch Fritz Heymann interniert und in den englischen Listen als „feindlicher“ Deutscher geführt, was er unter den gegebenen Umständen als paradox empfand. Als „Internee" wurde er nach Australien verschickt:

„ (...) Nach der Internierung in England bot man uns an, die Insel zu verlassen. Da ich Angst hatte, dass England fallen würde (1940!), nahm ich das Angebot an. Wir hatten gehört, dass in Frankreich die Behörden den Nazis die Schlüssel der Interniertenlager ausgehändigt hätten. Wir wurden in einem Truppentransporter `DUNERA´ weggebracht. Unser Ziel erfuhren wir allerdings erst nach einer Woche (....)."

(....) Den vollständigen Bericht von Frank Heymann zitiere ich in meinem o.a. Buch „JUDAICA – Juden in der Voreifel“ , S.421-423 (....).

Der vollständige Artikel kann mit folgendem Link abgerufen werden:

02.09.2015

Ein Fachmann für die Aufarbeitung des Holocaust – Porträt: Hans-Dieter Arntz engagiert sich seit Jahrzehnten für die deutsch-jüdische Versöhnungsarbeit (2015)


Quelle:
Euskirchener Wochenspiegel vom 26.08.2015

29.08.2015

Immer wieder ist es für den Historiker interessant, wenn er – oft durch Zufall – auf Persönliches stößt, was er in den klassischen Archiven niemals finden würde. Während dort die nüchterne Arbeit an Dokumenten im Vordergrund steht, die auch noch Jahre später möglich wäre, fasziniert die zusätzlich investigative Forschung im persönlichen Bereich von Zeitzeugen und Familienangehörigen.....

Josef Weiss ist der Protagonist meines letzten Buches Der letzte Judenälteste von Bergen Belsen, dessen historische Leistung ich nachzuweisen versuchte. Erst im Anschluss an die Veröffentlichung im Jahre 2012 wuchs auch das Interesse an der stets bescheiden im Hintergrund wirkenden Ehefrau Erna Weiss geb. Falk (1893-1945), die heute auch in ihrem Geburtsort Krefeld keinem ein Begriff ist. Auch der Frauengeschichtsverein Köln interessiert sich auch für sie und hat inzwischen ihren Lebenslauf im Internet festgehalten...

Die Familienangehörigen des aus Flamersheim – Stadtteil von Euskirchen – stammenden „Judenältesten von Bergen-Belsen“ haben inzwischen zwei bewegende Erinnerungsstücke der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Sie schlummerten jahrzehntelang in Privatarchiven und wären wahrscheinlich nicht mehr an die Öffentlichkeit gelangt: ein Holzteller aus dem niederländischen Konzentrationslager Westerbork und eine Musikaufzeichnung, die an die einstige Opernsängerin Erna Weiss geb. Falk erinnert......

 

 

..... In meinem Online-Artikel „Erna Weiss-Falk: An extinguished voice heard once again (YouTube) – Eine musikalische Erinnerung an die Ehefrau des letzten Judenältesten von Bergen-Belsen“ stelle ich ihr letztes Konzert im niederländischen Lager Westerbork dar. Hiervon gibt es sogar ein vergilbtes Foto.....

..... Die jüdische Sopranistin, die ihr letztes Konzert noch am 28. Mai 1933 in Deutschland gab, singt zwei Partituren aus Figaros Hochzeit von Wolfgang Amadeus Mozart. Dabei wird sie von dem damals bekannten Musiker und Komponisten Wilhelm Rettich (1892-1988) am Klavier begleitet.

 

 

Schon eine kurze Zeit vorher fand sich im Nachlass des Ehepaares Weiss ein künstlerisch gestalteter Holzteller, den die Lagerinsassen von „Saal 2, Baracke 6, zu Pessach 5702“, Erna und Josef Weiss geschenkt und wegen ihres Engagements „mit Dankbarkeit gewidmet“ hatten....

...... Recherchen ergaben, dass der bemalte Holzteller von dem jungen Künstler Edgar Reich (*1922) hergestellt wurde, der 1938 aus Wien geflüchtet war und nun in Westerbork mit seiner Verlobten auf sein weiteres Schicksal wartete. Das Erinnerungsstück wurde in derselben Schreinerei hergestellt, in der der junge Klaus-Albert Weiss eine Lehre absolvierte. Ariel Zachor, der heute in Amsterdam lebende Enkel von Josef Weiss, überließ dieses Erinnerungsstück im Frühjahr 2010 dem „Herinneringscentrum Kamp Westerbork“. Über Yad Vashem stellte sich heraus, dass der junge Künstler Edgar Reich in Wien geboren wurde und mit seinen Eltern während des Krieges in Rotterdam und Utrecht einen vorläufigen Wohnsitz gefunden hatte, ehe die Familie in das Lager von Westerbork eingewiesen wurde. Offenbar hat er den Holocaust nicht überlebt, während seine damalige Verlobte Dorrit S. noch vor einem Jahrzehnt auf Jamaica ihren Wohnsitz hatte.....

Der vollständige Artikel ist mit folgendem Link abrufbar:

26.08.2015

...... „Die größte Synagoge der Voreifel“ beschrieb ich 1983 in meinem Buch JUDAICA – Juden in der Voreifel (S. 93 bis108). Ihre eigentliche Geschichte reicht in das Jahr 1809 zurück und beinhaltet den Übergang von einem schlichtem Gebetshaus in Privatbesitz zur ersten Synagoge der Euskirchener Judengemeinde (1835-1856). Der dann erfolgte Neubau ging am 19. Mai 1886 – dem Buß- und Bettag – in den Flammen des Stadtbrandes unter, so dass in der Annaturmstraße ein repräsentatives Gotteshaus entstand, das sich bald zum religiösen und kulturellem Mittelpunkt der Voreifel entwickelte. Am 26.-28 August 1887 – also vor 128 Jahren – feierte nicht nur die Euskirchener Judengemeinde, sondern sogar die ganze Stadt die Einweihung (vgl. die Collage der Anzeigen, JUDAICA, S. 107).....

 

 

....... Des Synagogenbrandes vom 10. November 1938, anlässlich der „Reichskristallnacht“ in Euskirchen, gedachte man – wohl letztmalig (2008) mit Zeitzeugen und Fotomaterial - im Rahmen einer großen Veranstaltung. Vgl. Euskirchener Veranstaltung zum 70. Jahrestag der „Reichskristallnacht“ (Bericht und Bilderserie).

Die inzwischen oft kopierte Fotoserie vom Synagogenbrand verdanken die Euskirchener einem in der Kirchstraße wohnenden Anwohner. Sie blieb erhalten und wurde in meinem Dokumentationsband (2008) zusammenfassend veröffentlicht. In einem Interview erfuhr ich, dass er im Mai 1945 den belichteten, aber noch nicht entwickelten Film in den Briefkaten der im Aufbau begriffenen Stadtverwaltung geworfen hatte. Auch ein ausdrucksstarker Film im 16-mm-Format überlebte die Naziherrschaft, wurde aber im Herbst 1945 von einem diesbezüglich Beschuldigten entwendet und ist seitdem verschwunden. Er wäre heute für die Regionalhistorie von größtem Wert......

 

 

...... Den damals sehr ausführlichen Artikeln der Euskirchener Tagespresse verdanken wir die Wiedergabe der Einweihungsfeierlichkeiten vom August 1887. Dies gilt auch für die wortgetreue Zitierung der Grundsteinurkunde, die am 1. Dezember 1986 in der „Euskirchener Zeitung“ publiziert wurde.

....... Wenn man bedenkt, wie lange heutzutage die Erstellung eines öffentlichen Gebäudes dauert, so freut man sich rückwirkend über die Organisation und Tatkraft der Euskirchener Judengemeinde: Brand am 19. Mai 1886, Grundsteinlegung am 30. November 1886 und Einweihung der Synagoge am 26.-28. August 1887....

Am 30./31. August 1886 berichtete die „Euskirchener Zeitung“ über die mehrtägigen Feierlichkeiten in der kleinen Kreisstadt Euskirchen:


 

Der vollständige Artikel kann mit folgendem Link abgerufen werden:

23.08.2015

Fachtagung „Einstiegsprozesse: Rechtsextremismus und gewaltbereiter Salafismus“

testDie Zahl rechter Gewalttaten in Deutschland ist auf dem höchsten Stand seit Jahren. Ausreisen gewaltbereiter Salafisten in Kriegsgebiete nehmen weiter zu. Eine Fachtagung nimmt beide Szenen in den Blick. Im Mittelpunkt steht der Beginn eines Lebensweges in rechtsextremistische oder islamistische Gruppen und Gedankenwelten: der Einstiegsprozess. Was lockt? Was hält? Was motiviert zum Handeln – auch zur Gewalt?

Die Landeszentrale für politische Bildung NRW im Ministerium für Familie, Kinder, Jugend, Kultur und Sport des Landes Nordrhein-Westfalen veranstaltet am 22. September 2015 in Düsseldorf die wichtige Fachtagung: „Einstiegsprozesse: Rechtsextremismus und gewaltbereiter Salafismus“. Aus dem diesbezüglichen Flyer mit ausführlicher Information ist erkennbar, dass Gemeinsamkeiten, Unterschiede und Gegenmodelle Gegenstand dieser Fachtagung sind, die für jeden zugänglich ist. Sie bündelt erste Forschungsergebnisse und gibt Raum, Schlussfolgerungen für die Praxis der Prävention und der Deradikalisierung zu diskutieren.

19.08.2015

am flagbr flag (English Version)

1.) Barry Shaw: „In Search of the Missing Jews of the Rhine“

2.) Irritierende Eindrücke eines ausländischen Touristen bezüglich der jüdischen Geschichte im Rheinland

3.) Hans-Dieter Arntz : Letter to the Editor of the ISRA-Blog of the Canadian Institute for Jewish Research am flagbr flag(English Version)

 

Am 7. August 2015 veröffentlichte Barry Shaw im Blog des Canadian Institute for Jewish Research einen Artikel, der seine Eindrücke von einer Rhein-Mosel-Bootsfahrt wiedergibt:  „In Search of the Missing Jews of the Rhine“.

Sein “Sailing the rivers of Moselle and the Rhine” empfand er insgesamt als ein “eye-opening experience“. Offenbar bezog sich dies weniger auf die romantische Landschaft, die mittelalterlichen Burgen und die unzähligen Weinberge an Rhein und Mosel, sondern auf seine privaten Ziele, die eigentlich vom Reiseprogramm her gar nicht vorgesehen waren.

Barry Shaw publiziert als namhafter Buchautor und seriöser Kolumnist auch bei den Israel's Voice Headquarters State of New Jersey, problematisiert bei „Israel: Reclaiming the Narrative und in seinem Blog The View from Israel spezielle Vorbehalte gegen Israel. Er gilt als anerkannter Publizist bei The Jerusalem Post and The Times of Israel

....... Barry Shaw, Autor des Buches ‘Fighting Hamas, BDS and Anti-Semitism’ und ausgewiesener Kämpfer gegen den Anti-Semitismus und Anti-Semitismus, besuchte u.a. die Städte Köln, Koblenz, Bernkastel, Trier, Cochem, Mainz und Breisach, nahm an den jeweiligen Besichtigungstouren teil und nutzte seine karge Freizeit auch dafür, Spuren des Judentums in der genannten Region zu suchen. Hier glaubte er, nicht erfolgreich gewesen zu sein und lobte als einzigen Ort die oberrheinische Stadt Breisach: “It was satisfying to end our tour in a town that knows how to respect their missing Jews.”  ...... Ansonsten war aber seine Suche nach den Juden im Rheinland und Eifelgewbiet ein „traumatic experience“.

Sein Gesamteindruck enttäuschte mich, denn ich gehöre zu den vielen rheinischen Regionalhistorikern, die seit Jahrzehnten versuchen, einen derartigen Eindruck zu verhindern. Verallgemeinernd glaube ich sagen zu dürfen, dass überall in unserer Region der jüdischen Gemeinden gedacht wird. Die Bevölkerung respektiert ihr Schicksal und Ansehen! ......

 

Letter to the Editor of the ISRA-Blog of the Canadian Institute
for Jewish Research
am flagbr flag (English Version)

written by Hans-Dieter Arntz

 

Regarding: Barry Shaw: IN SEARCH OF THE MISSING JEWS OF THE RHINE , in: ISRA-Blog, August 7th, 2015

 

Hereby I would like to comment the article written by Barry Shaw mentioned above which deals with the “Sailing the rivers of Moselle and the Rhine”. It seems more fairly volatile and in my opinion it is not really informative......

...... By the way: Had Mr Shaw any contact with the Jewish communities of the places that he visited during the few hours? Their members would probably be disappointed by his contribution on “Sailing the rivers of Moselle and the Rhine”....

..... I emphasize and summarize: NOTHING IS FORGOTTEN in Germany!

..... Especially in the areas near Rhine and Moselle there are numerous of books, steles and commemorative plaques as well as memorials. Nearly every German town, city or village has now trying to reconstruct their recent history......
...... It's a pity if readers of this article get a false impression of the attitude of the population in the Rhine-Moselle region.

....... But as a German I must really confess that nothing ought to be forgotten. Especially the youth must always be reminded of the German-Jewish past.....

Der vollständige Artikel und der englischsprachige “Letter to the Editor” können  mit folgendem Link abgerufen werden:

16.08.2015

„Auswärtige“ Juden gelten in den Gemeinden des Kreises Euskirchen als Ausländer (1847)

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Wie „fremdenfeindlich“ es noch im Jahre 1847 in Euskirchen (Preußen) zuzugehen hatte, wird aus den in meinem Archiv lagernden Akten ersichtlich.

Im juristischen Sprachgebrauch ist „Freizügigkeit“ das Recht einer Person zur freien Wahl des Wohn- und Aufenthaltsortes. Auch gegenwärtig spielt der Begriff – natürlich unter anderen Aspekten – eine besondere Rolle. Während heutzutage die Europäische Union oder auch die zurzeit brennende Problematik der Migration die „Freizügigkeit“ reglementieren, befasste sich vor etwa 170 Jahren die preußische Gesetzgebung mit den „Fremden“ - gemeint waren die Juden. Dennoch waren diese teilweise schon seit Jahrhunderten in dem Gebiet, das heute als Deutschland zu beschreiben ist, ansässig. Ihre Mobilität war trotz gewisser Gesetzgebungen bedrückend eingeschränkt.

Das preußische Judengesetz vom 23. Juli 1847 (Gesetz über die Verhältnisse der Juden) regelte die Stellung der Juden in Preußen neu. Es sei ergänzt, dass das Gesetz, als Fortführung des Judenedikts von 1812, eine weitgehende Vereinheitlichung des bis dato geltenden Rechts schuf.

Die „Herren Bürgermeister des Kreises Euskirchen“ wurden von Landrat Schröder über das informiert, was die Regierung in Berlin am 3. November 1847 unter „Freizügigkeit der Juden“ verstand. Da ist zum Beispiel die Rede von „auswärtigen Juden im Inland“ oder von der Erlaubnis, „um den Aufenthalt nachzusuchen“. Abschließend heißt es:

.... keinesfalls ein längerer Aufenthalt in Aussicht genommen werden. Dies ist dergleichen Personen, welche die Erlaubniß zu einem längeren Aufenthalt nachsuchen, zu eröffnen.

Auswärtige Juden, welche sich zu anderen Zwecken im Inlande aufzuhalten wünschen, haben die Genehmigung der Königlichen Regierung einzuholen...

test

10.08.2015

Gedenkzeremonie des Comité Auschwitz Luxembourg an der Gedenkstätte „Fünfbrunnen“

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Seit 40 Jahren organisiert das Comité Auschwitz Luxembourg jährlich eine Gedenkzeremonie an der luxemburgischen Gedenkstätte im Kloster „Fünfbrunnen“, die ich bereits auf meiner Homepage vorgestellt habe. Da ich mich seit einiger Zeit auch mit der jüdischen Geschichte des deutsch-luxemburgischen Grenzgebietes befasse, fühlte ich mich durch die Einladung zur Gedenkfeier am 5. Juli 2015 sehr geehrt.

Ab 1941 war im Kloster – im Norden von Luxemburg bei Ufflingen (frz.: Troisvierges), in einem kleinen, von Wäldern umgebenen Tal - das „Jüdische Altersheim“ untergebracht, hinter dessen Bezeichnung sich in Wahrheit ein Sammellager für die Deportationen in die Konzentrations- und Vernichtungslager verbarg. Anfang August 1941 wurde dieses „Jüdische Altersheim“ eingerichtet, in dem insgesamt etwa 300 Menschen auf ihre Deportation warten mussten.

Am 16. Oktober 1941 begannen die Deportationen: teils vom Hauptbahnhof in Luxemburg-Stadt, teils direkt von Kloster. Zwar gab es in „Fünfbrunnen“ keine Bahnstation, doch nur wenige Meter unterhalb des Klosters führte eine Bahnstrecke entlang. Für den Abtransport der Menschen hielten die Züge auf offener Strecke an einem heute noch vorhandenen kleinen Bahnübergang. Auf dem Gelände des Klosters erinnern heute ein Denkmal und eine Informationstafel an die Deportation und die Ermordung der luxemburger Juden.

testZur diesjährigen Gedenkzeremonie erschienen viele Teilnehmer, darunter zahlreiche Botschafter und Vertreter der Landesregierung Reinlandpfalz sowie der deutschsprachigen Region Belgiens . Neben den Bürgermeistern und Ratsherren der umliegenden Gemeinden erkannte man viele Honoratioren des Luxemburger öffentlichen Lebens. Unter ihnen befand sich auch die neue Luxemburger Familienministerin Corinne Cahen, deren Eltern und Grosseltern zu den direkt betroffenen des Holocaust zählten.

 

 

 

Völlig unerwartet erschien auch der Luxemburger Regierungschef Xavier Bettel, dem es - wie er persönlich mitteilte - ein ganz privates Anliegen war, als erster Luxemburger Premierminister überhaupt an dieser für die Luxemburger Juden so wichtigen Feier teilzunehmen. Dies war ein bedeutendes Zeichen, denn seit dem 1. Juli hatte er turnusgemäß die Präsidentschaft des Rates der EU Regierungschefs inne, und unter seiner Leitung hatte die Staatskanzlei im 24 Stunden-Takt Gespräche über die Griechenland-Krise zu führen

Der Historiker Marc Schoentgen, Vizepräsident des Comité Auschwitz , eröffnete die Gedenkzeremonie in dem er die vielen Organisationen zur Kranzniederlegung aufrief . Danach erfolgten Gebete und kurze Ansprachen von Pater Friedo Lenz und dem Großrabbiner Alain Nacache. Besonders einprägsam waren die gefühlvoll vorgetragenen Gesänge des Kantors Michel Heymann und das Thema aus Schindlers Liste - als Geigensolo von Audrey Moyse. Als dabei der Zug nur wenige Meter an der Veranstaltung vorbeifuhr, hatten viele Teilnehmer Tränen in den Augen.

Der Luxemburger Europaabgeordnete Charles Goerens , der als Vorsitzender der Vereinigung Témoins de la Deuxième Génération seit Jahren mit Jugendlichen nach Auschwitz fährt, hielt eine eindrucksvolle Rede, bevor Edmond Reuter die „Sonnerie Nationale“ intonierte, gefolgt von der gemeinsam gesungenen Luxemburger Nationalhymne.

Ein bebilderter Bericht von Ben Pfeiffer und Patrick Dichter unter der Überschrift „commémoration à Cinqfontaines“ informiert im Internet über den Ablauf der Feier in „Fünfbrunnen” (franz.: Cinqfontaines, lux.: Pafemillen), den einzigen Internierungsort für Juden in Luxemburg.

05.08.2015

Warnung der Euskirchener Bevölkerung vor standrechtlicher Erschießung (24. April 1945)

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In den Online-Artikeln auf meiner regionalhistorischen Homepage und in meinen Büchern zum Kriegsende 1944/45 befinden sich viele Dokumente, die sich auch mit der Nachkriegszeit in der Eifel und Voreifel befassen. In den ersten „Bekanntmachungen für den Kreis Euskirchen“ vom 24. April 1945 geht es u.a. um die Notdienstverpflichtung und Zwangsbewirtschaftung sowie Übergriffe und verbrecherischen Handlungen.

So werden Vergehen gegen Angehörige der alliierten Streitkräfte oder militärische Einrichtungen mit standrechtlicher Erschießung geahndet:

 

 

 

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Dokumentationsbände des Autors:

Kriegsende 1944/1945 - Zwischen Ardennen und Rhein (1984)

Kriegsende 1944/1945 im Altkreis Euskirchen (1994)

Kriegsende 1944/1945 im Altkreis Schleiden (1995)

Kriegsende – Durch die Voreifel zum Rhein (2007)

01.08.2015

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In meinen NEWS vom 26. Juli 2015 habe ich auf die „Braunen Hochzeiten“ fanatischer Nationalsozialisten hingewiesen, deren „Weihe“ und Zeremonie in meinem Buch Ordensburg Vogelsang 1934-1945 - Erziehung zur politischen Führung im Dritten Reich (Kapitel 14, S. 152-1961) dargestellt werden. Dort heißt es u.a.:

So war es nicht verwunderlich, dass auf der Ordensburg Vogelsang keine offizielle Trauungen herkömmlicher Art vorkamen. Als „Eheweihen" oder vom Volksmund titulierte „Braune Hochzeiten" spielten sie jedoch im Leben gottgläubiger Junker eine nicht zu unterschätzende Rolle.

Auf Vogelsang waren Parteifunktionäre jeglicher Formation vertreten. Für konfes­sionell nicht gebundene SS-Angehörige gab es Vorschriften, wie „Sippenfeiern" zu gestalten waren. In der Einleitung wurde betont, dass sich „unsere Fest- und Feiergestaltung grundsätzlich und wesensmäßig von der bisher jüdisch-orientalischen des Christentums unterscheidet".

Das „Grundsätzliche für das Sippen-Brauchtum" ist ..... :

„ ...... Unsere Fest- und Feiergestaltung unterscheidet sich grundsätzlich und wesensmäßig von der bisher jüdisch-orientalischen des Christentums.

Wir kennen keine von Gott besonders begnadeten und beauftragten Priester, die allein berechtigt sind, bestimmte Hoch-Zeiten des Lebens und der Sippe zu weihen und zu segnen und durch eine Feiergestaltung aus dem Gleichmaß des Alltags herauszuheben.

Diese bezahlten Priester und Weihwarte als beamtete Mittler zwischen uns und Gott lehnen wir ab.

Der deutsche Mensch, vor allem der SS-Mann, ist Kerl genug, um aus sich heraus Hoch-Zeiten des Lebens zu gestalten und mit der nötigen Weihe zu begehen. Er bedarf dazu keiner besonderen Weihwarte. Er begeht unmittelbar aus seinem völkischen Erlebnis heraus die einzelnen Feiern der Sippe ohne fremde Hilfe. Der Vater der Sippe muss naturnotwendig die Namensgebung vollziehen, die Totenrede kann und darf nur der Kamerad der Truppe halten. Bei der SS-Trauung ist der Führer oder Schulungsleiter der Sprecher, da die Trauung ja gleichzeitig eine Aufnahme der Frau in die SS-Sippengemeinschaft bedeutet .....

Das vollständige Kapitel 14 „Die Braunen Hochzeiten der Burgjunker“ aus meinem Buch Ordensburg Vogelsang 1934-1945 - Erziehung zur politischen Führung im Dritten Reich kann mit folgendem Link abgerufen werden:

26.07.2015

Unter der Überschrift „Die Braunen Hochzeiten der Burgjunker“ stellte ich in meinem Buch Ordensburg Vogelsang 1934-1945 - Erziehung zur politischen Führung im Dritten Reich (1986) eine Zeremonie dar, die eigentlich eine provokative Ablehnung des Christentums sein sollte:

Fanatische Nationalsozialisten hatten ihre Einstellung und ihr „Deutschtum“ auch bei ganz speziellen Eheschließungen zu beweisen. Auch in der 6. Auflage meines Buches, das sich im Laufe der Jahrzehnte zum Standardwerk entwickelt hat, erfährt man hierüber Details auf den Seiten 152-161. In einer Serie der Aachener Volkszeitung fasste ich diesen Sachverhalt kurz am 21. Juni 1986 zusammen.

 

 

Grundsätzlich galten für Eheschließungen im Dritten Reich die Vorschrift: „Ehen sind sofort zu verbieten, wenn nicht die arische Abstammung der Partner und das gesunde Erbgut garantiert sind“. Die „absolute Ehetauglichkeit der Braut" sowie der „restlose Nachweis der arischen Abstammung beider Ehegatten bis zum festgesetzten Stichtag (1. Januar 1800)" waren unbedingt erforderlich. Den Ablauf der eigentlich wenigen „Braunen Hochzeiten“ schildere ich im 14. Kapitel am Beispiel der „Junker“ von der NS-Ordensburg Vogelsang. Ihn werde ich in den nächsten Tagen auf meiner regionalhistorischen Homepage erscheinen lassen.

Die „Weihe“ anlässlich derartiger Trauungen fanden vor zwei brennenden Opferschalen und einem fahnengeschmückten Tisch im Kreis der Kameraden und Familienangehörigen statt. Feierliche Worte aus Rosenbergs „Mythus des 20. Jahrhunderts", von Nietzsche oder Hitler waren vorgeschrieben. Ein Sprechchor sowie Einzelsprecher unterstrichen das „Deutsche Bekenntnis"....

..... Der Bräutigam reichte der Braut eine Fackel, die dann in einer Opferschale entzündet wurde. Nach dem Wechseln der Ringe wurden von Kameraden Salz und Brot übergeben. Der Brautführer nahm dann dem Bräutigam den Dienstdolch ab und gab ihn der Braut mit dem Hinweis darauf, dass er für ihren ersten Sohn aufzubewahren sei. Ab Ende 1938 wurde auf speziellen Wunsch hin von Kameraden eine weitere Fackel in der Opferschale entzündet und in das Heim des jungen Paares getragen. Dort fachte man dann damit das Herdfeuer an.....

 

Ein inzwischen bekannter gewordener historischer Film stellt eine solche „Braune Hochzeit“ auf der NS-Ordensburg Vogelsang dar. Einige Standbilder möchte ich zur Veranschaulichung beifügen.

Historisch noch bedeutsamer ist jedoch ein Film, der sich zusammenfassend mit der Entstehung der Ordensburg Vogelsang und den damaligen Besuchen und Aktivitäten befasst. Er befindet sich im Besitz des Buchautors und wurde bisher aus besonderen Gründen noch nicht der Allgemeinheit zur Verfügung gestellt. Vgl. hierzu:

Filmrollen aus rauchenden Trümmern (Film über die Ordensburg Vogelsang)

Filmdose seinerzeit aus den Kriegstrümmern geborgen

In den nächsten Tagen werde ich das 14. Kapitel „Die Braunen Hochzeiten der Burgjunker“ auf meiner Homepage publizieren. Vgl. hierzu den u.a. Link:

22.07.2015

Berücksichtigung meiner Bücher durch Comics

Wahrscheinlich freut sich jeder Autor, wenn seine Publikationen beachtet oder irgendwie zur Kenntnis genommen werden. Das gilt im Besonderen für kleinere Beiträge zur historischen Regionalliteratur, die besonders bei Zeitzeugen im Verbreitungsgebiet recht beliebt sind. Daher habe ich inzwischen eine Aufstellung meiner Publikationen in regionalen Jahrbüchern (1972-2015) erstellt. Oft flossen diesbezügliche Themata in meine Bücher ein.

Die Leser meiner seit 2006 laufenden Homepage www.hans-dieter-arntz.de wissen, dass ich auch hier den Schwerpunkt auf unsere jüngste Vergangenheit lege:

Geschichte des Judentums in der Eifel und Voreifel

Nationalsozialismus und 2. Weltkrieg in der Eifel und Voreifel

Regionalhistorische Beiträge zur Geschichte der Eifel und Voreifel

Schon vor Jahren stellte ich fest, dass einige Fotos aus meinen ersten Büchern offenbar als Vorlage für einen Comic-Band dienten. Im Dezember 1992 gab der Carlsen Verlag in Hamburg den Cartoon-Band „Die zerbrochene Zeit“ von Warnauts-Raives heraus, in dem einige Fotos aus meinen in der Zeit zwischen 1984 und 1986 publizierten Büchern zeichnerisch übernommen wurden. Schon im Jahre vorher war diese Publikation unter dem Titel „L'Innocente“ bei Casterman in Tournai/Belgien in französischer Sprache erschienen. Nur einige Beispiele möchte ich gegenüberstellen, ohne textliche Parallelen an dieser Stelle anzuführen.

 

(l.) Titelbild des Buches Ordensburg Vogelsang 1934-1945 – Erziehung zur politischen Führung im Dritten Reich
(r.)  Comic: Seite 6

 

(l.) Seite 477 des Buches Kriegsende 1944/1945 – Zwischen Ardennen und Rhein
(r.) Comic Seite 16

 

(l.) Titelbild des Buches Kriegsende 1944/1945 – Zwischen Ardennen und Rhein
(r.) Comic Seite 16

 

Auch das Titelbild meines Bandes „REICHSKRISTALLNACHT“ – Der Novemberpogrom 1938 auf dem Lande (2008) diente als Comic-Vorlage. In einem früheren Online-Artikel fragte ich in diesem Fall daher, ob der sogenannte „Fotorealismus“ moderner Comics ein sogenannter „historischer Königsweg“ sei.

16.07.2015

Erinnerung an die Eifeler Galerie für jüdische Kunst – Erinnerung an Christel und Manfred Lammel

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Am 10. Juli 2015 teilte die Euskirchener Tagespresse unter der Überschrift „Ein Leben für die jüdische Kunst“ mit, dass jetzt auch die Galeristin Christel Lammel – nur 8 Monate nach dem Tode ihres Mannes Manfred - verstorben ist. Die nicht-jüdischen Eheleute hatten seit Anfang der 1980-er Jahre zahlreiche Holocaust-Künstler aus Israel zu Gast und ihre Werke in ihrer Münstereifeler Galerie ausgestellt. Schon damals charakterisierte ich in einem Vortrag die künstlerische Tätigkeit des Ehepaares als „besonderes und bedeutendes Werk der Versöhnung“ und machte überall - nicht nur bei jüdischen Gästen - auf die Galerie aufmerksam. Es darf aber nicht vergessen werden, dass die Resonanz auf die ausschließlich jüdische Kunst leider bei Anwohnern und Kurgästen zwiespältige Reaktionen hervorrief.

Unter der Überschrift „Ein Pionier israelischer Kunst“ stellte die jüdische Wochenzeitung „Allgemeine“ im Jahre 1984 Manfred Lammel vor. Gemeinsam mit seiner Frau Christel führte er in dem bekannten Kurort Bad Münstereifel – danach im benachbarten Zingsheim - eine Galerie für jüdische und israelische Kunst. Auch im Jahr 2007 wies ich auf dieses verdienstvolle Ehepaar hin, das – trotz gewisser Anfeindungen in der Nachbarschaft - immer zwei Ziele angestrebte: das künstlerische Angebot in der Nordeifel zu bereichern und israelischen Künstlern eine Förderung zuteil werden zu lassen. In dem erwähnten Artikel der jüdischen Wochenzeitung hieß es noch im Jahre 1984, als ich Christel und Manfred persönlich kennen lernte:

Dieser Pionier wirkt nicht in den Einöden der Wüste Negev oder in den Bergen Galilä­as — er sitzt in Bad Münstereifel, dem maleri­schen Festungsstädtchen im Norden der Eifel. Sein Name ist Manfred Lammel. Er hat sich die Förderung und Propagierung israelischer Künstler zum Ziel gesetzt. Zu diesem Zweck hat er an der Hauptstraße des romantischen Kurortes, Wertherstraße 22, eine Kunstgalerie eröffnet, die ausschließlich den Werken isra­elischer Maler gewidmet ist (…).

Manfred Lammel hat mit dem Gedanken seiner Galerie dem künstlerischen Leben Israels einen weiteren Auslauf geschaffen, dem Kurort Bad Münstereifel eine zusätzliche attraktive und inter­essante Note gegeben. Der bisherige Erfolg der Galerie hat dem Wagemut ihres Begründers recht gegeben, mit dem er zwei Ziele anstrebt: das künstlerische Angebot im Kneippbad Münster­eifel zu bereichern und israelischen Künstlern Förderung zuteil werden zu lassen. Der Galerie und ihrer Leitung, dem Ehepaar Lammel, sei auch weiterhin viel Erfolg gewünscht.

testGerne erinnere ich mich daran, wie gastfreundlich und informativ Christel und Manfred Lammel unsere jüdischen Gäste willkommen hießen, als diese zu einem viel beachteten Wiedersehenstreffen 1984 nach Flamersheim kamen. Das obere Foto zeigt Christel Lammel im Gespräch mit dem Sprecher der jüdischen Delegation, Sigi Oster aus Haifa.

Aber im bekannten Kurort Bad Münstereifel und besonders in der Nachbarschaft gab es Anfeindungen, die jahrzehntelang anhielten, so dass im Jahre 2003 der Umzug nach Nürburgstr. 7, 53947 Nettersheim (Zingsheim), erfolgte. Dieser Grund sollte immer wieder zu denken geben, denn immerhin tobte sich - nur wenige Meter von dem ehemaligen Standort aus entfernt - bei der „Reichskristallnacht“ in Münstereifel der Mob aus.

Der Tagespresse war jedoch bald zu entnehmen, dass die bekannten Galeristen Ende 2009 auch ihre Tätigkeit in Zingsheim einstellen wollten. Dem erwähnten Nachruf vom 10. Juli 2015 sind viele Details zu entnehmen, die das künstlerische Schaffen von Christel und Manfred Lammel darstellen. Ihr Tod hinterlässt in der Präsentation jüdischer Kunst eine große Lücke.

Ein großer Teil der einzigartigen Sammlung ging inzwischen an das Jüdische Deportations- und Widerstandsmuseum im belgischen Mechelen. Dort wie zusätzlich in der Ausstellung „Une passion allemande pour l’art juif – La collection Lammel“ im jüdischen Museum von Brüssel wird künftig mit dem Nachlass wissenschaftlich gearbeitet.

11.07.2015

Zum Judentum im unteren Ahrgebiet: Matthias Bertram „ ... in einem anderen Land“

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Heimatkundlich und sicher genealogisch interessant ist das Buch von Matthias Bertram aus Bad Neuenahr-Ahrweiler: „ .... in einem anderen Lande – Geschichte, Leben und Lebenswege von Juden im Rheinland.“

Wenn auch der Autor - Winzersohn aus Dernau, Unternehmer in Ahrweiler und eifriger Heimatforscher mit der interessanten Website „Alles fließt“ -, dokumentiert, wie eng und vielfältig die Beziehungen der jüdischen Mitbürger im unteren Ahrgebiet waren, so irritiert doch der Untertitel des Buches ungemein. Eigentlich handelt es sich weniger um den zu weit gefassten Begriff „Juden aus dem Rheinland“, sondern „nur“ um die Spurensuche im kleinen Weinort Dernau und seiner Umgebung. Matthias Bertram konzentriert sich dabei auf die letzten zwei Jahrhunderte und die jüdischen Schicksale - über die jeweiligen politischen Grenzen hinweg. Dies gilt besonders für die historischen Ergebnisse und die daraus entstandenen persönlichen Kontakte. Insgesamt handelt es sich um eine heimatkundlich wichtige Arbeit.

Schon im letzten Jahr hatte der Journalist Günther Schmitt in einer Vorschau die zu erwartende Publikation dargestellt und in der Lokalausgabe des Bonner General-Anzeigers die Forschungen des Autors inhaltlich präzisiert:

..... Bertram beschäftigt sich mit der Jahrhunderte alten gemeinsamen Geschichte der jüdischen Gemeinden von Dernau und Ahrweiler. Bei seiner Recherche kamen viele Kontakte zustande: mit Nachkommen der jüdischen Familien von der Ahr in Israel, den USA, den Niederlanden, aus Kanada und Argentinien.

Erst das 9. Kapitel mit der durchaus richtigen Gesamtüberschrift Juden aus Dernau und ihre Nachkommen“ (S. 125 ff.) nimmt den wichtigsten Teil der stark bebilderten und 412seitigen Paperback-Ausgabe ein.

Matthias Bertram, .... in einem anderen Lande – Geschichte, Leben und Lebenswege von Juden im Rheinland, Shaker Media GmbH, Aachen 2015, ISBN: 978-3-95631-333-2.

06.07.2015

Immer noch und überall in der Welt stellt sich die Frage: Wie verhalten sich Versöhnung und Aufarbeitung zueinander? Kann man historisch überall eine Zuordnung zwischen den beiden Begriffen vornehmen? Und wie kann Versöhnung überhaupt als ein Modell der historischen Aufarbeitung plausibel gemacht werden?



Zumindest dies ist die grundsätzliche Frage, die Prof. Sándor Fazakas (Ungarn) immer wieder stellt. Sie mag auch heutzutage für viele Länder gelten, aber sicher nicht mehr für die deutsch-luxemburgischen Verhältnisse. Die Versöhnung hat bereits unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg stattgefunden. Aber die Aufarbeitung des NS-Terrors und der damit verbundenen Judenverfolgung wurde im Großherzogtum noch nicht vollständig vollzogen, obwohl diesbezüglich vieles in den letzten Jahren getan wurde....

... Vor dem Einmarsch der deutschen Besatzungstruppen 10. Mai 1940 lebten rund 3700 Juden in Luxemburg. Ende Oktober 1941, nachdem der Gauleiter einen Auswanderungsstopp verhängt hatte, waren es rund 700. Nach Schätzungen wurde ein Drittel der vor dem Krieg in Luxemburg lebenden Juden ermordet ...


 

... Am 8. Juni wurde auf die bevorstehende Diskussion über die Judenverfolgung in Luxemburg hingewiesen. Léon Marx vom „Tageblatt.lu Online“ diskutierte die „Debatte für die Geschichtsbücher“, die sich tatsächlich kurz danach als eine solche bestätigte:

Das sensible Thema war den Abgeordneten so wichtig, dass in der zuständigen Kommission während mehreren Sitzungen an einem Resolutionstext gefeilt wurde, in der das Leid der jüdischen Gemeinschaft unter der Besatzungszeit durch die Nazis anerkannt und bedauert wird.

Das Parlament entschuldigt sich in der Resolution, die zumindest in der Kommission einstimmig angenommen wurde, formell bei der jüdischen Gemeinschaft für das Fehlverhalten von Teilen der zivilen Verwaltungskommission.
Kollaborationsfreudig: Diese war nach Kriegsausbruch und dem Exil der Regierung im Mai 1940 vom Parlament eingesetzt worden. In Ermangelung klarer Richtlinien zeigten sich einzelne ihrer Vertreter als allzu kollaborationsfreudig (Link) gegenüber der Besatzungsmacht.

Fehlerhaftes Verhalten, das unter die Verantwortung der luxemburgischen Autoritäten falle und für das man sich entschuldigt, wie es in dem Resolutionstext heißt. Notiert wird mit Genugtuung in dem Resolutionstext, dass es laut dem Artuso-Bericht keine offizielle Kollaboration der Exilregierung mit der Besatzungsmacht gab ...

Folgender Link führt zum vollständigen Artikel:

30.06.2015

Tana Stern geb. Cahn aus Wesseling und ihr Buch „The Girl from the Cellar“

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Im Dezember 2010 wandte sich die in Israel lebende Tana Stern auch an mich und erkundigte sich zuerst recht allgemein nach den jüdischen Familien aus Wesseling bei Köln. Außer einer 1980 erschienenen, recht kleinen Dokumentation von Christoph Ehmann lag nichts Konkretes vor. Das war der Anfang ihrer historischen und genealogischen Forschungsarbeit der in Kfar Saba bei Tel Aviv lebenden, pensionierten Kinderkrankenschwester. Jetzt liegt ihre bewegende, aber noch nicht vollständige Familiengeschichte vor: „The Girl from the Cellar“.

Die Journalistin Petra Pluwatch veröffentlichte bereits am 5. Mai 2011 in der Frankfurter Rundschau die ersten Ergebnisse von Tana Sterns „unvollständiger Biographie“:

Wer rettete ihr das Leben? Einleitend hieß es hier:

Als Kind lebte sie mit ihrer Mutter in Köln – zu einer Zeit, als alle Juden bereits von den Nazis deportiert waren. „Ein einzigartiger Fall“, sagt eine Historikerin. Jemand muss die Sterns versteckt haben....

Das Leben der Tana Stern passt zwischen zwei Aktendeckel. Geburtsurkunde, ein Stapel alter Fotos, ein wenig Korrespondenz, das meiste davon nur in Kopien vorhanden. Das ist nicht viel – Tana Stern, geborene Cahn, weiß um die großen Lücken in ihrer Biografie. „Mein ganzes Leben ist eine einzige Frage“, sagt sie...

Im Kontakte zum NS-Dokumentationszentrum Köln und per Zeitungsannoncen suchte Tana Stern Angaben zu ihrer Biographie, die damals noch recht unvollständig war:

„Ich, geboren 1943 in Köln, lebe in Israel. Meine Mutter Irene Cahn, geboren 1907, wurde von 1942 bis 1943 in Köln von einer Familie versteckt. Ich suche dringend Angaben zu der Familie, bei der sie untertauchen konnte. Wenn Sie dazu Angaben machen können, wenden Sie sich bitte an das NS-Dokumentationszentrum der Stadt Köln....“

Vor wenigen Wochen erschien nun ihr englischsprachiges Buch The Girl from the Cellar und gibt Antwort auf ihre dringende Frage. Schon die ersten Leseproben stellen das eigentliche Problem in den Vordergrund.

Tana Stern „The Girl from the Cellar“, Contento International Publishing 2015, 230 Seiten,
 ISBN-10: 9655504271 und ISBN-13: 978-9655504279

25.06.2015

„Isidors Briefe“ – Buchübergabe an die jüdische Gemeinde Saar in Saarbrücken

Anlässlich einer kleinen Vortragsreise konnte ich im Saarland mein vorletztes Buch „Isidors Briefe“ vorstellen, das die Korrespondenz von Martha Blum geb. Mayer (1904-1990) mit ihrem in Euskirchen lebenden Vater Isidor Mayer beinhaltet. Die Thematik war insofern ansprechend, weil Martha Blum vom 21.01.1981 bis 06.06.1988 als Vorsitzende der Synagogengemeinde Saar fungierte und daher noch vielen Gemeindemitgliedern bekannt war. Sie starb am 24. Februar 1990 in Saarbrücken.

 

 

Das Buch „ISIDORS BRIEFE“ befasst sich mit der Korrespondenz von Isidor Mayer (1877-1943) während der Zeit 1936 und 1942/43 und beschreibt exemplarisch das Schicksal seiner jüdischen Familie. Ein großer Teil der Korrespondenz ging nach Saarbrücken, wo die Tochter mit ihrem jüdischen Ehemann Ernst Blum lebte und wohin sie nach ihrer abenteuerlichen Flucht vor den Nationalsozialisten zurückkehrte. Ihre in Euskirchen lebenden Eltern kamen in Theresienstadt um. In Wellesweiler, dem Geburtsort von Ernst Blum - heute ein Stadtteil von Neunkirchen (Saar) - wurde eine Straße nach dem blinden Juristen benannt.

Die Synagogengemeinde Saar, K.d.ö.R. ist heute die einzige jüdische Gemeinde im Saarland. Sie hat ihren Sitz in Saarbrücken, Lortzingstraße, von wo aus sich der Zuständigkeitsbereich auf das gesamte Saarland erstreckt. Hier ist auch die einzige Synagoge des Bundeslandes, die als einzige von früheren 26 Synagogen und Bethäusern, die es vor der NS-Zeit im Saarland gab, übrig geblieben ist. Sie war übrigens die erste Synagoge, die nach dem Krieg in Deutschland gebaut wurde.

 

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 Marcel Wainstock (l.), Vertreter der Synagogengemeinde Saar, und Buchautor Hans-Dieter Arntz (r.)


Der ehemalige Geschäftsführer, Marcel Wainstock, der mit Martha Blum jahrelang zusammengearbeitet hatte, erklärte die derzeitige Situation der jüdischen Gemeinde von Saarbrücken, die sich durch den Zuzug von jüdischen Migranten aus Osteuropa strukturell stark verändert hat. Die renommierte Website von Alemannia Judaica ermöglicht einen historischen Rückblick bis zum Jahre 1321.

22.06.2015

Erinnerung an das ehemalige und heute nostalgisch wirkende Unterrichtsfach „Heimatkunde“

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Die vorliegende regionalhistorische Homepage beinhaltet sicher auch – vielleicht im Teil IV – „heimatkundliche“ Aspekte. Als Begriff war „Heimatkunde“ für den allgemein bildenden Unterricht schon im 19. Jahrhundert weit verbreitet und galt auch noch nach dem Zweiten Weltkrieg in der Bundesrepublik Deutschland als anerkanntes Zentralfach des Gesamtunterrichts der Grundschule. Bei Wikipedia erfährt man weiterhin, dass dieses Unterrichtsfach seit 1908 in den Volksschulen verbindlich war und 1969 - in den Lehrplänen aufgegeben wurde. „Heimatkunde“ wurde durch Sachkunde und später durch Sachunterricht abgelöst.

Die Kritik an der Heimatkunde bezog sich auf ideologische Überfrachtung, geographische Enge, zu wenig Wissenschaftlichkeit und zu starke Orientierung an Landidylle statt an Problemen der Gegenwart.

Ein Rückblick – gemessen an der gegenwärtigen Situation – könnte zum Nachdenken anregen. Im Unterricht wurde zum Beispiel im Jahre 1953 mit einem Heimatkunde-Heft gearbeitet, das vom Bonner Dümmler-Verlag herausgegeben wurde. Es entsprach durchaus dem damaligen Zeitgeist. In der Einleitung hieß es:

Dieses Büchlein ist für acht- bis zehnjährige Kinder bestimmt. Es möchte ein Wegweiser sein zum aufmerksamen Beobachten im Heimatort und in der Heimatflur.

Heimatkunde ist immer an einen bestimmten Standort gebunden. Jeder Ort hat seine Geschichte, jeder Ort hat auch eine andere Um­gebung. Verschieden ist die Arbeit der Menschen, das Klima, das Wachstum der Pflanzen, die Tierwelt. Das Stadtkind sieht seine Hei­mat anders als das Landkind. Hier können Berge und Wälder Hei­mat sein, dort das Flachland, die Küste, das Moor oder die Heide.

Wenn in dem vorliegenden Büchlein trotzdem versucht wurde, ein heimatkundliches Arbeitsheft zu schaffen, das an keinen Ort und an keine Landschaft gebunden ist, so wird hieraus schon deutlich, daß es kein Schema sein kann. Es will vielmehr unseren Jungen und Mädchen helfen, wahre Heimatkunde zu treiben, die Heimat mit offenen Augen zu erwandern, sie zu erleben....

19.06.2015

Antisemitismus: Vorurteil oder Ressentiment?

Im Programm des NS-Dokumentationszentrums der Stadt Köln wird auf eine interessante Auseinandersetzung mit dem Antisemitismus hingewiesen. Am Dienstag, dem 23. Juni, referiert Dr. Stefanie Schüler-Springorum im EL-DE-Haus über die Frage, ob Antisemitismus als Vorurteil oder Ressentiment in den Bereich des „emotionsgeschichtliches Problemfeld“ gehört:

 

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15.06.2015

Bundespräsident Joachim Gauck lobt das Buch über den Flamersheimer Josef Weiss: „Der letzte Judenälteste von Bergen-Belsen“

Internationale Anerkennung brachte das umfangreiche Buch Der letzte Judenälteste von Bergen-Belsen, das als Biographie des Josef Weiss einen neuen Teilaspekt des Holocaust dokumentiert und zusätzlich den gegenwärtigen Stand der diesbezüglichen Bergen-Belsen-Forschung zusammenfasst. Als Autor stelle ich fest, dass die Belsen-Thematik seitdem in der Fachliteratur verstärkt beachtet wird. Interessierte Historiker und Leser meines Buches weise ich auf die Kurzfassung des Pressespiegels sowie die 15-minütige Radiosendung (WDR) „Zeitzeichen: 16. Mai 1893: Das Leben des Josef Weiss“ hin.

Neues Forschungsmaterial, das bisher auch nicht den Archiven und Gedenkstätten bekannt war, wurde mir seitdem von Holocaust-Überlebenden und Zeitzeugen zur Verfügung gestellt und sollte künftig erforscht werden.

Der deutsche Außenminister Dr. Guido Westerwelle war der erste Politiker, der sich lobend über das Buch äußerte (2012). Am 31. Mai 2015 – im Anschluss an die Gedenkfeier der Gedenkstätte Bergen-Belsen – schrieb mir Bundespräsident Joachim Gauck persönlich (Foto: Presse- und Informationsamt der Bundesregierung):

..... Sie erhalten mit Ihrem Werk die Erinnerung an die Opfer wach und geben ihnen damit ein Stück ihrer Würde zurück. Ihr Engagement hat meinen ganzen Respekt.

Ich wünsche Ihnen auch, dass es Ihnen gelingen möge, Ihr Buch „Der letzte Judenälteste von Bergen-Belsen" einer möglichst breiten Leserschaft zugänglich zu machen - gerade in diesem Jahr, in dem wir dem 70. Jahrestag der Befreiung von Krieg und nationalsozialistischer Gewalt gedenken.....

11.06.2015

...... Ziel meiner heutigen Darstellung soll der Hinweis auf die kleine Kehillah von Split sein, deren Synagoge von Touristen nur selten besucht wird. Deutschsprachige Berichte sind selten. Selbst der unbedingt beachtenswerte Videofilm des New Yorker World Monuments Fund mit dem Titel Split Synagogue, Croatia (Februar 2015) ist in englischer Sprache. Dennoch sollte man auch die Selbstdarstellung der Community zur Kenntnis nehmen....

Gerne komme ich dem Wunsch der wenigen Kehillah-Mitglieder nach, meinen Besuch auf dieser regionalhistorischen Homepage darzustellen, und sicher wird dieser inhaltliche Exkurs zur bevorstehenden Urlaubszeit Interesse finden. Schon in meinen beiden letzten News hatte ich auf die Synagoge und den jüdischen Friedhof von Split (Kroatien) hingewiesen. Der vollständige Artikel beinhaltet die Beiträge:


1. Die Kehillah von Split
2. Die Synagoge von Split
3. Der jüdische Friedhof von Split


..... Zur jüdischen Gemeinde von Split in Kroatien gehören ein kleines Gebetshaus in der Židovski Prolaz Nr.1 und ein bedeutender Friedhof am Hang der westlichen Seite der Spliter Halbinsel. Erwähnenswert ist die Tatsache, dass mir die Bevölkerung sehr behilflich dabei war, die voneinander weit entfernten Stellen zu finden. Einige Anwohner begleiteten mich mehrere hundert Meter weit, da im Gewirr der mittelaltertümlichen Stadt Split und aufgrund der beinahe fehlenden Beschilderung eilige Touristen selten ihr Ziel finden.....


 


.... Das gilt ganz besonders für den jüdische Friedhof aus dem 16. Jahrhundert. Dieser entstand auf dem Berg Marjan, nachdem sich eine Gruppe von Juden in Split angesiedelt hatte. Sie waren wegen der Inquisition seit 1492 aus Spanien geflohen. Etwa 600 Grabsteine von 1587 bis zum Jahre 1943 sind sicher ein offenes Geschichtsbuch jüdisch-kroatischer Historie. Die Kehillah von Split ist beinahe exemplarisch für die Entwicklung des europäischen Judentums, da sie zu den ersten sefardischen Gemeinden im südslawischen Raum zählt. Sie entwickelte sich parallel zum europäischen (aschkenasischen) Judentum....

 

 

..... Ende des 15. Jahrhunderts erreichten die ersten spanisch-sephardischen Juden auf ihrer Flucht vor der Inquisition diesen Raum. Sie siedelten sich besonders in Bosnien und an der dalmatinischen Küste an. Ihre Zahl erhöhte sich während der Herrschaft der Osmanen noch erheblich. Insofern sagt auch die Geschichte der jüdischen Gemeinde von Split Wesentliches über die historische, religiöse und interkulturelle Bedeutung des sefardischen (spanischen) Judentums bis zur Gegenwart aus.....

Der vollständige Artikel kann mit folgendem Link abgerufen werden:

07.06.2015

Nachdem ich Anfang Mai 2015 die jüdische Gemeinde von Split, deren Synagoge und den historischen Friedhof auf dem Berg Marjan besucht hatte, schickte mir die engagierte Präsidentin der Židovska Opcina Split, Ana Lebl, zwei Fotos, die offenbar noch nie in Deutschland publiziert wurden, obwohl sie sich im Bundesarchiv befinden (Nr. 1011-049-1553-35 und Nr. 1011-049-1553-37). Sie wurden von deutschen Besatzungssoldaten, die im Panzer an der Mauer des jüdischen Friedhofs von Split vorbeifuhren, im September oder Oktober 1943 gemacht. Ansonsten gibt es offenbar aus dieser Zeit keine diesbezüglichen Fotos mehr.

 

 

... Um die Geschichte des jüdischen Friedhofs von Split zu verstehen, weise ich auf drei Links hin, die zu meinem Online-Artikel über die sefardischen Gemeinde-Historie führen:

 

1. Die Kehillah von Split
2. Die Synagoge von Split
3. Der jüdische Friedhof von Split

 

... Der jüdische Friedhof von Split befindet sich auf dem Berg Marjan, von wo aus es eine herrliche Aussicht auf die Hafenstadt gibt. Nur hier gibt es ein unscheinbares Holocaust Memorial.

... Man erreicht den jüdischen Friedhof auf steil ansteigenden Straßen oder auf einer gut ausgebauten Treppenanlage, die etwa 200 Meter von der Promenade am Meer entfernt beginnt. Der Eingang des Friedhofs - der zur Meerseite hin mit einer Steinmauer, ansonsten aber durch einen Zaun begrenzt wird -, befindet sich neben einem Haus, das einst als Mikwe fungierte, heute aber ein Cafe´ ist. In dessen zentralen Raum (Ceremonial Hall) findet man noch heute an den Wänden hebräische Worte.

... Das “International Jewish Cemetery Project” als Mitglied der International Association of Jewish Genealogical Societies fasst die Historie zusammen und erwähnt, dass viele Grabsteine noch lesbar sind. Der älteste erhaltene Grabstein ist horizontal und nach sephardischer Art. Er stammt aus dem Jahre 1717. Einige Epitaphien sind wie ein Sarkophag dachförmig geformt. Andere sind flach und entsprechen leicht geneigten Platten. Auch sie stammen aus dem Jahre 1717 und haben hebräische Inschriften, die teilweise durch kroatische oder italienische Hinweise ergänzt werden. Oft sind die persönlichen oder religiösen Angaben als kalligraphische Hinweise auszumachen. Moderne Gräber haben keine aufwendigen grafischen oder bildliche Dekoration ...

 

 

... Jedoch teilte mir Frau Ana Lebl - Präsidentin der jüdischen Gemeinde von Split - mit, dass ..... in der Zeit zwischen dem 10. und 13. April 2014 Unbekannte drei Gräber gewaltsam geöffnet und auch deren Einfassung und Grabsteine beschädigt hätten. Ein vierter wurde mutwillig umgestoßen. Sie sagte aber – offenbar etwas beruhigt – auch der Presse: The vandalism was not followed by any graffiti, slogans or messages pointing to Anti-Semitism.” Unter der Überschrift Old Jewish cemetery in Split, Croatia, vandalized wurde ein diesbezüglicher Text mit Fotos im Internet gepostet ...

Der vollständige Artikel ist mit folgendem Link abrufbar:

02.06. 2015

... Man sollte bei Mittelmeer-Reisen auch die heutzutage kleinen Synagogen sowie die dennoch recht großen Friedhöfe der jüdischen Gemeinden aufzusuchen. Hierbei wird die Geschichte des südeuropäischen Judentums und die Auswirkung des Holocaust bedrückend erkennbar ...

... Ziel meiner heutigen Darstellung soll der Hinweis auf die kleine Kehillah von Split sein, deren Synagoge - im Gegensatz zur bekannteren in Dubrovnik - von Touristen nur selten besucht wird. Deutschsprachige Berichte sind selten. Selbst der unbedingt beachtenswerte Videofilm des New Yorker World Monuments Fund mit dem Titel Split Synagogue, Croatia (Februar 2015) ist in englischer Sprache. Dennoch sollte man auch die Selbstdarstellung der Community zur Kenntnis nehmen ...

 

 

... Die Kehillah von Split ist beinahe exemplarisch für die Entwicklung des europäischen Judentums, da sie zu den ersten sefardischen Gemeinden im südslawischen Raum zählt.

Sie entwickelte sich parallel zum europäischen (aschkenasischen) Judentum. Folgende Links führen zu einer genaueren Darstellung:

 

1. Die Kehillah von Split
2. Die Synagoge von Split
3. Der jüdische Friedhof von Split

 

... Die Synagoge von Split befindet sich in der Židovski Prolaz, in einem der engen Sträßchen des doch später entstehenden Ghettos im Osten des Palastes bzw. der heutigen Stadt Split, wohin der Umzug im Laufe der Zeit erforderlich wurde. Heute bezeichnen es die Anwohner kurz als „Get“, was den Touristen die Suche erschwert. Pogrome gab es während der vielen Jahrhunderte nie – mit Ausnahme im Jahre 1942 durch den Einfluss der faschistischen Besatzung ...

... Die kleine Synagoge im verwinkelten Judenviertel am Rande des Diokletianpalastes ähnelt den vielen kleinen mittelalterlichen jüdischen Gebetshäusern. Sie wirkt versteckt und ist im zweiten von aneinander gebauten Steinhäusern. Der „Heilige Schrein“ befindet sich genau in der Befestigungsmauer des Diokletianspalastes. Somit hat sich in den letzten Jahrhunderten kaum etwas geändert. Nach dem 2. Weltkrieg wurde die Synagoge restauriert und im Jahre 1996 wieder eröffnet ...

 

 

... Der Toraschrein (Aron Hakodesh - „der heilige Schrein“-) befindet sich in einem rechteckigen Raum mit Rundbogenfenstern und wird mit einer Art besticktem Vorhang (Parochet) bedeckt. Er ist gegen Jerusalem gerichtet, und befindet sich unter einem Rundbogen, der im klassizistischen Stil aus schwarz-weißem Marmor gebaut ist. Der Aron Hokadesh und der Thoraschrank sind immer noch direkt in die westliche Wand des römischen Diokletianpalastes eingebaut ...

Der vollständige Artikel ist mit folgendem Link abrufbar:

25.05.2015

In den letzten 35-40 Jahren konnte ich mein Archiv nicht nur um unzählige Dokumente, Tagebücher, Fotos und Filme oder Kriegsauszeichnungen erweitern, sondern auch um recht Kurioses, das irgendwie mit dem 2. Weltkrieg zu tun hat. Hierzu gehört neuerdings auch ein 20 kg schwerer Lokomotiven-Schlüssel, der eine Explosion zur Weihnachtszeit 1944 überstanden hatte. Dies hatte mit einem Brief zu tun, den mir ein Sammler neulich zuschickte.....

..... Der in Roggendorf (Mechernich) lebende Willi P. wandte sich vor einiger Zeit an mich, um über einen Fund zu berichten, der er in absehbarer Zeit dem Mechernicher Stadtarchiv überlassen möchte. Es handelt sich um ein Relikt aus der Kriegszeit (1944), das er neulich wieder auf seinem Dachboden gefunden hatte:

...... Auf einmal stieß ich mit meiner Hacke auf einen Metallgegenstand, der im Wurzelwerk eingeklemmt war. Ich legte in mühsamen Arbeiten ein verrostetes Stück Eisen frei.....

...... Der Weg nach Hause war eine Schlepperei, da dies Stück Eisen sehr schwer war. Tage später wurde es in einer Werkstatt sandgestrahlt und siehe da, es entpuppte sich als ein Maulschlüssel, Schlüsselweite 11,5 cm und der eingestanzten Nummer 50610. Meiner Recherche nach stammte dieser Schlüssel aus einem Zugunglück von 1944. Damals stießen zwei Züge oberhalb des Strempter Waldes zusammen. Mehr habe ich nie erfahren......

..... Endlich fanden wir dann doch einige Anhaltspunkte im Buch Kriegsende 1944/1945 - Zwischen Ardennen und Rhein. Gerne wollte ich mehr über das Unglück 1944 am Strempter Wald erfahren. Mit diesem Bericht wandte ich mich an den Autor Hans-Dieter Arntz aus Euskirchen, der mir mit folgendem Artikel aus seinem Zeitungsarchiv weiterhelfen konnte (Kölnische Rundschau, Lokalteil Schleiden, v. 22. Dezember 1994):

 

Der vollständige Artikel kann mit folgendem Link abgerufen werden:

21.05.2015

Familienbuch über die Vor-Westerwälder Juden: „Dierdorf – Newyork-Zitti“

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Der Autor Michael Meyer, dessen Dokumentation Haus des Lebens. Der jüdische Friedhof in Dierdorfich schon in meinen NEWS am 13. April 2014 vorstellte, hat vor wenigen Wochen ein genealogisch wichtiges Buch vorgelegt, auf das ich gerne hinweisen möchte:

Dierdorf – Newyork-Zitti. Familienbuch Dierdorfer Juden
Verlag epubli ,2015, 392 Seiten, Ringbindung, ISBN 978-3-7375-4212-8

Mit diesem Familienbuch wird der Versuch unternommen, alle ab dem Jahr 1828 in Dierdorf (vorderer Westerwald) ansässigen Juden sowie ihre Familien abzubilden. Mit aufgenommen wurden auch alle Juden nebst Familienangehörigen ab dem Jahr 1880, die sich nur vorübergehend in Dierdorf aufgehalten haben. Diese stellen zahlenmäßig den größten Anteil. Das Ortsregister zeigt Verbindungen zu 740 Orten in Deutschland und nochmals zu weiteren 300 Orten im Ausland. Über die jüdische Gemeinde von Dierdorf kann man sich auch anhand der verdienstvollen Website Alemannia Judaica informieren.

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Alte Synagoge von Dierdorf
(erbaut 1829)

Die Ortsbezeichnung „Newyork-Zitti“ entstammt nicht einer Rechtschreibschwäche des Autors, sondern wurde dem Melderegister Dierdorf entnommen. Die Witwe des Dierdorfer Viehhändlers Max Seligmann, Frieda Seligmann geb. Simon, reiste ein Jahr nach dessen Tod nach New York. Als Reiseziel wurde im Melderegister folgendes eingetragen: „Newyork-Zitti-Amerika.“

Da ca. 600 von den im Buch genannten Personen ihren letzten Wohnsitz in Amerika hatten bzw. haben, schien dem Autor des genealogisch wichtigen Buches diese Verbindung zur sogenannten neuen Welt naheliegend. Viele Juden wanderten bereits Mitte des 19. Jahrhunderts nach Amerika aus. Dies soll aber keinesfalls darüber hinwegtäuschen, dass die meisten Juden aus Deutschland vertrieben wurden und zwangsweise ihren Wohnsitz in USA oder anderen Staaten nahmen.

Dierdorf ist Verwaltungssitz der Verbandsgemeinde Dierdorf im Landkreis Neuwied in Rheinland-Pfalz. Die erste Synagoge der heute etwa 6.000 Einwohner zählenden Stadt ist seit dem Jahr 1829 nachweisbar. 1929 erfolgt ein Neubau, der 1938 zerstört wurde. Im Zuge der Deportation deutscher Juden in der Zeit des Nationalsozialismus ging die kleine jüdische Gemeinde unter.

17.05.2015

...... Mit den Besatzungstruppen kamen auch einige Juden zurück, die im Euskirchener Kreisgebiet geboren waren. Da waren zum Beispiel Arthur Levano (1890-1960) aus Kommern, Arthur Rothschild aus Euskirchen und der aus Großbüllesheim stammende Helmut Meyer, dessen Vater Bernhard Meyer seinerzeit eine Metzgerei am Bahnhof hatte. Die Zurückkehrenden trafen beim Wieder­sehen mit ehemaligen Freunden und Nachbarn eine sehr genaue Auswahl. Dennoch war ihnen alles fremd geworden. Das Aussehen der ehemaligen Heimat hatte sich geändert; viele Bekannte waren zudem im Kriege umgekommen....

Es gab jedoch auch freundschaftliche Begegnungen. Vgl. Auszug aus meinem Buch „JUDAICA – Juden in der Voreifel“, S.475 ff.:

 

 

Der vollständige Artikel kann mit folgendem Link abgerufen werden:

12.05.2015

Zur Geschichte des kleinen jüdischen Friedhofs von Arloff (Bad Münstereifel)

Auch die jüdische Friedhöfe in der Voreifel werden wie Denkmale gepflegt und erhalten. Aber regelmäßige Besichtigungen sind angebracht. Auf diese Weise entdeckt man leider gelegentlich Zerstörungen und Schändungen, gewinnt aber auch positive Eindrücke. Dies gilt u.a. für den kleinen Friedhof von Arloff, der stets einen sehr gepflegten Eindruck macht und daher gut in das ihn umgebende Wohngebiet passt. (Alle Fotos: © mediakustik C. A.)

 

 

Die Grünfläche mit den nur wenigen Grabsteinen befindet sich an der Talstraße im Stadtteil Arloff (Flur 4, Nr. 128) und gehört zur Kurstadt Bad Münstereifel, über deren eigentliche Begräbnissstätte ich bereits mehrere Beiträge publiziert habe. Vgl.

 

Jüdische Begräbnisstätten in der Nordeifel – Ein Beispiel: Der jüdische Waldfriedhof von Bad Münstereifel (Eifeljahrbuch 2015)

Vom jüdischen Friedhof in Münstereifel zur regionalen jüdischen Genealogie

Der jüdische Friedhof von Bad Münstereifel – Ein Rückblick (mit Fotos)

 

Der kleine jüdische Friedhof an der Talstraße in Arloff-Kirspenich (Flur 4, Nr. 128) wurde im Jahre 1876 neu angelegt. Zuvor befand er sich im benachbarten Waldgebiet der Stotzheimer Hardtburg. In meinem Online-Artikel Die jüdischen Begräbnisstätten der Kreisstadt Euskirchen: Jüdische Friedhöfe erinnern an die Vergangenheit hielt ich bereits fest:
Im Gebiet der Kreisstadt Euskirchen gibt es insgesamt seit der Eingemeindung (1969) folgende jüdische Friedhöfe: Kleinbüllesheim, Kuchenheim, Schweinheim, Kirch­heim und Flamersheim. Reste sind in Frauenberg und im Hardtwald mit Mühe erkennbar.

Seit 1659 sind die ersten Juden in Flamersheim nach­weisbar und somit auch weitere Beerdigungen in der Umge­bung von Euskirchen. Diese fanden im Hardtwald bei Stotzheim statt, in der Nähe von den „zwei uralten Bu­chen", an der Straße nach Kirspenich. Unschwer lassen sich heute noch die Randwälle erkennen. Dieser „Judenkirchhof im Hardtwald“wurde bereits „seit unvordenklicher Zeit“ benutzt. Klaus H.S. Schulte konstatiert, dass man Juden aus den Gemeinden Cuchenheim, Stotzheim, Kirspenich und Arloff, die ja damals noch keine „Bürger“ waren, hier beerdigen sollte. Da die preußische Regierung andere Pläne hatte, gab es einen Prozess, in dem es wörtlich hieß: „Die Klage der königlichen Regierung auf Ausweisung der Juden ist durch Urtheil vom 8. Februar 1826 zurückgewiesen und ein Rechtstitel nicht eingelegt ...“. Die Regierung in Köln forderte 1862 den Landrat des Kreises Rheinbach auf, sich der Sache erneut anzunehmen und erinnerte an das Angebot der Forstverwaltung, am Rande des Hardtwaldes eine Ersatzfläche für die Beerdigung der jüdischen Bürger gegen geringes Entgelt zur Verfügung zu stellen. Der letzte Grabstein wurde nach dem 2. Weltkrieg noch von dem Pfarrer aus Kreuzweingarten, Nikola Reinartz, sichergestellt.

 

Der kleine jüdische Friedhof von Arloff - eine kleine dreieckige Parzelle - wurde in der Zeit von1876 bis 1934 belegt. Hier findet man aber nur noch zehn Grabsteine (Mazewot) der allerdings wenigen jüdischen Bürger von Kirspenich und Arloff. Sie erinnern an die Familien Kahn, Baer und Aaron.

Oskar Aron (1884-1978) - geboren in Arloff, später sesshaft in Flamersheim und 1939 ausgewandert nach Palästina - galt lange Zeit als „ältester Briefträger Israels". In seinen Tagebüchern, die er mir vor seinem Tode überließ, berichtete er ausführlich auch über das Leben und Sterben jüdischer Menschen in Arloff. Dies bezieht sich auf die ersten 11 Juden im Jahre 1812 bis zum Holocaust.

Der Friedhof steht seit dem 8. September 1989 unter Denkmalschutz. Trotz der wenigen jüdischen Familien wirkten sich auch hier die Auswüchse der Reichskristallnacht aus. Der kleine Friedhof zeigte sich zur Zeit der Besichtigung als gepflegt. Folgende Grabsteine findet man vor:

Isaak Kahn 1814—1890 Symbol: eingegrabene Priesterhände
Frau Isaak Kahn gb Mendel aus Meckenheim
Frau Isaak Kahn gb Jeanette Mendel
Joseph Baer 1818—1906
Frau Joseph Baer gb Regina Meyer aus Euskirchen 1822—1881
Abraham Kahn 1856—1908 Symbol: eingegrabene Priesterhände
Frau Abraham Kahn gb Rosa Levi aus Kirchheim 1856—1934
Isidor Kahn 1885—1920 — Gatte, Vater
Frau Seligmann Aaron gb Rosa Wolff aus Heimerzheim
1 Grabstein beschädigt, ohne Epitaph

07.05.2015

.... Am 1. Mai 2015 berichtete der Journalist Peter W. Schmitz in der Euskirchener Tagespresse von einer Nacht- und Nebelaktion auf dem jüdischen Friedhof von Arloff (Stadtteil von Bad Münstereifel): „Vandalen sägen Bäume an“. Unbekannte hatten 13 große Hainbuchen am Rande des Geländes systematisch angesägt, und man muss sich nun fragen, ob die Täter Neofaschisten oder „nur“ dumme Vandalen und Umweltfrevler waren. Da zur selben Zeit von zahlreichen Junggesellen die traditionellen Maibäume geschlagen wurden, könnte es sich auch um einen sehr dummen „Streich“ handeln, der übrigens einigen benachbarten Kleingartenfreunden nicht ungelegen kam. Die Münstereifeler Stadtverwaltung musste nämlich inzwischen für die endgültige Abholzung sorgen, da ein Sturm zwei Häuser hätte in Mitleidenschaft ziehen können. (Fotos: © mediakustik C. A.) .....

 

 

...... Unverzüglich wurde die Friedhofsverwaltung der Synagogen-Gemeinde Köln informiert, die für sechs jüdische Friedhöfe in der Domstadt und 35 im Umland zuständig ist. Auf die Forderung des Beauftragten Daniel Lembeck hin stellte die Stadt Bad Münstereifel zudem am 30. April Strafanzeige gegen Unbekannt. Im Artikel der „Kölnischen Rundschau“ hieß es:

Mysteriös ist die Art und Weise, wie der oder die Täter vorgegangen sind. Die etwa 30 Jahre alten Bäume, die in einem Grünstreifen, der zum jüdischen Friedhof gehört, stehen, sind in Kniehöhe angesägt worden. Der Täter hat die Baumstämme allerdings nur zur Hälfte angeschnitten... Schmitz geht davon aus, dass dies entweder mit einer Kettensäge oder einem elektrischen Fuchsschwanz geschah.

Weiterhin wurde der Sachverhalt an den Bonner Staatsschutz weitergeleitet. Es handele sich schließlich bei diesem Vorfall auf dem Gelände eines jüdischen Friedhofs um ein sensibles Thema....

02.05.2015

Können die Kölner „Edelweißpiraten“ überhaupt noch entmythologisiert werden?

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Köln hat nicht nur die heiligen drei Könige, den Dom, Karneval und Klüngel, es hat auch eine eigene Kontroverse.

Unter der Überschrift „Die Entmythologisierung der Kölner Edelweißpiraten“ rezensierte ich im Januar 2015 das Buch von Winfried Seibert, bekannter Rechtsanwalt mit dem Schwerpunkt Presse- und Urheberrecht: Die Kölner Kontroverse. Klartext Verlag, Essen 2014, 186 Seiten, ISBN: 978-3-8375-1235-9.

Seit Jahren befasst sich der Autor mit „Legenden und Fakten um die NS-Verbrechen in Köln-Ehrenfeld“ und kommt nun anhand brisanter Ergebnisse zu der wissenschaftlich    begründeten Frage, ob die Kölner „Edelweißpiraten“ überhaupt noch entmythologisiert werden können, falls juristische und historische Fakten dies begründen.

Als Widerstandskämpfer wurden sie geehrt, besungen und verfilmt.
Am 21. Juni gibt es das inzwischen 11. Kölner Edelweißpiratenfestival im Kölner Friedenspark, das sicher auch ihrer Erinnerung dienlich ist. Aber der Presserechtler Seibert kommt zu dem Ergebnis, dass ein Großteil der, wie er es nennt, nachträglich angebrachten Verzierungen, den Medien geschuldet ist. Vieles muss historisch bezweifelt oder gar korrigiert werden.

In meiner Rezension „Die Entmythologisierung der Kölner Edelweißpiraten“ habe ich versucht, den Gedankengang und die Kritik des Autors nachzuvollziehen. Sind die NS-Opfer tatsächlich „Widerstandskämpfer“ im eigentlichen Sinne des Wortes ? Muss man die zurzeit gültige Bewertung – auch durch Yad Vashem in Jerusalem – künftig in Frage stellen?

Im Streit ist die Einordnung einer Gruppe, die im Spätsommer und Herbst 1944 in Köln-Ehrenfeld für Unruhe sorgte und von der dreizehn am 10. November 1944 von der Gestapo öffentlich erhängt wurden. Ohne Gerichtsurteil, auf offener Straße, damit alle es auch sehen konnten. Für die Gestapo war das eine Terrorbande, die mit nächtlichen Einbrüchen und Schießereien die Menschen verunsicherte, die durch die ständigen Bombengriffe allmählich am Endsieg zu zweifeln begannen. Die für die Entschädigung zuständigen Behörden sahen das ähnlich: Diebe und Terrorbande. Also kein Widerstand, keine politische Verfolgung, also auch keine Anerkennung und keine Entschädigung.

Nicht nur in Köln, sondern auch in Düsseldorf gibt es ein  „Edelweißpiratenfestival“,das sich folgendermaßen vorstellt:

„Das Düsseldorfer Edelweißpiratenfestival setzt den mutigen Heldeninnen und Helden  von damals ein Denkmal, regt gleichermaßen zum Nachdenken an und stellt Bezüge zur Gegenwart her. Ein buntes Live Programm sowie ein facettenreiches Rahmenprogramm sorgen dafür, dass sowohl getanzt und gefeiert als auch diskutiert, interpretiert und nachgedacht wird...“.

Es drängt sich die Frage auf, ob dort oder auf dem Kölner Edelweißpiratenfestival die Seibert'schen Forschungsergebnisse bekannt sind oder gar diskutiert werden. Und sollten von hier aus Impulse zum kritischen Nachdenken erfolgen?

Das Kölner NS-Dokumentationszentrum weist in seinem neuen Programm auf die Veranstaltung am 21. Juni hin:

 

26.04.2015

Als besondere Anerkennung empfand ich die persönliche Einladung des „Herinneringscentrum Kamp Westerbork“, am 12. April an der Gedenkfeier zur Erinnerung an die Befreiung des niederländischen „Durchgangslagers Westerbork“ teilzunehmen. In meinem Buch „Der letzte Judenälteste von Bergen-Belsen“ hatte ich den dortigen Aufenthalt niederländischer und deutscher Juden auf den Seiten 96-195 dokumentiert und jahrelang Kontakte zu einigen Überlebenden gepflegt. Mehrere von ihnen stammten aus dem Rheinland sowie der Eifel und freuten sich nun auf ein Wiedersehen anlässlich der Befreiung des Lagers Westerbork vor genau 70 Jahren. Auch sie waren einst hier, hatten dann Theresienstadt und Auschwitz überlebt und gehörten somit nicht mehr zu den etwa 900 Befreiten, die im KZ Westerbork von den Kanadiern gerettet wurden.....

 


Dirk Mulder (l.), Direktor des Herinneringscentrum Kamp Westerbork, und Archivleiter Guido Abuys (r.) mit dem Buch „Der letzte Judenälteste von Bergen-Belsen“ (Foto: © Herinneringscentrum).

Buchautor Hans-Dieter Arntz im Herinneringscentrum Kamp Westerbork

...... In Emmen, etwa 30 Kilometer von Westerbork entfernt, hielt ich einen Vortrag über Josef Weiss, der schon in Westerbork eine bedeutende Rolle gespielt hatte, und stellte mein Buch „Der letzte Judenälteste von Bergen-Belsen“ vor. Die kleine Gruppe der einst aus der Voreifel und Eifel stammenden jüdischen Gäste erlebte auch den volksfestartigen Umzug der kleinen Stadt Westerbork und die Aktivitäten der Bevölkerung......

....... Eigentlicher Höhepunkt waren der Besuch des Museums im Erinnerungszentrum sowie am Sonntag, dem12. April, die Feierlichkeiten auf dem Lagergelände, wo Direktor Mulder in einer bewegenden Rede auf die Bedeutung des Tages und das Ende des Terrors hinwies. Das niederländische Fernsehen strahlte von der Veranstaltung unter der Überschrift NOS 70 jaar bevrijding: Herdenking kamp Westerbork (Uitzending: Zondag 12 April, 14:00) einen längeren Film aus.

....... In drei früheren Beiträgen, die ich beifüge, befasste ich mich schon mit Westerbork. Vgl. meine NEWS vom 15. Juli 2012, 24. Mai und 31. März 2010 ........

Der vollständige Artikel kann mit folgendem Link abgerufen werden:

22.04.2015

....... Zu den „starken“ Frauen, die im Hintergrund wirken und dadurch ihrem Ehemann besondere Leistungen ermöglichen, gehört Erna Weiss geb. Falk (1893-1945), die Ehefrau des letzten Judenältesten von Bergen-Belsen. Der Kölner Frauengeschichtsverein erinnerte vor einigen Jahren an die jüdische Opernsängerin, die in der Domstadt brillierte und ihrem bekannten Ehemannes Josef Weiss (1893-1976) bis zu ihrem Tode unmittelbar nach dem Holocaust zur Seite stand.....

...... In diesem Zusammenhang spielen besonders das niederländische Durchgangslager Westerbork und das berüchtigte Konzentrationslager Bergen-Belsen eine bedeutsame Rolle. Auch das Leben von Erna Weiss ist in meinem letzten Buch Der letzte Judenälteste von Bergen Belsen  dargestellt.

....... Seit kurzer Zeit steht nun auch sie im Interesse vieler Holocaust-Überlebender, Musikhistoriker und Musikfreunde, denn eine ihrer Schallplatten aus den 1920er Jahren wurde gefunden und mühevoll vom Museum Yad Vashem in Jerusalem restauriert. Sie ist seit einigen Tagen bei YouTube unter der Überschrift „An extinguished voice heard once again“  abhörbar. Gleichzeitig informieren ein detaillierter Text und viele Fotos das Leben von Erna Weiss-Falk, mit deren Angehörigen ich seit Jahrzehnten befreundet bin.

In der Zeit vom15. bis 18. April 2015 schnellte der Bekanntheitsgrad des 5minütigen Films bei FACEBOOK page of Yeddiot Ahronot auf  mehr als 570.000 Aufrufe.

Die in Israel lebende Enkelin Atara Zachor Dayan erklärt in einem englischsprachigen Text, wie es am Sederabend 2015 zur spontanen Planung des Videoclips kam. Der Zeitpunkt ist insofern von Bedeutung, weil ihr Großvater Josef Weiss (Joep Weisz) – also der Ehemann von Erna Weiss-Falk – nach seiner Befreiung den inzwischen berühmt gewordenen Artikel „Sederabend 1945“ verfasste.

....... Im kleinen Nachlass der  Opernsängerin Erna Weiss geb. Falk fand sich neben Notizbüchern und Fotos auch eine zerkratzte Schallplatte aus den 1920er Jahren, die von Yad Vashem restauriert und den Familien Weiss und Zachor rechtzeitig zum Sederabend 2015 zugestellt wurde. Die jüdische Sopranistin, die ihr letztes Konzert noch am 28. Mai 1933 in Deutschland gab, singt zwei Partituren aus Figaros Hochzeit von Wolfgang Amadeus Mozart. Dabei wird sie von dem damals bekannten Musiker und Komponisten Wilhelm Rettich (1892-1988) am Klavier begleitet....

Hinweise:

YouTube: An extinguished voice heard once again

FACEBOOK page of Yeddiot Ahronot (v. 15. April 2015)

 

Der vollständige Artikel kann mit folgendem Link abgerufen werden:

18.04.2015

„Wie ich zum 'Tagebuch' des Gauleiters Josef Grohé kam...“ erklärte ich den Lesern meiner regionalhistorischen Homepage in einem Online-Artikel vom 9. März 2015: Zeitungsserie: Die letzten Erinnerungen von Gauleiter Josef Grohé (1944-1950) sowie in den NEWS vom 11. und 27. März 2015.

 

 

Im Grunde genommen basierte die erfolgreiche Serie des KÖLNER EXPRESS auf den intensiven Gesprächen mit dem Kölner Journalisten Ayhan Demirci, dem ich ein bisher zurückgehaltenes Manuskript von wahrscheinlich historischen Wert überließ (2 Fotos: ©Patric Fouad).

Nach dem Erfolg stellte nun die Redaktion des Kölner EXPRESS den 27-seitigen Text dem renommierten NS-Dokumentationszentrum der Stadt Köln zur weiteren Auswertung zur Verfügung.....

.... Abschließend möchte ich noch einmal den auf meiner regionalhistorischen Website dargestellten Sachverhalt zusammenfassen: .......

test....... Das NS-Dokumentationszentrum Köln ist ein Museum und eine Forschungseinrichtung zur Geschichte der Stadt in der Zeit des Nationalsozialismus (1933 bis 1945) und befindet sich im Kölner EL-DE-Haus am Appellhofplatz 23-25. Nicht nur im Rheinland ist diese Institution wegen der Vielseitigkeit der Vermittlung bekannt. Zudem ist sie die größte lokale Gedenkstätte für die Opfer des Nationalsozialismus in der Bundesrepublik Deutschland.....

....... In einem längeren Gespräch wurden die Möglichkeit einer baldigen wissenschaftlichen Auswertung des 27-seitigen Grohé-Textes besprochen. (Foto v.r.n.l.: Chefredakteur Carsten Fiedler, Express-Redakteur Ayhan Demirci, Dr. Martin Rüther (NS-Dok.) und Hans-Dieter Arntz aus Euskirchen). Mit einer kritischen Ausgabe ist in absehbarer Zeit zu rechnen.....

Der vollständige Artikel kann mit folgendem Link abgerufen werden:

14.04.2015

Lernen aus der Geschichte?

Auch ein Blick in mein seit Jahrzehnten geführtes Zeitungsarchiv lässt oft die Frage entstehen, ob man wirklich etwas aus der Geschichte lernt. Mehrere Sachverhalte, die vor Jahrzehnten aktuell und brisant waren, scheinen sich gegenwärtig zu wiederholen. In der Zeit von 1990-1992 war zum Beispiel in der Lokalpresse des Kreises Euskirchen das Asylanten-, Flüchtlings- und Aussiedlerproblem derart im Vordergrund, dass die Berichte über Angriffe, Brandstiftungen, Verfolgung und sogar einen Mord viele Aktenordner füllen. Da dies vor mehr als 2 Jahrzehnten in anderen Regionen Deutschlands sicher ähnlich war, sollte man vielleicht einen diesbezüglichen Rückblick in Form einer Auswertung der damaligen Presseartikel ins Auge fassen. Was ist heute anders? Was lernt man grundsätzlich aus der Geschichte?

Mahatma Gandhi sagte einst:Die Geschichte lehrt die Menschen, dass die Geschichte die Menschen nichts lehrt.“ Es ist fraglich, ob er das wirklich so gemeint hat, denn viele Menschen vertreten die Ansicht, dass man nur deswegen aus der Geschichte nicht lernen kann, weil jede Situation neu ist. Weil es keine zwei gleichen Kriege, keine zwei gleichen Frieden und keine zwei gleichen Gesellschaften gibt.

Grundsätzlich wurde dies auch schon vor etlichen Jahren in einem Diskussionsforum des Internets diskutiert, wo es heißt:

...... Ihr habt Ghandi falsch verstanden.

Was er meint ist: Jede historische Situation ist neu und einzigartig. Man kann aus der Geschichte nicht lernen, weil sie sich eben nicht wiederholt. Zu sagen, Geschichte wiederholt sich, weil Krieg und Frieden aufeinander folgen, ist, als wenn man sagt, dass alle Tage gleich sind, weil unweigerlich auf die Dunkelheit der Nacht die Helligkeit des Tages folgt. Man kann aus einem historischen Ereignis eine Lehre ableiten, wie man sich in dieser oder jener Situation verhalten soll, weil jede Situation neu und einzigartig ist und man nur Fehler machen kann, wenn man die Lehre aus einer anderen Situation auf die aktuelle anwendet, die zwangsläufig anders liegt.....

Im Mantelteil des Kölner Stadt-Anzeigers vom 12. Oktober 1991 thematisierte der Korrespondent Gerd Höhler ein anderes Problem – nämlich die damalige wirtschaftliche Situation von Griechenland. Der Artikel ist sicher nicht exemplarisch, aber in Bezug auf die eigentliche Fragestellung durchaus interessant:


 

 

11.04.2015

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....... Erstmals hatte mich die Kraft jüdische Religiosität beeindruckt, als ich mich vor mehr als 3 Jahrzehnten mit dem religiösen Leben der Kölner Juden im Ghetto von Riga befasste. Am diesem Beispiel wurde ich der Tatsache bewusst, dass auch jüdische Religiosität aus dem individuellen Streben nach Sinnfindung und Welterklärung entspringt und in ganz speziellen Notsituationen Kraft, Trost und Hoffnung gibt......

 „Da die meisten Menschen in einem bestimmten kulturellen Umfeld aufwachsen, ist die Religiosität zumeist auch auf eine bestimmte Religion bezogen“, betont der Wissenschaftler Ulrich Hemel im Lexikon der Religionspädagogik.

Viele Menschen versuchen, mit dem Erleben der eigenen Religiosität in der Gruppe ihre Zugehörigkeit zu dieser Gruppe zu bestimmen und zu festigen. Viele Menschen sehen in Notsituationen eine besondere Sinnhaftigkeit sowie Erprobung und Bewährung ihres Glaubens. Am Beispiel der dantesken Situation im Konzentrationslager Bergen-Belsen wies später ich auf viele Beispiele jüdischer Glaubensfestigkeit hin, die für Kraft, Hoffnung und Vorbildfunktion exemplarisch sind.

Einiges möchte ich aus meinem Buch „Der letzte Judenälteste von Bergen-Belsen“ anführen. Hier werden zum Beispiel im 14. Kapitel „Hoffnung, Religion und Menschlichkeit“ Erinnerungen einiger Belsen-Überlebender erwähnt:

 

testS. 298/99:
„ .... Im Gegensatz zu sonst war die Verhandlung außerordentlich kurz. Chana Emanuel verzichtete auf ihr Recht, sich zu verteidigen und akzeptierte anstandslos die Bestrafung, die aus einer mehrtägigen Einziehung ihrer Brotration bestand. Als sie später gefragt wurde, warum sie nicht um Gnade gebeten oder ausdrücklich auf die besonderen Umstände hingewiesen habe, wies Chana selbstbewusst und überzeugend in ihrer jüdischen Frömmigkeit darauf hin, dass der `Gerichtsprotokollant´ doch jüdisch wäre! Hätte sie sich verteidigt und ausführlich die Mutter-Kind-Situation dargestellt und protokolliert, hätte der Mann jedes Wort niederschreiben müssen. Diese Arbeit am Sabbat wäre vom Glauben her nicht erlaubt. Sie wollte keineswegs noch zusätzlich den Sabbat schänden – auf Kosten eines anderen Juden.....“ (326)

 

S.303:

..... Seine Stimme schrie die Worte heraus in einem begeisterndem, feierlichen Gesang, der die Herzen der Insassen zerriss und ein unerschrockenes Weinen und Wehklagen auslöste. Dieselbe Frage verfolgte alle, die sich versammelt hatten: Würden wir beim nächsten Jom Kippur noch am Leben sein? Eines war uns allen jedoch klar – dies würde unser letztes Jom Kippur in Bergen-Belsen sein. Entweder würden wir sehr bald aus dieser wirklichen Hölle befreit oder... Als Kol Nidrei beendet war, sprach Rabbiner Abraham Levisohn [Levisson/d.V.], Gott hab ihn selig, ein Gebet, das uns allen Zuversicht, Mut und Hoffnung gab. Dann flehte Vater inständig:`O Gott, gib uns das Leben und erlöse unsere Seelen in dieser Not um Deines Namens willen. Rette uns durch Deine Gerechtigkeit. Betrachte unser Leben, wir sind hilflos und armselig. Dein ist unsere Seele. Du hast uns geschaffen. Habe Mitleid mit unserer Qual. Unsere Seele gehört Dir; unser Körper gehört Dir! Oh Gott, rette uns in Deinem Namen......´“ (330)

Der vollständige Artikel kann mit folgendem Link abgerufen werden:

07.04.2015

Auch nach mehr als zwei Jahrzehnten gibt es „keine Begeisterung“ für eine Straßenbenennung in Pesch nach Otto Pankok

Gemeinsam mit dem in meinen letzten Beiträgen oft erwähnten Judenretter Joseph Emonds wurde auch der Künstler Otto Pankok posthum als „Gerechter unter den Völkern“ von Yad Vashem geehrt. Beide hatten sich um die Rettung des Ehepaares Mathias und Hilde Barz am Ende des 2. Weltkrieges verdient gemacht und wurden auf meiner regionalhistorischen Homepage häufig berücksichtigt. Die Feierlichkeiten am 15. Dezember 2014 in Berlin hatten jedoch in der Eifeler Lokalpresse noch nicht die gewünschte Resonanz, so dass ich diese „medialen Irritationen“ erwähnte. Inzwischen weiß man jedoch auch hier um die Persönlichkeit von Joseph Emonds: In Erkelenz und Dormagen wurden Straßen nach ihm benannt, und über die Anbringung einer Gedenktafel in Kirchheim berichtete ich vor wenigen Tagen.

testGenau umgekehrt verhält es sich im Eifelgebiet mit dem von Yad Vashem gewürdigten Expressionisten Otto Pankok, dessen Leben von dem Kunstkenner Günter Goebbels aus Langenfeld auf meiner Website dargestellt wurden: „Hilde und Mathias Barz auf der Flucht vor der Gestapo“. Pankok bleibt weiterhin auch bei den Bewohnern von Pesch, seinem ehemaligen Exil, unbekannt, und von seiner Rettungsaktion im Herbst 1944 weiß eigentlich kaum jemand etwas.

Als ich erstmals im Eifelgebiet Pankoks Verdienst auf den Seiten 706-712 meines 1990 erschienenen Buches „Judenverfolgung und Fluchthilfe im deutsch-belgischen Grenzgebiet“ bekannt machte, blieb eine diesbezügliche Resonanz aus. Nur auf die Tatsache, dass es „noch keine Begeisterung für einen Otto-Pankok-Platz“ (vgl. Kölnische Rundschau v. 1. Juli 1993) gab und selbst der damalige Bürgermeister das „wenige Verständnis“ seiner Mitbürger und sogar einen Protest konstatieren musste, wurde in der Zeitung hingewiesen.

testNur die künstlerische Tätigkeit des im Dritten Reich als „entartet“ diffamierten Expressionisten war einigen betagten Dorfbewohnern in Erinnerung geblieben. So konnte u.a. der Euskirchener Journalist Günter Zumbé am 29. Januar 2003 noch über eine diesbezügliche Exkursion zum Otto-Pankok Museum am Niederrhein berichten. Aber das war es auch!

Selbst heute gibt es offenbar noch kein Interesse daran, in Pesch die Rettungsaktion der Familie Pankok durch eine Straßenbenennung zu würdigen. Ein Bürger wies mich neulich darauf hin, dass es doch Joseph Emonds gewesen wäre, der als eigentlicher Fluchthelfer und Judenretter jahrelang gewirkt habe. Aus historischen Gründen wäre es zudem interessant zu wissen, wie der aus dem Ruhrgebiet in die Eifel geflüchtete und in Pesch versteckt lebende Künstler von dem Fluchthelfer-Ring des katholischen Dechant etwas wusste. Immerhin schleuste er gezielt das Ehepaar Barz in das Voreifeldörfchen Kirchheim, als es in Pesch zu gefährlich wurde.

Das augenscheinliche Desinteresse der Bevölkerung wird erneut in dem ganzseitigen Artikel des Journalisten Christopher Gerards „Das gefährliche Geheimnis der Pankoks“ (Aachener Zeitung v. 13. Dezember 2014) erkennbar. Und wie formulierte es noch vor einigen Wochen der erwähnte Journalist, als er selber in Pesch nach der Berliner Ehrung durch Yad Vashem fragte: „Es ist nicht so, dass die Nachricht im Ort die Runde gemacht hätte, die meisten Jungen kennen ja nicht mal Pankoks Namen“.

03.04.2015

Hinweis zum Sederabend 2015 am 3. April: Der „klassische“ Text von Josef Weiss „Sederabend 1945 in Bergen-Belsen“

von Hans-Dieter Arntz

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Pessach fällt in diesem Jahr auf den 4. -11. April. Der 1. Sederabend, an dem die Juden traditionsgemäß die Befreiung aus der Sklaverei in Ägypten feiern, ist am heutigen 3. April 2015. Zum Pessach 2015 bietet die Synagogengemeinde Köln in der Roonstraße einige interessante Links an, die zum Verständnis dieses religiösen Ereignisses beitragen.

Zur Kölner Synagogengemeinde in Roonstraße gehörte einst auch der aus Flamersheim stammende Josef Weiss (Jupp Weiss), der als verdienstvoller „Letzter Judenältester von Bergen-Belsen“ bekannt wurde. Ein Film bei YouTube erinnert inzwischen an die Benennung einer Straße nach ihm.

In mehreren Beiträgen auf meiner Homepage wies ich bereits auf die Bedeutung des jüdischen Pessachfestes und den inzwischen berühmt gewordenen Text von Josef Weiss aus Flamersheim hin: „Sederabend 1945 in Bergen-Belsen“. Die Angehörigen des charismatischen „Jupp“ Weiss hatten mir vor Jahrzehnten den handgeschriebenen Text „Seder 1945“ zur Verfügung gestellt, den ich 1983 in meinem Buch Judaica – Juden in der Voreifel (S. 441/42) erstmals publizierte. Seitdem wurde er nicht nur in mehrere Sprachen übersetzt, sondern zählt inzwischen auch als Lesung zum Bestandteil vieler Sederfeiern. Vgl.:

 

Sederabend 1945 in Bergen-Belsen
it flag (German Version)

Seder 1945 in the KZ Bergen-Belsen: The Jewish Elder Joseph („Jupp“) Weiss and the Children of the „Kinderhaus“
am flagbr flag (English Version)

"L'ultimo Seder A Bergen-Belsen": Italienische Übersetzung von „Seder 1945 im Kinderhausvon Bergen-Belsen“
it flag (Italian version)

Hebrew-Übersetzung von „Seder 1945“
Israel flag (Hebrew Version)

 

Nicht nur meiner Meinung nach ist der Text von Josef Weiss ein bedeutendes Zeugnis von jüdischer Religiosität. Er ist erneut in meinem neuen Buch „Der letzte Judenälteste von Bergen-Belsen“ auf den Seiten 446-448 zu finden:

 

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Der vollständige Text kann mit folgendem Link abgerufen werden:

30.03.2015

Plakette in Kirchheim erinnert an Dechant Joseph Emonds

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Am 24. März wies ich auf die Segnung der Gedenktafel für den Judenretter und Pazifisten Joseph Emonds hin. Peter Berg, der leitende Pfarrer des seit 2009 bestehenden Seelsorgebereiches Euskirchen-Erftmühlenbach, wies in einem gut besuchten Gottesdienst die Gemeindemitglieder der insgesamt 9 Pfarreien auf den bewundernswerten „Mut zum Widerstand“ hin und begrüßte später auch viele Kirchheimer Bürger, die zur Segnung der kleinen Gedenktafel gekommen waren (Vgl. Foto von mediakustik Brühl). Viele von ihnen interessierten sich danach für meinen Vortrag „Dechant Joseph Emonds aus Kirchheim, Judenretter und Pazifist“.

Nachdem inzwischen in Dormagen und Erkelenz Straßen nach Dechant Joseph Emonds benannt worden sind, wollen nun auch die Einwohner von Kirchheim die menschliche Leistung des Judenretters und Pazifisten posthum würdigen. Der Katholische Kirchengemeindeverband Euskirchen-Erftmühlenbach hat inzwischen bei der Stadtverwaltung einen Antrag gestellt, einen Weg am alten Pfarrhaus nach dem verdienstvollen Geistlichen zu benennen.

Cedrik Arndt, Reporter beim Kölner Stadt-Anzeiger, berichtete im Euskirchener Lokalteil vom 30. März 2015 über die Segnung der kleinen Gedenktafel:

 

 




 

 

 

27.03.2015

Übergabe des Grohé-Textes an das NS-Dokumentationszentrum Köln

Der mehrteilige Fortsetzungsbericht „EXPRESS enthüllt das Tagebuch des Gauleiters Grohé“ ( 7.-21. März 2015) des Kölner Journalisten Ayhan Demirci war ein wesentlicher Teil einer viel gelesenen Weltkriegs-Serie, die seit Wochen die Leserschaft des rheinischen Boulevardblattes bewegte. Selbst Konrad Adenauer (70), Enkel des Altkanzlers und Vorsitzender des Kölnischen Geschichtsvereins, dankte dem KÖLNER EXPRESS für die „hervorragend recherchierte Serie.“ Besonders die Auswertung eines von mir zur Verfügung gestellten Textes über die persönlichen Erlebnisse (1944-1950) des NS-Gauleiters Josef Grohé interessierte die Leserschaft des KÖLNER EXPRESS, die laut Artikel vom 13. März 2015 im „Bann der Geschichte“ war.

 

 

Meinen NEWS vom 11. März 2015 ist zu entnehmen, wie ich im Jahre 1986 an das Manuskript des NS-Gauleiters Josef Grohé kam und es dem sehr engagierten Redakteur Ayhan Demirci zur Veröffentlichung überließ. Nun wurde das 27-seitige Manuskript dem Kölner NS-Dokumentationszentrum zur wissenschaftlichen Auswertung überlassen, und Chefredakteur Carsten Fiedler überreichte den Grohé-Text an Dr. Martin Rüther. Die EXPRESS-Ausgabe vom 21. März 2015 berichtet hierüber:

 

24.03.2015

Nachdem inzwischen in Dormagen und Erkelenz Straßen nach Dechant Joseph Emonds benannt worden sind, wollen nun auch die Einwohner von Kirchheim die menschliche Leistung des Judenretters und Pazifisten posthum würdigen. In der letzten Woche beantragte der Kath. Kirchengemeindeverband Euskirchen-Erftmühlenbach bei der Stadtverwaltung, einen Weg am alten Pfarrhaus nach dem verdienstvollen Geistlichen zu benennen. Hier wirkte Joseph Emonds in der Zeit von 1938 bis 1975 und versteckte in der Kriegszeit Juden und andere Verfolgte. Meine regionalhistorische Homepage hat in den letzten Jahren darüber berichtet. Zwei kleine Fernsehfilme fassen zudem den Sachverhalt zusammen. Vgl.:

 

3.15-minütiger WDR-Film: Ein „Gerechter“ aus Euskirchen (Lokalzeit aus Bonn v. 18.09.2013)

3.03-minütiger WDR-Film: Joseph Emonds – ein stiller Held (Lokalzeit aus Aachen v. 27.01.2015)

 

 

Wie ich bereits in meinen NEWS vom 21. März 2015 hinwies, wurde vorerst am Sonntag eine diesbezügliche Gedenktafel am alten Pfarrhaus gesegnet. Peter Berg, der leitende Pfarrer des seit 2009 bestehenden Seelsorgebereiches Euskirchen-Erftmühlenbach, wies in einem gut besuchten Gottesdienst die Gemeindemitglieder der insgesamt 9 Pfarreien auf den bewundernswerten „Mut zum Widerstand“ hin und begrüßte später auch viele Kirchheimer Bürger, die zur Segnung der kleinen Gedenktafel gekommen waren. Pfarrvikar, Pfarrer Georg Schierbaum, fasste die menschliche Leistung des „Gerechten unter den Völkern“ zusammen.

Etwa 100 Interessierte fanden sich danach im Pfarrheim zum traditionellen Misereor-Essen und meinem sich anschließenden Vortrag „Dechant Joseph Emonds aus Kirchheim, Judenretter und Pazifist“ ein. Hier fasste ich noch einmal die wesentlichen Forschungsergebnisse zusammen und konnte danach im kleineren Diskussionskreis neue Fakten sammeln.

Der vollständige Artikel kann mit folgendem Link abgerufen werden:

21.03.2015

Segnung der Gedenktafel zu Ehren von Dechant Joseph Emonds

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Unter der Überschrift „Wir machen uns auf den Weg… – zur Pfarrverbandswanderung“ pilgern am Sonntag, dem 22. März 2015, die katholischen Gemeindemitglieder des Seelsorgebereiches Erftmühlenbach zu dem nun schon traditionell gemeinsam gestalteten Gottesdienst. Diesmal führt die Sternwanderung nach St. Martinus, Kirchheim.

Die einzelnen Gemeinden - Großbüllesheim, Kleinbüllesheim, Dom-Esch, Weidesheim, Kuchenheim, Roitzheim, Palmersheim und Flamersheim - treffen sich an der jeweiligen Kirche ihrer Gemeinde und wandern von dort zur Pfarrkirche St. Martinus in Kirchheim, wo dann um 11:30 Uhr eine Hl. Messe zum Thema: „Mut zum Widerstand“ stattfindet. Die Thematik beinhaltet auch das Wirken von Dechant Joseph Emonds, der im Dritten Reich als Widerstandskämpfer sowie als Retter von Juden und verfolgten Geistlichen hervortrat. Meine regionalhistorische Homepage berichtete bereits über die posthume Ehrung von Joseph Emonds als „Gerechter unter den Völkern“ durch Yad Vashem.

Nach dem Gottesdienst wird eine Gedenktafel, die zu Ehren von Dechant Joseph Emonds am alten Pfarrhaus in Kirchheim angebracht wurde, gesegnet. Um 13:00 Uhr sind dann alle Interessierten zu einem Vortrag von Hans-Dieter Arntz im Pfarrheimgebäude zum Thema: „Dechant Joseph Emonds aus Kirchheim, Judenretter und Pazifist“ eingeladen.

Für das leibliche Wohl ist auch bestens gesorgt: es gibt im Pfarrheim das traditionelle Misereor-Essen mit Erbsensuppe und indischem Reiseintopf.

 

16.03.2015

Euskirchen in der amerikanischen Dokumentation „The Story of the 9th Armored Division”

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Zu den vielen Original-Dokumentation meines Archivs, das ich in etwa 35 Jahren aufgebaut habe, gehört auch ein kleines Heftchen, das trotz seiner augenblicklichen Wichtigkeit leider in keinem regionalen Archiv vorhanden ist: „The Story of the 9th Armored Division“. Es gehört zu den G.I. Stories, die von Stars & Stripes in Paris in der Zeit 1944/45 veröffentlicht wurden. Die erwähnte Ausgabe, die 1945 von P. Dupont (Paris) herausgegeben wurde, ist insofern auch von regionalhistorischem Wert, da sie ein Foto von der Einnahme Euskirchens beinhaltet (US-Panzer in der unteren Bahnhofstraße). Hier handelt es sich um das erste Foto, das vom zerstörten Euskirchen publiziert wurde.

Ich kaufte dieses Bild im Jahre 1983 vom Pentagon-Armee-Archiv und publizierte es erstmalig in meinem Dokumentationsband Kriegsende 1944/1945 - Zwischen Ardennen und Rhein (1984), dann 2007 als Hochglanzfoto in Kriegsende –Durch die Voreifel zum Rhein, letztmalig vor einigen Tagen auch auf meiner Homepage.

Die 9th Armored Division (9. US-Panzerdivision, Beiname „Phantom Division“) nahm Anfang März die ihr unbekannte Kreisstadt Euskirchen ein, eroberte aber die berühmt gewordene Brücke von Remagen und half beim Schließen des Ruhrkessels. Dann schwenkte sie südwärts in Richtung Tschechoslowakei. Im mittleren Teil des Heftchens ist auch die gesamte Route dieser kämpfenden Truppe zu sehen.

 

 

Laut Wikipedia erlangte die 9th Armored Division innerhalb der amerikanischen Army eine gewisse Berühmtheit für außerordentlichen Heldenmut, da sie vom 16. Dezember 1944 - dem Tag, als die Ardennenoffensive begann -, bis zum 22. Dezember die ständigen und entschlossenen Attacken einer ganzen deutschen Division zurückschlug. Bei einem Kräfteverhältnis von 5:1 bemannten schließlich Angestellte, Köche, Mechaniker, Fahrer und andere eine neun Kilometer lange Frontlinie.

11.03.2015

Wie ich zum „Tagebuch“ des Gauleiters Josef Grohé kam...

Für die zurzeit im Kölner und Bonner EXPRESS laufende Serie über das „Tagebuch des NS-Gauleiters Josef Grohé“ stellte ich dem Journalisten Ayhan Demirci ein historisch bedeutsames, bisher noch unbekanntes Manuskript zur Verfügung. Derzeit findet die gut lesbare inhaltliche Wiedergabe reges Interesse.

Die ganzseitigen Berichte der Zeitungsausgaben stoßen laut Ausgabe vom 10. März auf vielseitige Resonanz und „bewegen die Kölner“.

Um den eigentlichen Sachverhalt zu präzisieren: Es handelt sich nicht um das Tagebuch einer ehemaligen Nazi-Größe, sondern nur um dessen „Erinnerungen“, die etwa 35 Jahre nach dem „Untergang des Dritten Reiches“ auf einer uralten Schreibmaschine niedergeschrieben wurden.

In einem Interview für ein Jahrbuch hatte ich vor einem Jahrzehnt schon einmal kurz über das Manuskript berichtet und wie ich an den 26-seitigen Text von Josef Grohé kam. In der EXPRESS-Ausgabe vom 7. März 2015 hieß es genauer:

..... Die Schlüsselfigur bei den bislang unveröffentlichten Dokumenten ist der Historiker Hans-Dieter Arntz (74). In zahlreichen Büchern be­schäftigt sich der Oberstudienrat aus Euskirchen mit der Geschichte des Nationalsozialismus und des Judentums in der Eifel. Ein Vortrag, den er 1986 in einem Seniorenzent­rum in Bad Münsterei­fel über die NS-Ordensburg Vogelsang hält, endet mit einer überraschenden Be­gegnung. Arntz erzählt: „Eine Dame kam zu mir und sagte, sie habe früher in Euskirchen gewohnt, sie könne da interessante Sachen erzählen“......

Die noch sehr rüstige Frau S. ist eine „Nazisse", wie sie später selbst bekennt. Sie hat den „Bund Deutscher Mädel“ angeführt. Sie war, sagt sie später, als Sekretärin Zeugin des Schnellgerichts gegen die vier Wehrmachtsoffiziere, die wegen der misslungenen Sprengung der Ludendorff-Brücke von Remagen hingerichtet wurden. Und, sagt sie, sie kenne den Josef, von dem im Vortrag ja auch die Rede gewesen sei. Wenn er wolle, könne er sie zusammenbringen mit dem ehemaligen Kölner Gauleiter.

Und so kommt es.

Die dreistündige Be­gegnung findet am 29. Juni 1986 in Grohés Haus statt. Vor allem tauschen die Dame und der alte Herr viel Persön­liches aus. Am Ende aber hat Grohé noch was für den Besucher aus der Eifel. Es sind 26 maschinengeschriebene DIN A4-Seiten, die ursprünglich für Grohés ehemaligen Nazi-Gefährten Martin Schwaebe (1911-1985) gedacht sind, früher Chefredakteur des von Grohé selbst gegründeten NS-Blattes „Westdeutscher Beobachter“ und in den70-er Jahren aktiv. Doch zu einer Veröffentlichung kommt es nicht. Grohé stellt die „persönlichen Erinnerungen“ dem Historiker Arntz zur „zur freien Verwendung“ zur Verfügung. Grohé stirbt im Jahr darauf. Erst jetzt werden die Schilderungen der Jahre 1944-1950 publik.....

Erster Eindruck der Historiker (vgl. EXPRESS v. 10. März 2015, Ausgaben Köln und Bonn)

 

 

09.03.2015

GroheAls ich am 29. Juni 1986 Josef Grohé ( 1902-1987), einst NSDAP-Gauleiter von Köln-Aachen und Reichskommissar für die besetzten Gebiete in Belgien und Nordfrankreich, in Köln-Brück kennen lernte, wusste ich nicht, dass er mir sein letztes Interview gab. Ein Jahr später starb er und wurde auf dem Kölner Melaten-Friedhof beerdigt....

....... Diese Begegnung erwähnte ich später in einem Interview für einen Jahrbuch-Artikel, auf den mich der Kölner Journalist Ayhan Demirci im Laufe der Jahre mehrfach ansprach. Nun stellte ich ihm und dem Kölner Expressein mir damals von Josef Grohé Arntzanvertrautes und bisher unbekannt gebliebenes Manuskript für eine Zeitungsserie zur Verfügung. Der Marktführer unter den Tageszeitungen und Boulevardzeitungen in Köln und Umgebung dürfte hiermit, 70 Jahre nach dem 2. Weltkrieg in Europa, nicht nur das Interesse der Leser, sondern auch westdeutscher Historiker wecken. Da mir renommierte Archive bestätigten, dass die 27 Seiten bisher nie publiziert wurden, freue ich mich, ein bisher zurückgehaltenes Zeitdokument an die Öffentlichkeit zu bringen. Meine regionalhistorische Homepage wird künftig über die Auswirkungen berichten.....

...... In der seit mehreren Tagen laufenden Serie „Die letzten Kriegstage von Köln“ findet man seit dem 7. März 2015 Auszüge der letzten Erinnerungen des Gauleiters Grohé: ”EXPRESS enthüllt das Tagebuch des Gauleiters Grohé”. Besonders im Laufe dieser Woche wird deutlich, wie ein einst allmächtiger NSDAP-Gauleiter das Kriegsende erlebte und sich der politischen Verantwortung zu entziehen versuchte.....

EXPRESS-Artikel vom 7. März 2015

 

 

Der vollständige EXPRESS-Artikel vom 7. März 2015 ist mit folgendem Link abrufbar:

05.03.2015

..... Im gesamten Altkreis Euskirchen wurden durch unmittelbare und mittelbare Kriegsereignisse vor allem die Wohngebiete stark in Mitleidenschaft gezogen. Besonders stark beschädigte Orte waren: Euskirchen, Zül­pich, Erp, Friesheim, Wachendorf, Lechenich, Münstereifel und Roitzheim. Von den vor Kriegsbeginn vorhandenen 13.180 Wohngebäuden mit 20.359 Wohnungen waren 5.483 Wohngebäude mit 10.415 Wohnungen mehr oder weniger schwer beschädigt worden....

 

 

...... In der gestrigen Ausgabe publizierte der „Euskirchener Wochenspiegel“ meinen Bericht über die Situation, in der sich die von den Amerikanern eroberte Kreisstadt Euskirchen befand. Am 4. März 1945 rollten die ersten Panzer über die menschenleere Münstereifeler Straße, dann unter der Eisenbahnbrücke her, die deutsche Pionieren nur Stunden vorher noch vergeblich zu sprengen bemüht waren, vorsichtig zum Stadtzentrum.....

...... Meine Bücher, die sich in vielen Kapiteln mit den militärischen Ereignissen der Eifel und Voreifel sowie vielen persönlichen Schicksalen befassen, und Zeitungsserien dokumentieren das Ende des 2. Weltkrieges in der Eifelregion......

Der vollständige Artikel Die Amis sind da – Euskirchen glich einer Trümmerlandschaft“ kann mit folgenden Link abgerufen werden:

28.02.2015

Hinweis auf Bücher zum Kriegsende 1944/45 in der Eifel und Voreifel

In den ersten Märztagen des Jahres 1945 endete für die Voreifel der 2. Weltkrieg. Geschichtswerke und historische Abhandlungen in Millionen-Auflage haben diese weltweite Schreckenszeit inzwischen dargestellt und einer - beson­ders zurzeit - interessierten Leserschaft zugänglich gemacht.

Aber auch regionalhistorische Publikationen sind interessant, weil die Fakten, Fotos und Dokumente heimatspezifisch und somit exemplarisch nachvollziehbar sind. Über den Verlauf des 2. Weltkrieges und dessen Ende1944/45 habe ich selber 4 umfangreiche Dokumentationen verfasst:

 

Kriegsende 1944/1945 Kriegsende Schleiden Kriegsende Euskirchen

Kriegsende 1944/1945
Zwischen Ardennen und Rhein
(1984)

Kriegsende 1944/1945
im Altkreis Schleiden

(1995)

Kriegsende 1944/1945
im Altkreis Euskirchen

(1994)

 

Die Herausgabe der ersten 3 Dokumentationen mit etwa 1400 Seiten sowie fast 1.000 Fotos und Dokumenten verdanke ich als Autor meinem damaligen Verleger Wilhelm Kümpel. Trotz vieler Auflagen sind sie zurzeit vergriffen und nur noch bei Amazon und Ebay antiquarisch zu erwerben. Dennoch weise ich aus gegebenem Anlass auf umfangreichen Bände hin.

 

Kriegsende 1944/1945

Kriegsende –
Durch die Voreifel zum Rhein

(2007)

 

Im Jahre 2007 publizierte der Helios Verlag Aachen meinen neuen Dokumentationsband und kam somit den vielen Leserwünschen entgegen. Er sollte auch jetzt im Frühjahr 2015 – also 70 Jahre nach Kriegsende – als „Buch zum Ereignis“ Aufmerksamkeit finden. Die großformatige und  eindrucksvoll bebilderte Hochglanz-Ausgabe ist im Buchhandel, per Internet oder auch beim Aachener Helios-Verlag zu erwerben.

26.02.2015

Das Erzbistum Köln erinnert an den Kirchheimer Judenretter Joseph Emonds

In der Kirchenzeitung für das Erzbistum Köln, Ausgabe 7/15, vom 13. Februar 2015, erinnert Anja Krieger an Dechant Joseph Emonds, der am 15. Dezember 2014 posthum von Yad Vashem als „Gerechter unter den Völkern“ gewürdigt wurde. Inzwischen wurden in Dormagen und Erkelenz Straßen nach ihm benannt. Eine ähnliche Ehrung für Kirchheim – heute ein Stadtteil von Euskirchen – steht noch aus.

 

23.02.2015

Todesfabrik Auschwitz: Topographie und Alltag in einem Konzentrations- und Vernichtungslager

 

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Noch bis zum 3. Mai 2015 besteht die Möglichkeit, die bereits eröffnete Ausstellung Todesfabrik Auschwitz: Topographie und Alltag in einem Konzentrations- und Vernichtungslager im Kölner NS-Dokumentationszentrum zu besuchen. Als einzigartige Verbindung von Geschichte und Architektur präsentiert die neue Sonderausstellung - erstmals und weltweit für ein Konzentrationslager - eine umfassende Rekonstruktion des Lagerkomplexes sowie aller zentralen Gebäude. Architektonische und technische Zeichnungen rekonstruieren visuell das Stammlager Auschwitz, das Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau und das Nebenlager Auschwitz-Monowitz.

»Auschwitz« wird heutzutage universell als Metapher für die größten Verbrechen der Menschheit verstanden, begangen vom nationalsozialistischen Deutschland. »Auschwitz« gilt als Symbol für den Holocaust, den planmäßigen Mord an dem europäischen Judentum und ist ein bedeutender Erinnerungsort für Sinti und Roma.

Die Besucherinnen und Besucher erhalten an drei Großplänen einen Überblick über die Strukturen der Lager. Vor diesen Plänen sowie an weiteren zwölf Stationen der Ausstellung, wo einzelne Gebäude, Orte und Lagerbereiche vorgestellt werden, bieten Medienstationen die Möglichkeit, vertiefende Informationen abzurufen. Ein Modell vom Krematorium V steht im Zentrum des Themas der „Rationalisierung“ des Völkermords, der Ermordung von mehr als einer Million Menschen in Auschwitz.

Eine Ausstellung vom NS-Dokumentationszentrum und von Peter Siebers, Köln, und Prof. Gideon Greif, Tel Aviv; in Zusammenarbeit mit der Gedenkstätte und Museum Auschwitz-Birkenau.

19.02.2015

Jüdische Kulturtage im Rheinland

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In der Zeit vom 22. Februar bis zum 22. März 2015 gibt es im Rheinland „Jüdische Kulturtage“, die jedem Interessierten die Möglichkeit geben, jüdische Kunst und Kultur in all ihren Facetten zu erleben. Unter dem Motto „Angekommen- jüdisches (er)leben“. geschieht dies nicht nur im jüdischen Gemeindeleben, sondern auch in 15 Städten und Kommunen - darunter Aachen, Bonn, Düsseldorf, Essen und Köln. Bei mehr als 360 Veranstaltungen wird ein breites Spektrum jüdischer Kultur präsentiert. Hierbei soll deutlich werden, „ dass jüdische Kultur aktuell ist und sich mit Alltäglichem oder Problemen beschäftigen kann, ohne dabei den Blick in die Vergangenheit zu vergessen.“

Es ist bekannt, dass Kunst und Kultur als Brückenbauer wirken und viele Gemeinsamkeiten entstehen lassen. Unterschiedliche Kulturen, Religionen und Sprachen finden über den Austausch zueinander und geben Beispiele für ein vertrauensvolles Zusammenleben. Die Schirmherrschaft haben Hannelore Kraft, Ministerpräsidentin des Landes Nordrhein-Westfalen, und Dr. Josef Schuster, Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, übernommen.

16.02.2015

Judenfeindliches auch im Euskirchener Karnevalszug (1934)

Das NS-Dokumentationszentrum der Stadt Köln bewies im Jahre 2012 in der eindrucksvollen Ausstellung Kölle Alaaf unterm Hakenkreuz, wie die damalige Auffassung vom Karneval mit der Wirklichkeit kollidierte. Auf der einen Seite stand das Bedürfnis nach totaler Kontrolle im Sinne der NS-Ideologie, auf der anderen jedoch der Wunsch nach zwangloser und unpolitischer Unterhaltung. Bis zum 4. März 2012 konnte man sich in den Räumen des EL-DE-Hauses von diesem Gegensatz der Entwicklung des Karnevals zwischen 1933 und 1945 nicht zuletzt anhand vieler Filmdokumente, Lieder, Büttenreden und Bilder der Motivwagen überzeugen. Hierauf wiesen die beiden abgebildeten Bilder.

Judenfeindliches gab es damals auch im Euskirchener Karnevalszug (1934). Meine regionalhistorische Homepage und die u.a. Links erinnern an den Karneval in der Euskirchen. Nicht nur im Kölner Rosenmontagszug, sondern auch in der Voreifeler Kreisstadt wurden bei diesem Anlass Juden und Zigeuner verspottet und diskriminiert. Das Buch JUDAICA – Juden in der Voreifel (S. 188) weist auf eine Vorschau des Westdeutschen Beobachters (Euskirchener Lokalausgabe vom 8. Februar 1934) hin. Vgl. Lokalausgabe vom 8. Februar 1934:

 

 

„In einem der ersten Wagen sehen Sie das weltfremde, oft ärgerniserregende, fidele, anständige Zigeunervolk mit seinem gewaltigen großen Führer, Zigeunerbaron Topossimitri (...) Sie haben ebenfalls die Gelegenheit, eine Auslese edelrassiger Völker zu sehen, zusammengesucht und gefunden in Ägypten, auf dem Balkan, Flatschengitschinich und sogar im Urwald. Sie sehen ein farbenfrohes, sonnengebräuntes, lachendes, fideles Völkchen, welches seit alter Überlieferung vom Schweiß der arischen Rasse lebt...“

12.02.2015

Nachdem es bereits seit einiger Zeit in Dormagen einen „Joseph-Emonds-Weg“ gibt (vgl. NEWS vom 16.01.2015), wurde am Samstag, dem 31. Januar 2015, am Zentralfriedhof von Erkelenz der „Joseph-Emonds-Hof“ eingeweiht. Mit der Straßenbenennung im Neubaugebiet wurde endlich auch im Geburtsort des katholischen Geistlichen seine beispielhafte Lebensleistung anerkannt. Im Dezember 2014 hatte schon Yad Vashem posthum Joseph Emonds (1898-1975), den unerschrockenen Helfer vieler NS-Verfolgter und Lebensretter mehrerer Juden, als „Gerechter unter den Völkern“ gewürdigt......

...... Aufgrund meiner Anregung anlässlich eines Vortrags im April 2012 kam es zum Anstoß für die Namensgebung durch den Heimatverein der Erkelenzer Lande e.V. Dem Vorschlag kamen zunächst der Bezirksausschuss Erkelenz-Mitte und dann der Hauptausschuss der Stadt Erkelenz einstimmig nach. Am 31. Januar dieses Jahres erfolgte nun die offizielle Einweihung: „Joseph-Emonds-Hof“.....

 

 

Nach der Rede des Erkelenzer Bürgermeisters Peter Jansen konnte Klaus Steingießer, Vorsitzender des Bezirksausschusses Erkelenz-Mitte, das Straßennamensschild während eines kleinen Festaktes enthüllen. Anwesend waren viele Gäste aus Familie, Politik, Kirche und der Anwohnerschaft. Auch Vertreter der katholischen, evangelischen und jüdischen Gemeinde waren bei dem kleinen Festakt vertreten und zollten hierdurch ihren Respekt gegenüber Joseph Emonds.....

...... Den Abschluss fand die Veranstaltung auf dem nebenan liegenden Friedhof, wo an der Priestergrabstätte von Joseph Emonds durch den Heimatverein Erkelenz ein Blumengesteck niedergelegt wurde.....

 

Diesbezügliche Links:
Rheinische Post-Online v. 02.02.2015: Ein Gedenkzeichen für die Zukunft

Stadtverwaltung Erkelenz v. 03.02.2015: Namensgebung Joseph-Emonds-Hof

3.15-minütiger WDR-Film (Lokalzeit aus Aachen v. 27.01.2015): Der katholische Priester Joseph Emonds aus Erkelenz. Ein stiller Held, dem der Staat Isreal den Ehrentitel "Gerechter unter den Völkern" verlieh.

 

Der vollständige Artikel kann mit folgendem Link abgerufen werden:

08.02.2015

Erwähnung des Buches „Der letzte Judenälteste von Bergen-Belsen“ im Magazin „FUGE“, Journal für Religion & Moderne, Band 14-15/ (2014)

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Vor einigen Tagen referierte die Schriftstellerin Bettina Klix (* 1961) bei einem Treffen der katholischen Büchereileiter in Berlin über ihren neuesten Artikel: „Über Reinhold Schneider. Vier Versuche, von einem unentbehrlich gewordenen Beistand zu sprechen“. Dieser Beitrag war gerade im Band 14/15 des Magazins „Fuge“, S. 31-40, erschienen.

Das renommierte „Kulturjournal für Religion & Moderne“ versteht sich als „Ausdruck intellektueller oder poetischer Leidenschaft“, möchte aber nicht bei der jeweiligen Gesamtthematik unbedingt die weltanschauliche Zugehörigkeit oder disziplinäre Herkunft der jeweiligen Autoren hervorheben. Unter diesen befinden sich „Wissenschaftler und Künstler, Glaubende und Agnostiker, Lebende und Tote, die mit ihren Überlegungen beitragen zu jenem anhaltenden Gespräch, das die Rolle der Religion in der Moderne und die Kritik der Moderne aus Sicht der Religion thematisiert.“

test Ich erwähne diesen Sachverhalt nicht nur, weil die Abhandlung von Bettina Klix über den im Dritten Reich verfolgten Schriftsteller Reinhold Schneider (1903-1958) recht bedeutsam ist, sondern auch, weil in einigen Passagen der Seiten 34-36 von meinem Buch „Der letzte Judenälteste von Bergen-Belsen“ die Rede ist. Bereits in der Zeitschrift „Freiburger Rundbrief“, 2014, Heft 2, S. 128–130, hatte die Schriftstellerin meine Weiss-Biografie als „besonderes Buch“ hervorgehoben und somit die bisher umstrittene Funktion eines „Judenältesten im Holocaust“ erneut in die wissenschaftliche Diskussion gebracht. In der „Fuge“ heißt es u.a.:

(.....) „Der letzte Judenälteste von Bergen-Belsen. Josef Weiss – würdig in einer unwürdigen Umgebung“:

Die Lektüre der über 700 Seiten brachte mich fast zur Verzweiflung, denn der Autor Hans Dieter Arntz schildert die Schrecken des Konzentrationslagers Bergen-Belsen gerade deshalb so eindringlich und ausführlich, um besser die Bewährung des Judenältesten in der ihm aufgezwungenen Aufgabe herauszuarbeiten, an diesem Ort, der den alliierten Befreiern als Tor zur Hölle erschien. Im Buch wird dies gerade von den Häftlingen bestätigt, die eine Vergleichsmöglichkeit hatten, weil sie von dem Ort kamen, der heute als Synonym für die schlimmsten Schrecken gilt: Auschwitz.

05.02.2015

Alfred Apfel – Sein Schriftwerk (Autobiographien und Publikationen)

Als Herausgeber hat sich der am Bodensee lebende Heinrich Schwing (* 1945) Verdienste erworben. Bereits mit einer 3. Publikation widmet er sich dem schriftlichen Werk des bekannten jüdischen Rechtsanwaltes Dr. Alfred Apfel (1882-1941) und vervollkommnet somit die Biografie des aus der Voreifel stammenden Juristen. In zwei Online-Artikel wies ich bereits auf den Herausgeber und den renommierten Strafverteidiger hin:

 


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Alfred Apfel wurde in der Weimarer Republik bekannt, weil er in vielen politischen Prozessen erfolgreich war und unter anderem auch den späteren Friedensnobelpreisträger Carl von Ossietzky - im sogenannten Weltbühne-Prozess, einer Landesverratssache - verteidigte. Weitere Mandanten waren George Grosz und Kurt Tucholsky. Apfel galt als Pazifist und bedeutender Gegner der immer brutaler werdenden Nazis. Da die genealogischen Spuren des jüdischen Juristen nach Münstereifel und Düren, also in die Voreifel, führen, möchte meine regionalhistorische Homepage auf Alfred Apfel`s „Schriftwerk“ hinweisen:

Der pensionierte Gymnasiallehrer Heinrich Schwing ergänzt mit dem 303 Seiten starken Buch „Alfred Apfel:Sein Schriftwerk. Autobiografien und Publikationen“ sein vorherigesPublikation: „Alfred Apfel: Mein liebes Tierchen... In inniger Liebe Dein Alfred“.

Heinrich Schwing (Hrsg.): Alfred Apfel, Sein Schriftwerk. Autobiografien und Publikationen. epubli GmbH, Berlin 2014, ISBN-10: 3737517940, ISBN-13: 978-3737517942

02.02.2015

Ein Blick in den Kleiderschrank des Jahres 1939

Heute vor genau 75 Jahren, also am 2. Februar 1940, teilte das Bürgermeisteramt der Kreisstadt Euskirchen den Lesern des Volksblattes mit, dass die Stadtverwaltung im Einvernehmen mit der Schuhmacherinnung im Hause A.-H.-Straße Nr. 9 eine kostenlose Tauschstelle für Kinderschuhwerk einrichten würde. Diese kriegsbedingte Maßnahme war sicher sinnvoll und könnte in Anbetracht des heutigen Wohlstandes zum Nachdenken anregen.

Einige Monate vorher, unmittelbar nach dem Beginn des 2. Weltkrieges, wurde bereits im Reichsgesetzblatt eine Aufstellung des „Normalbestandes in Kleidungs- und Hausbedarf an Textilwaren“ publiziert. Der Voreifeler Zeitungsleser erfuhr am 7. September 1939, was in den Kleider- und Wäscheschrank gehören solle. Was für ein Unterschied zu heute:

 

30.01.2015

Holocaust-Gedenktag: Erinnerung an Opfer, aber auch Lebensretter

Nicht nur die wenigen Holocaust-Überlebenden, sondern auch unzählige Menschen in aller Welt gedachten am 27. Januar der Opfer des Faschismus, der Shoa und des nationalsozialistischen Terrors. Laut Wikipedia bezeichnet der Holocaust-Gedenktag folgende Gedenktage:

 

70 Jahre nach der Befreiung der letzten Überlebenden von Auschwitz riefen am 27. Januar unzählige Veranstaltungen zur Erinnerung, aber auch zum Kampf gegen Faschismus, Antisemitismus und Intoleranz auf. Bundespräsident Joachim Gauck betonte im Bundestag, dass die Erinnerung an die Verbrechen weiterhin Sache aller in Deutschland lebender Bürger bleibe. Aber auch derjenigen müsse gedacht werden, die in der Zeit von 1933-1945 Widerstand geleistet oder den Verfolgten wirkungsvoll geholfen hatten.

 

 

In diesem Sinne berichtete die WDR-Fernsehsendung „Lokalzeit Aachen“ am 27. Januar über den Joseph Emonds (1898-1975), der in Kirchheim/bei Euskirchen mehreren verfolgten Menschen das Leben gerettet hatte und deswegen posthum am 15. Dezember 2014 von Yad Vashem in Berlin als „Gerechter unter den Völkern“ gewürdigt wurde. Der etwa 3 Minuten dauernde Film ist zurzeit noch über die WDR-Mediathek abrufbar und lässt die beiden Neffen des katholischen Geistlichen, Hans und Josef Emonds aus Erkelenz-Terheeg, zu Wort kommen, so dass die Persönlichkeit des Onkels deutlich wurde.

 

28.01.2015

Voreifeler Juden besuchen ihre alte Heimat

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Vor einigen Wochen besuchte die jüdische US-Amerikanerin Hannah Ruben (*1931 in Heidelberg) mit sechs weiteren Familienangehörigen die Stadt Rheinbach. Sie ist die Tochter von Helene Geisel verheiratete Ehrlich, die hier im Jahre1903 geboren wurde.

Als von den Nationalsozialisten verfolgte Jüdin musste Helene mit ihrem Ehemann und den beiden Töchtern kurz vor dem Ausbruch des Zweiten Weltkrieges aus Deutschland emigrieren. Ihre Eltern Hermann und Sophie Geisel sowie weitere Familienmitglieder lebten bis zu ihrer Ausreise in Rheinbach. Nach den Zwischenstationen Holland und England fanden die jüdischen Flüchtlinge letztendlich in den Vereinigten Staaten von Amerika eine neue Heimat.

Hannah Ruben wurde begleitet von ihren vier Söhnen Howard Howard S., Dennis K., Jeffrey M. und Gary A. sowie von der Schwiegertochter Cindy D. und Hannahs Enkelsohn Ross- Wayne Ehrlich Ruben. Der Rheinbacher Bürgermeister Stefan Raetz freute sich sehr über den Besuch der Nachkommen der Familie Geisel. Selbstverständlich wurden Hannah Ruben und ihre Angehörigen im großen Sitzungssaal des Rathauses empfangen.

Der eigentliche Besuchsanlass war die vorherige Verlegung von Stolpersteinen in Hellenthal. Im Mittelpunkt des über 5-stündigen Besuchs stand dort für Hannah Ruben insbesondere die Rückerinnerung an ihre Kindheit bei den Großeltern Hermann und Sophie Geisel geb. Haas, die einst in Hellenthal eine Metzgerei hatten. Hier lebten auch die Verwandten, nämlich die 4 später ermordeten Geschwister Geisel sowie Elise David, geb. Geisel.

In deutscher Sprache drückte die 84-jährige Hannah Ruben ihre Eindrücke aus: „Es ist schön, dass heute alles anders ist.“

25.01.2015

Im diesjährigen Eifel-Jahrbuch 2015 erschien auf den Seiten 53-60 folgender Beitrag:

 

Jahrbuch 2015

  

Der vollständige Artikel kann mit folgendem Link abgerufen werden:

20.01.2015

Erkelenz gedenkt am 31. Januar des Lebensretters Joseph Emonds (Straßenbenennung)

Auszeichnung

Die NEWS vom 12. Januar und der Online-Artikel Ehrung des Judenretters Joseph Emonds am 15. Dezember 2014 durch Yad Vashem – mit medialen Irritationen haben viele Leser meiner regionalhistorischen Homepage interessiert. In überraschend vielen E-mails äußerten sie sich zu dem geschilderten Sachverhalt. Hier ging es u.a. um die Euskirchener Resonanz auf die posthume Ehrung von Dechant Emonds. Am 15. Dezember 2014 hatten dessen Neffen im Berliner Kammergericht für den 1975 verstorbenen „Gerechten unter den Völkern“, Medaille und Ehrenurkunde von Yad Vashem entgegen genommen. Es war für mich, der hierfür das notwendige Forschungsmaterial zur Verfügung gestellt hatte, eine Ehre, gemeinsam mit Dr. Gerhard Emonds (r.) und Josef Emonds (l.) auf einem Foto erscheinen zu dürfen (Mediakustik Brühl C.A.).

Aufgrund der empfangenen E-mails erfuhr ich u.a.:

Wie bereits in meiner NEWS vom 16. Januar 2015 erwähnt, gibt es bereits – und das wusste in Fachkreisen keiner -, einen „Joseph-Emonds-Weg“. Weiterhin veröffentlichte RP-Online (Erkelenz) am 17. Dezember 2014 den Artikel "Holocaust-Gedenkstätte ehrt Emonds". Auch wiesen zwei katholische Geistliche aus den Pfarren bei Erkelenz, in deren Stadtteil Terheeg sich der Geburtshaus von Joseph Emonds befindet, dass die Kapellengemeinde St. Luzia in der jetzigen Januar-Ausgabe des Pfarrbriefs der „Pfarrei Christkönig Erkelenz“ in einem größeren Artikel des „Gerechten unter den Völkern“ gedacht hätten.

Ein Journalist aus Heinsberg ergänzte, dass auch die „Rheinische Post“ am 17. Dezember 2014 über die Berliner Gedenkfeier berichtet hätte. Er könne jedoch nicht verstehen, dass die Kollegen der Euskirchener Tagespresse darüber nichts publiziert hätten. Hierüber beklagten sich auch mehrere Bürger aus Euskirchen-Kirchheim, ergänzten jedoch, dass im Frühjahr wohl mit gewissen Veranstaltungen im alten Pfarrhaus gerechnet werden könne.

Emmonds

Ein Mitglied des Heimat- und Geschichtsvereins wies darauf hin, dass eine Publikation über Emonds in Arbeit sei und die Erkelenzer Pfarre den Grabstein von Dechant Emonds inzwischen restauriert habe. Am Tage der Berliner Würdigung wäre bereits ein Gesteck am Grab niedergelegt worden.

Mein Vorschlag, eine Straße in Erkelenz benennen zu lassen – vgl. meine diesbezügliche Anregung anlässlich eines Vortrags im April 2012, RP-Online: Mutig und doch bescheiden – wurde inzwischen realisiert. Ein Stadtverordneter erwähnte in seiner E-mail den Artikel „Votum für Joseph-Emonds-Hof“ und ergänzte, dass am 31. Januar der Vorsitzende des Bezirksausschusses das Straßenschild offiziell „einweihen" wird. Da diese Straße direkt am Erkelenzer Friedhof liegt, wird auch das Grab von Joseph Emonds besucht. Eingeladen sind auch die Familien Emonds, Vertreter der Kirchen und die Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde Mönchengladbach.

Die Gruppe der Realschüler von der Europaschule Erkelenz, die sich im Rahmen des Wettbewerbs des Bundespräsidenten intensiv mit dem „Judenretter Emonds“ befassten und mit ihrer Arbeit den Landessieg beim NRW-Geschichtswettbewerb gewonnen hatten,
sowie deren Lehrerin werden ebenfalls anwesend sein.

16.01.2015

Ehrung eines Lebensretters: „Joseph-Emonds-Weg“ in Dormagen

EmmondsWährend im Jahre 2013 Josef Weiss (1893-1976) im Vordergrund posthumer Anerkennungen stand und als letzter Judenältester von Bergen-Belsen inzwischen historisch bedeutsam wurde, war es im Jahr 2014 Joseph Emonds (1898-1975), der als unerschrockener Helfer vieler NS-Verfolgter und Lebensretter von Juden als „Gerechter unter den Völkern“ von Yad Vashem gewürdigt wurde. Ich hatte mich jahrelang mit diesen verdienstvollen Persönlichkeiten befasst, weil sie unmittelbar mit dem Kreis Euskirchen zu tun hatten: Josef Weiss wurde in Flamersheim geboren, und Joseph Emonds wirkte im benachbarten Kirchheim. Diesbezüglich können die ARTIKEL und NEWS auf meiner regionalhistorischen Homepage detailliert Auskunft geben.

Am 31. Januar soll nun im Erkelenzer Neubaugebiet am Schulring – zwischen Zentralfriedhof und Bauxhof - der „Joseph-Emonds-Hof“ eingeweiht werden. Die Grabstätte von Emonds befindet sich in unmittelbarer Nähe; der Geburtsort ist der Stadtteil Terheeg.

testDer engagierte Erkelenzer Regionalhistoriker Hubert Rütten (Foto: Günter Passage), der in seinem Heimatverein als Arbeitskreisleiter „Erforschung und Darstellung der Geschichte" fungiert, teilte mir vor einigen Tagen selbst überrascht mit, dass es in 41540 Dormagen bereits seit dem Jahre 2008 einen „Joseph-Emonds-Weg“ gibt.

Wer sich per Internet informiert, findet ihn im Ortsteil Delhoven. Seine Nachfragen ergaben, dass mein damals aktueller Artikel Dechant Joseph Emonds, Widerstandskämpfer und Fluchthelfer der Juden als Vorlage und Beleg diente.

Dem Dormagener Stadtrat wurden laut Anlage b.2. zur Vorlage 7/1888 Vorschläge „für die Benennung von Straßen nach bekannten Widerstandskämpfern“ vorgelegt. Insgesamt handelte es sich um 11 Personen und 7 Alternativen. Da Joseph Emonds als junger katholischer Geistlicher in der Zeit von 1924-1926 als „seelischer Betreuer und geistlicher Krankenhaus-Rector“ in Dormagen wirkte, gab es einen regionalen Bezug, der vielleicht für die Straßenbenennung wesentlich war. Auf der Vorschlagsliste standen u.a. Dietrich Bonhoeffer (1908-1945), Carl Friedrich Goerdeler (1884-1945), Christoph Probst, Sophie Scholl und Claus Schenk Graf von Stauffenberg (1907-1944).

12.01.2015
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v.r.n.l.: Eva Pankok (89), Josef Emonds und
Hans-Dieter Arntz (Foto: mediakustik Brühl C. A.)

...... Wenn eine Persönlichkeit zu den wenigen Auserwählten gehört, die in der Liste der Gerechten unter den Völkern - gemeinsam mit Oskar Schindler und Berthold Beitz oder Hans von Dohnanyi - wegen Mut und Lebensrettung im Dritten Reich aufgeführt werden, dann sollte jeder - auch die regionalen Medien sowie die politischen Verantwortlichen und Honoratioren der jeweils erwähnten Region -, stolz sein ......

...... Am 15. Dezember 2014 wurden in Berlin Joseph Emonds und das Ehepaar Hulda und Otto Pankok posthum als „Gerechte unter den Völkern“ geehrt. Sie hatten am Ende des 2. Weltkrieges die Jüdin Brunhilde Barz vor der Deportation und dem sicheren Tod gerettet. Den Angehörigen der drei Lebensretter – Eva Pankok und Josef Emonds - wurden stellvertretend Medaille und Ehrenzertifikat feierlich überreicht. Beide Rettungsaktionen standen im engen Zusammenhang, und ich war stolz darauf, für beide Sachverhalte wichtiges Forschungsmaterial zur Verfügung gestellt zu haben.....

....... Während jedoch später das prominente Künstler-Ehepaar Pankok dank interessierter Freundeskreise und Kontakte von den Medien in den Vordergrund gestellt wurde, erfuhr man in Tagespresse nur noch wenig über Joseph Emonds, der ja – gemeinsam mit einigen Kölner und Düsseldorfer Helfern – der eigentliche Retter war....

..... Statt nur über gelegentliche Lichterketten, mahnende Ansprachen, jugendliche „Hand-in-Hand“- Bezeigungen, stumme Mahnwachen oder eine mediengefällige Verlegung von Stolpersteinen zu berichten, hätte auch die Euskirchener Tagespresse besser auf ein derartiges Ereignis hinweisen sollen. Sicher wären ihre Abonnenten stolz gewesen. Stolz auf die exemplarische Auszeichnung eines Menschen, der jahrelang unter ihnen gelebt hat und nicht nur das unauffällig vorlebte, was heute nur als „Zivilcourage“ abgetan wird. Alles geschah unter steter Lebensgefahr während des nationalsozialistischen Terrors und auf dem Höhepunkt des Holocaust! ......

..... Könnte der in Erkelenz-Terheeg geborene, aber hauptsächlich in Kirchheim – heute ein Stadtteil der Kreisstadt Euskirchen – wirksame katholische Geistliche nicht sogar künftig ein Vorbild sein? Die Euskirchener Tagespresse erwähnte jedoch mit keinem einzigen Wort die Ehrung und Berliner Feierlichkeit vom 15. Dezember 2014.

Diese Chance wurde vielleicht vertan!

 

 

...... Etwa 250 Gäste hatten sich im Plenarsaal des Berliner Kammergerichtes, in einem der wohl bedeutungsvollsten Gerichtssäle Deutschlands, versammelt, um der Ehrung von Dechant Joseph Emonds und dem Ehepaar Pankok beizuwohnen. Hier hatten nach dem Attentat vom 20. Juli 1944 die berüchtigten Schauprozesse des Volksgerichtshofes unter dem Präsidenten Roland Freisler stattgefunden.

Ganz bewusst hatte man diesen Saal ausgewählt. Hier herrschte einst der wahnwitzige Geist des Terrors und der NS-Diktatur ...... Der Botschafter des Staates Israel in Deutschland überreichte eine Ehrenurkunde und eine Medaille von Yad Vashem stellvertretend an die Angehörigen der Geehrten, Eva Pankok (89), die Tochter von Otto und Hulda Pankok, sowie an Josef Emonds, den Patensohn und Neffen von Pfarrer Joseph Emonds....

...... Der Begriff „Gerechter unter den Völkern“ („Righteous among the Nations“) ist ein Ausdruck aus der alten Tradition des Judentums und lautet im Talmud: „Die Gerechten aus den Völkern haben einen Platz in der kommenden Welt.“.....

..... Ohne jetzt mit einer theologischen oder philosophischen Interpretation zu enden, sei jedoch erneut zusammengefasst, dass Hulda und Otto Pankok und ganz gewiss auch der KIRCHHEIMER Pfarrer Joseph Emonds aus der Voreifel künftig Vorbilder sein könnten und sollten.

 

Der vollständige Artikel kann mit folgendem Link abgerufen werden:

09.01.2015

Eine jüdische Zeitreise mit Dany Bober in Euskirchen-Flamersheim – Lied-Geschichte(n) und Jüdische Weisheiten

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Zum Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus hat die Evangelische Kirchengemeinde Flamersheim Dany Bober eingeladen, der mit seinen Liedern, Berichten und jüdischen Weisheiten die Vielfalt der jüdischen Kultur lebendig werden lässt. Zwischen den Liedern erzählt er die Geschichte, die den Rahmen zu seinen Liedern bildet.

Der Künstler, von dessen musikalischer Ausdrucksform man sich anhand eines Trailers bei YouTube überzeugen lassen kann, lebt seit 1976 in Wiesbaden. Seine Eltern konnten in der Nazi-Zeit nach Palästina fliehen, wo Dany kurz nach der Staatsgründung 1948 in Israel geboren wurde. 1956 kehrten seine Eltern mit ihm in die Geburtsstadt seines Vaters nach Frankfurt am Main zurück.

Sein Programm umfasst einen Zeitraum von fast 3000 Jahren. Es reicht von Neuvertonungen der Psalmen aus der Zeit der Könige David und Salomon, dem babylonischen Exil, der hellenistisch-römischen Zeit zum deutschen Judentum und den jiddischen Volksweisen Osteuropas. Prosa und Gedichte aus der Zeit des „Frankfurter Vormärzes" Anfang des 19ten Jahrhunderts runden das Feature leicht ironisch ab. Hierbei handelt es sich um eine beliebte Form der Kleinkunst: Im Mittelpunkt eines Theaterstückes steht nicht die Handlung, sondern ein Thema, das mit den unterschiedlichsten Stilelementen wie Lied, Bericht, Gedicht, Plauderei und Mundart abgehandelt wird.

Mittwoch, 28. Januar 2015,19:30 Uhr
Evangelische Kirche Flamersheim
Pützgasse 7; 53881 Euskirchen (Flamersheim)

06.01.2015

Die Koelner KntroverseAm 9. Oktober 2014 erschien im Verlag Klartext ein Buch, das wohl als bedeutender Beitrag zur Entmythologisierung der Ehrenfelder Edelweißpiraten zu verstehen ist:

Winfried Seibert, Die Kölner Kontroverse. Legenden und Fakten um die NS-Verbrechen in Köln-Ehrenfeld, Klartext Verlag, Essen 2014, 186 Seiten, ISBN: 978-3-8375-1235-9

Im Laufe einer etwa 1977 beginnenden Kontroverse - massiv beeinflusst von den Medien – begann sich das Bild der 13 Ehrenfelder Opfer, die am 10. November 1944 auf Geheiß der Gestapo ohne Verurteilung öffentlich erhängt wurden, zu wandeln. Helden und Vorzeigefiguren des Kölner Widerstandes, Märtyrer und posthum Geehrte werden vom Autor unter die Lupe genommen und anhand der Aktenlage teilweise neu bewertet.

Winfried SeibertWinfried Seibert, (Foto: Raphael Seibert), Rechtsanwalt mit dem Schwerpunkt Presse- und Urheberrecht, dessen 1996 erschienenes Buch „Das Mädchen, das nicht Esther heißen durfte“ bereits auf meiner Homepage vorgestellt wurde – vgl. NEWS v. 17.03.2012 –, bearbeitete damals einen „scheinbar unbedeutenden Fall der nationalsozialistischen Unrechtsgeschichte“ und machte sehr nachdenklich. Nun, zum siebzigsten Jahrestag der tragischen Ereignisse von Köln-Ehrenfeld, nimmt er sich der brisanten Frage an, ob die sogar besungenen und verfilmten „Edelweißpiraten“ nur Mitglieder einer Diebesbande waren oder ob sich unter ihnen tatsächlich Mitglieder des oppositionellen Widerstandes befanden.

Die unterschiedlichen Nachkriegsperspektiven gingen bisher auseinander: Waren unter diesen Opfern jugendliche „Edelweißpiraten“, wenn ja, wie viele, und welche Rolle haben sie bei den Aktivitäten der Ehrenfelder Gruppe gespielt? Handelte es sich lediglich um eine kriminelle Gruppe, wie die Behörden im Rahmen der Entschädigungsverhandlungen befunden hatten, oder waren es dreizehn Kölner Jungen aus Ehrenfeld, die den Krieg beenden wollten und „starben, damit wir leben sollten“ – wie es zeitweilig auf einer Gedenktafel hieß?

Da ich selber früher Kontakt zu dem Edelweißpiraten Fritz Theilen hatte – vgl. meine NEWS vom 19. April 2012 - interessierte mich die präzise und juristisch belegte Analyse von Winfried Seibert besonders. Der Autor hatte nämlich bereits vor 30 Jahren die erste Gelegenheit, sich presserechtlich mit der unterschiedlichen Einschätzung der „Edelweißpiraten“ in Köln-Ehrenfeld und Hans Steinbrück (*12. April 1921, † 10.11.1944) zu befassen. Im Jahre 2008 konnte er den Prozess für Jean Jülich mit Hilfe der sogenannten „Terror-Akten“ gewinnen.

Winfried Seibert hat sich ausführlich mit den Aktivitäten der Ehrenfelder Gruppe, die lange zu Unrecht den „Edelweißpiraten“ zugerechnet wurde, auseinandergesetzt. Das Buch beleuchtet kritisch auch die wenig befriedigenden Entschädigungsverfahren und die entstandenen Legenden und Lügen.

Ergänzend zu diesem Hinweis kann meine Rezension des Buches Die Kölner Kontroverse. Legenden und Fakten um die NS-Verbrechen in Köln-Ehrenfeld von Winfried Seibert mit folgendem Link abgerufen werden:

02.01.2015

Zu Beginn des Jahres 2015

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Mit Hinweis auf meine letzte NEWS vom 31. Dezember begrüße ich nun zu Beginn des neuen Jahres die zahlreichen Leser meiner Bücher und regionalhistorischen Homepage. Im Jahr 2014 sorgten sie bezüglich meiner Website für etwa 4 Millionen Hits und beinahe 3,4 Millionen Files bei mehr als 360 Tausend Pageviews und 235 Tausend Sessions.

Neben anderen Veröffentlichungen kann man hier mehrfach pro Woche NEWS und kleinere Beiträge (2014, 2013, 2012, 2011, 2010, 2009, 2008, 2007, 2006) sowie ARTIKELfinden, die sich besonders mit der Aufarbeitung der deutsch-jüdischen Geschichte befassen. Sie behandeln hauptsächlich die Region um Bonn, Köln und Aachen – also die Voreifel und Eifel.

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