aktuelle News

27.12.2011

Beten ist in allen Religionen eine besondere Ausdrucksform des Glaubens, der rituellen Zuwendung und auch der vorherrschenden Kultur. Veränderungen fallen auf, wenn das Bisherige nicht mehr der Norm entspricht. Heutzutage kommen wir zum Beispiel häufig mit neuen Religions- oder Glaubensgemeinschaften und deren religiösen Grundsätzen in Kontakt, was sicher nicht nur durch die Globalisierung, sondern auch durch die vielen politischen Umstrukturierungen bedingt ist. Andererseits gibt es seit dem Holocaust – zumindest in der Eifel und Voreifel – keine jüdische Religionsausübung mehr. Damit entfällt ein Teil unserer Historie, aber auch ein jahrhundertealter Teil der Tradition und der uns umgebenden Kultur.

 

Jahrbuch 2012   Jahrbuch 2012

 

Je mehr wir nun die Zeit des rassistischen Nationalsozialismus und der Shoa hinter uns lassen, desto mehr entfernen wir uns unbewusst auch von einem Teil unserer Historie und dem Wissen über die hier praktizierte Religionsausübung. Die Regionalhistorie hat inzwischen jüdische Genealogien und Schicksale, Chroniken und Gebäude für die Nachwelt nachweisbar gemacht. Aber gibt es noch weitere, letzte Spuren jüdischen Betens in der Voreifel? Unbemerkt von der hektischen Umwelt haben zwei kleine Bethäuser bzw. Landsynagogen in der Voreifel die Zeit der Zerstörung überstanden: in Lommersum und in Sinzenich. Sollte man nicht alles tun, um diese heute unscheinbaren Gebäude zu erhalten?

Im neuen Jahrbuch 2012 des Kreises Euskirchen stellte ich „die letzten Spuren jüdischen Betens in der Voreifel dar. Sie präzisieren meine früheren diesbezüglichen Online-Publikationen.

Zwei vergessene und daher erhalten gebliebene Landsynagogen in der Voreifel: Lommersum und Sinzenich

Zwei kleine Landsynagogen haben „überlebt“: 70 Jahre nach dem Novemberprogrom – Eine Spurensuche im Kreis Euskirchen

Die kleinen Landsynagogen in Lommersum bei Weilerswist und Sinzenich bei Zülpich wurden nicht im Novemberpogrom 1938 zerstört. Zu ihnen führen die letzten Spuren jüdischen Betens in der Voreifel. Ich möchte meine Jahrbuch Darstellung auch als Online-Artikel auf dieser regionalhistorischen Homepage veröffentlichen.

Folgender Link führt zu dem vollständigen Artikel und dem zurzeit aktuellen Stand der Regionalhistorie:

24.12.2011

„Season's Greetings”, Frohe Weihnachten und a Happy NEW YEAR

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Liebe Freunde und Leser meiner regionalhistorischen Homepage,
am Ende des Jahres 2011 möchte ich mich bei allen Lesern meiner regionalhistorischen Homepage für das gezeigte Interesse bedanken. Viele E-Mails besagen, dass nicht nur die Beiträge, sondern besonders die vielen Kontakte, die in den letzten Jahren vermittelt werden konnten, Grund für die ungewöhnlich hohe Besucherfrequenz meiner Website sind.

Wie Sie wissen, liegt mir nicht nur das Regionalhistorische, sondern seit Jahrzehnten ganz besonders die Aufarbeitung der jüdischen Geschichte im Bereich Bonn-Köln-Aachen am Herzen. Dass sich daraus eine sehr stark frequentierte „Anlaufstelle“ für christlich-jüdische und deutsch-jüdische Kontakte entwickelt hat, war anfangs nicht abzusehen. Insofern freue ich mich immer wieder über das Lob, meine regionalhistorische Homepage wäre für viele im Ausland lebenden Eifeler und Voreifeler sowie besonders für jüdische Familien eine „Verbindung zur alten Heimat.“

Herzliche Grüße, happy „Season`s Greetings”, Frohe Weihnachten und a Happy NEW YEAR.

Ihr/Euer
Hans-Dieter Arntz

Hasenhecke 16
53881 Euskirchen
Tel. 02251/61900
E-mail: hans-dieter-arntz@gmx.de

Website: http://www.hans-dieter-arntz.de/
NEWS: http://www.hans-dieter-arntz.de/news2011.html
Artikel: http://www.hans-dieter-arntz.de/artikel.html
Bücher: http://www.hans-dieter-arntz.de/buecher.html

22.12.2011

Chanukka und die Jüdische Gemeinde von Köln

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Großes Interesse fand am 20. Dezember der „Auftakt zum Fest der Lichter“, zu der die Synagogen-Gemeinde Köln eingeladen hatte. Die Zeremonie, die das jährlich gefeierte, achttägige jüdische Fest Chanukka einleitet, wurde von Gemeinderabbiner Jaron Engelmayer und Rabbiner Menachem Mendel Schtroks gestaltet. Am Dienstagabend war die Kölner Bevölkerung zur öffentlichen Anzündung der ersten Chanukka-Kerze an einem großen Leuchter auf dem Rathausplatz eingeladen.

Die Menora war ursprünglich ein siebenarmiger Leuchter, der niemals erlöschen sollte. Heute hat sie verschiedene Formen und erinnert an die Wiedereinweihung des 2. Tempels in Jerusalem (164 v. Chr.). Es gibt auch neunarmige Lampen oder Leuchter in einer etwas fremden, schlichten Form.

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In diesem Jahre beginnt die erste Nacht von Chanukka am Dienstag, dem 20. Dezember,. Das „Lichterfest“ endet bei Sonnenuntergang am Dienstag, dem 27. Dezember 2011. Mit dieser Einladung konnten die Kölner Juden einen sehr beachteten Beitrag zur Öffentlichkeitsarbeit und Integration leisten.

Die jüdische Gemeinde Kölns gilt als die älteste nördlich der Alpen – bereits im vierten Jahrhundert lebten Juden im spätantiken Colonia Agrippinensis. Heute ist sie nach einer langen, wechselvollen Geschichte  mit rund 5.000 Mitgliedern eine der größten jüdischen Gemeinden Deutschlands und die größte in Köln.

20.12.2011

Hat die Synagoge von Kall gebrannt?

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Kall war mit den Betgemeinden Hellenthal, Gemünd und Mechernich seit der Franzo­senzeit das vierte kleine jüdische Zentrum in der Nordeifel. Spätestens seit 1870 gab es hier eine kleine Synagoge, die bis zum Novemberpogrom auf Parzelle Nr. 127/31, Flur 5, „Im Sträßchen", bestand. Da sich die kleine Kehilla 1937/38 allmählich auflöste und für ein Minjam mindestens 10 erwach­sene Männer vorgeschrieben sind, ist davon auszugehen, dass hier in den Monaten vor der „Reichskristallnacht“ kein jüdischer Gottesdienst mehr stattfand. Die beiden Töchter des jüdischen Religionslehrers Fernbach schildern in dem Buch Judenverfolgung und Fluchthilfe im deutsch-belgischem Grenzgebiet ihre Erlebnisse vom 10. November 1938 und erinnern sich, dass das 71 qm große Kaller Gebetshaus, das später von dem Heimatforscher Franz Sistig gezeichnet wurde, „in Brand gesteckt wurde und in Flammen aufging“ (S. 481).

21 Jahre nach Erscheinen des Buches hat sich nun in Kall ein „Aktivkreis“ gebildet, der nicht nur an die Opfer des Naziregimes erinnern möchte, sondern auch an die damalige Zeit. Der Journalist Bernd Kehren von der Eifelredaktion der „Kölnischen Rundschau“ berichtete hierüber am 14. Dezember 2011:

Schicksale der Juden erforscht

Die Kaller Synagoge hat nicht gebrannt

In diesem Zusammenhang stellte er mir die Frage, ob das kleine Bethaus „Im Sträßchen“ tatsächlich in Brand gesteckt wurde oder sogar ganz ausbrannte.

Zusammenfassend zitiert Bernd Kehren meine Interview-Aussagen, die in dem Dokumentationsband „Reichskristallnacht“ (S.140-142) detailliert beschrieben und belegt werden:

Hans-Dieter Arntz, der die Fernbach-Schwestern noch 2009 traf, sagte gestern auf Nachfrage der Rundschau, dass die Mädchen sich im nicht allzu weit von der Synagoge entfernten Elternhaus in der Gemünder Straße aufgehalten hätten. Sie hätten sich daran erinnern können, dass „Jugendliche Anstalten gemacht hätten, Feuer zu legen“. Damit hätte auch das Fernbach-Haus gemeint sein können.

Die Aktenlage sage, so Arntz, eindeutig, dass die Synagoge nicht gebrannt habe. Im Kaller Gemeindearchiv sei 1946 eingetragen worden, dass sich seit der „Novemberaktion“ nichts am Gebäude der Synagoge verändert habe. Die Gemeinde habe auf Nachfrage im Februar 1954 der Jewish Trust Corporation mitgeteilt, Jugendliche seien in die Synagoge eingedrungen und „hatten versucht, die Einrichtung zu zerstören. Sie wurden auf Anordnung der Behörde durch Polizeibeamte daran gehindert. Das Gebäude der Synagoge ist samt Umgebung durch Kriegseinwirkung (Bomben) zerstört worden.“ „Abgebrannte Synagogen mussten abgetragen werden“, so Arntz. Hätte die Synagoge gebrannt, hätte es, wie in Gemünd oder Hellenthal, auch in Kall einen Prozess gegeben.

17.12.2011

Online-Archiv „Zwangsarbeit 1939-1945“ und „Zeitzeugen-Interviews für den Unterricht“

Die vorliegende regionalhistorische Homepage befasst sich mit den Themen:

Geschichte des Judentums in der Eifel und Voreifel

Nationalsozialismus und 2. Weltkrieg in der Eifel und Voreifel

Regionalhistorische Beiträge zur Geschichte der Eifel und Voreifel

Zudem steht sie mit vielen Interessierten in Verbindung und gibt auch weiterführende Hinweise. Heute möchte ich künftige Nutzerinnen und Nutzer auf das Online-Archiv „Zwangsarbeit 1939-1945" hinweisen. Es handelt sich um das digitale Zeitzeugen-Archiv der Freien Universität Berlin und des Deutschen Historischen Museums.

Hier wird die Erinnerung an die über zwölf Millionen Menschen bewahrt, die für das nationalsozialistische Deutschland Zwangsarbeit geleistet haben. Man erfährt zudem Wichtiges über aktuelle Entwicklungen dieses Kooperationsprojektes der Stiftung „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft“ (EVZ) mit der Freien Universität Berlin und dem Deutschen Historischen Museum.

 

Forced Labour

 

Kurz vor Jahresende erscheint die zweite Auflage der Bildungsmaterialien „Zeitzeugen-Interviews für den Unterricht“. Das Online-Archiv wird um neue Funktionalitäten erweitert: In Kürze kann man Suchergebnisse abspeichern; ab dem nächsten Jahr besteht zudem die Möglichkeit, Interviews über eine Karte der Herkunfts- und Einsatzorte zu recherchieren. Darüber hinaus wird die Zusammenarbeit mit den anderen multimedialen Zeitzeugen-Archiven an der Freien Universität Berlin weiter ausgebaut. Im Folgenden findet man aktuelle Kurzinformationen mit Hinweisen zu weiterführenden Beiträgen auf dem Online-Portal http://www.zwangsarbeit-archiv.de

Ein weiterer Hinweis:

„Zeitzeugen-Interviews für den Unterricht“. Die an der Freien Universität entwickelten und gemeinsam mit der Bundeszentrale für politische Bildung herausgegebenen Bildungsmaterialien stoßen auf rege Nachfrage. Ab sofort ist die zweite Auflage von Video-DVD, Lernsoftware und Lehrerheft über die Bundeszentrale für politische Bildung erhältlich. Mehr unter: http://www.zwangsarbeit-archiv.de/news/bildungsmaterialien-2-auflage.html

14.12.2011

Kann das Großprojekt „Vogelsang“ in der geplanten Form realisiert werden?

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Der „Kölnischen Rundschau“ (Lokalteil Euskirchen/Eifel) war es hauptsächlich zu verdanken, dass die Bevölkerung der Eifel und Voreifel über neue Probleme beim Ausbau des Großprojektes „Vogelsang“ informiert wurde. Auch der Aachener Presse konnte man dankenswerterweise weitere Details entnehmen. Bereits früher kam es schon zu Protesten gegen einen avisierten Hotelbau, die auch auf dieser regionalhistorischen Homepage erwähnt wurden.

Seit Ende November 2011 wurde nun bekannt, dass die „Förderkulisse“ ins Wanken geraten ist und eine kräftige Verzögerung des 50-Millionen-Euro-Vorhabens droht. Aufgrund strengerer Förderungsmaßnahmen der EU muss das Gesamtprojekt deutlich abgespeckt werden. Dies hat nichts mit Kritik an den Verantwortlichen und deren Gesamtkonzept zu tun. Mit Recht hält man an dem seit 30 Jahren geforderten NS-Dokumentationszentrum fest, das „mit 1,2 Millionen Euro veranschlagt ist. In der Dauerausstellung soll die ursprüngliche Bestimmung der früheren NS-Ordensburg, auf der die NSDAP ihren Führungsnachwuchs weltanschaulich und militärisch ausbildete, ausführlich dargestellt werden“ (Aachener Zeitung v. 7. Dez. 2011).

testDennoch bleibt es eine Tatsache, dass einige Historiker und Privatarchive weiterhin davon Abstand nehmen, den zurzeit Verantwortlichen Material für das Dokumentationszentrum zur Verfügung zu stellen. Zu ihnen gehört auch der Autor des Standardwerkes Ordensburg Vogelsang, dessen Filmmaterial und Archiv vorläufig unzugänglich bleiben wird.

Folgende Zeitungsartikel befassen sich mit der Situation des Gesamtprojekts:

Vogelsang-Projekt droht eine erhebliche Verzögerung (Kölnische Rundschau v. 29.11.2011)
NS-Ordensburg Vogelsang: Düsseldorf, bitte melden! (Kölnische Rundschau v. 30.11.2011)
Vogelsang – Das Bangen geht weiter  (Kölnische Rundschau v. 08.12.2011)
Vogelsang: Das große Aufatmen (Kölnische Rundschau v. 14.12.2011)
Vogelsang – ein Großprojekt gerät ins Wanken (Aachener Zeitung v. 07. 12. 2011)
Die Landesregierung will den Standort Vogelsang retten (az-web.de v.08.12.2011)

12.12.2011

Documentation: “REICHSKRISTALLNACHT” by Hans-Dieter Arntz – Book launch by Robert Thomas

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testIt is not enough to prove the disputable facts – as proof of the destruction of Jewish property and many synagogues, as well as brute violence against Jewish citizens – historically. Rather should also Court the documents of the post-war period and corresponding sworn witness statements specifically investigated and analyzed. Much was forgotten, overlooked, or questionable judged from today’s perspective. The question of a jurisdiction sometimes no longer comprehensible in the occupation and the young Bundes­republik may explain the real action at the “Nazi pogrom of 1938" differentiated.

Some things was historical and human, but different, when it was judged legally after World War II. What distinguishes this book from similar “Dokumen­tationen”, are the rare historic photos and evidence that “in the countryside”, where one knows the other person, much unlike ran as in the large cities. There was rarely the anonymity of the “arsonist in the robber civil” here, but here it was usually known fanatics from the neighborhood. This personal and social component so far impeded full research and evaluation, as well as the objective selection of archive documents and witness statements. The appearance of the “Reichskristallnacht” in the Eifel and Voreifel limited and thus focuses on a locally manageable space in the Rhineland, a specific part of the Eifel and Voreifel. It includes the towns of Bad Münstereifel, Zülpich and Sinzenich, Euskirchen and Flamersheim, Weilerswist and Lommersum, Mechernich and Kommern, Kall, Gemünd and Hellenthal/Blumenthal topographically and content.

The documentation so begins in the Middle Rhine area and ends in a westerly direction in a district Valley, which at the time was the November pogroms 1938 relatively isolated from the events in the cities of Bonn, Cologne and Aachen. Often, it will be noted that the riots in the microcosm of the Eifel were brutal than in the Rhenish cities. More than 10 houses were systematically destroyed in Mechernich and torn. The local group leader was acquitted after the 2nd World War, because he had been allegedly from “local political” and “technical reasons”. The Office Mayor of Hellenthal staged a “March of the pillory” after the in fire set of the Blumenthaler synagogue and belonged also to the accused in the “Schleidener Lynch Process”, which had to clarify the public shooting of an American pilot in September 1944 after the 2nd World War. The Euskirchener regional historian Hans-Dieter Arntz impressively combines his decades-long research into this documentation.

Hans-Dieter Arntz: “Reichskristallnacht” - The “Crystal Night” (1938) in the countryside – Court documents and testimonies on the example of the Eifel and Voreifel, Aachen 2008. (See: „REICHSKRISTALLNACHT“ – Der Novemberpogrom 1938 auf dem Lande.

 

196 Pages, hard bound with dust cover, 280 pictures, 23 x 28 cm
ISBN 978-3-938208-69-4, 29,90 €
Helios-Verlag, Karl-Heinz Pröhuber
Brückstr. 48, 52080 Aachen, Tel.: 0241-555426
Tel.: 0241-555426
E-Mail: helios-verlag@t-online
www.helios-verlag.de

10.12.2011

„Eifeler Bündnis gegen Rechts“– Eine sinnvolle Gründungsveranstaltung, aber mit einigen Fragezeichen

Am Dienstag, dem 22. November 2011, wurde das „Eifeler Bündnis gegen Rechtsextremismus, Rassismus und Gewalt“ gegründet. Nicht nur dank mehrerer vorbereitender Veranstaltungen war das Interesse sehr rege. Im Schleidener Wochenspiegel hieß es vorher am 16. November:

Auf Initiative des Ökumenischen Netz­werks Kirche im National­park Eifel laden mit dem ka­tholischen Regionaldekan der Region Eifel, Pfarrer Erik Pühringer, dem Pfarrer der evangelischen Trinitatis- Kirchengemeinde Schlei­dener Tal, Christoph Ude, und dem Vorsitzenden der DGB Region NRW Süd- West, Ralf Woelk, bewusst drei Vertreter politisch neutraler Organisationen zur Gründungsversamm­lung des Eifeler Bündnisses gegen Rechtsextremismus, Rassismus und Gewalt nach Schleiden ein. Dem Beispiel anderer re­gionaler und kommunaler Zusammenschlüsse fol­gend, wollen sich im »Ei­feler Bündnis« Kirchen, Gewerkschaften, politische Parteien, antifaschistische Gruppen, aber auch Jugen­deinrichtungen, Schulen, Verbände und Vereine so­wie Privatpersonen zusam­menschließen. Ein Ziel der Vorbereitungs­gruppe besteht darin, nicht nur auf rechtsextrem moti­vierte oder neonazistische Aktivitäten zu reagieren, sondern selbst aktiv zu wer­den und vor allem durch Aufklärung und Bildungs­arbeit zu überzeugen.

Die Absicht muss grundsätzlich begrüßt werden, denn auf der Hauptstraße der Innenstadt von Gemünd prangen zurzeit provozierende Graffitis.

 

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Die gut besuchte Gründungsversammlung im Bischöflichen Clara-Fey- Gymnasium in Schleiden, dessen Vertreter – im Angesicht der gerade entdeckten Verbrechen ostdeutscher Neonazis - in seiner Moderation betonte, „wir sind sensibel geworden“, hinterließ den Eindruck, die üblichen Präventivmaßnahmen ergreifen zu wollen. „Aktionsfelder“ und „spezielle Organisationsformen“ wurden in Aussicht gestellt. Über die evangelische Kirche sollen die Finanzen des Bündnisses abgewickelt werden. Weiterhin heißt es im Kölner Stadt-Anzeiger vom 24. November: „ Die Infrastruktur in Form von Räumlichkeiten stellen das Regionaldekanat, aber auch das Clara-Fey-Gymnasium und die Stadt Schleiden zur Verfügung.“

nazis1Trotz des sinnvollen und durchaus erfolgreichen Treffens in Schleiden stellten sich im Anschluss an die Veranstaltung mehre Fragen. Wie zeitgerecht, effektiv und erfolgreich kann heutzutage ein derartiges „Bündnis gegen Rechts“ sein? Wie erfolgreich wird künftig die wirkliche Auseinandersetzung mit dem Neonazismus und Rechtsradikalismus in der Eifel ? Graffitis an Hauswänden, bereits die zweite Zerstörung des jüdischen Mahnmals in Blumenthal, neofaschistische Übergriffe in der Eisenbahn! Wie will das doch sehr christlich orientierte „Bündnis gegen Rechts“ derartiges verhindern? Wer soll denn überhaupt und wie „aufgeklärt“ oder gar „abgeschreckt“ werden? Wie will man zum Beispiel die Schändung eines Judenfriedhofs verhindern? Welche zur wirklichen Aktivität aufrufende Maßnahmen sind in der Eifel geplant?

Teilnehmer der Veranstaltung in dem katholischen Gymnasium fragten sich im Anschluss an die Veranstaltung, ob es sich künftig wieder um die durchaus beachteten Lichterketten, die Inflation von Mahnmalen und Gedenktafeln, um Schweigemärsche und belehrende Vorträge handeln wird. Neonazistische Aktivitäten Euskirchener Schüler zum Beispiel  konnten durch pädagogische Belehrungsmaßnahmen nie verhindert werden!

Die Diskussion um das Verbot der NPD und zeitnahe Verbrechen der Rechtsradikalen rufen vielleicht doch inzwischen zu anderen Formen der Prävention und Hinführung zur Sanktionierung auf. Welches Konzept werden diesbezüglich die in Schleiden aktiv gewordenen Christen, Organisationen und Bürger initiieren? Welche Maßnahmen sind in der Eifel beabsichtigt, Augenzeugen zur Anzeige zu ermutigen und sie danach zu schützen? Wann sind Diskussionen mit entsprechenden Richtern? Diese Skepsis wurde durch die Ereignisse im 35 km entfernten Euskirchen verstärkt. Hier wurde  zur gleichen Zeit eine 16 jährige Schülerin von Neonazis angegriffen und tätlich bedroht. Der Kölner Stadt-Anzeiger vom 26./27. November 2011 meldet:

Länger als eine Stunde soll einer der An­führer der „Freien Nationalisten Euskirchen" (FNE) auf die Schülerin eingeredet und gedroht ha­ben, ihren Bruder und Vater zu töten sowie das Elternhaus anzuzün­den. Die junge Frau sitzt im Kreis­vorstand der Linkspartei. Der Bonner Staatsschutz ermittelt.

In einem weiteren großen Artikel „Wir machen euch fertig“ (Hauptteil des KStA v. 26./27.11.11, Seite 9) werden weitere Einzelheiten publiziert: Erpressung, Androhung der Brandstiftung, tägliche Verfolgung und verschiedene Formen gewalttätiger Übergriffe kennzeichnen die Gewalttaten Euskirchener Neonazis gegen politisch andersdenkende Menschen. Ergänzungen wurden inzwischen am 2. Dezember zusätzlich im Internet präzisiert.

Wie geht ein „Bündnis gegen Rechts“ künftig gegen derartige brachiale Attacken und Bedrohungen vor? Reichen da „Aufklärung und Bildungs­arbeit“, an denen sich Rechtsradikale übrigens nie beteiligen würden. Lobenswert ist jegliche Aktivität gegen Rechts, aber welche Mitarbeit wurde seit der o.a. Gründungsversammlung der Polizei angeboten? Wer hat sich inzwischen als „Kontaktmann“ zur Verfügung gestellt oder konkrete Aussagen gemacht? Wer kennt überhaupt einen Rechtsradikalen? Man sollte doch endlich einmal der Realität ins Auge sehen! Ob die durchaus christlich motivierte „Lichterketten-Mentalität“ und die sich dankenswert wiederholende „Aufklärungs- und Bildungs­arbeit“ in allerletzter Konsequenz auswirken? Oder können Veranstaltungen wie „Rock gegen Rechts“ oder ähnliches tatsächlich alle Bürger zur Zivilcourage motivieren? Was ist nun konkret das Neue am „ Eifeler Bündnis gegen Rechtsextremismus, Rassismus und Gewalt“?

09.12.2011

Amrei Arntz: Advent und Weihnachten im Dritten Reich

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Die in Bad Neuenahr tätige Pädagogin Amrei Arntz steuerte mit ihren Forschungen über „Advent und Weihnachten im 3. Reich“ wertvolle Details zum Drehbuch des Films „Der kleine Nazi“ bei. Hier handelt es sich um einen 14minütigen Kurzspielfilm des „Katholischen Filmwerks, Frankfurt“ (kfw), über den auch in der Bildungsarbeit zunächst auch einmal gelacht werden darf. Aber die tiefer liegenden Hintergründe in der Handlung und seinen Dialogen sind besonders für die Arbeit in der Schule sehr wertvoll. Zu manchem Teilbereich steuerte „vor allem“ Amrei Arntz Wesentliches bei. (vgl. Fußnote 14, S.10).

Der kleine Nazi
Deutschland 2010,
Kurzspielfilm, 14 Min.,
Regie und Drehbuch: Petra Lüchow
Produktion: Kordes & Kordes Film GmbH
Produzentinnen: Alexandra Kordes, Meike Kordes
Darsteller: Steffi Kühnert (Dorothea), Oliver Stokowski (Hannes), Christine Schorn (Getraud), Maria Magdalena
Warzinska (Jana), David Wachsmann (Chaim), Amon Wendel (Leo).

Amrei Arntz publizierte bereits auf dieser regionalhistorischen Homepage vor einiger Zeit zwei Online-Artikel, die inzwischen beide bei Google unter Advent und Weihnachten im Dritten Reich sowie Vorweihnacht im Nationalsozialismus ganz vorne stehen und besonders in der jetzigen Zeit stark beachtet werden:

Advent und Weihnachten im Nationalsozialismus (1. Teil: Festtheoretische Perspektiven im Dritten Reich)

Advent und Weihnachten im Nationalsozialismus (2. Teil: Nationalsozialistische Weihnachten: Fest- und Feiergestaltung der „Deutschen Weihnacht“)

Grundsätzlich geht es im 1. Teil ihrer Publikation um die Darstellung, wie Symbolik und Metapher sowie die Art der Feste und Feiern eine neue Sinngestaltung erhielten. Amrei Arntz zeigt auch im 2. Teil ihrer Ausführungen, wie die „Deutsche Weihnacht“ in der Zeit 1933-1944 interpretiert wurde::

…Als dann die dramatische Situation des Kriegsverlaufs auch dem letzten Volks­genossen' nicht mehr zu verheimlichen war, ließen die Nazis die Maske fallen: ,Über dem Begriff Weihnachten steht das Wort Kampf und das Wort Sieg!' hieß nun die Parole. Wieweit die Nazi-Propaganda das Weihnachtsfest wirklich um­funktionieren konnte, lässt sich heute nicht mehr richtig beurteilen…

Heute wäre es interessant zu wissen, ob die Nationalsozialisten auch noch die Adventszeit umfunktioniert hätten. Auf einer „Schulungstagung des deutschen Frauenwerkes Gau Pommern“ - in Stettin am 28. November 1936 -, gab es nämlich hierzu sehr aufschlussreiche Vorträge und Diskussionen. Im Pro­tokoll wurde auf die Anweisung hingewiesen, dass Notizen über die Vorträge nicht gemacht werden durften. Wörtlich hieß es zum Thema ADVENT:

…Mit Frauen, die noch dauernd in die Kirche rennen und Bedenken haben, muß aufgeräumt werden! (...) Die Rednerin betonte dann, dass vom Gau (im Einverständnis von Frau Scholz- Klink) Unterlagen geliefert werden zu Adventsfeiern, d.h. Vorweihnachtsfeiern. Wenn einzelne sich wundern sollten, dass nicht mehr von Jesus die Rede ist, müssen sie aufgeklärt werden. Dieser und ähnliche Namen werden bei unseren Festen nicht mehr gewünscht (Dem Vortrag folgte ein lang anhaltender Beifall).

Auch der 2. Teil der Darstellung, wie Advent und Weihnachten im Nationalsozialismus „umfunktioniert“ wurden, soll bestätigen, dass auch sie als Bräuche und Sitten einem historischen Wandel unterliegen. Diesbezügliche Riten sind einstudierte „Angewohnheiten“, die einen Bezug zur Gemeinschaft haben: „Brauchtum ist gemeinschaftliches Handeln, durch Tradition bewahrt, von der Sitte gefordert, in Formen geprägt, mit Formen gesteigert, ein Inneres sinnbildlich auszudrücken, funktionell an Zeit oder Situation gebunden.“ Diese Ziele verfolgte der Nationalsozialismus ab 1933.

Der Beitrag von Amrei Arntz beweist, dass bereits im Jahre 1934 das „Jesuskind“ durch den neuen „Heiland Hitler“ ausgetauscht werden sollte. Ihre umfangreiche historische Darstellung ist insgesamt noch nicht abgeschlossen, so dass in den beiden Online-Artikeln bewusst auf den Ausdruck der vielen Fußnoten verzichtet wird. Außerdem entfallen zur besseren Lesbarkeit die wissenschaftstheoretischen Exkurse sowie die vorgesehene Gliederung. Folgende Links führen zu den ausführlichen Online-Artikeln über die „Deutsche Weihnacht“ und sogenannte „Volksweihnacht“, verstehen sich jedoch nur als „Vorabdruck“.

02.12.2011

Ein kleiner Beitrag zur Seligsprechung von Theresia Neumann

Jahrbuch 2012Im Jahrbuch 2012 des Kreises Euskirchen erschien ein inzwischen sehr beachteter Artikel der in Aachen lebenden Autorin Agnes Remer: „Eine bedeutende Katholikin, Pädagogin, Schriftstellerin und Verlegerin: Maria Müller aus Wißkirchen“ (S. 157 – 166). Vgl. hierzu auch meine NEWS vom 23. November 2011.

Dieser Beitrag wurde auch als Online-Artikel auf meiner regionalhistorischen Homepage - unter der Überschrift Eine Euskirchenerin als Zeugin für die Seligsprechung der bayerischen Bauernmagd Therese Neumann : Maria Müller aus Wißkirchen - publiziert. Die Gründerin des Euskirchener Gymnasiums Marienschule gehörte zeitweise zum Umkreis einer Frau, die jetzt selig und danach heilig gesprochen werden soll: Therese Neumann, bekannt als „Resl von Konnersreuth“ (vgl. Film bei YouTube).

Die Kölnische Rundschau vom 5. November 2011 (Lokalteil Eifelland) wies auf das große Spektrum des neuen Jahrbuches hin und führte abschließend aus:

 

Jahrbuch 2012

29.11.2011

„Judentum und jüdische Speisegesetze“: Euskirchener Volkshochschule besucht die Kölner Synagoge

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Das griechische Wort „Synagoge“ gibt sinngemäß den hebräischen Ausdruck „Beth Haknesset“ wieder, was „Haus der Versammlung“ oder „Haus der Zusammenkunft“ bedeutet. Einen solchen Ort gibt es seit der sogenannten „Reichskristallnacht“ in der Kreisstadt Euskirchen nicht mehr. Insofern ist es verständlich, dass die städtische Volkshochschule einen Besuch der Kölner Synagoge und eines koscheren Restaurants anbietet. Die beachtenswerte Veranstaltung findet für eine begrenzte Teilnehmerzahl am Sonntag, dem 4. Dezember 2011, in der Zeit von 18 bis 22 Uhr statt und wird im Veranstaltungskalender (Nr. 1153) unter der Überschrift „Judentum und jüdische Speisegesetze“ ausgewiesen. Hier heißt es:

Die Kölner Synagogengemeinde unterhält in ihren Räumen ein kleines koscheres Restaurant. Nach einer Führung durch die Synagoge mit einer Einführung in die jüdische Geschichte und Kultur wird Ihnen an einer festlich gedeckten, großen Tafel ein dreigängiges, koscheres Menue serviert. Während des Essens werden die jüdischen Speisegesetze erläutert, und Sie erfahren viel über traditionelle Gerichte und Essgewohnheiten. Die Menuevorschläge des Restaurants erhalten Sie nach der Anmeldung, vegetarisches Essen ist möglich.

Im Entgelt sind Führung und das koschere 3-Gang-Menu enthalten (Getränke sind nicht inklusive). Eigene Anreise, der Treffpunkt wird vor der Veranstaltung mitgeteilt.

44.50 Euro für Führung und das koschere 3-Gang-Menu (Getränke sind nicht inklusive).

Info: Stadt-VHS-Euskirchen - 02251/65074-25.

26.11.2011

Straßennamen als Formen der Erinnerungskultur

Wenn man einmal davon absieht, dass Straßennamen zur Unterscheidung von anderen Straßen sinnvoll sind, dann können sie auch ein wichtiges Instrument der Geschichte, Politik und besonders der Erinnerungskultur sein. Auffallend ist es, dass sich Dorfbewohner am besten mit ihren Straßennamen identifizieren können, da die ausgewiesenen Persönlichkeiten, Gebäude und Flurbezeichnungen meist einen unmittelbaren Bezug zum persönlichen Umfeld haben.

Aber auch Umbenennungen haben einen entsprechenden Grund. Bewusst soll die Erinnerung an gewisse Persönlichkeiten gelöscht werden, besonders dann, wenn sich nach einer politischen Epoche die Bewertung der einst Geehrten geändert hat. Auch der Vorbildcharakter derjenigen, die durch Straßenschilder verewigt werden, ist ein wichtiges Kriterium. Neubenennungen spiegeln ebenfalls den Zeitgeist wider. Dies soll am Beispiel der Stadt Euskirchen und Zülpich dargestellt werden.
 
Dass Straßennamen oft die Geschichte und Politik sowie den Zeitgeist einer Kommune widerspiegeln, beweist ein Auszug aus dem Buch Kriegsende 1944/1945 – Zwischen Ardennen und Rhein, Euskirchen 1984, Seite 489:

Am 22. März 1945 hieß es im Tätigkeitsbericht der Stadtverwaltung Euskirchen

Betr. Beseitigung nationalsozialistischer Straßennamen“.

Es wird durch Bekanntmachung der Zivilbevölkerung mitgeteilt, dass für folgende Straßen die alten Namen wieder ihre Gültigkeit haben. Es heißen in Zukunft:

- Adolf-Hitler-Straße wieder Hochstraße,
- Wilhelm-Gustloff-Straße wieder Breite Straße
- Lettow-Vorbeck-Straße wieder Kolpingstraße,
- Karl-Peters-Straße wieder Dechant-Vogt-Straße,
- Dietrich-Eckart-Straße wieder Südstraße,
- Gottfried-Disse-Straße wieder Ursulinenstraße.
- Die Hermann-Göring-Straße heißt in Zukunft Gottfried-Disse-Straße.

Bezüglich Umbenennung der Horst-Wessel-Straße, Hans-Schemm-Straße, Julius-Schreck-Straße und Klaus-Klemens-Siedlung wird Herr Herbelsheimer geeignete Namen, die der Heimat-Geschichte der Stadt Euskirchen entnommen werden, vorschlagen.

Juhlsgasse   Juhlsgasse

 

In der benachbarten Römerstadt Zülpich erinnern zwei Straßenschilder indirekt an den Novemberpogrom von 1938 und könnten den Besucher auf das Geschehen während der „Reichskristallnacht“ in der Region hinweisen. Sie erinnern u.a. an den 10. November 1938: ostentativ stellte sich ein Geistlicher auf die Seite der verfolgten Juden, indem er dem Repräsentanten der Synagogengemeinde einen bewegenden Trostbrief zukommen ließ. Zwei Straßenschilder weisen nun auf zwei Persönlichkeiten hin: den verdienstvollen Synagogenvorsteher Moritz Juhl und den katholischen Pfarrer von Lutzenberger. Seit dem Jahre 2004 ist sogar eine Realschule in Zülpich nach ihm benannt, die dies in ihrer Darstellung folgendermaßen begründet:

 

Karl von Lutzenberger

Karl von Lutzenberger, Oberpfarrer an St. Peter in Zülpich von 1923 bis 1944, gilt als anerkannte, herausragende Persönlichkeit der jüngeren geschichtlichen Vergangenheit unserer Stadt. In der Zeit des nationalsozialistischen Regimes widersetzte er sich den örtlichen Machthabern, engagierte sich für seine Mitbürger, insbesondere für die vom System verfolgten. Sein Name ist Synonym für Toleranz, Zivilcourage, Achtung der Menschenwürde, soziales Engagement, Pflicht- und Rechtsbewusstsein, Verantwortung, Gradlinigkeit, Zuverlässigkeit. Von Lutzenberger kam bei einem Bombenangriff am 24.12.1944 ums Leben.

 

Moritz Juhl

Moritz Juhl (*1864, †1941), jüdischer Gemeindevorsteher, Inhaber eines großen Textilgeschäftes in Zülpich, Münsterstraße 20. Hier beherbergte er während der „Reichskristallnacht“ viele Gemeindemitglieder. Am 3. Oktober 2010 publizierte ich unter der Überschrift Auf den Spuren der jüdischen Familie Juhl aus Zülpich einen Online-Artikel über ihn und seine Angehörigen (vgl. meine regionalhistorischen Homepage).

 

Lutzenberger Brief

23.11.2011

Stolz präsentierte Günter Rosenke, Landrat des Kreises Euskirchen, in der Zülpicher Buchhandlung „Reinhardts Lesewald“ das druckfrische Jahrbuch 2012. Auch die Gastgeber, das Ehepaar Reinhardt, setzen auf einen potenziellen Bestseller.

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Von den vielen regionalhistorischen Beiträgen gefällt besonders der Artikel der heute in Aachen lebenden Pädagogin Agnes Remer: „Maria Müller aus Wißkirchen: Eine bedeutende Katholikin, Pädagogin, Schriftstellerin und Verlegerin“. Im Gegensatz zu den anderen Aufsätzen hat er jetzt schon eine überregionale Bedeutung erhalten, weil er bereits dem Vatikan zur Kenntnisnahme vorliegt.

Auch anhand des vorliegenden Beitrags stellt die Verfasserin ihre genealogischen Kenntnisse über ihre leibliche Großtaten Maria Müller zur Verfügung. Diese gehörte zeitweise Umkreis einer Frau, die jetzt selig und dann heilig gesprochen werden soll: Therese Neumann als „Resl von Konnersreuth“ (vgl. Film bei YouTube) weltweit durch angebliche Stigmata, die sich ab 1926 bei ihr gezeigt haben sollen, bekannt.

Als sich am 19. Februar 2008 Toni Siegert - Mitglied der vom Regensburger Bischof Dr. Gerhard Ludwig Müller eingesetzten Historischen Kommission zur Bearbeitung der Causa Theresia Neumann (CThN) – an Agnes Remer wandte und um ihre Mitarbeit bat, war sie sehr überrascht. In dem Anschreiben hieß es:

 

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„ ...Dabei stoße ich auf Information zu der späteren Kölner Verlegerin Maria Müller und zu deren erstaunlichen Frühgeschichte als Lehrerin in Euskirchen. Maria Müller begegnet uns am Rande der Causa gegen 1930/31 wiederholt in den Akten. Damals stand sie in engem Kontakt mit Dr. Fritz Gerlich, der mit Hilfe ihrer St.-Josefs-Druckerei seinen Plan einer katholischen Kampfzeitung gegen die Nationalsozialisten realisieren wollte. Wegen verschiedener Gründe - u.a. wegen des schlechten technischen, herunter gewirtschafteten Zustandes von Setzerei und Druckerei - kam das Projekt dann doch nicht zustande. Gerlich entschloss sich daher für eine Druckerei in München, wo der „Illustrierte Sonntag" als Vorgänger des „Geraden Weg" gegründet wurde. Am 9. März 1933 wurde er verhaftet und am 30. April 1934 im KZ Dachau ermordet.

Frau Müller hatte damals auch engen Kontakt zu Therese Neumann. Es gibt eine briefliche Korrespondenz. Mindestens einmal war sie in Konnersreuth und sprach mit der Stigmatisierten. Daher besteht eine sachliche Relevanz zwischen Maria Müller und der Causa. Rein formal ist daher in jenen Aktenteilen, die für Rom aufbereitet werden sollen und wo die Frau genannt wird, auch eine kurze Biographie beizulegen. Bisher konnte ich keinerlei biographischen Anhaltspunkte zu Maria Müller recherchieren.“

Dankenswerterweise stellte Frau Remer ihren Jahrbuch-Artikel zur Verfügung. Er kann unter Abruf des u.a. Links vollständig auf dieser regionalhistorischen Homepage gelesen werden.

15.11.2011

Geringes Interesse an „Kristallnacht“- Gedenkveranstaltungen

Bereits in meinen November-News der letzten Jahre bedauerte ich, dass die früher stark beachteten Veranstaltungen zum Gedenken des Novemberpogroms von 1938 merklich zurückgegangen sind. Auch die ansonsten stark beachteten Einzelveranstaltungen - wie zum Beispiel im Jahre 2008 in der Kreisstadt Euskirchen - scheinen der Vergangenheit anzugehören. Und selbst diese wurde damals nicht mehr von den Kirchen, der Euskirchener Stadtverwaltung oder irgendwelchen Büchereien und Archiven organisiert, sondern von der großen Wochenzeitung „WOCHENSPIEGEL“.

In zwei Städten jedoch sind „Wege der Erinnerung“ entstanden, so zum Beispiel am 9. November in Mechernich, wo der „Gedenkgang“ erneut von den Schulen und den Kirchen gestaltet wurden. Hier fiel besonders der Einbezug der Jugend dankbar auf.

 

WDR-Team

 

In Gemünd waren es am gleichen Tag 150 Bürger aus dem Raum Hellenthal und Schleiden, die in Anwesenheit der zurückgekehrten Hanna Miley geb. Zack durch das Ortszentrum bis zur Stelle der ehemaligen Synagoge gingen. Vgl. meine diesbezüglichen NEWS vom 5. und 8. November 2011. Ein kleiner Fernsehfilm  (WDR –Lokalzeit Aachen) berichtete über das jüdische Mädchen Hanna, das 1939 mit einem Kindertransport in die Freiheit gelangen konnte. Die Lokalpresse publizierte über ihre Erinnerungen sowie die „symbolhafte Versöhnung“. Die Organisation des zweistündigen „Wegs der Erinnerung“ liefen bei dem Pastoralreferenten der kath. Kirche im Bistum Aachen, Georg Toporowsky, zusammen. Er kümmert sich um die Seelsorge im Nationalpark Eifel und Vogelsang (Hellenthal/Schleiden) und hatte schon in den Jahren vorher den „Weg der Erinnerung“ in Schleiden und Kall initiiert.

 

WDR-Team

 

Die wenigen Zeitungsartikel berichten auch von zwei Schulen des großen Kreises Euskirchen, die die Thematik „Reichskristallnacht“ in mehrtägigen Projekten verinnerlichten. Hier wird erneut die sehr engagierte Gesamtschule Weilerswist genannt, deren „Plakate den Schrecken dokumentierten“. Mit Rezitationen, Vorführungen und einer Kranzniederlegung  befassten sich die Schüler mit den Ereignissen der „Reichskristallnacht“, die auch in der regionalhistorischen Literatur nachzulesen ist. Auch das Emil-Fischer-Gymnasium hatte eine Projektwoche organisiert, mit vielfachen Zugangsmöglichkeiten zum Thema.  So war der 90jährige Holocaust-Überlebende Pavel Stránský  zu Gast. Er sprach über seine Zeit in den Lagern Theresienstadt und Auschwitz.

11.11.2011

Zur Genealogie der jüdischen Familie SIMON aus Bleibuir/Mechernich

Alex SimonEin vergilbtes Foto zeigt Alex Simon (* 16.03.1852 Bleibuir, † 26.10.1918 Mechernich) und soll an eine Familie erinnern, die mit einem Geschäft die Arbeiter eines Bleibergwerkes versorgte. Obwohl jüdische Genealogie ein besonderes Forschungsgebiet und nicht unbedingt ein Teil der vorliegenden regionalhistorischen Homepage ist, kann dennoch gelegentlich geholfen werden.

Die Architektin Gillian Simon aus Australien stieß durch Zufall auf meinen Online-Artikel Erinnerung an die Juden von Bleibuir: Gedanken über ehemalige jüdische Gemeinden auf dem Lande und deren Friedhöfe und interessiert sich seitdem für ihre jüdischen Vorfahren, die hauptsächlich aus Mechernich und Bleibuir stammen. Der einstige Vorsteher der jüdischen Gemeinde Bleibuir, Andreas Simon, ist ihr Ur-Ur-Großvater, Alexander Simon ihr Urgroßvater und Dr. Maximilian Simon († 1932 Brelau) ihr Großvater. Alex Simon heiratete am 29. Januar 1884 Julie Nordheim aus dem Raum Geldern/Kleve (1857-1931).

 

Julie und Alex Simon

 

Ich konnte als Urahn NATHAN, den Sohn von Jacob Abraham aus Münstereifel (1685-1712) herausfinden, der einst von Ripsdorf nach Bleibuir (bei Mechernich) kam. Das Stemma setzt sich fort über: Simonis Simon (*1732), David Simon (*1765) und Alex Simon (* 16.03.1852 Bleibuir, † 26.10.1918 Mechernich). In dem oben erwähnten Online-Artikel listete ich für das Jahr 1866 die in Bleibuir ansässige Familie SIMON auf. Ihre Spuren verlieren sich in aller Welt und sollen nun gefunden werden.

SIMON, Andreas, Vorsteher
SIMON, Fanny, Ehefrau
SIMON, Sibilla, Tochter
SIMON, Alexander, Sohn
SIMON, Laura, Tochter
SIMON, Markus, Sohn (unter 14 Jahre)
SIMON, Lena, Tochter (unter 14 Jahre)
SIMON, Regina, Tochter (unter 14 Jahre)
SIMON, Augusta, Tochter (unter 14 Jahre)
SIMON, Abraham, ohne bes. Geschäft

Alex Simon ist im Jahre 1911 noch als Inhaber eines Konfektions-und Versandgeschäftes in der Dorfstraße 19 nachgewiesen (Vgl. Judenverfolgung und Fluchthilfe im deutsch-belgischem Grenzgebiet , Seite 278). Er starb am 26.10.1918. Sein Grabstein auf dem jüdischen Friedhof von Mechernich blieb erhalten. Ergänzend zu der genealogischen Vorgehensweise – mithilfe des Standesamtes und Personenstandarchiv in Brühl – sucht Gillian Simon nun von Australien aus zusätzliche Informationen. Diese NEWS mögen dabei helfen.

08.11.2011

Jüdische Mitbürgerin Hanna Zack verh. Miley in Gemünd (9. November 2011)

Hanna Zack als KindWenn sie auch am 18. Februar 1932 in Bonn (Universitätsklinik) geboren wurde, so ist Hannelore (Hanna) doch eine ehemalige jüdische Mitbürgerin der einst selbstständigen Gemeinde Gemünd in der Eifel. Der heute etwa 4.000 Einwohner zählende Ort gehört seit dem 1. Januar 1972 zur Stadt Schleiden. Einst besaß Gemünd die größte jüdische Gemeinde der Nordeifel und eine stattliche Synagoge. Wie all dies nach dem Novemberpogrom 1938 ein Ende fand, ist in den Büchern „REICHSKRISTALLNACHT“ – Der Novemberpogrom 1938 auf dem Lande  und Judenverfolgung und Fluchthilfe im deutsch-belgischem Grenzgebiet detailliert nachzulesen.

Hanna und ihr amerikanischer Ehemann George werden am 9. November – wie bereits in meinen letzten NEWS nachzulesen ist -, am „Weg der Erinnerung“ teilnehmen. Im Rahmen dieser Veranstaltung wird sie über ihr Leben und das ihrer im Holocaust umgekommenen Eltern sprechen. Ebenfalls wird sie aus ihrem Erinnerungsbuch wichtige Passagen vorlesen. Hier wird es auch um ihre Verschickung nach England (1939) gehen (Vgl. u.a. Link).

Bis zum 1. Schuljahr - Volksschule Gemünd ab Ostern 1938 - und der bald folgenden „Reichskristallnacht“ lebte sie mit ihren Eltern in Gemünd. Danach glaubte man sich in der Domstadt Köln, Horst –Wessel-Platz 12, in Sicherheit. Im Juli 1939 – sechs Tage nach einer Blinddarmoperation, wurde sie durch einen Kindertransport und mit einem Schildchen um den Hals über Hoek van Holland nach England gerettet. Zur englischen Staatsangehörigkeit kam im Jahre 2007 zusätzlich wieder die deutsche.

Hanna ZackAm 22./23. November 2008 nahm Hanna Miley an einer der regelmäßigen Wiedersehensfeiern in London teil. Das Buch ISIDORS BRIEFE berichtet über dieses Erlebnis. Während man sich am 22. November abends an der berühmten Statue am Liverpool Street Bahnhof versammelte und in einer eindrucksvollen Veranstaltung der damaligen Rettung vieler jüdischer Kinder gedachte, bildete am 23. November der Empfang durch Prinz Charles in der Jewish Free School, Harrow, Middlesex, den Höhepunkt der Reise. Der Sohn der englischen Königin konnte 560 „gerettete jüdische Kinder“ willkommen heißen und nahm sich auch die Zeit, mit vielen von ihnen über die damaligen Ereignisse von 1938/39 zu sprechen. Die jüdischen Gäste überreichten ihm eine Replik der berühmten „Kindertransport-Statue“ vom Liverpool Street Bahnhof. Hanna Miley (Hannelore Zack), die mit ihrem Ehemann George seit Jahrzehnten in einer philanthropischen Organisation tätig ist, schreibt zurzeit über ihr Schicksal ein Buch.

05.11.2011

Zur Erinnerung an die „Reichskristallnacht“: „Weg der Erinnerung“ in Gemünd am 9. November 2011

Die „Reichskristallnacht“ bzw. der „Novemberpogrom“ in der Eifel wurde detailliert in einer regionalhistorischen Dokumentation dargestellt. Aber weiterhin sollte an den Anfang des späteren Holocaust erinnert werden!

Eine verdienstvolle Arbeit leistet hierzu der Pastoralreferent der kath. Kirche im Bistum Aachen, Georg Toporowsky, der sich nicht nur um die Seelsorge im Nationalpark Eifel und Vogelsang (Hellenthal/Schleiden) kümmert, sondern auch an die einst hier beheimateten Juden und deren Schicksal erinnert. So hat er u.a. in verschiedenen Orten „Wege der Erinnerung“ ins Leben gerufen, die die Bevölkerung zu den wichtigsten Stätten des lokalen Judentums führen. Im letzten Jahr war dies in Kall oder 2008 in Schleiden. An beiden Veranstaltungen hatte die einst hier beheimatete Mirjam Fernbach verh. Brudermann teilgenommen.

Am Mittwoch, dem 9. November 2011, findet nun der „Weg der Erinnerung“ in Gemünd statt. Beginn: 18.30 Uhr, Ev. Gemeindesaal im „Haus am Wehr“ Dreiborner Str. 10-12. Der jüdische Gast ist Hanna Miley geb. Zack, deren Schicksal ich bereits in einem Online-Artikel dargestellt habe. Ebenso stellte ich sie in meinem letzten Buch Isidors Briefe auf den Seiten 116-118 dar.

 

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In der Ankündigung heißt es:

Gang durch Gemünd zu Orten ihrer Kindheit unter Begleitung von Hanna Miley, geb. Zack, die als Kind in Gemünd aufwuchs und am 24. Juli 1939 als 7-jähriges Mädchen mit einem der letzten jüdischen Kindertransporte nach London geschickt wurde. Als einzige der Familie überlebte sie so den Holocaust. Sie lebt heute in den USA. An verschiedenen Stationen in Gemünd werden wir Kindheitserinnerungen von Hanna erzählen und sie wird aus ihrem geplanten Buch vorlesen.

Im Rahmen der Visitation wird auch Weihbischof Johannes Bündgens an dieser Veranstaltung teilnehmen.

Die Veranstaltung beginnt um 18.30 Uhr im evangelischen Gemeindesaal, Dreiborner Str. 10-12 und wird ca. 1,5 Stunden dauern.

www.aufwind-spueren.de

30.10.2011

Jüdische Friedhöfe, z. B. Arloff-Kirspenich (Bad Münstereifel)

Friedhof Arloff 2

Je mehr ich mit den Abschlussarbeiten zu meinem neuen Buch über den letzten Judenältesten von Bergen-Belsen, Josef Weiss, befasst bin, desto mehr interessiere ich mich für die Genealogie meiner vielen jüdischen Mitarbeiter. Nachdem mir im Jahre 2008 HaGalil bei meiner Suche nach Augenzeugen geholfen hat, habe ich auch mit der prominenten Familie de Vries zu tun. Simon Philip de Vries (1870-1944) war ein berühmter niederländischer Rabbiner und Buchautor. In seinem bekannten Standardwerk „Jüdische Riten und Symbole“ äußert er sich auch über jüdische Friedhöfe:

Der Friedhof (...) hat mehrere Namen. Einer ist Beit Hakwarot, wortwörtlich übersetzt, das Haus der Gräber. Aber Juden, denen noch die alten hebräischen und jüdischen Ausdrücke bekannt sind, nennen ihn lieber Beth Hachajim, d. h., die Wohnung der Lebenden. Oder auch in der vertrauten Gettosprache auf jiddisch: der Getort, eine Verballhornung von »gut Ort«. Solche Bezeichnungen sind vielsagend. Gewiss, sie können aus der Angst heraus entstanden sein, das Schreckliche bei seinem Namen zu nennen und es, Gott behüte, nicht hinaufzubeschwören. Aber ihr Sinn liegt auch darin, den Tod emotionell als weniger drohend und furchterregend darzustellen, oder das, was er bedeutet, mindestens abzuschwächen (...). »Gut Ort« oder »Wohnung der Lebenden« sind zweifelsohne schöne Bezeichnungen für einen Friedhof.

Auch die jüdische Friedhöfe in der Voreifel werden wie Denkmale gepflegt und erhalten. Aber regelmäßige Besichtigungen sind angebracht. Auf diese Weise entdeckt man leider gelegentlich Zerstörungen und Schändungen, gewinnt aber auch positive Eindrücke. Dies gilt u.a. für den jüdischen Friedhof von Arloff-Kirspenich, der zum Stadtgebiet von Bad Münstereifel gehört.

 

Friedhof Arloff 2

 

Der kleine jüdische Friedhof an der Talstraße in Arloff-Kirspenich, (Flur 4, Nr. 128), wurde im Jahre 1876 neu angelegt. Auf der kleinen dreieckigen Parzelle findet man heute noch 10 Grabsteine, die an die Familien Kahn, Baer und Aaron erinnern. Dieser Friedhof steht seit dem 8. September 1989 unter Denkmalschutz. Trotz der wenigen jüdischen Familien wirkten sich auch hier die Auswüchse der Reichskristallnacht aus. Der kleine Friedhof zeigte sich zur Zeit der Besichtigung als gepflegt. Folgende Grabsteine findet man vor:

Isaak Kahn 1814—1890 Symbol: eingegrabene Priesterhände
Frau Isaak Kahn gb Mendel aus Meckenheim
Frau Isaak Kahn gb Jeanette Mendel
Joseph Baer 1818—1906
Frau Joseph Baer gb Regina Meyer aus Euskirchen 1822—1881
Abraham Kahn 1856—1908 Symbol: eingegrabene Priesterhände
Frau Abraham Kahn gb Rosa Levi aus Kirchheim 1856—1934
Isidor Kahn 1885—1920 — Gatte, Vater
Frau Seligmann Aaron gb Rosa Wolff aus Heimerzheim
1 Grabstein beschädigt, ohne Epitaph

26.10.2011

Nun auch Interesse in Frankreich an bereits in Euskirchen geehrtem Schriftsteller Ettighoffer

Im Frühjahr 1972 lernte ich in Niederkastenholz den Schriftsteller Paul Coelestin Ettighoffer (* 14. April 1896 in Colmar/Elsass, † 15.Oktober 1975 in Zülpich) persönlich kennen. Ich wollte mich damals mit ihm u.a. über sein Buch „Das Mädchen mit dem gelben Stern“ unterhalten, das er im Jahre 1952 verfasst hatte, aber nach dem Holocaust keine Interessenten mehr im Nachkriegsdeutschland fand. Bis heute wird es nirgendwo erwähnt oder in Literaturlisten angeführt. Hinweise hierüber werden gerne angenommen.

Der besonders in Frankreich bekannte Schriftsteller Ettighoffer hatte nach dem 2. Weltkrieg Schwierigkeiten, in Deutschland die Anerkennung zu erhalten, die ihm m. E. aufgrund seiner Literatur über die Unsinnigkeit des 1. Weltkrieges und die Verpflichtung zur Völkerverständigung zustand. Auch mein Antrag bei der Stadtverwaltung Euskirchen, den damaligen Mitbürger durch eine Straßenbenennung posthum zu ehren, stieß auf heftigen Widerstand. Wie mir die Realisierung dennoch gelang, habe ich im Februar 2011 in einer dreiteiligen Online-Serie dargestellt:

 

Der Schriftsteller Ettighoffer in der Diskussion des Zeitgeistes: Streit um die Benennung einer Straße in Euskirchen (1980)

Ettighofer

1. Teil: Streit um die Benennung einer Straße in Euskirchen (1980)

2. Teil: Euskirchener Sozialdemokraten gegen berühmten Schriftsteller Ettighoffer ---Diskussion in der Euskirchener Lokalpresse --- Franzosen kritisieren unnötige „Ettighoffer-Affaire“

3. Teil: Endlich eine Straße in Euskirchen nach Paul Coelestin Ettighoffer benannt (1980)

 

Ähnlich wie meine NEWS vom 23. August 2011, wo es um NS-Filme und spezielle Fotos zum Thema NS-Ordensburg Vogelsang ging, hatte auch dieser Beitrag eine große Resonanz. Diesmal wandten sich besonders Internet-Leser aus Frankreich an mich, um meine damalige Aktivität zu begrüßen und anzukündigen, sich künftig mit dem in „Frankreich noch unbekannten Elsässer“ zu befassen. Wörtlich meint am 11. Oktober 2011 Heinrich Luc aus Straßburg in einem Anschreiben:

„... Leider ist Ettighoffer in Frankreich so gut wie unbekannt. Leute wie Ernst Jünger oder Erich Remarque sind wesentlich berühmter. Ich habe vor, eines seiner Werke (Gespenster am Toten Mann) bis zum Jahre 2014 ins Französische zu übersetzen. Ich suche zur Zeit aber auch noch Dokumente über ihn während seiner Zeit als deutscher Soldat (1914-1918). Interessiert bin ich ebenfalls an Fotos, die ihn als Offizier zeigen. Gerne weise ich Sie und Ihre Leser auf meine Ettighoffer-Seite www.dsm1918.de/SEITE_PAUL_ETTIGHOFFER.html hin.“

Am 16. Oktober 2011 erfuhr ich von einer französisch-belgischen-deutschen Reenactment- Gruppe, dass man mit Interesse meine o.a. Online-Serie zur Kenntnis genommen habe und jetzt auch an Ettighoffer und seiner Literatur über den Ersten Weltkrieg interessiert sei. Der eingetragene Verein DSM - Darstellungsgruppe Süddeutsches Militär e.V. (Groupe de reconstituants militaires) - stellte sein weiteres Programm vor:

DSM„Wir sind eine Gruppe mit 40 Mitgliedern. Unser Ziel ist es, das Leben des deutschen Soldaten zwischen 1870 und 1918 darzustellen. Wir sind ständig in Kontakt mir anderen Gruppen aus Frankeich, Belgien und Deutschland. Am 11. November 2011 werden wir zum Beispiel an der Eröffnung eines riesigen Museums über den 1.Weltkrieg in Meaux teilnehmen. Dort wird auch der französische Präsident anwesend sein.

Auf der Webseite des „Conseil General des Dèpartement Meuse“ wurden wir im März 2011 auch verlinkt . Vgl. www.dsm1918.de Wie Sie, sehr geehrter Herr Arntz, haben auch wir die Absicht, dass Ettighoffer irgendwie in Frankreich und besonders im Elsass, seiner eigentlichen Heimat, wieder bekannt wird.“

Wer sich an der weiteren historischen Aufarbeitung der Biographie von Paul Coelestin Ettighoffer beteiligen möchte, wende sich an den DSM. Auch wenn es jetzt verstärkt um den Zeitraum bis nur 1918 und ein internationales Projekt geht, so sind die künftigen Ergebnisse doch für die Stadt Euskirchen und besonders für meine regionalhistorische Homepage wichtig.

22.10.2011

Ehemalige Euskirchener Lehrerin wird 104 Jahre alt

Marienschule KollegiumDie Geschichte des Euskirchener Gymnasiums Marienschule ist nicht nur eine Schulchronik, sondern auch ein heimatkundlicher Beitrag zur Entwicklung der einst ländlich strukturierten Voreifel. Dennoch beweisen die Besuche meiner regionalhistorischen Homepage immerwieder, dass besonders die Fotos im 2. Teil meines Online-Berichtes viele ehemalige Schüler interessieren. Hier ist auch einePädagogin zu sehen, die vor wenigen Tagen 104 Jahre alt wurde. Es handelt sich um das rüstige Geburtstagskind MarthaKerßenboom (*18.10.1907), die einst als technische Lehrerin in den Fächern Hauswirtschaft und Sport unterrichtete. Ich lernte die engagierte Pädagogin noch 1973 als engagierte Kollegin kennen.

Marienschule KollegiumClaudia Hoffmann von der Euskirchener Lokalredaktion stellte ihr Leben am 19. Oktober 2011 im Lokalteil des Kölner Stadt-Anzeigers vor: Erinnerungen bis in die Kaiserzeit. Die Jubilarin Martha Kerßenboom geb. Rosiny ist somit die älteste Bürgerin der Stadt Mechernich und wohnt immer noch in Kommern. Sicher wird sie sich über die verdienten Glückwünsche freuen. Auch ich gratuliere herzlich und wünsche: ad multos annos!

18.10.2011

Mechernich: „Stolpersteine“ und Grabpflege des jüdischen Friedhofs in Mechernich

Gunter DemnigEs ist dem Künstler Gunter Demnig (*1947) zu verdanken, dass Stolpersteine inzwischen zu einem bedeutsamen Ritual der Erinnerung an die Opfer des Nationalsozialismus geworden sind. Etwa 35.000 dieser kleinen Denkmale, die inzwischen von ihm in den Bürgersteig – vor dem ehemaligen Haus der meist jüdischen Opfer - verlegt wurden, rütteln die deutsche Historie wach und mahnen.

Inzwischen ist es nicht mehr schwer, an die Namen der deportierten und im Holocaust umgekommenen Juden zu kommen oder deren Schicksal in der regionalhistorischen Literatur oder im Internet abzurufen. Aber etwas Positives mit diesen Fakten zu bewirken, das ist die verdienstvolle Mitarbeit vieler Bürger, Organisationen und Schulklassen. Sie spenden aus eigener Tasche den hierfür vorgesehenen Betrag oder sie suchen Sponsoren für die posthume Ehrung der betreffenden Opfer. Während in den großen Städten inzwischen die Verlegung der „Stolpersteine“ in großen Mengen und wie selbstverständlich über die Bühne geht, erhält sie besonders in den kleinen Gemeinden und Ortschaften insofern einen historischen Wert, als dass sich Schüler unter Leitung geschichtsbewusster Lehrer besonders mit der diesbezüglichen Regionalhistorie befassen und sich mit dem Schicksal der umgekommenen Juden – meist fälschlich „ehemalige Mitbürger“ genannt – befassen. Auf meiner regionalhistorischen Homepage führte ich zum Beispiel Bad Münstereifel und Kommern/Mechernich an. Aber auch auf die Aktivitäten in Weilerswist oder Euskirchen soll exemplarisch hingewiesen werden.

testErneut sollen verdienstvollen Aktivitäten der Hauptschule Mechernich  erwähnt werden, wo sich Schüler seit Jahren für die Verlegung von Stolpersteinen verantwortlich fühlen und stets ein kleines Rahmenprogramm erstellen. Auch am 20. Oktober werden in der Heerstraße vier der handgefertigten Messingplatten für die deportierten Mitglieder der Familie Cohn eingelassen: Albert Cohn, der 46 Jahre alt wurde, Julia Cohn (37 Jahre) und die Kinder Edgar (12 Jahre) und Helga (8 Jahre).

Weiterhin soll auf einen Online-Artikel der Mechernicher Stadtverwaltung hingewiesen werden: Hauptschüler pflegen jüdische Gräber. Hier heißt es:

Die Zehntklässler der städtischen Hauptschule Mechernich haben eine Patenschaft über den jüdischen Friedhof „Im Steinrausch“ übernommen. Die Arbeitsgemeinschaft „Forschen - Entdecken – Erinnern“ um Lehrerin Gisela Freier hatte sich 2010 zum Ziel gesetzt, die noch erhaltenen 42 Gräber einheitlich mit Bodendeckern zu bepflanzen. Das wurde jetzt in zwei Arbeitsschritten im Herbst 2010 und am Dienstag, 11. Oktober 2011, realisiert.

Weiterhin soll auf dieser regionalhistorischen Homepage ihr weiteres Engagement gelobt werden, da diese Gruppe auch die Pflege des jüdischen Friedhofs von Mechernich übernommen hat.

14.10.2011

Der Maler Otto Pankok als Lebensretter im Dritten Reich – Ein Beitrag zur Judenverfolgung in der Eifel

Eifeljahrbuch 2012

Es ist eine Tatsache, dass viele Künstler im Dritten Reich diskriminiert, verfemt oder verfolgt wurden. Zu ihnen gehörte der Maler, Graphiker und Bildhauer Otto Pankok (1893 – 1966), der seit der Nachkriegszeit auch zu den „Landschaftsmalern der Eifel“ gezählt wird. Als ich vor einigen Jahrzehnten erstmals über diesen Künstler recherchierte, war sein Bezug zur Eifel noch nicht so offenbar, und sein diesbezügliches Schaffen resultierte hauptsächlich aus den Eindrücken der Zeit 1941/42 bis 1946. Der Maler stammte auch nicht aus der Region, sondern wurde in Mülheim an der Ruhr geboren, wirkte hauptsächlich in Düsseldorf sowie in der niederrheinischen Region und starb 1966 in Wesel.

Aufgrund dauernder Überwachung durch die Gestapo und eines offiziellen Arbeitsverbotes flüchtete Otto Pankok mit seiner Frau in die Eifel. In dieser Abgeschiedenheit bewies er sein kollegiales Verhältnis zu ebenfalls verfolgten Künstlern und war an der Rettung einer Jüdin, Brunhilde (Hilde) Barz geb. Stein, beteiligt. Zurzeit überprüft die Gedenkstätte Yad Vashem in Jerusalem, ob Otto Pankok posthum mit dem Ehrentitel Gerechter unter den Völkern ausgezeichnet werden kann.

Unter der Überschrift „Der Maler Otto Pankok als Lebensretter im Dritten Reich – Ein Beitrag zur Judenverfolgung in der Eifel“ publizierte ich einen Beitrag, der vor wenigen Tagen im Eifeljahrbuch 2012 (S. 71-81) erschien. Als Herausgeber firmiert der Eifelverein in Düren. Der Artikel ergänzt sicher zwei Ausstellungen, die zurzeit parallel im Bereich der Stadt Schleiden zu sehen sind.

 

Eifeljahrbuch 2012 Text

 

Meine ersten Recherchen gehen auf das Ende der 1980er Jahre zurück und wurden in meinem Dokumentationsband Judenverfolgung und Fluchthilfe im deutsch-belgischem Grenzgebiet (S. 706-712) veröffentlicht. Schon damals konzentrierte sich die Darstellung nicht so sehr auf die künstlerische Arbeit von Otto Pankok, sondern eher auf die menschliche Leistung eines Verfemten, der dennoch in der Lage war, seinen Malerfreund Mathias Barz und dessen jüdische Ehefrau zu retten. Am Beispiel der Regionalhistorie für die Eifel und Voreifel wollte ich darstellen, wie die im Rheinland wirkenden Maler Otto Pankok (1893-1966) und Mathias Barz (1895-1982) als Vertreter des expressiven Realismus der Verfolgung der Nationalsozialisten ausgesetzt waren und in der Eifel überleben konnten. Wie eng der Zusammenhang zwischen Politik und Kunst wie auch „entartete Kunst“ und „Judenverfolgung“ werden konnte, sollte anhand vieler Details ersichtlich werden. In absehbarer Zeit wird der vollständige Artikel auf dieser regionalhistorischen Homepage erscheinen.

09.10.2011

Euthanasie im Dritten Reich – Viele Opfer auch im Kreise Euskirchen

Denkmal

„Euthanasie“ in der NS-Zeit oder Aktion T4 ist eine nachdem Holocaust gebräuchlich gewordene Bezeichnung für die systematische Ermordung von mehr als 70.000 Psychiatrie-Patienten und behinderten Menschen von 1940 bis 1941. Unter der Überschrift Ein Denkmal Der Grauen Busse erinnert eine Ausstellung in Köln an rassistisch begründete Verbrechen vieler SS-Ärzte und –Pflegekräfte.
Unter Leitung des Landschaftsverbandes Rheinland, Kennedy-Ufer 2, Köln, findet nun als Abschluss einer inzwischen durch ganz Deutschland gereisten Denkmal-Präsentation eine zusätzliche Veranstaltungsreihe statt, die bis zum 18. April 2012 vorgesehen ist. Das Rahmenprogramm beinhaltet zusätzlich regionalhistorische Schwerpunkte zum Thema „Euthanasiemorde im Rheinland“.

Das „Denkmal der grauen Busse“ ist ein zweiteiliges Denkmal, das 2006 für die Opfer der Krankenmorde der nationalsozialistischen „Aktion T4“ im Zentrum für Psychiatrie Weißenau (der ehemaligen „Heilanstalt Weißenau“) in Ravensburg errichtet wurde. Es ist „als Transportmittel der Erinnerung“ für die Euthanasie-Opfer des Nationalsozialismus gedacht und soll sowohl Opfer als auch Täter und die Tat reflektieren. Seit dem 1. September 2011 ist es jetzt in Köln zu sehen.

In diesem Zusammenhang sollte auch auf die Forschungsergebnisse von Gabriele Rünger hingewiesen werden, die sich vor einigen Jahren diesbezüglich mit den Altkreisen Euskirchen und Schleiden befasst hat. Vgl. „Die Opfer der Rassenhygiene – Zwangssterilisation, Euthanasie und Rassenwahn“, in: „Nationalsozialismus im Kreis Euskirchen“, Jahresschrift 2006 des Geschichtsvereins Euskirchen e.V., Bd. 2, S. 657 – 754. Hier geht die Leiterin des Euskirchener Stadtarchivs nicht nur auf die vielen nachweisbaren Fälle, sondern auch auf die späteren juristischen Konsequenzen ein.

04.10.2011

Zwei jüdische Zeitzeugen erinnern sich an Rosh Hashana

Prof. Jeffrey R. Chadwick weist in sehr verständlichen Worten darauf hin, wie vielseitig und lebendig die Wege sind, Rosh Hashana zu feiern. In diesem Jahr war dies am 28. bzw. 29. September. Ein diesbezüglicher Blick ins Internet bestätigt anhand vieler Bilder seine Aussage.

 Auch die sich daran anschließenden Hohen Feiertage bestimmen zurzeit das religiöse Leben frommer Juden. Alois Payer meint hierzu:

"Im Gegensatz zu den anderen wichtigen jüdischen Festen sind die 'Hohen Feiertage', 'Furchtbaren Tage', 'Gewaltigen Tage' oder 'Tage der Ehrfurcht' -- Rosch Ha-Schana (Neujahrsfest) und Jom Kippur (der Versöhnungstag) -- nicht mit historischen Ereignissen verknüpft. Auch sind es keine fröhlichen Feste. Die 'Furchtbaren Tage', wie sie genannt wurden, sind rein religiöse Feste, die Gottes Rolle als Richter des Universums feiern. Sie heben nachdrücklich die Begriffe der Moral, der Gewissenserforschung, des Spirituellen und der Heiligkeit in den Vordergrund.“

Zwei Erlebnisse fielen mir spontan ein, die sich mit der Voreifel und Rosh Hashana befassen. Da geht es zuerst einmal um eine Erinnerung an 1932, die ich in meinen Online-Artikeln Prof. Dr. Joseph Walk vom Leo Baeck Institut in Jerusalem erinnert sich an die jüdische Gemeinde von Bad Münstereifel (2007) und Die „Hohen Feiertage“ im jüdischen Kalender – Erinnerung an das einstige Gemeindeleben von Münstereifel (2009) publizierte. Der Eindruck des damals junger Vorbeters – und späteren Direktors des Leo-Baeck-Instituts in Jerusalem - an die „Hohen Feiertage“ in Münstereifel vermittelt eine friedliche Zeit, die noch nicht von Rassismus und Nationalsozialismus gestört wurde.

 

Synagoge in der Orchheimerstraße   Synagoge in der Orchheimerstraße

Die Synagoge in der Orchheimerstraße von Bad Münstereifel (1932). Rechts davon das ehemalige Kaufhaus Simon Wolff. (Repros: Kolvenbach und Arntz)

 

Auf der 1. Etage des linken Fachwerkhauses befand sich bis 1938 die Synagoge von Münstereifel

 

 

Das zweite Erlebnis befasst sich mit Karl Schneider aus Euskirchen, der Rosh Hashana 1942/43 im Ghetto von Riga erlebte. In meiner Publikation im Jahrbuch des Kölnischen Geschichtsvereins (1982) zum Thema Religiöses Leben der Kölner Juden im Ghetto von Riga (vgl. auch bei shoa.de) heißt es u.a.:

„ ... Roschhaschana war allerdings ein Feiertag, der eine besondere Würdigung wert war. Von Seiten der Gruppenarbeitseinsätze war schon Sorge getragen, dass soweit es möglich war, alle älteren und religiösen Menschen von der Arbeit befreit waren. Aber große Vorsicht war geboten. Im ersten Jahre unseres Exils gelang es einem großen Teil der Außenarbeiter, auf ihren Arbeitsplätzen dem Aufsichtspersonal zu erklären, dass wir den höchsten Feiertag hätten und dass der Kommandant angeordnet hätte, früher als sonst ins Ghetto zurückkehren zu dürfen. Tatsächlich fiel ein Teil dieser Menschen auf diese Angaben herein und brachte seine Juden schon am frühen Mittag ins Ghetto.

Karl SchneiderNachspiel! Nie hätte der Kommandant davon erfahren, wenn nicht verschiedene Arbeitsplätze telefonisch Kontakt mit dem Ghetto gesucht hätten, um sich von der Wahrheit dieser Angaben zu überzeugen.

Dazu muss ich folgendes berichten: Die Juden arbeiteten teils in Privatbetrieben, bei Wehrmachtseinheiten und bei der SS. Bei der SS war es nicht möglich, besondere Vorteile in Bezug auf die Feiertage herauszuholen, wenn auch ein einzelner Mann eventuell geholfen hätte. Aber die Führer hätten es verboten. Keine Arbeit hätte Mord und Totschlag zur Folge gehabt und war zudem gleichbedeutend mit Sabotage! Bei Einheiten der Wehrmacht konnte man es eher erreichen, weil ein Teil der Soldaten und auch der Vorgesetzten unser Verhalten wegen des Feiertages verstehen konnte. Trotz dieses Vorfalles am Rosch Haschana 1942 konnte die oben erwähnte Angelegenheit ohne Folgen aus der Welt geschafft werden.

Im Jahre 1943 wurde es uns aber von unserer Leitung verboten, wieder auf diese Weise früher ins Ghetto zurückzukehren.
Der Festgottesdienst am Rosch Haschana war besonders eindrucksvoll. Der Kantor gab sein Bestes. Außerdem hatten wir einen Gastsänger, einen ehemaligen lettischen Oberkantor, der auch über eine herrliche Stimme verfügte. Erhebend waren die Reden von Rabbiner Ungar und von Leiser. Schofer blies Berthold Simons selten schön. Der Betsaal war immer weit überfüllt, so dass ein großer Teil der Beter im Treppenhaus und bis zum Hof herunter stand und andächtig betete.

Man wird mich fragen, wo alle die Ritualgegenstände herkamen. Die Antwort ist leider zu leicht. Als wir ins Ghetto einzogen, hatten dort – wie schon erwähnt – große Aktionen gegen lettische Juden stattgefunden. Wir übernahmen diese Wohnungen, so wie die armen Menschen sie verlassen mussten, als sie aus denselben vertrieben wurden. Nicht nur Lebensmittel – allerdings in beschränktem Maße –, sondern auch Kleider und Bekleidungsgegenstände jeglicher Art fanden wir vor. So blieb es nicht aus, dass man gerade in dieser Stadt, wo so viele fromme Juden lebten, auch die Bücher und Ritualien vorfand, die man zu jedem Tag und Feiertag brauchen konnte. Interessant war, dass die meisten Festgebetbücher in Zedernholz gebunden waren. Sie enthielten oft Bilder und Inschriften von Palästina(...).

29.09.2011

Rosch ha-Schana 2011

Rosch ha-Schana

Am 28. bzw. 29. September 2011 - nach gregorianischen Kalender - feiern die Juden in aller Welt Rosh Hashana, das Neujahrsfest. Im jüdischen Kalender handelt es sich um das Jahr 5772. „Rosch ha-Schana“ lautet in der deutschen Übersetzung „Anfang des Jahres“ und erinnert die jüdischen Gläubigen an die Erschaffung der Welt. Da sich die vorliegende regionalhistorische Homepage besonders mit der deutsch-jüdischen Geschichte befasst, hat sie seit Jahren eine treue Leserschaft in aller Welt und überraschend hohe Leserzahlen. Sie erreicht sehr viele, deren „roots“ aus dem Rheinland sowie der Eifel und Voreifel stammen. Aufgrund dadurch entstandener Kontakte und der Mitarbeit an deutsch-jüdischen Projekten ist meine Email-Anschrift inzwischen in vielen Verteilern, sodass auch mir – als nicht-jüdischem Regionalhistoriker – zu Rosch ha-Schana viele Glückwünsche zugestellt werden.

Hierfür möchte ich mich – stellvertretend bei der 101jährigen Ruth E. (Paraguay), der Schriftstellerin Marion Blumenthal Lazan (USA) und dem aus Köln stammenden Eran B.J. (Israel) – herzlich bedanken und ebenfalls schana tova“wünschen:

Rosch ha-Schana: Shana Tova to all my Jewish friends the globe over

Den jüdischen Lesern meiner regionalhistorischen Homepage wünsche ich ein „frohes Neues Jahr“. Dear Friends the globe over, I wish you Shana Tova, a very happy, healthy and sweet year 5772.

 

Rosch ha-Schana

 

Für nicht-jüdische Leser sei – mit Bezug auf WIKIPEDIA - auf das jüdische Neujahrsfest hingewiesen:

Rosch ha-Schana (auch Rosch ha-Schanah, in aschkenasischer Aussprache Rausch ha-Schono oder Roisch ha-Schono oder volkstümlich auf Jiddisch auch Roscheschune genannt; Hebräisch ראֹשׁ הַשָּׁנָה Haupt des Jahres, Anfang des Jahres) ist der jüdische Neujahrstag. Die Mischna, die wichtigste Sammlung religiöser Überlieferungen des rabbinischen Judentums, legt dieses Fest als Jahresbeginn und für die Berechnung von Kalenderjahren fest. Der Neujahrsgruß ist שנה טובה schana tova („ein gutes Jahr“) oder auch שנה טובה ומתוקה schana tova u'metuka („ein gutes und süßes Jahr“).

27.09.2011

Indoktrination von Kindern: „Rassenkunde“ in der Schule des Dritten Reiches

Die Kritik am bundesdeutschen Schulsystem basiert u.a. auf dem Vorwurf, dass das föderalistische System diesbezüglich nicht einheitliche Maßstäbe anlegt und sehr verschiedene Schwerpunkte setzt. Meist sind diese zudem politisch und nicht unbedingt bildungsrelevant konzipiert. Außerdem bleibt die Struktur des Bildungssystems selten nach den Landtagswahlen in den 16 Bundesländern vollständig bestehen, sodass eine ständige Unruhe bei Lehrenden und Lernenden besteht. Die Kritik an diesem Teil des Föderalismus hat sich in den letzten Jahrzehnten verstärkt.

Andererseits ist jegliche Form von einseitiger Indoktrination der Schüler und Lehrer abzulehnen, weil diese Form der Belehrung und Didaktik gefährlich ist und in Richtung Manipulation geht. Die gesteuerte Form der Lern- und Lehrinhalte ist meist ideologisch bestimmt und verhindert als Zensur zudem jegliche Form der Kritik oder einer anderweitigen Information.

Indoktrination als Instrument einer diktatorischen Staatsform kam im 3. Reich vor. Ein Lehrbuch, das im 3. Reich am Euskirchener Gymnasium Marienschule zum vorgeschriebenen Bücherkanon gehörte, propagiert unter der Überschrift „Aus Blut und Boden der Inbegriff der Rasse“, dass „heilig und unantastbar uns das Blut ist.“ Als Höhepunkt einer systematischen Schwarz-Weiß-Malerei folgen Bilder „hyper-arischer“ Mädchen, die einen Gegensatz zum „kranken Erbgut“ darstellen.

 

Rassenkunde 01

 

Rassentrennung gab es selbst in der Mathematik, und „arisches Rechnen“ fand Eingang in die Schulbücher des Dritten Reiches. Zum Erstaunen vieler Pädagogen gelang es, selbst Fragen der Euthanasie in mathematische Formeln umzumünzen. Es folgen einige Beispiele aus dem Buch „Mathematik im Dienste der nationalpolitischen Erziehung. Ein Handbuch für Lehrer“, Frankfurt am Main 1935:

 

Rassenkunde 02
24.09.2011

Rassismus und Rassendiskriminierung in der Eifel (1935)

Es hängt eigentlich nur von der Sichtweise ab, ob die eigene Herkunft rassistisch interpretiert wird. Insofern kann „Rassismus“ jeden Menschen betreffen, da der Begriff nie grundsätzlich und wertfrei definiert werden konnte. Der Begriff „Rasse“ wird nur insofern biologisch erklärt, als dass wichtige Faktoren unserer menschlichen Eigenschaften und Fähigkeiten in den Vordergrund gestellt werden. Wenn auch der Begriff „Rassismus“ erst im 20. Jahrhundert eine Bedeutung bekam, dann nur in einer negativen und gefährlichen Auseinandersetzung mit politischen Programmen und sehr subjektiven Rassentheorien. Die Konvention der Vereinten Nationen unterscheidet nicht zwischen rassischer und ethnischer Diskriminierung.

 

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Die sicher unnötige Diskussion über „Rassendiskriminierung“ ähnelt der Fragestellung, welche Bevölkerung „gläubig“ und „ungläubig“ oder „gebildet“ oder „ungebildet“ ist. Wer sich einmal mit dem terminus technicus „Barbar“ befasst hat und historisch informiert wurde, wer, wann, in wessen Augen und weshalb als „Barbar“ – im ähnlichen Sinne auch als „Arier“ – betrachtet wurde oder wird, kann nur den Kopf schütteln.

Besonders in den Jahrzehnten vor dem Nationalsozialismus und dann ganz speziell im Dritten Reich entstanden anthropologische Theorien, die das rein biologistisch ausgerichtete Verständnis von „Rasse“ mit dem ethnisch-soziologischen Begriff „ Volk“ vermengten. In meinem Dokumentationsband Judenverfolgung und Fluchthilfe versuchte ich in mehreren Kapiteln, die im Dritten Reich praktizierte „Rassentrennung“ und „Rassendiskriminierung“ anhand Eifel-spezifischer Beispiele zu erklären und zu veranschaulichen.

 

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Erstaunlich ist in diesem Zusammenhang, dass auch der damalige Kreis Monschau, in dem eigentlich nie Juden sesshaft waren, den Nazi-Rassenhass schürte. Anlässlich eines Vortrags im September des Jahres 2006 referierte ich in Kalterherberg über die Gründe. Seit einiger Zeit werde ich im Anschluss an meine Vorträge in westdeutschen Schulen immer häufiger gebeten, typische Beispiele diesbezüglicher Propaganda auf meine Website zu setzen. Sie sollen im Geschichtsunterricht Verwendung finden. Daher möchte ich auf meiner regionalhistorischen Homepage im Laufe der nächsten Zeit verstärkt auf Beispiele typischer Rassendiskriminierung in der Eifel und Voreifel eingehen. Heute gebe ich 4 Beispiele, die anschaulich die Rassendiskriminierung der Nazi-Zeitung „Monschauer Beobachter – eine Lokalausgabe des „Westdeutschen Beobachters“ – in Text und Bild (1935) offenbart. Meine Collage wurde auf der Seite 181 des o.a. Buches „Judenverfolgung und Fluchthilfe“ publiziert, und Erklärungen können dort im Zusammenhang nachgelesen werden.

14.09.2011

Der Beginn der Deportationen und des Holocaust (1941)

Von den etwa 2.000 jüdischen Frauen, Männern und Kinder, die am 22. und 30. Oktober 1941 von Köln aus nach Litzmannstadt deportiert wurden, überlebten nur eine Handvoll. Zu ihnen gehörte nicht die kleine Lotte Cohn (1937-1944) aus Euskirchen. Mit diesen beiden Transporten begannen die Deportationen in den Osten und der Holocaust.

Am 17. August 2011 (An diese Stelle !!!) wies ich in den NEWS meiner regionalhistorischen Homepage auf die Ausstellung „Deportiert ins Ghetto“ hin, die in der Zeit vom 9. September bis zum 23. Oktober 2011 im NS-Dokumentationszentrum der Stadt Köln (EL-DE-Haus, Appellhofplatz 23-25) zu sehen ist. Diese beeindruckende Ausstellung beinhaltet die ersten Deportationen von Köln und dem Rheinland nach Litzmannstadt (Lodz). Gemeinsam mit der Mahn- und Gedenkstätte Düsseldorf wurde sie von dem NS-Dokumentationszentrum der Stadt Köln erarbeitet. Anhand vieler Privatfotos, Dokumente und einzelner Fotos aus dem Koblenzer Bundesarchiv (vgl. auch Anlage) hinterlässt die Kölner Dokumentation einen bewegenden Eindruck, der sogar noch über die historische Erkenntnis hinausgeht.

 

LITZMANNSTADT (Prospekt zur Ausstellung in Köln). Foto Bundesarchiv

 

Über Litzmannstadt sagt WIKIPEDIA u.a. aus:

Das Ghetto Litzmannstadt, auch Ghetto Lodsch, in Łódź, unter der deutschen Besatzung umbenannt nach dem General und NSDAP-Mitglied Karl Litzmann (1850–1936), war von 1939 bis 1944 eines der größten Jüdischen Wohnbezirke / Judenghettos des nationalsozialistischen „Deutschen Reichs“ (neben den Sammellagern in Warschau und Krakau). Es diente, wie die anderen NS-Ghettos auch, vor allem als Zwischenstation vor der Deportation in die Vernichtungslager Kulmhof (Chełmno nad Nerem), Auschwitz II, Majdanek, Treblinka und Sobibor.

COHN, LotteAuch viele jüdische Bürger aus Euskirchen sowie der Eifel und Voreifel wurden 1941 und später nach Lodz deportiert. Zu diesen zählten u.a.: Angehörige der Familien Arensberg, Soestheim und Weiss (Flamersheim), Chimowitz oder Cohn (Euskirchen), Sommer (Weilerswist), Stock (Großbüllesheim), Rosenbaum (Schleiden), Kaufmann und Levano (Kommern), Wolff (Mechernich), Levy (Kall) oder auch Rosenbaum (Schleiden).

Die Angehörigen der großen Familie Cohn von der Wilhelmstraße 18 in Euskirchen gehörten zu den ersten Euskirchenern, die am 30. Oktober 1941 von Köln aus nach Litzmannstadt deportiert wurden. Die kleine Charlotte (*21.03.1937) kam am 28. Juni 1944 in Kulmhof um. Ein Foto (Copyright Arntz) wurde der Ausstellung zur Verfügung gestellt.

09.09.2011

Ein Parteiausschluss ist die schärfste Sanktionsmaßnahme  einer politischen Partei,  um Partei schädigendes Verhalten einzelner Mitglieder zu ahnden. Der antisemitischen NSDAP reichte es schon, wenn ein Mitglied Kontakt zu Juden unterhielt. Während im Dritten Reich hiermit Diskriminierungen und unabsehbare Nachteile verbunden waren, galt der diesbezügliche Nachweis nach dem 2. Weltkrieg bis zur Gegenwart als Zeichen des Mutes, der Toleranz oder gar als Beispiel des Widerstandes.

Wenn man die Protokolle der Entnazifizierungs-Kommissionen nachliest, ist man überrascht, dass angeblich viele rechtschaffende Bürger den Euskirchener Juden geholfen haben sollen. Aber nur wenige Überlebende konnten dies in Wirklichkeit beweisen. Es stellte sich sogar heraus, dass ein derartiges Argument oft fälschlich als Beweis für praktizierten Antifaschismus und „aufopfernde Judenhilfe“ angegeben wurde. Der Sinzenicher Bauer Hermann Schmitz jedoch unterhielt aber tatsächlich den Kontakt zu den benachbarten Juden und wurde deswegen nachweislich 1935 aus der Nazipartei ausgeschlossen. Hierüber wird im Laufe dieses Online-Artikels lobend zu sprechen sein.

 

Schmitz   Bauer

 

Zu den unbekannt gebliebenen „Alltags“-Gegnern, die nachweisbar – so lange dies möglich war -  der NSDAP keineswegs genehm waren, zählt auch der aus Sinzenich bei Zülpich stammende Landwirt Hermann Josef Schmitz (27.12.1882 - 21.11.1965). Er war das jüngste von vier Kindern der Eheleute Johann Wilhelm Schmitz (28.07.1834 - 19.08.1916) und Agnes Siepen (18.09.1845 - 15.09.1929). In erster Ehe war er mit Agathe Heucken (23.02.1890 - 28.04.1941) verheiratet und hatte ebenfalls vier Kinder.

Die katholische Familien Schmitz und Heuken waren mir bereits bei der Arbeit zu meinem  Buch  „REICHSKRISTALLNACHT“ – Der Novemberpogrom 1938 auf dem Lande  aufgefallen. Auf Seite 33 erwähne ich den Bauern Heucken, der während der „Kristallnacht“ am 10. November in Sinzenich mit einer Mistgabel das jüdische Mädchen Ruth Scheuer verteidigte, das nicht nur den Novemberpogrom, sondern Jahre später sogar Theresienstadt und Auschwitz überlebte. Immer wieder beeindruckt es mich, Kenntnis von unbedeutende Menschen zu erhalten, die im Dritten Reich nachweisbar Charakter und Aufrichtigkeit bewiesen haben. Was dem Landwirt Hermann Josef Schmitz geschah, als er bis 1935 ostentativ den Kontakt zu der zweiten Familie Scheuer, Julius Scheuer, unterhielt, soll aus folgender Korrespondenz erkennbar sein:

 

Schmitz

 

Der ausführliche Artikel mit weiteren Einzelheiten ist bei Abruf des folgenden Links lesbar:

05.09.2011

Zum Halbjahres-Programm des „Vereins für Geschichte und Kultur der Juden der Rheinlande e.V.“ in Bonn

Thorarolle

Der „Verein für Geschichte und Kultur der Juden der Rheinlande e. V.“ und des „Kleinen Jüdischen Lehrhauses in Bonn“ wartet in den nächsten Monaten mit einem interessanten Programm auf. Es beginnt am 11. September 2011 mit einer Führung über den jüdischen Friedhof Römerstraße/Augustusring und dürfte somit als begrüßenswerter Beitrag zum „Tag des Offenen Denkmals“ zu werten sein.

Die Bewohner der Voreifel können sich auf ein Wiedersehen mit Rolly Brings freuen, der am 15. November mit seiner „Bänd“ im „Kleinen Jüdischen Lehrhaus“ ein Benefizkonzert gibt. Hierzu werden gesonderte Einladungen und Informationen verschickt. Rolly ist in der Region ein immer noch sehr bekannter Pädagoge, der bis zu seiner Pensionierung an der Gesamtschule im benachbarten Weilerswist Deutsch, Englisch und Gesellschaftslehre unterrichtete. Musikfreunden sind „Rolly Brings & Bänd“ ein Begriff. Auch diese Veranstaltung findet im „Kleinen Jüdischen Lehrhaus“, Königswinterer Str. 647 (Eingang Jakobstraße, am Ende des Gebäudes) statt.

In diesem Zusammenhang weist meine regionalhistorische Homepage bewusst auf das Engagement des Bonner Vereins hin, der sich ebenfalls der Geschichte der Juden im Rheinland verpflichtet fühlt. Die Verantwortlichen wollen dieses Erbe durch Vorträge, Publikationen, kulturelle Veranstaltungen und Führungen aufrecht erhalten. Ihre Website gibt weitere Auskünfte über das Programm und Publikationen sowie die ständige Ausstellung in Bonn.

29.08.2011

Wiedersehensfeiern - sogenannte „Reunions“ - mit ehemals hier beheimateten jüdischen Mitbürgern sind oder waren häufig bewegend. Das erste größere Treffen in unserer ländlich strukturierten Region der Eifel und Voreifel war 1984 in Euskirchen-Flamersheim. Es wurde teilweise vom Fernsehen übertragen und galt als beispielhafter „Brückenschlag“, der auch so vom damaligen Bundespräsidenten gewürdigt wurde. Das Engagement unzähliger Dorfbewohner und die Bereitschaft der eingeladenen jüdischen Gäste, sich „versöhnen zu lassen“, war beeindruckend. Sie waren zwar privat in Flamersheim untergebracht, aber dennoch auf eigene Kosten angereist.

Das war ein Jahr später im Eifelort Kommern schon etwas anders. Den Schock, dass wirklich nicht jedes Bemühen himmelhochjauchzend begrüßt wurde, mussten die Eifelbewohner damals erst mal verdauen. Dies machte ich später in einer 4-teiligen Online-Serie deutlich.

In einem Online-Artikel vom 7. August 2011 erwähnte ich Frau Gisela Fobar geb. Teller, deren Familie in den 1930-er Jahren der Judenverfolgung durch eine Emigration entging. Aus einem jüdischen Seniorenzentrum in New York kam neulich ihre Email-Nachricht, dass sie sich mit einer anderen jüdischen Dame über ihre jüdischen Wurzeln in Gemünd und das Buch Judenverfolgung und Fluchthilfe unterhalten hätte. Dabei erinnerte sie sich an die Hintergründe, die die „Reunion“(1992) in Schleiden und Gemünd in einem besonderen Licht dastehen lassen.

 

 

Das nun erneut gesichtete Material bestätigt nach etwa 20 Jahren, dass die Wiedersehensfeier mit den „ehemaligen jüdischen Mitbürgern“ zur damaligen Zeit nicht unbedingt erwünscht war und dass die eigentlichen Hintergründe in die Zeit 1988-1990 zurückgehen. Nach mehr als 2 Jahrzehnten - auch im Sinne eines ehrlichen, regionalhistorischen Rückblicks – soll der gesamte Vorgang der damaligen Initiative noch einmal dargestellt werden. Das Ergebnis ist, dass es gelegentlich große Probleme bei derartigen „Versöhnungsfeiern“ gab!

 

 

Die gesamte Problematik – samt den dazugehörigen Zeitungsartikeln – ist in einem vollständigen Artikel unter folgendem Link abrufbar:

23.08.2011

NS-Filme und Fotos 1935-1939:  Suche nach Zeitzeugen aus Gemünd und Schleiden (Eifel)

Mit einigen Mitarbeitern werte ich zurzeit einige Filme und den Neuzugang von Fotos aus, die sich mit der NS-Ordensburg Vogelsang, der Zeit des Nationalsozialismus im Altkreis Schleiden und mit dem Kreistag der NSDAP (1935) im gleichen Kreisgebiet befassen. Da mein Archiv nicht dafür geeignet ist, das bisher ausgezeichnete Filmmaterial – mit allerdings unvollständigem Ton – noch für eine weitere Zeit zu konservieren, soll es bald digitalisiert und mit Texten erläutert werden. Hierzu ist aber auch die Mitarbeit ehemaliger Zeitzeugen und eventuell deren Angehörigen notwendig. Daher bitte ich die Leser meiner regionalhistorischen Homepage um freundliche Mitarbeit und Kontaktaufnahme per E-mail.

 

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Das erste Bild zeigt einen Ausschnitt aus dem Film vom Kreistag der NSDAP Schleiden, der in Gemünd und Schleiden gedreht wurde. Es wurde unter der Überschrift „Unsere HJ-Fahnen marschieren...“ am 24. Oktober 1935 im „Westdeutschen Beobachter, Teil Schleiden“, publiziert und zeigt HJ-Angehörige beim Fahnenaufmarsch. Sie müssten wahrscheinlich alle zu den Jahrgängen 1920/21 gehören. Während die beiden Jungen (v.l.) bereits bekannt sind, richtet sich meine Frage an die Angehörigen der drei rechten, recht gut zu sehenden Fahnenträger. Gibt es in vielleicht hinterlassenen Fotoalben weitere Bilder, schriftliche Ergänzungen und weitere Hinweise? Im Oktober 1935 lief der Film mit zwei anderen Heimatfilmen in verschiedenen Kreisorten.

Das 2. Bild stammt aus meinem 20minütigen Film über die ehemalige NS-Ordensburg Vogelsang. Aus besonderem Grund sind Angehörige der gezeigten Formation wichtig. Zwar handelt es sich nicht um Junker, die auf der Ordensburg ausgebildet wurden, sondern SA-Männer aus Gemünd und Schleiden, die Augenzeuge eines besonderen Geschehens geworden sind und ihren Angehörigen und Nachkommen vielleicht hiervon berichtet haben.

 

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Das dritte Foto wurde der „Burgfilmstelle Ordensburg Vogelsang“ gemacht und in der Presse kurz vor Kriegsbeginn veröffentlicht. Das Original ist heute allerdings nicht mehr in der teilweise erhalten gebliebenen Fotosammlung vorhanden. Gesucht wird von mir ein besserer Abzug, weitere Bilder zum selben Thema und Augenzeugenberichte zur Veranstaltung. Der Text der Zeitungsmeldung lautet:

Die Volksgenossen auf dem Berg und im Schleidener Tal starrten in diesen Tagen oft erstaunt in die Luft, wo ein Flugzeug seine Kreise zog. Das wird nun so bleiben, denn auf der Ordensburg Vogelsang wurde in dieser Woche der Flugplatz und damit der Flugbetrieb eröffnet. Das war für unsere Ordensburg ein besonderes Ereignis. Der k. Kommandant, Reichsamtsleiter Dietel, RSFK-Obersturmbannführer Jaeckel, Leiter der Flugschule Kölk und Kreisleiter Frangenberg wohnten der Ankunft der ersten Flugmaschinen bei. Unser Bild zeigt Männer des Führerkorps der Burg im Flugdress.

17.08.2011

Deportiert ins Ghetto Litzmannstadt (Lodz)

FliegerUnter der Überschrift „Deportiert ins Ghetto“ ist in der Zeit vom 9. September bis zum 23. Oktober 2011 eine beeindruckende Ausstellung im NS-Dokumentationszentrum der Stadt Köln (EL-DE-Haus, Appellhofplatz 23-25) zu sehen. Es handelt sich um die Deportation der Juden aus dem Rheinland im Herbst 1941 ins Ghetto Litzmannstadt (Lodz). Die gemeinsam von der Mahn- und Gedenkstätte Düsseldorf und dem NS-Dokumentationszentrum der Stadt Köln erarbeitete Ausstellung wird im November auch im Landtag des Landes Nordrhein-Westfalen zu sehen sein. Nicht nur Angehörige der einst in Euskirchen lebenden Familie Cohn oder die drei Schwestern Flora, Paula und Elvira Levano aus Kommern gehörten zu diesen ersten Deportierten.

„Abgereist ohne Angabe der Adresse“ - mit diesem Aufdruck kam eine Postkarte zurück, die Hansjörg Salmony im Oktober 1941 aus dem schweizerischen Exil an seine in Köln lebenden Eltern geschickt hatte. Alfred und Thekla Salmony lebten nicht mehr in der Kölner Wichterichstraße, sondern waren kurz zuvor in das Ghetto Litzmannstadt deportiert worden. Mit ihnen wurden am 22. und 30. Oktober 2.000 jüdische Frauen, Männer und Kinder aus Köln und der Region sowie am 27. Oktober nochmals 1.000 aus Düsseldorf und anderen Orten des Rheinlandes in das besetzte Lodz deportiert. Weniger als 40 von ihnen erlebten 1945 die Befreiung.

Welche Erfahrungen mussten diese Menschen machen? Wie sah der Alltag in diesem nach Warschau zweitgröß­ten Ghetto des Deutschen Reiches aus? In den ver­gangenen Jahren sind die Mahn- und Gedenkstätte Düsseldorf und das Kölner NS-Dokumentationszentrum den Spuren dieser Deportierten gefolgt und haben Fotografien, Briefe und zahllose Dokumente zusammengetragen.

Erstmals können daher anlässlich des 70. Jahrestages Lebenszeugnisse der aus dem Rheinland nach Litz­mannstadt Deportierten gezeigt werden. Anhand konkreter biographischer Beispiele wird der Blick auf die betroffenen Menschen, ihr Leid, ihre Überlebens­hoffnungen und ihre individuellen Lebensumstände in der grausamen Zwangsgemeinschaft des Ghettos gelenkt. So entsteht ein eindringliches Zeugnis des Völkermordes, der auch in Köln seinen Ausgang nahm.

Als Pädagoge weise ich gerne auf die qualifizierten Führungen durch die Sonderausstellung hin. Schulklassen können sich unter 0221/221-26331 oder 0221/221-26567 telefonisch anmelden.

 

Flieger

12.08.2011

Addie Bernd

Auch von regionalhistorischem Wert ist das soeben erschienene Buch von Janet Bernd Isenberg, das sie unter Zugrundelegung vieler Tonbänder über ihren Vater geschrieben hat. Das Leben ihrer jüdischen Vorfahren in unserer Region – besonders der Familien Wolff in Bad Münstereifel und Gemünd – ist eine Form lebendiger Genealogie und die Biographie ihrer jüdischen Verwandten.

Stundenlang hat der Vater der Autorin, Addie Bernd, über die Vorfahren der Familien, aber auch über das Schicksal in der Zeit des Holocaust, erzählt. Mit wissenschaftlicher Akribie hat seine Tochter Janet alles überprüft und inhaltlich ausgebaut, sodass eine nun publizierte Autobiographie unter der Überschrift „Addie Bernd: In His Own Words“ – An Ordinary Life Lived in Extraordinary Times mit vielen Daten, Listen und Fotos vorliegt. Besonders die Leser aus dem Bundesland Nordrhein-Westfalen werden interessante Fakten über das rheinische Judentum erfahren.

Das Buch wurde mit Hilfe von Blurb USA und eigenen Mitteln erstellt und kostet in der Softcover-Version US $ 36,90. Bestellungen können direkt über jbisenberg@me.com. erfolgen. Unter derselben Email-Adresse können weiterführende Kontakte aufgenommen werden.

Auf meinen Wunsch hin hat Mrs. Janet Bernd Isenberg für meine regionalhistorische Homepage in knapper Form ihre genealogischen Beziehungen zu folgenden NRW-Städten skizziert: Bad Münstereifel, Bonn, Gemünd, Harzheim, Hellenthal, Siegburg.

Eines der vielen Fotos zeigt Simon Wolff, vor seinem Geschäft in Bad Münstereifel. Seine Ehefrau Sofie sierht gerade aus dem Fenster heraus. Ein anderes wurde im Jahre 1930 bei einem Familientreffen gemacht. Es zeigt alle Angehörigen der jüdischen Familien Wolff aus der Eifel und Voreifel, hauptsächlich aus Münstereifel, Mechernich und Gemünd.

Addie BerndA Nordrhein-Westfalen Ancestry

I have been researching my family's history for almost 40 years and have discovered that my ancestors have deep roots in the towns of Nordrhein-Westfalen, from the medieval beauty of the walled hill town of Bad Münstereifel to the urban environs of Bonn and Siegburg. Despite the reputation of the Jews for "wandering", it seems that my family made this area of Germany their home for over 400 years.

BAD MÜNSTEREIFEL

If you go to Bad Münstereifel and enter the town at the Orcheimerstrasse Tor, a short walk down the street will bring you to the Wollfschluct (Wolf's Den) Hotel. Prior to World War II, this building was the home of my great grandparents, Simon and Sophie WOLFF. Simon's grandfather, Markus WOLFF, had been the first to move to the town some time before 1816. Almost 60 of my relatives were born, married or died in Bad Münstereifel. Besides WOLFF, family last names include APFEL, BROMET, DAVID, FRÖHLICH, HERZ, LEVI, LÖWENSTEIN, MAAS, MEYER, NATHAN, SIMON, STEINBERG, VOSS, and WALLERSTEIN.

 BONN

In his book about the Jews of Bonn, Klaus H.S. Schulte included several family lists for my ancestors. Those names include ABRAHAM, BINGEN, GUMPRECHT, JACOB, MEHLER, MENACHEM, WALLERSTEIN, WALTER. My roots in Bonn go all the way back to the late 1600s, when Juda MEHLER, my 7th great grandfather, was a rabbi there. He was later the head Rabbi of Köln. Over 100 of my relatives were born, married or died there. Ancillary names include ANSCHEL and HÖCHSTER.

GEMÜND

Before moving to Bad Münstereifel, my ancestors came from Gemünd. The two towns have a lot in common - they both have rivers running through them and they are nestled in the Eifel mountains. While Markus left the town, many of his siblings stayed in Gemünd and could be found there and in Mechernich until the Holocaust. My earliest known ancestor was born there before Jews had last names - Aron ben Meir Joseph was born in 1716 and died in 1801.

 

Familientreffen

 

HARZHEIM & HELLENTHAL

My 4G grandmother, Eva, is described on her tombstone as being the daughter of Levi Chan, also known as Hirz Cain, of Harzheim. This is the only information that I have for this town that is equidistant to Mechernich and Bad Münstereifel. Eva and her mother, Eva Rebeka Thelle Abraham, were both from Hellenthal.

SIEGBURG

Siegburg is a bustling little city that used to have a very Jewish community of more than 500. The large and very old cemetery still stands behind its walls, and I was able to see the graves of many of my ancestors. Because of intermarriage between families, I am related to almost one-half, or 230+, of the Jews from this city. The names include ABRAHAM, BÄR, COCHENHEIM, HIRSCH, JOSUE, LÖWENSTEIN, SAMUEL, WALLERSTEIN and WALTER.

These were the homes of my ancestors and, even though their descendants ventured away from their hometowns, many of them could still be found in Nordrhein-Westfalen, in towns too numerous to list here.

Of course, World War II, the Holocaust and the diaspora changed all that. My family's names are included on the memorial stones that can be found in each town. Over 180 were murdered far from the green hills that they loved in places like Auschwitz, Chelmo, Izbica, Lodz, Mauthausen, Minsk, Riga, Sobibor, Theresienstadt, and Treblinka. For those who emigrated, their descendants can now be found in almost every country and continent, including Argentina, Australia, Belgium, Brazil, Canada, Chile, Denmark, Ecuador, France, Hungary, Israel, Italy, Kenya, Luxembourg, Netherlands, South Africa, Switzerland, United Kingdom, Uruguay and USA. Within the last few years, email and web sites like Geni, Ancestry and Facebook have allowed me to exchange information with many of these cousins, and even become friends with them.

07.08.2011

Das kleine Eifelstädtchen Gemünd, heute ein Stadtteil von Schleiden, war bis zur Zeit des Nationalsozialismus ein Zentrum für die Juden in der Nordeifel. Die Dokumentation Judenverfolgung und Fluchthilfe im deutsch-belgischen Grenzgebiet beschreibt Entstehung und Untergang dieser jüdischen Gemeinde. Vor über 20 Jahren zählte Gisela Fobar geb. Teller (* 1915) zu meinen wichtigen Mitarbeitern, die in der genannten Dokumentation u.a. auch ihre Auswanderung nach Palästina und ihr dortiges Leben schilderte. Kurz danach verloren wir uns aus den Augen, und der persönliche Kontakt in die USA, wohin sie später mit ihrer Familie verzog, ging verloren.

Gisela Fobar und ihr Sohn DovVor einigen Tagen gab es eine Überraschung. Aus einem jüdischen Seniorenzentrum in New York kam die Online-Nachricht, dass sich dort zwei jüdische Damen über ihre jüdischen Wurzeln in Gemünd und das Buch unterhalten hätten. Eine von ihnen war tatsächlich Gisela Fobar geb. Teller. Gemeinsam wollten sie sich nun bei mir melden und über diesen Zufall zu berichten. Dabei fiel mir ein, dass der 810seitige Band bereits früher einmal in Israel eine ähnliche Funktion hatte. Die bekannte israelische Website Letters from Rungholt berichtete darüber im Jahre 2004 unter Judenverfolgung und Fluchthilfeder Überschrift: Jüdische Erinnerung an die Heimat.

Gisela Fobar und ihr Sohn Dov überließen mir nun ein Erinnerungsfoto und baten darum, die Bevölkerung von Gemünd und Schleiden zu grüßen, was hiermit geschehen soll.

Folgende Passage aus dem Buch „Judenverfolgung und Fluchthilfe“ soll an Giselas Auswanderung erinnern. Anregungen zur Emigration gingen damals von Aachen aus. Vgl. meinen diesbezüglichen Online-Artikel: Auswanderungspläne der Aachener Juden im Jahre 1935

Auf den Seiten 342 ff. hieß es 1990 in meinem Buch:

... Die Auswanderungsabsicht von Wilhelm, Johanna und Tochter Gisela war in Gemünd amtlich bekannt, sodass die Familie schon nicht mehr am 15. August 1935 in den Erhebungen über die im Altkreis „Schleiden ansässigen Juden“ geführt wurde. Über das weitere Schicksal berichtete die heute in New York lebende Tochter, Gisela Teller verh. Fobar:

Der vollständige Artikel ist abrufbar unter folgendem Link:

02.08.2011

Unter der Überschrift „My Father's Blessing“ – Eine jüdische Auschwitz-Überlebende aus dem Kreis Euskirchen berichtet über ihr Schicksal wies ich auf vor einigen Wochen auf das Buch von Ruth Scheuer Siegler hin, das auch der „Euskirchener Wochenspiegel“ am 27. Juli 2011 seinen Lesern vorstellte. Es handelt vom Schicksal der Voreifeler Jüdin Ruth Scheuer, die mit ihrer Schwester Ilse den Holocaust und Auschwitz überleben konnte.

 

Den Holocaust überlebt

 

Anlässlich der Buchvorstellung interviewte der Redakteur Gregg Garrison von „The Birmingham News“ die rüstige Autorin. Die Publikation „My Father`s Blessing“ kann beim Birmingham Holocaust Education Center in Alabama /USA unter der Email-Anschrift agmoll@bellsouth.net für $15 plus Porto bestellt werden.

 

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Memories of family, loss still clear for Holocaust survivor

by Gregg Garrison

in:The Birmingham News, ALABAMA, July 24, 2011

MOUNTAIN BROOK, Alabama -- The concentration camp tattoo on her left forearm has faded with time, but for Holocaust survivor Ruth Scheuer Siegler, everything else remains clear.

"I have all these memories," Siegler, 84, said this week in an interview at her Mountain Brook home. "I remember everything."

Siegler and her family rode in a cattle car by train to Auschwitz II (Birkenau), the largest concentration and extermination camp operated by Nazi Germany during World War II. "Being together like animals, that's always vivid in my memory," she said. It was one of five Nazi camps where she was held prisoner.

 

Ruth Scheuer Siegler

Holocaust survivor Ruth Scheuer Siegler of Birmingham has written a newly published memoir, "My Father's Blessing," which recounts life in Nazi Germany and incarceration in five different concentration camps. The book includes family pictures and documents. She poses for a picture in her home, July 21, 2011. (The Birmingham News/Tamika Moore)


Her father, who raised cattle and was a kosher butcher in their mostly Catholic village of Sinzenich, Germany, died at Auschwitz. The last time he saw Ruth and her sister Ilse in the camp, he held his hands over them and said a traditional Hebrew prayer of blessing for them. The daughters also were separated from their mother and brother there, and never saw them again...

Der vollständige amerikanische Text ist unter folgendem Link abrufbar:

28.07.2011

In Bad Münstereifel erinnerte der ehemalige deutsche Botschafter Rudolf Dreßler an den Widerstandswillen der Israelis

Botschafter Rudolf Dreßler

Anlässlich der Verleihung des German Jewish History Award am 27. Januar 2009 lernte ich das Engagement von Rudolf Dreßler kennen. Der ehemalige Parlamentarische Staatssekretär (SPD) und spätere deutsche Botschafter in Israel vertrat in seiner Rede eine Ansicht, die auch der Absicht der vorliegenden regionalhistorischen Homepage zugrunde liegt: Für Vermittlung – für Versöhnung – für Verständigung – für Erinnerung!

Auch in Bad Münstereifel konnte er anlässlich einer Veranstaltung in der Kurt-Schumacher-Akademie der Friedrich-Ebert-Stiftung beweisen, wie wichtig ihm die Aufarbeitung der jüngsten deutschen Geschichte und das Existenzrecht des Staates Israel ist. Schon damals in Berlin berief er sich dabei auf den renommierten israelischen Schriftsteller Amos Oz, in Deutschland mit höchsten Ehren ausgezeichnet, der mit vielen klugen Sätzen den „Gegenstand“ beschrieben hat, ihn wach zu halten. Eine der vielen Mahnungen lautete: „Die Vergangenheit ist immer gegenwärtig und wird immer gegenwärtig bleiben; doch man muss sich daran erinnern, dass die Vergangenheit UNS gehört und NICHT WIR IHR!“

In Bad Münstereifel betonte er am Mittwoch, dem 20. Juli 2011, erneut die Verantwortung der internationalen Politik für den Staat Israel und erwähnte die Existenzängste des Landes. Als besonders wichtig beurteilte er die Forderung, sich Teile der jüngeren Geschichte unter der Devise „Nie wieder!“ immer aufs Neue in Erinnerung zu rufen. Dabei müsse man sich auch vor Augen halten, dass die Entwicklung im Nahen Osten ebenfalls von dieser Devise bestimmt sei. Zusammenfassend resümierte der ehemalige deutsche Botschafter in Israel: „Die Juden werden nie wieder warten, bis etwas passiert!“

26.07.2011

Jüdischer Friedhof von Euskirchen am „Tag einer wirklich Offenen Tür“

Jüdischer Friedhof von Euskirchen 1

Jüdische Friedhöfe in Deutschland haben heutzutage beinahe einen kulturhistorischen und musealen Charakter. Nur selten werden sie noch von meist im Ausland lebenden jüdischen Nachkommen aufgesucht. Vom Glauben her gelten sie als „Haus der Ewigkeit“ und unterscheiden sich in vielen Details vom christlichen Friedhof. So ist die Erdbestattung üblich. Die dauerhafte Totenruhe gilt als unantastbar, und Besucher legen statt Blumen in der Regel kleine Steine auf das Grab. WIKIPEDIA weist auf weitere Unterschiede hin und konstatiert: „Mit Bezug zu seinem lebensbejahenden Charakter und der Messias-Erwartung wird der jüdische Friedhof – nach einem jiddischen Ausdruck – manchmal auch `Guter Ort´ genannt.“

In der Zeit von 2002 bis 2007 wurden im Schnitt jährlich fast 50 jüdische Friedhöfe geschändet. Die Zahl liegt gegenwärtig noch deutlich höher. Meist sind es Ewig-Gestrige, die hier mit Zerstörungen ihre antisemitische und faschistische Gesinnung demonstrieren wollen. Auch die Stadt Euskirchen hat hiermit zu tun. Meine regionalhistorische Homepage berichtete darüber:

 

 

Jüdischer Friedhof von Euskirchen 2Die meisten jüdischen Friedhöfe liegen außerhalb der Ortschaften, und Zerstörungen bleiben daher oft unbemerkt. Auch weil viele inzwischen verriegelt, abgeschlossen oder unzugänglich sind, verliert man sie häufig aus den Augen.

Wer beim Morgengrauen am Sonntag, dem 24. Juli 2011, den Euskirchener Judenfriedhof auf der Frauenberger Straße mit dem Auto passierte, sah, dass die beiden Torflügel sperrangelweit geöffnet waren. Hier handelte es sich im wahren Sinne des Wortes um einen „Tag der Offenen Tür“. Mit umgeworfenen Grabsteinen u.ä. war vielleicht zu rechnen. Aber: keine umgewälzten Epitaphe oder nationalsozialistische Graffiti-Spuren, über deren Beseitigung ich mich bereits geäußert hatte. Es war nichts geschehen, obwohl das im Jahre 1925 geschmiedete Tor provokativ offen stand.

Jüdischer Friedhof von Euskirchen 3Beim Betreten des jüdischen Friedhofs fiel jedoch etwas auf: ergänzend zu den vielen Steinen auf den verwitterten Grabsteinen gab es restliche Blumengestecke, ewige Lichter und Kerzen, ja sogar Spielzeug, was wohl alles vor Wochen von mir bisher unbekannten Besuchern auf die Grabflächen gelegt worden war. Am „Tag einer wirklich Offenen Tür“ wurde mir dankbar bewusst, dass wohl nicht-jüdische Schulkinder hier gewesen waren. Wahrscheinlich wird jeder jüdischer Friedhofsbesucher Verständnis für ihr Verhalten haben, das durchaus nicht den strengen Gesetzen des Judentums entsprach.

21.07.2011

Unter der Überschrift „Zeugen des Holocaust in Riga, Bergen-Belsen und Auschwitz“ hatte ich in mehreren Online-Artikeln wichtige Augenzeugen-Berichte publiziert, die unmittelbar mit dem Kreis Euskirchen zu tun haben. Hierzu gehörte auch die Darstellung von Ilse (*1924) und Ruth (*1927) Scheuer, zwei in Sinzenich (Zülpich) geborene jüdische Mädchen, die Theresienstadt und Auschwitz überlebten und zu wichtigen Augenzeugen des Holocaust wurden.

Seit etwa 30 Jahren pflegen wir unsere freundschaftlichen Beziehungen und helfen uns gegenseitig, die „German Jewish Community History“ aufzuarbeiten. Jetzt hat Ruth – unter Mitarbeit der bekannten amerikanischen Historikerin und Pädagogin Ann M. Mollengarden - ein bewegendes Buch geschrieben, das auch von der Library of Congress Cataloging-in-Publication Data geführt wird (ISBN 978-1-4507-8018-6). Ich selber durfte in den letzten Jahren bei der Erstellung ihres Buches My Father`s Blessing mitarbeiten, was Ruth mit „many thanks for additional assistance“ namentlich hervorhob.

 

My father's blessing 01   My father's blessing 02

Die beiden Auschwitz-Überlebenden - Ilse Nathan und Ruth Siegler - leben seit 1946 in den Vereinigten Staaten, halten viele Vorträge und warnen vor Intoleranz und Diskriminierung. Besonders Ruth forschte über die Hintergründe ihres Schicksals und resümiert in ihrem Buch:

„For those who deny the events of the Holocaust, I am the proof. Although My Father’s Blessing is my personal story, I know it is also part of the world’s history; perhaps I have contributed something of my past from which future generations may learn.”

Bereits vor Jahren wurde die Lebensgeschichte der aus der Voreifel stammenden jüdischen Damen von dem Birmingham Holocaust Survivors Committee und dem Resource Centerfor Holocaust and Genocide Education aufgenommen. Schon in meinem Buch JUDAICA (1983) und später im Februar 2008 auf meiner regionalhistorischen Homepage stellte ich das Schicksal von Ilse Scheuer Nathan und Ruth Scheuer Siegler meinen Lesern vor. Zum Verständnis ihres englischsprachigen Berichtes „Auschwitz survivors from Sinzenich“, der von der verdienstvollen Historikerin Ann M. Mollengarden aufgenommen worden war, verfasste ich eine deutschsprachige Einleitung. Die English Version wurde zu einem wichtiger Teil der „Shoah Testimony“. Auszüge sind in meinem Online-Artikel nachzulesen: Auschwitz survivors from Sinzenich (English version) - Jüdische Mädchen aus Sinzenich bei Zülpich überlebten Auschwitz (Shoah Testimony) Anmerkung am flag br flag(English Version)

Ruth ScheuerFrau Ruth Scheuer Siegler wird am Sonntag, dem 24. Juli 2011, im „Birmingham Holocaust Education Center, 2222 Arlington Avenue (inside the Bayer Properties Building), Birmingham/Alabama,“ ihr 148 Seiten starkes Buch My Father`s Blessing – A Story of Survival and Triumph der Öffentlichkeit vorstellen.

Einleitend schildert Ruth Scheuer Siegler ihre unbeschwerte Jugend in Sinzenich. Weitere Stationen ihres Lebensweges sind: „Kristallnacht“, Bilthoven (Niederlande), Westerbork, Theresienstadt, Auschwitz II (Birkenau), Stutthof, Praust, Todesmarsch im Februar 1945, Putzig und Krakau (Polen), Prag, Pilsen, Utrecht, Vereinigte Staaten und ihr „neues Leben“.

Das gut bebilderte Buch ist tatsächlich wesentlich mehr als eine Biographie oder ein obligatorischer Holocaust-Bericht. Vielmehr resultiert aus ihm die pädagogische Erkenntnis, die Stärke und Bedeutung eines innigen Familienlebens als Kraftquelle zum Überleben zu werten:

Finally, I would remind everyone who reads this story to bless your children as often and as lovingly as you can. Whether that means your biological children, your nieces and nephews, or just young ones who are close to you, and whether you do so with a religious prayer, words of affection, or just a hug, I urge you to open your hearts to your children. After all that my family was forced to endure, I believe that my survival is in no small part a testament to the enduring strength I received from my father's blessing.

16.07.2011

Zum Judentum in Düren

Spuren

Die kommunale Geschichte des Judentums wird - im Gegensatz zu vielen anderen Gemeinden der Eifel und Voreifel – intensiv von den Stadthistorikern und Archiven der Stadt Düren erforscht. In diesem Zusammenhang weise ich auf die neueste Ausgabe der „Spuren“, des Magazins der Geschichtswerkstatt mit den Mitteilungen des Stadtmuseums hin.

Viele Links führen zu detaillierten Forschungsergebnissen und Aktivitäten. Sie alle konstatieren die einst propagierte, rassistische Zielsetzung:

Anfang April 1941 gab der Kreisleiter der NSDAP, Peter Binz, unter lebhaftem Beifall bekannt, dass Düren nach dem 30. April 1941 judenfrei sein würde. Das gesamte deutsche Volk werde sich frei von ihnen machen und sich die Seele entlasten.

Spuren

 

Sehr interessant ist auch der Vortragstext: „Die Deportation Dürener Jüdinnen und Juden“ (2008/2009 in der Stadtbücherei und in der Volkshochschule Düren). Er belegt unter regionalhistorischen Aspekten die Deportation in die Ghettos und den Holocaust der Dürener Juden.

Einige der Hinweise zur Judenverfolgung in der Stadt Düren:

Spuren jüdischen Lebens in Düren
Fundstellen
Namenslisten und Biographisches
Stichwörter zur Dürener Historie
Literatur zum Judentum
Die Deportation Dürener Jüdinnen und Juden
Stelenführer
Stadtrundgänge und jüdisches Leben
Zwangsarbeit und Fremdarbeiter
„Stolpersteine“ und Liste der Dürener Opfer  

12.07.2011

Zur jüdischen Familie Hirsch aus Sinzig und Linz

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Unter der Überschrift Chewra Kadischa: Der heilige Verein der Remagener Juden veröffentlichte ich im November 2010 auf meiner regionalhistorischen Homepage den deutschsprachigen Beitrag der Abiturientin Marie-Christine Metternich. Er wurde ursprünglich in englischer Fassung als Facharbeit für das bilinguale Nicolaus-Cusanus-Gymnasium in Bonn-Bad Godesberg verfasst.

Es handelt sich bei dieser jüdischen Institution um fromme Vereine, die für die Beerdigung und diesbezügliche Feierlichkeiten zuständig sind. Dies drückt auch der wohlverdiente Name Chewra Kadischa aus, übersetzt ungefähr die „Heilige Vereinigung“, offizieller jedoch: „Beerdi­gungsbruderschaft“. In der Geschichte und in der jüdischen Gemeinde sind sie im Allgemeinen unter dem Namen Gemilut Chessed, Gemilut Chassadim oder Gemilut Chessed ve-Emet eingetragen.

Wie fast überall, wo Juden wohnten und noch wohnen, gab es auch in Remagen eine „Chewra Kadischa“. Hier sind Juden seit dem 14. Jahrhundert nachweisbar, und ihre Geschichte ist über viele Jahrhunderte gekennzeichnet von Unterdrückung und sozialer Benachteiligung. Besonders der Zugang zu den Handwerksberufen wurde ihnen lange Zeit verwehrt.

Auch der oben erwähnte Artikel fand Interesse bei meinen Lesern, von denen viele mit Hilfe von Jewishgen ihrer genealogischen und historischen Arbeit nachgehen. Vor einigen Tagen teilte mir Frau Christiane A.-H. aus Linz Kontakte zu der jüdischen Familie Hirsch aus Sinzig bzw. Linz mit. Ihre Mitteilung sollte als ein Beispiel dienen, wie sinnvoll und kooperativ die regionalhistorische Forschung sein kann:

Nachkommen des in dem Artikel `Chewra Kadischa ...´ erwähnten Hermann Hirsch aus Sinzig, der später nach Linz übersiedelte, besuchten vor einigen Wochen ihre alte deutsche Heimatstadt. Es war ein sehr bewegender Besuch. Als „Dankeschön" schickte uns die Urenkelin von Hermann Hirsch die Lebenserinnerungen ihrer Großmutter. Ich würde gern meinerseits die Unterlagen und Fotos, die ich über die Familie bzw. Linz ( erste Hälfte 20. Jahrhundert) habe, nach Israel senden.

Bei meinen zusätzlichen Internetrecherchen stieß ich auf Sie bzw. Frau Metternich. Die Nachkommen der Familie Hirsch sprechen natürlich Ivrith und einige Englisch. Mit der Arbeit von Frau Metternich in deutscher Sprache könnten sie also nichts anfangen. Deshalb meine Bitte, mir die englische Version zukommen zu lassen.

Im Jahre1903 wurde in der Remagener Chronik das Erscheinen des Geschäftsberichts der „Chebroh Kadischoh – Verein zur Hebung und Verbesserung der sozialen Lage der Juden, gegründet 1837“ - mitgeteilt. Der Vorstand bestand aus dem 1. Vorsitzenden Moritz Fassbender (Remagen), seinem Stellvertreter A. J. Wolf (Remagen), Abraham Gottschalk (Ahrweiler), Daniel Wallach und Hermann Hirsch aus Linz sowie S. Sander aus Erpel. Man bat außerdem um die Meldung von jüdischen Handwerkern, die bereit sein würden, jüdische Lehrlinge während der Ausbildung bei der Ausübung ihrer religiösen Pflichten zu betreuen.

Es soll abschließend noch darauf hingewiesen werden, dass die Heimatforscher sehr wenig über Karl Hirsch, den letzten bekannten Vorsitzenden, wissen. Er wurde am 10.07.1873 in Sinzig geboren und führte die Chewra Kadischa seit 1927. Im Jahre 1938 wurde er in Sinzig beerdigt.

06.07.2011

Neues über die Josef -Weiss-Straße in Euskirchen-Flamersheim

Das Kalenderjahr 2010 begann mit einer guten Nachricht: Der Euskirchener Stadtrat hatte kurz vor Weihnachten entschieden, in Euskirchen-Flamersheim eine Straße nach dem hier geborenen Josef Weiss zu benennen. Damit kam er einem Wunsch nach, der nicht nur weltweit in jüdischen Kreisen seit Jahren geäußert wurde. Künftig erinnert eine Straße im Neubaugebiet des Vorortes an „Jupp“, den letzten Judenältesten von Bergen-Belsen. Vgl. auch meinen diesbezüglichen Online-Artikel: Würdigung des letzten Judenältesten von Bergen-Belsen: Jupp-Weiss-Straße in Euskirchen-Flamersheim.

In der Funktion als „Judenältester" war Josef Weiss (1893-1976) Held in der Brandung des Holocaust" oder - wie es die heute in Australien lebende jüdische Autorin Hetty E. Verolme am 6. August 2007 schriftlich bestätigte – „the rock of Gibraltar". Im Rahmen seiner Möglichkeiten zeichnete er sich durch seine philanthropische Einstellung, als charis­matische Führungspersönlichkeit und als Or­ganisationstalent aus, was vielen Juden das Leben rettete.

Die Bilder des Grauens, die sich den britischen Soldaten bei der Befreiung des Lagers am 15. April 1945 boten, gingen um die ganze Welt. In diesem ehemaligen „Aufenthaltslager", etwa 60 km von Hannover mitten in der Lüneburger Heide gelegen, lagen Tausende von Leichen. Dazwischen vegetierten die Überlebenden, fast verhungert und kaum noch lebensfähig. Der Name Bergen-Belsen wurde zu einem Symbol für die Gräuel und Verbrechen des nationalsozialistischen Konzentrationslagersystems, für den Terror und die deutschen Verbrechen der NS-Zeit. Dass in einem solchen Inferno ein Voreifeler Jude zum Vorbild und zur Hoffnung vieler Menschen werden konnte, wird wahrscheinlich immer bewundernswert bleiben!

 

     

 

Zurzeit wird die Jupp-Weiss-Straße im Flamersheimer Neubaugebiet „Im Mühlacker“ zügig bebaut. Die Fotos zeigen die Entwicklung von Januar 2010 bis zum Juni 2011. Aber es wird noch eine gewisse Zeit dauern, bis es zur offiziellen Enthüllung des Straßenschildes kommt. Schon jetzt haben hierfür Angehörige von Josef Weiss in Israel und England, aber auch Vertreter jüdischer Organisationen ihre Anwesenheit angekündigt.

 

Jupp Weiss aus Flamersheim, der Judenälteste von Bergen-Belsen

josef weiss

Wikipedia: Josef („Jupp“) Weiss, der Judenälteste von Bergen-Belsen

1. Josef Weiss, ein Held in der Zeit des Holocaust (2008)

2. Jupp Weiss aus Flamersheim, der Judenälteste von Bergen-Belsen

3. Seder 1945 im „Kinderheim“des KZ Bergen-Belsen

4. Seder 1945 in the KZ Bergen-Belsen: The Jewish Elder Joseph („Jupp“) Weiss and the Children of the „Kinderhaus“   am flag br flag (English Version)

5. "L'ultimo Seder A Bergen-Belsen": Italienische Übersetzung von „Seder 1945 im Kinderhausvon Bergen-Belsen“   it flag (Italian version)

6. Hebrew-Übersetzung von „Seder 1945“   Israel flag (Hebrew Version)

7. Würdigung des letzten Judenältesten von Bergen-Belsen: Jupp-Weiss-Straße in Euskirchen-Flamersheim

01.07.2011

Kein Anwärter für „Willi-Graf-Preis“ in Euskirchen!

Unter der Überschrift Vorbehalte gegen einen ausgelobten „Willi-Graf-Preis“ in Euskirchen: „Willi Graf spielte in ganz anderer Liga“ kritisierte ich im Oktober 2009 den populistischen Antrag des Gymnasiums Marienschule Euskirchen und den Beschluss des Euskirchener Stadtrates, sozial engagierte 11- bis 18jährige Jugendliche, Schülerlotsen und Hausaufgabenbetreuer mit einem finanziell dotierten Preis auszuzeichnen.

Willi GrafDie Schülerschaft der allgemeinen und berufsbildenden Schulen sollte zudem motiviert werden, Zivilcourage im Alltag zu beweisen. Mag die eigentliche Absicht der Initiatoren irgendwie nachvollziehbar gewesen sein, so ließ doch die eigentliche Bezeichnung des Preises den Respekt vor der Leistung eines deutschen Widerstandskämpfers und einen Mangel an historischer Sensibilität erkennen. Ein Rückblick auf meine Online-Artikel im Jahre 2009 ließ schon nach wenigen Tagen erkennen, dass die Bevölkerung unserer Region kein Verständnis für eine derartige Missachtung hatte:

 

 

Widerstandskämpfer aus Euskirchen-Kuchenheim: Willi Graf

Willi Graf

Widerstandskämpfer Willi Graf

Vorbehalte gegen einen ausgelobten „Willi-Graf-Preis“ in Euskirchen: „Willi Graf spielte in ganz anderer Liga“

Statt eines „Willi-Graf-Preises“ in Euskirchen: Wie wär‘s mit einem „Dominik-Brunner-Preis für Zivilcourage“? – Abschließende Bemerkungen zum avisierten „Willi-Graf-Preis“ für Euskirchener Schüler

 

Am 27. Juni 2011 griff nun die Lokalausgabe des Kölner Stadt-Anzeigers erneut das leidige Thema auf und konstatierte, dass „es bis jetzt keine Anwärter auf die Auszeichnung“ gäbe. Sehr sachlich fasste der Journalist Johannes Bühl den gesamten Sachverhalt noch einmal zusammen und wies abschließend auf die Entscheidung von 2009 hin:

„(...) Die Fraktionen stimmten zu, übten aber gleichzeitig herbe Kritik an der Stadtverwaltung, da sie vorge­schlagen hatte, die Auszeichnung mit lediglich 100 Euro zu dotieren. In der Folge wurde das Preisgeld mit Sponsorenhilfe aufgestockt: Der Energieversorger Regionalgas Euskirchen erklärte sich bereit, 500 Euro für den Preisträger zur Verfügung zu stellen.

Das Konzept der Stadt sah vor, den Willi-Graf-Preis erstmalig zum Ende des Schuljahrs 2009/10 zu verleihen. Mittlerweile jedoch ist sogar fast schon das Schuljahr 2010/11 vorbei - und immer noch steht die Verleihung aus. Letzt­mals habe sich im vergangenen Dezember eine Arbeitsgruppe mit dem Thema befasst. „Es gab aber keinen Kandidaten, den man hätte ehren können", sagte auf Anfrage der zuständige Fachbereichsleiter der Stadtverwaltung, Alfred Jaax.

Zwischenzeitlich habe die Stadt Gespräche mit der Marienschule geführt. Da von ihr die Initiative zur Schaffung des Preises ausge­gangen sei, solle sie sich „bis zum Ende dieses Schuljahres noch ein­mal verstärkt mit der Angelegen­heit befassen", ergänzte Jaax.

Die Tatsache, dass bisher kein Euskirchener Schüler mit „überragender Zivilcourage“ gefunden bzw. benannt wurde, beweist, dass potenzielle Nominatoren doch mehr Sensibilität für die deutsche Vergangenheit haben als die genannten Initiatoren. Schlussendlich heißt es in dem Zeitungsartikel: „Falls sich doch noch ein Preisanwärter finde, werde die Jury einberufen, die über die Vergabe zu entscheiden habe.“

26.06.2011

testIm Monat August 1947 wurden im Altkreis Euskirchen folgende Delikte zur Anzeige gebracht: 3 gefährliche Körperverletzungen, 15 leichte Körperverletzungen, 1 Abtreibung, 2 Sittlichkeitsdelikte, 2 Raubfälle oder räuberische Erpressungen, 161 einfache Diebstähle, 9 Unterschlagungen, 4 Brandstiftungen, 4 Fälle von Betrug und Untreue, 1 Urkundenfälschung, 43 sonstige Vergehen, 1 mal unbefugter Besitz von Waffen, 8 sonstige Vergehen gegen die britische Militärregierung.

(....) Im Juli 1947 hatte Vera B(...) aus Ostpreußen ihren 2 1/2-jähriges Söhnchen in dem Bahnhofsgebäude in Euskirchen ausgesetzt: „Das Kind heißt Gerhard K(...), geboren am 28. (...) in (...) und hat weißblondes, lockiges Haar, auffallend gute Zähne, schwarze Augen. Die Bevölkerung wird gebeten, die Polizei in der Suche nach dem oben beschriebenen Kind zu unterstützen.“ (....)

Die „Amtlichen Polizeiberichte“ bestätigen, dass neben den vielen Diebstählen auch „Amtsunterschlagungen“ im Jahre 1947 durchweg an der Tagesordnung waren. Hier handelte es sich aber keineswegs um Korruptionen, an deren Dimension heute die Zeitungsleser leider längst gewöhnt sind, sondern meist um kleine Delikte, die aber dennoch sehr hart bestraft wurden. So berichten die „Amtlichen Mitteilungen für Euskirchen“ am 8. August 1947, dass der 29jährige Polizei-Wachtmeister Hans K(...) aus Satzvey einem plombierten „Amtskanister“ 5 Liter Benzin entnommen und für sich selber gebraucht habe. „Wegen Amtsunterschlagung und Einbruchs beantragte der Vertreter der Anklage 3 Monate Gefängnis. Das Gericht schloss sich dem Antrag an.“

Unter der Überschrift „Der Schatz in der Mühle“ gibt der „Amtliche Polizeibericht“ am 19. September 1947 Auskunft über den 18jährigen Günter M(...) aus Köln-Höhenhaus, der in einer Mühle bei Kuchenheim einen Blechkasten mit 14.000 RM und zwei goldenen Armbändern gefunden und behalten hatte. Obwohl bis heute unklar ist, wem das Diebesgut gehörte oder ob es sogar Jahre vorher von Juden dort versteckt worden war, wurde der junge Mann mit 2 Monaten Gefängnis bestraft. (....)

Sittlichkeitsverbrechen spielten in der Nachkriegszeit auch eine gewisse Rolle. Am 10. Juli 1947 wurde in Euskirchen auf der Roitzheimer Straße eine Frau vergewaltigt. Im September wurde vor einem Sittlichkeitsverbrecher gewarnt, der „zwei Notzuchtverbrechen in der Gegend von Bliesheim an 2 Frauen im Alter von 77 Jahren verübt“ hatte. Diese hatten im Wald Holz gesammelt und wurden dabei misshandelt, verletzt und mit einem Messer bedroht. Nach dem etwa „25jährigen Täter in schwarzer Soldatenbluse und Soldatenmütze“ wurde gefahndet:

 

Kriminalität in der Nachkriegszeit 7

 

Auch dieser Online-Artikel (Teil 2) kann abgerufen werden:

22.06.2011

Kriminalität in der Nachkriegszeit 0

Die Stunde Null ist mit der deutschen Kapitulation, dem Ende des Zweiten Weltkrieges und dem chaotischen Übergang von Vergangenheit zur Zukunft zeitlich bestimmt. Viele Probleme haben u. a. mit folgenden Aspekten zu tun: Seelische Not, Jugend, Wirtschaft, Hamsterfahrten, Schwarzmarkt und auch Hunger nach Kultur (....).

Vieles kann auch auf die Altkreise Euskirchen und Schleiden übertragen werden. Die meisten Probleme ähneln sich und sind somit nicht regionalbedingt. Der Leser dieses Online-Artikels - und auch des folgenden 2. Teils – möge jedoch selber beurteilen, ob sich in der Gegenwart die Formen sowie Motive oder die Häufigkeit der Kriminalität geändert haben. Es ist jedoch eine Tatsache, dass – trotz anderslautender Statistiken – die Kriminalität in Euskirchen und den benachbarten Städte und Ortschaften beängstigend gestiegen ist. Täglich berichten die regionalen Tageszeitungen von brutalen Überfällen und anderen Verbrechen, die die Einwohner doch mehr beunruhigen, als es die Behörden und Verwaltungen wahrhaben wollen.

Jedoch muss den Klagen widersprochen werden, dass früher alles besser, friedlicher und ruhiger gewesen ist. Besonders die Polizeiberichte der Nachkriegszeit, die Artikel im „Kölner Kurier“ oder die amtlichen Mitteilungen für Euskirchen listen präzise das strafrechtliche Geschehen in der Region auf. Dabei muss man jedoch immer wieder die damaligen Verhältnisse berücksichtigen, zumal viele Fälle im weitesten Sinne mit „Mundraub“ zu tun haben.

Am 13. November 1945 wird vom „Kölnischen Kurier“ zur „Bekämpfung von Eisenbahndiebstählen“ aufgerufen:

 „In letzter Zeit hat die Zahl der Eisenbahndiebstähle insbesondere von Kohlen und Kartoffeln erheblich zugenommen. Zur Sicherstellung der öffentlichen Versorgungslage sind scharfe Maßnahmen zur Bekämpfung dieser Diebstähle getroffen worden. Eine erhöhte Überwachung durch die Bahnschutzpolizei wird das unbefugte Betreten des Bahngeländes, die Mitfahrt im Packwagen der Reisezüge und unbefugte Mitfahrt in Wagen für Zeitkarteninhaber bestimmt sind, verhindern (...).“

(...) Nicht nur in meinen Büchern über das Kriegsende 1944/45, sondern auch auf dieser regionalhistorischen Homepage habe ich bereits über die Verbrechen der ehemaligen osteuropäischen Zwangsarbeiter und Kriegsgefangenen berichtet. Nach Kriegsende zogen viele Russen sowie Polen plündernd und auch mordend durch die Voreifel, um sich wegen des an ihnen begangenen Unrechts brachial zu rächen. Ihre Überfälle galten hauptsächlich den Bauernhöfen, wo sich allerdings auch deutsche Nachbarn betätigten (...).

 

Kriminalität in der Nachkriegszeit 3

 

Auch hungrige Städter, die zum „Hamstern“ auf das Land fuhren, Ausgebomte, Ostflüchtlinge, total Verarmte oder allein erziehende Mütter standen vor den Schranken des Euskirchener Amtsgerichtes. Dass manchmal sogar die neue „Obrigkeit“ oder Hilfspolizisten ihre Befugnisse überschritten, konstatiert der „Kölner Kurier“ vom 1. Februar 1946. Ein Hilfspolizist erwischt zum Beispiel Fremdarbeiter beim Plündern in einem zerstörten Haus und schafft selber mit einigen Komplizen deren Beute beiseite. Besonders erschütternd ist das Schicksal einer Mutter von 21 Kindern, die aus den Ruinen Möbel herausgeschafft hatte und dafür einen Monat Gefängnis bekam.

Der vollständige Online-Artikel kann mit folgendem Link abgerufen werden:

17.06.2011

Historisches Aktionswochende in Köln (25./26. Juni 2011): „Denkmal Fortis Colonia 2011“ und Luftfahrt-Ausstellung

Luftfahrtausstellung in Köln 01

Köln ist eine berühmte Festungsstadt, die auch unter diesem Titel von einem neulich erschienenen Buch dargestellt wird. Das Magazin der deutschen Stiftung Denkmalschutz Monumente-Online weist auf eine diesbezügliche Neuerscheinung hin: Henriette Meynen (Hrsg.): Festungsstadt Köln. Das Bollwerk im Westen. Emons Verlag, Köln 2010. Das Buch erschien als erster Band der Schriftenreihe des Fördervereins Fortis Colonia e.V..

Am 25./26 Juni 2011 bietet sich die Gelegenheit, das gesamte Denkmal Fortis Colonia 2011 kennenzulernen. Das wichtige Aktionswochenende zum Thema „2000 Jahre wehrhaftes Köln“ tangiert u.a.:

... die römische Stadtmauer, deren Umfang etwa vier Kilometer betrug, bis zur preußischen Festungsanlage, die bis in den Ersten Weltkrieg gebaut wurde und einen Fortgürtel von etwa 40 Kilometern Länge besitzt. Als preußisches Bollwerk im Westen 1815 bis 1918 errichtet, musste die Wehranlage fortwährend an die sich verändernden militärischen Anforderungen angepasst werden. Bis heute ist keines der Festungswerke im originalen Zustand erhalten geblieben. Nach Ende des Ersten Weltkriegs aufgrund der Bedingungen des Versailler Vertrages geschleift, konnten einige der Bauten jedoch teilweise bewahrt und in den damals neu geschaffenen Äußeren Grüngürtel der Stadt integriert werden.

Der Verein Fortis Colonia organisiert an beiden Tagen über 30 Veranstaltungen an verschieden Festungsanlagen. Sie sind ungewöhnlich vielseitig und konzentrieren sich auf das römische Köln, Köln im Mittelalter, Köln unter den Preußen sowie das gestrige und heutige Köln. Von besonderem Interesse dürften dabei die speziellen Ausstellungen, Führungen und Aktivitäten sein, die zum Beispiel auch auf folgendem Plakat zu lesen sind:

 

Luftfahrtausstellung in Köln 02

 

Mit Bezug auf die Gesamt-Themenstellung meiner regionalhistorischen Homepage weise ich bewusst auf die Ausstellung des NS-Dokumentationszentrums hin, die sich mit den Edelweißpiraten und deren Mitgliedern befasst.

Luftfahrtausstellung in Köln 03Im Rahmen weiterer Veranstaltungen findet am Fort IV, einem ehemaligen Gefechtstand der Kölner Luftabwehr, eine Luftfahrtausstellung zu diversen Luftfahrtthemen statt. In meinen NEWS vom 27. Mai 2010 berichtete ich über den jüdischen Flieger Walter Fromm aus Düren, dessen Familie später bis 1938 in Euskirchen sesshaft war und dort das Kaufhaus E.S.T. auf der Wilhelmstraße besaß. Walter Fromm war ein bekannter Pilot und „Riesenflugzeug-Führer“ im 1. Weltkrieg. Seitdem hat sich in der Luftfahrt vieles geändert.

Von Bedeutung dürfte in dieser Hinsicht die Ausstellung „Made in Kölle“ – Clouth und die Luftfahrt“ sein. Die Historie der Kölner Firma Clouth-Gummiwalzen GmbH&Co. KG ist exemplarisch: schon Ende des 19. Jahrhunderts stellte sie gasdichte Stoffe her, baute eigene komplette Ballone und war Lieferant einiger großer erfolgreicher Ballone, die ihrerseits spektakuläre Fahrten erfolgreich absolvierten. Sie arbeitete mit dem Grafen Zeppelin an seinem Luftschiff LZ1 als Lieferant der Gaszellen. Von militärischer Bedeutung waren u.a. die schusssicheren Tanks, die in der 1930er Jahren für Junkers in Dessau gebaut wurden. Die rheinische Firmengeschichte ist ein wichtiger Teil der deutschen Luftfahrtgeschichte. Sie wird von dem engagierten Verein Industriedenkmal Clouth e.V. aufgearbeitet und auch am 25./26. Juni der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.

13.06.2011

Karre Willi

Fast jedes Dorf oder jede Gemeinde hat besondere Mitbürger, deren Anderssein im Alltag auffällt oder gar wegen spezieller Einmaligkeit unvergessen ist. Als Unikum zu Lebzeiten belächelt, nach dem Tode gelegentlich hervorgehoben: das sind - oder waren - die von der Nostalgie umwobenen „Originale“. In Flamersheim war das zum Beispiel der „Knochenflicker Wilbert“ oder in Rheder die „Robbelstante“ oder der „Moenichs Halfe“.

Keiner konnte so lebhaft und humorvoll die Eigenarten stadtbekannter „Originale“ darstellen wie der ehemalige Euskirchener Standesbeamte und Heimatforscher Hubert Lückerath. Beispielsweise beschrieb er gerne den Zitherspieler Schoops Löhr, der in den Gaststätten das Geläute der Salzburger Glocken nachahmen konnte. Persönlich kannte ich noch „Dahmens Marie“ von der Münstereifelerstraße, die nicht nur als ehemalige Opernsängerin, sondern auch wegen ihres extraordinären Gehabes in der Nachkriegszeit häufig zu Gesprächen Anlass gab. Erst neulich stellte ich Maria Dahmen auf meiner regionalhistorischen Homepage vor. Alle blieben den älteren Bürgern der Kreisstadt Euskirchen wegen ihrer „Ursprünglichkeit“ und als „Typ“ in Erinnerung.

„Kaare Willi“ (1936-2003), unser einstiger Mitbürger, der ohne seinen voll beladenen Karren nicht aus dem Stadtbild wegzudenken war, ist im weitesten Sinne auch ein solches „Original“. Zwar hatte er nicht die physiologischen Erfahrungen als „Knochenflicker“ oder die Kräuterkenntnisse einer „Robbelstante“, nicht den musikalischen Unterhaltungswert eines „Schoops Löhr“ und erst recht nicht die Diva-Präsenz von „Dahmens Marie“, aber er war er sich selber – er selbst mit seinem Karren. Insofern könnte die Definition des Euskirchener Bürgermeisters stimmen: „Ein Original ist eine Persönlichkeit, die aus dem Stadtbild nicht mehr wegzudenken ist.“ Ob das in letzter Konsequenz tatsächlich eine vollständige Definition ist, bleibt sicher in vielen Fällen eine Ansichtssache.

Damit auch jüngere Generationen noch von Früherem erfahren, initiieren Mitbürger aus besonderem Grund Mahnmale oder Gedenktafeln. Anders als Gedenktafeln realisieren die meist aus Stein bestehenden „Mahnmale“ den Imperativ: „Mahn mal!“ Sie rufen zur Erinnerung und zum Gedenken auf, heben den jeweiligen Mitbürger im wahren Sinne des Wortes auf einen Sockel und präsentieren ihn als Vorbild, das man nicht vergessen soll. Sie mahnen und ermahnen. Ein Denkmal bzw. eine derartige Hervorhebung wäre manchmal auch durch die Benennung einer Straße erreichen, was zwar ebenso von Dauer sein kann, aber wesentlich weniger kostet. Dass auch Versuche gemacht wurden, mit dem Namen wirklich verdienstvoller Bürger Missbrauch zu treiben, kam schon in einem anderen Zusammenhang in Euskirchen vor.

Nichts gegen die Idee einer Gruppe Euskirchener Bürger, die persönliche Erinnerung an einen besonderen „Öskerche Jong“ wachzuhalten und dies im Internet zu begründen. Aber es hat sich inzwischen herausgestellt, dass nur wenige Mitbürger bereit sind, ein derartiges Projekt zu finanzieren. Das ist verständlich, denn ein Denkmal ... – woran soll denn gedacht werden? Nun gut, an „Kaare Willi“ und an was dann?

Sicher, er war im Stadtzentrum „bekannt wie ein bunter Hund“, wurde aber meiner Meinung nach seit Ende der 1990er Jahren künstlich hochstilisiert. In Gastwirtschaften bekam er Freibier. Gespräche mit ihm wurden oft in einer betont ironischen Form geführt. Besonders am Rosenmontag ließ man sich gerne mit ihm fotografieren. Willi tat mir irgendwie etwas leid. Aus meinen sporadischen Begegnungen und Gesprächen ergab sich jedoch das Gesamtbild eines sehr schlichten, aber oft unbeherrschten und jähzornigen Menschen. Oft ließ er sich ausnutzen und machte sich bei einigen Leuten durch preiswerte Dienstleistungen recht beliebt. Bei der Erinnerung an „Kaare Willi“ taucht vor meinen Augen das Bild auf, wie er die Hälfte eines Autos schwer atmend auf seinem Karren wegzieht.

Im Gegensatz zu den engagierten, o.a. Euskirchenern habe ich eine ganz bestimmte Euskirchener Gruppe vor Augen, die früher ostentativ leutselig war und Willi am Tresen wie einen gleichberechtigten Freund behandelte. Dass dies eine reine Show war, hat Willi Pauli nie mitbekommen. Aber gegen die private Initiative aktiver „Willi-Fans“, am Hochrelief seiner Stammkneipe - auf einem Privatgrundstück mitten im Euskirchener Stadtzentrum -, eine Gedenktafel anzubringen, ist nichts einzuwenden. Auch in einem Zeitungsinterview zu diesem Thema vertrat ich nachweislich die Ansicht: „ Zum Andenken an diesen eigentlich bemitleidenswerten Menschen reicht die jetzt avisierte Gedenktafel vollends.“

Am 10. Juni 2011 befasste sich auch die Lokalpresse mit dem Thema: Kölnische Rundschau, Lokalteil Euskirchen, vom 10. Juni 2011:       

08.06.2011

Das Bauwerk der 1934 bis 1936 erbauten NS-Ordensburg Vogelsang bei Schleiden ist mit dem neuen Nationalpark Eifel eine Attraktion im westdeutschen Naherholungsgebiet. Dass sich jedoch die seit 2006 Verantwortlichen schwer tun, mit einem Erbe aus der Nazizeit umzugehen, hat inzwischen nicht nur die Bevölkerung der Eifel und Voreifel festgestellt. Immer wieder gab es Irritationen, zu denen seit einiger Zeit wieder neue hinzugekommen sind.

Tatsächlich hatte man vor einigen Monaten noch vor, auf dem Gelände der Nazi-Kaderschmiede ein „Krimi-Hotel“ zu installieren, von dessen Horror-Präsentation man sich offenbar einiges versprach. Die Schlagzeile des Artikels fasste die damals herrschende Meinungsbildung zusammen: „Krimi-Hotel Vogelsang: Entwickler glauben an Erfolg, Skeptiker halten thematische Ausrichtung für verfehlt“. Was aus diesem Projekt geworden ist, kann sich jeder, der noch etwas Gespür für Historisches und die Aufarbeitung der jüngsten deutschen Geschichte hat, selber denken.

Nun gibt es eine neue Perspektive, die der NRW-Minister Voigtsberger als „Neue Dynamik für Vogelsang“ bezeichnet.Es geht offenbar um den Bau eines Hotels, den „Projektentwickler“ ins Auge gefasst haben. Aber doch auch das wollen westdeutsche „Wutbürger“ wohl nicht hinnehmen. Auf Plakaten sowie in Zeitungsartikeln und als Online-Proteste unterstützen sie den Wander- und Naturführer Sven Kraatz, der gegen den Mißbrauch der Idee „Natur-Geschichte“ ist. Auch am Eingang des Euskirchener HIT-Marktes, Georgstraße 22, ist nun ein Plakat mit der energischen Forderung der „Wutbürger“ zu lesen:

 

Wutbürger

 

Der Aktivist Sven Kratz, der nicht nur als Natur- und Wanderführer, sondern auch als freier Referent auf Vogelsang fungiert, wünscht eine Symbiose von Natur und Geschichte.

Die einst unbeachtete NS-Ordensburg Vogelsang und deren Geschichte wurde im Jahre 1986 aus ihrem Dornröschenschlaf geweckt und erstmals in einem Buch detailliert vorgestellt, dem derselbe Autor weitere Publikationen folgen ließ. Seitdem hat das eindrucksvolle Gebäude an Interesse gewonnen und wird zurzeit einer neuen Bestimmung zugeführt. Seit 25 Jahren dient nun das Standardwerk Ordensburg Vogelsang 1934-1945 Erziehung zur politischen Führung im Dritten Reich, das inzwischen in der 6. Auflage erschien, weiterhin als Grundlage für Filmdokumentationen, ortsspezifische Reise- und Wanderführer sowie Sammelwerke und wurde auch von der Landeszentrale für Politische Bildung NRW übernommen.

 

Wutbürger

 

Es gab bereits für ein auf Vogelsang geplantes KdF-Hotel mehrere Entwürfe. Auf der Seite 49 des genannten Buches findet man die Architektur eines „Kraft-durch-Freude“ – Hotels, das eigentlich anfangs der 1940er Jahre auf dem östlichen Talgelände von Vogelsang erbaut werden sollte.

Die offenbar letzte Korrektur erfolgte 1941. Mit dem Angriff auf Russland am 22. Juni hatten die deutschen Machthaber wohl schon das Bauvorhaben aufgegeben. Es könnte sein, dass die gewaltigen Dimensionen dieses „Vogelsang-Hotels“, die in dem o.a. Buch beschrieben werden, heute vor aktuellen Plänen eines Neubaus abschrecken.

Der vollständige Online-Artikel kann mit folgendem Link abgerufen werden:

30.05.2011

Die Fortsetzung einer Wesselinger Holocaust-Tragödie: Tara Stern und ihre lückenhafte Biografie

Die Geschichte der jüdischen Gemeinde in Wesseling

Als unter dem Eindruck des vierteiligen Filmdramas Holocaust am Ende der 1970-ger Jahre verstärkt das Bemühen aufkam, die Geschichte des regionalen Judentums aufzuarbeiten, da gehörte Christoph Ehmann (* 1943) - damals 1. Vorsitzender eines rheinischen Vereins für Orts- und Heimatkunde -, zu den ersten in der Region, die diesbezüglich aktiv wurden. Im Jahre 1980 publizierte er in den „Blättern zur Wesselinger Heimatkunde“ eine 79seitige Schrift, die die „Geschichte der jüdischen Gemeinde in Wesseling“ darstellte.

Nur am Rande sei erwähnt, dass der Autor – inzwischen emeritierter Professor – damals noch nicht wissen konnte, dass nach mehr als 30 Jahren die auf Seite 65 aufgeführten jüdischen Kinder aus Wesseling, Nordstraße 20, eine wesentliche Rolle bei einer israelischen Familienforschung spielen sollten:

Josef Cahn, geb. 25.08.1925
Kurt Cahn, geb. 10.04.1929
Hannelore Kahn, geb. 31.05.1935

Eine Kleinanzeige in einer Kölner Tageszeitung hatte auf Ihre Eltern und die o.a. Halbgeschwister aufmerksam gemacht:

Ich, geboren 1943 in Köln, lebe in Israel. Meine Mutter Irene Cahn, geboren 1907, wurde von 1942 bis 1943 in Köln von einer Familie versteckt. Ich suche dringend Angaben zu der Familie, bei der sie untertauchen konnte. Wenn Sie dazu Angaben machen können, wenden Sie sich bitte an das NS-Dokumentationszentrum der Stadt Köln.

Sofort wurde die renommierte Kölner Historikerin Dr. Barbara Becker-Jakli aktiv. Zusätzlich initiierte sie den ganzseitigen Artikel „Hoffen auf eine neue Spur“, der am 4./5. Dezember 2010 in der Gesamtausgabe des Kölner Stadt-Anzeigers erschien. Er stammte aus der Feder der Journalistin Petra Pluwatsch. Um den Sachverhalt abzukürzen: Tana Stern wurde 1943 im Kölner Gefängnis Klingelpütz geboren. Wer versteckte damals ihre jüdische Mutter vor den Nazi-Schergen, und was war aus ihren Halbgeschwistern Josef, Kurt und Hannelore Cahn geworden? Antwort: Mutter Irene Cahn und Tochter Tana wurden 1943 in das Lager Theresienstadt deportiert, konnten aber dem Holocaust entkommen. Die anderen Kinder überlebten das Grauen nicht. Aber die wichtigste Frage blieb weiterhin unbeantwortet.

Einen Bruchteildienst konnte ich selber erweisen, da mir eine holländische Mitarbeiterin den Verbleib der drei Wesselinger Kinder ab dem 7. Februar 1939 in den Niederlanden und weitere Einzelheiten nachweisen konnte. Über Waisenhäuser in Rotterdam und Utrecht kamen die Wesselinger „Judenkinder“ am 12. Februar 1942 in das holländische Lager Westerbork, von wo aus ihr verschiedener Weg in den Holocaust führte.

Ein wesentlicher Teil der gesuchten Biografie konnte von Frau Dr. Becker-Jagli eruiert werden. Aber die wichtigste Frage blieb weiterhin unbeantwortet. Tana Stern wies mich nun vor einigen Tagen auf einen weiteren Bericht der Kölner Journalistin Petra Pluwatsch hin, der am 6. Mai in der „Frankfurter Rundschau“ erschien: „Lückenhafte Biografie. Wer rettete ihr das Leben?“

 

Hoffen auf eine neue Spur

 

Im Namen von Frau Tana Stern bitte ich die Leser meiner regionalhistorische Homepage, diesen Bericht zu lesen und eventuell weitere Aussagen zu machen, die ich sofort weiterleiten werde.

Der vollständige Zeitungsartikel mit allen Details kann unter folgendem Link abgerufen werden:

24.05.2011

Flamersheim 01Wirklich leicht hatten es die Protestanten in Flamersheim früher eigentlich nie. Immer wieder wurden sie unterdrückt und bedrängt. Dies führte jedoch auch zu sehr amüsanten Anekdoten, die man sich in Flamersheim zu berichten weiß. Beispielsweise wurde das Tanzen und Trinken der Katholiken in den Augen der Protestanten als ausschweifend und hedonistisch angesehen; im Gegenzug beschwerte sich 1695 der katholische Pfarrer, dass die Reformierten an katholischen Festtagen arbeiteten und Wäsche wuschen oder ihren katholischen Dienstboten an Fasttagen Fleisch vorsetzten...

Die evangelische Gemeinde Flamersheim (heute ein Stadtteil von Euskirchen) hat allen Grund, stolz auf ihre Historie zurückzublicken. In den nächsten Tagen feiert sie ihr 450-jähriges Jubiläum (1561-2011), und ein Rückblick beweist, dass „seit der Mitte des 16. Jahrhunderts ununterbrochen protestantischer Gottesdienst abgehalten werden konnte, wenn auch an wechselnden Plätzen und häufig genug in der Bedrängnis stürmischer Zeiten.“ Mit einem farbenfrohen Foto lädt der Monatsbrief der evangelischen Gemeinde Flamersheim alle Gemeindemitglieder sowie die gesamte Dorfbevölkerung zu den Feierlichkeiten und mehreren Veranstaltungen ein.

Flamersheim sowie die evangelische Kirche Flamersheim und deren Gemeinde werden
auf der Website der Kreisstadt Euskirchen folgendermaßen dargestellt:

Flamersheim und Großbüllesheim, die zwischen 1672 bis 1717 eine gemeinsame Pfarrei bildeten, verdankten ihrer Entstehung der schon früh zum reformierten Bekenntnis übergetretenen Familie von Quadt zu Landskron. Lutter Quadt war um die Mitte des 16. Jh. protestantisch geworden - sein Sohn Bernard, Erbherr zu Flamersheim, gründete schließlich die evangelische Gemeinde.

Bis ins 18. Jh. hatte die Evangelische Gemeinde lediglich über einen Betsaal verfügt, Gottesdienste mussten jedoch wegen zuvor genannter Probleme häufig ausfallen, da Politik und Andersgläubige ihnen das Leben schwer machten. Sogar der geplante Kirchenbau sollte beinahe scheitern, als durch das Eingreifen des Vogtes Pang von Tomberg im Namen der pfälzischen Regierung der Bau verboten werden sollte und die Werkzeuge der Maurer beschlagnahmt wurden...

Flamersheim 03

 

Isolde Tschirch verfasste im Jahre1984 für das Buch Wir in Flamersheim (S.46-56) folgenden Artikel, an dessen Inhalt sich historisch nur wenig geändert haben dürfte: „Die evangelische Gemeinde Flamersheim“.

In der Zeit vom 5. bis zum 12. Juni feiert nun die evangelische Kirchengemeinde in Flamersheim ihr 450-jähriges Jubiläum, das im Kreis Euskirchen große Beachtung finden wird:

 

Flamersheim 07

 

Der vollständige Online-Artikel kann mit folgendem Link abgerufen werden:

20.05.2011

Wer in der Nachkriegszeit zur Schule ging, kann sich sicher heute noch daran erinnern, dass wir ein kleines „Henkelmännchen“ hatten, das am Ranzen eingehakt werden konnte. Nach dem Unterricht erhielt man darin seine tägliche „Schulspeisung“, die oft für viele Schüler die einzige warme Nahrung am Tag war. Vor 65 Jahren wurde in unserer Region diese sogenannte „Schulspeisung“ eingeführt. Bei Wikipedia kann man hierzu erfahren:

Die Briten führten in ihrer Zone ab März 1946 eine Schulspeisung aus Armeebeständen durch. Der ehemalige US-Präsident Herbert C. Hoover empfahl „eine tägliche Zusatzmahlzeit (350 kcal.) für Kinder und alte Menschen aus Armeebeständen, ergänzt durch Fett und Fleisch aus dem deutschen Viehabbauprogramm“. Auf seine Initiative geht zurück, dass ab 14. April 1947 in der Bizone aus den dafür bereitgestellten 40.000 Tonnen Lebensmittel 3,5 Millionen Kinder und Jugendliche zwischen 6 und 18 Jahren täglich mit einer Mahlzeit versorgt wurden.

An die Armut in der Nachkriegszeit musste ich denken, als ich in meinem regionalhistorischen Archiv einen Artikel der Euskirchener Zeitung v. 29. Januar 1896 fand: „Verein zur Unterstützung bedürftiger Kinder“.

 

Euskirchener Zeitung

 

Unwillkürlich wurde ich an die verdienstvollen, gemeinnützigen Tafeln erinnert, die zurzeit den immer mehr in Erscheinung tretenden Armen eine wichtige Hilfe sind. Diese meist ehrenamtlichen Hilfsorganisationen dienen einer schnellen und unbürokratischen Hilfe und der Vorbeugung von Fehlernährung, Mangelernährung und Unterernährung.
Die Idee, nach der zum Beispiel auch die Euskirchener Tafel e.V. tätig ist, lautet:

Nicht alle Menschen haben ihr täglich Brot -
 und dennoch gibt es Lebensmittel im Überfluss. 

Die Euskirchener Tafel sieht sich als Brücke
 zwischen Armut und Überfluss und bemüht sich mit
 ehrenamtlichen Mitgliedern um einen Ausgleich.

"Jeder gibt, was er kann". Nach diesem Leitspruch engagieren sich
 örtliche Supermarktketten, Bäckereien u.v.m., sowie Privatpersonen.

- Die Euskirchener Tafel e. V. arbeitet seit September 2000 als mildtätiger Verein -

Es ist sicher auch von regionalhistorischem Interesse, dass die Stadt Euskirchen bereits im Jahre1896 Anstrengungen unternahm, bedürftigen Schüler mit Nahrungszuwendungen zu unterstützen. Der folgende Zeitungsartikel erklärt die damalige „Tafel für Euskirchener Schulkinder“:

 

Euskirchener Zeitung 2

16.05.2011

Sam Emanuel

Meine immer noch andauernde Arbeit an der Biographie von Josef Weiss, des letzten Judenältesten von Bergen-Belsen, befasst sich nur bezüglich des Geburtsortes Flamersheim und der Jugendzeit mit regionalhistorischen Aspekten. Nur diese sind ja eigentlich der Schwerpunkt meiner Website. Aber natürlich steht jetzt seine bewundernswerte Haltung in dem berüchtigten Konzentrations- und Vernichtungslager Bergen-Belsen im Vordergrund meiner Untersuchungen.

Da Josef Weiss in der Fachliteratur nur wenige Spuren hinterlassen hat, stellen sich die Recherchen im In- und Ausland als langwierig heraus. Aber immer mehr Augenzeugenberichte, Dokumente und persönliches Hintergrundsmaterial konnten inzwischen mosaikartig zusammengesetzt werden. Aber gleichzeitig ergaben sich viele parallel verlaufende Projekte, in denen Josef Weiss (1893-1976) immer wieder eine Rolle spielte. Das letzte Beispiel liegt erst kurze Zeit zurück und fand Anfang Mai 2011, also erst vor wenigen Tagen, ein zufriedenstellendes Ende.

In dem Bericht Summary of the efforts made to find the burial site of Mrs. Marthe (Chana) Emanuel-Goldschmidt spielen die Listen von Josef Weiss, dem letzten Judenältesten von Bergen-Belsen, eine wichtige Rolle. Dank seiner präzisen Aufzeichnungen konnten die bisher unbekannten Gräber einiger jüdischer Häftlinge des Lost Train gefunden und gewürdigt werden.

Am 2. Mai 2011 – dem Holocaust Memorial Day (Yom Ha-Shoah) - veröffentlichten die beiden israelischen Zeitungen „Ma`ariv“ sowie „Yedioth Ahronoth“ einen ausführliche Darstellung über die intensive Suche der Familie Emanuel, ihre notwendigen Korrespondenzen und schließlich über den Erfolg. Jetzt endlich gibt es auch ein Gedenken an die letzten Toten des „Lost Train“ von Bergen-Belsen.

Mein persönlicher Kontakt zu Atara Dayan, der Enkelin von Josef Weiss, mit ihrem Archiv und den vielen Aktenordnern, war ein winziger Aspekt bei der Suche. Mihal Emanuel verfasste für die englischsprachige Presse eine Zusammenfassung, in der es u. a. hieß:

... Two years ago, the German researcher Hans-Dieter Arntz from Euskirchen in Germany, made contact with Atara, and told her that he wanted to write a book about her grandfather. He also asked her to look for people who knew her grandfather. A few days later, by Divine Providence, Atara visited a friend in Jerusalem. Her friend was married to Yair Emanuel, who "happened" to be the son of Baruch - one of Marthe's sons. During casual conversation, suddenly it turned out that Yair's father was also on the lost train and knew Josef (Jupp) Weiss.

After Atara Dayan discovered the Emanuels, she came to Shmuel, another Marthe's son, to ask him about her grandfather. Shmuel said that he remembered her grandfather; who was the Judenälteste, and he was very good and special person, and he helped the other Jews in the camp. In the course of the conversation Atara gave Shmuel a binder with letters and documents of Josef Weiss, from the period of the holocaust. Shmuel opened the binder, and to his surprise he found "the list of the deceased from the Lost Train...."

Mein vollständiger Online-Artikel kann mit folgendem Link abgerufen werden:

10.05.2011

Ein Kulturhaus für die Kreisstadt Euskirchen

Wilhelmstraße

Genau vor einem Jahr begann die Diskussion um den Bestand des Euskirchener Stadtmuseums. In einem diesbezüglichen Online-Artikel berichtete ich auf meiner regionalhistorischen Homepage über die Beschlussvorlage der Ratssitzung am 27. Mai 2010 und die beabsichtigte „Schließung des Stadtmuseums in seiner jetzigen Form“. Gleichzeitig ging ich auf die Geschichte und jahrzehntelange Problematik des Euskirchener Stadtmuseums ein. Schon im Jahre 1935 gab es nämlich organisatorische und didaktische Dispute in Bezug auf das Euskirchener „Heimatmuseum“.

Meine persönliche Ansicht veröffentlichte ich auch am 17. Mai 2010 im Gästebuch der Stadt Euskirchen. Daraufhin erläuterte der 1. Beigeordnete der Stadt Euskirchen, Thomas Huyeng, recht detailliert das künftige Konzept, das im erwähnten Gästebuch der Stadt und in meinem o. a. Online-Artikel nachzulesen ist. Hier distanzierte sich die Stadtverwaltung von gewissen Befürchtungen und Vergleichen aus dem Jahre 1935, nach denen „Euskirchen arm an Kunst“ sei: Euskirchen wird reicher an Kultur!“

Da das bisherige Stadtmuseum wegen der sehr beengten Verhältnisse im Dicken Turm  ein bescheidenes Dasein fristete und meist für Vernissagen, kleinere Veranstaltungen und „Wander-Ausstellungen“ benutzt wurde, vertrat ich am 29. August 2010 die Ansicht, dass man bei der Planung neuerer Projekte die Euskirchener Stadthistorie mehr in Form einer Dauerausstellung berücksichtigen solle.

 

Wilhelmstraße1 Wilhelmstraße2
   
Wilhelmstraße3

 

Inzwischen hat sich einiges getan. Die Stadt Euskirchen hat das Grundstück Wilhelmstraße 32-34 an die Euskirchener Gemeinnützige Baugesellschaft (Eugebau) verkauft, die ihrerseits ein „Kulturhaus“ bzw. einen „Kulturhof“ auf dem 670 Quadratmeter großen Grundstück bauen wird. Das avisierte Gebäude, das künftig auch die Stadtbibliothek und ein hoffentlich gut eingerichtetes Stadtmuseum beherbergen soll, befindet sich in durchaus zentraler Lage und soll an die Stadt Euskirchen zur dauernden Nutzung vermietet werden.

Mit dem sinnvollen Abriss der alten Hausanlage verschwindet wieder ein unansehlicher Ort des alten Stadtbildes, wie dies zurzeit auch am Viehplätzchen der Fall ist. Genau gegenüber der künftigen Baustelle befanden sich übrigens einst die jüdischen Metzgerei Wallach und das jüdische Ledergeschäft Breschinski.

06.05.2011

Fahne und ArmeDas Wort „Wiedergutmachung“ darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass erlittenes Leid und jahrelange Entrechtung, Freiheitsentzug und Gesundheitsschäden nicht durch Geldleistungen abgegolten und „wieder gut gemacht“ werden können. Der Fachbegriff ist jedoch in der Literatur gebräuchlich und kaum ersetzbar..

Folgender Exkurs (H.-D. Arntz, JUDAICA, S.473) konstatiert, wie ein aus unserer Region stammender jüdischer Volkswirtschaftler bereits 1944/45 Einfluss auf die internationale politische Weichenstellung der „Wiedergutmachung“ nehmen konnte:

Michael Marx II aus Großvernich bei Weilerswist hatte einen Sohn, Benedict Marx (1889-1956), der 1920 in den Aufsichtsrat der Arbeiterbank in Berlin berufen und dann in den Reichswirtschaftsrat gewählt wurde. Bis 1933 war er dann Hauptgeschäftsführer des Allgemeinen Verbandes der Bankange­stellten. Er emigrierte nach England, avancierte zum Berater des späteren britischen Außen­ministers Bevin und konnte in dieser Position Einfluss auf die Planungen für ein besiegtes Deutschland nehmen. Tatsächlich war er daran beteiligt, den britischen Außenminister und Premierminister Winston Churchill zur Ablehnung des für Deutschland so nachteiligen „Morgenthau-Plans" zu bewegen. Der Vernicher Wirtschaftsexperte, dessen Ansicht von „Wiedergutmachung" wohl nicht von blindem Hass geprägt war, starb 1956 in Bad Godesberg...

Am 2. Mai 2011, dem Holocaust Memorial Day (Yom Ha-Shoah) – vgl. hierzu meine NEWS vom 2. Mai -, veröffentlichte das „Jerusalem Journal“ der „New York Times“ einen Artikel mit der Überschrift: Property Lost in Holocaust Is Cataloged Online. Die Journalistin ISABEL KERSHNER informierte über das „Project HEART“ der Holocaust Era Asset Restitution Taskforce – Project HEART)...

Holocaust survivorDer Zweck von Projekt HEART ist, Personen mit Entschädigungsansprüchen für Eigentum, das während der Schoah-Zeit konfisziert, geplündert oder zwangsverkauft wurde, zu helfen. Es handelt sich um ein gemeinnütziges Projekt der Jüdischen Agentur für Israel (Jewish Agency for Israel - JAFI), das von der israelischen Regierung finanziert und unterstützt wird.Project HEART konzentriert sich auf die Identifizierung der Personen mit potenziellen Ansprüchen bezüglich Eigentums. Um förderfähig zu sein, muss das beanspruchte Eigentum, ALLE der folgenden Kriterien erfüllen, um berücksichtigt zu werden: ...

Aufgrund einiger Reaktionen auf meine regionalhistorische Homepage und mit Bezug auf mehrere E-mails, die sich mit speziellen Fragen nach dem Besitz jüdischer Vorfahren befassen, möchte ich behilflich sein. Besonders frühere Mitbürger aus Euskirchen und Umgebung, deren Roots nach Polen gehen, soll dieser Online-Artikel erreichen.

Das ultimative Ziel des Projekt HEART besteht in der Bereitstellung von Hilfsmitteln, Strategien und Informationen, um es der israelischen Regierung, dem Projekt HEART und seinen Partnern zu ermöglichen, anspruchsberechtigte jüdische Opfer und ihre Erben und dem jüdischen Volk ein kleines Maß an Gerechtigkeit zukommen zu lassen. Projekt HEART möchte förderberechtigte Personen, jüdischen Opfern des Holocausts und ihren Erben auf der ganzen Welt erreichen, die oder deren Familien bewegliches, unbewegliches oder immaterielles Privateigentum besaßen, das in Ländern konfisziert, geplündert oder zwangsverkauft wurde, die während der Holocaust-Zeit von den NS-Streitkräften oder den Achsenmächten kontrolliert oder besetzt wurden...

Mein vollständiger Online-Artikel kann mit folgendem Link abgerufen werden:

02.05.2011

Holocaust-Erinnerungstag am 2. Mai

Weltweit gibt es in den jeweiligen Ländern verschiedene Holocaust- Gedenktage. Die Vereinten Nationen zum Beispiel benannten in ihrer Resolution 60/7 vom 1. November 2005 den 27. Januar zum International Holocaust Remembrance Day. In Israel und vielen jüdischen Gemeinden außerhalb des Landes ist der 27. Nisan (April/Mai) in diesem Jahr der 2. Mai.

Die Jewish Virtual Library erklärt den Holocaust-Gedenktag (Jom Ha-Schoa):

Jewish Library

Holocaust Memorial Day (Yom Ha-Shoah)

Jewish Star

Candle

 

Der vollständige Name des Tages zum Gedenken an die Opfer des Holocaust lautet "Yom HaShoa Ve-Hagevurah" - wörtlich „Tag der Erinnerung an den Holocaust und das Heldentum." Er ist am 27. Tag im Monat Nisan - eine Woche nach dem siebten Tag des Pessach, und eine Woche vor Yom HaZikaron (Erinnerungstag für die gefallenen Soldaten Israels). Er erinnert auch an den Jahrestag des Aufstandes im Warschauer Ghetto. Das Datum wurde von der Knesset (dem israelischen Parlament) am 12. April 1951 bestimmt und in einem Gesetz durch die Knesset am 19. August 1953 in Kraft gesetzt.

Weltweit kursieren Aufrufe, diesen jüdischen Gedenktag würdevoll zu gestalten:

Yom HaShoah
Holocaust Remembrance Day
2nd May, 2011

 

Please wait 20 seconds before you close this e-mail. This message asks you to do one small act to remember the Six Million (6,000,000) Jewish lives that were lost during the Holocaust.

Please send this message to everyone you know who is Jewish, and ask them to also forward this to others.

If we reach the goal of reaching six million e-mail names before April 20, we will fullfil and give back to God what He gave to us:
6 million Jews who are alive today who remember those who perished.

Thank you

27.04.2011

„Ein-Mann-Bunker“ im 2. Weltkrieg

Panzersperre

Das Freilichtmuseum von Kommern baut zurzeit die neue Gruppe „Marktplatz Rheinland“ auf. Gezielt ist man auf der Suche nach Objekten, die einen Zeitabschnitt von 1945 bis 1980 ermöglichen. Hierzu gehören auch Relikte, die an das Ende des 2. Weltkrieges erinnern und die Zeit bis heute unbeachtet überdauert haben. Manche Überbleibsel sind allerdings derart massiv, dass sie nicht in das Freilichtmuseum transportiert werden können. Hierzu gehören zum Beispiel die Reste einer Panzersperre aus Beton, die vom Euskirchener Volkssturm Ende Februar auf der Kessenicherstraße errichtet wurde.

Eine schmale Durchfahrt musste damals allerdings mit Eichenstämmen geschlossen werden und galt bei den im März einmarschierenden Amerikanern als „One-minute-break“. Das heißt, die Besatzung des Panzers musste eine Minute lang lachen, um sich dann ungehindert den Zugang zu verschaffen. Wahrscheinlich wäre die benachbarte Gärtnerei froh, wenn man endlich die - wohl doch für die Ewigkeit gebaute - Anlage entfernen würde.

Anders sieht es mit kleineren Relikten aus, die in der Lokalpresse exemplarisch gezeigt wurden. Da geht es zum Beispiel um einen Ein-Mann-Bunker aus Beton, wie er früher auf jedem flachen Feld oder an notwendigen Stellen stand. Derartige Splitterschutzzellen dienten als Klein-Schutzbauten oder Brandwachenstände. Eine verhältnismäßig seltene Variation aus Kruppstahl fand ich vor einiger Zeit in Euskirchen-Euenheim. Schwierigkeiten bereitet in der Regel auch das Ausgraben und Freilegen dieser Bunker. Diese stecken nicht einfach nur in der Erde, sondern sind obendrein in einer dicken Schicht aus Stampfbeton verankert.

Bunker01 Bunker02 Bunker03
22.04.2011

Seder 1945

Orte des Schreckens

Dieses Jahr wird das Pessachfest vom 18. April abends bis zum 26. April von den Juden gefeiert. Rabbiner Steiman erklärt bei HaGalil, der weltweit größten deutschsprachigen Homepage für das Judentum, was unter diesen Festtagen zu verstehen ist. Das Pessach-Fest erinnert alljährlich an die biblischen Erzählung vom Auszug der Israeliten aus Ägypten. Bei einem großen Festessen wird die Geschichte erzählt (nach einem uralten Text, der sich Haggada nennt, was „Erzählung“ heißt), wobei sich die Speisenfolge der Erzählung anpasst. Beides geschieht nach einer festen Ordnung, die dem Festessen seinen Namen, Seder („Ordnung“), zu verdanken hat.

Pessach beginnt also mit dem Seder, welches seinem Wesen nach einem Symposion im antiken Griechenland gleicht. Zu einem Symposion gehört ein Thema (hier: der Exodus), gutes Essen und Trinken (hier: das Festmahl, inklusive ritueller Speisen und Wein), Unterhaltung (hier: Gesänge zum Exodus und der jüdischen Tradition sowie Spiele für die Kleinen); und natürlich gute Gäste. Nach dem biblischen Kalender ist dieses Jahr der erste Vollmond im Frühling – und damit der erste Sederabend – am Abend des 18. April.

Nicht immer konnte der Abend festlich gefeiert werden. In diesem Zusammenhang erinnere ich erneut an meine erste Veröffentlichung von „Seder 1945“ und die bewegende Schilderung von Josef Weiss, dem letzten Judenältesten von Bergen-Belsen. Der vollständige Artikel wurde erstmals in meinem Buch JUDAICA (1983) publiziert, dann auch in meinen NEWS vom 30. März 2010 und in meinem Online-Artikel über „Jupp“ Weiss. Seitdem gab es auch Übersetzungen in mehrere Sprachen.

Da dieser bedeutende Mann aus unserer Region – nämlich aus Flamersheim, heute ein Stadtteil von Euskirchen – stammt, dürfte der Text von besonderer Bedeutung sein.

 

„SEDERABEND 1945 IM KZ BERGEN-BELSEN"

von Joseph Weiss

„Du mußt heute abend in allen Baracken sprechen", sagte meine Frau bei der Morgenbegrüßung in ihrer Baracke zu mir. -„Was soll ich aber sagen?" antwortete ich. „80 % aller Personen sind krank - Fleckfieber, Erschöpfung! Wir haben Quarantäne, kaum Brot - seit 10 Tagen wird höchstens ein Fünftel unserer uns zustehenden Ration geliefert. Butter und Brotaufstrich kennen wir nicht mehr...

18.04.2011

Jüdische Feiertage 2011

Das jüdische Jahr beginnt im Herbst, in biblischer Zeit begann es im Frühjahr. Die Monatsnamen wie Nissan, Ijar sind chaldäisch und stammen aus dem babylonischen Exil... Über viele, teilweise recht komplizierte Sachverhalte des jüdischen Kalenders kann man sich mit Hilfe von Wikipidia informieren.

Alle Feiertage des Jahres 2011 sowie die damit verbundenen jüdischen Vorschriften und historischen Erklärungen werden auch von Chabad Org. aufgelistet und erklärt. Ab heute bis zum 26. April wird Pessach gefeiert. Daher folgt eine entsprechende Einordnung der jüdischen Feiertage:

 

Jüd. Feiertag

Wann in 2011

Einschränkungen / Bemerkungen

Tu BiSchwat

20. Januar 2011

arbeiten ist erlaubt

Taanit Esther

17. März 2011

Fasttag, arbeiten ist erlaubt

Purim

19.-20. März 2011

arbeiten sollte vermieden werden
(für weitere Fragen konsultieren Sie einen Rabbiner)

Schuschan Purim

21. März 2011

arbeiten ist erlaubt

Pessach

18.-26. April 2011

arbeiten ist nicht erlaubt am 19.-20. und 25.-26. (vom 21.-22. & 24. ist arbeiten mit Einschränkungen erlaubt)

Zweites Pessach

18. Mai 2011

arbeiten ist erlaubt

Lag BaOmer

22. Mai 2011

arbeiten ist erlaubt

Schawuot

7.-9. Juni 2011

arbeiten ist nicht erlaubt

17. Tammus

19. Juli 2011

Fasttag, arbeiten ist erlaubt

Tischa beAw

8.-9. August 2011

Fasttag, arbeiten sollte vermieden werden
(für weitere Fragen konsultieren Sie einen Rabbiner)

Rosch Haschana

28.-30. September 2011

arbeiten ist nicht erlaubt

Fasten Gedalia

2. Oktober 2011

Fasttag, arbeiten ist erlaubt

Jom Kippur

7.-8. Oktober 2011

arbeiten ist nicht erlaubt

Sukkot

12.-19. Oktober 2011

arbeiten ist nicht erlaubt am 13.-14. (vom 16.-19. ist arbeiten mit Einschränkungen erlaubt)

Hoschana Rabba

19. Oktober 2011

arbeiten ist mit Einschränkungen erlaubt

Schmini Azeret

19.-20. Oktober 2011

arbeiten ist nicht erlaubt

Simchat Tora

20.-21. Oktober 2011

arbeiten ist nicht erlaubt

Chanukka

20.-28. Dezember 2011

arbeiten ist erlaubt, außer am Schabbat

15.04.2011

Begegnung mit dem Judentum im Kreis Euskirchen

Synagoge Blumenthal

21 Schüler der Max Rayne Hand in Hand Schoool in Jerusalem besuchten vor einigen Tagen die Weilerswister Gesamtschule. Es handelt sich hier um die einzige Schule in Israel, in der Juden und Araber gemeinsam unterrichtet werden. Schon am 24. Oktober 2008 wurde in meinen NEWS über die freundschaftlichen Beziehungen berichtet. Ein Kindergarten, eine Grundschule sowie vier Dependancen sind der bemerkenswerten Institution angeschlossen, die seit dem Jahre 2008 den neuen Kontakt mit der Gemeinde im Süden der Stadt Euskirchen pflegt. Inzwischen waren die jungen Israelis zum zweiten Male in Weilerswist und nahmen an einem gut vorbereiteten, abwechslungsreichen Programm in Bonn, Köln und Nettersheim teil.
Die ersten Bemühungen um einen Kontakt zu israelischen Jugendlichen gehen auf das Jahr 1985 zurück (Euskirchen-Flamersheim 1985). Am 15. Juni 2008 berichtete ich über diese ersten Versuche (1985) eines Schüleraustausches zwischen Euskirchen und Tirat Hakarmel (Israel).

Nachdem der „Zug der Erinnerung“ mit einer musealen Darstellung zur „Deportation von Kindern in den Holocaust“ bereits vor über zwei Jahren in der Nähe unserer Region war (Vgl. NEWS vom 1. März 2009), machte er nun auch in Schleiden und Hellenthal halt. Viele Schulklassen informierten sich anhand der Schautafeln, Bildwände sowie Einzelbiographien und hatten im Unterricht entsprechende Projekte vorbereitet. Der emeritierte Weihbischof Karl Reger hatte selber während der „Kristallnacht“ am 10. November die brennende Synagoge von Blumenthal gesehen und berichtete in einer bewegenden Rede von diesem erschütternden Ereignis.

12.04.2011

 

Lebensmittelkarten sind vom Staat ausgegebene Bescheinigungen, die der Bevölkerung in Notzeiten eine bestimmte Menge an Nahrungsmitteln zuweisen. Im Zweiten Weltkrieg wurden in Deutschland am 28. August 1939, wenige Tage vor Kriegsbeginn, Lebensmittelmarken und Bezugsscheine für Benzin ausgegeben. Wenig später folgte die Reichskleiderkarte. Die Güterknappheit im Krieg erzwang eine längere Periode ihrer Verwendung im täglichen Leben. Lebensmittelkarten berechtigten zum Empfang, aber nur in soweit, als Waren zur Verfügung standen. Sie stellten also keine Garantie dar. (Wikipedia).....

 

Lebensmittel

 

.... Eine Verordnung der Euskirchener Stadtverwaltung vom 9. Oktober 1939 bestimmte, dass die Euskirchener Juden künftig auch ernährungsmäßig mit großen Einschränkungen zu rechnen hätten. In dem Buch JUDAICA–Juden in der Voreifel, (S. 336) wird die Vorschrift belegt, dass die Einkäufe der noch ansässigen Juden künftig nur noch in der Zeit von 13 bis 14 Uhr stattzufinden hätten. Hierfür kamen zudem nur noch wenige, namentlich aufgeführte Geschäfte in Frage: zwei Metzgereien auf der Kommerner- und der Mittelstraße, zwei Bäckereien in der inzwischen umbenannten Adolf-Hitler-Straße und der Baumstraße, ein Lebensmittelgeschäft in der erwähnten A.-H.-Straße und ein Gemüsegeschäft in der Baumstraße. Juden erhielten auch Lebensmittelkarten, aber mit deutlich weniger Kalorien als ihre Mitbürger. Die örtlich, zeitlich und qualitativ begrenzte Verordnung der Stadtverwaltung bewirkte, dass bei Kriegsbeginn die Juden aus dem Stadtbild verschwanden. Der Kaufladen als „ Begegnungsstätte und Kontaktbörse hatte für sie ausgedient“. Als dann noch am 1. September 1941 der „gelbe Stern“ eingeführt wurde, markierte dies endgültig die öffentlich sichtbare soziale Ausgrenzung.....

.... Im „Euskirchener Volksblatt“ oder im bereits erwähnten „Westdeutscher Beobachter“ gab es in der nächsten Zeit eine Unzahl von Bekanntmachungen, die sich mit der Versorgung der Euskirchener Bevölkerung befassten. Auch die Strukturierung der Lebensmittelkarten wurde im Laufe der Jahre leicht verändert. Da war noch die Mitteilung des Euskirchener Aktivisten Schiffmann, Vertrauensmann des Milch- und Versorgungsverbandes Rheinland-Westfalen im Kreis Euskirchen, vom 29. September 1939 noch ausgesprochen harmlos: ......

..... Ehe ich zu einem Vergleich zwischen dem Nahrungsverbrauch von 1943 und 1980, der Zeit im „neuen Wirtschaftswunderland“, komme, soll ein knapper Auszug aus einer „Bestandsaufnahme der Kreisverwaltung Euskirchen vom 1. April 1945 bis zum 31. März 1947“ vorausgeschickt werden. Den gesamten Bericht publizierte ich auf den Seiten 523-528 meines Buch Kriegsende 1944/45 zwischen Ardennen und Rhein. Über die Tätigkeit des Ernährungs- und Wirtschaftsamtes heißt es in der Bestandsaufnahme von 1947:

.... Beim Einmarsch der Alliierten befand sich die Dienststelle des Ernährungs- und Wirtschaftsamtes in Kreuzweingarten. Sie war dort seit dem 13. 10. 1944 im Pfarrjugendheim un­tergebracht. Der Leiter der Dienststelle wurde vom Kreis­kommandanten beauftragt, den Dienstbetrieb sofort weiter durchzuführen. Bereits durch Bekanntmachung vom 11. 3. wurde die Bevölkerung davon in Kenntnis gesetzt, dass mit Genehmigung der Militärregierung die bisherigen Vor­schriften über die Zwangsbewirtschaftung von Nahrungs­mitteln und Verbrauchsgütern in vollem Umfange in Kraft blieben.......

...... An dieser Stelle sei anerkennend hervorgehoben, dass die ernährungswirtschaftlichen Betriebe in diesen schwierigen Monaten ihre Einsatzfreudigkeit und Leistungsfähigkeit aufs beste bewiesen haben, wodurch es möglich war, die Versor­gung der Bevölkerung in einem ausreichenden Maße sicher­zustellen. Dies ist um so bemerkenswerter, weil die Ameri­kaner mit Ausnahme von Weizen keinerlei Lebensmittel für die zusätzliche Versorgung der ausländischen Arbeiter und Arbeiterinnen in einer Gesamtzahl von etwa 8.000 Personen zur Verfügung stellten.

Der Kreis hat zurzeit, also am 1. 4. 1947:
62.825 Normalverbraucher,
13.773 Vollselbstversorger,
11.457 Teilselbstversorger.

An Zusatzkarten werden ausgegeben :
11.328 Stück für Schwer- und Schwerstarbeiter usw.
Die Zahl der Haushalte des Kreises beträgt: 23.500.

.... Ein mir überlassener Bericht des Journalisten Rolf Schmalstein berichtete im Jahre 1980 im „Schlemmer-Journal“ der „Bunten“, wie verwöhnt die Bundesbürger inzwischen geworden waren und fragte, wie es sein würde, wenn man noch „nach Lebensmittelkarten von damals kochen“ müsste. Nachdem man eine Woche lang die „Kriegsration“ genossen hatte, freute sich die Testfamilie über den Gewichts­verlust und auf das gegenwärtige Essen...

ReichsbrotkarteUnd wir wollten ausprobieren, ob man davon leben kann: ei­ne Woche lang Kriegs­rationen für zwei Kin­der und drei Erwachsene, dabei die Oma mit „Kriegskocherfahrung“. Unsere Lebensmittelkarten galten für die 46. Zu­teilungsperiode, also vom 8. Februar bis 3. März 1943. Was auf den Karten stand, war damals aber nur eine Ankündigung. Denn nur was über Rundfunk aufge­rufen wurde, die Abschnitte für Fleisch und Quark, Kunsthonig und Ersatzkaf­fee, konnte man tatsächlich einkaufen.

Für diese 46. Zuteilungs­periode wurden an der Hei­matfront folgende Lebens­mittel pro Kopf des durch­schnittlichen Verbrauchers zugeteilt: 9,7 kg Brot, 1,5 kg Fleisch, 250 g Ersatzkaffee, 154 g Fisch, 2,8 Eier, 15,8 kg Kartoffeln, 700 g Marmela­de, 900 g Zucker, 250 g Käse und Quark, 7,5 1 entrahmte Frischmilch, 158 g konden­sierte Milch, 925 g Handels­fette, 600 g Nährmittel, 85 g Schokolade.

Unser eigenes Experi­ment beginnt am Samstag mit dem Frühstück: Brot, Butter, Marmelade, Pfeffer­minztee. Mittags Leber mit Zwiebeln. Äpfeln, Kartof­feln und Kopfsalat. Abends Brötchen und ein Bückling — die Fischration für fünf Menschen für die ganze Woche. Schon am Sonntag ist uns klar: Wir haben zu viele Kar­toffeln, zu wenig Brotauf­strich. Also bäckt die Oma ihren Kartoffelkrümelku­chen, der im Krieg sehr be­liebt war.

Kenner trinken dazu Malzkaffee. Am Mittwoch­abend gibt es nur noch (nur noch?) Tomaten aufs Brot. Am Don­nerstagmittag gibt es fleisch­lose Kartoffelsuppe. Wir haben Hunger. In der Schule bieten Klassenkameraden dem Sohn ihr Frühstücks­brot an. Er bleibt hart. Am Freitagabend ziehen wir Bilanz. Alles ist ver­braucht, bis auf 4 kg Brot und 2,5 kg Kartoffeln. Gesamtverbrauch demnach 62.517 Kalorien zum Preis von 88,01 Mark. Das heißt: 1786 Kalorien für 2,51 Mark pro Kopf und Tag.

Erwartungsvoll stellen wir uns am Samstagmorgen auf die Waage. Fazit der Woche: Alle haben abge­nommen, der Gewichtsver­lustrekord sind drei Pfund. Dann decken wir den Frühstückstisch wie heute gewohnt mit allem Drum und Dran. Doch die Kinder ha­ben jetzt eine Ahnung, wie es im Krieg gewesen ist.

Der vollständige Artikel kann unter folgendem Link abgerufen werden:

05.04.2011

Zur jüdischen Kultur: Klezmer-Musik in Köln und Bad Münstereifel

Klezmer 1

Der jiddische Begriff Klezmer ist laut Wikipedia eine aus dem aschkenasischen Judentum stammende Volksmusiktradition. Etwa um das 15. Jahrhundert entwickelten klezmorim genannte Volksmusikanten eine Tradition weltlicher, nichtliturgischer jüdischer Musik. Sie orientierten sich an religiösen Traditionen, die bis in biblische Zeiten zurückreichen; ihre musikalische Ausdrucksweise entwickelte sich indessen weiter bis in die Gegenwart. Das Repertoire besteht vor allem aus Musik zur Begleitung von Hochzeiten und anderen Festen. Seit der Wiederbelebung dieser Musik in den USA in den 1970er Jahren wird der Begriff zur Bezeichnung des musikalischen Genres verwandt. Bis dahin wurde diese Musik zumeist „jiddische“ Musik genannt.

Der Hinweis auf diesbezügliche Videos soll beweisen, warum man unter Klezmer vorwiegend instrumentale Musik versteht. Derartiges kann man zum Beispiel als „Klezmer-Session“ am Donnerstag, dem 7. April 2011, im Kölner Arkadas-Theater (ca. ab 22:30 Uhr) miterleben. Die Musiker ergänzen per Bild (Werner Bauer) und Text ihre Einladung:

„Eine Session ist eine lockere Zusammenkunft von Leuten, die spontan miteinander spielen wollen. Jeder so gut er kann, bzw. wenn er glaubt, bei einem Stück mitspielen zu können, kann er das tun. Macht Spaß, hat keinen Perfektionsanspruch und man lernt eine Menge. Man braucht, neben einem Instrument, am besten entweder ein bisschen Klezmer-Repertoire oder Wissen, um sich spontan drauf einstellen zu können... Also, kommt vorbei und bringt Eure Instrumente mit!!!“

Weiterhin treten am Samstag, dem 9. April 2011, um 20:00 Uhr Andrea Pancur/München, Franka Lampe/Berlin und Markus Müller/Nürnberg mit ihrem Programm "Federmentsh" im Theater1 in Bad Münstereifel auf. Im Jiddischen bezeichnet dieser Ausdruck den Literaten schlechthin. Zugleich erinnert er an jene innerlich reichen Luftmenschen, die in selbst errichteten Traumschlössern leben und das reale Dasein allzu oft als Nebensächlichkeit empfinden. Es schwingt die Andeutung an den goldenen Pfau mit, jenen jüdischen Wundervogel, der vor Träumern und Liebenden eine seiner Federn fallen lässt. Die goldene Feder beauftragt und inspiriert zugleich für künstlerisches Schaffen.

Klezmer 2Über das, was in Bad Münstereifel zu erleben sein wird, berichtete bereits die Presse:

 „Lieder mit Ohrwurmcharakter zum Dahinschmelzen schön: Nach 15 Jahren mit dem von ihr gegründeten Sextett Massel-Tov widmet sich die Münchnerin Andrea Pancur nun in ihrem Soloprogramm dem jiddischen Lied des 20. und 21. Jahrhunderts. Andrea Pancur besingt das melancholische Lied der flüchtigen Liebe, von gefallenen Mädchen, von traurigen Trennungen und wonnigen Wiedersehen, vom Schnaps, vom Rausch und vom Überleben. Schon im Februar vergangen Jahres urteilte das Schweinfurter Tagblatt über das Programm, das Andrea Pancur und Franka Lampe am Akkordeon, also die beiden Damen der Gruppe als Duo bestritten: `Die beiden Frauen machen herzzerreißend melancholische Musik´ und ´Weltmusik im besten Sinne´. Das hohe Lied der Melancholie besingt mit ihnen dieses Mal zusätzlich Markus Milian Müller (Kontrabass).“

03.04.2011

Der „Boykottag“ (1933) und die jüdischen Rechtsanwälte aus Euskirchen: Dr. Leopold Heilberg, Dr. Josef Weiss und Alfred Oster

Richard Stern

Ein inzwischen häufig publiziertes Foto zeigt den aus Weilerswist stammenden jüdischen Geschäftsmann Richard Stern (1899-1967) vor seinem Bettengeschäft in Köln, Marsilstein 20. Ich erhielt es vor etwa 20 Jahren von meinem Kollegen Dieter Corbach (†), der sich um die Aufarbeitung des Kölner Judentums sehr verdient gemacht hat. Es hat exemplarischen Wert und wurde auch in diesem Sinne bereits in meinem Buch Isidors Briefe (S.76) veröffentlicht.

Das Bild zeigt Boykottposten der SA, die am 1. April 1933 den Kunden den Zugang zu seinem jüdischen Geschäft verwehren. Als Frontkämpfer des 1. Weltkrieges trägt er am Revers das einst erworbene Eiserne Kreuz, um die gaffenden Passanten und Nationalsozialisten auf seinen bewiesenen Patriotismus hinzuweisen.

Aber nicht nur jüdische Geschäftsleute oder Ärzte wurden am 1. April 1933 boykottiert, sondern auch Rechtsanwälte, von denen drei aus Euskirchen und Umgebung stammten: Dr. Leopold Heilberg, Dr. Josef Weiss und Alfred Oster. Das Schicksal der beiden ersten Juristen stellte ich in meinem Online-Artikel vor: Das Schicksal der jüdischen Juristen aus Euskirchen: Dr. Leopold Heilberg (Dr. Lionel Hillburn) und Dr. Josef Weiss.

In der Voreifeler Regionalhistorie wird der jüdische Arzt Dr. Hugo Oster (1873- 1943) oft mit seinem Neffen Alfred Oster (1901-1960) verwechselt. Dieser hatte auf der Wilhelmstraße in Euskirchen seine Kanzlei als Rechtsanwalt und gehörte am „Boykottag“ ebenfalls zu den ersten Juden, die beruflich unter den rassistischen Maßnahmen der Nationalsozialisten zu leiden hatten.

Alfred Oster wurde am 24. Juni 1901 in Flamersheim – heute ein Stadtteil von Euskirchen – als Sohn von Isidor Oster (1868- Holocaust) und dessen Ehefrau Sophie geb. Abraham (1873- Holocaust) geboren. Nach seinem Jurastudium wurde er am 18. Mai 1927 in Bonn als Anwalt zugelassen. Seine in Israel lebende Tochter Varda Bechor berichtet, dass er dann bis zum 3. November 1927 als „Rechtsassistent“ am Bezirksgericht in Aachen arbeitete. Danach ließ er sich als Anwalt in der Kreisstadt Euskirchen nieder.Buch Isidors Briefe

Zugelassen war er beim Amtsgericht und Landgericht Bonn. Als Folge des „Boykottages“ vom 1. April 1933 und aufgrund des Gesetzes über die Zulassung zur Rechtsanwaltschaft vom 7. April 1933 wurde ihm die Zulassung entzogen. Seitdem war es ihm nur noch erlaubt, Juden juristisch zu beraten, was er bis 1938 in Köln tat, ehe er mit seiner Familie nach Palästina emigrierte. Dort musste er Englisch und Hebräisch lernen und sein juristisches Staatsexamen nachmachen. Anfang der 1950er Jahre – nachdem Israel mit der Bundesrepublik ein Wiedergutmachungsabkommen abgeschlossen hatte –, konzentrierte er seine ganze Arbeit auf Anspruchsforderungen von Überlebenden aus Deutschland und Polen. Auf dem Wege zu seiner Kanzlei starb er am 17. Januar 1960 in Tel Aviv.

30.03.2011

Die künstlerische Aussage von Ulrich Wagner zum Thema Nationalsozialismus: „Ortsgedächtnis – Gedächtnis der Orte“

OrtsgedächtnisJudenverfolgung, nationalsozialistische Machtausübung und Kunst sind auch Themen, die der 1959 in Köln geborene Künstler Ulrich Wagner, früher Meisterschüler und Assistent des schottischen Graphikers und Bildhauers Eduardo Paolozzi, auf ganz eigenwillige ins Bewusstsein der Menschen bringt. Mein Kontakt zu dem heute in Oberlascheit lebenden Rheinländer ergab, dass Wagner durchaus von seinem Lehrer, der maßgeblich die britische Pop-Art geprägt hat, beeinflusst wurde. Gerne durfte ich ihm ein wenig bei seiner künstlerischen Aufarbeitung der „jüngsten Vergangenheit“ behilflich sein und mithilfe einiger Unterlagen aus meinem Buch Ordensburg Vogelsang 1934 –1945 seine ganz besondere Licht-Installation bereichern.

OrtsgedächtnisHier werden in besonderen Bildsequenzen mehrere Abbildungen – so zum Beispiel vom KZ-Lager Buchenwald, Lager Rebstock, der NS-Ordensburg Vogelsang und dem ELDE-Haus in Köln - zur Geltung kommen. Die feierliche Eröffnung des Lichtraumes „Ortsgedächtnis– Gedächtnis der Orte“ findet in Bonn am 3. Mai um 19 Uhr im LVR-Landesmuseum statt. Ulrich Wagner beschrieb mir sein Projekt, das zum Bereich „Kunst und Macht im 20. Jahrhundert“ gehört:

„Ich errichte zur Zeit einen begehbaren Lichtraum im Landesmuseum Bonn, der fester Bestandteil der Sammlung sein wird. Er hat auf sehr konstruktivistische Weise mit der nationalsozialistischen Vergangenheit im Rheinland zu tun. Der Lichtraum nimmt Strukturen und Baupläne faschistischer Bauten und Orte wie Vogelsang, Buchenwald, Kölner Messe u.a. als Ausgangspunkt der gegenstandslosen Kunstdarstellung. Dieser thematische Hintergrund soll durch einen Audioguide und einen Monitor dem Besucher als Information angeboten werden. Wir bereiten zudem einen kurzen (ca. 5 Minuten langen) Film vor, der im Rheinischen Landesmuseum Bonn meinen Lichtraum begleiten und den Betrachter des Kunstobjektes mit Hintergrund-Informationen versorgen soll.“

Bereits am Freitag, dem 1. April 2011, stellt Ulrich Wagner, der 2009 mit dem „Deutschen Kritikerpreis“ ausgezeichnet wurde, in Köln seine künstlerische Aussage vor. In der Einladung der Kunst- und Museumsbibliothek in Verbindung mit der Kölner VHS heißt es:

„Ulrich Wagner füllt mit seinen aus selbstgeschöpften, auf Keilrahmen aufgezogenen Büttenpapieren ganze Räume. So auch mit seiner neuesten Installation `Ortsgedächtnis - Gedächtnis der Orte´ im Bonner Landesmuseum. Kombiniert mit Neonleuchten und spiegelndem Fußboden werden die Räume zu scheinbar endlosen Rauminstallationen gesteigert. Die auf den ersten Blick frei kombinierten Strukturen offenbaren bei näherer Betrachtung immer mehr Bezüge zu seinem Buchprojekt `Grundrisse von Konzentrationslagern´. Seit diesem Werk nimmt Wagner immer wieder Motive aus den Konzentrationslagergrundrissen in seinen neuen Installationen auf, baut sie bewusst in seine Installationen ein.

In der Veranstaltung wird zunächst mittels eines kurzen Films Einblicke in die Entstehung der Installation „Ortsgedächtnis - Gedächtnis der Orte" und somit in die Arbeit Ulrich Wagners gegeben. Danach unterhalten sich Ulrich Wagner und Dr. Elke Purpus über die Bezüge dieses Projektes zu seinen früheren Werken, insbesondere zu seinem Buchprojekt `Grundrisse von Konzantrationslagern´.“

27.03.2011

Die Geschichte der Euskirchener Synagoge wird in dem Buch JUDAICA – Juden in der Voreifel  dargestellt. Auf Seite 101 findet man auch die Baupläne. Wenn das - für ländliche Regionen – recht eindrucksvolle Gebäude auch am 10. November 1838 während der sogenannten „Reichskristallnacht“ in Brand gesteckt und dann zerstört wurde, so ist es zurzeit wieder im Gespräch. Wie ich bereits in meinen NEWS vom 2. Januar 2009 mitteilte, hat die Stadtverwaltung Euskirchen, Untere Denkmalbehörde, inzwischen die LVR-Bodendenkmalpflege im Rheinland gebeten, im Rahmen des „Eintragungsverfahrens“ für das ortsfeste Bodendenkmal „Ehemalige Synagoge“ aktiv mitzuwirken. In diesem Zusammenhang soll auch ein Gutachten erstellt werden, das über die Vermutung Auskunft geben kann.

 

Synagoge 01   Synagoge 02

 

Ein Beleg für den wahrscheinlich erhalten gebliebenen Keller der Euskirchener Synagoge findet sich in der „Rückerstattungssache Israelitische Gemeinde gegen Stadtgemeinde Euskirchen“ (StA Euskirchen, RÜT 121/52). Mit Bezug auf das ehemalige Synagogen-Grundstück (Annaturmstraße 16, Flur 41, Parz. Nr. 3105/554, Grundbuch Blatt 63, Größe 4,41 ar) heißt es am 12.08.1948 (MGAF/K, A.Z.D/14369):

„Grundstück wurde nach dem Kriege enttrümmert. Der noch vorhandene Kellerteil wurde zugeschüttet und mit Mutterboden gefüllt“.

Sollte es tatsächlich eines Tages zu Ausgrabungen kommen, womit leider vorläufig nicht zu rechnen ist, dann würde man zweifellos auch die Euskirchener Mikwe finden. Auch die Metallhülse mit der Grundstein-Urkunde der Synagoge vom 30. November 1886  könnte vielleicht noch entdeckt werden. Ähnliches sorgte bereits im Oktober 1010 – bei der Grundstein-Urkunde der ehemaligen Ordensburg Vogelsang – für großes Interesse.

Die Grundstein-Urkunde der Euskirchener Synagoge hatte folgenden Text (Vgl. JUDAICA- Juden in der Voreifel, Euskirchen 1983, 3. Aufl. 1986, S. 99):

Die Grundstein-Urkunde der Euskirchener Synagoge hatte folgenden Text (vgl. JUDAICA- Juden in der Voreifel, Euskirchen 1983, 3. Aufl. 1986, S. 99):

 

Grundstein-Urkunde der Euskirchener Synagoge

 

Der vollständige Artikel kann unter folgendem Link abgerufen werden:

22.03.2011

Kölsche Jonge: Spuren einer jüdischen Familie

Kölsche Junge

Bereits der erste Kontakt zu der heute in Australien lebenden Autorin Ruth Bader bewies mir, wie intensiv die Verfasserin des Buches Kölsche Jonge: Spuren einer jüdischen Familie an der privaten Aufarbeitung ihrer Familiengeschichte interessiert ist. Leseproben belegen, dass jedoch ihre Ausführungen weit darüber hinausgehen: sie stellen sehr individuelle Probleme während der Judenverfolgung im Dritten Reich dar.

Ruth Bader ist die Tochter zweier Überlebender des Holocaust. Sie wurde 1967 geboren und wuchs am Niederrhein auf. Nach einem Studium und ersten Berufsjahren in Berlin wanderte sie 1997 nach Australien aus. Im Juni 2008 veröffentlichte sie die Kindheitserinnerungen ihrer Mutter, Edith Devries, unter dem Titel „Nicht mit zu hassen, mit zu lieben bin ich da“. Im Juli 2009 erschien, basierend auf den Kindheitserinnerungen ihres Vaters und Onkels, „Kölsche Jonge“.

Dieses Buch basiert auf den Kindheits- und Jugenderinnerungen ihres Vaters Adi und Onkels Menasche sowie Briefen der Familie aus den entscheidenden Jahren. Es vermittelt ein eindrucksvolles Bild der zerrissenen Kindheit und Jugend zweier Kölner Jungen. Ruth teilte mir mit, dass es sich um die wahre Geschichte ihres Vaters geht, der in Köln lebte und als Kind in Belgien versteckt und dadurch gerettet wurde. Eine wesentliche Rolle spielt ihr Onkel, der Ende der 1930er Jahre als 14-Jähriger allein nach Palästina ging – und heute dort noch lebt.  Im Jahr 1939 gelang es dem jüdischen Kölner Fritz Bader, drei seiner vier Söhne ins vermeintlich rettende Ausland zu schicken. Er selbst blieb mit seiner Frau Regine und dem jüngsten Sohn in Deutschland zurück. Mit zunehmender Verzweiflung hofften Fritz und Regine vergeblich auf eine eigene Fluchtmöglichkeit.

Die Entstehungsgeschichte von „Kölsche Jonge“ lässt sich bis in die Kindheit der Autorin zurückverfolgen. Bei YouTube erläutert sie ihre jahrelange Motivation, die Kindheit und Jugend ihres Vaters, und schließlich auch die ihres Onkels. Alles beinhaltet eindrucksvoll deren jüdische Vergangenheit.

19.03.2011

Diskriminierung jüdischer Viehhändler im Dritten Reich: Das „sachliche“ Protokoll eines Schleidener Polizei-Unterwachtmeisters

Die Judenverfolgung im Altkreis Schleiden, die in dem Buch Judenverfolgung und Fluchthilfe ausführlich dokumentiert wird, konzentrierte sich in der Zeit 1934 bis etwa Anfang 1938 verstärkt auf den Viehhandel. Besonders die „Kreisabteilung Schleiden im Rheinischen Verband der Tieflandrinderzucht“ hatte den jüdischen Viehhändlern und Züchtern den Kampf angesagt, da es sich hier, in einer rein ländlich strukturierten Region der Eifel, um das wirtschaftliche Monopol „nicht-arischer“ Konkurrenten handelte. Im 9. Kapitel der genannten Dokumentation geht es um die „Ausschaltung des jüdischen Viehhandels“.

 

Viehmarkt

 

Ein Foto aus meinem Zeitungsarchiv zeigt den Viehmarkt der damals winzigen Gemeinde Kall im Jahre 1937. Es beweist, dass der systematische Kampf der Eifeler Nationalsozialisten gegen die 39 jüdischen Viehhändler des Altkreises Schleiden bisher doch noch nicht sehr erfolgreich war. Obwohl es selbst zu dieser Zeit nur sehr wenige „arische“ Viehhändler gab, wirkte der Viehmarkt immer noch gut bestückt. Jedoch wurden die jüdischen Viehhändler schon seit Jahren bespitzelt,Schleidener Beobachter denunziert, auf den Viehmärkten besonders beobachtet und stets im „Westdeutschen Beobachter" angeprangert. Erst Ende 1938 setzte die Gesetzgebung ihrer Tätigkeit den endgültigen Schlussstrich. Aber da gab es doch schon keinen erfolgreichen jüdischen Viehhandel mehr im ländlichen Eifelgebiet!

Die Schleidener Lokalausgabe des „WDB" konzentrierte sich verstärkt 1935/36 auf die jüdischen Viehhändler. Polemisch, kleinkariert und dem Zeitgeist angepasst ging es in diesem intellektuellen Mikrokosmos zu. Dies beweist auch ein typisches Protokoll des Polizeibeamten K(...), der bei einem jüdischen Viehhändler und Metzger die „Vorhölle" zu sehen glaubte. Die Schleidener Lokalausgabe des „Westdeutschen Beobachters" beschrieb den Vorgang am 5. April 1935. Die in der Nazi-Presse publizierten Namen werden auf dieser regionalhistorischen Homepage nicht genannt.

„Der Viehjude Max genannt Meyer R. wird eines schönen Tages im Stall von einer hungrigen Schlachtkuh mittels Hinterhandschlag gegen die Mauer geknallt. Sein plattfüßiges Weib, die Selma, schreit Auwei und lamentiert Mordio, latscht zur Polizei, um Hilfe zu holen. Denn Selma wittert hinter dem Unfall instinktiv den Profit. Der Polizeibeamte K. kommt an und inspiziert. Er macht hernach seinen Tätigkeitsbericht. Hier ist er:

Die Judenfrau Selma R. rief mich heute morgen in ihren Stall. Wie sie angab, soll dort ihr Meyer von einer Schlachtkuh gegen das Gemänge (Unterkörper) getreten worden sein. Ich sank bis an die Knöchel in kotige Masse. Die Kühe brüllten vor Hunger, und auf ein Haar hätte ich auch noch eins abgekriegt. In dem Saustall war der Meyer nicht mehr. An der Wand konnte ich keine Unfallspuren feststellen. Aus dem Haus hörten wir dann Laute. Wir gingen da hinein. Vorher frug die Judenfrau Selma, ob für den Unfall auch viel Entschädigung von der Versicherung gezahlt würde. Ich beantwortete die Frage nicht. In der Küche stand in einer Waschbütte Fleisch, was die R. privat absetzt. Daneben eine Mangel mit Dreckwäsche. Auf dem Tisch stand ein Nachtpöttchen, worauf der zweijährige Junge des Juden Meyer saß und drückende Geräusche von sich abgab. Auf der Bank hinter dem Tisch sah ich den zehnjährigen Jungen von Meyer, welcher Gehacktes durchdrehte. Ich trat zweimal in einen Haufen Junghundekot, welcher von drei Hündchen herrührte. Der Gestank war unbeschreiblich; er vermischte sich mit dem Geheul der Judenfrau nach dem Meyer. Die kleinen Jüdchen konnten nicht sagen, wo der Alte war. Ich bin dann gegangen. Ich war froh, als ich die Küche, die wie die Vorhölle war, hinter mir hatte.

Nachtrag: Der Meyer war, wie ich feststellte, zum Arzt gegangen, um Entschädi­gung anzumelden. Jetzt liegt er zwischen Hundekot, dreckiger Wäsche, menschli­chem Gestank und seinen Judenjungens auf der Bank in seiner Vorhölle und brüllt wie seine hungrigen drei Schlachtkühe. Die Judenselma setzt währenddem halb­verdorbenes Fleisch im Korb, wo vorher die Dreckwäsche drin war, ab. Ich bitte den Polizeiverwalter und das Nahrangsmittelamt, davon eine Probe zu entnehmen.

K(...), Polizei-Unterwachtmeister“

15.03.2011

Einstellung der deutschsprachigen „Israel Nachrichten“

Die wohl wichtigste Zeitung für die einst aus Deutschland geflüchteten Juden und Holocaust-Überlebenden waren bis Ende Januar 2011 die Israel Nachrichten. Nur wenige ihrer deutschstämmigen Leser leben heute noch, und so war in den letzten Jahren schon absehbar, dass im modernen Staat Israel diese deutschsprachige Zeitung mit ihren speziellen Themen nicht mehr lange bestehen würde. Die seit 1935 in Tel Aviv erscheinende Publikation gibt es nun seit dem 27. Januar 2011 nicht mehr. Nicht nur für die „Jeckes“, sondern auch für Historiker ist dies sehr bedauerlich. Ich selber erhielt nicht selten Hilfe von der kleinen Redaktion unter Leitung der legendären Alice Schwarz Gardos, die im Sommer 2007 starb und bis ins hohe Alter von 91 Jahren das Blatt jahrzehntelang geführt hatte. Mit Hilfe der „Israel Nachrichten“ fand ich manchen Zeitzeugen, zu dem ich ansonsten keinen Kontakt mehr gefunden hätte.

 

test

 

Spätestens beim Wiedersehen mit den ehemaligen jüdischen Mitbürgern im Jahre 1984 wurde auch der Euskirchener Bevölkerung klar, dass die Gäste keineswegs typische Israelis waren, sondern offenbar deutsch gebliebene „Lück os Flomeschem“. Als ehemalige Bewohner des Dorfes Flamersheim waren sie mit dem hiesigen Dialekt weiterhin vertraut und kannten noch manchen Nachbarn und deren Gewohnheiten. Das viertägige Wiedersehensfest ließ nicht erkennen, dass sie nicht mehr so waren wie die gleichaltrigen Bewohner von Flamersheim. Unsere Freunde zählten auch zu den so genannten „Jeckes“, deren Wesen ich anhand einer Buchvorstellung auf dieser regionalhistorischen Homepage detailliert vorstellte.
Jeckes!(?) – Dies ist keineswegs eine Bezeichnung für rheinische Karnevalisten, sondern ein klassischer Ausdruck für Juden, die in der Zeit von 1933 bis 1939 aus dem nationalsozialistischen Deutschland nach Palästina flüchteten, dort ein neues Leben begannen und in Israel auch Landsmannschaften bildeten. Ostentativ hielten sie an korrekter Kleidung („jacket“) sowie preußischen Sekundärtugenden fest. Sie gaben - und geben vereinzelt bis heute noch - primär eine geradezu ideale Projektionsfläche dafür ab, wie der zukünftige Israeli, der hebräische Jude nicht sein sollte. In ihrem bewusst beibehaltenen Deutschtum werden sie bis heute mit ambivalenten Gefühlen bedacht.

Die geflüchteten deutschen Juden waren kollektiven Erwartungen ausgesetzt, sich ihrer deutschen Anteile ganz besonders gründlich zu entledigen. Diesem Ansinnen kamen sie gelegentlich auch mit „jeckischem“ Eifer nach. Dies wäre übrigens eine weitere etymologische Erklärung.

HaGalil, die größte deutschsprachige Website zum Judentum, befürchtete schon vor einiger Zeit die Einstellung der „Israel Nachrichten“. Der Artikel „Chadschoth Israel: Aus für die deutschsprachige Zeitung Israels?“ nennt Wissenswertes über den gesamten Sachverhalt.

11.03.2011

Maria Dahmen

Leser meiner regionalhistorischen Homepage werden anhand der letzten NEWS und kleineren Berichte festgestellt haben, dass ich neuerdings im Archiv manchen Artikel gefunden habe, dessen Veröffentlichung teilweise schon mehr als 30 Jahre zurückliegt. In diesem Zusammenhang fiel mir mein Beitrag über eine einst berühmte Opernsängerin in die Hände, die in ihrer Jugend Schülerin des Gymnasiums Marienschule in Euskirchen war. „Dahmens Marie“ und ihr kultureller Salon auf der Münstereifeler Straße war selbst noch in den 1970er Jahren einer der wenigen musischen Zirkel der Kreisstadt.

Der beigefügte Artikel aus der Chronik Unser Weg erinnert an die Sängerin, deren beruflicher Höhepunkt wohl in der Zeit des Dritten Reiches war. Damals, im Sommer 1978, konnte ich nicht ahnen, dass ich im Jahre darauf im Kölner Stadt-Anzeiger vom 6. Dezember 1979 einen Nachruf mit ähnlichem Inhalt verfassten musste.

....Maria Dahmen, die selbstbewusste Dame, ließ sich ab 1922 privat in Bonn und dann in Köln am Konservatorium als Konzertsängerin ausbilden. Von 1925 bis 1927 studierte sie an der Staatlichen Musik-Hoch­schule in Berlin. Berühmte Professoren, das aufregende Künstlerleben des Berlins der 20er Jahre, die qualifizierte Ausbildung . . . Das erste Engage­ment als Elsa in Lohengrin (1928 in Osnabrück) brachte ihr sehr gute Kritiken...

Fast sensationell war das Engagement nach Leipzig, dem kulturellen Zentrum der damaligen deutschen Opernwelt, wo sie von 1929 bis Juli 1931 wirkte. Hier sang sie u. a. die 3. Norne in der Götterdämmerung. Es folgten Auftritte in Ham­burg, Königsberg, Paris und dann hauptsächlich im Rundfunk. Musikfreunde der damaligen Zeit werden sich diesbezüglich gerne an die Opern- und Operettensendungen erinnern, die im ge­samten Reichsgebiet ausgestrahlt wurden. Ihre Heirat mit dem prominenten Komponisten Leo Eysold (1891-1967) war ihrer Karriere weiterhin förderlich....

Persönliche und zeitbedingte Enttäuschungen veranlassten die gefeierte Sängerin, sich nach dem 2. Weltkrieg vom Künstlerleben zurückzu­ziehen. Sie hatte genug damit zu tun, das zer­störte Elternhaus und den Betrieb wieder aufzu­bauen. Die dann aber veranstalteten privaten Konzerte und Musikabende auf der Münstereife­ler Straße sind noch vielen in Erinnerung....

Der vollständige Artikel kann unter folgendem Link abgerufen werden:

07.03.2011

Matthias-Hagen: Namenspatron der Förderschule Euskirchen (1979)

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Bis zum Jahre 1979 war die gesamte Euskirchener Sonderschule nach dem Pädagogen Hugo Schmöle benannt. Als Leiter der 1919 gegründeten „Hilfsschule“ und auch als Heimatforscher hatte er sich in der kleinen Kreisstadt eine gute Reputation erworben, so dass dem „Euskirchener Lehrer Welsch“ mit der Namensgebung später eine verdiente Ehre zuteil wurde.

Nachdem sich die Sonderschule am Keltenring samt ihrer Dependance im Stadtzentrum bald zu den schülerstärksten Einrichtungen von NRW entwickelt hatte, wurde sie im Jahre1979 geteilt. Die Oberstufe ist seitdem eine eigenständige Schule und hat ihren Sitz im alten Gymnasium, Billiger Straße 2. Der Stadtrat entschied sich aufgrund meiner Empfehlung auch für einen neuen Namenspatron. Die neue Förderschule heißt seitdem: Matthias-Hagen-Schule.

Bei der Suche nach einem neuen Namen konnte ich behilflich sein. In meinem 1973 erschienen Buch Die Entwicklung des Euskirchener Schulwesens unter Berücksichtigung der Industrialisierung wies ich auf den Elementarschullehrer Matthias Hagen (1801-1852) hin, der hier von 1827 bis zu seinem Tode die 2. Knabenklasse sowie die Sonntagsschule leitete. Besonders den unterprivilegierten, sozial und geistig gestörten Euskirchener „Fabrikknaben“ und unbedarften Erwachsenen galt in der von ihm gegründeten „Sonntags-Armenschule“ seine hauptsächliche Fürsorge. Die Kölnische Rundschau vom 23. Mai 1979 berichtete über Matthias Hagen, der vor etwa 170 Jahren der „gebildetste Lehrer“ des Altkreises Euskirchen war:

 

test

02.03.2011

In meinen NEWS vom 10. Juni 2010 stellte ich den Euskirchener Maler und Grafiker Konrad Schaefer (* 3. März 1915 in Euskirchen; † 27. August 1991 in Bad Münstereifel ) vor, der die regionale Kunstszene nach dem 2. Weltkrieg vielseitig bereicherte. Das Foto des Fotografen Hürten (Bad Münstereifel, Copyright 1986) zeigt den bekannten Euskirchener Künstler in seinem Atelier.

Konrad SchäferDer Förderverein Maler der Eifel e.V. plant für das Jahr 2015 eine Hommage an den Künstler, der in diesem Jahr 100 Jahre alt geworden wäre. Diese soll an das Lebenswerk von Konrad Schaefer erinnern, der zwar zu den bedeutenden Eifel-Malern gehörte, aber in Wirklichkeit noch größere Spektren seines Könnens aufzeigen konnte. Auch diese regionalhistorische Homepage fühlt sich Konrad Schäfer verpflichtet, da der Künstler im Auftrage des Euskirchener Kümpel-Verlags 1983 den Schutzumschlag für das Buch JUDAICA – Juden in der Voreifel entwarf.

Der tabellarische Lebenslauf des Malers und Grafikers Konrad Schaefer informiert zusätzlich über seine pädagogische Arbeit und seine Lehraufträge. Die Stadt Euskirchen täte gut daran, das Gesamtwerk ihres bekannten Mitbürgers bald zu sichern.

In der Nachkriegszeit machten ihn zahlreiche Ausstellungen im Rheinland als Maler und Grafiker bekannt. Zudem nahm er Zeitverträge als Bühnenbildner am Westdeutschen Grenzlandtheater in Aachen und als Grafiker beim Werbeatelier Gröb in Unkel am Rhein an. Über­regionale Anerkennung blieb nicht aus; so gelang es ihm, Preisträger bei He­raldik-Wettbe­werben - des Landes Nordrhein-Westfalen und der Stadt Oberhausen - und bei Industrie-Wettbewerben (für Industriezeichen-Entwürfe) zu werden.

Seine Reputation in Westdeutschland schätzte man natürlich auch in seiner Heimat­stadt. Hier wurde er 1948 mit dem Entwurf des Wappens des Kreises Euskirchen beauftragt und 1952 mit dem Entwurf für das Wappen der Stadt Euskirchen. Es folgten diesbezügliche Aufträge für viele Gemeinden und Städte im Kreis Eus­kirchen und im gesamten Rheinland. Oft gestaltete Schaefer auch gleichzeitig Siegel und Urkunden für öffentli­che Institutionen und vielfach für Kirchen­gemeinden.

Arntz mit Euskirchener Stadtwappen

Aus dieser Zeit stammt eine Arbeit, die sich in meinem Archiv befindet und die ich natürlich auch gerne dem Förderverein Maler der Eifel für die Hommage zur Verfügung stellen möchte. Das frühere Wappen aus dem Jahre 1900 (nach Hauptmann), das 1925 in der Beilage Nr. 23 zum Euskirchener Volksblatt und 1952 in der Festschrift zur 650-Jahrfeier vorgestellt wurde, fertigte Konrad Schaefer noch einmal 1951 an. Auf der Rückseite des alten Wappens befindet sich seine persönliche Signierung mit Angabe seiner damaligen Anschrift Euskirchen, Münstereifeler Straße Nr. 150. Die heraldische Darstellung könnte im Jahre 2015 auf die diesbezügliche Spezialisierung von Konrad Schaefer hinweisen.

Jetzt gilt es, dem Förderverein „Maler der Eifel“ bei der Vorbereitung ihrer Hommage zu helfen. Um die weit verstreuten Werke des Künstlers – Grafiken, Gemälde oder Arbeiten in Glas - bald erfassen zu können, wird um Kontakt gebeten bei: Dr. Dieter Pesch, Tel. 02443 / 9629916 oder per E-mail d.pesch@unitybox.de

Der vollständige Artikel kann unter folgendem Link abgerufen werden:

01.01.2011

Postkarte Euskirchen

Die wirklich interessante Internetpräsenz der Stadt Euskirchen - Aufnahme und Bearbeitung von Gregor Jonas - weist den Bereich der Kreuzung Neustraße - Berliner Straße als Einkaufszentrum der Kreisstadt aus. Dasselbe gilt für den benachbarten Klosterplatz, was man ebenfalls dem Filmspot Fotospaziergänge durch die Kreisstadt Euskirchen entnehmen kann. Schon die Historie von Euskirchen beweist, dass sich in diesem Bereich bis herunter zum alten Marktplatz schon seit Jahrhunderten das wirtschaftliche Leben abspielte. Die Neustraße, die eigentliche Hauptstraße der Kreisstadt Euskirchen, beginnt am Alter Markt und endet an der Wilhelmstraße. Eine kleine Auswahl aus meiner Ansichtskarten-Sammlung veranschaulicht das ehemalige Stadtbild.

Zwei Beiträge sollen die Lesern meiner regionalhistorischen Homepage über die Neustraße informieren. Der erste versteht sich als eine zusammenfassende Information der Stadtverwaltung; der zweite ist ein vor 83 Jahren verfasster Rückblick eines Heimatforschers und Pädagogen:

 

1. Historische Information der Stadt Euskirchen

2. Hugo Schmöle: „100 Jahre Neustraße“ (in: Unsere Heimat, Nr.20, 1. Dezember 1927, S.171).

 

100 Jahre Neustraße

 

Die vollständigen Texte sind unter folgendem Link abrufbar:

23.02.2011
Teil 3 (3) der Online-Serie:

Bereits Ende September 1980 war die Auseinandersetzung um die posthume Ehrung des Bestseller-Autors Paul Coelestin Ettighoffer vorbei. Der Euskirchener Stadtrat entschied mit den Stimmen der CDU und FDP, nach ihm eine Straße im entfernten Euskirchener Stadtteil Großbüllesheim zu benennen. Am 1. Oktober 1980 berichtete die Euskirchener Lokalausgabe des Kölner Stadt-Anzeigers über die neue „P.C.Ettighoffer-Straße“:

 

Ettighofer13

 

Der vollständige 3. Online-Beitrag ist unter folgendem Link abrufbar:

17.02.2011
Teil 2 (3) der Online-Serie:

testIm Jahre 1980 verweigerten die Euskirchener Sozialdemokraten dem berühmten Schriftsteller Paul Coelestin Ettighoffer (* 14. April 1896 in Colmar/Elsass, † 15.Oktober 1975 in Zülpich) eine posthume Ehrung. Seine 40 Werke mit einer Auflage von mehr als 5 Millionen Büchern, seine populären Erlebnisreportagen sowie das Angebot eines Gastlehrstuhls an der Universität in Seoul konnten nicht ihren Verdacht beseitigen, dass der langjährige stellvertretende Bürgermeister von Euskirchen-Niederkastenholz „übertrieben deutschnational“ war! Hintergründe der Auseinandersetzung sind in meinem Artikel vom 11. Februar 2011 nachzulesen, der am 29. August 1980 im Kölner Stadt-Anzeiger erschien. Im 2. Teil der Online-Serie geht es nun um Leserbriefe, die sich mit dem „Euskirchener Schildbürgerstreich“ befassen.

Ettighofer14Der Zeitungsartikel hatte eine große Resonanz und erhielt Zustimmung aus Deutschland und Frankreich. Auch in der Lokalpresse wurden Leserbriefe abgedruckt. Folgendermaßen reagierte sofort das Comite´ National de Souvenir de Verdun, das Ettighoffer als „Friedensapostel zwischen den Völkern“ bezeichnete:

Mit großem Interesse haben wir Kenntnis genommen von dem Artikel, der am 29. August in Ihrer Zeitung erschien und sich mit Herrn P.C. Ettighoffer beschäftigte, dem Veteranen des Ersten Weltkriegs und Apostel der Versöhnung zwischen den beiden damaligen Feinden.

Wir haben am 6., 7. und 8. Juni 1975 anläßlich des Internationa­len Gesprächs-Forums über die Schlacht von Verdun Ettighof­fers Einstellung und die ihn be­wegenden Ideale schätzen gelernt.

Sein literarisches Werk über diese Schlacht, das wir seit der Neuauflage 1976 am Mahnmal von Verdun verkaufen, ist ein großartiges Zeugnis. Von dem Vortrag „Die Moral des deutschen Soldaten wäh­rend der Schlacht von Verdun", den P.C. Ettighoffer im Laufe des Forums in Gegenwart von (Prä­sident und Gründungsmitglied) Maurice Genevoix auf Franzö­sisch hielt, waren die Zuhörer tief bewegt.
Als Friedensapostel zwischen unseren beiden Völkern, als Militär-Geschichtler und Veteran hat Ettighoffer mit seinem Werk, das er im Glauben an die Zu­kunft und in Treue zu seinen Schicksalsgenossen verfaßt hat, die damalige internationale Kundgebung in Verdun stark ge­prägt.
Die Stadt Euskirchen ist es sich schuldig, ihn zu ehren. Mögen Sie, meine Herren, un­sere ehrenwerten Empfindungen teilen.

Fortsetzung folgt

Der vollständige 2. Online-Beitrag mit einer Anzahl von Leserbriefen ist unter folgendem Link abrufbar:

11.02.2011
Teil 1 (3) der Online-Serie:


Im Frühjahr 1972 lernte ich den Schriftsteller Paul Coelestin Ettighoffer (* 14. April 1896 in Colmar/Elsass, † 15.Oktober 1975 in Zülpich) persönlich kennen. In der irrigen Annahme, sein Wohnort Niederkastenholz – heute ein Stadtteil von Euskirchen – hätte etwas mit meinen Verwandten Kastenholz zu tun, recherchierte ich in dem kleinen Dorf und wurde hierbei von dem Bestseller-Autor in sein Haus eingeladen. Als junger Mann kannte ich ihn noch nicht, wurde aber seitdem angeregt, meine genealogischen Interessen zugunsten der Regionalhistorie zu erweitern.

Als er 79jährig im benachbarten Zülpich verstarb, machte mich seine 2. Ehefrau, Eliane Ettighoffer, mit der er 27 Jahre lang verheiratet war, mit seinem Archiv vertraut. Er jetzt erfuhr ich besonders viel von seinem Lebenswerk und seinen Büchern, die teilweise sogar in Korea publiziert wurden. Dem Bestseller-Autor überreichte der Bertelsmann Verlag vor dem 2. Weltkrieg für jedes 100.000ste Buch ein Sonderexemplar - auf Bütten, in Schweinsleder gebunden und mit Goldschnitt.

 

Ettighofer

 

Einige Romane entsprachen im besiegten Deutschland nicht dem damals herrschenden Zeitgeist und werden seitdem in manchem Literaturnachweis leider vergessen. Somit wird man dem Gesamtwerk von Ettighoffer nicht immer gerecht. Aber genau das ist der Grund, weshalb ein 1980 im Euskirchener Stadtrat eingebrachter Vorschlag, eine Straße nach dem Schriftsteller zu benennen, ein zwiespältiges Echo hatte. Auch seine Akzeptanz in der Zeit des Nationalsozialismus machte ihn „verdächtig“, sodass die Sozialdemokraten der Kreisstadt Euskirchen vorläufig ihr Veto einlegten...

Aus persönlicher Sicht rückte auch ich aus „stadthistorischer Sicht das Bild zurecht“. Am 29. August 1980 – kurz vor der Abstimmung im Euskirchener Stadtrat – meldete ich mich in derselben Tagespresse zu Wort. Folgender Zeitungsartikel löste eine positive Flut von Leserbriefen aus (vgl. 2. Teil meiner Ettighoffer-Darstellung):

 

Stadthistoriker

Fortsetzung folgt...

 

Der gesamte 1. Online-Beitrag mit meinem vollständigen Zeitungsartikel vom 29. August 1980 ist unter folgendem Link abrufbar:

07.02.2011

Zum Schulwesen der Zeit 1945/1946 im Kreis Euskirchen: Das Beispiel Niederberg am 7. Februar 1946

Dr. Möltgen

Das Archiv des Schulamtes bei der Kreisverwaltung Euskirchen und die diesbezügliche Aktenüberlieferung verfügt nicht mehr über so aufschlussreiche Briefe und Dokumente aus der unmittelbaren Nachkriegszeit wie die private Sammlung von Dr. Gottfried Möltgen. Der Mediziner stellte sich 1945/1946 als Kreisschulrat für alle Schultypen zur Verfügung und erwarb sich große Verdienste am Aufbau des Schulwesens im Altkreis Euskirchen. In der großen Dokumentation Kriegsende 1944/1945 zwischen Ardennen und Rhein (S. 515) sieht man den unermüdlichen Pädagogen und Mediziner mit seiner Tochter auf seinem Motorrad.

Im Nachlass von Dr. Gottfried Möltgen befinden sich u.a. zwei Mitteilungen an „den Herrn Schulrat in Euskirchen“, die die Aufbruchstimmung im regionalen Schulwesen der Nachkriegszeit dokumentieren. Die Einladung vom 9. November 1945 zur Schuleröffnung in Billig - heute ein Stadtteil der Stadt Euskirchen – beweist erstmals wieder praktiziertes Christentum:

Sehr geehrter Herr Schulrat!

Am Montag, dem 12. November, findet in Billig die Eröffnung der Schule statt. Um 8 Uhr beginnt der Gottesdienst. Anschließend wird das Kreuz in die Schule getragen, wo die Eröffnung erfolgt. Im Auftrage der Gemeinde lade ich Sie zu der Feier ein.

Hochachtend!

Emilie Hänel, Lehrerin

Der verzweifelte Brief von Lehrer Schotters aus Niederberg vom 7. Februar 1946 - also heute vor 65 Jahren - konstatiert die völlig unzureichenden Lehrmittel. Das kleine Dorf ist heute ein Stadtteil von Erftstadt im Rhein-Erft-Kreis, 20 km südwestlich von Köln und 35 km nordwestlich von Bonn. Die Einwohnerzahl hat es sich seit 1946 mehr als verdoppelt und zählt aber selbst heute nur 590 Bürger. Das alte Schulgebäude wird heute als Dorfgemeinschaftshaus genutzt, im Anbau befindet sich ein privat betriebenes Kino. Das damalige Schreiben des Volksschullehrers lässt die heutigen Probleme supermoderner Reformen als minimal erscheinen:

 

Schulprobleme

01.02.2011

Das Dürener Stadtmuseum

Diskussionen über die Attraktivität von Museen gibt es im benachbarten Düren nicht. Während man seit Jahrzehnten heftig über den Bestand des Euskirchener Stadtmuseums diskutiert, bestehen dort schon das Leopold-Hoesch-Museum, das Papiermuseum Düren, das Dürener Karnevalsmuseum, das Portable Art Museum und das Feuerwehrmuseum (Lendersdorf). Die starke Resonanz der Dürener Bevölkerung ermutigte vor einiger Zeit eine Initiative, nun auch ein Museum zur Stadtgeschichte einzurichten. Dem Engagement vieler Bürger und einem Trägerverein ist es zu verdanken, dass es im Jahre 2009 errichtet werden konnte. Was Düren von anderen Städten der Eifel und Voreifel unterscheidet, ist das Engagement der Verantwortlichen, denen es gelingt, historisch interessierte Bürger zur Mitarbeit zu begeistern. Es werden also vom Stadtarchiv und Museum nicht nur Termine oder der obligatorische Veranstaltungskalender angeboten, sondern für die Bürger konkrete Projekte zur Stadtgeschichte. Somit kann jeder unter Anleitung aktiv an der regionalhistorischen Arbeit mitwirken. Vorträge erweitern natürlich das Spektrum.

Stadtmuseum DürenIm September 2008 baute die Dürener Geschichtswerkstatt im ehemaligen Bettenhaus Thiemonds eine zeitlich befristete Ausstellung über die 1950er Jahre auf. Kurz danach fand sich ein nicht mehr genutzte Gebäude der Sparkasse Düren in der Arnoldsweilerstraße 38 (Stadtmitte). Das neue Museum zur Dürener Stadtgeschichte zeigt nun eine ständige Ausstellung zu folgenden Themen:

  • Vor- und Frühgeschichte
  • Fränkische Besiedlung, Königliches Hofgut und Pfalz
  • Stadtwerdung und -befestigung
  • Düren als Marktflecken im Herzogtum Jülich, Handel und wirtschaftliche Entwicklung
  • Düren als Wallfahrtsort nach dem Verbleib des Annahauptes in Düren
  • Kirchliches Leben
  • Zerstörung Dürens 1543
  • Niedergang der Stadt im Dreißigjährigen Krieg und in den französischen Raubkriegen
  • Französische Herrschaft 1794–1814

 

Zur konsequenten Auswertung wichtiger Quellen hat sich eigens eine „Arbeitsgruppe Transkription“ gebildet, die Texte wie unten (aus den Materialien zur Chronik der Stadt Düren) „übersetzt“ und mit dem PC erfasst. Erst danach ist eine systematische Bearbeitung möglich.

 

Handschriften

Eine Seite aus den Notizen des Stadtschreibers zur handschriftlichen Chronik der Stadt Düren, die im Stadtarchiv
lagert und jetzt übertragen wird

 

Auch wichtige gedruckten Quellen sollen intensiv bearbeitet werden. Das Amtsblatt der Regierung zu Aachen, das seit 1816 wöchentlich die neuesten Gesetze und Verordnungen, aber auch Steckbriefe oder Genehmigungsgesuche zur Errichtung einer Dampfmaschine enthielt, oder das seit 1818 erscheinende „Landräthliche Korrespondenz-Blatt für den Kreis Düren“, später in „Dürener Anzeige- und Unterhaltungsblatt“ umbenannt, müssen minutiös durchgesehen werden auf Bekanntmachungen und Anzeigen, Berichte und Mitteilungen. Nur so lässt sich in Ansätzen so etwas wie eine Vorstellung vom damaligen Leben erarbeiten, von den politischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Veränderungen, denen eine Stadt wie Düren in den ersten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts unterworfen war. Dazu kommen weitere gedruckte Quellen wie Statistiken, Reiseberichte, Beschreibungen, Kalender und viele andere mehr, die nach Hinweisen auf Düren durchsucht werden.

Die Öffnungszeiten des Dürener Stadtmuseums sind sonntags von 11 bis 17 Uhr. Für Aktive und Interessierte gibt es jeden Dienstag ab 18 Uhr einen „offenen Treff“. Kontakte: Stadtmuseum Düren, Arnoldsweilerstr. 38, 52351 Düren, Tel. 1 21 59 25, E-mail: hahne@schloemer.de

27.01.2011

Holocaust-Tag als Erinnerung an die Opfer des Nationalsozialismus und stete Mahnung

Massengrab

Die heutige Generation ist natürlich nicht verantwortlich für das, was in der Zeit von 1933 bis 1945 geschehen ist, aber sie ist meiner Meinung nach dafür verantwortlich, dass der Holocaust nicht vergessen wird. Es gibt viele Möglichkeiten, die notwendigen Lehren aus dem dunkelsten Kapitel der deutschen Geschichte ziehen.

Der Holocaust-Tag am 27. Januar ist ein Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus und ganz besonders an die etwa 6 Millionen Juden, die während der rassistischen Diktatur umkamen. Seit 1996 gilt er in Deutschland - durch Proklamation des damaligen Bundespräsidenten Roman Herzog – als nationaler Gedenktag und gewinnt von Jahr zu Jahr mehr an Bedeutung. Er erinnert an die Befreiung des Vernichtungslagers Auschwitz am 27. Januar 1945 durch die Rote Armee. Ganz bewusst wurde dieses Datum gewählt, da Auschwitz weltweit als Synonym für die Millionen Opfer des NS-Regimes gilt. Die UNO-Vollversammlung nahm im Jahre 2005 eine Resolution an, in der alle Mitgliedstaaten aufgerufen wurden, an diesem Tag an den Judenmord zu erinnern.

MenoraIn der Bundesrepublik werden an diesem Tag öffentliche Gebäude beflaggt und die Flaggen auf Halbmast gesetzt. In vielen Veranstaltungen wie Lesungen, Theateraufführungen oder Gottesdiensten wird bundesweit die Erinnerung an die Verbrechen der Nationalsozialisten wach gehalten. Seitdem gibt es auch immer mehr regionale Aktivitäten, um das Datum als Möglichkeit des Gedenkens oder gar der historischen Aufarbeitung zu nutzen. In der Eifel und Voreifel sowie in Aachen, Düren, Köln oder Bonn wird diese Form des Gedenkens längst wahrgenommen. Wie seit Jahren hält sich aber die Kreisstadt Euskirchen – einschließlich des Stadtarchivs, der Verwaltung oder der Stadtbücherei – bei der Rückbesinnung auf das hiesige Judentum weiterhin zurück. Nicht nur in meinen NEWS vom 16. 11.2010 wies ich auf diese Feststellung hin. Die Tatsache, dass sich auf dem Gebiet des heutigen Kreises Euskirchen die einstige Ordensburg Vogelsang befand, wo Rassismus und Judenhass besonders propagiert wurden, sollte zu etwas mehr Sensibilität aufrufen.

In diesem Zusammenhang möchte ich auf einen Vortrag hinweisen, der am 27. Januar 2011 von Josef Wißkirchen im LVR-Kulturzentrum Abtei Brauweiler gehalten wird und an die Opfer des Nationalsozialismus erinnert:

 

Menora

 

Weiterhin gibt das Programmheft der Landesarbeitsgemeinschaft der Gedenkstätten und Erinnerungsinitiativen zur NS-Zeit in Rheinland-Pfalz einen Überblick über diesbezügliche Veranstaltungen im benachbarten Bundesland. Sie beziehen sich auch auf den Holocaust-Tag am 27. Januar und gedenken der Opfer des Nationalsozialismus in der Landeshauptstadt Mainz, in Koblenz, Trier und anderen Orten von Rheinland-Pfalz sowie in den Gedenkstätten Osthofen und Hinzert.

26.01.2011

Alte Schulchroniken vermitteln den Eindruck, dass sich die damals Verantwortlichen als wirklich Integrierte im kulturellen und sozialen Umfeld einer jeweiligen Ortschaft - und auch als aktiver Teil dessen - fühlten. Ergo: Aus früheren Schulchroniken kann man heute Regionalhistorisches unter einem besonderen Gesichtspunkt erfahren. Wo wäre ansonsten zu erfahren, dass am 10. Mai 1940 im Keller der Oberlyzeums Euskirchen (heute Gymnasium Marienschule) ein Notlazarett eingerichtet worden war, um im Falle eines Attentates auf Adolf Hitler medizinisch vorbereitet zu sein. Dies war jedoch nicht notwendig, und der Diktator konnte ungehindert vom Euskirchener Bahnhof zum vorläufigen Führerhauptquartier Felsennest nach Münstereifel-Rodert fahren, wo morgens um 5 Uhr der Befehl zum „Westfeldzug“ gegen die Niederlande, Belgien und Frankreich gegeben wurde. Eine Euskirchener Schulchronik: ein Mosaiksteinchen in der deutschen Geschichte.

 

Evakuierung

 

Die Lokalausgaben des „Westdeutschen Beobachters“ von Euskirchen und Schleiden riefen seit Mai 1940 mehrfach zum Anfertigen von „Kriegschroniken“ auf. Man wandte sich nicht nur an die Bürger selber, sondern auch an die Behörden und Institutionen wie Schulen. Für die damaligen Schulleiter waren „Kriegschroniken“ jedoch Verpflichtung und amtliche Anweisung. Jahrbuch 2011Viele offizielle Details der Verwaltungen sind heutzutage, 65 Jahre nach dem Ende des 2. Weltkrieges, entfernt worden. Dennoch warten noch viele „Kriegschroniken“ in Schularchiven darauf, regionalhistorisch ausgewertet zu werden.

In meinem Buch Kriegsende 1944/45 zwischen Ardennen und Rhein publizierte ich größere Passagen aus Schulchroniken, die häufig in der damaligen Diktion und aus der Sicht des Schulleiters heraus die letzten Kriegstage wiedergeben. Ich konzentrierte mich damals auf die Volksschulen des Schleidener und Hellenthaler Höhengebietes und zitierte beispielsweise aus den handschriftlichen Chroniken von Ramscheid, Sieberath, Hecken, Wildenburg und Udenbreth. Wichtige Aussagen beziehen sich auf den Herbst 1944 und die Evakuierung der Bevölkerung aus dem Höhengebiet von Hellenthal und Schleiden.

Der vollständige Artikel aus dem Jahrbuch des Kreises Euskirchen 2011, S. 21 – 27, ist unter folgendem Link abrufbar:

20.01.2011

Gedenkbuchprojekt für die Opfer der Shoah aus Aachen

Aachen SynagogeSchon 2006 und 2008 erschienen in zwei Bänden die Biographien von 51 Aachener Juden und Jüdinnen. Sie enthalten nicht nur Kerndaten wie Geburtsdatum und Geburtsort, sondern auch detaillierte Informationen zum Schicksal während der Verfolgung, zur Emigration oder Deportation. Eine erste Ausgabe bereits enthielt 680 Namen. Nun wird Bettina Offergeld und ihre engagierte Aachener Arbeitsgemeinschaft am 27. Januar 2011, dem Holocaust-Tag, den 3. Biographienband der Aachener Shoah-Opfer der Öffentlichkeit vorstellen. Anlässlich einer Gedenkstunde wird das neue Gedenkbuch mit 21 Biographien für 33 Opfer des Holocaust dem Oberbürgermeister der Stadt Aachen, Marcel Philipp, überreicht.

Die Aufgabe des Gedenkbuchprojektes für die Opfer der Shoah aus Aachen e.V. ist das Auffinden und Veröffentlichen der Namen ehemaliger Aachener Bürger jüdischen Glaubens, die in der Zeit zwischen Hitlers Machtergreifung am 30. Januar 1933 und der Befreiung Aachens durch die Amerikaner am 21. Oktober 1944 in Aachen gelebt haben. Im Laufe der Nachforschungen sind bisher historische Dokumente und Bücher ausgewertet worden, die sich mit den Aachener Juden während der NS-Zeit befassen. Hierzu gehört auch die umfangreiche Dokumentation Judenverfolgung und Fluchthilfe im deutsch-belgischem Grenzgebiet.

Ein weiterer Teil der Arbeit besteht in der Kontaktaufnahme mit Zeitzeugen und Überlebenden. In Gesprächen sollen Informationen über das tägliche Leben der Betroffenen, deren Familiengeschichte, persönliche Erinnerungen und Erfahrungen gesammelt werden. Das Aachener Gedenkbuch wird kontinuierlich fortgeschrieben und so seinen unabgeschlossenen Charakter noch über Jahre behalten. Daher ist eine persönliche Beschäftigung jedes Einzelnen mit dem Thema erforderlich, und es ist ein Appell für eine kontinuierliche Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus und seinen Folgen.

16.01.2011

Jüdische Bibliotheken in Deutschland

BibliothekDie vorliegende regionalhistorische Homepage befasst sich hauptsächlich mit dem Judentum in der Eifel und Voreifel bzw. mit der Region Bonn – Köln – Aachen. Aus diesem Raum erreichen mich auch viele Anfragen nach jüdischen Bibliotheken und Archiven, deren individuelle Beantwortung oft zeitaufwendig ist. Die folgende Aufstellung verdanke ich Herrn Thomas Uhrmann, dem Leiter der Dr.-Erich-Bloch-und-Lebenheim-Bibliothek (Judaica) der Israelitischen Kultusgemeinde Konstanz , einer kleinen, öffentlich zugänglichen Judaica-Leihbibliothek in der Bodenseestadt. Er verfasste  bereits einen lesenswerten Beitrag über diese beachtenswerte Institution für HaGalil, die weltweit größte deutsprachige Website zum Judentum.

Daher sollen sie heute einmal grundsätzlich aufgelistet werden. Hier wurde eine Linksammlung zu Bibliotheken mit dem Themenbereich Judentum zusammengestellt, die bei diesbezüglichen Forschungen berücksichtigt werden sollte. Im letzten September stellte ich exemplarisch für unsere Region die kleine, aber feine Jüdische Bibliothek in der ehemaligen Ahrweiler Synagoge vor. Wichtigster Standort in unserer Nähe ist jedoch die Kölner Bibliothek Germania Judaica, deren großartiger Buchbestand sich auf die Geschichte des Deutschen Judentums konzentriert.

In diesem Zusammenhang möchte ich auf die verdienstvolle Arbeit der Israelitischen Kultusgemeinde Konstanz hinweisen, deren Judaica-Bibliothek 1982 eröffnet wurde und dadurch bekannt wurde, dass sie eigenständig und nicht einer Hochschule angegliedert ist. Der gesamte Buchbestand wurde beim Bibliotheksservice-Zentrum Baden-Württemberg (BSZ) in den elektronischen Katalog des SWB (Südwestdeutscher Bibliotheksverbund) eingegeben; derzeit weist der Katalog 3900 Titel nach. Die vollständige Linksammlung zu den Judaica-Bibliotheken findet man auch auf den Seiten "FabiO - Fachbibliographien und Online-Datenbanken „Judaismus" des Bibliotheksservice-Zentrum Baden-Württemberg (BSZ). Es folgt nun ein kleiner Teil der erarbeiteten Linksammlung:

Judaica-Bibliotheken

Deutschland
Button  Die Jüdische Bibliothek in der ehemaligen Ahrweiler Synagoge
Button  Bibliothek der Jüdischen Gemeinde zu Berlin
Button  Bibliothek des Jüdischen Museums Berlin
Button  Bibliothek Ehemaliges Jüdisches Gemeindehaus Breisach
Button  Bibliothek Albert Einstein, Hochschule für Jüdische Studien Heidelberg
Button  Alexander-Haas-Bibliothek, Darmstadt/ Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit in Darmstadt
Button  Jüdisches Museum Westfalen, Dorsten, Bibliothek
Button  Universitätsbibliothek 'Sondersammelgebiete Judentum', Frankfurt am Main
Button  Jüdisches Museum Frankfurt am Main, Bibliothek
Button  Bibliothek des Fritz Bauer Instituts, Frankfurt am Main
Button  Germania Judaica Kölner Bibliothek zur Geschichte des deutschen Judentums e.V. (Köln)
Button  Bibliothek des Salomon Ludwig Steinheim-Institut, Duisburg
Button  Institut für die Geschichte der deutschen Juden, Hamburg, Bibliothek
Button  Eduard-Duckesz-Bibliothek, Hamburg
Button  Simon-Dubnow-Institut für jüdische Geschichte und Kultur e.V. an der Universität Leipzig, Bibliothek
Button  Bibliothek und Archiv Jüdische Gemeinde Mannheim
Button  Bibliothek und Archiv Israelitische Kultusgemeinde München und Oberbayern, München
Button  Moses Mendelssohn Zentrum für europäisch-jüdische Studien, Potsdam, Bibliothek
Button  Institutum Judaicum der Eberhard Karls Universität Tübingen, Judaistische Fachbibliothek

13.01.2011

Der Kölner Dr. Moritz (Moshe) Wallach: Ehrenbürger von Jerusalem! – Genealogie führt in die Kreisstadt Euskirchen

In meinen NEWS vom 23. November 2010 und dem detaillierten Online-Artikel Ein jüdischer Arzt als Pionier in Erez Israel – Dr. Moshe Wallach aus Köln gründet das Shaare Zedek Hospital in Jerusalem wies ich auf eine verdienstvolle jüdische Persönlichkeit hin, die in Köln geboren wurde: Dr. Moritz Wallach (1866 - 1957). Sein Vater, Joseph Wallach (1841-1921) stammte aus Euskirchen und war als Tuchhändler Inhaber der Firma Wallach & Marx. Mit 22 Jahren heirate er 1863 Marianne Levy aus Münstereifel, mit der er dann nach Köln umzog. Er zählte zu den Mitbegründern der Kölner Austrittsgemeinde Adass Jeschurun, die als sehr orthodox galt und deren Präsident er später wurde.

 

Wallach Family Archives

 

Berühmt wurde sein Sohn, Dr. Moritz (Moshe) Wallach, als Mediziner im Vorderen Orient und Gründer des heute weltweit bekannten Krankenhauses Sha'are Zedek Medical Center in Jerusalem. Der aus dem Rheinland stammende orthodoxe Jude, berufen zur praktizierten Nächstenliebe und in seiner Lebensleistung vielleicht mit einem Albert Schweitzer vergleichbar, verblieb an der Stelle, die er sich ausgesucht hatte. Dass er auch für den heutigen Staat Israel noch Vorbild und von Bedeutung ist, erkennt man an der Tatsache, dass auch das Außenministerium ihn und sein Sha`are Zedek Hospital im Internet präsentiert. Selbst eine Briefmarke erinnert an den Kölner Mediziner und sein Krankenhaus. Dass er Ehrenbürger der Stadt Jerusalem wurde, ist selbst nur wenigen Kölner Historikern bekannt. Auch eine „Dr.-M.Wallach-Allee“ erinnert heute an diese herausragende Persönlichkeit des deutschen Judentums und den medizinischen Pionier im damaligen Palästina und heutigen Staat Israel.

 

Wallach Briefumschlag

 

Das Familienarchiv Wallach ist zurzeit noch ein ungehobener Schatz und ruht bei seinem Großneffen Dr. Josef Wallach, den ich in meinen o.a. NEWS bereits vorstellte. Seiner Official Website  kann man entnehmen, dass der an der Hebrew University und am Weizmann Institut promovierte Chemiker inzwischen ein sehr bekannter Philatelist geworden ist, dessen Bücher zur Fachliteratur gehören. Vielleicht findet sich einmal ein Doktorand, der in seiner Promotionsarbeit das Lebenswerk von Dr. Moritz Wallach Rheinländers darstellt.

08.01.2011

Jüdische Musik: 1. Klezmer-Festival in der Eifel

Jüdische Musik

Klezmer, die Tanz- und Festmusik osteuropäischer jüdischer Musiker, ist heute so populär wie nie zuvor. Kaum eine Musikrichtung hat in den vergangenen Jahren eine so große Vielfalt an neuen Gruppen und Interpretationsansätzen erlebt. Die Klezmer-Musik entwickelte sich immer mehr zu einer sehr farbigen Szene. Neben Gruppen mit traditioneller Ausrichtung finden sich solche, die Elemente von Jazz, lateinamerikanischen Rhythmen und anderen Stilrichtungen in ihr Spiel integrieren.

Für Freunde der jüdischen und osteuropäischen Instrumentalmusik dürfte folgender Hinweis interessant sein:

In der Zeit vom 23. Juni bis zum 3. Juli 2011 findet das KlezWest statt, das sich aus mehreren Veranstaltungen zusammensetzt: Es wird zwei Instrumental-Workshops mit unterschiedlichen Schwerpunkten, einen Jiddisch-Lied-Kurs und einen Tanzkurs geben.

Dozenten sind: Fabian Schnedler, Franka Lampe, Georg Brinkmann, Roswitha Dasch, Katharina Müther, Annette Siebert, Sabine Döll und Gabi Kaufmann und eine echte Klezmer-Tanzband aus Berlin! Zwischen den Workshops gibt es ein Rahmenprogramm und als Höhepunkt am Samstag, dem 2. Juli 2011, ab 20:00 Uhr eine öffentliche Konzert- und Tanzsession im Festzelt!
Informationen: www.openklezmerscales.de

Fragen, Reservierungen, Anregungen, Anmeldungen oder ähnliches unter: dorisschmitten@web.de, Tel. 02695-1694 oder 0171-7325933.

02.01.2011

Im Laufe der letzten 65 Jahre hat das Interesse an diesem historischen Ereignis nachgelassen. Auch die Impulse, die durch den Geschichtsunterricht gegeben wurden und im Elternhaus für Diskussionen und Berichte über eigene Erlebnisse eine personenbezogene Auswirkung hatten, haben sich verringert. Jetzt ist die Anzahl derjenigen, die in Weilerswist das Kriegsende bewusst erlebt haben, überschaubar geworden. In der Gemeinde leben viele Neubürger und natürlich andere Generationen, die eigentlich gar nicht nachvollziehen können, was sich en detail in ihrer Region 1945 abgespielt hat. Somit ist der Rückblick auf damalige Zeit für die Regionalhistorie weiterhin wichtig und hat dokumentarisch sowie historisch an Wert gewonnen. Die Zeitzeugen werden immer weniger, sodass auch ein diesbezügliches Archiv allmählich verschwindet. Jetzt, nach 65 Jahren, ist wohl die letzte Möglichkeit, Fragen an die Weilerswister Bürger zu richten. Sie konzentrieren sich auf zwei Bilder.

 

Fragen zum 7. März (1)

 

Nachdem ich im Jahre 2007 dieselben Bilder im Großformat und auf Hochglanz in meinem Band KRIEGSENDE – Durch die Voreifel zum Rhein veröffentlichte, fiel mir auf, dass zwei Fotos immer noch einer weiteren Erklärung bedürfen. Sie wurden nicht wie die anderen am 5. März 1945 gemacht, als Weilerswist und Metternich eingenommen wurden, sondern von einem im Ortskern zurückgebliebenen US-Reporter, der am 6. und 7. März „private“ Bilder machte, d.h. keine militärstrategisch und heroisierende „Kriegsfotos“. Gesucht werden heute Augenzeugen, die etwas über die damalige Situation und die Menschen aussagen können.

Das erste Foto vom 6. März zeigt „einige Flüchtlinge mit ihren Habseligkeiten am Ortsrand.“ Ich vermute, dass es in der Nähe des Swister Türmchens gemacht wurde, auf der Straße nach Brühl. Aber vielleicht irre ich mich. Dennoch könnte die Ansicht richtig sein, denn der amerikanische Fotograf ist derselbe, der in unmittelbarer Nähe, am Eingang zu Brühl, einen toten deutschen Soldaten abgelichtete und mit folgender Beschreibung der Presse-Abteilung überließ: „Toter Nazi-Abfall in den Straßen von Brühl, das im Sektor der 1.US-Armee liegt.“ Die Negativnummern und die zeitlichen Aussagen lassen die Vermutung zu, dass es sich um denselben Fotografen handelt.

Fragen zum 7. März (2)

Auf Seite 125 meines Buches „KRIEGSENDE – Durch die Voreifel zum Rhein“ ist das zweite Foto zu finden, das am 7. März 1945 gemacht wurde. Der „US Army Photographer“ beschreibt es folgendermaßen: „Befreiung der Sklaven und Gefangenen. Hier werden Italiener, die in Weilerswist zur Zwangsarbeit benutzt wurden, ins Hinterland gebracht.“ Die Aufnahme ist deutlich und zeigt sehr aussagestark viele noch uniformierte Männer und zwei Frauen, die im Weilerswister Ortszentrum auf ihren Abtransport warten. Es muss sich tatsächlich um das Zentrum von Weilerswist handeln, denn der mit einem Hakenkreuz versehene Mitteilungskasten wird nur an einer zentralen Stelle seine Funktion erfüllt haben. Vor 48 Stunden haben die Kämpfe aufgehört, die Zwangsarbeiter dürfen in ihre Heimat zurückkehren...

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