Auch im historischen Magazin„Spuren“ der Dürener Geschichtswerkstatt e.V. , das zusätzlich Mitteilungen aus dem Stadtmuseum Düren beinhaltet, wird zurzeit der 1. Weltkrieg thematisiert. In der April-Ausgabe Nr. 22/2014 berichtet zum Beispiel Hans-Peter Höner über Düren und die Anfänge des strategischen Bombenkrieges, die sich unschwer auch auf die Situation im benachbarten Kreis Euskirchen übertragen lassen. Dies gilt inhaltlich sicher ebenfalls für die Hinweise der Dürener Stadtverwaltung vom Juli 1916, in denen es zum Verhalten bei Fliegerangriffen geht, obwohl die Stadt „vermöge ihrer Lage [davon] auch voraussichtlich verschont bleiben wird“. (DVZ v. 12.07.1916)
Von den etwa 100.000 jüdischen Kriegsteilnehmern hatten sich 10.000 freiwillig gemeldet. Um die neuartige Gefahr aus der Luft abzuwehren, waren auch etwa 160 jüdische Kampfflieger im Fronteinsatz, von denen 30% fielen. In diesem Zusammenhang sei darauf hingewiesen, dass die damalige nationale Begeisterung besonders jüdische Soldaten und Offiziere erfasst hatte.
Dies wird durch einen Flieger jüdischen Glaubens - Leutnant Josef Zürndorfer, der 1915 im Flugzeug abstürzte -, in seinem Testament bekräftigt: „Ich bin als Deutscher ins Feld gezogen, um mein bedrängtes Vaterland zu schützen. Aber auch als Jude, um die volle Gleichberechtigung meiner Glaubensbrüder zu erstreiten.“
Dieser Sachverhalt – und die Assoziation zu Düren und Euskirchen - erinnert mich an meine NEWS vom 27. Mai 2010, in dem ich mich mit einem der wenigen jüdischen Piloten des Kaiserreiches befasste.
Jüdischer Pilot des 1. Weltkriegs und „Riesenflugzeug-Führer“ Walter Fromm aus Düren
... Über das Engagement jüdischer Frontsoldaten aus der Eifel und Voreifel berichtete ich selber unter der Überschrift „Dulce est pro patria mori“ im 14. Kapitel meines Buches JUDAICA – Juden in der Voreifel, Euskirchen 1983, S. 118 – 126.
Ich wusste aber bisher noch nicht, dass aus unserer Region ein „Riesenflugzeug-Führer“ zu der speziellen Einheit gehörte, die im 1. Weltkrieg an der Entwicklung und dem Einsatz spezieller Riesenflugzeuge aktiv beteiligt war. (Das Foto zeigt eine Staaken R.VI der RFA 500).
Die stets mehrmotorigen, mit einer relativ großen Besatzung operierenden Flugzeuge hatten bereits 1918 Spannweiten bis zu 50 m. Die RFA 500 und 501 hatten einen einzigen jüdischen Piloten – Karl Fromm († 1939) aus Düren.
Er stammt aus einem jüdischen Elternhaus in Düren. Nach seiner Schulausbildung und bestandenem Abitur studierte er an einer Technischen Hochschule Ingenieurswissenschaften mit dem Abschluss der Promotion. Der Ingenieur Dr. Karl Fromm war ab dem 31. Januar 1916 bei der Riesenflugzeug-Abteilung 500 (RFA 500) und ab 3. August 1916 bei der RFA 501 ein bekannter Riesenflugzeugführer. Sein Bruder Walter war ebenfalls in den verschiedensten Fliegersparten ausgebildet, wurde aber nicht mehr an der Front eingesetzt. Die Preußische Verlustliste Nr. 648 vom 2. Oktober 1916 erwähnt den Unfall des damaligen Flugschülers und Gefreiten Fromm.
Abschließen möchte ich darauf hinweisen, dass ich mich in einem Artikel auf meiner Homepage bereits mit seiner Familie und seinem Neffen, Egon Fromm aus Euskirchen befasste, der eine besondere Rolle in meinem letzten Buch ISIDORS BRIEFE spielt.