Die Euskirchener Lokalpresse berichtet über die Einweihung der Euskirchener Synagoge (August 1887)

von Hans-Dieter Arntz
26.08.2015

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts gab es in der gesamten Voreifel nur zwei große jüdische Zentren: Düren und Euskirchen. Unter Berücksichtigung der kleineren Nachbarorte Münstereifel, Zülpich, Lechenich, Rheinbach, Meckenheim, Kall, Kommern sowie Gemünd und Hellenthal kann man behaupten, dass der Kreisstadt Euskirchen mit seinem in die Nordeifel reichenden Hinterland eine besondere Stellung zukam.

„Die größte Synagoge der Voreifel“ beschrieb ich 1983 in meinem Buch JUDAICA – Juden in der Voreifel (S. 93 bis108). Ihre eigentliche Geschichte reicht in das Jahr 1809 zurück und beinhaltet den Übergang von einem schlichtem Gebetshaus in Privatbesitz zur ersten Synagoge der Euskirchener Judengemeinde (1835-1856). Der dann erfolgte Neubau ging am 19. Mai 1886 – dem Buß- und Bettag – in den Flammen des Stadtbrandes unter, so dass in der Annaturmstraße ein repräsentatives Gotteshaus entstand, das sich bald zum religiösen und kulturellem Mittelpunkt der Voreifel entwickelte. Am 26.-28 August 1887 – also vor 128 Jahren – feierte nicht nur die Euskirchener Judengemeinde, sondern sogar die ganze Stadt die Einweihung (vgl. die Collage der Anzeigen, JUDAICA, S. 107).



Des Synagogenbrandes vom 10. November 1938, anlässlich der „Reichskristallnacht“ in Euskirchen, gedachte man – wohl letztmalig (2008) mit Zeitzeugen und Fotomaterial - im Rahmen einer großen Veranstaltung. Vgl. Euskirchener Veranstaltung zum 70. Jahrestag der „Reichskristallnacht“ (Bericht und Bilderserie).

Die inzwischen oft kopierte Fotoserie vom Synagogenbrand verdanken die Euskirchener einem in der Kirchstraße wohnenden Anwohner. Sie blieb erhalten und wurde in meinem Dokumentationsband (2008) zusammenfassend veröffentlicht. In einem Interview erfuhr ich, dass er im Mai 1945 den belichteten, aber noch nicht entwickelten Film in den Briefkaten der im Aufbau begriffenen Stadtverwaltung geworfen hatte. Auch ein ausdrucksstarker Film im 16-mm-Format überlebte die Naziherrschaft, wurde aber im Herbst 1945 von einem diesbezüglich Beschuldigten entwendet und ist seitdem verschwunden. Er wäre heute für die Regionalhistorie von größtem Wert.

 

 


Doch zurück zur Einweihung der Euskirchener Synagoge (August 1887). Den damals sehr ausführlichen Artikeln der Euskirchener Tagespresse verdanken wir die Wiedergabe der Einweihungsfeierlichkeiten vom August 1887. Dies gilt auch für die wortgetreue Zitierung der Grundsteinurkunde, die am 1. Dezember 1986 in der „Euskirchener Zeitung“ publiziert wurde.

Wenn man bedenkt, wie lange heutzutage die Erstellung eines öffentlichen Gebäudes dauert, so freut man sich rückwirkend über die Organisation und Tatkraft der Euskirchener Judengemeinde: Brand am 19. Mai 1886, Grundsteinlegung am 30. November 1886 und Einweihung der Synagoge am 26.-28. August 1887.

Am 30./31. August 1886 berichtete die „Euskirchener Zeitung“ über die mehrtägigen Feierlichkeiten in der kleinen Kreisstadt Euskirchen:

 

 


 

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