Zu den wenigen Widerstandskämpfern im Dritten Reich, die im Kreis Euskirchen und der Voreifel bekannt geworden sind, gehört Dechant Joseph Emonds (1898-1975). Mehr als drei Jahrzehnte dauerte es, bis jetzt endlich dem bescheidenen katholischen Geistlichen in Kirchheim – heute ein Stadtteil der Kreisstadt Euskirchen – die Ehre einer Straßenbenennung zuteil wurde.
Bereits im Jahre 1982 (!!) hatte ich in Euskirchen und in seiner Geburtsstadt Erkelenz die Persönlichkeit des „Judenretters“ vorgestellt:
In Kirchheim hatte er in der Zeit des Nationalsozialismus auf verschiedene Art Widerstand geleistet und politisch Verfolgte sowie auch Juden vor dem Tode gerettet. Es sollte aber daran erinnert werden, dass die Euskirchener Tagespresse selbst seine posthume Ehrung durch Yad Vashem (2014) überhaupt nicht zur Kenntnis nahm. Vgl. hierzu meinen Online-Artikel vom 12. Januar 2015: Ehrung des Judenretters Joseph Emonds am 15. Dezember 2014 durch Yad Vashem – mit medialen Irritationen
Umso erfreulicher ist es, dass jetzt – nach inzwischen erfolgten Straßenbenennungen in Dormagen und Erkelenz – auch in Kirchheim die Erinnerung wach gehalten wird. Ganz bewusst entschieden sich die engagierte Katholische Kirchengemeinde St. Martinus Kirchheim sowie der Kirchenvorstand für die Umbenennung des kleinen Weges zum heutigen Pfarrjugendheim, weil er sich in unmittelbarer Nähe des Pfarrhauses und der Kirche befindet. Dies alles steht in enger Verbindung mit dem Leben des Geistlichen. Die Darstellung seines Lebenswerkes kann online abgerufen werden: Dechant Joseph Emonds als „Gerechter unter den Völkern“ gewürdigt. Ehrung eines Judenretters und Pazifisten (In: Jahrbuch des Kreises Euskirchen 2015).
Am 30. April 2016 wurde nachmittags ein Teil der „Geschwister-Burch-Straße“ in „Dechant-Joseph-Emonds-Weg“ umbenannt. Die offizielle Zeremonie in Kirchheim (Stadtteil von Euskirchen), bei der auch Bürgermeister Dr. Friedl zugegen war, eröffnete Pfarrer Peter Berg. Die würdevolle Einweihung wurde mit einer kleinen Gemeindefeier und einem bebilderten Vortrag fortgesetzt. Am Abend feierte man einen gut besuchten Gottesdienst.
30. April 2016
Bei der Umbenennung des nördlichen Teils der „Geschwister-Burch-Straße“ in „Dechant-Joseph-Emonds-Weg“ waren nicht nur die Kirchheimer, die Vertreter der Katholischen Kirchengemeinde St. Martinus Kirchheim und der Kirchenvorstand anwesend, sondern auch Angehörige des Geehrten sowie eine kleine Delegation aus Erkelenz. Erneut sei darauf hingewiesen, dass dort, im Ortsteil Terheeg, Joseph Emonds geboren wurde.
Eine Publikation, die zum Anlass der Einweihung entstand und den Besuchern kostenlos übereignet wurde, wies auf „Hintergründe und Informationen“ hin. Hier hieß es einleitend:
In Kirchheim führt bei der Kirche St. Martinus eine kleine Stichstraße zu drei Einrichtungen der Pfarre, dem Kindergarten, der Bücherei und dem Jugendheim. Auf Antrag der Kirchengemeinde erhielt nun diese Straße den Namen "Dechant-Joseph-Emonds-Weg".
Die offizielle Zeremonie wurde durch Pfarrer Peter Berg eröffnet. Als Vorsitzender des Kirchenvorstandes sagte er:
Bürgermeister Dr. Friedl ergänzte in seiner Ansprache die bereits bekannten historischen Ereignisse durch eine sehr persönliche Beschreibung von Dechant Emonds.
Bürgermeister und Pfarrer enthüllten dann gemeinsam das Schild, das Pfarrer Berg anschließend segnete. Dr. Gerhard Emonds, Neffe des Priesters, bedankte sich im Namen seiner anwesenden Geschwister und lobte in sehr persönlichen Worten die Initiatoren der Veranstaltung.
Dr. Gerhard Emonds, Neffe und Patenkind von Joseph Emonds, wendet sich an die Gäste und Initiatoren der Veranstaltung
(Foto: Ralf Sieburg)
Nach der Straßeneinweihung trafen sich alle Gäste im Gemeindesaal, wo das Ehepaar Stephany für die gesamte Organisation und reichlich gedeckte Tische gesorgt hatte.
Hier gab es einen bebilderten Vortrag, in dem Filmausschnitte und bedeutsame Dokumente und Fotos gezeigt wurden.
Da Dechant Joseph Emonds als „Judenretter“ im Dezember 2014 in Berlin von Yad Vashem posthum geehrt wurde, kam dieser international beachteten Feier ein wichtiger Stellenwert zu. Immerhin gehört er jetzt zu den etwa 550 deutschen „Gerechten unter den Völkern“. Der Referent thematisierte erneut die Tatsache, dass über die Auszeichnung im Kammergericht – dem Saal, in dem die Widerstandskämpfer des 20. Juli 1944 abgeurteilt wurden -, zwar weltweit berichtet wurde, aber die Lokalteile der Euskirchener Tagespresse das Ereignis diesbezüglich mit keinem einzigen Wort erwähnten. Erneut zeigte er sich über die „medialen Irritationen“ der Euskirchener Tagespresse enttäuscht.
Dieses Versäumnis wurde nach dem bebilderten Vortrag von einigen Zuhörern leidenschaftlich diskutiert. Selbst nach der langen Zeit wurde die seitdem schwelende Frage gestellt, aus welchem Grunde die Euskirchener Journalisten den katholischen Geistlichen derart „diskriminiert“ hätten. Man solle doch auch im Lokalteil eine derartige Persönlichkeit und Veranstaltung würdigen (Yad Vashem-Auszeichnung am 15. Dezember 2014) -, denn Joseph Emonds wäre doch als Pazifist, Widerstandskämpfer und Judenretter ein menschliches Vorbild!
Als Abschluss der gesamten Veranstaltung fand in der nahen Kirche ein Gottesdienst statt. Für die Wandlung wurde ein von Antonia Marcus 1935 gestiftete Messkelch benutzt. Sie war Jüdin und wurde von den Nationalsozialisten verfolgt, obwohl sie zum katholischen Glauben konvertiert war. Joseph Emonds hatte ihr bis zu ihrer Deportation Unterschlupf verschafft, konnte sie dann aber nicht vor ihrem Schicksal retten.