aktuelle News

31.12.2009

Wünsche zum neuen Jahr 2010

Familienfoto von Shmuel Emanuel aus Israel

Am Ende des Jahres möchte ich mich bei allen Lesern  meiner regionalhistorischen Homepage für das gezeigte Interesse bedanken. Viele E-Mails besagen, dass nicht nur die Beiträge, sondern besonders die vielen Kontakte, die in den letzten Jahren vermittelt werden konnten, Grund für die ungewöhnlich hohe Besucherfrequenz der Website sind. Besonders bewegend war für mich ein Schreiben und Familienfoto von Shmuel Emanuel aus Israel.

Der 82jährige jüdisch-orthodoxe Zeitzeuge hatte gemeinsam mit seinem Bekannten Josef Weiss den Holocaust überlebt und kann dessen Funktion als letzter Judenältester von Bergen-Belsen beweisen. Gemeinsam mit seinem Bruder Yona Emanuel verfasste er im Jahre 1994 die Hebrew edition des Buches Yesupar LaDor, die als englische Ausgabe 1998 unter dem Titel Dignity to Survive erschien. Autor und Buch werden demnächst auf dieser Homepage vorgestellt.

Das aktuelle Familienfoto, das mir „Sam“ zum Jahresende schickte, drückt Zuversicht und Stolz aus. Einen Teil seiner Angehörigen hatte er in Bergen-Belsen verloren. Am 29. Dezember 2009 schrieb er mir: Ich habe sechs prachtvolle Kinder und 37 Enkelkinder, alle sind orthodox und wohnen in Israel.“ Die Unterschrift des Familienbildes basiert auf den letzten Wörtern von Psalm 128: „ ... Und siehe: Kinder Deiner Kinder. Frieden über Israel“.

29.12.2009

VolksweihnachtPassend zu Weihnachten werden Teile aus einem Manuskript publiziert, das sich mit der „Umfunktionierung“ des Advents- und Weihnachtsfestes während der Zeit des Nationalsozialismus befasst. Den ersten Teil – unter der Überschrift Advent und Weihnachten im Nationalsozialismus (1. Teil: Festtheoretische Perspektiven im Dritten Reich) – hatte Amrei Arntz bereits am 24. Dezember 2009 auf dieser regionalhistorischen Homepage publiziert.

Auch der 2. Teil der Darstellung, wie Advent und Weihnachten im Nationalsozialismus „umfunktioniert“ wurden, soll bestätigen, dass auch sie als Bräuche und Sitten einem historischen Wandel unterliegen. Diesbezügliche Riten sind einstudierte „Angewohnheiten“, die einen Bezug Amrei Arntz 2zur Gemeinschaft haben: „Brauchtum ist gemeinschaftliches Handeln, durch Tradition bewahrt, von der Sitte gefordert, in Formen geprägt, mit Formen gesteigert, ein Inneres sinnbildlich auszudrücken, funktionell an Zeit oder Situation gebunden.“ Diese Ziele verfolgte der Nationalsozialismus ab 1933. Der u.a. Link führt zu dem ausführlichen Artikel über die „Deutsche Weihnacht“, die sogenannte „Volksweihnacht“.

Der Auszug beweist, dass bereits im Jahre 1934 das „Jesuskind“ durch den neuen „Heiland Hitler“ ausgetauscht werden sollte. Gerd Rühle fasst dies 1934 in dem umfangreichen Band „Das Dritte Reich“ unter dem Begriff „Volksweihnacht“ folgendermaßen zusammen:

24.12.2009

Amrei Arntz 1

Die in Bad Neuenahr unterrichtende Lehrerin Amrei Arntz, die seit Jahren auch an der Recherche für diese regionalhistorische Homepage beteiligt ist, hat sich selber in der letzten Zeit mit den festtheoretischen Perspektiven im Dritten Reich befasst. Passend zum heutigen Datum sollen Teile aus einem Manuskript publiziert werden, das sich mit der „Umfunktionierung“ des Advents- und Weihnachtsfestes in der Zeit des Nationalsozialismus befasst.

Zur Autorin:
Amrei Arntz, geb. am 13. Dezember 1979 in Bonn, Abitur am St.-Michael-Gymnasium Bad Münstereifel 1999, Studium in Koblenz und Sunderland/England, 1. Staatsprüfung für das Lehramt an Grund- und Hauptschulen 2004, 2. Staatsprüfung März 2006, seitdem Lehrerin an der Grundschule Bad Neuenahr.

Grundsätzlich geht es in der Darstellung, wie Symbolik und Metapher sowie die Art der Feste und Feiern eine neue Sinngestaltung erhielten. Amrei Arntz zeigt auch im 2. Teil ihrer Ausführungen - die in den nächsten Tagen auf dieser regionalhistorischen Website erscheinen -, wie die „Deutsche Weihnacht“ in der Zeit 1933-1944 interpretiert wurde.

…Als dann die dramatische Situation des Kriegsverlaufs auch dem letzten Volks­genossen' nicht mehr zu verheimlichen war, ließen die Nazis die Maske fallen: ,Über dem Begriff Weihnachten steht das Wort Kampf und das Wort Sieg!' hieß nun die Parole. Wieweit die Nazi-Propaganda das Weihnachtsfest wirklich um­funktionieren konnte, lässt sich heute nicht mehr richtig beurteilen…

KriegsweihnachtHeute wäre es interessant zu wissen, ob die Na­tionalsozialisten auch noch die Adventszeit umfunktioniert hätten. Auf einer „Schulungstagung des deutschen Frauenwerkes Gau Pommern“, in Stettin am 28. November 1936, gab es nämlich hierzu sehr aufschlussreiche Vorträge und Diskussionen. Im Pro­tokoll wurde auf die Anweisung hingewiesen, dass Notizen über die Vorträge nicht gemacht werden durften. Wörtlich hieß es zum Thema ADVENT:

…Mit Frauen, die noch dauernd in die Kirche rennen und Bedenken haben, muß aufgeräumt werden! (...) Die Rednerin betonte dann, dass vom Gau (im Einverständnis von Frau Scholz- Klink) Unterlagen geliefert werden zu Adventsfeiern, d.h. Vorweihnachtsfeiern. Wenn einzelne sich wundern sollten, dass nicht mehr von Jesus die Rede ist, müssen sie aufgeklärt werden. Dieser und ähnliche Namen werden bei unseren Festen nicht mehr gewünscht (Dem Vortrag folgte ein lang anhaltender Beifall).

22.12.2009

Regionales vor 115 Jahren: Euskirchener Lokalnachrichten vom 22. Dezember 1894

Euskirchener Lokalnachrichten 1 Euskirchener Lokalnachrichten 2

 

Euskirchener Lokalnachrichten 3


20.12.2009

Private Archivunterlagen

Private Archivunterlagen

Dass die Regionalhistorie besonders zur Weihnachtszeit stark beachtet wird, beweist das Kaufverhalten interessierter Leser. Besonders historische Dokumentationen und Bildbände über die „Heimat“ werden angeboten und auch gerne gekauft. Große Buchhandlungen haben zudem ganzjährig diesbezügliche Stände und Regale, so dass man über die Vielfalt dieser Literatur überrascht ist.

Die Erkenntnis, dass mit dem Tode eines Menschen auch ein Archiv verschwindet, wird auch bestätigt, wenn man die Möglichkeit hat, Einblick in den jeweiligen Nachlass zunehmen. Es ist unglaublich, was alles an „Heimatkundlichem“ gesammelt wird. So fiel mir vor einiger Zeit u.a. ein Register in die Hand, das jahrzehntelang von einem Euskirchener Bürger angelegt worden war. In sauberer Schrift, mit Datum und genauer Quellenangabe hatte er – seit 1898 (!) – alle Zeitungsartikel aufgelistet, die irgendwie mit der Kreisstadt Euskirchen und der Voreifel zu tun hatten. Ehrenamtlich war er auch damals im Bereich der heimatlichen Umgebung tätig und hatte sich offenbar auf sämtliche Bereiche dieses Forschungsfeldes spezialisiert. Vielleicht sollte man sich doch – auch im Schulbereich - mehr mit der als altmodisch deklassierten „Heimatkunde“ befassen. Laut Wikipedia handelt es sich hier um Teilbereiche wie:

Beobachtung, Messung und Dokumentation von

- Natur: Geografie, Meteorologie, Zoologie oder Botanik (mit den jeweiligen Unterbereichen)

- Kultur: Archäologie, Genealogie, Heimatgeschichte, Ortsgeschichte, Regionalgeschichte

18.12.2009

Traditionelle Form der Erinnerung: „Stolpersteine“ in der Voreifel

Stolpersteine Arensberg

„Stolpersteine“ im Straßenbild gehören inzwischen zur Erinnerungskultur und rufen zum Gedenken an die im Holocaust umgekommenen Juden auf. Namen und meist richtige Daten weisen darauf hin, dass sie einst in dem benachbarten Haus lebten und zu den ehemaligen Mitbürgern zählten und nicht vergessen werden sollen. Gegen eine Erstattung von ca. 100 EUR verlegt der Kölner Bildhauer Gunter Demnig seit 1997 kleine Gedenkplatten aus Messing ins Trottoir und erinnert somit an die Opfer der NS-Zeit. Erschütternd ist es immer wieder, wenn die Anzahl der kleinen Messingquader die Auslöschung ganzer Familien konstatiert – wie es zum Beispiel in Euskirchen-Flamersheim zu sehen ist.

Wenn sich auch Demnigs bemerkenswertes Projekt inzwischen zum weltweit größten dezentralen Mahnmal entwickelt hat, so ist es in einigen Regionen nicht unumstritten. In meinem Rückblick auf die Aktivitäten anlässlich des 71. Jahrestages der „Reichskristallnacht“ wies ich kurz darauf hin, dass die gelegentlich medienspektakuläre Verlegung von Stolpersteinen zu konträren Ansichten führt. Sie wird zum Beispiel ostentativ auch in München, Hameln und sogar im benachbarten Kerpen abgelehnt, ist aber meiner Meinung nach dennoch ein wichtiges Merkmal der Erinnerungskultur und sollte auch in unserer Region beibehalten werden.

Stolpersteine WeissDie inzwischen traditionelle Form der Erinnerung an unsere ehemaligen jüdischen Mitbürger gab es natürlich auch im Bereich der Voreifel: In letzter Zeit erfolgten Verlegungen in Bad Münstereifel Link zu den NEWS vom 6.2.2009 (Bad Münstereifel), und der nahen Umgebung.

In der Kreisstadt Euskirchen war Gunter Demnig bereits zum dritten Mal aktiv. 51 „Stolpersteine“ wurden von engagierten Bürgern „gesponsert“ und auf der Kommerner Straße, der Martinsgasse, der Billigerstraße, der Frauenbergerstraße, der Mühlenstraße, der Bischofstraße und der Wilhelmstraße verlegt. Auch im Vorort Flamersheim erinnern exemplarisch ca. viele „Stolpersteine“ an die Mitglieder der einst rührigen jüdischen Gemeinde.

Fünf weitere Steine wurden vor einigen Tagen in Kommern für Hugo, Flora und Paula Levano sowie für Henriette Steinhardt geb. Kaufmann uns Sigmund verlegt. In Arloff und Kirspenich waren es 10 dieser wichtigen Messingquader. Auch in diesen Vororten der Stadt Münstereifel hatte es jüdische Bewohner gegeben, die nicht erst seit der „Reichskristallnacht“ Schlimmes erleben mussten: Cahn, Kahn und Schweitzer. Nur die Familie Josef Kahn in Arloff wurde während des Novemberpogroms noch verschont, da es sich um eine kinderreiche Familie handelte und die Einheimischen deren Armut berücksichtigten.

16.12.2009

Aktive Dürener Stadthistoriker: Eröffnung des neuen Stadtmuseums

Dürener Geschichtswerkstatt

Der Begriff „Regionalhistorie“ beinhaltet zwar die geschichtliche Aufarbeitung einer überschaubaren Region, endet jedoch keineswegs an den „Grenzen“ eines Kreisgebietes. So stehe ich seit Jahren mit den Stadthistorikern von Düren in Verbindung, denen ich hiermit einen Glückwunsch zur Eröffnung ihres neuen Stadtmuseums aussprechen möchte. Bernd Hahne M.A., als engagierter Vorsitzender der Dürener Geschichtswerkstatt fördert seit längerer Zeit die „Geschichte von unten“ und wird dabei u.a. von Ludger Dowe sowie dem Dürener Stadtarchivar Helmut Krebs tatkräftig unterstützt. Das gilt ganz besonders für die zügige Institutionalisierung des Dürener Stadtmuseums.

Meine regionalhistorische Homepage weist gerne auf die Ausgabe Nr. 10 des Mitteilungsblattes und Magazins „Spuren“ vom Dezember 2009 hin, das in digitaler Fassung abrufbar ist. Es enthält auch Beiträge über die 1988 stillgelegte Dürener Zuckerfabrik, das Jubiläum des Frauenwahlrechts, das Schicksal des Düreners Joseph Roer und das neue Stadtmuseum.

14.12.2009
Maryanne Becker

Maryanne Becker (© Heinz W. Pahlke)

Als die Dipl. Soziologin Maryanne Becker am 23. Oktober persönlich meinen Dokumentationsband Judenverfolgung und Fluchthilfe im deutsch-belgischen Grenzgebiet bestellte, wusste ich nicht, dass die Berlinerin selber Autorin ist und gerade das Manuskript zum Buch „Grenzlandfrau“ abgeschlossen hatte.

Am 14. November wies sie mich auf einen Artikel des „Westdeutschen Beobachters“, Lokalteil Schleiden, vom 25. Januar 1937 hin, den ich auf Seite 269 wiedergegeben hatte. Er lautet – wobei die fett hervorgehobene Passage eigentlich der heutige Anlass ist, auf das lesenswerte Buch von Frau Maryanne Becker hinzuweisen. Am Ende einer nationalsozialistischen Warnung vor dem Missbrauch deutsch-belgischer Pässe hieß es:

(…) den in den Grenzausweisen bezeichneten Grenzübergangsstellen übertreten wer­den. Außerdem verlangen die belgischen Paßbehörden, daß die in das belgische Gebiet eintretenden Personen durch die beim Grenzübergang befindliche Zoll­stelle hindurchgehen (…).

Die Nichtbeachtung dieser Vorschrift hat für viele Deutsche gleichfalls die unan­genehme Folge gehabt, daß ihnen trotz ihres guten Glaubens der Grenzausweis abgenommen wurde. Besonders trifft dieses für die Besucher von Hauset zu, die hinter Köpfchen vor dem belgischen Zoll den Weg nach Hauset benutzen, der gleich hinter dem deutschen Zoll von der Straße abbiegt.

Am 14. November informierte mich Frau Becker, dass ihr neuer Roman „Grenzlandfrau“, am 23. November im Grenz-Echo Verlag, Eupen/Belgien, erscheinen würde und eine sehr nahe inhaltliche Verbindung zu meinem Buch Judenverfolgung und Fluchthilfe im deutsch-belgischem Grenzgebiet hätte:

GrenzlandfrauIch habe etwas Interessantes entdeckt: In Ihrem Buch „Judenverfolgung und Fluchthilfe“, S. 269 unten, zitieren Sie einen Artikel aus dem Westdeutschen Beobachter (Schleiden) vom 25.1.1937. Im vorletzten Absatz heißt es: „Besonders trifft dieses für die Besucher von Hauset zu, die hinter Köpfchen vor dem belgischen Zoll den Weg nach Hauset benutzen, der gleich hinter dem deutschen Zoll von der Straße abbiegt.“
Dieser Weg heißt „Kaiserallee“ – und genau am Ende dieses Weges, unmittelbar an der Grenze zu Deutschland, liegt das Haus, das (und dessen Bewohner) in meinem Roman die Hauptrolle spielt. Ich bin in diesem Haus aufgewachsen!

Schon wegen des Bezugs zu meinem eigenen Buch „Judenverfolgung und Fluchthilfe“ weise ich gerne auf die Autorin und ihren neuen Roman hin.

Der Roman entstand in Anlehnung an wahre Begebenheiten. Einzelne Dialoge sind jedoch – auf der Grundlage überlieferter Erzählungen – frei erfunden. Der folgende Link führt zu einem ausführlicheren Bericht:

11.12.2009

Jüdisches Chanukkafest 2009

test

Vom 11. bis zum 19. Dezember feiern die Juden in diesem Jahr das das Chanukkafest (dtsch. „Einweihung“). Laut Wikipedia handelt sich um ein acht Tage dauerndes, jährlich gefeiertes jüdisches Fest zum Gedenken an die Wiedereinweihung des 2. Tempels in Jerusalem im Jahr 164 v. Chr. Es beginnt jeweils am 25. Tag des Monats Kislew (November/Dezember). Der heutige Freitag (11.12.) entspricht somit laut jüdischem Kalender: dem 24. Kislew.

Weiter heißt es dort:

Die Menora war ein Leuchter, welcher im Tempel niemals erlöschen sollte. Nach der Überlieferung war aufgrund der Eroberung der Syrer nur noch ein Krug geweihtes Öl vorzufinden. Dieses Öl reichte für gerade mal einen Tag. Für die Herstellung neuen geweihten Öls werden aber acht Tage benötigt. Durch ein Wunder habe das Licht jedoch acht Tage gebrannt, bis neues geweihtes Öl hergestellt worden war. Daran erinnern die acht Lichter des Chanukka-Leuchters. Jeden Tag wird ein Licht mehr angezündet, bis am Ende alle acht brennen.

Ergänzende Erklärungen sowie die Feiertagsanleitung, Einblicke und Gedanken in den diesbezüglichen Bereich des Judentums sowie Chanukka-Geschichten findet man in anschaulicher Form bei Chabad.Org. Wer sich für „Hannukah Holiday Traditions, Greeting Cards, Clothing…” interessiert, kann Informationen über spezielle Glückwunschkarten und Kerzen, Speisen und Lieder, Gebete oder Spielzeug erhalten. Für Kinder sind Hinweise von hagalil Kidz gut lesbar.

 

Chanukka-Musikant   Chanukkabär

Chanukka-Musikant

 

Chanukkabär

Falls Lehrer Chanukka im Unterricht besprechen wollen, bietet sich ein besonderes Arbeitsblatt mit einem Infotext und speziellen Leitfragen an. Hier gibt es auch knappe methodische und didaktische Hinweise. Kleinere Videofilme zum jüdischen Lichterfest Chanukka habe ich bei YouTube gefunden.

08.12.2009

Entscheidung über Straßenbenennung nach dem Flamersheimer Josef („Jupp“) Weiss, den „letzten Judenältesten von Bergen-Belsen“

Strassenschild

Am heutigen Tage und dann endgültig am 15. Dezember wird die Stadt Euskirchen entscheiden, ob eine Straße nach dem aus Flamersheim stammenden Josef („Jupp“) Weiss benannt wird. Seit 1983 versuche ich, in Veröffentlichungen und Vorträgen auf diese jüdische Persönlichkeit hinzuweisen, deren Lebensleistung inzwischen auch durch WIKIPEDIA dargestellt wird.

Joseph Weiss PortraitIn der Funktion als „Judenältester" des Sternlagers von Bergen-Belsen war Josef Weiss (1893-1976) „ein Held in der Zeit des Holocaust" oder – wie es die heute in Australien lebende jüdische Autorin Hetty E. Verolme am 6. August 2007 schriftlich bestätigte – the rock of Gibraltar". Ein Nachruf des prominenten Niederländers Eli Dasberg würdigte ihn als einen Mann, der würdig blieb in einer unwürdigen Umgebung". Im Rahmen seiner Möglichkeiten zeichnete sich Josef Weiss (1893-1976) durch seine philanthropische Einstellung sowie als charismatische Führungspersönlichkeit und Organisationstalent aus, was vielen Juden das Leben rettete. Er war von Dezember 1944 bis April 1945 „Judenältester“ im so genannten Sternlager des Konzentrationslagers Bergen-Belsen. In dieser ihm aufgezwungenen „Führungsposition“ war er der einzige jüdische Ansprechpartner, der von den deutschen Bewachern angehört und in gewisser Form respektiert wurde.

Am 5. Juni 2006 stellte ich den Antrag an die Stadt Euskirchen, in seinem Geburtsort nach ihm eine Straße in benennen. Über den Verlauf der Angelegenheit kann man u.a. in meinen NEWS vom 7. Juni 2008 nachlesen.

Beschlussvorlage

zum Vergrößern HIER klicken!

Am heutigen Tage diskutiert der Ausschuss für Umwelt und Planung (Fachbereich 09) und abschließend am 15. Dezember der Rat der Stadt Euskirchen die mögliche Benennung. Die offizielle Beschlussvorlage – mit dem relevanten Top I/19 – datiert vom 9. November 2009 und besagt:

Der im Übersichtsplan A gekennzeichnete Straßenabschnitt wird „Im Mühlacker“ benannt. Der im Übersichtsplan B gekennzeichnete Straßenabschnitt wird „Jupp-Weiss-Straße“ benannt.

Der Antrag wird auch von Rechtsanwalt und dem engagierten CDU-Fraktionschef Klaus Voussem unterstützt, dessen Stimme als nominierter Landtagskandidat von Bedeutung sein kann. In einer E-mail versicherte er mir am 30. November:

Von Seiten der CDU-Stadtratsfraktion Euskirchen kann ich Ihnen bereits jetzt die volle Unterstützung zusagen. Ich bin sehr froh, dass der Punkt endlich auf der Tagesordnung steht.

Seit einigen Jahren arbeite ich an einem Buch über Josef Weiss, wobei mich auch israelische Medien unterstützen. Die avisierte Bautätigkeit in Flamersheim – Abschnitt „Im Mühlacker“ – wird zwar noch einige Zeit dauern. Aber die Publikation und die beantragte Straßenbenennung wäre ein Beitrag zur regionalhistorischen Aufarbeitung unserer jüngsten Vergangenheit.

04.12.2009

Hans-Dieter Arntz bei Autorenlesung in Ahrweiler

Die Bürger der Stadt Bad Neuenahr gedachten der Pogromnacht 1938 in Form einer Autorenlesung in der ehemaligen Synagoge in Ahrweiler. In meinen Online-News vom 6. und 9. November 2009 stellte ich bereits die Geschichte der jüdischen Gemeinde Ahrweiler und des ehemaligen Gotteshauses dar. Dass jedoch heutzutage die renovierte Synagoge in der historischen Ortsmitte wieder für kulturelle Veranstaltungen mit Leben erfüllt wird, ist den engagierten Förderern und Verantwortlichen zu verdanken, zu denen der 1. Vorsitzende Klaus Liewald gehört. Er eröffnete die Veranstaltung, die zum Nachdenken über die Judenverfolgung der Nationalsozialisten und den Holocaust anregte. Die Lokalpresse schrieb u.a. einleitend:

Hans-Dieter Arntz bei Autorenlesung in AhrweilerEs ist möglich, den 20. Jahrestag des Mauerfalls freudig zu feiern, ohne darüber ein finsteres Datum deutscher Geschichte zu verdrängen. Dies betonte Klaus Liewald, Vorsitzender des Bürgerverein Synagoge, der auch in diesem Jahr der Pogromnacht am 9. November 1938 gedachte. Ge­meinsam lasen Dieter Hay, Sonderschulrektor in Ruhe, und der Euskirchener Autor Hans-Dieter Arntz, der schon mehrere Bücher über Juden in der Eifel geschrieben hat, aus dessen Neuerscheinung „Isidors Briefe“ die gleichnamige einleitende Erzählung…


(Foto: Copyright Hildegard Ginzler)

01.12.2009

Die Ethnologin und Journalistin Hildegard Ginzler  M.A. aus Sinzig verfügt über ein großes Fachwissen, das sie – unauffällig, aber konkret und einfühlsam – einzubringen versteht. Ich kam mit Frau Ginzler in Kontakt, weil sie über Kontakte zu Holocaust-Überlebenden aus dem Ahrgebiet verfügte und hierüber berichtet hatte. Meinem Angebot, ihren Beitrag Vom Überlebenskampf der Neuenahrer Jüdin Ruth Preiss nach 1933 - aus dem Heimatjahrbuch des Kreises Ahrweiler 2004 – auch meinerregionalhistorischen Homepage zu überlassen, kam sie gerne mit Text und Fotos nach. Das Copyright hierfür liegt ansonsten ausschließlich bei ihr. Hildegard Ginzler (geb. 1958) gehört seit Mai 2009 zum Vorstand des Vereins zur Förderung der Denkmalpflege und des Heimatmuseums in Sinzig.

 

Ansichtskarte   Hotel-Angestellte

Die Ansichtskarte, verschickt am 24. 9. 1935 von Else Soberski an Ihre Schwester, zeigt das Hotel Meyer (Copyright Hildegard Ginzler)

 

Ruth mit ihrer Mutter (l.) und Großmutter Johanna Voss im im Vorgarten des Hotels (Copyright Hildegard Ginzler)

 

Ihr Beitrag über die Holocaust-Überlebende Ruth Preiss - „Hoffnung darauf, dass es mal wieder besser wird“ - ist insofern eine inhaltliche Erweiterung meiner Website zum Thema Geschichte des Judentums in der Eifel und Voreifel, als dass er Bad Neuenahr behandelt, einen Kurort, in dem die Nationalsozialisten – wie in anderen Bade- und Kurorten – anfangs noch zurückhaltend sein mussten. Der u.a. Link führt zu dem vollständigen Artikel.

Im Februar 2003 reiste Ruth Preiss, geborene Soberski, aus dem kalifornischen San Clemente nach Bad Neuenahr, dem Ort ihrer Kindheit. Die DRK-Fachklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie eröffnete im Haus Hans-Frick-Straße 10, ehemals Hotel Westfälischer Hof, ihre neue Tagesklinik. Eingeladen von der leitenden Ärztin Dr. Eva Bergheim-Geyer, kam Ehrengast Ruth Preiss, weil sie etwas zu erzählen hatte über die Geschichte eines der seit Jahren für die bestehende Fachklinik genutzten Gebäude. Die Lindenstraße 4, Teil des vollstationären Klinikbereichs (Lindenstraße 3-4) und früher ebenfalls ein Hotel, war für das Kleinkind und Schulkind Ruth die wichtigste Adresse: Es war ihr Zuhause.

Bei der Eröffnung berichtete die 79-Jährige den Gästen, wie früh sie diese Heimat verlor und auf welch ungewissen Wegen sie ihre ganze restliche Kindheit und Jugend – gleich einer Odyssee - durchlief, Ländergrenzen überschreitend, stets in Angst und gehetzt, wie damals Abertausende andere Menschen jüdischen Glaubens…

30.11.2009

Euskirchener Internet-Plattform „GEGEN DAS VERGESSEN“ als virtueller Gedenkstein für NS-Opfer

MahnmalDie moderne Internet-Technik ermöglicht eine neue Form der Erinnerungskultur. Am 9. November wurde in der Kreisstadt Euskirchen eine „interaktive Gedenktafel“ freigeschaltet, die der Stadtrat im letzten Jahr angeregt hatte.

In den 80-er Jahren gab es am 9./10. November in Euskirchen noch Lichterprozessionen, Gedenkveranstaltungen und Kranzniederlegungen. So etwas gehört wohl der Vergangenheit an, da schon in letzter Zeit die Kreisstadt Abstand hiervon nahm. Wenn nicht der renommierte WEISS-Verlag im letzten Jahr für eine zentrale Veranstaltung zum 70. Jahrestag der „Reichskristallnacht“ die Verantwortung und Organisation übernommen hätte, wäre im einstigen Zentrum der Eifeler und Voreifeler Synagogengemeinden überhaupt keine Erinnerungsfeier nachweisbar gewesen.

Auch im Jahre 2009 fühlte sich keiner mehr hierfür zuständig. Dennoch ist es ausgesprochen positiv zu bewerten, dass am 9. November Bürgermeister Dr. Uwe Friedl eine interaktive Gedenktafel als „virtueller Gedenkstein für alle NS-Opfer“ freischaltete. Auf der Internetseite der Stadt wurde anlässlich der Reichpogromnacht vor 71 Jahren eine Liste veröffentlicht. Darauf befindet sich die Liste von Menschen aus dem heutigen Stadtgebiet Euskirchen, die durch das Nazi-Regime ums Leben gekommen sind. Mit der Benennung der Opfer soll der Schrecken der NS Zeit ein Gesicht bekommen. Der Link ist seit dem 9. November 2009 unter dem Stichwort „Gegen das Vergessen“ abrufbar. In dieser Internetplattform unterscheidet das Euskirchener Stadtarchiv zwischen:

u.a. Opfer aus religiösen Gründen, politisch Verfolgte, Euthanasieopfer und „Fahnenflüchtige“. Gerade die Kategorie der Wehrmachtsangehörigen, die wegen „Fahnenflucht“ als Kriegsverräter ein Opfer der NS-Militärjustiz wurden, ist noch weitgehend unbekannt. Sie kann nur durch Hinweise aus der Bevölkerung ergänzt werden.

Euskirchener Juden Tabelle

Euskirchener Juden (ab 1933, Bundesarchiv Berlin-Lichterfelde, Auszug)

Unter der Überschrift „Rassenwahn und Euthanasie“ werden auch jüdische Opfer des heutigen Euskirchener Stadtgebietes aufgelistet. Das neue Euskirchener Online-Portal übernimmt die bisher nur Insidern bekannten Listen des Bundesarchivs und jetzt auch die Ergebnisse, die im Jahre 2006 in einer Publikation des hiesigen Geschichtsvereins - Nationalsozialismus im Kreis Euskirchen - bereits publiziert wurden.

Die Zusammenstellung der Stadtarchivarin Dr. Gabriele Rünger und deren Mitarbeiterin Sabine Dünnwald kann nicht positiv genug bewertet werden, da bisher der Bevölkerung kein direkter Abruf ähnlicher Fakten möglich war. Besonders für viele im Ausland lebenden Genealogen eröffnet sich durch diese Datenbank, die gleichzeitig eine interaktive Gedenktafel und ein virtueller Gedenkstein ist, ein neues Betätigungsfeld. Der wichtige Link lautet: www.euskirchen.de/index.php?id=2367

Zu weiteren Ereignissen anlässlich des 71. Jahrestages der „Reichskristallnacht“ führt folgender Link:

28.11.2009

Mechernich: Ein Mahnmal für Zwangsarbeiter

Gedenkstein Mechernich

Die Stadt Mechernich gedachte in einer neueren Form ihrer Opfer von Verfolgung und Gewaltherrschaft während der Nazidiktatur. Wie ich bereits in meinem Online-Artikel zum 71. Jahrestag der „Reichskristallnacht“ berichtete, fand am Sonntag, dem 8. November, im Kernort ein GEDENKGANG statt, der an drei „Stationen“ der Mechernicher erinnerte, die durch Verfolgung und Gewalt im Dritten Reich umkamen.

Als erste Station diente der neue Gedenkstein in der Marienau, der an Kriegsgefangene und Zwangsarbei­ter erinnert, die im Zweiten Weltkrieg am Bleiberg ums Leben kamen. Der Stein steht an der Stelle, an der im November 1944 ohne Gerichtsurteil eine junge ukrainische Zwangsarbeiterin wegen angeblichen Plünderns erhängt wurde. Er erinnert auch an zwölf weitere Zwangsarbeiter, die während des Krieges in Me­chernich ermordet wurden. Somit gedachte man in diesem Jahr besonders der Kriegsgefangenen und Zwangsarbeiter sowie der Opfer der Euthanasie. Insofern standen erstmals nicht nur der Ereignisse während des Novemberpogroms in Mechernich und der „Reichskristallnacht“ in der Region im Vordergrund, sondern auch die polnischen und sowjetischen Kriegsgefangenen, die in Mechernich umgekommen waren.

Franz Josef Kremer erinnerte in einer Ansprache an Stefan Kowalewski, der Landarbeiter bei einem ortsansässigen Bauern war. Als Gerüchte aufkamen, dass er eine Beziehung zur Tochter des Bauern pflege, wurde er am 14. Juli 1941 in einer Kiesgrube bei Schaven erhängt. Zwangsarbeiter Josef Kujawinski wurde ebenfalls vorgeworfen, sich an einem Mädchen vergriffen zu haben. Ihn erhängte die Gestapo in einem Waldstück nördlich von Rißdorf.

Zwangsarbeiter in MechernichAn der Stelle, an der der neue Gedenkstein steht, ermordeten die Nazis im Winter 1944 eine 16-jährige Ukrainerin. Das Mädchen hatte im Krankenhaus gearbeitet, wie Franz Josef Kremer schilderte. Nach einem Luftangriff auf die Stadt, bei dem das Hospital schweren Schaden genommen hatte, wurde die junge Frau mit einigen Kleidungsstücken angetroffen, die sie in den Trümmern des Krankenhauses aufgelesen hatte. Dafür wurde sie an einem Baum unmittelbar in der Nähe des Gedenksteines erhängt. Einen weiteren Mann unbekannter Nationalität erschoss die Gestapo, ebenfalls wegen Plünderns, im Dezember 1944 in der Nähe von Gut Hombusch. Hierüber berichtete ich bereits in meinem Buch Kriegsende 1944/1945 - Zwischen Ardennen und Rhein und dem im Jahre 2007 erschienenen Dokumentationsband Kriegsende – Durch die Voreifel zum Rhein (S.13 ff.). Auszüge befinden sich auch auf dieser Homepage.

Die folgenden Links führen zu meinen Beiträgen über Zwangsarbeiter in unserer Region. Nicht nur die Artikel über Verbrechen in Satzvey oder Zülpich, sondern auch im Bereich Meckenheim sind im Zusammenhang mit Mechernich zu beachten:

26.11.2009

Der jüdischer Kurzfilm „Life“ auch für deutsche Schüler – abrufbar bei YouTUBE

YouTube Screenshot 01

Im Jahre 1980 wurde das „San Francisco Jewish Film Festival“ als erstes und größtes seiner Art in der Welt gegründet. Heute ist es wohl mehr als ein Festival und fühlt sich als „The leading advocate for independent Jewish cinema.“ Ich möchte die Leser meiner regionalhistorischen Homepage, die sich ja besonders mit dem Judentum in der Voreifel und Eifel befasst, bewusst auf dieses „SFJFF“ aufmerksam machen, da es als „jüdisches Kino“ aktuelle Probleme anbietet. Besonders der 7minütige Kurzfilm „Life“ von Ariel Zylbersztejn vom 28. Oktober 2009 gefiel mir, weil er auch im Schulunterricht zum Nachdenken anregen könnte. Er kann bei YouTube abgerufen werden:

YouTube Screenshot 02Besonders das renommierte Drei-Wochen-Sommer-Festival zeigt an vier verschiedenen Orten in San Francisco jüdische Filme – teilweise erstellt von Kindern, Jugendlichen und anderen Amateuren. Sie sind dennoch von ausgezeichneter Qualität, was die Zuschauerzahl von 30.000 pro Jahr beweist. Bekannte Filmemacher ergänzen das ausgesprochen hohe Niveau der „SF Jewish Film Cycles“, die auch während des ganzen Jahres – auf verschiedene Weise und an verschiedenen Orten – in den Medien erscheint. Auch andere Veranstaltungen und Filme könnten deutsche Pädagogen und deren Schüler zur Aufarbeitung der jüngsten deutschen Geschichte anregen.

24.11.2009

Zwangsarbeit

Form und Schwerpunkt der Erinnerung an die „Reichskristallnacht“ haben sich geändert! Während man noch im Jahre 2008 – wegen des 70. Jahrestages – in vielfältiger Form des Novemberpogroms von 1938 gedachte, rief das historische Datum 9./10. November in diesem Jahr eher zur nur allgemeinen - und offenbar nicht mehr speziellen - Erinnerung und Versöhnung der Menschen auf. Im Kreis Euskirchen gedachte man auch verstärkt der vielen anderen Opfer der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft, z. B. der Zwangsarbeiter, Homosexuellen, Euthanasieopfer, der politisch und religiös Verfolgten - und auch grundsätzlich aller Kriegsopfer.

Die Erinnerung an die im Holocaust ermordeten Juden hat eine neue Form angenommen. Die modische und medienspektakuläre Verlegung von Stolpersteinen gehört hierzu – ist aber nicht unumstritten. Sie wird zum Beispiel ostentativ auch in München, Hameln und sogar im benachbarten Kerpen abgelehnt, ist aber meiner Meinung nach dennoch ein wichtiges Merkmal der Erinnerungskultur.

In vielen Gemeinden der Voreifel und Eifel stand auch das Gedenken an nicht-jüdische Opfer des Nationalsozialismus im Vordergrund. Somit hat der 9./10. November eine neue Funktion bekommen, zumal wenige Tage darauf Volkstrauertag und Totensonntag auch als diesbezüglicher „Weg gegen das Vergessen“ gelten. Besonders in Mechernich und Heimbach gab es sogenannte „Stadtführungen“ und „Gedenkgänge zu Stationen“, die im Vergleich zu früheren „Reichskristallnacht-Gedenkfeiern“ neue Schwerpunkte der Mahnung und Erinnerung setzten.

Ein ausführlicher Artikel auf dieser regionalhistorischen Homepage berichtet über neue Inhalte der hiesigen Erinnerungskultur (Vgl. Link). Er enthält Einzelheiten für folgende Städte und Gemeinden in der Eifel und Voreifel: Weilerswist, Mechernich, Eifelgebiet (Heimbach), Hellenthal/Blumenthal, Kall-Steinfeld und Euskirchen.

20.11.2009

Rückblick auf den ersten Schüleraustausch zwischen Israel und Euskirchen und einen Freundschaftspakt vor beinahe 25 Jahren

Harkamel

Die Tatsache, dass sechs Schüler der Willi-Graf-Realschule Euskirchen aus verschiedenen Jahrgangsstufen neulich mit ihrer Lehrerin Elisabeth Heidt zu Besuch in Karm`iel in Israel waren, um gemeinsam mit der Marienschule eine Schul-Partnerschaft ins Leben zu rufen, erinnert an frühere Aktivitäten: Bereits 25 Jahre ist es her, dass eine Delegation der Flamersheimer Dorfgemeinschaft und mehrere Lehrer aus Euskirchen in Tirat Hakarmel einen Schüleraustausch zwischen Israel und Euskirchen in die Wege leiteten. Das Foto zeigt die Besichtigung der israelischen Gesamtschule durch die Euskirchener Besucher.

Auch ein „Freundschaftspakt“ wurde mit der aufstrebenden jüdischen Stadt in der Nähe von Haifa geschlossen. An den vorbereitenden Korrespondenzen beteiligten sich der damalige Euskirchener Stadtdirektor Dr. Blaß sowie Bürgermeister Dr. Bauer. Schülerlisten wurden mit Hilfe des Gymnasiums Marienschule erstellt, wo man auch die zahlreichen Korrespondenzen für den Briefwechsel mit den „Israeli penfriends“ organisierte.

Auf dieser Homepage berichtete ich am 15. Juni 2008 noch einmal hierüber . Es handelte sich immerhin um die ersten schul- und städtefreundschaftlichen Aktivitäten einer Gemeinde des Kreises Euskirchen und das vorläufige Ergebnis der damaligen deutsch-israelischen Bemühungen. Sogar die Sportvereine sollten einbezogen werden. Der Euskirchener Wochenspiegel informierte am 1. August 1985:

 

Städtefreundschaft

 

Dass nach etwa 25 Jahren ein erneuter Anlauf gemacht wird, ist begrüßenswert, zumal im letzten Jahre bereits dieselben Aktivitäten durch die Weilerswister Gesamtschule vorangegangen waren, auf die ich auf dieser Homepage hingewiesen hatte. Hintergrund der geförderten Partnerschaftspläne – an denen sich zurzeit viele Schulen beteiligen -, ist die im Jahre 2008 stattgefundenen Reise von Ministerpräsident Jürgen Rüttgers und NRW-Schulministerin Barbara Sommer nach Israel. Hier wurde u.a. auch eine Kooperation zwischen der bilingualen „Hand-in-Hand-Schule“ in Jerusalem und der Gesamtschule Weilerswist beschlossen. Projekt, Planung und Szene der Vertragsunterzeichnung erinnerten an das Jahr 1985, als die Flamersheimer Delegation in Tirat Hakarmel bei Haifa weilte.

18.11.2009

Fundstück aus der Hauptstraße 73

Die Heimatforscherin Ute Metternich aus Oberwinter verfasste für die genealogische Fachzeitschrift der Juden in Deutschland „Stammbaum“, Nr. 31, Sommer 2007, einen Aufsatz, der vom Leo-Baeck-Institut New York in deutscher und englischer Sprache publiziert wurde. Jahrelange Kontakte mit der Autorin regten mich nun an, auf ihre Forschungen hinzuweisen, damit ein weiterer längerer Aufsatz aus ihrer Feder und die englische Version “Jewish life in the community of Oberwinter in the Rhine Valley” zu einem Buch ausgearbeitet werden können.

Eine Kurzfassung überließ Ute Metternich dem Heimatjahrbuch des Kreises Ahrweiler 2009, S.172-175, und dieser regionalhistorischen Homepage. Der u.a. Link führt zu dem Artikel „Juden in der Gemeinde Oberwinter am Rhein“ sowie weiteren Anmerkungen und Quellennachweisen. Für weitere Hinweise ist die Verfasserin dankbar. Dass man zur Erforschung der Thematik „Jüdische Gemeinden in der Region“ auch zufällig kommen kann, erklärt Ute Metternich folgendermaßen:

Siegmund LevyVor einigen Jahren begann ich mit Nachforschungen zum Thema Juden in meiner Heimatgemeinde Oberwinter. Hierzu wurde ich durch eine Anfrage von Professor Micha Levy aus Jerusalem angeregt, der sich beim Rathausverein Oberwinter nach Familienmitgliedern erkundigte. Bis dahin wusste ich noch nicht einmal, dass es auch in Oberwinter bis in die 1920er Jahre jüdische Familien gegeben hatte. Mein Interesse war geweckt. Durch Zeitzeugenbefragungen, Archivanfragen, Beschäftigung mit der regionalen und überregionalen Literatur erfuhr ich immer mehr über jüdische Familien aus und in Oberwinter.

 

09./10.11.2009

Erinnerung an die Holocaust-Opfer

Dass der 9. November ein geschichtsträchtiges Datum ist, dürfte vielen bekannt sein. Markante Beispiele sind:

- 1848 Standrechtliche Erschießung von Robert Blum

- 1918 Novemberrevolution in Berlin

- 1923 Putsch von Hitler und Ludendorff in München

- 1938 „Reichskristallnacht“

- 1989 Mauerfall

In Deutschland dürfte das letztgenannte Datum ein Anlass zur Freude sein, da es als Beginn der Wiedervereinigung gilt. Insofern ist die Erinnerung an den Novemberpogrom von 1938 in den Hintergrund getreten. Die Präsidentin des Zentralrats der Juden in Deutschland, Charlotte Knobloch, hat gemahnt, bei aller Freude über den Mauerfall vor 20 Jahren den Pogrom am 9. November 1938 nicht zu vergessen. In Zukunft müsse ein Weg gefunden werden, um beider Ereignisse in angemessener Form zu gedenken, erklärte Knobloch in Mün­chen. Es sei aber völlig in Ordnung, dass die Erinnerungskultur der Bundesrepublik dieser Tage ganz unter dem Eindruck der Deutschen Einigung stehe.

Bevor ich in den nächsten Tagen einen Überblick über die Aktivitäten und Gedenkfeiern anlässlich der „Reichskristallnacht“ im Kreis Euskirchen gebe, möchte ich auf einen „Online-Kettenbrief“ hinweisen, der weltweit auf die 6 Millionen Holocaust-Opfer hinweist, die nicht vergessen werden sollen:

 

Kerzen

It is now more than 60 years after the Second  World War in Europe ended. This e-mail is  being sent as a memorial chain, in memory of the six million Jews who were  massacred.  Now, more than ever, with Iran , among  others, claiming the Holocaust to be "a myth," it is imperative to make sure  the world never forgets.

This e-mail is intended to reach six million  people worldwide! Join us and be a link in this memorial chain and help  us distribute it around the world.

Please send this e-mail to people  you know and ask them to continue this memorial chain. 
Please don't just delete it.  It will only  take you a minute to pass this along -  Thanks!

09.11.2009

Synagogenkonzerte in Ahrweiler

Benefiz AhrweilerWer die restaurierte Synagoge des romantischen Ortes Ahrweiler – ein Stadtteil von Bad Neuenahr - von Innen gesehen hat, kann verstehen, dass sehr viel ehrenamtliches Engagement eines neu gegründeten Vereins erforderlich war, um ein derart wichtiges Gebäude für die Nachwelt zu erhalten. Zu den engagierten Förderern und Verantwortlichen gehört der 1. Vorsitzende Klaus Liewald. Finanzielle Unterstützung ist auch künftig notwendig, um die Synagoge an der Altenbaustraße 12a, zu unterhalten. Diesem Zweck dienen die Ahrweiler „Benefiz-Synagogenkonzerte“, von denen am Freitag, dem 13. November, das letzte stattfindet. Spenden werden zugunsten des Synagogen-Flügels erbeten.

Das jüdische Gotteshaus, das heute für kulturelle Anlässe zur Verfügung steht, befindet sich gegenüber dem „Weißen Turm”, in dem sich heute das Museum der Stadt Bad Neuenahr-Ahrweiler befindet. Der Bürgerverein Synagoge e.V. Bad Neuenahr-Ahrweiler kaufte das Sakralbauwerk im Jahr 1981, renovierte es von 1981 bis 1990 in Zusammenarbeit mit dem Landesamt für Denkmalpflege Rheinland-Pfalz und richtete es als museale Kulturstätte und für kulturelle Veranstaltungen ein. Dabei wurde innen wie außen der ursprüngliche Zustand des Gebäudes weitgehend wiederhergestellt. „Sollte es je wieder eine jüdische Gemeinde im Ahrtal geben, würde die Synagoge wieder das sein können, was sie einmal war: Ein Haus der Zusammenkunft und des Gottesdienstes", heißt es auf der Homepage des Bürgervereins Synagoge, wo auch 19 Fotos des Innenraums zu sehen sind.

Synagoge Ahrweiler

Zur Geschichte ist folgendes anzumerken:

Im Jahr 1894 wurde der bruchsteinerne Saalbau vom Remagener Architekten Gronert im maurischen Stil erbaut. Kennzeichnend für diesen Baustil sind die Hufeisenbögen der Fenster und die Giebelbekrönung in Gestalt von zwei Gesetzestafeln. Am 21. Oktober 1894 wurde die Synagoge eingeweiht. In der Pogromnacht 1938 wurde die Synagoge verwüstet und gebrandschatzt. Nach dem Krieg diente das Gebäude als Lagerraum für Landhandel; im Volksmund wurde sie deshalb "Düngerkirche" genannt. Weiteres zur Historie ist der NEWS vom 6. November auf dieser regionalhistorischen Homepage zu entnehmen.

Termin: Klaviertrio Rhein-Ahr: Freitag, d. 13. November 2009 um 20 Uhr.

06.11.2009

Erinnerung an die „Reichskristallnacht“:
ISIDORS BRIEFE – Autorenlesung in Ahrweiler und Aachen (9./10. November)

Der Bürgerverein Synagoge e.V. Bad Neuenahr-Ahrweiler lädt zu einer Autorenlesung am 9. November ein, die unter dem Thema „ISIDORS BRIEFE“ steht. Damit erinnert die seit 1978 bestehende und kulturell wichtige Institution der Kurstadt an die „Reichskristallnacht“, die sich vor 71 Jahren auch in Ahrweiler austobte. Veranstaltungsort ist die inzwischen restaurierte Synagoge in der historischen Ortsmitte – Altenbaustraße, in unmittelbarer Nähe des Marktplatzes. Eine Anzahl Fotos zeigt das Innere des ursprünglich 1894 gebauten jüdischen Gotteshauses.

Der Euskirchener Buchautor Hans-Dieter Arntz  liest ab 20 Uhr mithilfe von Dieter Hay aus seiner neulich veröffentlichten dokumentarischen Erzählung ISIDORS BRIEFE. Der in der Region bekannte Gitarrist Yuval Dvoran untermalt die Autorenlesung durch meditative Musikbeiträge.

Synagoge Ahrweiler von außenFür die jüdische Regionalhistorie ist eine Autorenlesung eine besondere Art des Vortrags, um einem interessierten Publikums eine Problematik oder ein Buch persönlich vorzustellen. Gleichzeitig jedoch wird auf beiden Seiten eine Resonanz in Form von Diskussion oder Anregung erwartet. Da diese Öffentlichkeit häufig an der Nähe zu den Orten und Ereignissen interessiert ist, kann die Regionalhistorie wertvolle Impulse geben und zur Mitarbeit aufrufen. Auch in Bad Neuenahr-Ahrweiler (9. November) und in Aachen (10.November) werden persönliche Gespräche und Hinweise in Bezug auf die jüdische Regionalhistorie erwartet. Die ausgezeichneten Forschungen der Alemannia Judaica – unter der Gesamtleitung von Dr. Joachim Hahn – fassen die jüdische Historie von Dernau und Bad Neuenahr-Ahrweiler auch online zusammen. Weiterhin hat der Regionalhistoriker Hans-Georg Klein bereits vor Jahren über die nicht mehr existierende Judengasse zu Ahrweiler berichtet.

Meine früheren Dia-Vorträge sollten historische Sachverhalte des Nationalsozialismus und Kriegsendes 1944/45 sowie Fakten zur ehemaligen Ordensburg Vogelsang mithilfe historischer Fotos veranschaulichen. Aber mit Autorenlesungen zum Thema ISIDORS BRIEFE – Über die Korrespondenz eines Juden aus Euskirchen konnte ich besonders junge Menschen inhaltlich für die Geschichte der nationalsozialistischen Judenverfolgung sensibilisieren. Die ersten Autorenlesungen waren bereits m Herbst 1988 in Mechernich, Zülpich und Weilerswist. Schon damals erkannte ich, dass der daraus resultierende direkte Austausch zwischen Autor und Publikum ein Feedback zu seiner Arbeit ermöglichte. Zahlreiche Kontakte, aber auch Dokumente und historische Fotos dienten zum Aufbau eines regionalhistorischen Archivs und weiteren Schwerpunkten.

Diesem Umstand verdanke ich die Publikation meines neuen Buches ISIDORS BRIEFE, das ich auch am 9. und 10. November in Bad Neuenahr-Ahrweiler und Aachen vorstelle. Besonders die restaurierte Synagoge in dem bekannten Ort an der Ahr bietet – 71 Jahre nach der „Reichskristallnacht“ – eine geeignete Stätte, um an die Judenverfolgung im Dritten Reich zu erinnern und sie exemplarisch darzustellen. Der Protagonist des Buches, ISIDOR (Mayer), hat dies mit seinen Briefen aus der Kreisstadt Euskirchen bereits indirekt und unbewusst getan.

Synagoge Ahrweiler von innenDieselbe Autorenlesung „ISIDORS BRIEFE“ findet einen Tag später – am 10. November – um 19 Uhr in Aachen statt. Bereits Anfang der 1990-er Jahre referierte ich hier zum Thema Judenverfolgung und Fluchthilfe im deutsch-belgischem Grenzgebiet und erhielt nachher wichtige Informationen. Im neuen Eifeljahrbuch 2010 publizierte ich auf dieser Grundlage den Artikel: Die Eifel als „grüne Grenze“ für flüchtende Juden – Erinnerungen aus erster Hand. Weitere historische Beiträge zur Region Aachen befinden sich auf meiner Homepage:


31.10.2009

Pressekonferenz Isidors Briefe

Der Aachener Helios-Verlag stellte am 27. Oktober im Parkhotel der Kreistadt Euskirchen ein weiteres Buch zur jüdischen Regionalgeschichte vor: ISIDORS BRIEFE – Über die Korrespondenz eines Juden aus Euskirchen. Verleger Karl-Heinz Pröhuber hieß die regionale Presse und Radio Euskirchen sowie Herrn Dr. Neugröschel als Vorsitzenden der Jüdischen Gemeinde Aachen willkommen. Ehrengäste waren Herr Wilfried Johnen, Geschäftsführer des Landesverbandes der Jüdischen Gemeinden von Nordrhein, und Herr Thomas Kremer als Repräsentant des Katholikenausschusses Köln.

Bei der Buchvorstellung wies der Autor Hans-Dieter Arntz darauf hin, dass sich das neue Buch ISIDORS BRIEFE von seinen bisherigen Dokumentationen JUDAICA - Juden in der Voreifel sowie Judenverfolgung und Fluchthilfe und auch „REICHSKRISTALLNACHT“ deutlich unterscheidet. Während es sich bei den drei umfangreichen Büchern um die wissenschaftliche Aufarbeitung der jüdischen Regionalhistorie im Eifel- und Voreifelgebiet handelt, kann das neue Buch für Autorenlesungen und den Einsatz an Schulen benutzt werden, da es eine exemplarische Aufgabe erfüllen soll. Hierfür ist die einleitende dokumentarische Erzählung „Isidors Briefe“ gedacht, die das gesamte Buch zu einer Einheit von literarischer und historischer Darstellung macht.

RadiointerviewDer Geschäftsführer des Landesverbandes der Jüdischen Gemeinden von Nordrhein, Wilfried Johnen, begrüßte in seiner Ansprache, dass mit dem neuen Buch von Hans-Dieter Arntz die Kreisstadt Euskirchen eine Möglichkeit bekommen hätte, ihre stadthistorische Forschung rechtzeitig zum bedeutsamen 9. November zu erweitern. Thomas Kremer erinnerte an eine Forschungsarbeit von Hans-Dieter Arntz, die 1982 vom Kölnischen Geschichtsverein in seinem renommierten Jahrbuch publiziert worden war: Religiöses Leben der Kölner Juden im Ghetto von Riga. Seitdem stände der Katholikenausschuss Köln mit dem Autor in Verbindung. Das religiöse Leben des verloren gegangenen Riga-Transportes sei eine wichtige Dokumentation.
Das Vorwort zu dem Buch ISIDORS BRIEFE verfasste der vor einiger Zeit verstorbene Direktor des Leo-Baeck-Institus von Jerusalem, Prof. Dr. Joseph Walk, der schon vor zwei Jahrzehnten den Autor hierzu angeregt hatte. Hans-Dieter Arntz liest am Montag, dem 9. November, in der Synagoge von Ahrweiler. Am Tage darauf findet die nächste Autorenlesung vor Gästen der Synagogengemeinde Aachen statt.

Einige Fotos von der Buchpräsentation im Euskirchener Parkhotel und die ersten Zeitungsartikel der Regionalpresse sind mithilfe des Links zu finden:

27.10.2009

Eli EytanWalter Falkenthin (Eli Eytan) – einst Aachen, später Israel – berichtete dem Autor des Buches Judenverfolgung und Fluchthilfe im deutsch-belgischen Grenzgebiet, wie er in seiner Heimat Aachen jüdischen Flüchtlingen half, dem Terror der Nationalsozialisten zu entkommen. Dabei war er als jüdischer Jugendlicher selber gefährdet.

Die Eifel war unauffällig zu erreichen. Über Euskirchen, Gemünd, Schleiden, Hellen­thal kam man in das deutsch-belgische Grenzgebiet, von wo aus die Flucht durch die dichten Wälder möglich war. Der Grenzverlauf zwischen Losheim und Monschau machte viele Varianten des Entkommens und auch der Fluchthilfe möglich. Grundsätzlich galt es, unter allen Umständen einen Weg zu finden, um unbemerkt ins benachbarte Ausland zu gelangen.

Eine Kontaktadresse für Flüchtlinge gab es auch in Aachen, nämlich das jüdische Hotel „Schloß", das offenbar nach seinem Besitzer benannt worden war. Der gebürtige Aachener Eli Eytan (früher: Walter Falkenthin) erinnert sich an diesbezügliche Beob­achtungen. Am Ende beschreibt er sogar seine eigene Flucht und die Rettung aus dem explodierenden Dampfer „Patria“ – vor der Küste von Palästina (1940):

Ich, Eli Eytan, wurde am 4.10.1921 in Aachen als Sohn des Kaufmannes Eugen Falkenthin und seiner Frau Friedel geb. Rosemann geboren. Leider starb meine Mutter, als ich etwa 3 ½ Jahre alt war. Mein Vater, ein gebürtiger ,Oecher' (geb. 10.2. 1895) heiratete später erneut, nämlich Margarete Schnell aus Harzgerode (…).Meine Jugend verbrachte ich in der Rochusstraße 9.

Der vollständige Artikel Die Eifel als „grüne Grenze“ für flüchtende Juden, der soeben im Eifel-Jahrbuch 2010 (S. 62-66) erschien, ist unter folgendem Link abrufbar:

Oktober 2009

Ab sofort ist das neue Buch ISIDORS BRIEFE im Buchhandel. Es befasst sich mit der Korrespondenz von Isidor Mayer (1877-1943) während der Zeit 1936 und 1942/43 und beschreibt detailliert das Schicksal seiner jüdischen Familie sowie gleichzeitig den Untergang der jüdischen Gemeinde von Euskirchen. Insofern handelt es sich um eine Fortsetzung und Vertiefung des Buches JUDAICA – Juden in der Voreifel, das trotz drei großer Auflagen inzwischen vergriffen ist.

ISIDORS BRIEFE – Über die Korrespondenz eines Juden aus Euskirchen

 

Isidors Briefe

141 Seiten, fest gebunden mit Schutzumschlag, 98 Abbildungen.
Erschienen im Helios Verlag Aachen, Preis 19,90 EUR
ISBN-Nr. 978-3-86933-007-5

 

Unter demselben Titel leitet eine „dokumentarische Erzählung“ in die Problematik ein. Mit ihr versuche ich seit etwa zwei Jahrzehnten - anlässlich vieler Autorenlesungen - meine Zuhörer für die Thematik Geschichte des Judentums in der Eifel und Voreifel zu sensibilisieren. Über eine der ersten Autorenlesungen vor bereits 21 Jahren berichtete der Kölner Stadt-Anzeiger vom 8. November 1988 (Vgl. Link zum Artikel). Dem nun erweiterten und vollständigen Buch ISIDORS BRIEFEschließen sich zahlreiche kleinere Kapitel, Anmerkungen und Ergänzungen an, die sich konkret auf die jeweiligen Brieftexte und individuellen Aussagen beziehen.

 

Isidors Briefe   Haus 1

 

Alle Briefe waren an die damals in Frankreich lebende Tochter gerichtet und mussten die unterbrochenen Familienbeziehungen ersetzen. Die politischen Umstände und der Holocaust verhinderten eine Zusammenführung der jüdischen Familie. Martha Blum geb. Mayer wurde am 16. Oktober 1904 in Köln geboren und verstarb am 24. Februar 1990 in Saarbrücken. Sie war die Tochter von Isidor Mayer und dessen Frau Sofia geb. Wolff, die früher in Euskirchen auf der Baumstraße 29, dann in der Ursulinenstraße und Viktoriastraße und schließlich im berüchtigten „Judenhaus Baumstraße 7“ wohnten. Von hier aus wurden sie nach Theresienstadt deportiert, wo sie schließlich umkamen.

Der u.a. Artikel gibt weitere Auskünfte über das Buch, das vielleicht mehr als ein Mosaiksteinchen zur Geschichte des Judentums im Rheinland ist.

23.10.2009

Die lesenswerten Erinnerungen von Kurt Rosendahl aus Aachen: „Zachor Remember“

In der klassischen Holocaust- und Erinnerungsliteratur gibt es nur wenige Spuren von Juden aus der Eifel und Voreifel. Das hat verschiedene Gründe. Einerseits wollen die Überlebenden grundsätzlich nicht mehr an ihre schrecklichen Erlebnisse erinnert werden und verdrängen das Geschehen während der NS-Verfolgung; andererseits wohnen die meisten von ihnen im englischsprachigen Ausland, wo ihre Publikationen mit meist heimatkundlichen Aspekten nicht die gewünschte Leserschaft haben. Insofern sieht es die vorliegende regionalhistorische Homepage auch als ihre Aufgabe an, auf die wenigen diesbezüglichen Bücher hinzuweisen.

Mein Beitrag über Alfred (Fred) Voss aus Aachen und der Hinweis auf sein wichtiges Buch Miracles, Milestones and Memories gehört zu diesen Empfehlungen. Es sind sicher mehr als typische Altersweisheiten, was hier von einem jüdischen Verfolgten internalisiert wird. Erstaunlich, dass das Gefühl einer Abrechnung oder gar Rache nirgendwo nachweisbar ist.

Fred Voss hat bis heute sein Leben in den Dienst der Aufklärung und Mahnung gestellt!

Als Mitbegründer des United States Holocaust Memorial in Washington, aber auch in zahllosen Vorträgen und Diskussionsrunden erinnert er zwar exemplarisch an das Schicksal seiner Familie und seine 68 Verwandten, die der Shoa zum Opfer fielen. Dann aber weist er immer wieder auf die 6 Millionen ermordeten Juden und anderen Opfer hin, die dem Nationalsozialismus zum Opfer fielen. Aber er wendet sich immer wieder deutlich gegen jede Form von Antisemitismus, Rassismus, Hass und Intoleranz, wo immer dies auch in der Welt geschieht. 

Ein anderer, beinahe 90jähriger Aachener Jude gehört zu den wenigen Autoren, die über ihr Überleben und ihre psychische Erlebnisbewältigung berichten. Dies ist Kurt Rosendahl, der heute in New York lebt und seine Wurzeln im Aachener Raum hat. Seine Vorfahren stammen aus Gangelt und Aachen. Im Jahre 2007 verfasste er ein Buch, das seine Familiengeschichte beschreibt, diese jedoch einbettet in die Geschichte Jüdischer Kultur in Deutschland.

Sein englischsprachiges Buch „Zachor – Remember“ beginnt mit den Worten: „I was born in 1920, in a city called Aachen, also known as Aix-la Chapelle“. Das Inhaltsverzeichnis gibt detailliert Auskunft über das Wichtige, das Kurt Rosendahl zu sagen hat. Auszüge sind als „copyrighted material“ an derselben Stelle nachlesbar. Die Summary seines Buches lautet:

It was one of the most tumultuous and significant periods in world history. World War One, "the war to end all wars" had just ended. It took less than twenty years for another war to ravage Europe and plaid havoc with the entire world.

In this memoir, I have researched the origins of my family, dating back to the early 17th century in the German/Dutch region of Europe. I have examined how their lives, as Jews, were influenced by their times and how their experiences set the stage for the catastrophe that befell Europe in the 1940s. I discuss my personal experiences and how these tragic events turned my life upside down and how my outlook and my future were influenced. ZACHOR, let us remember together!

Zachor rememberKurt Rosendahl

Kurt Rosendahl: Zachor Remember - A walk through History
196 pages. Copyright © 2007 by Kurt Rosendahl
iUniverse, Lincoln, NE 68512; http://www.iuniverse.com
ISBN: 978-0-595-43308-7 (perfect bound softcover)
ISBN: 978-0-595-87648-8 (e-book)

Printed in the United States of America

19.10.2009

Die Kölner Bibliothek „Germania Judaica“ wird 50 Jahre alt

Wer sich mit dem Judentum befasst, für den ist die GERMANIA JUDAICA keine unbekannte Institution. Die berühmte Kölner Spezialbibliothek zur Geschichte des deutschen Judentums - mit der Adresse Josef-Haubrich-Hof 1 - ist eine wissenschaftliche Einrichtung, die sich auf die Geschichte des deutschsprachigen Judentums ab der Frühen Neuzeit spezialisiert hat. Sie wurde 1959 auf Initiative Kölner Bürger als privater Verein gegründet. Heute besitzt sie mit etwa 80.000 Bänden zur Geschichte des deutschsprachigen Judentums die größte Sammlung auf diesem Gebiet in der Bundesrepublik Deutschland und in Europa. Ihre Hauptsammelgebiete sind: Geschichte des deutschsprachigen Judentums vom 17. Jahrhundert bis heute - Antisemitismus - Zionismus und Israel - Darstellung der Juden in der Literatur.

Am heutigen Tage feiert diese einzigartige Einrichtung ihren 50. Geburtstag. Um 18 Uhr hält Klaus von Dohnanyi in der Zentralbibliothek die Laudatio. Im Jahre 1959 wurde sie u.a. von Heinrich Böll gegründet. Die erste Geschäftsführerin war die Kollwitz-Enkelin Jutta Bohnke-Kollwitz. Die Kölner Institution, die mit der Wiener Library und dem Leo-Baeck- Institut zu den wichtigsten Dokumentationszentren der Welt gehört, ist eigentlich eine nicht-jüdische Einrichtung. „Ihre Existenz verdankt die einzigartige Bibliothek einer Initiative Kölner Bürger, die entschlossen antisemitischen Umtrieben entgegenwirken wollte“.

14.10.2009

Willi Graf Artikel

Unter der Überschrift „Willi Graf spielte in einer ganz anderen Liga“ publizierte die Kölnische Rundschau am 30. September 2009 einen Beitrag, der sich konkret mit der Euskirchener „Erinnerungskultur“ befasste. Der vollständige Sachverhalt wurde bereits auf dieser Homepage dargestellt.

Grundsätzlich ging es um einen Preis, dessen Bezeichnung offenbar nicht von der Gesamtheit der Bevölkerung gewünscht wird. Das diesbezügliche Interesse an meiner regionalhistorischen Homepage stieg in den letzten Tagen deutlich an, was Telefonate, Online-Kontakte und einige Leserbriefe in der Kölnischen Rundschau bestätigten.

Es ergibt sich – natürlich keineswegs als repräsentatives Ergebnis –, dass der avisierte „Willi-Graf-Preis“ für soziales Verhalten Euskirchener Schulkinder nicht gewünscht wird. In den E-mails kritisierten meine Leser nicht nur die populistische Bezeichnung „Willi-Graf-Preis“ für einen eigentlich selbstverständlichen Umgang im Schulalltag, sondern neuerdings sogar den Begriff „Zivilcourage“, da er angeblich überhaupt nichts mit dem Alltag des bekannten Euskirchener Gymnasiums zu tun hat. Meine eigenen abschließenden Bemerkungen wurden – wahrscheinlich als Abschluss einer unwürdigen Diskussion – in der Kölnischen Rundschau vom 9. Oktober veröffentlicht.

11.10.2009

test

Unter der Überschrift Besser ein „Preis für Zivilcourage“ als „Willi-Graf-Preis!!!“ stellte ich in meinen NEWS vom 28. September 2009 die Frage, ob nicht bei dem Lob für couragierte Euskirchener Schüler ein Bezug zu einem deutschen Widerstandskämpfer zu populistisch wäre.

Kaum war die NEWS vom 28. September auf meiner regionalhistorischen Homepage abrufbar, als schon die ersten e-mails eintrafen. Von einer Ausnahme abgesehen, schlossen sich schon am Anfang einer beginnenden Diskussion die meisten Leser meiner Meinung an. Dass Zivilcourage gefördert werden sollte, lag vielen am Herzen, dass aber Schulkinder der Voreifelstadt Euskirchen im gleichen Atemzug mit einem Mitglied der Widerstandsgruppe „Weiße Rose“ genannt werden sollten, fanden die meisten übertrieben. Daran schien auch die Tatsache nichts zu ändern, dass Willi Graf in Kuchenheim – einer damals noch nicht zu Euskirchen gehörigen Gemeinde – geboren wurde und hier knapp 4 Jahre gelebt hatte.

Der Euskirchener Journalist Michael Schwarz griff meine NEWS vom 28. September sofort auf und interviewte mich zum Vorwurf der „fehlenden historischen Sensibilität“ in Euskirchen. Meine Bedenken wurden von der Kölnischen Rundschau am 30. September im Kreisgebiet Euskirchen zur Diskussion gestellt. Der vollständige Artikel „Willi Graf spielte in ganz anderer Liga“ und zusätzliche Anmerkungen sind unter folgendem Link abrufbar:

 

Willi Graf Debatte

LINK
08.10.2009

Fred Voss

Als Zeitzeuge sieht sich der 90jährige Fred Voss – dank seines hervorragenden Gedächtnisses - in der Pflicht, zu berichten und zu erinnern. Sein Argument: „Wie kann der Mensch für die Zukunft aus Vergangenem lernen, wenn es nicht Zeugen gäbe, die wahrheitsgemäß darüber berichten, was wirklich geschah?“ Seit einem halben Jahrhundert hält Fred Vorträge vor Schülern und Studenten; nicht nur gegen den Antisemitismus, sondern auch gegen jede Form von Intoleranz, Gewalt und Unterdrückung. Er ist u.a. Charter Member des Holocaut Memorial Washington und ein persönlicher Freund von Elie Wiesel sowie der bekannten Bürgerrechtlerin Rosa Parks († 2005).

So ist es auch nicht verwunderlich, dass er ein überaus lesenswertes und in vielerlei Hinsicht bemerkenswertes Buch mit dem Titel Miracles, Milestones and Memories verfasste. Es erschien vor einigen Jahren in englischer Sprache und wird seitdem stark beachtet. Weitere Artikel über die Familie Voss sind im „Familienbuch Euregio“ zu finden, in dem unter Leitung des Genealogen Stefan Kahlen viel zusammengetragen wurde.

Fred Voss Wall of ToleranceAlfred Voss (*1920 in Aachen) stammt aus einer jüdischen Familie, die im Eifel- und Voreifelgebiet weit verbreitet war. Entfernte Nachkommen sind im Kreis Euskirchen nachweisbar und haben in der Zeit der Judenverfolgung auch in Kall und Zülpich ihre Spuren hinterlassen.

Zwar sind inzwischen viele Korrespondenzen jüdischer Familien publiziert worden, doch fast alle stammen aus der Zeit zwischen 1933 und 1945 oder kurz danach. Wie aber korrespondieren jüdische Verfolgte, deren Familien im Holocaust beinahe völlig ausgerottet wurden, Jahrzehnte später? Fred Voss beantwortet im Jahre 1998 seinem Enkel die Frage, wie seiner Meinung nach in Zukunft der Opfer des Holocaust gedacht werden sollte. Der junge Mann erhielt folgenden Brief in seiner amerikanischen Heimatsprache:

amflag br flag

Nov. 9th, 1998

My dear Grandson,

The upsurdity of hate. Last week you asked me a question. Your question was how do I think how the Holocaust will be remembered by future generations, after we survivors, your grandmother and I, are no longer on this earth, and our eyewitness stories, especially the one about Kristallnacht, can no longer be heard. I have thought about your question and that leads me to write this letter to you. One day, a student will read a history book, or he / she will enter the Holocaust Museum in Washington and wonder: was it all true? Anyhow, the student, will wander through the exhibits at the museum and will ask himself, were the victims that hopeless, that lonely, that abandoned, and rejected by most countries in this world? (…)

Weitere Details und der vollständige Brief, den Fred Voss dieser regionalhistorischen Homepage zur Verfügung stellte, sind unter folgendem Link abrufbar:

30.09.2009

Euskirchener Bahnhof

Die Geschichte der Eisenbahn in der Eifel und Voreifel ist ein Beispiel dafür, wie sehr die Mobilität der Bevölkerung durch das Verkehrswesen bedingt ist. Im Jahre 1973 hatte Carl Brandt, der damalige Leiter des Euskirchener Stadtarchivs, ein Manuskript zum Thema „Euskirchen braucht eine Eisenbahn“ konzipiert, das als Hörspiel des WDR-Schulfunks in unserer Region große Beachtung fand. Unter der Überschrift 100 Jahre „Kappes-Express“ Euskirchen-Bonn setzte ich im Jahre 1980 inhaltlich die Darstellung fort.

Vor einigen Tagen fand ich in meinem regionalhistorischen Archiv ein aufwändig gedrucktes Schreiben aus dem Jahre 1911, das sich mit dem offenbar unzureichenden Fahrplan in Richtung Aachen, Düren, Bonn und Köln befasst. Es belegt, dass die wirtschaftliche Situation des Voreifel-Kreises durch die mangelnde Flexibilität der Eisenbahn-Direktion gefährdet sei:

Falls man nicht um 6.31 Uhr früh, einer besonders im Winter recht unangenehmen Zeit, von Euskirchen abfahren will oder kann, ist es unmöglich, Cöln vor 10 Uhr vormittags zu erreichen. Den Geschäftsleuten, welche in Cöln zu tun haben, geht dadurch ein wichtiger Teil des Vormittags zur Erledigung ihrer Geschäfte verloren. Das rechtzeitige Erscheinen zu Sitzungen und Verhandlungen bei Behörden ist bei Benutzung des Zuges 215 meistens ausgeschlossen, was insbesondere auch von Beamten unangenehm empfunden wird (…).

Schreiben LandratDas inzwischen vergilbte Dokument stellt auf fünf Seiten die „Eisenbahn-Verkehrsverhältnisse“ im damaligen Kreis Euskirchen dar und bietet Alternativen an. Da sich die Kreisstadt inzwischen zu einem kleinen wirtschaftlichen Zentrum der rheinischen Voreifel mit ansehlichem Stadtbild entwickelt hatte, ist der vollständige Sachverhalt sicher nicht nur für Eisenbahnfreunde interessant. Der Artikel über die „Eisenbahn-Verkehrsverhältnisse im Kreis Euskirchen zur Kaiserzeit“ (vgl. Link) enthält das vollständige Schreiben des Euskirchener Landrates Dr. Karl Kaufmann vom 28. September 1911.

28.09.2009

Besser ein „Preis für Zivilcourage Euskirchener Schüler“ als „Willi-Graf-Preis“!!!

Willi Graf 1933

Eventuell eine Nummer zu groß ist ein künftig ausgelobter Preis, der nach dem Widerstandskämpfer Willi Graf benannt werden soll. Ab dem kommenden Schuljahr soll ein „Willi-Graf-Preis“ die Euskirchener Schulkinder und die Schülerschaft der allgemeinen und berufsbildenden Schulen dazu motivieren, Zivilcourage im Alltag zu beweisen. Mag die eigentliche Absicht der Initiatoren irgendwie nachvollziehbar sein, aber ich vermisse doch bei der eigentlichen Bezeichnung des Preises den Respekt vor der Leistung eines Widerstandskämpfers und einen Mangel an historischer Sensibilität.

Da in Euskirchen seit der Nazizeit kein einziger Fall bekanntgeworden ist, der die Nominierung einer derartig verpflichtenden Auszeichnung rechtfertigen würde, gibt es schon kurz nach der Entscheidung der Euskirchener Stadtverordneten Befremden und begründete Vorbehalte.

Hintergrund der beginnenden Diskussion ist wohl die ausgezeichnete Arbeit einiger Oberstufenschüler des Gymnasiums Marienschule Euskirchen, die sich im Rahmen eines Geschichtswettbewerbs des Bundespräsidenten mit der Lebensgeschichte des Widerstandskämpfers Willi Graf befasst hatten. Dieser wurde am 2. Januar 1918 in der Voreifel-Gemeinde Kuchenheim (heute ein Stadtteil von Euskirchen) geboren und wohnte dort bis 1922. Als Mitglied der Widerstandsgruppe „Weiße Rose“ wurde er am 12. Oktober 1943 von den Nationalsozialisten hingerichtet.

Willi Graf 1943Ob nun der unerwartete Tod seiner jüngeren Schwester Anneliese Knoop-Graf (*30.01.1921, † 27.08.2009) oder die jüngst in der Presse dargestellten Beispiele für vorbildliche Zivilcourage deutscher Bürger Ursache waren, dass die Euskirchener Ratsherren unwidersprochen der Bezeichnung „Willi-Graf-Preis“ zustimmten, ist unklar. Der Kölner Stadt-Anzeiger bestätigte jedoch in seiner Ausgabe vom 25. September 2009, dass sich der städtische Ausschuss für Schulen, Generationen und Soziales tatsächlich für einen solchen Preis ausgesprochen hat.

Aber bereits die Reaktion der SPD-Sprecherin Martina Grundler bewies, dass die Bewertung des „Willi-Graf-Preises“ auch künftig nicht unumstritten bleiben wird. Zu der nominell sicher zu populistisch angesetzten Auszeichnung mit einer Dotierung von nur 100 Euro meinte sie, dass sie „schallend gelacht habe, als sie die Sitzungsunterlagen las“. Wäre also nicht – auch in Bezug auf die Bewertung der Historie - die Bezeichnung „Preis für Zivilcourage Euskirchener Schüler“ angebrachter?

27.09.2009

The Jewish Village

Nach der sogenannten „Machtergreifung“ und den ersten rassistischen Verfolgungen durch die Nationalsozialisten dachten viele Juden an eine Auswanderung. Beispiele für die ersten Aktivitäten „auf dem Lande“, also in der Eifel und Voreifel, sollen anhand der Grenzstadt Aachen dargestellt werden. Auf die ergänzende regionalhistorische Literatur zum Judentum im 3. Reich sei hingewiesen.

Auch in der Synagogengemeinde Aachen liefen Filme, die auf eine potenzielle Auswan­derung junger Juden vorbereiten sollten. Die Versammlungstätigkeit war ein deutliches Zeichen der sozialen Umstrukturierung der jüdischen Gemeinden, und besonders die Zusammenkünfte der Jugend und deren Organisationen wurden stets überwacht. Solange dies einer baldigen jüdischen Emigration diente, machten die Nationalsozialisten keine Schwierigkeiten. Zwar beobachtet ein Aachener Mitarbeiter der Staatspolizei und berichtet hierüber, lässt aber abschließend erkennen, dass man im Prinzip die Aktivitäten der Zionisten unterstützen solle. Andere diesbezügliche Institutionen werden missbilligt. Ein ausführlicher Artikel (vgl. Link) gibt Berichte der Staatspolizei für den Regierungsbezirk Aachen und Tabellen aus dem Jahre 1935 wieder.

24.09.2009

Suche nach einem jüdischen Eifel-Bewohner

Viele jüdische Leser interessieren sich für diese regionalhistorische Homepage, die sich mit dem Raum Bonn-Köln-Aachen befasst. Ihnen verdanke ich oft Informationen und neues Archivmaterial. So ergeben sich neue Aspekte und Kontakte, die ein weltweites Internet möglich macht. Andererseits verpflichtet dies zur Reaktion und Beantwortung vieler Anfragen.

Besonders Nichten und Enkel ehemaliger jüdischer Mitbürger suchen neuerdings ihre „roots“, was oft mit aufwändigen genealogischen Recherchen verbunden ist. Zusätzliche persönliche Begegnungen sind danach besonders bewegend. Dies stellte ich neulich wieder fest, als ich mit Semantha Horn an der Stelle in Euskirchen stand, an der im Verlauf der „Reichskristallnacht“ das jüdische Warenhaus ihres Großvaters ausbrannte.

Aber auch ein Fotoarchiv kann wichtig sein. Die Bilder in meinen Dokumentationsbänden zum Thema Judentum in der Eifel und Voreifel ermöglichten manchen Rückschluss auf Familienstrukturen, Vermögensverhältnisse oder Berufstätigkeit. Aber auch Fotos überzeugter Nazis sagen manches aus, so dass folgende Frage für mich wichtig ist:

 

Suchanfrage

Wer kennt den bärtigen Mann mit der Milchkanne?

 

Das Foto stammt aus dem Fotoalbum eines inzwischen verstorbenen „Junkers“ an der ehemaligen NS-Ordensburg Vogelsang. Es wurde 1937 anlässlich einer Busfahrt durch die Eifel gemacht und sollte wohl einen „typischen Juden“ zeigen. Da ein derartiges Bild in „hinterwäldlerischen Eifelgebieten“ selten gemacht wurde, könnte es dem Nachweis eines regionalhistorischen Sachverhaltes dienen.

22.09.2009

Kurze Mitteilungen: Jüdische Familie Heilberg, Widerstandskämpfer Willi Graf und ehemalige NS-Ordensburg Vogelsang


1. Auf den Spuren der jüdischen Ahnen

HeilbergWenn die Nachkommen ehemaliger jüdischer Mitbürger in eine Großstadt zurückkehren, fällt das selten auf. Es sei denn, sie werden von Verwaltungen oder Institutionen offiziell eingeladen. Falls sie aber – oft suchend und ratlos – in den Dörfern und kleinen Städten der Voreifel und Eifel auf den Spuren ihrer Ahnen sind und diesbezüglich Fragen stellen, werden sie gelegentlich von Nachbarn angesprochen und sogar eingeladen. Ältere Zeitzeugen erinnern sich dann besonders der einst „prominenten“ jüdischen Familien. Nichten und Neffen einer solch bekannten Familie sind am 13. November 2009 in Euskirchen. Die Fotos erinnern an ihre Großeltern Rosa und Dr. Salomon HEILBERG, über die u.a. zwei  Beiträge auf dieser regionalhistorischen Homepage berichten:


Erinnerung an den jüdischen Religionslehrer Dr. Salomon Heilberg aus Euskirchen

Das Schicksal der jüdischen Juristen aus Euskirchen: Dr. Leopold Heilberg (Dr. Lionel Hillburn) und Dr. Josef Weiss

 

2. Schwester von Widerstandskämpfer Willi Graf verstorben

„Die Erinnerung an den Widerstand weitertragen“ - dieses Ziel verfolgte Anneliese Knoop-Graf (*30.01.1921) bis zuletzt. Jetzt ist die jüngere Schwester des Widerstandskämpfers Willi Graf, der zum Kern der studentischen Widerstandsgruppe Weiße Rose zählte,  am 27. August 2009 im Alter von 88 Jahren gestorben. Beide stammten aus Kuchenheim (heute ein Stadtteil von Euskirchen).

Die engagierte Pädagogin und Autorin war stets bemüht, das Vermächtnis ihres hingerichteten Bruders, nach dem im Jahre 1975 die „Willi-Graf-Realschule“ in Euskirchen benannt wurde, weiterzutragen.  Als kompetente Zeitzeugin trug sie auch zum Buch JUDAICA - Juden in der Voreifel bei. Vgl. hierzu auch den Artikel auf dieser Homepage: Widerstandskämpfer Willi Graf.

 

3. Ehemalige NS-Ordensburg Vogelsang:

VogelsangIn unmittelbarer Nähe der ehemaligen NS-Ordensburg wird am Sonntag, dem 27. September 2009, die 124 Meter lange Urftseebrücke eingeweiht. Das 2,6 Millionen teure Bauwerk bereichert das Angebot des Nationalparks und die Landschaft um den Urftsee und dessen Talsperre. Die Archivunterlagen der Bundeswehr belegen, dass schon im Jahre 2000 Oberstleutnant Thomas Enke, der damals mit der Leitung des Deutschen Militärischen Vertreters der Bundeswehr (DMV) auf dem belgischen Camp Vogelsang betraut war, einen diesbezüglichen Vorschlag gemacht hatte. Laut den Ausführungen des Buches Ordensburg Vogelsang…im Wandel der Zeiten (S. 56) schlug er auch alternativ eine Fähre über den Urftsee vor, um das Landschaftsbild nicht zu beeinträchtigen.

19.09.2009

 

Am 19./20. September wird von den Juden das Neujahrsfest (Rosch Haschana) und am 28. September 2009 der Versöhnungstag (Jom Kippur) gefeiert. Den jüdischen Lesern der regionalhistorischen Homepage wünsche ich mit den beiden Abbildungen besinnliche Fest- und Feiertage.

Es gibt nur wenige Berichte, die sich mit dem Thema „Hohe Feiertage“ in der Region der Eifel und Voreifel befassen. Insofern könnte mein Online-Artikel Prof. Dr. Joseph Walk vom Leo Baeck Institut in Jerusalem erinnert sich an die jüdische Gemeinde von Bad Münstereifel von regionalhistorischem Interesse sein, weil es hier um die Gestaltung der „Hohen Feiertage in Münstereifel“ (1932) geht:

Rosch Haschana 5770

 

Rosch Haschana 5770 (Bild 1)   Rosch Haschana 5770 (Bild 2)

 

Synagoge in der Orchheimerstraße

Die Synagoge in der Orchheimerstraße von Bad Münstereifel (1932). Rechts davon das ehemalige Kaufhaus Simon Wolff.
(Repros: Kolvenbach und Arntz)

Nur wenige Wochen vor der sogenannten Machtergreifung der Nationalsozialisten stieg der jüdische Junglehrer Joseph Walk (1914-2005) in Münstereifel aus der Eisenbahn, um seiner ersten liturgischen Verpflichtung als Vorbeter nachzukommen. Jahrzehnte später war er Direktor des berühmten Leo Baeck Instituts in Jerusalem, einer unabhängigen Einrichtung zur Dokumentation und Erforschung jüdischer Geschichte und Kultur in den deutschsprachigen Ländern mit Standorten in Jerusalem, London und New York. Im „Mitteilungsblatt des Irgun olei Maokan Europa“, Jg. 59, Nr.71, Juli/August 1991, S.3 erinnert er sich an die „Hohen Feiertage in Münstereifel“.

Seine „Reminiszenz an Rosch Haschana 5693 (1932)“ bezieht sich auf die Hohen Feiertage im Eifelstädtchen Münstereifel und hat die Überschrift „Sargenes ist vorhanden“. Der vollständige Bericht (vgl. Link) schließt auch die Erinnerung an die „Reichskristallnacht“ in Münstereifel ein.

 

 

 

 

 

16.09.2009

Auschwitz-Zeuge berichtet vor Schülern des Emil-Fischer-Gymnasiums Euskirchen

Bewundernswert, wenn jemand Auschwitz und den Holocaust überlebt hat, und selbst im hohen Alter physisch und psychisch noch in der Lage ist, hierüber zu berichten und die heutige Jugend zu warnen. Zu diesen zeithistorischen Persönlichkeiten gehört der 88jährige Pavel Stránsky, der letzte Woche vor Euskirchener Gymnasiasten berichtete. Seit 1997 hält er Vorträge, die schwerpunktmäßig in Prag beginnen und bis zum Todesmarsch und der ersehnten Befreiung reichen. Mit dieser Veranstaltung setzte das Euskirchener Emil-Fischer-Gymnasium seine diesbezüglichen Aktivitäten und Vortragsangebote fort, die schon vor 25 Jahren von Oberstudiendirektor Fechner initiiert wurden.

Die Euskirchener Redakteurin Heike Nickel betont in ihrem Artikel (Kölner Stadt-Anzeiger vom 12./13. September 2009), was dem Leben des tschechischen Juden in Auschwitz noch einen Sinn gab:

1943 wurde dort ein Kinderblock eröffnet, in dem Pavel Stránsky Betreuer wurde: „Dies ist wohl einer der Hauptgründe meines Überlebens - mit meinen 22 Jahren hatte ich mich 100 Prozent einer Mission hingege­ben: diesen Kindern ihre letzten Le­benstage so schön wie möglich zu machen." Stránsky und seine Mit­streiter schenkten den Kleinen ein paar glückliche Momente. Sie malten, sangen, spielten Theater oder schrieben Gedichte: „Einmal endet jedes Leid und auch meine Einsam­keit. Gott wird auch meiner sich er­barmen, und ich werd' Vater und Mutter umarmen."

In diesem Zusammenhang möchte ich abschließend auf eine andere jüdische Persönlichkeit hinweisen, die ebenfalls den Holocaust überlebte und sich in dieser Zeit der Jugend widmete: Schlomo Samson. Auch er wird nicht müde, über sein Schicksal in Bergen-Belsen und seine Erlebnisse zu berichten. Bisher wurde er von keiner Schule oder Institution des Kreises Euskirchen eingeladen, obwohl er ein bedeutender Augenzeuge, Buchautor und Bekannter von Josef Weiss, dem letzten Judenältesten von Bergen-Belsen, war. Der Bezug auf dessen Geburtsort Euskirchen-Flamersheim sollte doch ein Grund hierfür sein.

13.09.2009

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Walls of the World - חומות בעולם
“Grenzwälle in aller Welt”

Walls of the World

Mit dem ausdrücklichen Wunsch “Massive circulation authorized indeed advised” und dem Vermerk “This PPS is graciously offered to you by Valérie Amram d’Onofrio” wird zurzeit eine Online-Dokumentation verbreitet, die sich mit einem brisanten politischen Sachverhalt befasst. Gemeint ist die Grenze – the “Wall” – zwischen Israel und den “Palästinensergebieten”. Die Darstellung ist in Englisch und Hebrew und macht deutlich, dass dieser Aspekt des israelisch-palästinensischen Konfliktes auf viele Länder und Kontinente übertragbar ist. Auch wenn die regionalhistorische Homepage Wert darauf legt, unparteiiisch und wertfrei zu publizieren, so könnte die folgende Darstellung Anlass zum Nachdenken sein. Für die Richtigkeit gewisser Details wird jedoch keine Verantwortung übernommen.

PDF Dokumentation: Walls of the World - חומות בעולם “Grenzwälle in aller Welt”


11.09.2009

Die jüdischen Feiertage Rosch Haschana und Jom Kippur (19./20.und 28. September 2009)

Als „Hohe Feiertage“ bezeichnet man im Judentum die Feste Rosch Haschana und Jom Kippur, die in den Monat Tischri fallen. Es handelt sich um ernste Tage, die von einer gemeinsamen, ihnen eigenen Atmosphäre beherrscht werden. Der Monat Ellul, der den Hohen Feiertagen vorangeht, dient der seelischen Vorbereitung auf die an den Hohen Feiertagen an den Juden gestellten Anforderungen. Im Gegensatz zu den anderen wichtigen jüdischen Festen sind die "Hohen Feiertage", Rosch Haschana (Neujahrsfest) und Jom Kippur (Versöhnungstag) nicht mit nationalen historischen Ereignissen verknüpft, sondern Symbol dafür, dass Gott der König des Universums und Richter über alles Tun des Menschen ist. Als weiterführende Literatur ist zu empfehlen: Rabbiner DE VRIES, S. Ph., Jüdische Riten und Symbole, Wiesbaden 1982.

Im Internet gibt es viele Hinweise bezüglich der „Hohen Feiertage“. So zum Beispiel auch bei Jüdische.Info » Magazin » Archiv » Zur Erklärung der jüdischen „Hohen Feiertage“ sei erklärt:

Rosch Haschana (wörtl. "Kopf des Jahres", Neujahr)

Das jüdische Neujahrsfest dauert zwei Tage (1./2. Tischri). Es ist ein Tag des Gerichts. Es heißt, drei Bücher würden an Neujahr geöffnet: Ins Buch des Lebens werden die Gerechten eingeschrieben, ins Buch des Todes die gottlosen Sünder. Das dritte Buch ist für die Mittelmäßigen bestimmt, die sowohl Sünden als auch Verdienste aufweisen. Das endgültige Urteil über sie bleibt vom Neujahrstag bis zum Versöhnungstag offen. In diesen zehn Bußtagen, die auch die „Furchtbaren Tage" genannt werden, können sie ihr Schicksal durch Reue, Buße und Umkehr wenden. So wünscht man sich an Neujahr: "leschana towa tikatewu", "zu einem guten Jahr möget ihr eingeschrieben sein" (ins Buch des Lebens). Charakteristisch für das Neujahrsfest ist das Blasen des Widderhorns (Schofar), das zu ernster Selbstüberprüfung aufruft. Es ist Brauch, an Neujahr besondere Speisen zu verzehren, z.B. ein Stückchen Apfel in Honig zu tauchen und zu sprechen: "Möge dieses Jahr so süß sein wie der in Honig getauchte Apfel".

Das Webportal Judentum wendet sich mit Glückwünschen, Grußkarten und speziellen Rezepten an die jüdischen Gläubigen:

 

Das Webportal Judentum wünscht seinen Lesern ein gesundes, 
friedliches und süßes Neues Jahr 5770!

לשנה טובה תיכתבו ותחתמו

Neues Jahr 5770

 

Das jüdische Neujahrsfest Rosch ha-Schana (Rosh ha-Shana) beginnt dieses Jahr am Freitag, den 18. September 2009 kurz vor Sonnenuntergang und dauert bis zum Einbruch der Nacht am Sonntag, den 20. September 2009. Eine Einführung in den Hintergund und die Bedeutung des Neujahrsfestes finden Sie hier:

Rosch haSchana - jüdisches Neujahrsfest.
Grußkarten gibt es hier: Grußkarten zu Rosch ha-Schana (Rosh ha-Shana)
Links für spezielle Rezepte sind hier zu finden: Rezepte für Rosch ha-Schana (Rosh ha-Shana) (auf Englisch)

Jom Kippur (Versöhnungstag)

Er ist der höchste und heiligste Feiertag des Jahres, ein strenger Fasttag, der im Gebet in der Synagoge verbracht wird. Man betet um Vergebung der Sünden, die man gegen Gott, die Mitmenschen und sich selbst begangen hat.

 

Jom Kippur

Maurycy Gottlieb (1856-1879): Juden in der Synagoge am Jom Kippur (1878)


Der Versöhnungstag fällt auf den zehnten Tag nach dem Beginn des neuen Jahres nach jüdischer Zeitrechnung und des Neujahrsfestes. Die dazwischen liegenden Tage sind Bußtage. Jom Kippur ist also ein Tag der Umkehr und Läuterung, deshalb ist er ein strenger Fasttag, an dem man sich kasteien und allen Genüssen entsagen soll. Jegliche Arbeitsverrichtung ist verboten und man verbringt den Tag in der Synagoge, in der zahlreiche Bußgebete und Sühnegebete gesprochen werden. Wichtige Gebet sind das Widdui (Sündenbekenntnis) und das Kol Nidre ("Alle Gelübde"); nach dem zusätzlichen Ne'ila-Gebet endet der Jom Kippur mit erneutem Blasen des Schofar. Der in strengem Fasten begangene Tag sühnt die gegen Gott und die Mitmenschen begangenen Verfehlungen, allerdings erst dann, wenn der Mensch sich mit seinen Mitmenschen versöhnt hat.

08.09.2009

Hanna Miley

Von pädagogischem Wert ist meiner Ansicht nach der Film Alle meine Lieben, der die Rettung jüdischer Kinder aus der Tschechoslowakei eindrucksvoll darstellt. An ihn wurde ich deswegen erinnert, weil zum Gedenken an eine berühmt gewordene Hilfsmaßnahme ein Sonderzug dieselbe Strecke von Prag über Köln nach London zurücklegte, die im Jahre 1939 der Weg in die Freiheit werden sollte. Unter dem Motto „Winton-Train – Die Inspiration des Guten“ erinnerte vor einigen Tagen der Sonderzug, mit einer Dampfmaschine und historischen Waggons, an den britischen Geschäftsmann Nicholas Winton, der aus eigener Initiative einen Weg sah, 669 jüdischen Kindern das Leben zu retten.

Mein neues Buch ISIDORS BRIEFE. Über die Korrespondenz eines Juden aus Euskirchen, das Ende Oktober 2009 im Buchhandel erscheint, befasst sich in einem besonderen Artikel mit weiteren englischen Rettungsmaßnahmen, jüdische Kinder nach Großbritannien zu bringen. Zu diesen gehörte die aus Gemünd/Eifel stammende Johanna Zack.

Es sollte darauf hingewiesen werden, dass die Engländer 10.000 jüdische Kinder aufnahmen, zu denen auch das kleine Mädchen aus der Eifel gehörte.

Die meisten dieser Kinder sahen ihre deutschen Familien, von denen sie plötzlich und oft unerwartet schnell getrennt wurden, nie wieder. Zu diesen Kinder zählte auch die damals 6jährige Johanna Zack (heute verh. Miley), die mit ihren Eltern in Gemünd/Eifel lebte. Sie wurde 1932 geboren und durfte nach ihrer Einschulung nur noch bis zum „Novemberpogrom“ das 1. Schuljahr der evangelischen Volksschule in Gemünd besuchen. Kurz danach verzog sie mit ihren Eltern im Jahre 1939 nach Köln, Horst-Wessel-Platz 12. Trotz der besorgten Mutter setzte ihr Vater es durch, dass das einige Tage vorher am Blinddarm operierte Kind am 25. Juli 1939 mit einem jüdischen Kindertransport nach England „verschickt“ wurde. Das britische Projekt Refugee Children Movement rettete ihr Leben. Johanna sah ihre Eltern nie wieder.

Ein ausführlicherer Artikel (vgl. Link) berichtet auch über das letzte Treffen der geretteten jüdischen Kinder am 22./23. November 2008 in London und an den Empfang durch Prinz Charles.

06.09.2009

Ausstellung zur jüdischen Geschichte in Mechernich

Anlässlich der Einweihung des neuen Rathauses von Mechernich am 5. September ging Bürgermeister Dr. Hans-Peter Schick auch auf die „Schattenseiten der Mechernicher Vergangenheit“ ein und befasste sich hierbei mit der Judenverfolgung im Dritten Reich: „Von diesem Rathaus sind nicht nur gute und segensreiche Entscheidungen für die Menschheit ausgegangen und durchgesetzt worden.“

In diesem Zusammenhang spielte auch die Ausstellung „Tief verwurzelt – ausgelöscht – unvergessen! Jüdisches Leben in Mechernich und Kommern“ eine wichtige Rolle. Sie ergänzte frühere Aktivitäten, die unter der Leitung des Pädagogen-Ehepaares Freier entstanden waren. Dies gelang ausgezeichnet mit Unterstützung der ehemaligen jüdischen Mitbürgerinnen Emmy Golding und Lilly Clyne.

Auch mit Hilfe von Adrian Levano, einem Nachkommen der einst in der Eifel sehr bekannten Kaufmannsfamilie, die anlässlich der „Reichskristallnacht“ in Kommern zahlreiche Familienangehörige und ihren gesamten Besitz verloren hatte, ergaben sich sehr persönliche Dokumente. Dass sich nun auch der Radius der sehenswerten Ausstellung von Kommern nach Mechernich erstreckt und genealogisch wertvolle Tabellen an zahlreiche jüdische Familienmitglieder der kleinen Voreifel-Gemeinde erinnern, beweist, wie erfolgreich die Arbeit von Gisela und Wolfgang Freier inzwischen geworden ist.

03.09.2009

Martha Blum aus Euskirchen, Vorsteherin der Synagogengemeinde Saar (1981-1988)

Martha Blum

Im Jahre 1981 überließ mir die damalige Vorsitzende der Synagogengemeinde Saar, Frau Martha Blum, etwa 120 maschinen- bzw. handgeschriebene Briefe und Postkarten, die ihr Vater in der Zeit von 1936-1942 in Euskirchen geschrieben hatte. Die letzten schriftlichen Nachrichten kamen 1943 aus Theresienstadt.

Alle waren an sie, die damals in Frankreich lebende Tochter, gerichtet und mussten die unterbrochenen Familienbeziehungen ersetzen.

Familie BlumDie politischen Umstände und der Holocaust verhinderten eine Zusammenführung der jüdischen Familie. Martha Blum geb. Mayer wurde am 16. Oktober 1904 in Köln geboren und verstarb am 24. Februar 1990 in Saarbrücken. Sie war die Tochter von Isidor Mayer und dessen Frau Sofia geb. Wolff, die früher in Euskirchen auf der Baumstraße 29, dann in der Ursulinenstraße und Viktoriastraße und schließlich im berüchtigten „Judenhaus Baumstraße 7“ wohnten. Von hier aus wurden sie nach Theresienstadt deportiert, wo sie schließlich umkamen.

In meinem neuen Buch ISIDORS BRIEFE. Über die Korrespondenz eines Juden aus Euskirchen, das Ende Oktober 2009 im Helios-Verlag Aachen erscheinen wird, ist sie – als nach Frankreich geflüchtete Jüdin - die Empfängerin von etwa 120 Briefen, die heute vielleicht als ein Beitrag zur Geschichte des rheinischen Judentums verstanden werden können.

Den 2. Weltkrieg, die rassistische Verfolgung und den Holocaust konnte sie überleben. Danach war sie aktiv im jüdischen Gemeindeleben und schließlich bereit, zusätzlich Verantwortung zu übernehmen. So bekleidete sie trotz ihres hohen Alters vom 21. Januar 1981 bis zum 6. Juni 1988 das Amt der allseits respektierten Vorsteherin der Synagogengemeinde Saar. Diese zählt heute zu den größeren jüdischen Gemeinden in Deutschland.

Die Familienkorrespondenz, die mir Frau Blum geb. Mayer 1981 dankenswerterweise zugänglich machte, ist die Grundlage meines neuen Buches. Prof. Dr. Joseph Walk, der damalige Direktor des Leo Baeck Instituts von Jerusalem, mit dem ich jahrelang persönliche Kontakte pflegte, ermutigte mich mehrfach, diese „wertvollen Dokumente“ einer größeren Öffentlichkeit zugänglich zu machen. „Sie sind in ihrer Schlichtheit eindringlich und geben Geschehenes deutlich und exemplarisch wieder“.

Dass diese Publikation nun - in Verbindung mit einer ausführlichen kommentierten Dokumentation und weiteren Kapiteln – möglich wurde, ist somit der ehemaligen Vorsteherin der Synagogengemeinde Saar und dem engagierten Helios-Verlag Aachen  zu verdanken!

LINK
01.09.2009

1. September, Beginn des 2. Weltkriegs
Die NS-Presse der Kreisstadt Euskirchen bei Kriegsbeginn

Mit dem Einmarsch deutscher Truppen in Polen am 1. September 1939 begann der Zweite Weltkrieg. Geschichtswerke und historische Abhandlungen in Millionen-Auflage haben diese Schreckenszeit inzwischen dargestellt und einer - beson­ders zurzeit - interessierten Leserschaft zugänglich gemacht.

Regionalhistorische Publikationen sind besonders interessant, weil die Fakten, Fotos und Dokumente heimatspezifisch und exemplarisch nachvollziehbar sind. Über den Verlauf des 2. Weltkrieges und dessen Ende1944/45 habe ich 4 umfangreiche Dokumentationen publiziert:

 

Kriegsende 1944/1945
Kriegsende Schleiden
Kriegsende Euskirchen

Kriegsende 1944/1945
Zwischen Ardennen und Rhein
(1984)

Kriegsende 1944/1945
im Altkreis Schleiden

(1995)

Kriegsende 1944/1945
im Altkreis Euskirchen

(1994)


Wie reagierte nun 1939 die Euskirchener Lokalpresse? Der Westdeutsche Beobachter hatte seit 1933 die Glorifizierung des Nationalsozialismus übernommen, und auch der Euskirchener Lokalteil zeigte sich lange Zeit mit seinem „Juden-Spiegel" und aggressiven Artikeln von einer linientreuen Seite. Wirkt es da verwunderlich, dass wichtige Zeitungsbände aus den Archiven verschwunden sind?

Anders sah es da mit dem „Euskirchener Volksblatt" aus, das übrigens nach dem 2. Weltkrieg von dem bekannten Druckereibesitzer und Verleger Wilhelm Kümpel aufgekauft wurde.

Die konservativen und „heimatverbundenen“ Reportagen und Artikel fanden die Anerkennung der meist katholischen Euskirchener. Schon 1935 war man deswegen vom „Westdeut­schen Beobachter“ hart attackiert worden. Dennoch musste man sich den damaligen Verordnungen zum Zeitungswesen anpassen. Das „Euskirchener Volksblatt“ verherrlichte weder die neue Ära des Krieges, noch versetzte es die Leserschaft in Panik. Eigentlich änderte sich wenig im Vergleich zu den Vorkriegsausgaben.

Erst Ende September 1939 hat man sich in der Heimat mit den „Spielregeln“ des neuen Krieges und der „Heimatfront" vertraut gemacht. Weiße Streifen an den Bürgersteigen sollen geschont werden; nur noch besondere Tankstellen bekommen eine Zapferlaubnis. Die Todesstrafe wird Plünderern bombardierter Häuser angedroht…

Die o.a. Bücher mit insgesamt etwa 1400 Seiten sind trotz mehrerer Auflagen zurzeit vergriffen. Im Jahre 2007 publizierte der Helios Verlag Aachen meinen Dokumentationsband Kriegsende – Durch die Voreifel zum Rhein und kam somit dem aktuellen Interesse entgegen. Er sollte jetzt zum 1. September 2009 – also 70 Jahre nach Kriegsbeginn – als „Buch zum Ereignis“ Aufmerksamkeit finden.

Kriegsende

Kriegsende –
Durch die Voreifel zum Rhein

(2007)

In der Kölnischen Rundschau vom 19.09.1988 berichtete ich bereits über die ersten Reaktionen der Euskirchener Zeitungen:

Im Lokalteil für Freitag, den 1. September 1939, ist nichts Weltgeschichtliches zu finden. Fast spießbürgerlich brav muten die Artikel an. Die Serie „Tiroler Land, wie bist du schön" von Willi Theis wird abgeschlossen. Der Landesbauernführer ruft zum Sammeln von Alteisen auf, die Frage nach dem künftigen Septemberwetter wird aufgeworfen. Auch von der Euskirchener Hitlerjugend und dem BDM, die „ins Lagerleben ausgerückt" waren, ist die Rede. Fast paradox – vom heutigen Standpunkt aus gesehen – wirkt der Aufruf „Vorsicht bei geschlossener Ortschaft!" über 40 Stundenkilometer fahrende Kraftfahrer könnten Menschenleben gefährden! Eine sicher äußerst bedeutsame Warnung an dem Tag, an dem der Zweite Weltkrieg begann!

Ein detaillierter Artikel (vgl. Link) berichtet über die Reaktionen der Euskirchener Zeitungen auf den Beginn des Zweiten Weltkrieges.

26.08.2009

Regionalhistorische Homepage als „Brücke“ für deutsch-jüdische Kontakte:
ein kleines, aber bewegendes Beispiel

Die moderne Webpräsenz ermöglicht auch der Regionalhistorie viele Möglichkeiten. In meinem Falle vervielfachen sich die internationalen Kontakte von Jahr zu Jahr, und meine Homepage entwickelt sich seit Jahren zu einer Anlaufstelle deutsch-jüdischer Kontakte, die auch über den bisherigen Raum Bonn-Köln-Aachen hinausgehen. Einerseits vermehren sich die genealogischen Anfragen, andererseits aber vertiefen sie die Kontakte zu den Nachkommen jüdischer Familien, die einst in der Eifel und Voreifel beheimatet waren. Dass mein Archiv dadurch in Form von vielen neuen Dokumenten, Fotos und ähnlichen Unterlagen bereichert wird, wirkt sich vorteilhaft aus und geht gelegentlich in meine Publikationen und die regionalhistorische Homepage ein.

Gestern erhielt ich eine Anfrage von Herrn Leo Hoenig (New York), dessen jüdische Verwandte aus Polch (Hunsrück), Köln und anderen Teilen Deutschlands stammen und heute in aller Welt verstreut leben. Die schlichte und regionalhistorisch sicher unbedeutende Frage konzentrierte sich auf den Text des altbekannten Kinderreims: „Hoppe, hoppe Reiter, wenn er fällt, dann schreit er…“:

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(…) I have a special favor to ask of you. When I was a little boy my mother used to sing a song to me in German. It went something like this:

Chupa, chupa rider,
Wenn ehr felt den schreid er
.....Giddyup, giddyp rider
When he falls he cries....

I am looking for the title and the words to the full song. Do you know them? Thanks very much. Best regards from New York (…).

Natürlich war es leicht, den deutschen Text in die USA zu mailen, zumal ich überrascht war, dass derartige Sätzchen noch heute in englischsprachigen, jüdischen Familien eine Rolle spielen. Meine deutschen Zeilen mit zusätzlicher Übersetzung in Englisch schienen große Freude bereitet zu haben. Unmittelbar danach dankte mir Mr. Hoenig mit einem Text, der mich irgendwie sehr bewegte. Er bewies zwar eigentlich nur, dass Kindheitserinnerungen weitergegeben werden. Dass jedoch derartige deutsche Verse - über Generationen hinweg und ohne deren Bedeutung zu kennen - auch von Nachkommen jüdischer Flüchtlinge übernommen worden sind, darüber hatte ich mir nie Gedanken gemacht:

amflag br flag

(…) When I was a little boy in the 1930s, my mother and my father both used to sing this to me, bouncing me on their knees, and I loved it!

When our daughters were little girls in the 1970s, my parents (Oma and Opa) used to sing this song to them, and my father also used to play this little bouncing game with them on his knees, and they loved it!

 Now my parents are gone, and spoken German is a rare occurrence (even briefly) around here.

 Yesterday, Doris asked me if I knew all the words to the little nursery rhyme so she could sing it to our grandchildren, Max Joseph and Emelia "Mel" Baila. All I knew were the first two lines.

 So, you saved the day for me and I thank you very much for this. We will be seeing little Max and Mel in a few days and this will certainly be on the agenda.

 And, now that I have the correct spelling from you I have been able to go to Google and I've found more words and even quite a number of YouTube videos with the song.

Thank you very much.
Leo Hoenig (New York)

21.08.2009

krusche Boom

Obwohl man bei Kriegsende 1945 und in den Jahren danach wahrlich andere Probleme hatte, als sich um den Naturschutz oder besondere geologische Besonderheiten zu kümmern, nahm der Altkreis Euskirchen schon 1948 eine Vorreiterrolle ein: Er listete seine „Naturdenkmäler“ systematisch auf.

Die Zerstörungen in unserer Region waren beträchtlich, und besonders die Bombardierungen hatten manche Landstriche total verändert. Im Jahre 1948 ging es weniger um die heute so privilegierten „Kulturlandschaften“, sondern eher um markante Einzelbäume, die als regionales oder kommunales Erkennungszeichen galten. In Euskirchen war das zum Beispiel jahrzehntelang der „krusche Boom“ in unmittelbarer Nähe der Erft und Zuckerfabrik.

Grundsätzlich war und ist ein solches „Baumdenkmal“ ein Baum, der einen besonderen Wuchs und ein besonderes Aussehen besitzt, ein ungewöhnlich hohes Alter aufweist oder in der Landschaft herausragt (Solitär, Landmarke). Historisch interessant sind sie als ehemalige Versammlungs- oder Gerichtsorte. Aus der Literatur sind sie als Dorfeiche oder Gerichtslinde bekannt. Die Lexika weisen auch darauf hin, dass solche Bäume gelegentlich mit anderen „Kulturdenkmälern“ wie Kapellen, Kirchen oder Wegekreuzen eine Einheit bilden. Wie 1948, so haben auch heute Auflistungen und Naturschutzgesetze das Ziel, ein „Naturdenkmal“ – im vorliegenden Fall einen markanten Baum – zu schützen und zu erhalten.

Ob das wirklich erreicht wurde, soll ein Auszug aus einer im Jahre 1948 vom Altkreis Euskirchen erstellten Liste erkennbar machen. Eine Überprüfung kann nämlich heutzutage zu überraschenden Ergebnissen führen. Den o.a. „kruschen Boom“ in Euskirchen gibt es zum Beispiel heute nicht mehr. Nur noch in Gedichten von Theodor Nießen oder anderen Heimatdichtern wie zum Beispiel Ernst Schmitz (1927) wird ihm ein Denkmal gesetzt.

Einige Beispiele aus der Auflistung:

7 uralte hohle Eichen, Waldparzelle nördlich von Weilerswist, 500 m östlich des Swistertürmchens am Pfad nach Walberberg.

Eiche, 3 km östlich von Iversheim an der Jägersruh.

2 Reihen etwa 5O-60jähriger Walnußbäume, an der Kirche in Iversheim längs der Erft.

Lindenbaumgruppe, 30 m südwestlich der Sinzenicher Burg.

Eibe, Nordausgang von Münstereifel, Kreuzung Provinzialstraße – Schleid
Alte Linde (Kruscherbaum) und die Verkehrsinsel, worauf der Baum steht, Euskirchen, Wegegabel Köln-Bonn.

Ein detaillierter Artikel (vgl. Link) berichtet über das „Verzeichnis der Naturdenkmäler im Kreise Euskirchen“.

11.08.2009

ISIDORS BRIEFE, ein neues Buch zur Geschichte der Judenverfolgung im Rheinland

Nach den umfangreichen Dokumentationen Judaica – Juden in der Voreifel (1983), Judenverfolgung und Fluchthilfe im deutsch-belgischem Grenzgebiet (1990), „REICHSKRISTALLNACHT“ – Der Novemberpogrom 1938 auf dem Lande  (2008) erscheint Ende Oktober 2009 mein neues Buch ISIDORS BRIEFE – Über die Korrespondenz eines Juden aus Euskirchen (ISBN 978-3-86933-007-5).

Isidors Briefe

 

Hierzu teilt der Helios Verlag Aachen folgendes mit:

Isidors BriefeAnders als in seinen bisherigen Dokumentationen zum Thema Nationalsozialismus und Judentum leitet der Euskirchener Autor Hans-Dieter Arntz bewusst mit seiner „dokumentarischen Erzählung“ ISIDORS BRIEFE in die eigentliche Problematik ein und verfolgt damit einen besonderen Weg, seine Leser anzusprechen. Isidor Mayer, einst wohnhaft in der Kreisstadt Euskirchen, stellt sein jüdisches Schicksal – unauffällig, bescheiden und indirekt – in Form von Briefen dar. Wegen der Kürze ist dieser Text besonders für eine Autorenlesung geeignet, macht betroffen und ruft zur Aussprache auf. Das ist wichtig.

Aber das ist nur die Einführung in ein lesenswertes Buch, das einen jüdischen Lebensweg schildert, der im Rheinland beginnt und im Ghetto von Theresienstadt endet. Vor einigen Jahren machte der inzwischen verstorbene Direktor des Leo Baeck Instituts in Jerusalem, Prof. Dr. Joseph Walk, den Vorschlag, ergänzend eine detaillierte Dokumentation über den Untergang der jüdischen Gemeinde Euskirchen zu verfassen. Sie sollte sich konkret auf die jeweiligen Textstellen des jüdischen Protagonisten beziehen, aber dennoch exemplarisch zu verstehen sein. Dies ist inzwischen geschehen. Die Kapitel „Im Ghetto von Theresienstadt“ sowie die vielen ergänzenden Beiträge und Brieftexte stellen eine inhaltliche Fortsetzung und Vertiefung der „dokumentarischen Erzählung“ dar.

Original Briefe von Isidor MeyerSomit ist das Buch ISIDORS BRIEFE eine Einheit aus literarischer und zusätzlich historischer Darstellung, die sich exemplarisch mit der Zeit 1936 bis 1943 befasst.

Persönliche Mitteilungen aus etwa 120 Briefen und Karten, die ISIDOR an seine im Ausland lebende jüdische Tochter schrieb, lassen die jeweils menschliche, aber auch politische und soziale Situation zur Zeit der Judenverfolgung im nationalsozialistischen Deutschland erkennen. Die Brieftexte werden durch längere Kapitel und Anmerkungen erläutert und somit verständlich gemacht oder gar entschlüsselt.

Obwohl Hans-Dieter Arntz nur einzelne Aspekte heraussuchen konnte, entstand doch beinahe ein Psychogramm seines unbekannt gebliebenen jüdischen „Helden" – eines „stillen Helden“, wie Prof. Joseph Walk ergänzte. „Die Aussagen sind in ihrer Schlichtheit eindringlich und geben Geschehenes deutlich und exemplarisch wieder“.

LINK
02.08.2009

Schlomo Samson

Der Name „Konzentrationslager Bergen-Belsen“ ist mit etwas Unbegreifbarem verbunden. Unbegreifbar, dass eine derartige Hölle möglich werden konnte, und unfassbar, dass man hier lebend entkommen konnte.

Schlomo Samson gehört zu den wenigen Menschen, die das Inferno von Bergen-Belsen überlebten und noch in der Lage waren – und es heute noch sind –, darüber detailliert und wertfrei zu berichten. Sein umfangreiches Buch „Zwischen Finsternis und Licht“ erschien 1995 im Verlag Rubin Mass, Jerusalem, und ist die deutsche Übersetzung seiner israelischen Publikation. Etwa 530 Seiten - einschließlich wichtiger Dokumente - dokumentieren einen Lebenslauf, der in wichtigen Phasen dem von Josef Weiss ähnelt, dem letzten „Judenältesten des Sternlagers von Bergen-Belsen“. Schlomo Samson kannte ihn sehr gut, so dass er mir als ein wichtiger Zeitzeuge für dessen Biographie helfen kann.

Nach Kontakten zu Hetty E. Verolme (geb. Esther Werkendam), der Autorin des bekannten Buches „Wir Kinder von Bergen-Belsen“, hatte ich vor einigen Monaten auch Schlomo Samson kennen gelernt. Wie Hetty E. Verolme stand auch er mit dem letzten „Judenältesten von Bergen-Belsen“ in persönlichem Kontakt. Sie alle hatten Bergen-Belsen und die dort herrschenden Zustände überlebt.

Zwischen Finsternis und LichtWenn man nun die dynamische Stimme von Schlomo Samson am Telefon hört, dann vergisst man die Biographie dieses geistig ungemein regen Zeitzeugen, Schriftstellers und israelischen Kibbutznik. Immerhin wird er im kommenden Dezember 86 Jahre alt.

Spätestens seit Bergen-Belsen ist Schlomo Samson ein zuverlässiger Zeuge für die hilfreiche Aktivität von Josef Weiss, dem letzten „Judenältesten“ von Bergen-Belsen. Nach der gemeinsamen Rettung aus dem berüchtigten 3. Zug in Tröbitz (23. April 1945) konnte die Bekanntschaft aufrecht erhalten und in Jerusalem fortgesetzt werden.

Wie manch anderes Werk der sogenannten „Holocaust – Erinnerungsliteratur“ entstand das Buch zunächst als Aufzeichnung für die Familie, für die Kinder und Enkel. Aber aus diesem eindringlichen, reich dokumentier­ten Lebensbericht wurde dann eine Dokumentation, die nach systematischen Archivstudien 1990 als Buch in hebräischer Sprache erschien. Spätestens nach der deutschen Übersetzung konnte eine größere Öffentlichkeit fast lückenlos das Geschehen nachvollziehen. Als wichtig erscheint mir die Tatsache, dass Schlomo Samson kein „typischer“ Lagerinsasse war, sondern dank seiner Aktivität in der jüdischen Jugendarbeit und sonstigen Tatkraft auch in Bergen-Belsen eine besondere Rolle spielte.

Der inzwischen emeritierte Prof. Eberhard Kolb, dessen wesentliche Studien und Publikationen über das Konzentrationslager Bergen-Belsen einen Hauptplatz in seiner Arbeit einnehmen, verfasste das Vorwort zu Samsons Buch und bestätigte dem in Israel lebenden Autor, dass besonders seine Darstellungen über das holländischen Lager WESTERBORK und BERGEN-BELSEN ein „bewegender Zeugenbericht“ sind. Ein detaillierter Artikel (Vgl. Link) berichtet über Schlomo Samson und sein wichtiges Buch „Zwischen Finsternis und Licht“ (Verlag Rubin Mass, Jerusalem1995).

26.07.2009

Filmrollen

Als ich Mitte der 1990er Jahre einen 20minütigen Originalfilm über die Ordensburg Vogelsang entdeckte, war das Interesse groß. Hunderte von Zuschauern kamen zu meinen Vorträgen, um sich dieses visuelle Dokument anzusehen. Die Filmrolle war nach dem 2. Weltkrieg unter den rauchenden Trümmern eines Eifeler Hauses gefunden und später auf einem Speicher aufbewahrt worden. Die Besitzerin konnte den Streifen aus leicht brennbarem Zelluloid selber nie sehen, weil keine entsprechende Ausrüstung vorhanden war und der Film (1934-1937) nur mit speziellen Apparaturen abgespielt werden konnte. Er zeigt nicht nur die nationalsozialistischen Aktivitäten der damaligen Städte Schleiden und Gemünd, sondern auch den Bau der Ordensburg Vogelsang und die dortigen Besuche damaliger Potentaten. Wahrscheinlich ist der Film das einzige Dokument, das auch die Anwesenheit von Adolf Hitler detailliert wiedergibt.

Vogelsang AufmarschAuf Bitte des damaligen Vorsitzenden der Geschichts- und Heimatfreunde, Dr. Reinold Weitz, zeigte ich den aussagestarken Film erstmals im Rahmen der Euskirchener Kulturtage (Juni 1996) und anlässlich einer Veranstaltung der Kreisvolkshochschule in Schleiden (April 1997). Die Resonanz war nicht nur anhand der Besucherzahlen, sondern auch anhand des danach angebotenen neuen Dokumentationsmaterials erkennbar. Ehemalige „Junker“ sowie Adolf-Hitlerschüler der Zeit 1942-1944, Bauarbeiter, ehemalige Angestellte der Burganlage und deutsche Kriegsgefangene – zur Zeit der Aufräumungsarbeiten nach 1945 – überließen mir ihren diesbezüglichen Nachlass. Selbst aus dem Familienkreis des ehemaligen Kommandanten Manderbach kamen persönliche Dokumente.

Seit Mai 2009 ist nun für mich das Thema „NS-Ordensburg Vogelsang“ wieder aktuell. Nach mehreren Jahren ist zudem der erwähnte Originalfilm sehr gefragt. Ein detaillierter Artikel (Vgl. Link) berichtet über das Filmmaterial über die ehemalige NS-Ordensburg Vogelsang.

15.07.2009

Schmiererreien

Schmiererreien ArtikelSchlecht informiert waren Bürgermeister und Verwaltung der Kreisstadt Euskirchen, als es um die Entweihung des jüdischen Friedhofs von Flamersheim ging. Mit Bezug auf meinen inzwischen stark beachteten Online-Beitrag Schändung des jüdischen Friedhofs von Euskirchen-Flamersheim – Anmerkungen und Fotodokumentation informierte ich am 21. Mai 2009 auch die Stadtverwaltung über den Sachverhalt. Die Straftat war Anfang Juli Thema in der Sitzung des städtischen Planungsausschusses, in der die SPD energisch Details zu erfahren wünschte. Ein sachlicher Artikel des Kölner Stadt-Anzeigers vom 4./5. Juli 2009 bewies nun, dass auch beinahe 6 Wochen später der Bürgermeister schlecht informiert war. Mein Leserbrief vom 9. Juli korrigierte einige unrichtige Bemerkungen:

Mehrere Reaktionen trafen inzwischen bei mir in Form von E-mails ein. Marianne W., eine jüdische Dame aus Berlin, der ich bei der Suche von Angehörigen im Lager Riga zu helfen bemüht war, meinte im Schlusssatz:

(…) Als ich bei meinen Recherchen Verwandte in Ihrer Gegend besuchte, las ich im „Kölner Stadt-Anzeiger" Ihre Erwiderung zu "Schmierereien beseitigt". Ich bedanke mich für Ihre Aktivitäten. Manchmal habe ich den Eindruck, es soll vergessen werden, was passiert ist.

06.07.2009

test

Im November 2008 gab es vielfältige Beispiele deutscher Erinnerungskultur. 70 Jahre nach der „Reichskristallnacht“ gedachte man überall der jüdischen Opfer, deren Besitz und Leben während der ersten groß angelegten Verfolgung durch fanatische Nationalsozialisten gefährdet oder gar vernichtet wurde. Schmerzlich wurden wir erneut daran erinnert, was alles während der „Reichskristallnacht“ bzw. beim „Novemberpogrom“ oder in der „Reichspogromnacht“ geschah. Mit Recht war jede Stadt oder Gemeinde daran interessiert, den Abscheu gegen die Verbrechen in vielfältiger Form auszudrücken. Das geschah mit beeindruckenden Veranstaltungen. Die zentrale Veranstaltung in Euskirchen war wohl am 3. November 2008 in der Comedia auf der Münstereifelerstraße.

Anderswo erinnerte man an den 9./10. November 1938 mit Kranzniederlegungen, Einweihungen von Gedenksteinen und Mahnmalen, Fackelzügen, der Verlegung von „Stolpersteinen“, speziellen Veranstaltungen und der Edition von diesbezüglichen Dokumentationen und Büchern. In diesem Zusammenhang interessierte man sich auch für die damaligen Ereignisse in unserer Region, die in dem Buch „REICHSKRISTALLNACHT“. Der Novemberpogrom 1938 auf dem Lande. – Gerichtsakten und Zeugenaussagen am Beispiel der Eifel und Voreifel umfangreich dokumentiert wurden. Hierzu gab es eine Anzahl von Rezensionen. Einige wurden bereits auf diese Homepage publiziert:

TRIBÜNE, Fachzeitschrift zum Verständnis des Judentums:
Rezension des Buches „REICHSKRISTALLNACHT“ – Der Novemberpogrom 1938 auf dem Lande durch die Fachzeitschrift TRIBÜNE: „Kenntnisreich und spannend“

haGalil. com - Die weltweit größte jüdische Website in deutscher Sprache:
„REICHSKRISTALLNACHT“ – Der Novemberpogrom 1938 auf dem Lande – Gerichtsakten und Zeugenaussagen am Beispiel der Eifel und Voreifel

Neu ist eine Besprechung des Fritz Bauer Instituts Frankfurt in Assoziation mit der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt. Vgl. die folgende Rezension.

31.06.2009

Kreisführer

Die erste Selbstdarstellung der Nationalsozialisten von Metternich, Weilerswist und Lommersum aus dem Jahre 1935, die sicher propagandistisch und selbstbewusst wirken sollte, war kämpferisch und stolz auf bereits Geleistetes. Interessant ist, dass Metternich die erste Ortsgruppe hatte und Lommersum zeitmäßig erst am Schluss zu nennen ist. Dennoch war in diesem großen, historisch gewachsenen Dorf eigentlich die größte Basis für die neue Ideologie. Die deutschnationale Potenz der Stahlhelm-Formationen, die sich hier massiv formiert hatten, war wahrscheinlich die eigentliche Grundlage für die Entwicklung des Nationalsozialismus.

Für den Kreisparteitag im Sommer 1935 in Euskirchen hatten alle NS-Formationen, Institutionen, Ortsgruppen etc. Berichte zu verfassen, die der Lokalausgabe des Westdeutschen Beobachters im Juni/Juli als Grundlage mehrseitiger Berichte dienen sollten. Dem Verfasser dieses Artikels liegen einige Entwürfe vor, die meist handschriftlich oder offenbar mühsam mit einer Schreibmaschine verfasst wurden. Gelegentlich sind sie nicht frei von Rechtschreibfehlern und eitler Nichtigkeiten. In einem Interview (1986) sagte mir der ehemalige Gauleiter Josef Grohe´, dass er sich persönlich damals einige „übertrieben wirkende Artikel übereifriger Parteigenossen“ zur inhaltlichen Genehmigung hätte vorlegen lassen. Die tatsächliche „Kampfzeit“ nämlich müsse für den Leser des WDB ehrlich und nachvollziehbar sein. So wirken die drei Eigenberichte der NSDAP-Mitglieder von Metternich, Weilerswist und Lommersum tatsächlich recht sachlich.

26.06.2009

Israelische Genealogische Gesellschaft mit neuen Forschungsergebnissen über wieder aufgefundene Grabsteine am „Mount of Olives in Jerusalem“

Die Genealogie als Familiengeschichtsforschung, Ahnenforschung oder als Abstammungsbewertung ist eine historische Hilfswissenschaft, die durch die verpflichtende „Sippenforschung“ im Dritten Reich den älteren Interessenten an der Regionalhistorie manchmal etwas suspekt ist. Dennoch sind die Ergebnisse sehr wichtig, weil sie auf einer Kleinarbeit beruhen, die sich der klassische Geschichtswissenschaftler nicht unbedingt antun will. Besonders die Erforschung von Grabsteinen und Friedhöfen kann sehr ergiebig sein. Wenn es sich dann sogar um jüdische Epitaphe handelt, kann die Leistung des Forschers nicht hoch genug anerkannt werden, weil die wenigen Spezialisten und die stetig schlechter werdende Substanz der Grabsteine spezielle Techniken und Ausdauer voraussetzen. In diesem Zusammenhang möchte ich Dieter Peters, , den Friedhofsbeauftragten und -betreuer des Landesverbandes der Jüdischen Gemeinden von Nordrhein lobend erwähnen.

Überregional kann die „Epitaph-Forschung“ ebenfalls interessant sein, besonders dann, wenn sie sich auf klassische Begräbnisstätten in Jerusalem bezieht. In diesem Zusammenhang weise ich auf die „Israel Genealogical Society“, die sich als „Eingang zu den genealogischen Quellen in Israel“ versteht:

IGS

 

Amerikanische Historiker teilten mir heute mit, dass der MIR-Forscher Ted Hyman eine neue Databasis von der „Israel Genealogical Society“ ausgewertet hat, die frühere Bestandsaufnahmen von Beerdigungen am „Mount of Olives“ in Jerusalem beinhalten. Da auch Juden aus der Region Eifel und Voreifel zu den Pionieren in Palästina zählen gibt es diesbezüglich vielleicht neue Erkenntnisse. Prominente Juden, deren Wurzeln nach Euskirchen reichen, sind Prof. Evenari, der Botaniker von Weltruf und Spezialist für die Fruchtbarmachung der Wüste sowie Dr. Moshe Wallach, der das berühmte Shaare Zedek Hospital in Jerusalem gründete und bis zu seinem Tode leitete. Aber deren Epitaphe und Grabstellen sind bekannt.

Anbei der englische Hinweis auf die neuen Forschungen:  am flag br flag

'Helkat Mehokek' is a Hebrew book by Asher Leib Brisk published in 1913. It includes tombstone inscriptions from part of the Mount of Olives cemetery in Jerusalem, since destroyed.

The Israel Genealogical Society (IGS) is proud to announce that Helkat
Mehokek has been completely indexed and digitized. The result is a
bi-lingual (Hebrew-English) searchable database of 8,092 tombstones,
mostly covering the period between 1740-1906, although the earliestinscription dates from 1646. There are 1,500 graves of Sephardim and 6592 of Ashkenazim.

The inscriptions listed by Brisk cover graves from the top part of the
Mount of Olives Cemetery, a part that was totally destroyed under
Jordanian rule (1948-1967) in order to make room for the building of a
hotel and a road. The destruction of the tombstones thus makes this
book the only source for part of this information, while some of the
information also can be found in records of the various Hevra Kadishas in Jerusalem.

This database is located on the IGS English website at:
http://www.isragen.org.il/siteFiles/1/153/4977.asp

and on the IGS Hebrew website at:
http://www.isragen.org.il/siteFiles/13/79/5778.asp

In his search for records of people from Mir, he found 21 stones for people from Mir. Some of the last names include HOROVITZ, HALEVY, SHAHOR, BUTNER, LEVY, LIUBTCHER, BERLIN, HACOHEN, BUTNER.

There are a number of people with no last names listed. There is additional information about some people. For example Matla, who died in 1888, was the widow Moshe, an emissary from Mir Belarus.

21.06.2009

friedhof_11

Friedhöfe jeder Konfession sollten geachtet und respektiert werden! Das gilt besonders für jüdische Friedhöfe, die immer wieder geschändet werden. Seit einiger Zeit gibt es in unserer Region genügend Gründe, darauf hinzuweisen. Die Schändung des jüdischen Friedhofs von Euskirchen-Flamersheim und andere offenbar rechtsextreme Aktivitäten geben Anlass hierzu. Das WDR-Fernsehen, Lokalzeit Aachen, berichtete in der „Aktuellen Stunde“ über die Zerstörung des jüdischen Mahnmals in Hellenthal-Blumenthal.

Tradition und religiöses Brauchtum verpflichten Ju­den stets zur außerordentlichen Ehrerbietigkeit gegenüber den Stätten, an denen die Gebeine ihrer Vorfahren ruhen. Friedhof heißt auf Hebräisch Bet ha-Kewarot — Haus oder Ort der Gräber (Neh. 2:3), häufig aber auch Bet ha-Chajim — Haus oder Garten des Lebens, oder auch Bet Olam — Haus der Ewigkeit (Ecl. 12 :5). Er wird also mit Bezeichnun­gen belegt, die auf ihre Weise den Glauben an die Vergäng­lichkeit des Menschenlebens ausdrücken.

friedhof_11bErsten Beleg für jüdische Begräbnisse im Umkreis von Euskirchen geben Urkunden, die vor vielen Jahren von dem ehemaligen Euskirchener Kreisarchivar Karl Otermann in Prag entdeckt wurden. Nach Peter Simon gab am 1. September 1467 Wilhelm II. von Blankenheim den Juden von Euskirchen und Blankenheim einen Morgen Land am Ende des Hofes zu Gawe als „Begräbnisplatz zu ewigen Zeiten" und sicherte den Angehörigen bei Leichen­begräbnissen durch „gutes Geleit ungestörten Hin- und Her­gang."

Wie zum Beispiel der Zustand der jüdischen Friedhöfe von Euskirchen, Flamersheim und Kirchheim nach dem 2. Weltkrieg war, berichten 2 Zeugenaussagen:


1.) Martha Blum geb. Mayer, einstige Vorsitzende der Synagogengemeinde Saar:

Als ich Jahre 1946 oder 1947 in Euskirchen den jüdischen Friedhof aufsuchen wollte, um das Grab meiner Schwester zu besuchen, traf ich zunächst auf starken Widerstand. Dann aber fuhren mich Bekannte an den Platz, der einmal der jüdische Friedhof war, und erklärten mir, dass die nun nur noch vorhandene Rasenfläche während der Nazi-Herrschaft zum Fußballplatz „umfunktioniert“ worden war. Alle Grabsteine hätte man abtransportiert.

2.) Prof. Dr. Gerald Weiss (USA) am 9. Juni 2009:

The Flamersheim cemetery had been totally destroyed in 1942. We in America did not know that until 1955 when I visited, saw it, and reported it to my father, who reported it to US authorities who reported it to the German authorities. The cemeteries were cleaned up, but in Flamersheim no stones or pieces of stones could be found. The mystery was solved months later during the clean-up and reconstruction of the Euskirchen Jewish cemetery. The vandals had taken the Flamersheim stones, broken and intact, and thrown them into the Euskirchen cemetery. It was possible to piece some of the monuments together again, for example the double stone for my grandparents Albert & Mathilde Weiss. But for many others there were too many fragments and the pieces were too small. Photographs of the original could be supplied by surviving relatives, but the German authorities were too poor to pay for brand new stones.

 The Kirchheim cemetery does not look any different to me today from its appearance in 1936, just a few stones. From the death certificates I have collected, I know that eleven of my Weiss ancestors died in Kirchheim between 1821 and 1896. But the only preserved gravestone is that of great-grandmother Esther nee Salomon.

Mit dem u. a. Link kann ein größerer Beitrag über die jüdischen Friedhöfe der Kreisstadt Euskirchen abgerufen werden. Es handelt sich um Euskirchen, Kuchenheim, Schweinheim, Stotzheim (Hardtwald), Kirchheim und Flamersheim.


20.06.2009

Lesung von Hans-Dieter Arntz in der alten Synagoge von Bad Neuenahr –
Ahrweiler am 9. November 2009: „ISIDORS BRIEFE“

testDer im Jahr 1978 gegründete Bürgerverein Synagoge e.V. hat 1981 die Synagoge erworben und in den folgenden Jahren bis 1990 in Zusammenarbeit mit dem Landesamt für Denkmalspflege renoviert. Heute ist innen und außen der ursprüngliche Zustand weitgehend wiederhergestellt. Die Synagoge ist im Leben der Stadt Bad Neuenahr-Ahrweiler zu einem wichtigen Treffpunkt für kulturelle Veranstaltungen geworden.

Montag, den 9. November 2009, 20 Uhr

GEDENKEN an die POGROMNACHT 1938: LESUNG der dokumentarischen Erzählung „Isidors Briefe“ des Autors Hans-Dieter Arntz (Euskirchen) mit musikalischer Umrahmung von Yuval Dvoran.

 

07.06.2009

Rechtsextremismus1

Etwa zur gleichen Zeit, in der die Wahlen zum Europaparlament anstehen, wurde in Euskirchen-Flamersheim indirekt die Familie Robert Schumann - mit Konrad Adenauer einer der Mitbegründer der Europäischen Union – beleidigt. Die Schändung des jüdischen Friedhofs von Flamersheim ist insofern besonders skandalös, weil das Grabmahl der jüdischen Familie Cleffmann besprayt wurde. Wie bereits in meinem Online-Artikel und an anderer Stelle dargestellt, ist sie verwandt mit dem französischen Außenminister Robert Schumann. Aber es ist davon auszugehen, dass die Täter aus der potenziellen Szene der Neonazis zu dumm waren, diesen historischen Zusammenhang – und dann noch im Vorfeld der Europawahlen – zu kennen.

Antisemitische Schmierereien gab es schon mal in den letzten Jahren in der Eifel und Voreifel. Aber der kritische Beobachter der Szene stellt in letzter Zeit verstärkte Tendenzen fest, neonazistische Ansichten zu propagieren. Die Formen sind unterschiedlich, aber deutlicher denn je.

Zusammengefasst glaube ich festgestellt zu haben, dass sich eine Spur von Aachen über Stolberg nach Schleiden und dann wieder durch den Voreifeler Bereich von Euskirchen über Rheinbach und Meckenheim nach Bonn verfolgen lässt. Die zweite Spur geht von Düren in das Vorland der Domstadt Köln. Gelegentlich ist unklar, ob es sich um Vandalismus oder den verstärkten Ausdruck von Antisemitismus handelt. Zu warnen ist aber vor hysterischer und vorzeitiger Beurteilung. Aber es ist eine Tatsache, dass die Reaktionen in den jeweiligen Kommunen unterschiedlich sind.

In diesem Zusammenhang wird von „PoliticallyINcorrect“ meine Homepage www.hans-dieter-arntz.de als „sehr lesenswert“ erwähnt. Ich hatte am 21. Mai 2009 den o.a. Online-Artikel Schändung des jüdischen Friedhofs von Euskirchen-Flamersheim – Anmerkungen und Fotodokumentation publiziert und die Stadt Euskirchen zur baldigen Reaktion aufgefordert. Dies geschah unauffällig und tatkräftig. Die Kontaktaufnahme des „Staatsschutzes“ mit mir (Bonn Dir K / KK 31) am 25. Mai erklärte deren unauffällige Strategie.

Rechtsextremismus2Derselbe Beitrag geht detailliert auf das Geschehen in der Eifel ein. Ganz anders verläuft es hier im Falle Hellenthal-Blumenthal, wo in der Nacht zum 30. Mai 2009 das am 9. November 2008 eingeweihte jüdische Mahnmal geschändet wurde. Eine Glasscheibe inmitten des „Guillotinen-Mahnmals“ wurde durch einen Steinwurf vollständig zerstört. Bis heute konnte nicht geklärt werden, ob es sich um Vandalismus oder Rechtsextremismus handelt.

Hinter vorgehaltener Hand wird bereits schon jetzt der Verdacht geäußert, dass das Einwerfen der Scheibe einen anderen Unwillen dokumentiert. Anders als zum Beispiel in Flamersheim gibt es keine Graffiti von Hakenkreuzen oder jüdischen Beleidigungen. Insofern informiert ein Artikel in der Lokalpresse recht sachlich über die Geschehnisse auf dem Grundstück der ehemaligen Synagoge: „Hintergrund noch offen“. Ob die trotzige Reaktion eines Verantwortlichen im Fernsehen: „Wir werden nach jeder Zerstörung immer wieder alles instand setzen“ zu potenziellen Wiederholungen anregt, klug oder motivierend war, wird sich in nächster Zeit herausstellen. Vgl. hierzu den Beitrag der „Aktuellen Stunde – Lokalzeit Aachen“ vom 2. Juni 2009. Dass die Blumenthaler, die in unmittelbarer Nähe des Mahnmals wohnen, nichts von der Zerstörung der großen Scheibe mitbekommen haben, ist wirklich bedauerlich.

Weitere Details zum Rechtsextremismus und Neonazismus in der Eifel und Voreifel sind unter dem folgenden Link nachzulesen:

02.06.2009

 

Horn2Jedem, der sich für die jüdische Regionalhistorie der Voreifel interessiert, ist der Name HORN ein Begriff, denn außer der stattlichen Synagoge in Euskirchen gab es nur noch ein Gebäude, das während des Novemberpogroms 1938 systematisch abgebrannt wurde: das jüdische Warenhaus HORN am Anfang der Kommerner Straße, nahe am Viehplätzchen. In den Büchern JUDAICA - Juden in der Voreifel und dem Dokumentationsband „REICHSKRISTALLNACHT“ gibt es einige historisch durchaus seltene Fotos, die das brennende Gebäude und die untätige Feuerwehr zeigen. Zum letzten Mal publizierte ich eines dieser Fotos in der Serie SPURENSUCHE: „Reichskristallnacht“ im Altkreis Euskirchen am 15. Oktober 2008 im Euskirchener Wochenspiegel.

Die Kontakte zu dieser jüdischen Familie konnte ich seit etwa 3 Jahrzehnten in lockerer Form aufrecht erhalten, auch wenn sie stets mit schmerzlicher Erinnerung verbunden waren.

Horn4Die Erinnerung an Kurt Horn wurde wieder wach, als ich mit seiner 21jährigen Enkelin, Samantha Horn, zu Pfingsten vor dem Hause der Groß- und Urgroßeltern stand. Die junge Studentin wollte sich von mir an Ort und Stelle ihre Familiengeschichte, die eigentlich in KOMMERN und WEILERSWIST begann, erklären und veranschaulichen lassen. Nachdenklich stand sie vor dem Haus in der Kommerner Straße, das nach dem Kriege wieder in anderer Dimension aufgebaut worden war. Die Berichte über die „Reichskristallnacht“, sowie der Brand des kleinen Warenhauses, vor dem ihr Großvater geprügelt wurde, wurden wieder lebendig. Die Fotos von der Zerstörung wurden an Ort und Stelle begutachtet und gaben Anlass zu längeren Diskussionen.

Die jüdische Familie Horn aus Euskirchen wurde im Jahre 2008 erneut mit der Vergangenheit konfrontiert. In meinen NEWS vom 7. November 2008 informierte ich über ein neu erschienenes Buch, das einen erschütternden Holocaust-Bericht der damals 14jährigen Inge Rothschild aus Euskirchen (später Hellenthal) aus dem Jahre 1946 enthielt. Hierbei handelte es sich um die leibliche Tante von Samantha Horn. Wenn auch zurzeit von einer Universität in den neuen Bundesländern ein Theaterstück über sie verfasst wird, so möchte die in den USA verheiratete Inge Rothschild verständlicherweise absolut nicht mehr mit der schrecklichen Vergangenheit konfrontiert werden.

Der Pfingstbesuch von Samantha Horn weckte Erinnerungen und knüpfte erneut Bande zu ehemals in Euskirchen beheimateten Mitbürgern und deren nachfolgenden Generationen. Bei der Gedenkveranstaltung „70 Jahre Reichskristallnacht“ sahen die Euskirchener Bürger ein Foto, das der Euskirchener Wochenspiel am 5. November 2008 folgendermaßen kommentierte:

Das vielleicht »schönste« Bild des Abends war ein Gruppenbild der heutigen Familie Horn - jener Familie, deren Kaufhaus an der Kommerner Straße am 10.11.1938 abgefackelt worden war. Die Nachkommen leben heute in den USA, sie bzw. ihre Vorfahren hatten das Glück, dem Terror, der Verfolgung und der Ermordung zu entkommen. Das gelang leider nur den Wenigsten.

Weitere Details zur jüdischen Familie Horn und deren Bemühen, im Jahre 1997 die Reste ihres Besitzes zu erhalten, sind unter dem folgenden Link nachzulesen:

28.05.2009

Sympathische Geburtstagsfeier für eine jüdische Überlebende

Die NEWS vom 10. Mai 2009 diente nicht nur als regionalhistorische Information, sondern auch als Glückwunsch an die jüdische Zeitzeugin Emmy Golding aus Kommern, die 95 Jahre alt wurde. Sie wohnt heute nicht weit entfernt von ihrer Cousine Lilly Clyne geb. Kaufmann, die aus Hostel in der Voreifel stammt und mit 99 Jahren in London-Willesden lebt. Die Schwester des Geburtstagskindes, Gerda Schwarz, wurde am 9. November 1920 geboren und feierte im Jahre 1938 – wenige Stunden vor der „Reichskristallnacht“ - unbeschwert ihren Geburtstag, ehe sich einige Stunden später auch der Pogrom in Kommern ereignete. Sie und ihre Angehörigen haben in Boston eine neue Heimat gefunden und konnten dem Naziterror entgehen.

Schüler der Hauptschule Mechernich - in Begleitung ihres Rektors Heinz Wolfgarten und ihrer Klassenlehrerin Gisela Freier – hatten sich für den 26. Mai etwas Besonderes ausgedacht. Ergänzend zu den unterschiedlichen Arten des Erinnerns in Form von Stolpersteinen, Mahnmalen und nachträglich gesetzten Grabsteinen soll künftig eine Messingtafel an die jüdische Familie Kaufmann erinnern, die rechtzeitig aus Nazi-Deutschland fliehen und in England und den USA ein neues Leben beginnen konnte. Insofern war die Anbringung der Gedenktafel am stattlichen Haus der ehemaligen Besitzer Kaufmann ein Geburtstagsgeschenk für eine Überlebende und wurde nicht unbedingt als schreckliche Holocaust-Erinnerung empfunden. Christine Hiller las die Grußworte ihrer langjährigen Freundin Emmy Golding vor und erinnerte an die gemeinsam verlebte Jugendzeit. Weiterhin pflegt sie die Kontakte nach London und wird dabei von dem Pädagogen-Ehepaar Freier tatkräftig unterstützt.

Die Messingtafel wurde im Rahmen einer kleinen Feier, an der auch Dr. Hans-Peter Schick, Bürgermeister der Stadt Mechernich, sowie weitere Vertreter der Mechernicher Verwaltung und Bürger aus Kommern teilnahmen, am Haus der Kölner Straße 18 angebracht. Einen detaillierten Bericht über die Veranstaltung mit ergänzenden Fotos brachte am 27. Mai 2009 der Journalist Gunnar Tameer Eden (pp/Agentur ProfiPress) unter der Überschrift:Gedenktafel für jüdische Familie aus Kommern. Vgl. den diesbezüglichen Link.

 

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23.05.2009

Neuer Beitrag zum DEUTSCHLAND ARCHIV– DRITTES REICH (Dokumente) von Hans-Dieter Arntz: Ordensburg Vogelsang, 1934 – 1945

DEUTSCHLAND ARCHIV 1

Europas größer Verlag für Geschichte, der Archiv Verlag Braunschweig, hat einen neuen Beitrag publiziert, der vom Autor des Standardwerkes Ordensburg Vogelsang 1934 – 1945. Erziehung zur politischen Führung im Dritten Reich und weiterer Bücher zum selben Thema verfasst wurde. Dieses neue Kapitel zum DEUTSCHLAND ARCHIV – DRITTES REICH (Dokumente) ist ab sofort im Verkauf:

Hans-Dieter Arntz, Ordensburg Vogelsang, 1934 – 1945, Verlags-Art.Nr.: 1202900.

Hiermit nimmt der Autor wieder seine Arbeit zu einer Thematik auf, die er seit 1986 durch Bücher, Zeitungsserien und Vorträge konsequent verfolgt. Ein weiteres Buch mit neuem Archiv- und Bildmaterial ist vorgesehen.

Der Archiv Verlag Braunschweig erweitert hiermit seine historische Gesamtpublikation, die er selber folgendermaßen vorstellt:

Filmplakate, Eintrittskarten, Mitgliedsausweise, Lebensmittelkarten oder auch Briefe von der Front, diese Zeugnisse der Alltagsgeschichte für die Nachwelt zu erhalten, ist der Anspruch dieser Sammlung. Aufwändig gestaltete Albenblätter und hervorragend reproduzierte, umfangreiche Faksimiles lassen Sie die historische Wirklichkeit jener Epoche nacherleben.

DEUTSCHLAND ARCHIV 2Einzigartige Zeitdokumente

Filmplakate, Eintrittskarten, Mitgliedsausweise, Lebensmittelkarten oder auch Briefe von der Front, diese Zeugnisse der Alltagsgeschichte für die Nachwelt zu erhalten, ist der Anspruch dieser Sammlung. Aufwändig gestaltete Albenblätter und hervorragend reproduzierte, umfangreiche Faksimiles lassen Sie die historische Wirklichkeit jener Epoche nacherleben. Unser bekanntes Autorenteam unter der Leitung von Prof. Dr. Hans-Ulrich Thamer, der durch wissenschaftliche Sachbücher seine führende Kompetenz nachgewiesen hat, schafft mit dieser eindrucksvollen Edition einen repräsentativen und auch emotionalen Einblick in eine Zeit, die niemanden heute unbeeindruckt lassen kann.

Auswahl der Autoren, die für diese Reihe bereits Beiträge verfasst haben:

- Prof. Dr. Hans-Ulrich Thamer (Universität Münster)
- Dr. Johannes Tuchel (Gedenkstätte Deutscher Widerstand)
- Dr. Norbert Kampe (Gedenkstätte Wannsee-Konferenz)
- Prof. Gerhard Sollbach (Universität Dortmund)
- Dr. Dorothee Schmitz-Köster (Journalistin)
- Prof. Dr. Gisela Miller-Kipp (Universität Düsseldorf)
- Dr. Joachim Lerchenmüller (University of Limerick/Irland)
- Dr. Hans-Walter Schmuhl (Universität Bielefeld)
- Dr. Ulrike Jureit (Hamburger Institut für Sozialforschung)
- Dr. Gudrun Fiedler (Niedersächsisches Staatsarchiv)
- Dr. Wolf Gruner (Zentrum für Antisemitismusforschung der TU Berlin)
- Prof. Dr. Martin Kipp (Universität Hamburg)
- Sven Felix Kellerhoff (DIE WELT)
- Dr. Frank Bajohr (Forschungsstelle für Zeitgeschichte in Hamburg)
- Frank Reuter/Silvio Peritore (Dokumentations- und Kulturzentrum Deutscher Sinti und Roma, Heidelberg)
- Dr. Eva Bliembach (Staatsbibliothek Berlin)

21.05.2009

umgeworfener Grabstein

Die Schändung des jüdischen Friedhofs von Euskirchen-Flamersheim sollte zum Nachdenken anregen. Anlässlich einer Besichtigung am 16. Mai 2009 stellte ich fest, dass wohl einige Tage vorher Epitaphe besudelt und mit antisemitischen Schmierereien versehen wurden. Da jüdische Friedhöfe meist außerhalb des Bebauungsgebietes liegen, fällt derartiges so schnell nicht auf. Aber der kurze Rasenschnitt und die ansonsten gepflegte Anlage lassen vermuten, dass sich der Vorfall erst wenige Tage vorher ereignet hat oder nicht zur Kenntnis genommen wurde. Somit sollte man vielleicht der Euskirchener Stadtverwaltung nicht voreilig Vorwürfe machen, zumal ich noch in meinen NEWS vom 3. Mai den würdigen Eindruck des zentralen Mahnmals zur Erinnerung an die jüdischen Holocaustopfer – auf der Annaturmstraße der Kreisstadt – betont hatte. Der Flamersheimer Judenfriedhof ist aber jetzt mindestens zum vierten Male innerhalb der letzten 80 Jahre geschändet worden. Einige Fotos sollen auf den derzeitigen Zustand hinweisen.

Schändung des jüdischen FriedhofsNachdem der jüdische Friedhof in den Jahren 1928 und 1938 bereits geschändet worden war, wiederholten sich die antisemitischen Zerstörungen etwa 1956. Dasselbe geschah nun im Mai 2009. Das bereits erwähnte Grab von Gustav Oster (18.10.1879-2.3.1939) wurde ebenfalls mit Farbe beschmiert. Aber offenbar hatte man versucht, die Zeichen auszulöschen. Sie sind aber erkennbar. Am Ende des Friedhofes sieht man einige umgeworfene Grabsteine.

Dasselbe gilt für die Buchstaben am Grabmal der Familie Cleffmann, deren Angehörige mit dem französischen Außenminister Robert Schumann verwandt sind. Auffallend ist, dass auch hier manches schon verblichen oder nur noch schwach zu sehen ist. Wollten die Täter frühere Graffitis unkenntlich machen? Oder waren bereits Angehörige des Friedhofamtes tätig gewesen? Nichts kann jedoch verheimlichen, dass es antisemitische Schmierereien gibt. Der ergänzende ARTIKEL zeigt 14 Fotos (vgl. Link). Es sollte ergänzt werden, dass der jüdische Friedhof von Flamersheim seit 1988 in die Denkmalliste der Stadt Euskirchen eingetragen ist.

18.05.2009

Unter der Überschrift „Ein Pionier israelischer Kunst“ stellte die jüdische Wochenzeitung „Allgemeine“ im Jahre 1984 Manfred Lammel vor. Gemeinsam mit seiner Frau führte er in dem bekannten Kurort Bad Münstereifel – jetzt im benachbarten Zingsheim - eine Galerie für jüdische und israelische Kunst. Bereits in meinen NEWS vom 30. November 2007 wies ich auf dieses verdienstvolle Ehepaar hin, das – trotz gewisser Anfeindungen in der Nachbarschaft - immer zwei Ziele angestrebte: das künstlerische Angebot in der Nordeifel zu bereichern und israelischen Künstlern eine Förderung zuteil werden zu lassen. In dem erwähnten Artikel der jüdischen Wochenzeitung hieß es noch im Jahre 1984:

LammelDieser Pionier wirkt nicht in den Einöden der Wüste Negev oder in den Bergen Galilä­as — er sitzt in Bad Münstereifel, dem maleri­schen Festungsstädtchen im Norden der Eifel. Sein Name ist Manfred Lammel. Er hat sich die Förderung und Propagierung israelischer Künstler zum Ziel gesetzt. Zu diesem Zweck hat er an der Hauptstraße des romantischen Kurortes, Wertherstraße 22, eine Kunstgalerie eröffnet, die ausschließlich den Werken isra­elischer Maler gewidmet ist(…).

Manfred Lammel hat mit dem Gedanken seiner Galerie dem künstlerischen Leben Israels einen weiteren Auslauf geschaffen, dem Kurort Bad Münstereifel eine zusätzliche attraktive und inter­essante Note gegeben. Der bisherige Erfolg der Galerie hat dem Wagemut ihres Begründers recht gegeben, mit dem er zwei Ziele anstrebt: das künstlerische Angebot im Kneippbad Münster­eifel zu bereichern und israelischen Künstlern Förderung zuteil werden zu lassen. Der Galerie und ihrer Leitung, den» Ehepaar Lammel, sei auch weiterhin viel Erfolg gewünscht.

LammelSchon vor Jahrzehnten hatte diese Galerie für jüdische und israelische Kunst einen sehr guten Ruf. Gerne erinnere ich mich daran, wie gastfreundlich und informativ Christel und Manfred Lammel unsere jüdischen Gäste willkommen hießen, als diese zu einem viel beachteten Wiedersehenstreffen 1984 nach Flamersheim kamen. Das beigefügte Foto zeigt Christel Lammel im Gespräch mit dem Sprecher der jüdischen Delegation, Sigi Oster aus Haifa.

Aber im bekannten Kurort Bad Münstereifel und besonders in der Nachbarschaft gab es Anfeindungen, die jahrzehntelang anhielten, so dass im Jahre 2003 der Umzug nach Nürburgstr. 7, 53947 Nettersheim (Zingsheim), erfolgte. Dieser Grund sollte heutzutage zu denken geben, denn immerhin tobte sich - nur wenige Meter von dem ehemaligen Standort aus entfernt - bei der „Reichskristallnacht“ in Münstereifel der Mob aus.

Der Tagespresse ist nun zu entnehmen, dass die bekannten Galeristen Ende 2009 ihre Tätigkeit einstellen. Der Euskirchener Lokalteil des Kölner Stadtanzeigers schrieb am 6. Mai 2009:

 

Bilder und Bücher, Postkarten und Dokumente zur jüdischen Kunst und Geschichte sammeln die Lammels bereits seit 40 Jahren. Für all die geschichtsträchtigen und kostbaren Gegenstände ihrer Sammlung haben sie seit geraumer Zeit einen würdigen Nachlassverwalter gesucht. „Es ist wichtig und im Sinne der Künstler, dass die Werke einem großen Publikum zugänglich gemacht werden und nicht hier bei uns verstauben", erklärte Christel Lammel dazu. Erst vor wenigen Tagen war sie mit ihrem Mann in Belgien gewesen. Die jüdischen Museen in Brüssel und in Mechelen werden die Sammlung aus der Eifel übernehmen und sich fachkundig um den gewaltigen Nachlass der Lammels kümmern.

Der folgende Link weist auch auf Euskirchener Aktivitäten und jüdische Künstler hin.

15.05.2009

testDie renommierte Zeitschrift TRIBÜNE, die jedes Quartal in einer Art Buchform erscheint, versteht sich seit Jahrzehnten als „Zeitschrift zum Verständnis des Judentums“. Buchvorstellungen werden von einem Autor als Ehre empfunden.

testWie HaGalil betont, informiert die TRIBÜNE kontinuierlich und unabhängig über die breiten Facetten des international weiterhin virulenten Antisemitismus, über die durch den deutschen Nationalsozialismus nahezu ausgelöschte Tradition des Judentums wie auch über die schwierige Lebenssituation in Israel. Der Redaktion – hierunter der frühere WDR-Redakteur Heiner Lichtenstein, welcher sich durch seine jahrzehntelangen Reportagen über deutsche Prozesse gegen nationalsozialistische Kriegsverbrecher bleibende Verdienste erworben hat – gelingt es, regelmäßig kompetente Wissenschaftler und Publizisten aus verschiedenen Gesellschaftsdisziplinen als Mitarbeiter zu gewinnen.

In der letzten Ausgabe Nr. 189, 1.Quartal 2009, Seite 193, stellt nun Heiner Lichtenstein mein letztes Buch vor: Hans-Dieter Arntz, „REICHSKRISTALLNACHT“ – Der Novemberpogrom 1938 auf dem Lande. Gerichtsakten und Zeugenaussagen am Beispiel der Eifel und Voreifel. Helios Verlag Aachen 2008. Die Besprechung ist in unter ARTIKEL nachzulesen. Vgl. hierzu den u.a. Link. Eine weitere, detaillierte Rezension von Thomas Kremer (HaGalil) ist bereits auf dieser Homepage nachzulesen.

10.05.2009

Emmy Golding – Eine jüdische Zeitzeugin aus Kommern wird 95 Jahre alt

Emily Golding FotosetWoher kommt es eigentlich, dass meine jüdischen Mitarbeiterinnen, deren Wiege vor etwa einem Jahrhundert in Kommern/Eifel stand, zwar hochbetagt, aber geistig ungemein rüstig sind? Ich spreche von Lilly Clyne, die vor wenigen Wochen 99 Jahre alt wurde (Vgl. meine NEWS vom 7. März 2009) und deren Cousinen Emmy Golding geb. Kaufmann (Jg. 1914) und Gerda Schwarz geb. Kaufmann (Jg. 1920).

Emmy Golding (Vgl. NEWS vom 5. April 2008) wird am heutigen Tage 95 Jahre alt, korrespondiert per e-mail und ist das personifizierte Archiv der jüdischen Gemeinde von Kommern. Dadurch ist sie mit ihren vielen jüdischen Freunden und Bekannten im regen Gedankenaustausch. Als sie 90 Jahre „jung“ wurde, kam selbst Frank Stock als aus Hongkong zu ihr nach London, um an der großen Geburtstagsfeier teilzunehmen. Er war der Vertreter der gleichnamigen jüdischen Familien aus Euskirchen und Lommersum. Dass zu den Gesprächsthemen auch ein Rückblick in die Vergangenheit gehörte, versteht sich von selbst.

Elternhaus Emily GoldingEmmy (Emmi) Kaufmann verh. Golding wurde am 10. Mai 1914 in Euskirchen geboren. Ihr Vater Sigmund war Metzger und Viehhändler. Das Elternhaus in Kommern (Commern), Hauptstraße 133, ist für viele, die heute das benachbarte Freilichtmuseum und bekannte Wildgehege besuchen, eine Sehenswürdigkeit. Nach der Volksschule besuchte Emmi Kaufmann ab Ostern 1925 das Oberlyzeum der Dominikanerinnen in Euskirchen. Den Novemberpogrom 1938 erlebte sie selber nicht in Kommern, sondern bei ihren Verwandten in Sinzenich. Vgl. hierzu die Ausführungen in dem Dokumentationsband „Reichskristallnacht“. Dasselbe Buch gibt auch das wieder, was ihr Vater Sigmund und die Familie Kaufmann erleben mussten. Das genaue Originalprotokoll befindet sich in der Wiener Library von London.

Emmy Golding wohnt nicht weit entfernt von ihrer Cousine Lilly Clyne geb. Kaufmann, die aus Hostel in der Voreifel stammt und heute mit 99 Jahren in London-Willesden lebt. Die Schwester des Geburtstagskindes, Gerda Schwarz, wurde am 9. November 1920 geboren und feierte im Jahre 1938 – wenige Stunden vor der „Reichskristallnacht“ - unbeschwert ihren Geburtstag, ehe sich einige Stunden später der Pogrom ereignete. Sie und ihre Angehörigen haben in Boston eine neue Heimat gefunden.
Emmy Golding, der wir weiterhin Glück und viel Gesundheitwünschen, wird am 10. Mai 2009 sicher viel Post in Edgware, Middlesex, erhalten. Am Dienstag, dem 26. Mai 2009, wird um 12 Uhr an ihrem Elternhaus in Kommern, Kölner Straße 18, eine Gedenktafel angebracht. Ad multos annos!

06.05.2009

Geschichtsunterricht im NS-Dokumentationszentrum (EL-DE-Haus) von Köln –
Eröffnung der Dauerausstellung und der neu gestalteten Gedenkstätte „Gestapogefängnis“

El-De-Haus außen

Das NS-Dokumentationszentrum in Köln ist wesentlich mehr als ein Museum, Mahnmal oder Archiv. Als es 1988 zur Erforschung der Geschichte des Nationalsozialismus gegründet wurde, war bereits abzusehen, dass es wegen seiner Bestände auch für die Regionalhistorie bedeutsam werden würde. Schon ein Jahr später – bei den Recherchen für meinen Dokumentationsband Judenverfolgung und Fluchthilfe im deutsch-belgischen Grenzgebiet (1990) - war ich über den Umfang der ersten Archivalien und die Art der Hilfestellung erstaunt. Auch der Bestand an Karteikarten, die über den Umzug der Eifeler und Voreifeler Juden nach Köln, die neuen Anschriftenlisten und Deportationsvermerke Auskunft geben, überraschte.

DauerausstellungSeit Juni 1997 gibt es im EL-DE-Haus am Appellhofplatz auch eine Dauerausstellung zum Thema „Köln im Nationalsozialismus“, wechselnde Sonderausstellungen, eine Bibliothek mit mehr als 12000 Medien, verschiedene Quellensammlungen und Bildungseinrichtungen sowie Medienräume. Der Museumsdienst der Domstadt informiert über das Kölner Dokumentationszentrum und über eine Web-Rezension durch Katja Gesche aus dem Jahre 2006. Vor wenigen Tagen wurde der neue Jahresbericht vorgelegt, der eine „Steigerung auf allen Ebenen“ konstatiert. Im Jahre 2008 besuchten mehr als 50.000 Besucher das EL-DE-Haus – doppelt so viele wie 6 Jahre vorher. Wenn auch Dr. Werner Jung, der Leiter dieser wichtigen Institution, erwähnt, dass noch mehr Schulen und Pädagogen das Angebot nutzen sollten, so ist doch aus dem NS-Dokumentationszentrum ein wichtiges Lern- und Medienzentrum geworden.

In wenigen Tagen wird die Dauerausstellung und die neu gestaltete Gedenkstätte „Gestapogefängnis“ im Dokumentationszentrum der Stadt Köln offiziell eröffnet. Zu besuchen ist dann auch der Bunker im Tiefkeller, der Wachbereich und ein Gedenkraum. Weiterhin gibt es Medienstationen, neu gestaltete Räume und eine Infothek. Da es von der Entfernung her für Schulen des Kreises Euskirchen kein Problem ist, nach Köln, Appellhofplatz 23-25, anzureisen, sollte der Besuch dieser Institution eigentlich zum Pflichtprogramm eines Geschichts- und Politikunterrichts gehören.

03.05.2009

Euskirchener Judenmahnmal

Heute vor 28 Jahren, am 3. Mai 1981, wurde nach jahrzehntelangem Bemühen endlich das Mahnmal zur Erinnerung an die jüdischen Holocaust-Opfer der Kreisstadt Euskirchen eingeweiht. Es macht auch noch am 3. Mai 2009 einen würdigen und gepflegten Eindruck.

Die eigentliche Initiative zur Errichtung einer Gedenkstädte für die einst 250 Mitglieder starke jüdische Gemeinde von Euskirchen ging auf einen Zeitungsartikel  im Kölner Stadt-Anzeiger vom 4. März 1980 zurück: „Die Juden in Euskirchen vergessen?“  Hier forderte ich ein Mahnmal, das bereits seit Jahrzehnten gewünscht und sogar geplant, aber nie realisiert wurde. Trotz vieler Versuche war der Euskirchener Stadtrat lange nicht bereit, in der dargestellten Form der jüdischen Mitbürger zu gedenken. So äußerte er sogar noch 9 Jahre nach dem Holocaust: „Es war die Auffassung des Ausschusses, von einer Anbringung der Gedenktafel am Synagogengrundstück abzusehen, weil das Grundstück alsdann für die Kreisstadt praktisch ohne den angestrebten Wert wäre.“ Vor einigen Jahren stellte ich den gesamten Sachverhalt noch einmal in meinem Online-Artikel Ein Mahnmahl für Euskirchener Juden  auf meiner Homepage dar. Weiteres zur damaligen Einweihung des Mahnmals erfährt man bei der Berücksichtigung des Links:

24.04.2009

test

Die „Jeckes“ in Israel wollte ich schon immer meinen Lesern vorstellen, denn die meisten jüdischen Flüchtlinge aus der Eifel und Voreifel gehören zu dieser keineswegs unsympathischen Spezies. Kurz und vielleicht undifferenziert erklärt: „Jeckes“ sind Juden, die in der Zeit von 1933 bis 1939 aus dem nationalsozialistischen Deutschland nach Palästina flüchteten, dort ein neues Leben begannen und später in Israel auch Landsmannschaften bildeten. Ostentativ hielten sie an deutscher Sprache, Sitten, Bräuchen, Pünktlichkeit und am „typisch-deutschen“ Ordnungssinn fest.

Für die Kirchenzeitung des Bistums Aachen vom 21. April 2009 stellte ich ein wirklich lesenswertes Buch vor: „Die Jeckes – Deutsche Juden aus Israel erzählen.“ Die vielen autobiographischen Reminiszenzen erinnerten mich an persönliche Kontakte zu „Jeckes“, die tatsächlich ihr „Deutschtum“ nicht verleugnen konnten. Einen zusätzlichen Artikel mit exemplarischen Textauszügen verfasste ich für meine Homepage.

 

Kirche im Bistum Aachen

Katholische Kirchenzeitung  für das Bistum Aachen vom 19. April 2009

Wer liesst zurzeit
19.04.2009

Salomon Heilberg

Der seit etwa Anfang des 20. Jahrhunderts in Euskirchen wirkende jüdische Religionslehrer Dr. Salomon Heilberg (1871-1942) hatte in der ganzen Voreifel wegen seines jüdischen Internates auf der Oststraße 22 und seines Engagements einen sehr guten Ruf. Er gehörte zudem zum Kollegium des heutigen Emil-Fischer-Gymnasiums. Als Emigrant starb er am 16. März 1942 in Tilburg/ Niederlande. Unterlagen über das Schicksal der prominenten Familie und die Grabrede vom 18. März 1942 befinden sich in meinem Archiv.

Dr. Salomon Heilberg war mit seinem jüdischen Kollegen Moses Fernbach der Einzige, der im Raum der Eifel und Voreifel kontinuierlichen jüdischen Religionsunterricht erteilte. Beide wurden dabei theologisch von dem Euskirchener Rabbiner Dr. Ferdinand Bayer betreut. Der Pädagoge Heilberg galt als Führer des orthodoxen Flügels der Synagogengemeinde und war jahrzehntelang in jüdischen Institutionen und Gremien des Rheinlandes aktiv. Im Jahre 1924 zum Beispiel fungierte er auch als Mitglied des Kreis-Wohlfahrtsausschusses.

Während seine in Kall geborene Ehefrau Rosa (Rosetta), geb. Ruhr (1876-1964) während des NS-Terrors von nicht-jüdischen Freunden in Brüssel als taub­stumme Verwandte ausgegeben wurde und auch hier die Befreiung erlebte, starb der beliebte Pädagoge Dr. Salomon Heilberg in der Emigration. Seine heute noch ungemein geistig aktive Witwe, Mrs. Charlotte Hillburn, lebt heute in Forest Hills/New York. Sie würde sich sicher freuen, wenn demnächst vor dem Hause Oststraße 22 ein „Stolperstein“ an ihren Schwiegervater und den prominenten jüdischen Religionslehrer, Dr. Salomon Heilberg, erinnern würde. Leser dieser Homepage könnten sich an das Euskirchener Stadtarchiv wenden, um sich als Sponsor anzubieten.

Die Gedenkrede vor einer großen Trauerversammlung blieb erhalten. Ein Auszug soll exemplarisch an die jüdische Emigranten erinnern, die ihre einst geliebte deutsche Heimat verloren hatten:

Tilburg, 18. 3. 1942

(…) Unser Emigranten-Schicksal hat uns aus der Heimat vertrieben und verstreut über die weite und lieblose Welt, und wir müssen jeden Tag ein neues Unheil befürchten! Dieses, unser schweres Schicksal hat sehr viele Emigranten verbittert und reizbar gemacht! Wir leben nicht mehr in der gefestigten Sphäre unseres früheren Berufes. Viele sind streit­süchtig geworden, und Reibereien sind alltäglich.

Da lenke ich Ihre Aufmerksamkeit auf die Tatsache, daß dieser Mann, der hier liegt, in ganz Tilburg keinen Feind hatte (…). Und darum ist auch der Kreis, der sich um diese Bahre schart, so ungewöhnlich groß.

(…) Jahrzehnte hindurch hat er in Euskirchen seinem Gott gedient in der Synagoge und seinen Glaubensbrüdern gedient in der Schule, indem er ihre Kinder erzog zu guten Juden und pflichttreuen Menschen (…). Nun hat er gefunden, was wir alle mit heißem Herzen ersehnen: den Frieden! Wir gönnen ihm seinen Frieden, wenn wir jetzt von dieser Stätte wieder hinausziehen in den Kampf, der uns täglich mit seinen Zufällen und Wechselfällen bedroht.

Wir nehmen Abschied von unserem toten Freunde und Abschied von diesem Bethscholaum von diesem Friedhof, d. h. dieser Stätte des Friedens, und gedenken des alten, so trostreichen Wortes:

Was wir bergen
In den Särgen,
Ist jedoch nur das Kleid!
Was wir lieben,
Ist geblieben,
Bleibt in Ewigkeit.

14.04.2009

Holocaust Remembrance Day am 21. April 2009

Seit mehr als 60 Jahren bemühen sich die Überlebenden des Holocaust, über die Verbrechen des Holocaust zu informieren. Dies tun sie, damit dieser Teil der jüngsten Geschichte nicht vergessen und nicht als abgeschlossenes Kapitel betrachtet wird. Hauptsächlich geht es um die Fragen: Wie geschah es? Wie konnte es geschehen? Könnte sich alles wiederholen? Wie kann man erzieherisch gegen Ignoranz und Leugnung des Holocaust angehen? DerHolocaust Remembrance Day am 21. April 2009 will an die 6 Millionen Juden erinnern, die der rassistischen Verfolgung des Nationalsozialismus zum Opfer fielen. Kenntnisse hierüber scheinen mir sehr wichtig, zumal sie nicht mehr in allen Ländern zum Schulstoff gehören und neulich dieser Unterrichtsstoff sogar in England aus dem Curriculum gestrichen wurde.

Folgender englischer Text wurde heute im Internet verbreitet:

Jewsih Flag

Holocaust Remembrance Day (April 21st, 2009)

Please wait 20 seconds before you close this e-mail. This message asks you to do one small act to remember the six million (6,000,000) Jewish lives that were lost during the Holocaust. Send this message to everyone you know who is Jewish. If we reach the goal of reaching six million e-mail names before April 21st, we will fulfill our biggest achievement: 6 million Jews who are alive today who remember those who perished. Please send this message to as many Jews as you know. Ask them to also forward it to others. Thank you.

Am 12. April 1951 proklamierte die Knesset, das israelische Parlament, den Yom Hashoah U'Mered HaGetaot (Holocaust and Ghetto Revolt Remembrance Day), der künftig auf den 27. Nissan fallen sollte. Dieser Name wurde später als Yom Hashoah Ve Hagevurah (Devastation and Heroism Day) bekannt und danach sprachlich als Yom Hashoah vereinfacht. Er fällt in diesem Jahr auf den 21. April 2009.

Folgende Aspekte von 20th Century History sollten als diesbezügliche Information dienen:

01.04.2009

Pessachfest 2009

testLiebe Freunde,

ich wünsche allen ein besinnliches Pessachfest 2009.

Gleichzeitig möchte ich an eine historisch bedeutsame Sederfeier erinnern, über die der aus Euskirchen-Flamersheim stammende „Judenälteste von Bergen-Belsen“, Josef Weiss, berichtet hat. Vgl. meine Website: www.hans-dieter-arntz.de

Seder 1945 im „Kinderheim“des KZ Bergen-Belsen
Seder 1945 in the KZ Bergen-Belsen: The Jewish Elder Joseph („Jupp“) Weiss and the Children of the „Kinderhaus“ (English Version)
"L'ultimo Seder A Bergen-Belsen": Italienische Übersetzung von „Seder 1945 im Kinderhausvon Bergen-Belsen“ (Italian version)

 

Mit freundlichen Grüßen

Ihr/Euer

Hans-Dieter Arntz

Hasenhecke 16
53881 Euskirchen
Tel. 02251/61900
E-mail: hans-dieter-arntz@gmx.de

30.03.2009

Memento: Luba, der „Engel von Bergen-Belsen“

Luba, der »Engel von Bergen-Belsen«,
nachdem sie die »Silbermedaille für humanitäre Dienste an der Menschheit« von Königin Beatrix der Niederlande erhielt, Amsterdam, 15. April 1995.

Luba Frederick war in einem Schtetl in Polen aufgewachsen. Vor dem 2. Weltkrieg heiratete sie den Zimmermann Hersch Gercak und sie bekamen einen Sohn, Isaak. Nach Kriegsausbruch wurden alle drei von den Nazis in das KZ Auschwitz-Birkenau deportiert. Bei ihrer Ankunft riss man ihr den dreijährigen Sohn aus den Armen und warf ihn zusammen mit anderen Kleinkindern auf einen Lastwagen. Er wurde sofort vergast. Nur wenige Tage später entdeckte sie den leblosen Körper ihres Mannes ebenfalls auf einem der Lastwagen. 1944 kam sie mit einem Transport von Auschwitz nach Bergen-Belsen. Hier wurde sie wegen ihrer Nächstenliebe zu den gequälten Kindern zu Luba, der »Engel von Bergen-Belsen«.

(Aus: Hetty E. Verolme, Wir Kinder von Bergen-Belsen, Weinheim/Basel 2005, Seite332. Abdruck mit Genehmigung desBeltz Verlags.)

Bergen-Belsen – ein danteskes Inferno!! Heute weiß man, dass etwa 50.000 Häftlinge und 20.000 sowjetische Kriegsgefangene im Lager ums Leben kamen. Der Name Bergen-Belsen wurde zu einem Synonym für die Gräuel und Verbrechen des nationalsozialistischen Konzentrationslagersystems, für den Terror und die deutschen Verbrechen der NS-Zeit. Dass in einem solchen Inferno Menschen zum Vorbild und zur Hoffnung werden konnte, wird wahrscheinlich im­mer bewundernswert bleiben! Zu ihnen gehörte die polnische Jüdin Luba Tryszynska-Frederick, berühmt als Schwester LUBA, „der Engel von Bergen-Belsen“. Sie verstarb fast 90jährig am25. März 2009.

Auch Hetty E. Verolme schildert in ihrem bekannten Buch „Wir Kinder von Bergen-Belsen“ die Leistung von Luba, die 54 Kinder vor dem Holocaust rettete. Als Mitarbeiterin an meinem neuen Buch „Der letzte Judenälteste von Bergen-Belsen“ informierte sie mich gestern über den Tod ihrer Lebensretterin. Am 15. April 1995, dem Befreiungstag von Bergen-Belsen, wurde sie im Rathaus von Amsterdam vom Bürgermeister im Namen der Königin ausgezeichnet. Als er ihr den silbernen Orden anheftete, standen „ihre“ Kinder und viele Gäste auf und klatschten Beifall.

Das sogenannte „Aufenthaltslager" und später berüchtigte Konzentrationslager Bergen-Belsen, das am 15. April 1945 von den englischen Truppen befreit wurde - vier Tage nach der Übernahme des nur teilweise geräumten KZ Buchenwald durch die Amerikaner - bot in jenen Tagen einen grauenhaften Eindruck, wie er auch von den vielen Fotos nicht wiedergegeben werden kann. Überall im Lager befanden sich Leichenstapel verschiedener Höhe. In den einzelnen Lagerabteilungen lagen menschliche Körper herum. Die Gräben der Kanalisation waren mit Leichen gefüllt, und in den Baracken selbst lagen zahllose Tote, manche zusammen mit den Lebenden auf einer einzigen Bettstelle. Aus diesem Inferno hatte Luba „ihre“ Kinder gerettet.

Es gibt nicht viele Dokumente über Persönlichkeiten, deren Charakterstärke im Chaos des 3. Reiches tatsächlich nachweisbar ist. Wenn die Spuren dann auch noch zum Holocaust und zur beabsichtigten Vernichtung des Judentums in Europa führen, können nur noch die wenigen Überlebenden und Originaldokumente Zeugnis von wahrer Menschlichkeit geben. So sollten zwei von ihnen in diesem Zusammenhang in Erinnerung bleiben: Josef Weiss (1893-1976) aus Euskirchen-Flamersheim, der letzte „Judenälteste von Bergen-Belsen“ und LUBA, der „Engel von Bergen-Belsen“, die jüdische Kinder in diesem schrecklichen Lager rettete. Memento Luba Luba Tryszynska-Frederick!

25.03.2009

test

23.03.2009

Abgeordnetenhaus

Honored Dr. Obermayer,
Honored Parliament President Momper,
Ladies and gentlemen

Actually I wanted to give a detailed speech, but because of the many conversations I have had in the morning and in the afternoon I have now decided to keep it short.

Like my fellow award winners I would like to thank you, Dr. Obermayer, and Mr Momper for feeling encharge of giving this event a special value.

I would also like to thank Dr. Obermayer whose initiative – and successful result – made us all come together. The presence of my nominator, Mrs Shulamit Spain-Gayer, makes me shine with gratitude.

Once again I want to point out that the Jewish local communities are not forgotten at all, but they still live on from research and the new interpersonal activities.

Thank you


21.03.2009

Seligmann Briefe

Grundsätzlich ist anzumerken, dass sich die Aufarbeitung unserer jüngsten Geschichte mit den Ursachen, Ereignissen und Protagonisten einer Zeit befasst, die durch den Nationalsozialismus ihren Stempel aufgedrückt bekam. Dabei gelingt es der Regionalhistorie immer wieder, besonders personifizierte Sachverhalte zu finden, die oft für die klassische Geschichtswissenschaft unwesentlich sind. Der Briefwechsel des katholischen Landwirtes Wilhelm Müller (28.12.1899 – 29.11.1973) aus Euskirchen-Wißkirchen mit seinem jüdischen Freund Alfred Seligmann in Südafrika ist ein Beispiel hierfür.

Die Briefe des jüdischen Metzgers und Viehhändlers Alfred Seligmann (1897- 1975) vermitteln zwar nur geringfügig Erkenntnisse über die Judenverfolgung auf dem Lande, charakterisieren aber indirekt die aufrechte Haltung eines katholischen Landwirtes, der in den 50er Jahren Bürgermeister der kleinen Gemeinde Wißkirchen war. Gleichzeitig spürt man die Dankbarkeit eines rassisch Verfolgten. Heute ist das Dorf ein Vorort der Kreisstadt Euskirchen.

Wilhelm Müller Alfred Seligmann

Wilhelm Müller, Wißkirchen 1942

Alfred Seligmann, Viehhändler in Euskirchen

Mit weiteren Unterlagen wurden mir diese Briefe letzte Woche von Frau Agnes Remer geb. Müller aus Aachen zur Verfügung gestellt. Sie stammen aus der Zeit zwischen 1946 und 1973 und bestätigen rückwirkend, dass ihr Vater offenbar die Freundschaft mit dem jüdischen Viehhändler Alfred Seligmann pflegte und sich von den Nationalsozialisten in Euskirchen nicht einschüchtern ließ. Nicht nur diese christlich-jüdische Freundschaft, sondern grundsätzlich das bescheidene Engagement von Wilhelm Müller hat mich beeindruckt, denn seinen Charakter offenbarte er auch gegenüber polnischen Kriegsgefangenen und Fremdarbeitern, wie ein zusätzliches Schreiben aus dem Jahre 1953 beweist. Alfred Seligmann erinnert sich in einem Kondolenzschreiben seines Freundes:

Brief vom 29. Dezember 1973

Liebe Frau Müller!

Von … in Euskirchen erhielten wir Brief sowie Todesanzeige, dass der liebe Wilhelm leider nicht mehr an Ihrer Seite weilt. Zu dem großen Verlust, der Sie und alle Ihre Lieben getroffen hat, nehmen Sie unsere aufrichtige Teilnahme entgegen(…). Jeder, der den lieben Wilhelm kannte, muß bestätigen, dass er ein hochgeachteter Mann war, zu allen aufrichtig, hilfreich und voller Güte. Ich habe meinen besten Freund verloren, werde ihn nie vergessen und sein Andenken stets in Ehren halten (…).

07.03.2009

Jüdische Zeitzeugin Lilly Clyne aus Kommern/Hostel wurde 99 Jahre alt

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Leider wird die Zahl der jüdischen Zeitzeugen auch in der Region der Eifel und Voreifel immer kleiner, und man denkt in diesem Zusammenhang unwillkürlich an ein Sprichwort, demzufolge mit dem Tod eines Menschen auch ein Archiv unwiderruflich verloren ist.

Unter der Überschrift „Jüdische Zeitzeugen sind lebende Archive der Zeitgeschichte“ erwähnte ich  am 5. April 2008 in meinen NEWS auch drei jüdische Damen aus der Voreifel, deren hohes Alter und geistige Frische bewundernswert ist: Frau Emmy Golding geb. Kaufmann (94), ihre Schwester Gerda verh. Schwarz (88) und Lilly Clyne geb. Kaufmann (99). Noch heute können ihre Erinnerungen detailliert zur Chronik der Synagogengemeinde von Mechernich-Kommern beitragen.

testDie Aktivitäten einiger Lehrer und ehemaliger Nachbarn machten vor einigen Tagen darauf aufmerksam, dass Lilly Kaufmann verh. Clyne am 1. März 99 Jahre alt wurde und in dem kleinen Eifelort Kommern nicht vergessen ist. Ihr Schicksal und das ihrer Familie wird zudem in dem Buch Judenverfolgung und Fluchthilfe dargestellt. Lilly Clyne lebt heute in geistiger Frische in London – nur wenige Minuten von ihrer Cousine Emmy Golding geb. Kaufmann entfernt. Schulkinder von der Hauptschule Mechernich gratulierten in Form von persönlichen Briefen und bewiesen dadurch – wie auch eine Anzeige im „Blickpunkt am Sonntag“ -, dass man nicht nur an die jüdische Gemeinde Kommern, sondern auch an sie persönlich denkt. Das Foto stammt aus dem Jahre 1934.

02.03.2009

Die amerikanische Obermayer Foundation verlieh am 27. Januar 2009, gemeinsam mit dem Berliner Abgeordnetenhaus, zum 9. Mal den „German Jewish History Award“. Diese Preisverleihung findet in der regionalen, nationalen und internationalen Presse jährlich immer mehr Beachtung. Eine Auflistung der Zeitungsartikel erfolgt auf dieser Website. Eine internationale Jury entscheidet jährlich über die 5-6 künftigen deutschen Preisträger.

 

Wochenspiegel Obermayer Award 2009

 

Laut Ausschreibung des Council gelten für die „nominators“ und „nominees“ folgende Erklärungen und Anforderungen:

The Obermayer German-Jewish History Awards are given annually to individuals who have made outstanding voluntary contributions toward preserving and recording the Jewish history, heritage, culture and/or remnants of local German communities.

BACKGROUND OF AWARD
In recent decades, many individuals in Germany have tried to study, interpret, and reconstruct information about the Jewish life that flourished in Germany for centuries in communities large and small, and to confront its destruction.

In many cases, these individuals have, without thought of reward, helped raise awareness about a once-vibrant culture, in memorial to those who perished in the Holocaust, in recognition of the profound contribution of Jewish culture and individuals to Germany and in hopes of rebuilding destroyed connections.

These volunteers have devoted countless hours to such projects, but until now few have been recognized or honored for their efforts. The German Jewish Community History Council believes it is particularly meaningful for Jews the world over to recognize and encourage such work through this award, and to bring international attention to these activities.

01.03.2009

Zug der Erinnerung

Eine besondere und mobile Ausstellung gedenkt der Opfer der NS-Rassenpolitik und des Holocaust. Der Arbeitskreis „Gedenkstätte für die Bonner Opfer des Nationalsozialismus – An der Synagoge e. V.“ koordiniert die inzwischen bekannten Aktivitäten, die unter der Überschrift „Zug der Erinnerung“ an die Deportationen und auch an die Opfer der Stadt Bonn erinnern.

Eine diesbezügliche Information der Bonner Veranstalter - Initiative zum Gedenken an die Bonner Opfer des Nationalsozialismus - erklärt:

Im Juni und Juli 1942 wurden die Bonner Juden über Köln-Deutz ins KZ Theresienstadt, in den Distrikt Lublin und nach Minsk deportiert. Von Theresienstadt wurden sie weiter in die Vernichtungslager Auschwitz und Treblinka, vom Distrikt Lublin in die Vernichtungslager Sobibor, Majdanek und andere Lager gebracht. Die Deportation nach Minsk endete in einem nahe gelegenen Wald bei Maly Trostenez, wo die Männer, Frauen und Kinder direkt nach ihrer Ankunft ermordet wurden. Aus dem Rheinland und Westfalen wurden im Mai 1940 bereits rund 1.000 Sinti und Roma über Köln- Deutz in Ghettos und KZ’s im besetzten Polen gebracht. Am 16. Dezember 1942 wurde mit dem „Auschwitz-Erlass“ die Einweisung aller Sinti und Roma in das Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau angeordnet. Auch viele der Bonner Sinti Familien wurden dorthin deportiert und ermordet. Zwischen 1939 und 1945 sind nach heutiger Kenntnis weit über 600 Kinder, Jugendliche und Erwachsene aus der Bonner Provinzial Heil- und Pflegeanstalt und der Rheinischen Klinik für Jugendpsychiatrie in eigens dafür eingerichtete Tötungsanstalten verlegt und ermordet worden.

11.02.2009
Presse Konferenz

 

Die Redaktion des Euskirchener WochenSpiegels hatte zur Verleihung der diesjährigen Obermayer Awards den Journalisten A. Humbert nach Berlin geschickt, der auch an der Internationalen Pressekonferenz teilnahm. Ein nachträglich mit mir geführtes Interview wurde von ihm am 4. Februar unter der Überschrift „Manchmal muss man auch provokativ sein“ folgendermaßen zusammengefasst:

…Die Auszeichnung bestärke ihn, in seiner Arbeit nicht nachzulassen, sagte Arntz im Anschluss an die Verleihung. Nicht selten seien seine lokalen Nachforschungen zur Geschichte der Juden im Raum Köln-Bonn-Aachen kritisch beäugt worden. Doch Arntz ist sich sicher: »Manchmal muss man provokativ sein, um Zugang zu Akten zu erhalten, Aufmerksamkeit für die historischen Zusam­menhänge zu erzeugen und die Errichtung von Mahn­malen zu erreichen.« Nun gelte es, auch den Migrantinnen und Migranten die jüdische Geschichte in der Region näherzubringen: »Das fehlende Wissen vieler muslimischer Mitbürger über das Judentum und seine Verwurzelung in unserer Region führt oft zu einer neuen Form des Antisemitismus. An dieser Stelle liegt noch viel Aufklärungsarbeit vor uns.«

Die Pressekonferenz wurde vom Präsidenten des Berliner Abgeordnetenhauses, Walter Momper, und Dr. Arthur Obermayer geleitet und gab den Befragten Gelegenheit, sich zu ihrer Arbeit und künftigen Projekten zu äußern. Sehr interessant waren die Ausführungen aller Award-Winners, da deren Projekte sehr vielseitig waren und regional eigene Schwerpunkte setzten.

Dem international renommierten Journalisten Toby Axelrod schien meine Aufforderung zur erneuten Aufarbeitung alter Gerichts- und Verwaltungsakten wichtig zu sein. Ich erläuterte dies am Beispiel der „Arisierungen“ und der Dokumente zur „Reichskristallnacht“  sowie der „Restitution“ nach dem 2. Weltkrieg. In der englischsprachigen Presse und im Internet fasste Toby Axelrod seinen Eindruck unter der Überschrift „Germans remember the Holocaust, and the Jewish life that was“ folgendermaßen zusammen:

In the 1930s, Jewish businesses were "Aryanized" -- forcibly sold to so-called "pure" Germans, many of whose ancestors still run these businesses today. And when the local dairy, or butcher shop, or department store advertises "140 years in business," one has to "look critically at this," Arntz said, "and ask what happened there?"

Zumindest im Raum Bonn – Köln – Aachen sind bisher die Aspekte „Rückerstattung” kaum von der Regionalhistorie beachtet worden. Besonders aus den Akten der Jewish Trust Corporation und „Restitutions Offices“ sowie der jeweiligen Stadt- und Gemeindeverwaltungen ergeben sich meiner Ansicht nach noch viele Details, die Auskunft über den Verbleib von jüdischen Menschen und deren Besitz geben können. Wichtig scheint es mir zu sein, dass sich die Regionalhistorie von den einseitigen NS-Akten und Listen etwas löst und die historische Darstellung oder Aufarbeitung unter dem Aspekt der Nachkriegszeit auswählt. Auch wies ich auf den jüdischen Religionslehrer Moses Fernbach hin, der nach dem 2. Weltkrieg die jüdische Gemeinde von Berlin wieder begründete. Nach einer Gedenktafel in Schleiden sollte auch in der Bundeshauptstadt Berlin künftig eine Straße benannt werden.

Auschnitte aus meinen Ausführungen sind dem Videomitschnitt (vgl. ARTIKEL) zu entnehmen.

 

 

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Germany Jewish Awards

(Mitteilung der Presseagentur empas von Süd-Korea)  

Germany Jewish AwardsDr. Arthur Obermayer, founder of the Obermayer Foundation, center, poses for a group photo in Berlin, Germany, Tuesday, January, 27, 2009 with Klaus Dietermann, Bernhard Gelderblom, Hans-Dieter Arntz, Obermayer , Ernst and Brigitte Klein and Michael Dorhs, left to right, who received an award of the Obermayer Foundation. The Obermayer German-Jewish History Awards are given annually to individuals who have made outstanding voluntary contributions toward preserving and recording the Jewish history, heritage, culture and/or remnants of local German communities.


Gruppenaufnahme nach der Pressekonferenz im Berliner Abgeordnetenhaus am 27. Januar 2009

(AP Photo/Kai-Uwe Knoth)

Reference

Februar 2009

Der German Jewish Community History Council mit Sitz in West Newton/USA ist ein gemeinsamer Deutsch-Jüdischer Geschichtsrat und ein Teil der bekannten Obermayer Foundation, Inc., einer Stiftung, die Projekte in vielen Teilen der Welt fördert und unterstützt.

Der jährlich verliehene „German Jewish History Award“ gilt als eine der bedeutendsten internationalen Auszeichnungen der Obermayer Foundation (USA) und wird den geehrten, nicht-jüdischen Persönlichkeiten am »Internationalen Holocausttag« (27. Januar) in Berlin überreicht. Die diesjährigen Preisträger wurden jetzt im Internet veröffentlicht. Sie alle haben »aus eigener Initiative herausragende Beiträge zur Dokumentation jüdischer Geschichte und Kultur in Deutschland« geleistet.

In seiner Sitzung am 22. Oktober 2008 hatte eine internationale Jury die diesjährigen Preisträger benannt. Zu dieser Jury zählten: Walter Momper (Berlin), Werner Loval (Jerusalem), Ernest Kallmann (Paris), Karen Franklin (New York), Ernest Cramer (Berlin), Sara Nachama (Berlin) und Arthur Obermayer (Boston).

Seit vielen Jahren begeht das Parlament am 27. Januar, dem Jahrestag der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz, den Deutschen Holocaust-Gedenktag. In diesem Zusammenhang wird auch die Ehrung der diesjährigen Preisträger im Berliner Abgeordnetenhaus durch den Präsidenten vorgenommen.

Obermayer Navigation 2
Obermayer Navigation 1

The 2009 Obermayer Jewish History Awards will be given on Tuesday, January 27, 2009. Our winners are:

 

Hans-Dieter Arntz (English - Deutsch)
Klaus Dietermann (English - Deutsch)
Michael Dorhs (English - Deutsch)
Bernhard Gelderblom (English - Deutsch)
Ernst and Brigitte Klein (English - Deutsch)


 

Obermayer Award für Hans-Dieter Arntz 01 Obermayer Award für Hans-Dieter Arntz 02
   
Obermayer Award für Hans-Dieter Arntz 03 Obermayer Award für Hans-Dieter Arntz 04
   
Obermayer Award für Hans-Dieter Arntz 05 Obermayer Award für Hans-Dieter Arntz 06
INTERVIEWS
06.02.2009

Erstmalig „Stolpersteine“ in Bad Münstereifel

Stolperstein 01

Stolperstein 02Zu den vielen Möglichkeiten, an den Holocaust zu erinnern und gleichzeitig zu mahnen, gehört die Aktion „Stolpersteine“, deren Initiator der Kölner Bildhauer Gunter Demnig ist.

Inzwischen (Dezember 2008) hat der Künstler rund 17.000 Steine in etwa 430 Städten und Gemeinden in Deutschland, den Niederlanden, Polen, Österreich, Tschechien, der Ukraine und Ungarn verlegt. Im Jahre 2005 wurde er hierfür mit dem Obermayer Award ausgezeichnet.

Die Nähe zum Kreis Euskirchen macht es möglich, besonders häufig in der Eifelregion zu sein. In der Kreisstadt Euskirchen war er am 4. Februar zum dritten Mal aktiv. 51 „Stolpersteine“ wurden auf der Kommerner Straße, der Martinsgasse, der Billigerstraße, der Frauenbergerstraße, der Mühlenstraße, der Bischofstraße und der Wilhelmstraße verlegt. Auch im Vorort Flamersheim erinnern künftig vier „Stolpersteine“ an Mitglieder der einst rührigen jüdischen Gemeinde.

Stolperstein 03Stolperstein 04Am Donnerstag, dem 5. Februar 2009, wurde Gunter Demnig erstmals in Bad Münstereifel tätig, wo künftig 26 „Stolpersteine“ an die Mitglieder der kleinen Kehilla erinnern sollen. In Anwesenheit von Bürgermeister Büttner, engagierter Mitbürger und Schüler des nahen St. Michael-Gymnasiums fand die Verlegung statt. Die Zeremonie begann auf der Orchheimer Straße 18 vor dem ehemaligen Besitz des jüdischen Kaufmannes Oskar Nathan (geb. 1898), dessen Nichte (Hilde Nathan) mit ihren Eltern Theresienstadt überlebte und heute auf Gran Canaria lebt.

Wer bis 1941 nicht die Badestadt verlassen hatte, wurde nach Kommern umgesiedelt und ein Jahr später von dort „in den Osten“ deportiert. Ihre letzten Spuren stellen wohl 8 jüdische Bücher der Münstereifeler Synagogengemeinde dar, die ich vor einiger Zeit einer Angehörigen der aus Münstereifel stammenden jüdischen Familie WOLFF zustellen konnte. Auch vor der Haustüre von Moses (1864-1942) und Sibilla Wolff (1859-1942) wurde eine Spur zu den im Holocaust Umgekommenen verlegt.

31.01.2009

Zeitungsserie „Reichskristallnacht“ im Altkreis Euskirchen
(Euskirchener WochenSpiegel vom 5. Oktober bis 12. November 2008)

Im Anschluss an meine Diavorträge in mehreren Schulen der Kreise Bonn und Euskirchen stellte sich heraus, dass nicht nur mein neu erschienenes Buch „Reichskristallnacht“ - Der Novemberpogrom 1938 auf dem Lande oder mein Beitrag Die „Reichskristallnacht“ in der Kreisstadt Euskirchen ausschlaggebend für die Einladung war, sondern die Euskirchener Veranstaltung zum 70. Jahrestag der „Reichskristallnacht“ und die zwei offenbar viel gelesenen Serien im Schleidener bzw. Euskirchener Wochenspiegel vom 8. Oktober bis 12. November 2008. Die Serie „Reichskristallnacht im Altkreis SCHLEIDEN“ befindet sich bereits auf dieser Homepage:

„Reichskristallnacht“ im Altkreis SCHLEIDEN

josef weiss

Teil 1: Mechernich und Kommern

Teil 2: Das Amt Kall

Teil 3: Gemünd, 9./10. November 1938

Teil 4: Hellenthal und Blumenthal

Teil 5: Erinnerung an die „Reichskristallnacht“ im Altkreis Schleiden

 

 

Heute wird die 6teilige Serie vom Euskirchener WochenSpiegel auf meiner Website publiziert, womit ich dem schriftlich vorgetragenen Wunsch einiger Schülervertretungen gerne entspreche:

„REICHSKRISTALLNACHT“ im Altkreis EUSKIRCHEN

josef weiss

Teil 1:  Euskirchen

Teil 2: Euskirchen („Synagogenbrand-Prozess“)

Teil 3: Weilerswist und Lommersum

Teil 4: Zülpich und Sinzenich

Teil 5:  Münstereifel und Kirspenich

Teil 6:  Mechernich und Kommern


23.01.2009

Schon 25 Jahre ist es her, dass der Ortsteil Flamersheim seine ehemaligen jüdischen Mitbürger zu einem Wiedersehen (21.-24.06.1984) eingeladen hatte. Ein deutliches Zeichen dafür, dass die Gäste bereit waren, sich wirklich „versöhnen zu lassen“, war die Tatsache, dass ihre kostspielige Anreise aus Israel, USA und Australien aus eigener Taschebezahlt wurde. Vier Tage lang wurde man jedoch privat untergebracht und verlebte unvergessliche Tage.

Das Programm für das viertägige Fest war sehr vielseitig, aber die Einladung, gemeinsam mit den jüdischen Gästen von Bonn Gast des Bundespräsidenten sein zu dürfen, war eine besondere Würdigung.

Ein Bericht des Kölner Stadt-Anzeigers, Lokalteil Euskirchen, vom 25. Juni 1984 schildert ein bewegendes Erlebnis. Die ehemaligen jüdischen Mitbürger von Euskirchen-Flamersheim trafen ihre frühere Nachbarin aus Euskirchen-Kirchheim, Frieda Daniel verh.Pfeuffer, die alle für tot gehalten hatten. Dieses Ereignis nahm Bundespräsident Karl Carstens betroffen zur Kenntnis. Der Fotograf hielt diesen Augenblick im Bilde fest. Einzelheiten können auf dieser Homepage nachgelesen werden.

Villa Hammerschmidt Carstens Ksta

 

17.01.2009

„Israelis und Palästinenser sind Brudervölker“ (Interview des Euskirchener Journalisten Wolfgang Andres mit der Schriftstellerin Lea Fleischmann zum Krieg im Gaza-Streifen)

testDer Krieg im Gazastreifen erschüttert in seinem Ausmaß die gesamte Welt. Seine Auswirkungen werden nicht nur auf die Region bezogen bleiben, und schon heute spürt man, dass die Auseinandersetzung zwischen Israelis und Palästinensern ein wesentliches Diskussionsthema ist. Graffitis - auch in der Kreisstadt Euskirchen - beweisen dies.

Zwar sind Graffitis eine spezielle Form visuell wahrnehmbarer Kommunikation, aber es gibt genügend Streitigkeiten darüber, ob sie eine Form der Kunst oder eine Art des Vandalismus sind. Im Prinzip werden so ziemlich alle möglichen Objekte besprüht oder bemalt, so z. B. Häuserwände, Trafostationen, Brücken, Unterführungen, Eisenbahnfahrzeuge und -anlagen, Schallschutzwände, überwiegend in Großstädten auch Bauwagen, Busse, LKW und Lieferfahrzeuge, aber auch kleinere Flächen wie Stromkästen oder Verkehrsschilder. Die Graffitis auf der Münstereifeler Straße in Euskirchen oder an der stark frequentierten Stadtwald-Kreuzung sind nicht mehr zu übersehen.

In diesem Zusammengang gefällt ein Online-Interview, das der Journalist Wolfgang Andres mit Lea Fleischmann führte und am 14. Januar 2009 im EUSKIRCHENER WOCHENSPIEGEL publizierte. Die israelische Schriftstellerin war am 17. November 2008 in der Kreisstadt zu Gast und stand auch nach ihrer Lesung in der Comedia den vielen Zuhörern Rede und Antwort. Schon damals fiel ihre versöhnliche Haltung gegenüber den Palästinensern auf. Diese präzisiert sie in ihrem Beitrag: „Israelis und Palästinenser sind Brudervölker“. Er befindet sich ab heute - mit Genehmigung des Journalisten Wolfgang Andres - auch auf dieser regionalhistorischen Homepage.

test
15.01.2009

Bereits 2. Auflage des Buches „REICHSKRISTALLNACHT“ – Der Novemberpogrom 1938 auf dem Lande

Reichskristallnacht Ausschnitt

Die Veranstaltungen anlässlich der Erinnerung an den Novemberpogrom 1938 gehörten im letzten Jahr wohl zu den bedeutendsten Veranstaltungen in Deutschland, die sich mit der Judenverfolgung im Dritten Reich befassten. Diese Website fasste in den NEWS und ARTIKELN im letzten Jahr diesbezügliche Aktivitäten in der Eifel und Voreifel zusammen. Die Euskirchener Veranstaltung vom 3. November 2008 sollte in diesem Zusammenhang exemplarisch erwähnt werden. Hierzu gehörten auch diesbezügliche Radio- und Fernsehsendungen. Kritische Anmerkungen jedoch versachlichten manchmal den in einigen Regionen bewiesenen Übereifer.

Wie ich bereits in meinen NEWS vom 3. Oktober 2008 berichtete, gab es in dieser Zeit auch viele Schüler- und Studentenprojekte, bei denen ich mit meinen regionalen Archivunterlagen und Dokumenten helfen konnte. Angehörige von etwa 35 jüdischen Familien hielten sich kurzfristig in Euskirchen, Flamersheim, Weilerswist, Mechernich, Kall und Hellenthal auf. Hier sollte als Beispiel der ausführliche Bericht des aus Euskirchen stammenden Egon Fromm dienen, dessen Teilnahme an der Einweihung des Mahnmals in Blumenthal – wo seine Mutter geboren wurde –, in der „JEWISH STANDARD“ Aufsehen erregte.

Wie bereits das im Jahr vorher erschienene Buch Ordensburg Vogelsang...im Wandel der Zeiten (2007), so war auch der Dokumentationsband „REICHSKRISTALLNACHT“ – Der Novemberpogrom 1938 auf dem Lande  (2008) sehr schnell vergriffen. Daher war die 2. Neuauflage nötig, die vom herausgebenden Helios-Verlag in Aachen besorgt wird.

Heiner Lichtenstein, der für diese Thematik zu den kompetentesten Journalisten Deutschlands zählt und seit Jahrzehnten als profunder Kenner der Materie gilt, bezeichnet das Buch “REICHSKRISTALLNACHT” als eine „vorzügliche Studie”. Die Begründung findet man in Lichtensteins prägnanten Artikel „Schatten der Vergangenheit”, der vor einigen Wochen von „bnr.de - blick nach rechts” online publiziert wurde.

13.01.2009

Uncovering our rootsWenn ehemalige jüdische Mitbürger oder deren Nachkommen wieder in ihre “alte Heimat” zurückkehren, dann gibt es häufig bewegende Momente. Derartige Besuche, die häufig als „Stippvisiten“ in mehrtägige Deutschlandreisen eingebaut werden, sind verschieden motiviert. Bei jüngeren Besuchern, die in 2. oder 3. Generation schon gar nicht mehr Deutsch sprechen, aber neuerdings sehr genealogisch orientiert sind, ist die Rückkehr zu den „roots“ sehr realistisch, sachlich und beinahe historisch bedingt.

Wer aber irgendwie noch seine Jugend in Deutschland bewusst erlebt hat, dessen Gefühle sind bei einer Rückkehr recht nostalgisch. In dieser Hinsicht ähneln sich grundsätzlich ältere Menschen, wenn sie das besuchen, was mit „ehemaliger Heimat“ bezeichnet wird. Elternhaus, Schulgebäude, Freunde oder Fotos verstärken die Dimension der Erinnerung. Als Begleiter jüdischer Besucher bekommt man jedoch hiervon nur einen kleinen Eindruck.

Von regionalhistorischem Interesse sind später die meist sehr persönlich gehaltenen Berichte über eine solche „Stippvisite“, weil sie als indirekte Perspektive das widerspiegeln, was den einstigen Flüchtlingen tatsächlich wesentlich erschien. Die Eindrücke des aus Euskirchen stammenden Ignatz Hanauer (1885-1971), der im Jahre 1966 – 60 Jahre nach seiner „normalen“ Auswanderung in die USA – wieder seine alte Heimat besuchte, stellen sicherlich einen Unterschied zu denen von Ruth Ruth Breshinski (geb.1933) aus Tel Aviv dar, die im Herbst 2008 wieder vor ihrem Elternhaus stand.

Unter der Überschrift „Arisierungen“ jüdischer Geschäfte werden bei heutigen Firmenjubiläen oft vergessen behandelte ich im Frühjahr 2008 das Schicksal der jüdischen Familie Fromm aus Euskirchen, zu der seitdem wieder ein persönlicher Kontakt besteht. In der bekannten jüdischen Zeitung Jewish Standard (New Jersey/USA) vom 26. Dezember 2008 berichtet der aus Euskirchen stammende Egon Fromm (geb. 1931) über seine erneute Begegnung mit der deutschen Vergangenheit. Die sehr ausführliche Cover Story der „Jewish Standard“ behandelt seine Teilnahme an einer Gedenkfeier in Hellenthal und ist auch ein regionalhistorischer Beitrag zum Judentum in der Eifel und Voreifel.

05.01.2009

test

Die Rekonstruktion des Novemberpogroms 1938 in Euskirchen-Stadt setzt sich auch aus vielen Interviews mit Nachbarn des Synagogengebäudes, Augenzeugen und heute meist im Ausland lebenden, ehemaligen jüdischen Mitbürgern zusammen (1976-2008). Detaillierte Polizeiakten und Gerichtsunterlagen können zudem einen weiteren Einblick vermitteln. Originalfotos, die zu dem Artikel Die „Reichskristallnacht“ in der Kreisstadt Euskirchengehören, wurden vom Autor nicht online gestellt, um unberechtigte Kopien zu verhindern. Sie befinden sich jedoch im Jahrbuch 2009 des Kreises Euskirchen, S. 34-46. Eine ausführlichere Darstellung ist dem neu erschienen Buch „REICHSKRISTALLNACHT“ – Der Novemberpogrom 1938 auf dem Lande zu entnehmen.

Für alle religiösen Gemeinschaften ist die Kirche, das Bethaus oder Gotteshaus Zentrum eigenständiger Aktivität und religiöser Besinnung. Insofern gibt das griechische Wort „Synagoge“ sinngemäß den hebräischen Ausdruck für „Haus der Versammlung“ wieder. Nach der Zerstörung der Euskirchener Synagoge am Nachmittag des 10. November 1938 gab es keinen Grund mehr zur Versammlung und Gemeinsamkeit. Viele Juden aus der Voreifel zogen weg, flüchteten ins Ausland oder verharrten in Apathie. Mit dem Brand des jüdischen Gotteshauses in der Annaturmstraße begann die Auflösung der ältesten jüdischen Gemeinde in der Eifel und Voreifel.

02.01.2009

Eintragung des Geländes der ehemaligen Euskirchener Synagoge, Annaturmstraße, als ortsfestes Bodendenkmal

Euskirchener Synagoge

Seit der Veröffentlichung meines ersten Buches JUDAICA – Juden in der Voreifel“ (1. Aufl. Euskirchen 1983, 3. Aufl.1986) weise ich darauf hin, dass mit großer Wahrscheinlichkeit das Kellergewölbe der Euskirchener Synagoge (1887-1938) samt der Mikwe erhalten geblieben ist. Im Zusammenhang mit der Diskussion um ein Mahnmal zur Erinnerung an die Euskirchener Synagogengemeinde (1980/81) - und die jahrzehntelangen kommunalen Auseinandersetzungen  - bestätigten mehrere ehemalige jüdische Mitbürger, dass sie nach dem 2. Weltkrieg noch Außenmauern des Gotteshauses und ganz sicher auch noch den Keller ihrer Euskirchener Synagoge gesehen hätten. Wie zum Beispiel Hugo Nathan und Alfred Jülich, so konnte sich auch der als britischer Besatzungssoldat zurückgekehrte Arthur Isdale (Israel) noch daran erinnern.

Wenn auch das Euskirchener Stadtarchiv offenbar keine Kenntnisse über diesbezügliche Unterlagen hat, so ist es erfreulich, dass die Stadtverwaltung Euskirchen, Untere Denkmalbehörde, doch inzwischen die LVR-Bodendenkmalpflege im Rheinland gebeten hat, im Rahmen des Eintragungsverfahrens für das ortsfeste Bodendenkmal „Ehemalige Synagoge“, aktiv mitzuwirken. In diesem Zusammenhang soll ein Gutachten erstellt werden, das über die Vermutung Auskunft geben kann.


Keller SchamperEin Beleg für den wahrscheinlich erhalten gebliebenen Keller der Euskirchener Synagoge findet sich in der „Rückerstattungssache Israelitische Gemeinde gegen Stadtgemeinde Euskirchen“ (StA Euskirchen, RÜT 121/52). Mit Bezug auf das ehemalige Synagogen-Grundstück (Annaturmstraße 16, Flur 41, Parz. Nr. 3105/554, Grundbuch Blatt 63, Größe 4,41 ar) heißt es am 12.08.1948 (MGAF/K, A.Z.D/14369):

Grundstück wurde nach dem Kriege enttrümmert. Der noch vorhandene Kellerteil wurde zugeschüttet und mit Mutterboden gefüllt.

Fotos in dem Buch „REICHSKRISTALLNACHT“ – Der Novemberpogrom 1938 auf dem Lande beweisen, dass das Äußere der einstigen Synagoge in der Annaturmstraße zum Teil aus Feldbrandsteinen bestand. Ähnlich ist ein kleines Kellergewölbe in unmittelbarer Nachbarschaft, das zurzeit zum Abbruch bereit steht und wahrscheinlich in derselben Zeit (1887) gemauert wurde.

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