Die Redaktion des Euskirchener WochenSpiegels hatte zur Verleihung der diesjährigen Obermayer Awards den Journalisten A. Humbert nach Berlin geschickt, der auch an der Internationalen Pressekonferenz teilnahm. Ein nachträglich mit mir geführtes Interview wurde von ihm am 4. Februar unter der Überschrift „Manchmal muss man auch provokativ sein“ folgendermaßen zusammengefasst:
…Die Auszeichnung bestärke ihn, in seiner Arbeit nicht nachzulassen, sagte Arntz im Anschluss an die Verleihung. Nicht selten seien seine lokalen Nachforschungen zur Geschichte der Juden im Raum Köln-Bonn-Aachen kritisch beäugt worden. Doch Arntz ist sich sicher: »Manchmal muss man provokativ sein, um Zugang zu Akten zu erhalten, Aufmerksamkeit für die historischen Zusammenhänge zu erzeugen und die Errichtung von Mahnmalen zu erreichen.« Nun gelte es, auch den Migrantinnen und Migranten die jüdische Geschichte in der Region näherzubringen: »Das fehlende Wissen vieler muslimischer Mitbürger über das Judentum und seine Verwurzelung in unserer Region führt oft zu einer neuen Form des Antisemitismus. An dieser Stelle liegt noch viel Aufklärungsarbeit vor uns.«
Die Pressekonferenz wurde vom Präsidenten des Berliner Abgeordnetenhauses, Walter Momper, und Dr. Arthur Obermayer geleitet und gab den Befragten Gelegenheit, sich zu ihrer Arbeit und künftigen Projekten zu äußern. Sehr interessant waren die Ausführungen aller Award-Winners, da deren Projekte sehr vielseitig waren und regional eigene Schwerpunkte setzten.
Dem international renommierten Journalisten Toby Axelrod schien meine Aufforderung zur erneuten Aufarbeitung alter Gerichts- und Verwaltungsakten wichtig zu sein. Ich erläuterte dies am Beispiel der „Arisierungen“ und der Dokumente zur „Reichskristallnacht“ sowie der „Restitution“ nach dem 2. Weltkrieg. In der englischsprachigen Presse und im Internet fasste Toby Axelrod seinen Eindruck unter der Überschrift „Germans remember the Holocaust, and the Jewish life that was“ folgendermaßen zusammen:
In the 1930s, Jewish businesses were "Aryanized" -- forcibly sold to so-called "pure" Germans, many of whose ancestors still run these businesses today. And when the local dairy, or butcher shop, or department store advertises "140 years in business," one has to "look critically at this," Arntz said, "and ask what happened there?"
Zumindest im Raum Bonn – Köln – Aachen sind bisher die Aspekte „Rückerstattung” kaum von der Regionalhistorie beachtet worden. Besonders aus den Akten der Jewish Trust Corporation und „Restitutions Offices“ sowie der jeweiligen Stadt- und Gemeindeverwaltungen ergeben sich meiner Ansicht nach noch viele Details, die Auskunft über den Verbleib von jüdischen Menschen und deren Besitz geben können. Wichtig scheint es mir zu sein, dass sich die Regionalhistorie von den einseitigen NS-Akten und Listen etwas löst und die historische Darstellung oder Aufarbeitung unter dem Aspekt der Nachkriegszeit auswählt. Auch wies ich auf den jüdischen Religionslehrer Moses Fernbach hin, der nach dem 2. Weltkrieg die jüdische Gemeinde von Berlin wieder begründete. Nach einer Gedenktafel in Schleiden sollte auch in der Bundeshauptstadt Berlin künftig eine Straße benannt werden.
Video-Mitschnitt der Internationalen Pressekonferenz im Abgeordnetenhaus Berlin
Germany Jewish Awards
(Mitteilung der Presseagentur empas von Süd-Korea)
Dr. Arthur Obermayer, founder of the Obermayer Foundation, center, poses for a group photo in Berlin, Germany, Tuesday, January, 27, 2009 with Klaus Dietermann, Bernhard Gelderblom, Hans-Dieter Arntz, Obermayer , Ernst and Brigitte Klein and Michael Dorhs, left to right, who received an award of the Obermayer Foundation. The Obermayer German-Jewish History Awards are given annually to individuals who have made outstanding voluntary contributions toward preserving and recording the Jewish history, heritage, culture and/or remnants of local German communities.
Gruppenaufnahme nach der Pressekonferenz im Berliner
Abgeordnetenhaus am 27. Januar 2009
(AP Photo/Kai-Uwe Knoth)/2009-01-28 01:53:10/
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