7.) Hausweiler und Weilerswist: Mehrere US-Kriegsreporter berichten über die „Schlacht bei Metternich“

 

Letzter Teil der „Wochenspiegel“-Serie: Die Amerikaner erobern Weilerswist und die Vororte – Erbitterter Widerstand in Bodenheim – 500 Granaten in Hausweiler

Kriegsende 1945:
Eine 7teilige Serie des „Euskirchener Wochenspiegels“ von Hans-Dieter Arntz (24.02.-14.04.2010)

Auszüge aus dem Dokumentationsband von H.-D. Arntz KRIEGSENDE – Durch die Voreifel zum Rhein,
 Helios-Verlag Aachen 2007, ISBN 978-3-938208-61-8

 

Kriegsende Serie 07

 

Zwei Tage lang beschossen deutsche Geschütze Lommersum, während die Amerikaner von den Häusern an der Ostseite aus zurückweichende deutsche Soldaten mit ihren Maschinen­gewehren unter Feuer hielten. Bodenheim wurde von einer deutschen Einheit unter Füh­rung eines Ritterkreuzträgers zäh verteidigt, bis amerikanische Panzer vom Lommersumer Wäldchen aus gegen den Ort vorrückten und gegen 16 Uhr in Bodenheim eindrangen. Der deutsche Befehlshaber musste in den Kämpfen sein Leben lassen. Schwere Kämpfe entwickel­ten sich um Derkum und Haus­weiler.

Ein Bürger erinnert sich:

 „Am Freitag, 2. März 1945, kamen deutsche Soldaten in größeren und kleineren Ver­bänden vom Lommersumer Feld her durch die Erft und strebten dem Weilerswister Wald zu. Als letzte Einheit kam am Freitag Abend ein Pionierkommando und legte Spreng­körper unter die Träger der Brücke bei Hausweiler. Von Richtung Bonn her kamen neue Infantrie-Einheiten; sie besetz­ten den Bahndamm und die vorher angelegten Erftstellungen. Damit wussten wir, dass Derkum und Hausweiler vertei­digt werden sollten. Drei Gefechtsstäbe bezogen in den Kellern einiger Häuser Quartier, Batterien fuhren auf und bezogen auf dem Knieberg zwischen den beiden Dörfern, hinter der Bahn und auf der Scheidfuhr Stellung. Der Divi­sionsstab hatte sich im Gut Derkum in einem Bunker ein­gerichtet“.

Bis zur Einnahme von Weiler­swist am 3./4. März 1945 wurden auch die benachbarten Dörfer häufig beschossen und mit Bomben belegt. So bot zum Bei­spiel Hausweiler in den letzten Kriegstagen ein trauriges Bild: Die Häuser ohne Dachpfannen, ausgebrannt die Stallungen, um­gestürzte Leitungsmasten sperr­ten mit einem Gewirr von Dräh­ten die Straßen, totes Vieh lag überall herum, Schweine liefen herrenlos durch die Gärten. Etwa 500 Granaten waren inzwischen im Bereich von Hausweiler eingeschlagen. Widerstand wurde in Metternich erwartet, so dass die Amerikaner nicht nur Truppen, sondern auch zahlreiche Kriegsberichterstatter und Fotografen in Weilerswist zusammenzogen, deren Fotoserie in dem Dokumentationsband KRIEGSENDE – Durch die Voreifel zum Rhein inzwischen publiziert wurde.

Am 3. März besetzten die Amerikaner Klein-Vernich, zwei Tage darauf Groß-Vernich. Der Marsch auf Weiler­swist begann. Der Heimatforscher der Ge­meinde Weilerswist, Dr. Franz Schorn, berichtet über die Ein­nahme von Weilerswist:

 „Als am 23. Februar Bomben an der heutigen Mauritiusgasse fielen und Häuser und Kirche beschä­digten, war ich im Bereich Liblar. Auch die Besetzung durch Truppen der US-Army erlebte ich dort. Am 5. März sah ich die ersten amerikanischen Soldaten. Weilerswist wurde größten­teils schon am 3. März einge­nommen. Nachbarn beobachte­ten, wie sich in den frühen Morgenstunden bei regneri­schem Wetter die amerikani­sche Schützenkette in breiter Front vom Friesheimer Wald ablöste und sich dem Dorf unter dem Beschuss von deutschen Einheiten näherte.

Volkssturm-Männer - das letzte Aufgebot - verschlossen mit Querhölzern die Panzersperren, die von der Einmündung der Bach-, Burg- und Triftstraße in die Kölner Straße (B 51) und in der Kölner Straße an meinem Elternhaus (Nr. 80) errichtet worden waren. Vor den Sperren legten Soldaten Tellerminen“.

Kriegsende Serie 7aDie Kanaldurchführungen unter den Straßen bei diesen Sperren wurden fast alle um 9 Uhr in die Luft gesprengt, um vor den „Wällen“ noch Gräben zu schaffen. Zur gleichen Zeit flogen die Straßenbrücken über den Mühlenbach, der Erft und die Swist sowie die Bahnüber­führung am Fuße des Swisterberges in die Luft. Dies verur­sachte eine Menge Sachscha­den an benachbarten Gebäu­den, vermochte aber den Vor­marsch der Amerikaner nicht aufzuhalten.

Die erste Welle kämpfte den hartnäckigen Widerstand der deutschen Soldaten nieder, schoss in jeden Hauseingang hinein, der nicht durch eine weiße Fahne gekennzeichnet war, und durchkämmte schnell die Häuser und andere Gebäu­de. Am Parkplatz der Gaststätte „Ewige Lampe", wo damals ein Luftschutzbunker war, fiel ein amerikanischer Soldat.

Bis gegen 12 Uhr war der südliche Teil des damaligen Dorfes in amerikanischer Hand. Als es etwas ruhiger geworden war, verließ eine jun­ge Frau den Bunker, um sich nach ihrem Vater umzusehen, von dem sie wusste, dass er als Volkssturm-Mann an der Pan­zersperre vor dem Bahnüber­gang an der Bonner Straße postiert war. Sie traf ihn noch gefechtsbereit an, rief ihm zu, Uniformrock und Waffe wegzu­werfen und mitzukommen. Bei­de erreichten unbehelligt den Bunker.

Am Abend waren die US-Sol­daten überall bis zum Bahnkörper vorgedrungen. Die zweite Welle nahm sich mit der „Säu­berung" des Ortes mehr Zeit, sah sich die Menschen genauer an und ließ Uhren, Füllfeder­halter, Fotoapparate und son­stiges als „Souvenir" mitgehen.

Wenngleich am nächsten Tag schon ein Stoßtrupp Richtung Hovener Hof vorpreschte, gingen die Amerikaner erst am 5. März auf breiter Front vor.

Die ersten nationalsozialisti­schen Anhänger hatte Metter­nich - laut Unterlagen der Archive. Für Einheimische war es daher nicht verwunderlich, dass die Ortschaft besonders er­bittert verteidigt werden sollte. Für die amerikanische Propaganda war die „Schlacht um Metternich" so wichtig, dass mehrere Kriegsreporter eingesetzt wur­den, so dass dem Chronisten somit etwa 20 Fotos zugänglich wur­den. Aus ihnen wird der Angriff von den Weilerswister Terranova-Werken aus - in drei großen Wellen - gut ersichtlich.

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