1.) Ein kleines Mädchen als Lichtblick
(Einleitung in die Serie von Wolfgang Andres)

Vor 65 Jahren endete der 2. Weltkrieg im Kreis Euskirchen:
WOCHENSPIEGEL-SERIE ruft die Geschehnisse in Erinnerung

Kriegsende 1945:
Eine 7teilige Serie des „Euskirchener Wochenspiegels“ von Hans-Dieter Arntz (24.02.-14.04.2010)

Auszüge aus dem Dokumentationsband von H.-D. Arntz KRIEGSENDE – Durch die Voreifel zum Rhein,
 Helios-Verlag Aachen 2007, ISBN 978-3-938208-61-8

 

Kriegsende Serie 01

 

Amerikanische Panzer auf dem Alten Markt in Euskirchen, GIs auf den Straßen von Münstereifel und Kriegsflüchtlinge, die in Mechernicher Bergwerken Schutz vor der anrückenden Front suchen: Bilder, die sich vielen Menschen eingeprägt haben, Bilder, die bis heute nicht vergessen sind. Vor genau 65 Jahren endete der Zweite Weltkrieg für die Menschen im Kreis Euskirchen.

Euskirchen (wa). Mit dem Überfall auf Polen hatte Nazi-Deutschland am 1. September 1939 einen Weltenbrand entfesselt, der vielen Völkern millionen­fachen Tod bringen sollte. Während das Deutsche Reich anfangs noch weit­gehend von zivilen Opfern verschont bliebt, kam die Front im Laufe des Krieges rasch näher. Luftangriffe legten deutsche Städte in Schutt und Asche, und nach der Landung in der Normandie rückten die alliier­ten Soldaten unaufhaltsam auf Deutschland vor. Auch im Kreis Euskirchen war die Zivilbevölkerung schon lange nicht mehr sicher, ganze Dörfer wurden eva­kuiert, zahlreiche Menschen verloren ihr Leben.

Der Regionalhistoriker Hans-Dieter Arntz beschäf­tigt sich seit vielen Jahren intensiv mit diesem The­ma, allein vier Bücher zum Kriegsende im Kreis Eus­kirchen hat er publiziert und dabei die Erlebnisse zahl­reicher Zeitzeugen für die Nachwelt festgehalten. So erinnerte sich Peter Schif­fer an den 5. März 1945, als er im Kessenicher Feld auf deutsche Soldaten traf, die die anrückenden US- Panzer aufhalten wollten. Sie waren blutjung, hohläu­gig, völlig übermüdet, oh­ne Verpflegung - fast noch Kinder. Es gelang Peter Schiffer und »Kessels Julchen«, die Jugendlichen von der Sinnlosigkeit des Unterfangens zu überzeu­gen und sie zur Flucht zu überreden. Nur wenig spä­ter rückten die US-Panzer vor.

Bewegend auch eine Ge­schichte, die sich in jenen Tagen in Iversheim ereig­nete. Ausgerechnet am Tag des Einmarsches der Amerikaner hatte sich das Baby von Barbara Pütz entschlossen, das Licht der Welt zu erblicken. Da die Geburt schwierig zu wer­den drohte, holte man einen amerikanischen Militärarzt hinzu - und wenig später war die kleine Roswitha Margareta geboren. Ein Lichtblick und ein Hoff­nungszeichen in einer Zeit, in der ansonsten nur Tod und Terror an der Tages­ordnung waren.

Was der Krieg allein in der Kreisstadt Euskirchen an­gerichtet hat, lassen einige Zahlen erahnen. »Die Stadt war zu 80 Prozent zerstört«, sagt Hans-Dieter Arntz. »Von den 2.400 Gebäuden hatten nur 170 den Krieg ohne Schäden überstanden. Annähernd 10.000 Spreng­bomben und über 40.000 Brandbomben hatten Eus­kirchen in einem Ausmaß zerstört, wie es die Ge­schichte dieser Stadt nicht aufzuweisen hat.« Für den WochenSpiegel wird Hans-Dieter Arntz, begin­nend mit dieser Ausgabe, das Kriegsende im Kreis Euskirchen in Erinnerung rufen und dabei die Er­lebnisse zahlreicher Au­genzeugen in den Mittel­punkt stellen. Im ersten Teil unserer Serie steht das Geschehen in Euskirchen im Mittelpunkt, es folgen Artikel zu Niederelvenich (Zülpich), Münstereifel und Iversheim, Kommern und Weilerswist.

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