Amerikanische Panzer auf dem Alten Markt in Euskirchen, GIs auf den Straßen von Münstereifel und Kriegsflüchtlinge, die in Mechernicher Bergwerken Schutz vor der anrückenden Front suchen: Bilder, die sich vielen Menschen eingeprägt haben, Bilder, die bis heute nicht vergessen sind. Vor genau 65 Jahren endete der Zweite Weltkrieg für die Menschen im Kreis Euskirchen.
Euskirchen (wa). Mit dem Überfall auf Polen hatte Nazi-Deutschland am 1. September 1939 einen Weltenbrand entfesselt, der vielen Völkern millionenfachen Tod bringen sollte. Während das Deutsche Reich anfangs noch weitgehend von zivilen Opfern verschont bliebt, kam die Front im Laufe des Krieges rasch näher. Luftangriffe legten deutsche Städte in Schutt und Asche, und nach der Landung in der Normandie rückten die alliierten Soldaten unaufhaltsam auf Deutschland vor. Auch im Kreis Euskirchen war die Zivilbevölkerung schon lange nicht mehr sicher, ganze Dörfer wurden evakuiert, zahlreiche Menschen verloren ihr Leben.
Der Regionalhistoriker Hans-Dieter Arntz beschäftigt sich seit vielen Jahren intensiv mit diesem Thema, allein vier Bücher zum Kriegsende im Kreis Euskirchen hat er publiziert und dabei die Erlebnisse zahlreicher Zeitzeugen für die Nachwelt festgehalten. So erinnerte sich Peter Schiffer an den 5. März 1945, als er im Kessenicher Feld auf deutsche Soldaten traf, die die anrückenden US- Panzer aufhalten wollten. Sie waren blutjung, hohläugig, völlig übermüdet, ohne Verpflegung - fast noch Kinder. Es gelang Peter Schiffer und »Kessels Julchen«, die Jugendlichen von der Sinnlosigkeit des Unterfangens zu überzeugen und sie zur Flucht zu überreden. Nur wenig später rückten die US-Panzer vor.
Bewegend auch eine Geschichte, die sich in jenen Tagen in Iversheim ereignete. Ausgerechnet am Tag des Einmarsches der Amerikaner hatte sich das Baby von Barbara Pütz entschlossen, das Licht der Welt zu erblicken. Da die Geburt schwierig zu werden drohte, holte man einen amerikanischen Militärarzt hinzu - und wenig später war die kleine Roswitha Margareta geboren. Ein Lichtblick und ein Hoffnungszeichen in einer Zeit, in der ansonsten nur Tod und Terror an der Tagesordnung waren.
Was der Krieg allein in der Kreisstadt Euskirchen angerichtet hat, lassen einige Zahlen erahnen. »Die Stadt war zu 80 Prozent zerstört«, sagt Hans-Dieter Arntz. »Von den 2.400 Gebäuden hatten nur 170 den Krieg ohne Schäden überstanden. Annähernd 10.000 Sprengbomben und über 40.000 Brandbomben hatten Euskirchen in einem Ausmaß zerstört, wie es die Geschichte dieser Stadt nicht aufzuweisen hat.« Für den WochenSpiegel wird Hans-Dieter Arntz, beginnend mit dieser Ausgabe, das Kriegsende im Kreis Euskirchen in Erinnerung rufen und dabei die Erlebnisse zahlreicher Augenzeugen in den Mittelpunkt stellen. Im ersten Teil unserer Serie steht das Geschehen in Euskirchen im Mittelpunkt, es folgen Artikel zu Niederelvenich (Zülpich), Münstereifel und Iversheim, Kommern und Weilerswist.