Euskirchener Veranstaltung zum 70. Jahrestag der „Reichskristallnacht“ (Bericht und Bilderserie)

von Hans-Dieter Arntz
13.11.2008

Aus dem Interview von Radio Euskirchen mit dem Buchautor Hans-Dieter Arntz:

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Etwa 120 Gäste nahmen an der Euskirchener Veranstaltung zum 70. Jahrestag der „Reichskristallnacht“ teil. Der Weiss-Verlag hatte nicht nur die Leser des Wochenspiegels, sondern auch die Vertreter der Kreisstadt, der Parteien und christlichen Kirchen in die Comedia eingeladen.

Verlagsleiter Alexander Lenders begrüßte die Gäste, unter denen sich auch der Verleger des Buches „Reichskristallnacht“ K.-H. Pröhuber vom Aachener Helios Verlag befand, und wies auch auf die Lesung der israelischen Schriftstellerin Lea Fleischmann hin, die am 17. November an gleicher Stelle ihr Buch „Meine Sprache wohnt woanders“ vorstellt.

Die für die heutige Ge­neration unvorstellbaren Greueltaten wurden anhand vieler Fotos, Videos, Filmdokumente und Auszüge aus Gerichtsakten dargestellt. Zeitzeugen berichteten zudem über ihre eigenen Beobachtungen derart bewegend, dass zwei Tage später das WDR-Fernsehen mit ihnen den kleinen Fernsehfilm drehten „Reichskristallnacht in Kommern“, der am 8. November in „Lokalzeit aus Aachen“ ausgestrahlt wurde.

Gerade diese Vielfalt war es wohl, dass die Geschehnisse des Novemberpogroms 1938 in den Altkreisen Schleiden und Euskirchen anschaulich dargestellt wurden und als wertvolles Hintergrundmaterial verstanden werden mussten.

Der Redakteur Wolfgang Andres, der dankenswerterweise für diesen Online-Artikel das Fotomaterial zur Verfügung stellte, gab in seinem Bericht am 5. November einige Aussagen dieser Augenzeugen wieder:

„Es waren die Augenzeugen­berichte aus jenen längst vergangenen Tagen, die bei den Besuchern tiefe Beklemmung hervorriefen. Als Schwester Alphonsa mit ruhiger Stimme erzählte, wie ein jüdischer Mann vor einem Auto herlaufen musste und durch Kom­mern gejagt wurde. Als Christine Hiller berichtete, dass jüdische Kinder da­mals in aller Heimlichkeit im Kloster versteckt wurden.

Als Schwester Alphonsa einen Brief in holprigem Deutsch vorlas, der kürzlich aus den USA nach Kommern geschickt worden war - und der von einem der damals versteckten Mädchen stammte. Wie Dr. Peter Tüttenberg seine Erlebnisse erzählte, als der Mob in Euskirchen die Synagoge anzündete. »Kaplan, Kaplan, da holen sie den Davidstern runter«, rief damals ein Junge. Der Kaplan antworte: »Jungs, nennt ihr das eine Heldentat?«

Die zahlreichen Gäste wurden an diesem 3. November mit auf eine Zeitreise in eine Vergangenheit geführt, als in Deutschland ein (jüdisches) Leben nichts galt. In den Berichten wurde ein Bogen bis in die Gegenwart geschlagen, als es auch um die „Wiedersehensfeier“ (1984)  mit den ehemaligen Flamersheimer Juden oder um ak­tuelle Kontakte zu den Nachkommen der damals Entrechteten ging. Schulleiter Dieter Hay zitierte aus dem neu erschienen Buch Reichskristallnacht Gerichtsurteile der „Synagogenbrand-Prozesse“, deren Argumentation man heute kaum noch folgen kann. Die Euskirchenerin Elke Wessel bewies, dass man historische Ereignisse auch künstlerisch verarbeiten kann. Zeit zur Besinnung und willkommene mu­sikalische Atempausen gab es durch die Gitarrenvorträge des jungen Musikers Yuval Dvoran.

Die Euskirchener Veranstaltung zum 70. Jahrestag der „Reichskristallnacht“ erinnerte noch einmal die Existenz und den Untergang der jüdischen Gemeinden in der Eifel und Voreifel .

 

 

Bewegende Reise in eine unmenschliche Zeit:
Augenzeugenberichte, Filme und Fotos zur „Reichskristallnacht“

Veranstaltung zum 70. Jahrestag der „Reichskristallnacht“
aus dem Euskirchener Wochenspiegel vom 05.11.2008

 

Zeitungsartikel

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Publikum

Foto: Carsten Arntz

 

Publikum

aus der Kölnischen Rundschau, Lokalteil Euskirchen, vom 5. November 2008

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