Erinnerung an die Juden von Bleibuir –
Gedanken über ehemalige jüdische Gemeinden auf dem Lande
und deren Friedhöfe

von Hans-Dieter Arntz
20.09.2008

Immer öfter häufen sich die Klagen, dass jüdische Friedhöfe und die Pflege jüdischer Mahnmale in unserer Region vernachlässigt werden. Ich berichtete darüber am Beispiel der Stadt Rheinbach in meinen NEWS vom 20. Mai 2007. Diesmal geht es um die jüdische Ruhestätte in Bleibuir bei Mechernich, deren Zustand eine 68jährige Frau aus Lückerath kritisiert.

In seiner Ausgabe „Euskirchener Land“ thematisiert der Kölner Stadt-Anzeiger das Problem am 29. Juni 2007  und bestätigt, dass „die lediglich 4 Grabsteine von Gestrüpp überwuchert“ sind. Wörtlich heißt es: „Ein Anruf beim Grünflächenamt der Stadt (Mechernich/d.V.) habe zu keinem befriedigenden Ergebnis geführt. Man werde sich um die Angelegenheit kümmern, der Bauhof sei aber überlastet und außerdem (…) seien jüdische Gräber ohnehin nicht so gepflegt wie unsere.“  Der zuständige Bürgermeister von Mechernich teilte der Zeitung mit: „Die Stadt ist ohne Wenn und Aber zuständig! Ich gebe sofort den Auftrag, den jüdischen Friedhof in Bleibuir in Ordnung zu bringen“. Diese Antwort ist fast mit der des Rheinbacher Bürgermeisters  identisch!

Ohne an dieser Stelle erneut auf die unterschiedliche Grabpflege der verschiedenen Religionen einzugehen, soll darauf hingewiesen werden, dass Bleibuir exemplarisch  für ein grundsätzliches Problem in Deutschland, wenn nicht gar in Europa ist: die Existenz der kleinen jüdischen Landgemeinden und deren Spuren verlieren sich seit dem Holocaust immer mehr!  Dies werde ich in absehbarer Zeit in einer kleinen Studie erörtern und unter verschiedenen Aspekten für die Eifel und Voreifel zu beweisen versuchen.

Jedoch kann jetzt schon konstatiert werden, dass es sich „bei dem Zuwuchern der jüdischen Friedhöfe“ keineswegs um einen latenten Antisemitismus oder gar die Aversion gegen Juden handelt, sondern einfach um das Problem, dass die Präsenz des Judentums in der Hektik der Gegenwart untergegangen und vergessen wird. Insofern sollten Forschung, Geschichtsunterricht, Regionalhistorie und auch Heimatkunde künftig noch mehr eine wichtige Rolle spielen. Als ehemaliger Gymnasiallehrer weiß ich, wie schwer es ist, einen historischen Sachverhalt bleibend zu vermitteln.

Ein weiteres Beispiel kann das belegen: Wer in der Eifel oder Voreifel weiß noch etwas über die Ruhestätten und Begräbnisrituale der Protestanten, die seit dem 16. Jahrhundert hier dokumentiert und archiviert sind? Wo sind diesbezügliche Grabsteine und Epitaphe? Wer pflegt diese Grabstellen? Wer kennt überhaupt welche? Welches Institut konzentriert sich auf die  wissenschaftlich protestantische Grabsteinepigraphik? Wurde jemals hierfür ein Bürger aktiv?

Keiner macht sich heute darüber Gedanken!

Im Rahmen meiner regionalhistorischen Forschungen kristallisierte sich der Eindruck heraus, dass es bei der Bevölkerung der Eifel und Voreifel keinen Antisemitismus mehr gibt, der sich  in der Schändung jüdischer Gräber und Friedhöfe verifiziert. Stattdessen ist es heutzutage so, dass die Bevölkerung sorgfältig die politischen Strömungen registriert und überall auf unklare Entwicklungen aufmerksam macht. Dies geschah in schlichter Form am Beispiel des winzigen jüdischen Friedhofs  beim Eifelort Bleibuir.

Der Hinweis auf vernachlässigte oder gar vergessene jüdische Friedhöfe auf dem Lande bestätigt nicht das Fortleben des alten oder eine Wiederbelebung eines neuen Antisemitismus, sondern die längst bekannte Erkenntnis, wie schnell man verdrängt (?) oder ganz einfach vergisst.

Aber: Wir können das Vergangene nicht vergessen und müssen darum in der Gegenwart wachsam bleiben! Insofern hatte die 68jährige Frau aus Lückerath, die namentlich nicht genannt werden will, Recht. Interessant dürfte übrigens die Begründung der gewünschten Anonymität sein. Ihre Begründung wäre ein wichtiger Ansatz in der Analyse, warum sich viele Deutsche in der Diskussion um die Judenverfolgung und deren Aufarbeitung zurückhalten. Bei einem christlichen Friedhof gäbe es in besagtem Falle stattdessen eine Unterschriftenliste!

Gott sei Dank gibt es immer wachsame Bürger – meist sind es ältere -, die auf solche soziale und kulturelle Defizite hinweisen. Beim Thema Judentum und Holocaust erfolgt dann die sofortige und allseitige Zustimmung. Wie kann man – bei unserer „jüngsten Vergangenheit“ – auch dagegen sein? Schnell soll der Schaden behoben werden. Kurz danach „wächst“ – im wahren Sinne des Wortes – „Gras über die Angelegenheit!“

Schändungen jüdischer Friedhöfe jedoch gab es nach dem 2. Weltkrieg im Kreis Euskirchen nicht. Während grundsätzlich Schändungen christlicher Friedhöfe meist kriminellen Elementen zuzuschreiben sind, wären Friedhofsfrevel auf jüdischen Grabstätten hauptsächlich völkischen und rechtsradikalen Kreisen zuzuordnen.

Das Beispiel Bleibuir – im Kontext von Vergessen einer jüdischen Gemeinde auf dem Lande und der  nie  hier erfolgten ostentativen Schändung eines jüdischen Friedhofs – erinnert an die Gedanken des berühmten Rabbiners Leo Baeck, die zwar schon 1932 – also unter anderem Vorzeichen - , vor dem „Vergessen“ und „Verstummen“ warnten, sich aber an die Zeit der beborstehenden Diktatur richteten. Aber die heutige Möglichkeit, „reden, mahnen und warnen“ zu können, würde Leo Baeck als Zeichen einer lebendigen Demokratie werten:

Es gibt eine Geschichte menschlicher Worte, des Sprechens und Aufrufens von Menschen, aber es gibt auch eine Geschichte dessen, wozu Menschen geschwie­gen haben, und sie ist eine Geschichte menschlicher Enge und Niedrigkeit. Wenn so oft Verbrechen und Untat sich weithin dehnen konnten, es ist fast immer geschehen, weil die Gewissen verschlossen und die Lippen stumm blieben, die sich zum Worte des Rechtes und der Sittlichkeit hätten öffnen sollen. Schuldig sind die, welche ein Böses verüben, aber schuldig, zumal vor dem Gericht der Geschichte, sind die auch, die einen Frevel sehen oder um ihn wissen und still dazu sind; sie sind die, welche, ohne es zu wollen, ihm erst den Weg bereiten. Nur wo Unfreiheit ist, kann die Gewalt ihre Bahn haben, und niemand ist unfreier als der, welcher stumm ist dort, wo er reden, wo er mahnen und warnen sollte (…).

Aber wenn das Volk als solches, als ganzes mit­schuldig wird durch Schweigen, durch Dulden, durch Zuschauen, dann zerstört die Untat den Boden, auf dem allein ein Volk besteht; er bricht unter ihm zu­sammen. Völker sind versunken, erst wenn sie vorher verstummt waren, wenn der Widerspruch gegen die Sünde, der Spruch des Rechts seine Menschen nicht mehr gefunden hat.

Auch die Pflege kleiner jüdischer Friedhöfe auf dem Lande ist ein Beitrag, das „Verstummen“ der ehemals hier beheimateten jüdischen Mitbürger zu verhindern. Selbst der kleinste jüdische Friedhof erinnert und mahnt gleichzeitig. Für uns Nicht-Juden sind sie – wieder im wahren Sinne des Wortes -  ein „Denkmal“, eine Erinnerung an unsere eigene Geschichte und Kultur.

Es ist aber auch nachvollziehbar, dass das heutige Vergessen der jüdischen Grabstätten auf dem Lande etwas mit dem Wechsel der Standortpräferenzen, der Größe einer jüdischen Gemeinde und mit ihrer topographischen Lage zu tun hat bzw. hatte. Kurzum, auf dem Lande gab es über die Jahrhunderte hinweg kaum einen Wandel in der sozialen Schichtung der Juden. Als Metzger und Viehhändler in den Dörfern und Kleinstädten blieb ihr sozialer Status derselbe; in der nummerischen Auflistung gab es allerdings keinen Vergleich mit den Großstädten – eher jedoch in der prozentualen Statistik. Bleibuir hatte vor 150 Jahren etwa  15% Juden, was die Stadt Mechernich offenbar heute nicht weiß.

Seit dem christlich-dominierten Zunftwesen und den grundlegenden päpstlichen Beschlüssen des Jahres 1215 konzentrierte sich die Berufstätigkeit der Juden auf das Finanzwesen und den Viehhandel – in Zusammenhang mit der Profession des Metzgers. In der ländlich strukturierten Kreisstadt Euskirchen zum Beispiel waren etwa 90% der Juden in diesen Sparten tätig und führend. Jüdische Persönlichkeiten – trotz Reglementierung und sozialer Distanz – prägten besonders in den Großstädten Kultur, Wissenschaft und Finanzen und hinterließen bis heute  bleibende Spuren. Gelegentlich waren sie in manchen Regionen sogar ein staatstragender Faktor. Deren imposante Grabmäler und Mausoleen gehören heute zum Aufgabenfeld  der renommierten Denkmalpflege.     

Mit dem sozialen Wandel und dem über 300 Jahre geltenden Verbot für Juden, in der Stadt Köln sesshaft zu werden, veränderte sich im 19. Jahrhundert die Struktur der jüdischen Gemeinden. Während sich bis zu diesem Zeitpunkt das Judentum in der Voreifel und erst bedeutend später in der Eifel ausgedehnt hatte und in dem Dreieck Bonn-Köln-Aachen seine ökonomische Existenz als Viehhändler und Metzger konzentrierte, entwickelte sich eine starke soziale Mobilität, die durch Gesetze und Emanzipationsbestrebungen erleichtert wurde.

Dadurch wurden manche jüdischen Gemeinden kleiner oder lösten sich vollständig auf. In der Umgebung des erwähnten Eifeldörfchens Bleibuir bei Mechernich verschwanden somit Kehillas und langfristig auch jüdische Friedhöfe.

Sie gerieten in Vergessenheit. Beispiele hierfür sind  Harzheim, Firmenich-Obergartzem, Frauenberg oder der Waldfriedhof im Hardtwald bei Stotzheim. Bei meinen Recherchen fand ich dort noch einen zerstörten 150jährigen Grabstein, den man nach Bad Münstereifel brachte. In Frauenberg wurden 1930 menschliche Überreste bei Ausgrabungsarbeiten am „Judenkirchhof“ in der Nähe der Burgfundamente gefunden. Auch diesen Friedhof gibt es heute nicht mehr. Schon damals war er in Vergessenheit geraten. Man machte nie der Kommune einen Vorwurf, die kleinen jüdischen Grabstellen zu vernachlässigen, weil die übergeordneten und eigen Institutionen und Privatleute für den Erhalt sorgten – allerdings in einer äußeren Form, die nicht den Christen zusagte.

Die Situation ist heute anders!

Es gibt auf dem Lande keine größeren, intakten jüdischen Gemeinden mehr, die für die rituelle Pflege und Wartung der Begräbnisstätten sorgen können. Nur ein einzelner Stein auf einem Grab erinnert gelegentlich an einen Besucher – meist einen jüdischen Touristen. Hier muss heutzutage die jeweilige Gemeindeverwaltung eine wichtige Funktion übernehmen.

Die vier Grabsteine auf dem kleinen -  übrigens keineswegs übermäßig vernachlässigten - Friedhof von Bleibuir sollten für uns Nicht-Juden zumindest  eine Erinnerungsstätte und ein Mahnmal bleiben. Sie sollten auch an die Blütezeit der Kehilla in der Mitte des 19. Jahrhunderts erinnern, die ich in meiner Dokumentation „Judenverfolgung und Fluchthilfe im deutsch-belgischen Grenzgebiet“ dokumentiert habe:

 

Die jüdische Gemeinde von Bleibuir

von Hans-Dieter Arntz

Auszug aus dem Buch: Judenverfolgung und Fluchthilfe im deutsch-belgischen Grenzgebiet“,Euskirchen 1990, S. 34-37
(Die Fußnoten sind dem gleichnamigen Buch zu entnehmen)


Das preußische Judengesetz vom 23. Juli 1847 hatte die Gemeindeverwaltung vollständig geändert. Das Gesetz wollte keine Einheit der Juden, es dezentralisierte die Verwaltung des jüdischen Gemeindewesens und schuf viele isolierte Betgemeinden - auch in der Eifel. Es machte aber dafür die Gemeinden selbstständig und gewährte ihnen die Rechte einer Körperschaft öffentlichen Rechtes. Es gab ihnen also gewisse Hoheits­rechte, insbesondere den so genannten Parochialzwang, d.h. die - später durch das Austrittsgesetz gelockerte – Verpflichtung aller im Gemeindebezirk wohnenden Juden, der Gemeinde anzugehören, und ferner das Recht der Besteuerung mit Beitreibungs­zwang sowie alle Grundlagen zu einer ordnungsgemäßen Verwaltung mit der Befugnis, ihren Vorstand und ihre Amtspersonen selbst zu wählen und ihre religiösen Angelegen­heiten frei zu ordnen.

Die jüdischen Gemeinden erstarkten so sehr, dass man bald an den Bau von Synagogen, Schulen und die Anlage von Begräbnisstätten dachte. So plante Gemünd seit 1864 den Bau eines neuen Bethauses54). Die Einweihung konnte - unter Beteiligung aller Gemünder Bürger - im Jahre 1874 gefeiert werden. Ein Bethaus in Kall entstand 1869. Der Bau entsprach der einer kleinen Landgemeinde und sollte von folgenden jüdischen Familien finanziell getragen werden:55)

 

Aufstellung aus dem Jahre 1863:

1.   NATHAN, Mirjam              aus Call, Handelsfrau
2.   RUHR, Pavill                        aus Call, Handelsmann
3.   KAUFMANN, David           aus Sistig, Handelsmann
4.   RUHR, Michel                      aus Sötenich, Handelsmann
5.   RUHR, Carl                           aus Sötenich, Handelsmann
6.   RUHR, Heinrich                   aus Sötenich, Handelsmann
7.   KATZ, Abraham Ruben    aus Call, Handelsmann
8.   SIMON, Philipp                   aus Call, Handelsmann
9.   KATZ, Heumann                 aus Marmagen, Metzger
10. ROTHSCHILD, Moses        aus Urft, Metzger

 

Das kleine Dörfchen BLEIBUIR, nur wenige Kilometer von Kall und Mechernich entfernt, entwickelte sich auch zu einem „Judendorf" am Rande der Eifel. Es lag, wie es der Name schon sagt, in unmittelbarer Nähe eines Bleibergwerks. Außerdem fand man dort, wenn auch in geringen Mengen, Kupfer und Silber. Schon die Römer hatten hier das Bleierz abgebaut. Das Bergwerk war in den letzten Jahrhunderten mehrmals geschlossen worden, wurde aber immer wieder geöffnet, wenn es wirtschaftliche Gründe oder neue Erfindungen gab. Die Chronik von Bleibuir mit seiner beinahe 2000jährigen Geschichte56) kann beweisen, wie flexibel jüdische Händler auch im Eifelgebiet waren.


Bleibuir (1920) bei Mechernich, ein  jüdisches Zentrum
im Jahre 1866 und mit 14,5 % „Israeliten“
ein bekanntes „Judendorf"

 

Als nämlich in der Mitte des letzten Jahrhundert die Grube „Gute Hoffnung" wieder eröffnet wurde, ließen sich sofort die ersten jüdischen Händler mit ihren Familien dort nieder. Es galt, vor Ort die vielen Arbeiter mit Lebensmitteln und Kleidungsstücken zu versorgen. Schnell stieg die Anzahl der jüdischen Dorfbewohner. Im Jahre 1866 waren es schon 48, die bald auch den Bau eines eigenen Bethauses wünschten.57) Ein Jahr später wurde dies genehmigt. Der „Vorsteher der israelitischen Gemeinde zu Bleibuir", Andreas Simon, listete in diesem Jahr für die Königliche Regierung seine Gemeinde namentlich auf:

 

Einwohner von Bleibuir (1866)

1.   SIMON, Andreas, Vorsteher
2.   SIMON, Fanny, Ehefrau
3.   SIMON, Sibilla, Tochter
4.   SIMON, Alexander, Sohn
5.   SIMON, Laura, Tochter
6.   SIMON, Markus, Sohn (unter 14 Jahre)
7.   SIMON, Lena, Tochter (unter 14 Jahre)
8.   SIMON, Regina, Tochter (unter 14 Jahre)
9.   SIMON, Augusta,. Tochter (unter 14 Jahre)
10.   KATZ, Gabriel, Handelsmann
11.   KATZ, Adelheid, geb. Wolff, Ehefrau
12.   KATZ, Markus, Sohn
13.   KATZ, Karl, Sohn
14.   KATZ, Amalia, Tochter
15.   HEUMANN, Andreas, Handelsmann
16.   HEUMANN, Abraham, Sohn
17.   HEUMANN, Julie, Tochter
18.   HEUMANN, Sara, Tochter
19.   HEUMANN, Hermann, Sohn
20.   HEUMANN, Jakob, Sohn (unter 14 Jahre)
21.   HEUMANN, Jutha (?), Tochter (unter 14 Jahre)
22.   MAYER, Samuel, Handelsmann
23.   MAYER, Sara geb. Simon, Ehefrau
24.   MAYER, Daniel, Sohn
25.   MAYER, Simon, Sohn
26.   MAYER, Jakob, Sohn (unter 14 Jahre)
27.   LEVY, Jeannette, Schwiegermutter
28.   SIMON, Philipp, Schwager
29.   FROHWEIN, Andrea geb. Julie Mendel
30.   FROHWEIN, Minna (?), Tochter
31.   FROHWEIN, Lena, Tochter
32.   FROHWEIN, Salomon, Sohn
33.   SIMON, Abraham, ohne bes. Geschäft
34.   FROHWEIN, Zoppal (?) geb. Adolf Wolf
35.   FROHWEIN, Lena, Tochter
36.   FROHWEIN, Amalie, Tochter
37.   FROHWEIN, Meyer, Handelsmann
38.   FROHWEIN, Sibilla, geb. Chan, Ehefrau
39.   FROHWEIN, Nathan, Sohn
40.   FROHWEIN, Leopold, Sohn
41.   FROHWEIN, Karl, Sohn
42.   FROHWEIN, Levy, Glaser
43.   FROHWEIN, Julia, Schwester
44.   FRANK, Gabriel, Glasergeselle
45.   SCHWARZ, Joseph, Lehrling
46.   VOSS, Mochard (?), Handelsmann
47.   VOSS, Lina, geb. Mendel, Ehefrau
48.   VOSS, Caroline, Tochter (unter 14 Jahre)

 

Wenn man bedenkt, dass im Jahre 1866 das Eifeldörfchen Bleibuir etwa 330 Einwohner hatte, von denen 48 „Israeliten" (14,5%) waren, dann versteht man, warum in der Umgebung jahrzehntelang von dem so genannten „Judendorf" gesprochen wurde.

 Nachdem in der Bleigrube „Gute Hoffnung" der Ertrag allmählich zurückgegangen und andere Orte diesbezüglich interessanter geworden waren, zogen die jüdischen Händler in die größeren Ortschaften - oft nach Mechernich. Im Jahre 1885 zählten nur 16 Israeliten zu den 360 Einwohnern.58) Um die Jahrhundertwende gab es keinen Juden mehr dort. Im Jahre 1892 hatte nämlich die Gesellschaft Neu-Schunk-Olligschläger den gesamten Betrieb eingestellt.

Heute erinnert sich keiner mehr an die kleine jüdische Gemeinde von Bleibuir, deren Ahnherr wohl Nathan Jacob war, der 1728 über Ripsdorf nach Bleibuir verzog, da er nirgendwo einen Geleitbrief erhielt, als Händler umherziehen zu dürfen.59) Zwischen dem Eifelörtchen und Wielspütz erinnert ein kleiner Friedhof mit noch 4 Grabsteinen an die jüdische Existenz im letzten Jahrhundert.

LINK

link Nur 50 Jahre: Juden in Bleibuir bei Mechernich (Auszüge aus einem Fernsehfilm)
link Über Grabsteine zurück zu den Wurzeln jüdischer Familiengeschichte: Die Verdienste von Dieter Peters

link Judenverfolgung und Fluchthilfe im deutsch-belgischen Grenzgebiet
link Judenverfolgung und Fluchthilfe im deutsch-belgischen Grenzgebiet (Rezension)
link Wie die Juden von Kommern endlich zu ihrem Gedenkstein kamen

« zurück zum Seitenanfang