Angehörige der jüdischen Familie Klaber gab es auch in Zülpich.
Hinweis auf eine interessante Ausstellung in Euskirchen (10.11.–8.12.2017)

von Hans-Dieter Arntz
29.10.2017

Einige Wochen nach der Eröffnung der Bonner Wanderausstellung „Die Klabers“ am 22. September 2014 kontaktierte mich Jack Klaber aus Ramat Hasharon (Israel) und bat um weitere genealogische Auskünfte und Fotos von seinen Verwandten in Zülpich. Jetzt ist die damalige Ausstellung in der Zeit vom 10. November bis zum 8. Dezember 2017 auch in Euskirchen (Foyer des Kreishauses Euskirchen, Jülicher Ring 32) zu sehen, nachdem sie schon vor einiger Zeit auch schon im benachbarten Rheinbach Interesse gefunden hatte. Sie wurde von der Gedenkstätte für die Bonner Opfer des Nationalsozialismus organisiert und von der Landeszentrale für politische Bildung NRW unterstützt.

Die Geschichte der jüdischen Familie Klaber beinhaltet mehrere Orte in der rheinischen Region, aber ihre Wurzeln reichen eigentlich zurück bis nach Zülpich. Etwa 30 Familienangehörige waren im September 2014 aus Chile Israel, Belgien und Holland angereist, um den genealogischen Spuren zu folgen. Schmerzhaft erinnerte man sich zum Beispiel an den in Zülpich geborenen  Josef Klaber (* 02.09.1894, † Holocaust) oder an die ebenfalls hier geborenen Elfriede Klaber (1881-1943) und August Klaber (1876-1938). Auch deren Genealogie war u.a. vom Familienbuch Euregio gewissenhaft erforscht worden.

In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts ließen sich die Klabers nachweislich in Zülpich nieder. Zwei Generationen später waren die vielen Angehörigen von Metzgermeister Moses Klaber (*28.04.1859 Zülpich-Sinzenich, † 7.02.1939 in Zülpich) in verschie­denen Leitberufen des Landjudentums etabliert. Das „Judengesetz von 1847“ hatte bereits eine weit gehende Vereinheitlichung der bisher geltenden unterschiedlichen Rechte gebracht, aber im Kaiserreich waren Juden nunmehr rechtlich gleichgestellt. Als überzeugte deutsche Bürger dienten auch Angehörige der rheinischen Familien Klaber als Soldaten im Ersten Weltkrieg.

In der Weimarer Republik erlangten einige einen bescheidenen Wohlstand, bevor sie, unter der NS-Herrschaft ihrer bürgerlichen Rechte beraubt, aus­gegrenzt und verfolgt wurden. Die meisten Mitglieder der Familie Klaber wurden deportiert und ermordet, nur wenige überlebten.

Margot Epstein, geboren und aufgewachsen in Bonn, hat bei ihrer Flucht 1939 nach Großbritannien und weiter in die USA viele persönliche Fotos der Familie retten können. Die Ausstellung erzählt anhand dieser Fotos und persönlicher Dokumente die Geschichte der Klabers in der Voreifel, im Rheinland und in der ganzen Welt (vgl. auch meine u.a. Links).

Bei der Präsentation hilft der Geschichtsverein des Kreises Euskirchen e.V. In der Einladung heißt es u.a.:

Nach der Begrüßung durch den stellvertretenden Landrat, Markus Ramers, wird Astrid Mehmel, Leiterin der Gedenkstätte für die Bonner Opfer des Nationalsozialismus, die Ausstellung am 10. November, um 11 Uhr, bei einer feierlichen Eröffnung im Foyer des Kreishauses vorstellen. Eine besondere Ehre ist es für uns, dass die älteste Enkelin von Moses Klaber sowie weitere Urenkel aus den USA, den Niederlanden und Belgien anreisen und zur Eröffnung sprechen werden

Mit Bezug auf die Regionalhistorie teilte mir Jack Klaber in unserer Korrespondenz damals ergänzend mit:

Mein Urgroßvater Hermann Klaber war der Halbbruder von Margot Epsteins Großvater Moses Klaber. Und Otto Klaber, der auf Ihrer Homepage als Beispiel herangezogen wurde, war ein Nachkömmling des dritten Zweig der Klabers, Abraham Klaber, der Bruder von Hermann und Halbbruder Moses (...).

Mein Großvater war Jacob Klaber, der noch in Zülpich geboren wurde, jedoch nach Breyell (heute Nettetal-Breyell) gezogen war. Seine Mutter stammte aus der unmittelbaren Nähe  und weitere Verwandte waren dort ansässig. Mein Vater und seine drei Brüder wurden alle in Breyell geboren. Mein Vater hat dann nach dem Tode seines Vaters im Jahre 1936 den landwirtschaftlichen Betrieb übernommen.

Ich wäre ich Ihnen sehr verbunden, wenn Sie mir weiter helfen würden, damit ich diese Informationen auch einsehen und die Daten auf den zugehörigen Geni.com Seiten aufführen könnte. Vor allem möchte ich Ihr Foto von Otto Klaber als Profilfoto auf Geni.com setzen.

Auch ist es vielleicht von Interesse zu erwähnen, dass mein Cousin Stephen Klaber aus Chicago und ich die nächsten noch lebenden Verwandten vom Ehepaar Hermann und Clementine (geb. Nussbaum) und Fanny Sommer, geb. Klaber sind , beide aus Rheinbach. Hermanns Vater Salomon und Fanny Sommer geb. Klaber waren Geschwister unseres Urgroßvaters Hermann Klaber...

Gerne half ich mit Fotos aus, von denen auch einige in meinem Buch „REICHSKRISTALLNACHT“ – Der Novemberpogrom 1938 auf dem Lande , Seite 36 zu sehen sind.

Die beiden u.a. Bilder zeigen zum Beispiel Otto Klaber und seine Ehefrau Pauline.

 

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Otto Klaber aus Zülpich mit Ehefrau Pauline geb. Strauss (© H.-Dieter Arntz)

 

Der in Zülpich geborene Otto Klaber (*11. 12.1875, † 19. September 1942) war der Sohn von Jacob Klaber und Julie Klaber und kam in Treblinka ums Leben. Verheiratet war er mit der Bayerin Pauline Klaber (*30. 01.1871 in Sommerhausen, † 19. September 1942 in Treblika). Martha Klaber (1900-1942) und Grete Klaber (1907-1942) waren die Töchter des Ehepaares und kamen ebenfalls im Holocaust um.

Unter Berücksichtigung der Tatsache, dass mit der Eröffnung der Klaber-Ausstellung auch an die „Reichspogromnacht vom 9./10. November“ erinnert wird, sollte ein Besuch empfohlen werden.

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