Suche nach jüdischen Mitgliedern des Eifelvereins (bis 1933)

von Hans-Dieter Arntz
23.03.2018

In der Fachliteratur, die sich mit der Aufarbeitung der „jüngsten“ deutsch-jüdischen Geschichte befasst, stößt man immer wieder auf die versöhnlich klingenden Hinweise, nach denen die einst hier beheimateten Juden in das Gemeindeleben voll integriert waren. Wenn man aber in den regionalhistorischen Archiven nachforscht, gibt es doch nur noch wenige Belege hierfür. Das stellte ich vor einiger Zeit erneut fest, als ich mich mit meinem Online-Artikel Jüdische Sportler in Euskirchen befasste.

In den ersten Monaten nach der „Machtergreifung“ der Nationalsozialisten führte die gleichgeschaltete Presse einzelne Persönlichkeiten provokativ vor, als sie aus dem Sport- oder sonstigem sozialen Gemeindeleben „entfernt“ wurden. Das war zwar ein Beweis für eine bisherige Mitgliedschaft, aber dann auch das Ende des „harmonischen Vereinslebens“!

 

test

 

In ländlichen Gebieten, wo man sich persönlich kennt, war das sehr diskriminierend. Ein noch höflich gehaltene Schreiben an den jüdischen Kaufmann Teller aus Gemünd - das am 10. Oktober 1933 seinen Ausschluss aus dem traditionsreichen Krieger-Verein beinhaltete -, bestätigt zumindest seine Zugehörigkeit zum Gemünder Vereinsleben. Es beweist aber auch die Kündigung seiner langjährigen Mitgliedschaft, die trotz meines Antrags in der Zeit 1990 bis 1992 nicht rückgängig gemacht wurde. Das wäre ein formeller und versöhnender Akt gewesen.

Inzwischen konnte ich feststellen, dass in größeren Ortschaften und Städten jüdische Freizeitgestaltung und soziales Miteinander bevorzugt in rein jüdischen Vereinen stattfand. Dies ist auch heute noch der Fall. So gab es zum Beispiel vor etwa 90 Jahren in der kleinen Voreifel-Stadt Euskirchen einen jüdischen Tennisverein, der allerdings in sportlichem und freundschaftlichem Wettkampf mit den Vereinen der Nachbarschaft stand. So etwas war in noch kleineren Gemeinden und Dörfern gar nicht möglich. So schlossen sich dort die wenigen jüdischen Sportinteressierten oder sonstigen, am Gemeindeleben Interessierten den üblichen Ortsvereinen an, wo sie allerdings voll akzeptierte und integrierte Mitglieder waren.
An diesen Sachverhalt wurde ich neulich wieder erinnert, als mir Leser meines Online-Artikels 110 Jahre Eifelverein, Ortsgruppe Euskirchen (1908-2018) – Die Chronik berichtet über das Gründungsjahr 1908 diesbezügliche Fragen stellten. Ihnen ging es um ein Foto, das mir im Jahre 1978 Frau Martha Cleffmann geb. Schnog († 15.12.1982) überließ.

 

test test

 

Die im Jahre 1906 in Erp geborene und danach in Euskirchen lebende jüdische Zeitzeugin belegte damit, dass es zumindest im Jahre 1926 auf dem Lande jüdische Mitglieder im Euskirchener Eifelverein gab. Ihr Gruppenbild lässt fröhliche Zusammengehörigkeit erkennen, von dem sie in den vielen Interviews immer wieder schwärmte.

Offiziell jedoch lässt sich heutzutage von der Euskirchener Ortsgruppe keine jüdische Mitgliedschaft nicht mehr belegen. Das ist historisch bedauerlich, da sich dies auch sogar auf den gesamten Eifelverein, der heutzutage mit etwa 28.000 Mitgliedern immer noch zu den größten Wandervereinen in Deutschland zählt, bezieht. Gab es in der Eifel und Voreifel jüdische Wanderer, die im Eifelverein offiziell organisiert waren?

Prof. Wolfgang Schmid von der Universität Trier, als Hauptkulturwart Mitglied des Hauptvorstandes des Eifelvereins, antworte mir diesbezüglich:

(…) Leider gibt es gedruckte Mitgliederlisten nur in der Zeit um 1900. 1944 ist die Geschäftsstelle in Bonn ausgebombt worden. In der Festschriftenliteratur hat man dieses Thema totgeschwiegen.Das einzige, was mir einfällt, sind Meldebogen der OG Koblenz, die deutlich machen, dass die Mitgliederzahl 1933 erheblich geschrumpft ist. Vgl. hierzu: http://www.eifelverein-koblenz.de/index.php/bildergalerie/geschichte/319-1933

Nachdem ich seit einiger Zeit nach jüdischen Sportlern aus Euskirchen suche (siehe oben), würde ich jetzt gerne etwas über jüdische Mitglieder des Eifelvereins wissen. Dies könnte sogar ein exemplarischer Aufruf dafür sein, auch mal jüdische Vereinsmitglieder in anderen Vereinen nachzuweisen. Bei der Suche könnten sich besonders jeweilige Heimatforscher und Regionalhistoriker beteiligen...

 

test test

 

 Es geht also um den Nachweis jüdischer Vereinsmitglieder und deren „harmonische Integration“ bis etwa 1933.
Der Vorstand des Euskirchener Eifelvereins überließ mir freundlicherweise einige seiner frühesten Fotos, die für unsere Region Aufschluss geben könnten. Es handelt sich um Wanderungen nach Commern und Urft im Jahre 1927 und dann um eine Gruppenaufnahme bei Rodert/Eicherscheid aus dem Jahr 1932/33:

 

test

 

« zurück zum Seitenanfang