Dass die personenbezogene Aufarbeitung der "jüngsten Vergangenheit" und deren Manifestierung mithilfe von Gedenktafeln, Straßenbenennungen, Mahnmalen und Stelen fast immer mit Problemen oder gar Protesten verbunden sind, können besonders Regionalhistoriker bestätigen. Das hat etwas damit zu tun, dass in einer überschaubaren Kommune beinahe jeder jeden kennt bzw. kannte und eine zu ehrende Persönlichkeit aus der Sicht verschiedener Zeiten und des eigenen Erlebens bewertet wird. Das gilt natürlich auch für die Vergegenwärtigung der Voreifeler Gedenkpolitik und Gedenkkultur.
Diesen Sachverhalt hatte ich auch jüngst wieder anhand des bekannten Schriftstellers Paul Coelestin Ettighoffer im Eifeljahrbuch 2022 dargestellt. Hier ging es um eine inhaltlich aktualisierte meiner 3-teiligen Online-Serie „Der Schriftsteller Ettighoffer in der Diskussion des Zeitgeistes: Streit um die Benennung einer Straße in Euskirchen„. Es sei nur darauf hingewiesen, dass der besonders in den 1930er Jahren prominente Autor oft mit Erich Maria Remarque verglichen wurde, dem überwiegend als pazifistisch eingestuften Verfasser des Romans "Im Westen nichts Neues". Nach dem 2. Weltkrieg war Ettighoffer als angeblich ideologisch angepasster deutscher Kriegsliterat verpönt, lebte zurückgezogen in der Voreifel und profilierte sich dann aber zum friedvollen Mitbegründer der deutsch-französischen Freundschaft, der sogar von Charles de Gaulle geehrt wurde.
Die Kreisstadt Euskirchen hat ebenfalls markante Beispiele, die den wechselnden Zeitgeist widerspiegeln. Dies belegt folgender Artikel aus dem Jahrbuch des Kreises Euskirchen 2022, S. 185 - 193.