Peter Schiffer, der ehemalige Literat Euskirchener Karnevals-gesellschaften und verdienstvolles Mitglied des Euskirchener Vereins „Sängerkreis“, verfasste für das Buch Kriegsende 1944/45 zwischen Ardennen und Rhein, Euskirchen 1984, Seite 505, folgende schlichte Reminiszenz, die beim Aufwand der heutigen Festivitäten zum Nachdenken anregen könnte:
Im Saale des Hotel Joisten brannten wieder alle Lichter; zwar nicht sehr hell, aber sie brannten. Späte Passanten blieben auf der Neustraße stehen, denn sie hörten Musik und lautes Lachen. Da ringsherum alles zerstört war, fiel es schwer, an so etwas wie Karneval zu denken. Der `Sängerkreis Euskirchen´, bekannt durch seine stets guten `Bunten Abende´ nahm diese Tradition wieder auf und hatte die Sänger zur ersten Nachkriegsveranstaltung überhaupt wieder eingeladen. Trotz der schweren Zeit kamen all diejenigen wieder, die den Krieg und seine Nöte überlebt hatten. Die Verwandten und Freunde füllten den Saal bis zum letzten Platz.
Für viele war es ein großes Wiedersehen. Alle sahen blass und mager aus. Auch die Kleidung entsprach nicht einem Silvesterfest. Viele hatten ihre Wohnung, ihre ganze Habe, ihre Angehörigen verloren und wohnten unter den primitivsten Verhältnissen. Noch heute glaube ich als damaliger Organisator, dass mancher schwergeprüfte Mensch Mut und neue Lebenskraft gewonnen hatte, damals in der Nacht zum Jahr 1946.
Natürlich brachten sich die Besucher ihre Getränke selber mit. Unter den Tischen standen die Taschen mit selbst gebranntem „Knolli-Brandy". Dann sang der Chor ein Lied, das ich für meinen `Sängerkreis´ getextet hatte:
Es schlug der Krieg uns schwere Wunden,
Und mancher hat nicht heimgefunden.
Man sieht und spürt doch viele Narben.
Vergesst sie nicht, die für die Heimat starben!
Doch meistert die Not und bekämpfet den Schmerz!
Es bleibe stets tapfer das rheinische Herz.
Das Lied der Heimat gibt uns die Kraft;
ein frohes Lied oft Wunder schafft!