Seit Anfang September – wohl in Erinnerung an den Beginn des 2. Weltkrieges am 1. September 1939 – werde ich wieder häufiger von Historikern und Heimatforschern kontaktiert. Entweder werden spezielle Fragen zum Kriegsende 1944/45 in der Eifel und Voreifel gestellt oder ich habe die Ehre, Fotos und Dokumente von deutschen und amerikanischen Veteranen meinem Archiv beifügen zu dürfen. Letzteres hat m. E. auch etwas mit Haushaltsauflösungen zu tun.
Hierzu gehört zum Beispiel auch der Kontakt zu Robert Stephen Osman, dem amerikanischen „Senior Historian“ einer Historischen Gesellschaft von Minnesota. Er hinterließ mir 44 interessante Textseiten der Memoiren seines Vaters, dem US-Veteranen Eugene L. Osman (1917-2014) aus Illinois/USA: „Days of my Army Life“. Er gehörte 1944/45 zur „Tank Destroyer Group“ in Belgien und Deutschland und berichtet u. a. über seinen Einsatz in Eupen und Euskirchen. Vgl. meine NEWS vom 13. und 16. September 2017.
Und immer wieder neue Kriegsbilder ....
Es muss wohl mit dem Datum 1. September 1939 zu tun haben, dass sich zurzeit wieder viele für den Zweiten Weltkrieg in der Eifel und Voreifel interessieren. Aufgrund meiner Bücher und Online-Artikel bin ich daher mehrfach angeschrieben und um Auskunft gebeten worden. Zu den Fragestellern gehört auch Robert Stephen Osman, „Senior Historian“ der Historischen Gesellschaft von Minnesota „Ramsey County Historical Society“, deren interessante Forschungsschwerpunkte eigentlich ganz woanders liegen. Aber jetzt geht es dem Historiker nicht um den amerikanischen Civil War (1861-1865), sondern um seinen Vater, der am 16. März 1945 – als Soldat der 1. US Army, 23. Tank Destroyer Group – in Euskirchen einrückte und seinem Sohn hiervon mehrere Fotos hinterließ.
Schon 1984 publizierte ich ein Foto, das amerikanische Soldaten der 78. Division beim Vorbeimarsch am Euskirchener Marktplatz zeigt. Das Bild wurde am 5. März 1945 von der Treppe des Hotel Joisten gemacht.
Robert Stephen Osman geht es wohl um eine familiengeschichtliche Aufarbeitung. Er möchte gerne wissen, an welcher genauen Stelle sein „Daddy“ im Euskirchener Stadtzentrum vor dem zerstörten Haus steht. Wo hat das bombardierte Gebäude gestanden? Offensichtlicht beabsichtigt der Amerikaner aus Saint Paul, demnächst in die Voreifel und die Kreisstadt zu kommen. Die Tatsache, dass am 16. März auf Anweisung der US-Besatzung keine weißen Fahnen mehr in Euskirchen hängen sollten und die Schwierigkeit, das bombardierte Gebäude noch zu lokalisieren, bitte ich die Leser meiner regionalhistorischen Homepage um freundliche Mitarbeit bei der Suche.
Eugene L. Osman (1917–2014): “The Days of my Army Life (30 Nov.–24 Sep. 1945)”
In meinen NEWS vom 13. September 2017 ging es um den US-Veteranen Eugene L. Osman (1917-2014) aus Illinois/USA, dessen Sohn Robert Stephen Osman, „Senior Historian“ einer amerikanischen Geschichtsgesellschaft, im Familienarchiv 44 interessante Textseiten aus dem Jahre 2006 gefunden hatte. Dabei handelte es sich um die Erinnerungen seines inzwischen verstorbenen Vaters „Days of my Army Life“, der 1944/45 zur „Tank Destroyer Group“ in Belgien und Deutschland gehörte.
Da das mir vorliegende Manuskript viele Eifel-spezifische Aspekte und Details zum Kriegsende 1944/45 enthält, bin ich dankbar, dass ausgerechnet mir und meinem Archiv der englischsprachige Text überlassen wurde. Hier geht es u. a. auch um Details zum Bereich Eupen, Spa, Düren, Euskirchen und Bad Godesberg.
In Eupen, das ab 1940 wieder „ins Deutsche Reich zurückgeholt worden war“, hatte Eugene L. Osman die ersten Erlebnisse mit „der eigentlich deutschen Nazi-Bevölkerung“. Da heißt es wörtlich:
Long after dark we reached our destination of Eupen, Belgium, and pulled into a German Army barracks at the south edge of the city. There was an important highway junction in the center of town, and right then it was under attack by German planes. It seems to me that almost every day or night German planes were attacking that intersection, and sometimes American planes would be there in a dogfight. Before World War I the Eupen area had been a part of Germany; in the peace settlement it was awarded to Belgium.
... The people spoke German, and considered themselves Germans, not Belgians. Many families had sons in the German army, and, we were told, had pictures of them in uniform in their homes. We were warned that the town was 95% Nazi...
In meinen Büchern Kriegsende 1944/1945 - Zwischen Ardennen und Rhein (1984) und Kriegsende – Durch die Voreifel zum Rhein (2007) publizierte ich das Originalfoto eines amerikanischen Kriegsreporters, das am 5. März 1945 in der Euskirchener Vuvenstraße gemacht wurde. Es zeigt zwei jubelnde Frauen mit einer weißen Fahne.
Diesen Eindruck von der besiegten und friedlichen Kreisstadt Euskirchen bestätigt Eugene L. Osman. Nicht nur, dass selbst 11 Tage nach der Einnahme durch die amerikanischen Soldaten immer noch weiße Fahnen herausgehängt waren, sondern auch die Tatsache, dass er sich völlig ungeschützt und unbewaffnet im Stadtzentrum bewegen konnte, war es ihm wert, in seinen „Erinnerungen“ festgehalten zu werden:
Euskirchen, Germany, March 16: ... It is about thirty-five miles west of the Rhine River, south of Düren. A major communication center, it also was extensively damaged. I have a small snapshot of me, with some demolished buildings in the background. A large white “surrender” flag is hanging out of an upper window. (These usually were put out by civilians, meaning something like “We surrender all; please leave us alone”.) Every time I see the picture, I puzzle – how come I am not armed? And why am I not wearing my helmet?