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Nach Weilerswist, Euskirchen, Gemünd, Zülpich-Embken und Flamersheim gab es nun auch in dem Vorort von Mechernich, dem im Jahre 1985 rund 3 000 Einwohner zählenden Kommern, einen Gedenkstein - gegenüber dem jüdischen Friedhof- , der an die einstige recht große Synagogengemeinde erinnert. Am ersten Septembersonntag wurde er im Beisein zahlreicher Vertreter des Landes Nordrhein-Westfalen, des Landrates des Kreises Euskirchen, des Mechernicher Bürgermeisters und vieler Ehrengäste eingeweiht. Zwar gab es eigentlich keine Juden aus Kommern, dafür aber aus Bonn, Köln und Düren.
Teil 3 beschreibt die Einweihung des Mahnmals zur Erinnerung an die jüdische Gemeinde von Kommern sowie den Festakt am Nachmittag des 1. September 1985. Beteiligt an den Feierlichkeiten waren: Katholische und Evangelische Pfarrgemeinde Kommern, das Vereinskartell, der evangelische Posaunenchor, der evangelische Singkreis Roggendorf, der Musikverein und Männergesangverein Kommern, das Jugendorchester der Musikschule Mechernich, die Grundschule Kommern und die jüdischen Künstler des Trio Kinnor. Das Kapitel beinhaltet eine Anzahl von Fotos.
Einen Überblick über die Gestaltung der Veranstaltung gibt aus kirchlicher Sicht „Der Weg“, das Evangelische Sonntagsblatt für das Rheinland:
Brückenschlag – nicht ganz gelungen
Jüdische Gäste blieben Mahnmaleinweihung fern
Die Beteiligung war durchaus dem Ereignis angemessen. Jüdische Gäste aus dem ganzen Rheinland waren gekommen, rund 400 Einheimische wohnten den Feierlichkeiten bei, alle Parteien, Organisationen und Ortsvereine hatten Vertreter entsandt. Der katholische Geistliche des Dorfes, Pfarrer Jakob Bister, las den Text Jesaja 65, Vers 16 bis 25. Der evangelische Pfarrer der Kirchengemeinde Roggendorf, Günther Pannes, der sich die religiöse Aufarbeitung des Themas „Christen - Juden" sehr angelegen sein lässt, betonte in seiner Ansprache, wie unsagbar schwer es wäre, die Dimension der nationalsozialistischen Verbrechen in Worte zu fassen. Er ergänzte, dass es „für uns alle befreiend wirken muss", dass wenigstens ein Vertreter der Kommerner Juden zu einem Besuch in sein Heimatdorf gekommen sei. Der Landesrabbiner von Nordrhein-Westfalen, Abraham Hochwald, sprach den jüdischen Segen sowie das Totengebet. So erklang erstmals seit 43 Jahren wieder ein hebräisches Klagelied über den jüdischen Friedhof am Prinzenweg. Der Landesrabbiner stellte die Symbiose zwischen Judentum und Deutschtum während des Ersten Weltkrieges in den Vordergrund seiner Überlegungen. Damals seien mehr als 12.000 jüdische Soldaten für ihr deutsches Vaterland gefallen; mehr als 35.000 erhielten Orden und Ehrenzeichen. Umso schmerzvoller die Ereignisse der kommenden Jahre. Das Mahnmal von Kommern solle allen Bürgern die Hoffnung und Zuversicht vermitteln, dass die kommenden Generationen die Unantastbarkeit der Würde eines jeden Menschen als heiliges Kulturgut zu bewahren und zu beschützen wissen.
Die Feierlichkeiten wurden vom evangelischen Singkreis und dem evangelischen Posaunenchor der Kirchengemeinde Roggendorf umrahmt.
Die Redakteure Günter Bressau, Manfred Görgen und Manfred Lang und H. Hansen berichteten für ihre Zeitungen in Wort und Bild über die Mahnmal-Einweihung in Kommern:
Der PRESSE-SPIEGEL:
Keine bequeme Feier...
232 Jahre jüdische Gemeinde Kommern und ihr trauriges Ende
Knüppel zwischen die Beine der Organisatoren
Ein Bericht der Kölnischen Rundschau, Lokalteil Euskirchen, vom 2. September 1985
Text: Manfred Lang Fotos: Manfred Görgen
(…) Manch einem stockte die Sprache. Unverkennbar machte sich Rührung breit, vielleicht Reue, auf jeden Fall aber Trauer. Das war keine „bequeme Feier", zu der sich gestern Mittag rund 300 Menschen am jüdischen Friedhof (Prinzenweg) in Kommern versammelt hatten. Weder schwungvolle gegenseitige Lobeshymnen noch jene Selbstbeweihräucherung, die man zuweilen von derartigen Anlässen kennt, bestimmten das Bild.
Trauer und Reue
Zu bitter war die Erinnerung daran, dass es in Kommern einmal eine blühende jüdische Gemeinde gab, dass hier zeitweise über hundert jüdische Mitbürger lebten und dass diese Tradition durch das Nazi-Regime ein unvorstellbar schreckliches Ende fand. In hebräischer Sprache stimmte Landesrabbiner Dr. Hochwald ein Seelengebet auf die Kommerner Juden an, die in der Tötungsmaschinerie des Nazi-Regimes umkamen. Dass sich Kommern heute mit seiner jüdischen Vergangenheit identifiziert, davon zeugt jener Gedenkstein, der gestern im Prinzenweg enthüllt wurde. Bis er enthüllt werden konnte, hatte das Vereinskartell als Federführer allerdings manche Schwierigkeiten zu meistern — im eigenen Ort, bei der Stadt, aber auch bei der jüdischen Gemeinde.
Davon war freilich nichts zu spüren, als Erich Ernst die Feierstunde eröffnete. Die jüdischen Mitbürger Kommerns, die zur Feier eingeladen worden waren, hatten sich unter die Leute gemischt, waren für Pfarrer Wolfgang Pannes also nicht unmittelbar erkennbar. „Ein gutes Zeichen", ein Symbol gewissermaßen für den evangelischen Pfarrer von Roggendorf, der die Ansprache hielt und die Menge in Erinnerung an Kommerns ermordete Juden zum Schweigen aufforderte. „Juden und Christen", so Pannes, „ - gemeinsame Zeugen des einen Gottes." Kurt Schwarz, ein echt Kommerner „Jong" jüdischen Glaubens, schüttelte Pfarrer Pannes die Hand: „Sie haben mir aus dem Herzen gesprochen!"
Aus dem privatem Fotoalbum:
Die Lesung hatte Kommerns katholischer Pfarrer, Pastor Jakob Bister, vorgetragen. Für den würdigen musikalischen Rahmen der Feier sorgten der Evangelische Posaunenchor und der Evangelische Singkreis Roggendorf.
Christen und Juden
Über 300 Menschen, einige Abordnungen Kommerner Vereine und Prominenz aus Stadt Mechernich und Kreis Euskirchen erlebten die Feier, deren eindringlichster Redner Landesrabbiner Dr. Hochwald war. Trauer, eine Spur Zorn, aber auch Versöhnung und Hoffnung kennzeichneten seine Ansprache.
Er versuchte seinen Zuhörern aufzuzeigen, dass die deutschen Juden zwei Dinge mit voller Inbrunst wären: Deutsche und Juden. Zwischen dem Jahre 1710, als Abraham der Alte in den Akten erstmals erwähnt wird, und dem 13. Mai 1942, als die letzten Kommerner Juden in die Vernichtungslage deportiert wurden, spannt sich die 232 Jahre dauernde Existenz der jüdischen Gemeinde Kommern.
Kommerner Juden nahmen Anteil am wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Leben des Burgortes und, so Dr. Hochwald, „waren sich ihrer Angehörigkeit zum deutschen Volke voll bewusst". Der Düsseldorfer Landerabbiner konfrontierte seine Zuhörer mit eindrucksvollen Zahlen: 96.000 deutsche Juden standen im Ersten Weltkrieg unter Waffen, 10.000 von ihnen als Kriegsfreiwillige. 12.000 ließen ihr Leben für das deutsche Vaterland, 35.000 kamen mit Orden und Ehrenzeichen nach Hause. Wenige Jahre später habe man sie ihrer Rechte beraubt, ihnen sogar das Recht nationaler Identität abgesprochen. Schließlich machte man sie zu Untermenschen und beschloss ihre Vernichtung. Nur durch einen „Eingriff Gottes" sei die geballte Kraft der alliierten Streitkräfte zu erklären, die die Vernichtung aller Juden verhinderte.
„Die Gemeinde Kommern ist von den Nazis ausgelöscht, wir können sie nicht mehr aufbauen", konstatierte Dr. Hochwald, „aber dieses Mahnmal, das Bürger, besonders Angehörige der jüngeren Generation, errichtet haben, ist ein gutes Omen für eine hoffnungsvolle Zukunft".
Aus dem privaten Fotoalbum:
(v. l. n. r.) Landesrabbiner Dr. Hochwald, Landrat Linden,Karheinz Gehrke, Bürgermeister der Stadt Mechernich
sowie der jüdischer Gast Kurt Schwarz
Pastor Jakob Bister von der katholischen Gemeinde
Erich Ernst, Vorsitzender des Vereinskartells
Der evangelische Pfarrer Pannes bei der Lesung
Landesrabbiner Dr. Hochwald aus Düsseldorf
Besuch als Geste der Versöhnung empfunden
Aus: Kölner Stadtanzeiger, Lokalteil Euskirchen, vom 2. September 1985 von Günter Bressau
Ganz Kommern war auf den Beinen, als am Sonntagmorgen das Gedenk- und Mahnmal für die ehemaligen jüdischen Mitbürger von Kommern eingeweiht wurde. Mit dem Lied „Wer nur den lieben Gott lässt walten", eröffnete der evangelische Posaunen- Chor die Einweihungsfeier, an der Bürgermeister Karlheinz Gehrke, Mechernichs Stadtdirektor Helmut Rosen, Ortsvorsteher Heinz-Josef Schlösser, Landrat Josef Linden sowie zahlreiche Mitglieder des Mechernicher Stadtrates teilnahmen.
Nur einer der ehemaligen jüdischen Mitbürger war allerdings zur Einweihungsfeier nach Kommern gekommen. Mehrere der Eingeladenen hatten kurzfristig abgesagt, die meisten aus familiären Gründen.
Der Vorsitzende des Vereinskartells, Erich Ernst, bedauerte, dass so viele der früheren jüdischen Kommerner Bürger abgesagt hatten. Es war ihm aber dennoch eine große Ehre, wie er sagte, dass einer gekommen war: Kurt Schwarz, der seit seiner Flucht aus Deutschland in England lebt.
Während seines Besuchs musste Schwarz viele Hände schütteln. Manch einer seiner alten Bekannten hätte ihn aber wohl auf Anhieb nicht wieder erkannt. Während der langen Jahre hatte er sich im Aussehen doch stark verändert. Dennoch waren die meisten seiner früheren Bekannten erstaunt, dass „der Kurt", der immerhin schon 75 Lenze zählt, noch so gut aussieht.
Von den Geistlichen ergriffen der katholische Pastor Jakob Bister und sein evangelischer Kollege Pfarrer Wolfgang Pannes das Wort.
„Unsagbar schlimme Zeit"
Pfarrer Pannes fragte sich, warum er überhaupt etwas sage, da es ihm schwer falle, die angemessenen Worte für ein Verbrechen zu finden, das ihn tief bewege. Er stellte ferner die Frage, ob es nicht besser sei, zu schweigen. Aber dann meinte er doch, dass es eine geschichtliche Notwendigkeit sei, für die unsagbar schlimme Zeit die nötigen Worte zu finden. Dass der ehemalige jüdische Bürger der Gemeinde Kommern zu einem Besuch in das Heimatdorf gekommen sei, wertete er als eine Geste der Versöhnung, „die für uns befreiend wirkt."
Sämtliche Vereine nahmen an der Mahnmal-Einweihung teil, die Schützen in ihren traditionellen grünen Uniformen, die Tambouristen in Grau-Blau und die Kamevalisten in Rot. Der evangelische Singkreis trug das Lied „Wohl denen, die da wandeln" vor.
Landesrabbiner Hochwald aus Düsseldorf erinnerte daran, dass es nachweislich schon seit dem 1. Juli 1710 in Kommern Juden gab. Der letzte Jude aus Kommern sei am 13. Mai 1942 von den damaligen Machthabern in eines der Konzentrationslager gebracht worden. Dazwischen hätten 200 Jahre gelegen, in denen die Juden mit der Bevölkerung zusammengelebt hätten.
Über die korrekten Geschäftsgebaren der damaligen Juden gebe es auch ein Dokument, aus dem hervorgehe, dass die Juden niemals, wie es ihnen die Nationalsozialisten immer wieder anhängen wollten, Wucher getrieben hätten.
1. September 1985: Die feierliche Veranstaltung am Nachmittag
Aus dem privaten Fotoalbum
Nach der Einweihung des Mahnmals am Vormittag des 1. September 1985 folgte am Nachmittag eine Feier, die bewies, wie gewissenhaft und tatkräftig sich die Bevölkerung von Kommern auf eine Begegnung mit ihren ehemaligen jüdischen Mitbürgern vorbereitet hatte. Dass dies aber eine Feier ohne sie wurde, wurde schmerzlich empfunden und bis heute nicht verstanden. Dennoch kann heute rückblickend konstatiert werden, dass die Dorfgemeinde und das Vereinskartell alles getan haben, was möglich war, um ihren Beitrag zur „Aufarbeitung mit der jüngsten Vergangenheit“ zu leisten.
Über die beeindruckende Nachmittagsveranstaltung berichtete die Presse:
„Versuchen Sie, zu verzeihen“
Festkonzert zu Ehren der ehemaligen Kommerner Juden
Kölner Stadt-Anzeiger, Lokalteil Euskirchen, vom 3. September 1985 von Dieter Ohnrich
„Versuchen Sie, dem deutschen Volk zu verzeihen", appellierte Mechernichs Bürgermeister Karlheinz Gehrke am Sonntagnachmittag an alle ehemaligen Kommerner Juden. Gehrke sprach für die Bevölkerung, die nach der morgendlichen Enthüllung des Mahnmals (wir berichteten) die Grundschulaula beim Festkonzert zu Ehren der jüdischen Mitbürger voll besetzt hatte. Stühle mussten sogar noch dazugestellt werden.
Schulrektor Erich Kurtenbach, der durch das Programm führte, spürte „einen Hauch von Versöhnung" über der Veranstaltung liegen, die wegen des ernsten Anliegens alles andere sein solle als der gewohnte „musikalische Blumenstrauß".
Geste der Versöhnung
Die am Sonntag vom Vereinskartell dargebotene Geste der Versöhnung wurde von den ehemaligen Kommerner Juden jedoch nicht so erwidert wie erhofft. 15 jüdische Ehemalige waren in ihrer alten Heimat erwartet worden. Viele wollten Gastgeber spielen, hatten sich den Samstag frei und Montag Urlaub genommen. „30 und mehr hätten wir", so Vereinskartells-Vorsitzender Erich Ernst, „unterbringen können." Doch dann kam, aus England, leider nur Kurt Schwarz. Mutmaßungen über das Fernbleiben der Juden machten die Runde. „War es das Alter oder die Aufregung?" fragte sich Erich Ernst: „Wie es auch sei, unsere Gedanken sind heute bei ihnen."
Die musikalischen Grüße an die Ex-Kommerner in ihrer neuen Heimat fielen dann umso reichhaltiger und herzlicher aus. Stellvertretend für die Nicht-Anwesenden hatten allerdings einige noch unter uns lebende jüdische Mitbürger aus dem Kreis in der Grundschulaula Platz genommen.
Der Kommerner Musikverein ließ unter der bewährten Stabführung von „Eifeltrompeter" Fritz Damberg mit Charpentiers „Te Deum" und Beethovens „Die Himmel rühmen" die adäquate Weihestimmung aufkommen, bevor Erich Ernst, Bürgermeister Gehrke und Ortsvorsteher Heinz-Josef Schlösser das Wort ergriffen.
Sie haben", so lobte das Stadtoberhaupt die Kommerner Vereine, „eine bedeutende Initiative ergriffen", weil es 40 Jahre nach Kriegsende an der Zeit sei, die alten Verbindungen wieder fester zu knüpfen. Gehrke erinnerte daran, dass in Kommern seit Jahrhunderten bis zu hundert Juden in Eintracht und Harmonie mit der übrigen Bevölkerung zusammengelebt hätten. Sogar eine Synagoge und eine jüdische Schule hätte es im Dorf gegeben. Am 13. Juli 1942 wurden dann die noch in Kommern verbliebenen neun jüdischen Familien ins Warschauer Getto deportiert. Bürgermeister Gehrke: „Ich bin gegen eine Kollektivschuld auf ewige Zeit, aber für ein kollektives Unrechtsbewusstsein." Abschließend entbot Gehrke „allen jüdischen Mitbürgern, die verstreut in aller Welt leben, ein herzliches Glück Auf.
Bild: Bressau
KURT SCHWARZ (links) war der einzige der ehemaligen Juden aus Kommern, der bei der Einweihung des Mahnmals und beim Festkonzert zugegen war. Mit Schreinermeister Toni Winter (rechts) tauschte Schwarz Jugenderinnerungen aus. Dahinter Johann Hein, bei dem Kurt Schwarz während seines Kommerner Aufenthaltes wohnt.
„So etwas darf sich nicht mehr wiederholen", mahnte ebenfalls Kommerns Ortsvorsteher Schlösser im Rückblick auf die Vergangenheit. Der Männergesangverein unterstrich den Ernst der Stunde mit Arie und Chor „O Isis" aus Mozarts „Zauberflöte" und mit dem Versöhnungslied „Die Menschheit pries den Frieden" von Fritz Ihlau. Es fehlten auch nicht die klingenden „Heimatgrüße" an die ausgewanderten und vertriebenen Juden, die ebenfalls der Musikverein intonierte.
Das Jugendorchester van Dillen und Schüler der Musikschule Mechernich stimmten nach der Pause Vivaldis Concerto grosso, op. 3, Nr. 8, an. Einen mehr lebenslustigen, folkloristischen Akzent setzten Kinder der Grundschule mit Liedern und Tänzen aus Israel. Immer wieder wurde dabei „Shalom" als beherrschendes Thema erwähnt.
Mit Schostakowitschs düster getragenem Trio, op. 67, klang das Festkonzert aus. Mit dem Trio Kinnor aus Bonn hatte das Vereinskartell einen guten Griff getan. Die drei jungen jüdischen Künstler Dennis Latzko (Geige), Edward John Semon (Cello) und Leopoldo Lipstein (Klavier) haben sich mit Konzerten in ganz Europa den Ruf verschafft, ein Kammermusik-Ensemble zu sein, dem die Zukunft gehört. Schostakowitschs sprödes Werk ging das Terzett mit viel Verve, Engagement und einer erstaunlichen instrumentellen Versiertheit an. Die Auswahl des Werkes entsprach dem Anlass: Gerade in seinem Opus 67 hat Schostakowitsch zahlreiche Elemente jüdischer Musik gut hörbar verwoben.
Komponiert wurde dies im Jahre1944. Damals war auch in Kommern das einst blühende jüdische Gemeindeleben mitsamt seinen noch sichtbaren Spuren vernichtet. Der erste Versuch, die Wurzeln des einst intakten Zusammenlebens freizulegen, ist am Wochenende unternommen worden und wohl auch geglückt.
Kurt Schwarz wird, wie er am Sonntag versprach, diese Nachricht unter den übrigen noch lebenden jüdischen Ex-Kommernern verbreiten. Schwarz bedankte sich bei allen Mitwirkenden für das Konzert und schilderte in bewegenden Worten, wie er mit seinen Eltern von Kommern aus vor den Nazis nach England geflohen war. Nicht nur das hohe Alter, so entschuldigte Schwarz die nicht gekommenen Eingeladenen, sei für deren Fernbleiben ursächlich, sondern vielmehr das Geld. Auch heute noch seien viele der emigrierten Kommerner Juden finanziell nicht auf Rosen gebettet.
Die Nachmittagsveranstaltung am 1. September 1985
Aus dem privaten Fotoarchiv:
Rektor Erich Kurtenbach führt durch die Veranstaltung
Die Grundschulkinder von Kommern singen israelische Lieder
Der Initiator des Mahnmals, Hans-Dieter Arntz aus Euskirchen (r.), mit jüdischen Gästen aus Düren
Karlheinz Gehrke, Bürgermeister von Mechernich, zu dem der Ortsteil Kommern seit der Eingemeindung gehört
Links: Kurt Schwarz, der einzige jüdische Besucher aus England, der zu den Feierlichkeiten nach Kommern gekommen war.
Vorne: Johann Hein, bei dem Kurt Schwarz zu Gast war.
Er hatte schon bei den Publikationen mit Hans-Dieter Arntz (dahinter) zusammengearbeitet.
Begeisterndes Abschlusskonzert durch das „Trio Kinnor“
Fortsetzung folgt
Teil 4: Ergebnis: Ein Versuch, „die Vergangenheit zu bewältigen“?