Der vorliegende Beitrag befasst sich mit der umfangreichen Dokumentation von Hans-Dieter Arntz „ Judenverfolgung und Fluchthilfe im deutsch-belgischen Grenzgebiet“, die im Dezember 1990 im Kümpel-Verlag Euskirchen erschien. In detaillierter Form konzentriert sich das etwa 800 Seiten starke Werk auf die Altkreise Euskirchen und Schleiden sowie auf die Region Monschau, Aachen und Eupen/ St.Vith und Malmedy. Dieses 3-Länder Dreieck wird exemplarisch als Möglichkeit dargestellt, im Dritten Reich über die „grüne Grenze“ zu flüchten und sich – zumindest vorläufig - dem Einfluss des Nationalsozialismus zu entziehen. Dabei steht der Übergang nach Belgien eher im Vordergrund als in die Niederlande. Die Ambivalenz zwischen „Judenschleppern“ und „Judenfängern“ ist eindringlich; die Parallelität der Fluchthelferorganisationen einst und jetzt fällt auf. Der Kümpel-Verlag Euskirchen sieht in dem Werk einen Beitrag zur Geschichte des zusammenwachsenden Europas und der „EUREGIO“.
Insgesamt 27 Besprechungen aus Deutschland, Belgien und Israel – die in den ersten Monaten nach Erscheinen des Buches publiziert wurden -, stellen das Werk aus unterschiedlicher Sicht dar. Durch diese Vielfalt können die verschiedenen Schwerpunkte der Rezensenten erkennbar werden.
H. L.
Link: Jüdische Erinnerung an die Heimat (aus "Letters from Rungholt")
www.hans-dieter-arntz.de/b1.html
ISBN-Nr. 3-9800787-6-0
808 Seiten sowie 360 Fotos und 170 Dokumente
44 .- EUR
Gesamtauflage zurzeit vergriffen.
Erwerb eventuell antiquarisch bei AMAZON und EBAY
Der Herausgeber: Kümpel-Verlag Euskirchen (Dezember 1990)
Die umfangreiche Dokumentation „Judenverfolgung und Fluchthilfe im deutsch-belgischen Grenzgebiet" konzentriert sich topographisch auf das Eifel-Ardennen-Gebiet im Bereich der einstigen Kreise Schleiden und Aachen, aber auch Monschau, Euskirchen und das belgische Eupen/Malmedy.
Der Verfasser, Hans-Dieter Arntz aus Euskirchen, gehört inzwischen zu den profilierten Sachbuchautoren der rheinischen Regionalhistorie. Seine Bücher „JUDAICA", „Kriegsende 1944/45 zwischen Ardennen und Rhein" sowie „Ordensburg Vogelsang" gelten inzwischen als Standardwerke. Die vielfältigen Forschungsergebnisse werden durch eidesstattliche Erklärungen und Gerichtsunterlagen ergänzt, so dass - besonders am Beispiel des Grenzkreises Schleiden - eine lückenlose Darstellung der Judenverfolgung und der „Kristallnacht" möglich wird. Dabei stellt sich heraus, dass der Novemberpogrom auf dem Lande nach „Eifelspezifischen“ Mechanismen ablief.
Die deutsch-belgische Grenze zwischen Losheim und Aachen spielte ab 1933 eine besondere Rolle: Sie diente Juden, Kommunisten, Sozialdemokraten oder Pazifisten zum illegalen Verlassen des „Dritten Reiches". Die Flucht über die „grüne Grenze" erfolgte in vielen Varianten, die erstmals wissenschaftlich - aber doch gut verständlich - dargestellt werden. Der Verfasser konnte mehr als 100 „Judenfänger", „Judenschlepper" oder jüdische Flüchtlinge ausfindig machen. Als Eupen/Malmedy nach dem Einmarsch der deutschen Truppen am 10. Mai 1940 wieder „heim ins Reich" kehrte und sich somit die deutsche Reichsgrenze nach Westen verschob, verlagerte sich zwar der „Menschenschmuggel", war aber keineswegs beendet. Detailliert weist der Autor nach, wie noch im Jahre 1942 die Unternehmen „Hella" oder „Hedwig" Berliner Juden über Aachen, Eupen, Herbesthal, Heinrichskapelle, Thimester, Verviers nach Brüssel und Antwerpen schleusten (…).
Tageszeitung „Grenz-Echo“ (Belgien) vom 13.12.1990
(…). Doch nicht nur von Fluchthilfe ist in dem Buch die Rede. Zur Sprache kommen auch die Judenverfolgungen und Deportationen in der gesamten deutschen Eifel und in den 1940 annektierten belgischen Kreisen Eupen, Malmedy und St. Vith (…)
Nicht zuletzt wird auch die Rolle des Grenz-Echos und dessen Mitarbeiter im Kampf gegen den Nationalsozialismus eingehend behandelt. Hans-Dieter Arntz ist der erste Autor, der sich eingehend mit dieser Thematik befasst und bisher unbekannte Fakten aufgespürt hat (…).
Kölner Stadt-Anzeiger (Teil Euskirchen) vom 19.12.1990
(…) Die Gespräche mit Zeitzeugen und Betroffenen, darunter 150 Interviews mit jüdischen Flüchtlingen , waren nur Teil einer dreijährigen Arbeit, in deren Verlauf Arntz Anzeigen in israelischen und amerikanischen Zeitungen aufgab, um Flüchtlinge ausfindig zu machen, mit Akribie Gerichtsakten wälzte, unzählige Stunden in Archiven verbrachte, mühsam recherchierte Fakten wie ein Mosaik zusammensetzte und zahlreiche Fotos reproduzierte (…). In dieser Dokumentation werden auch erstmals eidesstattliche Erklärungen aus den Synagogenbrand-Prozessen veröffentlicht (…).
Euskirchener Wochenspiegel vom 19.12.1990
Vor wenigen Tagen ist das mit Spannung erwartete neue Buch des Euskirchener Historikers Hans-Dieter Arntz, „Judenverfolgung und Fluchthilfe im deutsch-belgischen Grenzgebiet“, vom Kümpel-Verlag ausgeliefert worden und in den Buchhandlungen erhältlich. Nach »JUDAICA«, »Kriegsende 1944/45 zwischen Ardennen und Rhein« und »Ordensburg Vogelsang« handelt es sich bei dem neuesten Werk um die vierte wissenschaftliche Aufarbeitung der jüngsten Geschichte unserer Region aus der Feder des renommierten Autors.
Arntz beginnt seine - auf zahllose Recherchen in Archiven und anderen Institutionen sowie Befragungen von Zeitzeugen basierende - Dokumentation mit der Darstellung der geschichtlichen Entwicklung des Judentums im Eifel-Ardennengebiet (…). Mit der Machtergreifung durch die Nazis wurde die in den vorhergehenden hundert Jahren erfolgte mehr oder weniger deutliche Assimilierung der Juden abrupt unterbrochen. Mit diesem Zeitpunkt beginnt auch der eigentliche, dem Titel entsprechende Teil der Arntz `schen Dokumentation, die ihren Höhepunkt vor allem in der lückenlosen Darstellung der Judenverfolgungen und der »Kristallnacht« am Beispiel des Grenzkreises Schleiden findet.
Nicht viel weniger Augenmerk hat der Autor bei seinen Nachforschungen auf die umliegenden Gebiete, den ehemaligen Kreis Monschau und Aachen, den Ahrraum und Euskirchen sowie auf die belgischen Ostkantone verwendet (…).
Arntz dokumentiert detailliert auch die besondere Rolle, die die deutsch-belgische Grenze zwischen Losheim und Aachen in der Zeit der Naziherrschaft für viele gespielt hat, die den braunen Häschern entkommen wollten. Was selbst vielen Fachhistorikern unbekannt sein dürfte: noch bis mindestens 1942/43, also auch nach Verlegung der Westgrenze, halfen organisierte Gruppen verfolgten Juden, Kommunisten, Sozialdemokraten und Pazifisten bei der Flucht nach Belgien.
Sein neues Buch hat Arntz seinen Kindern Amrei und Carsten gewidmet, „stellvertretend für die heranwachsende Generation, zur Besinnung und Warnung vor Diskriminierung von Minderheiten“. Keine unzeitgemäße Warnung, wie uns scheint!
Aachener Nachrichten (AN /Nr. 297) vom 21.12.1990
(…) und geht auf die NS-Zeit ausführlich ein. Und da hat der Autor allerdings zahlreiche belegbare Zitate zur Hand, die bisher weitgehend unbekannt waren und handfestes Material für eine Aufarbeitung der NS-Geschichte auch im Altkreis Monschau bieten. Besonders aufschlussreich sind die wiedergegebenen Artikel im „Westdeutschen Beobachter" (…).
Entsprechend dem Titel „Fluchthilfe" hat der Autor viele Einzelfälle recherchiert, wobei natürlich
das Monschauer Land, die Vennbahn und der Schmuggel bedeutende Rollen spielen (…).
Der ungewöhnliche Umfang des Buches, das für jeden Heimatkundler und ernsthaften Historiker eine unschätzbare Fundgrube ist, kam nicht zuletzt deshalb zustande, weil Arntz sich nicht mit der Schilderung der direkten Geschehnisse begnügte, sondern auch die Hintergründe ausleuchtet, „weil sonst das Geschehen nicht verständlich vorgebracht werden kann", wie er erklärte. Wie gesagt, hat das Buch über die zeitgeschichtliche Aussage hinaus (…) eine hohe Bedeutung.
Kölnische Rundschau vom 22. 12. 1990
Das neue Buch von Hans-Dieter Arntz wird manchen Zeitgenossen nicht gefallen, weil er diesmal konkret Namen aus der Nazi-Zeit nennt. Darüber sollte man sich nicht aufregen! Momentan regt sich alles darüber auf, wer in der früheren DDR als Stasi-Mitarbeiter gearbeitet hat. Warum soll da nicht die „braune Vergangenheit“ im Kreis aufgearbeitet werden?
Verein der Geschichts-und Heimatfreunde des Kreises Euskirchen e.V. vom Januar 1991
Der bekannte Sachbuchautor dokumentiert auf über 800 Seiten mit 360 Fotos weitere umfangreiche Einzelheiten aus dem dunkelsten Kapitel der nationalsozialistischen Zeit - mit dem antisemitischen Rassisismus, wie er sich im Eifel-Ardennen-Gebiet der einstigen Kreise Eupen, Aachen, Monschau, Schleiden und Euskirchen abgespielt hat. Auf der Grundlage auch von Gerichtsakten zeichnet sich nun ein geschlossenes Bild der Judenverfolgung und des Novemberpogroms ab und macht anhand bedrückender Einzelschicksale menschliches Leid und Unrecht deutlich. Was an der deutschbelgischen Grenze zwischen Losheim und Aachen ab 1933 mit politischen und rassischen Flüchtlingen geschah, hat der Autor auch in vielen Interviews ausfindig gemacht. Sie belegen, dass bis 1942/43 die so genannte „grüne Grenze“ als Weg in die Freiheit oder den Untergrund genutzt wurde.
Kulturmagazin „neues rheinland“ Nr. 2 vom Februar 1991
Recherchiertes Grauen! Hans- Dieter Arntz ist ein Autor, der nicht an der Oberfläche bleibt: Seine Recherchen führen ihn, so könnte man auch beim Studium dieses, seines vierten Buches glauben, weit vom Thema ab, um dann aber festzustellen, dass eben die Darstellung der Hintergründe und »Nebenkriegsschauplätze« erst den Zugang zum Gesamtinhalt erschließen. So wurde aus einem auf 250 Seiten konzipierten Buch ein 800-Seiten Werk, das man nicht ohne Grauen aus der Hand legen kann. Kein Roman, keine fortlaufende Erzählung, sondern eine Dokumentation des Unglaublichen.
Man kann die Pogrome gegen beliebte Mitbürger, Kriegskameraden, Nachbarn in kleinen Eifeldörfern einfach nicht nachvollziehen - aber das sind die peinlichst recherchierten »Geschichten«, die in der nüchternen Darstellungsweise überzeugen.
Eigentlich liegen hier zwei Bücher vor - das eine über die Judenverfolgung (fast ausschließlich) im Altkreis Schleiden, das andere über die Fluchthilfe in den Westen im deutsch-belgischen Grenzgebiet. »Schlepper« nennt man jene, die gegen Bargeld und Schmuck heute von West nach Ost Menschen über die grüne Grenze bringen. Es waren auch damals nur selten Mitbürger, die Menschen helfen wollten, ohne sich an ihnen eine goldene Nase zu »verdienen«.
Aachener Volkszeitung vom 30.1.1991
„Judenverfolgung und Fluchthilfe im deutsch-belgischen Grenzgebiet" heißt das jüngste Buch des Euskirchener Autors Hans-Dieter Arntz, der sich bereits durch eine Reihe zeitgeschichtlicher Dokumentationen, darunter „Ordensburg Vogelsang", die auch in unserer Zeitung im Auszug veröffentlicht wurde, einen Namen gemacht hat. Das über 800 Seiten starke Werk konzentriert sich wie alle seine Publikationen auf den engeren rheinischen Raum, insbesondere auf die Kreise Schleiden und Aachen, wobei er dem deutschsprachigen ostbelgischen Raum um Eupen und Malmedy gesonderte Aufmerksamkeit widmet - hinsichtlich der Wechselwirkung auf die nationalsozialistische Propaganda vor dem Anschluss 1940 sowie des Aktionsterrains der Fluchthelfer für illegale jüdische Emigranten wegen.
Arntz ist dabei eine Dokumentation gelungen, die weit über die bisher erschienene Literatur für unseren Raum in diesem Sachbereich hinausgeht. Er stöberte in Archiven bisher unbekannte Dokumente und Fotos auf, befragte Zeitzeugen innerhalb und außerhalb Europas - Täter und Opfer. Er vermittelte so ein fast lückenloses Bild jener Schreckens-Wirklichkeit, die vornehmlich auch kleine Eifeldörfer erfasste, was in der zeitgeschichtlichen Publizistik oft nur spurenhaft bislang erkennbar wurde. Falsche Rücksichtnahmen, Scham vor restloser Enthüllung waren - das ist das Fazit von Hans-Dieter Arntz - meist die Ursachen, warum die Wahrheit bis zum heutigen Tag unterdrückt blieb, warum auch Gerichtsverfahren nach dem Kriege die keineswegs angemessene Würdigung für NS-Verbrechen oder -Fehlverhalten fanden.
Die 820 Seiten starke Dokumentation ist beklemmend eindringlich!
Der gewissenhafte Autor macht deutlich, dass der Antisemitismus nur schwer in der weitgehend katholisch geprägten Landschaft Fuß fassen konnte. Er zeigt anhand wichtiger Zeugenaussagen und Dokumente, wie es zur Pogromnacht 1938 kam und welche Folgen sich daraus entwickelten. Er nennt Namen prominenter Täter, die nicht von ungefähr in Vergessenheit gerieten. Von beklemmender Eindringlichkeit sind die detailliert geschilderten Einzelschicksale, die er zum Teil bis in die Vernichtungslager verfolgt. Arntz weckt damit – gerade in der älteren Generation - Erinnerungen an alte Mitbürger, die bisher verschollen schienen.
Von besonderer zeitgeschichtlicher Bedeutung sind die dargestellten Details der Fluchtbewegung und der Helfer, die zwischen dem Aachener Wald und Losheim noch bis zum Ende des Krieges aktiv waren. Arntz schildert die zunächst verhältnismäßig ungefährlichen Grenzübertritte mit der alten Vennbahn vor dem Krieg, aber auch die abenteuerlichen Fahrten unter Lastwagenplanen oder im Innern eines Wassertankwagens über die grüne Grenze in den Folgejahren. Erschütternd ist die Bilanz dieser Judenschicksale. Mit der deutschen Besetzung Belgiens entgingen nur wenige den Häschern des Dritten Reiches. Dieses Standardwerk schließt nicht nur eine empfindliche Lücke der zeitgeschichtlichen Forschung. Es regt auch im engeren regionalen Bereich zu weiterer Spurensicherung an. Das Buch dürfte in keiner Heimatbibliothek des angesprochenen Raumes fehlen.
Kölnische Rundschau vom 27.2.1991
Was kostet ein Menschenleben? Die Frage, was ein Menschenleben wert ist, wird im Allgemeinen philosophisch beantwortet. Zwischen 1933 und 1945 gab es darauf auch eine materielle Antwort: anfangs 200 Reichsmark und später 3500 Reichsmark. Soviel musste nämlich derjenige zahlen, der als rassisch oder politisch Verfolgter sich kommerziellen Helfern anvertraute, um zwischen Aachen und Losheim über die deutsch-belgische Grenze ins rettende Ausland zu kommen (…) An einer Grenze, die seit den Krisenzeiten nach dem Ersten Weltkrieg für den Schmuggel offen war, fiel es anfangs nicht schwer, auch Menschen hinüberzubringen. Mit der Verschärfung des Antisemitismus wurde es jedoch schwieriger, und die Preise für den Menschenhandel stiegen. Das Geschäft mit der Angst wurde gefährlicher und lukrativer.
Aus der Fülle seiner Nachforschungen breitet Arntz Einzelheiten aus: Fluchtmöglichkeiten bot die Fahrt mit der Vennbahn, deren Trasse durch belgisches und deutsches Staatsgebiet führte. Demonstrationen von Vogelschützern an der Grenze wurden benutzt, um sich abzusetzen. Bei Prozessionen von Aachen nach Moresnet konnten sich Juden als katholische Gläubige ausgeben. Rassisch verfolgte Österreicher versuchten vor allem nach 1938 über die Eifel zu fliehen. Berufsmäßige Schmuggler und Westwallarbeiter nutzten Lkw-Fahrten, um Flüchtlinge über die „grüne Grenze“ und durch die Bunkerstellungen zu bringen. Sogar NS-Parteigenossen und die NSDAP selbst beteiligten sich am Menschenhandel.
Als die Todestransporte nach dem Osten begannen, gab es noch bis in den März 1943 hinein eine organisierte Hilfe ins besetzte Belgien. Die Zahl derjenigen, die aus politisch-idealistischen Beweggründen handelten, blieb jetzt wie auch früher gering, geschäftliche Interessen überwogen. Oft bestimmt der Zufall, ob ein Lebensweg tragisch oder glücklicher verläuft. Menschliche Größe oder Schuld liegen dicht beieinander, das Banale steht hart neben dem Erschütternden - auch in diesem dunklen Kapitel der deutsch-jüdischen Vergangenheit!
Grenz-Echo (Belgien) vom 11.2.1991
Als Chronist der Geschichte des Eifelraums in der Zeit vor, während und nach dem Zweiten Weltkrieg hat der Euskirchener Oberstudienrat Hans-Dieter Arntz sich mit der Veröffentlichung von bereits drei umfangreichen Werken einen Ruf als sorgfältig recherchierender Autor erworben. Sein viertes Buch, das jetzt vorliegt, soll das bisherige Schaffen des Verfassers abrunden. Unter dem Titel "Judenverfolgung und Fluchthilfe im deutschbelgischen Grenzgebiet“ untersucht Hans-Dieter Arntz in dem Werk minuziös ein bisher wenig bekanntes Kapitel aus der Geschichte des Eifelraums.
Nach den Dokumentationen »JUDAICA«, die 1983 erschien, »Kriegsende 1944/45 zwischen Ardennen und Rhein« (1984), und »Ordensburg Vogelsang 1934-1945«, die 1986 auf den Markt kam, hat der Oberstudienrat jetzt eine umfassende Darstellung des Nationalsozialismus und der Judenverfolgung im Kreis Schleiden und in den Gebieten Köln, Euskirchen, Monschau und Aachen vorgelegt. Bei seinen Recherchen hat Hans-Dieter Arntz jedoch auch die politische Entwicklung in den Kreisen Eupen/ Malmedy während ihrer Zugehörigkeit zu Belgien und nach deren Annexion durch Nazi-Deutschland berücksichtigt. In mehreren der 31 Kapitel des 800 Seiten starken, reichbebilderten Werkes kommt die besondere Lage des Gebietes Eupen/Malmedy zur Sprache, das bei der Flucht vieler Verfolgter aus dem Dritten Reich eine bedeutende Rolle spielte.
Der Autor hebt dabei besonders die Rolle des Grenz-Echos und dessen damaligen Direktors und Chefredakteurs Henri Michel hervor, der unermüdlich das menschenverachtende Hitler-Regime anprangerte und schon 1933 das wahre Gesicht der neuen braunen Machthaber in Deutschland treffend beschrieb.
Neben der Hatz auf die Juden in der Eifel, die in erschütternden Einzelschicksalen geschildert wird, befassen sich einige Kapitel der Dokumentation ausführlich mit dem Menschenschmuggel an der deutsch-belgischen Grenze, der sowohl vor als auch nach der Annexion Eupen/Malmedys blühte, und vielen Verfolgten des Naziregimes - ob Juden, Kommunisten oder Sozialdemokraten - die Möglichkeit bot, Deutschland zu verlassen, um ihr Leben zu retten. Der Autor Hans-Dieter Arntz hat zahlreiche Zeitzeugen und ehemalige Fluchthelfer aufgespürt, die in diesem Buch erstmals von ihren Taten und Beobachtungen berichten.
Der Autor schildert in der vorliegenden Dokumentation auch die Methoden der Nazipropaganda, mit denen die Bevölkerung sich manchmal allzu bereitwillig gegen Juden und Andersdenkende aufbringen ließ. Über die Berichte über Verfolgung, Vertreibung und Verschleppung hinaus hat Hans-Dieter Arntz zudem die Schicksale vieler von den Nazis Verfemten in der Emigration und in den Vernichtungslagern verfolgt. Er schildert eindringlich das schwere Los dieser Menschen, deren einziges »Vergehen« darin bestand, nicht in das Schema einer wahnwitzigen Rassentheorie zu passen (…).
Aachener Nachrichten Nr.39 vom 15.2.1991
Ein Buch, das Trauer weckt! Wo die Opfer nicht mehr reden können, dürfen die Nachgeborenen nicht schweigen. Wo einst im Bereich des nationalsozialistischen Terror-Regimes jüdische Menschen lebten und litten, erinnern heute höchstens noch Steine an eine einstmals blühende Kultur. Dass nicht mit den Ermordeten die Zeichen ihres Daseins vernichtet werden - dazu bedarf es wachsamer Chronisten. Einer von ihnen ist der Euskirchener Lehrer Hans-Dieter Arntz. Mit seinem Buch „Judenverfolgung und Fluchthilfe im deutsch-belgischen Grenzgebiet" reißt er den Schleier des Vergessens von den Lebensläufen und Schicksalen der Ermordeten aus dem Bereich des Altkreises Schleiden. Den Opfern gibt er so ein Stück ihrer zertretenen Würde zurück.
Aber nicht nur die Würde gibt Arntz den Juden aus Schleiden, Gemünd, Hellenthal, Mechernich und anderen Orten zurück, sondern auch die Heimat. Denn Ernst Hirsch, Gustav Rothschild, Albert Kaufmann, Sofia Mayer und ihre Glaubensgeschwister gehörten einst dazu wie jeder andere Bewohner der Städtchen und Dörfer auch. Bis dass die Nazis kamen und das harmonische Zusammenleben auf einmal gar nicht mehr so selbstverständlich war... Indem der Verfasser die Geschichte der Gemeinden minutiös nachzeichnet, weckt er im Leser eine große und nicht mit Worten zu beschreibende Trauer. Darin liegt Arntz' großes Verdienst. Täter und Opfer und die Helden, die als Fluchthelfer das Los der Juden in letzter Minute wendeten - sie alle werden beim Namen genannt.
I & M (Informationen und Meinungen aus Deutschbelgien – Die Zeitschrift des InED (Februar 1991)
(…) bis dahin noch von keinem Historiker in solcher Ausführlichkeit behandelt wurde und erst recht im Unterricht nie zur Sprache kam: „Judenverfolgung und Fluchthilfe im deutsch-belgischen Grenzgebiet". Autor ist der an einem Euskirchener Gymnasium tätige Erziehungs- und Sozialwissenschaftler Hans-Dieter Arntz, der bereits mit seinen Büchern „Kriegsende 1944/45 zwischen Ardennen und Rhein" und „Ordensburg Vogelsang" nicht nur in Fachkreisen für Aufsehen sorgte.
Das über 800 reich bebilderte Seiten umfassende Werk beginnt mit einer Darstellung des Schicksals der jüdischen Bevölkerung im Aachener und Eifeler Raum vom Frühmittelalter bis zum Beginn der nationalsozialistischen Herrschaft. Wenn es auch - vor allem in Zeiten religiöser Massenhysterie wie beispielsweise der Kreuzzüge - gelegentlich zu Diskriminierung und Verfolgung der - zahlenmäßig allerdings eher schwachen - hiesigen jüdischen Gemeinden gekommen ist, so erlaubt das Studium der vorhandenen Quellen laut Autor doch den Schluss, dass „im Regierungsbezirk Aachen bis in die 20er Jahre dieses Jahrhunderts hinein eigentlich kein Antisemitismus oder rassistischer Venichtungswille herrschte. Im Gegenteil, es lässt sich konstatieren, dass Juden in diesem Bereich voll in die Gesellschaft integriert waren!"
Der Hauptteil des Buches beschreibt im Wesentlichen einerseits die zunehmende Judenverfolgung im Beobachtungsgebiet nach der nationalsozialistischen „Machtergreifung" 1933, andererseits die daraufhin einsetzenden Fluchtbewegungen über die deutschbelgische Grenze.
Mit einer gewissen Verspätung zu den städtischen Ballungszentren im Innern des Reiches wurde schließlich auch die Eifel in der Mitte der dreißiger Jahre vom totalitären NS-System und seiner judenfeindlichen Politik in aller tragischen Konsequenz erfasst.
Anhand unzähliger Dokumente und Zeugenaussagen erfährt der Leser, wie zuerst in Anwendung der "Rassengesetzgebung" die Beamtenschaft und die Vereine systematisch von jüdischen "Elementen gesäubert" werden und mit welchen Mitteln dann in immer menschenverachtender Weise die Behörden sowie die Partei-Organisationen gegen die „nicht-arische" Minderheit vorgehen.
Ausführlich wird dabei geschildert, auf welche perfide Art die NS-hörige Lokalpresse die vielen Demütigungen, Schikanen, tätlichen Übergriffe und SA-Terroraktionen gegenüber der jüdischen Bevölkerung journalistisch begleitet. Wie überall im Reich bildete auch in der Eifel die „Kristallnacht" vom 9. auf den 10. November 1938 den Auftakt zu noch größeren anti-jüdischen Ausschreitungen. Brutaler als in mancher Großstadt sei es hier zugegangen, so der Autor, und er beschreibt exemplarisch die in den betreffenden Ortschaften heute am liebsten totgeschwiegenen Novemberpogrome von Gemünd, Hellenthal und Mechernich.
Zu den mittlerweile traditionellen Schmuggelwaren - Schokolade, Kaffee und Zigaretten -, die seit Ende des Ersten Weltkrieges die deutsch-belgische Grenze zwischen Aachen und Losheim passierten, kam ab Mitte der dreißiger Jahre eine neue Ware hinzu: Menschen. Pazifisten, Kommunisten, Sozialdemokraten. Und Juden. Um ihren Verfolgern im Hitler-Deutschland zu entkommen, wurde - so hat Hans-Dieter Arntz nachgewiesen - vielen Hunderten von ihnen die „grüne Grenze" nach Belgien zur letzten Chance.
Verhältnismäßig wenige aus der Eifel selbst, vielmehr aus dem Reichsinnern und aus Österreich entschlossen sich nach 1933 zum illegalen Grenzübertritt. Organisiert wurden diese dramatischen Odyseen hauptsächlich von Fluchthelfern in Köln und Aachen. Meist gegen Bezahlung, manchmal auch aus reiner Nächstenliebe. Selbst nationalsozialistische Stellen - hat der Autor recherchiert - beteiligten sich bisweilen an diesem Menschenhandel.
Wer den Grenzübertritt schaffte - und nicht irgendwo zwischen St. Vith und Eupen von der belgischen Gendarmerie aufgegriffen und nach Deutschland zurückgeschickt wurde -, konnte dann meist in Brüssel oder Antwerpen bei jüdischen Organisationen untertauchen, wo man ihm eventuell nach Palästina oder USA weiterhalf.
Auch nachdem sich im Mai 1940 nach der Annexion Eupen-Malmedys die deutsch-belgische Grenze einige Kilometer weiter nach Westen verschoben hatte, hielt während des Krieges die Fluchttätigkeit bis 1943 nahezu unvermindert an.
Überzeugend hat der Autor die markantesten Einzelschicksale dieser jüdischen Flüchtlinge im Detail wiedergegeben.
Ein beeindruckendes Buch. Nicht nur wegen der fast kriminalistischen Recherchen, die der Autor für seine Dokumentation hat durchführen müssen - immerhin sind fast 100 Zeitzeugen in aller Welt aufgespürt worden -, vielmehr noch aufgrund des Mutes, ein solch heikles Thema seiner „Verdrängung" entrissen zu haben und somit die Öffentlichkeit zur heilsamen Auseinandersetzung mit einem der düstersten Aspekte unserer unbequemen Vergangenheit herauszufordern.
Aachener Nachrichten (Rheinland/Grenzland) AN / Nr.73 vom 27.3.1991
Unter dem Titel „Judenverfolgung im deutsch-belgischen Grenzgebiet" ist im Euskirchener Kumpel-Verlag ein umfangreiches Werk erschienen, das erstmals wissenschaftlich die Organisation westdeutscher Fluchthilfe im Dritten Reich darstellt. Autor ist der 49jährige Oberstudienrat Hans-Dieter Arntz, der schon mehrere Dokumentationen über die Geschichte der Juden während der Nazizeit geschrieben hat und inzwischen zu den profilierten Sachbuchautoren der rheinischen Regionalhistorie gehört. Seine Bücher gelten als Standardwerke(…).
An einer Grenze, die seit den Krisenzeiten nach dem Ersten Weltkrieg für den Schmuggel offen war, fiel es anfangs nicht schwer, auch Menschen hinüberzubringen. Mit der Verschärfung des Antisemitismus wurde es jedoch schwieriger, und die Preise für den Menschenhandel stiegen. Das Geschäft mit der Angst wurde zunehmend gefährlicher (…).
Aus der Fülle der Nachforschungen breitet Arntz wissenschaftlich fundierte Einzelheiten aus: Fluchtmöglichkeiten bot die Fahrt mit der Vennbahn, deren Trasse durch belgisch-deutsches Grenzgebiet führte(…). „Judenschlepper" organisierten die Flucht nach Belgien (…). Die Flucht bei Nacht und Nebel war gefährlich, weil die Flüchtlinge auch häufig von Banden überfallen, ausgeplündert und oft sogar ermordet wurden (…).
Buchautor Arntz konnte mehr als 100 „Judenfänger", „Judenschlepper" oder jüdische Flüchtlinge bei seinen Recherchen für die Dokumentation ausfindig machen. Detailliert weist er in seinem Buch nach, wie noch im Jahre 1942 die - von ihm benannten - Fluchthelfer-Organisationen „Hella " und „Hedwig" Berliner Juden über Aachen, Eupen, Herbesthal, Heinrichskapelle, Thimester und Verviers nach Brüssel oder Antwerpen schleusten. Die Zahl derjenigen, die dabei aus politisch-idealistischen Beweggründen handelten, war gering. Geschäftliche Interessen überwogen. Die Gespräche mit Zeitzeugen und Betroffenen, darunter 150 Interviews mit jüdischen Flüchtlingen, sind nur ein Teil der dreijährigen Vorbereitungsarbeit für das interessante Buch. Um Überlebende ausfindig zu machen, gab Arntz auch Anzeigen in amerikanischen und israelischen Zeitungen auf.
Mit viel Akribie studierte der Autor Gerichtsakten und verbrachte unzählige Stunden in Archiven. Mühsam recherchierte er Fakten und setzte sie wie ein Mosaik zusammen. Daneben reproduzierte er zahlreiche Fotos, um seine Beiträge damit zu illustrieren und zu vervollständigen. Die Publikation der Gerichtsakten bedurfte der Zustimmung von Justiz-, Kultus- und Innenministerium.
Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Aachen e.V. am 1.3.1991
(…) Kürzlich haben wir für unsere Bibliothek das Buch von Hans-Dieter Arntz „Judenverfolgung und Fluchthilfe im deutsch-belgischen Grenzgebiet“ angeschafft (…). Das Buch ist für unsere Mitglieder von großem Interesse (…).
Das Buch von Hans-Dieter Arntz halten wir für hervorragend recherchiert und auch gut gestaltet. Es ist ein hervorragendes Werk!
ALLGEMEINE Jüdische Wochenzeitung vom 18.4.1991
(…) ein umfangreiches Werk, das erstmals wissenschaftlich die Organisation westdeutscher Fluchthilfe im Dritten Reich darstellt. (…) Das ungewöhnlich gut dokumentierte und bebilderte Buch mit über 800 Seiten widmete der Autor seinen beiden Kindern „…stellvertretend für die heranwachsende Generation, zur Besinnung und Warnung vor Diskriminierung von Minderheiten!“
Kirchenzeitung für das Erzbistum Köln Nr.16/91 vom April 1991
„Judenverfolgung und Fluchthilfe im deutsch-belgischen Grenzgebiet" heißt der Titel des neuen Buches von Oberstudienrat Hans-Dieter Arntz aus Euskirchen, das vor kurzem im Euskirchener Kümpel-Verlag erschienen ist. Der 49jährige Autor, der sich schon in mehreren Dokumentationen mit dem Leid und dem Schicksal der jüdischen Mitbürger zur Zeit der Nationalsozialisten und in den Nachkriegsjahren beschäftigt hat, zählt inzwischen zu den populärsten Sachbuchautoren der rheinischen Regionalhistorie.
Die 810 Seiten starke Dokumentation konzentriert sich topographisch auf den Raum zwischen Eupen-Malmedy, Monschau, Aachen, Schleiden und Euskirchen. Sie schildert, wie in den Jahren von 1933 bis 1945 Juden und politisch Verfolgte gegen Geld von Schleppern über die deutsch-belgische Grenze ins rettende Ausland gebracht wurden. Die Zahl derjenigen, die aus politisch-idealistischen Beweggründen den Bedrängten halfen, blieb gering. Wer half, der tat es zumeist aus geschäftlichen Gründen. Anfangs waren 200 Reichsmark zu zahlen und später, als das Geschäft mit der Angst gefährlicher wurde, sogar 3500 Reichsmark.
Fluchtmöglichkeit bot die Fahrt mit der Vennbahn, deren Trasse durch belgisches und deutsches Staatsgebiet führte. Demonstrationen von Vogelschützern an der Grenze wurden benutzt, um sich abzusetzen. Bei Prozessionen vor Aachen nach Moresnet konnten sich Juden als katholische Gläubige ausgeben. Im Frühjahr 1938 erreichte die Fluchtwelle ihren Höhepunkt, als auch rassisch verfolgte Österreicher und Polen versuchten, über die Eifel und Ardennen zu entkommen.
Grenz-Echo (Belgien) vom 13.4.1991
In der Zeit vom 13.4. bis 15.5.1991 veröffentlichte die belgische Tageszeitung „Grenz-Echo“ eine fünfteilige Serie von Hans-Dieter Arntz unter der Überschrift „Judenverfolgung und Fluchthilfe im deutsch-belgischen Grenzgebiet“. In der Einleitung heißt es:
In unserer Reihe »Vor fünfzig Jahren» veröffentlichen wir in mehreren Folgen einen Beitrag des Euskirchener Autoren Hans-Dieter Arntz aus dessen Buch »Judenverfolgung und Fluchthilfe im deutsch-belgischen Grenzraum», erschienen im Kümpel-Verlag, Euskirchen. Im abschließenden Teil werden wir aus der Sicht des GRENZ-ECHOS einige zusätzliche Erläuterungen geben. Der Autor gibt seinem 13. Kapitel in dem 784 Seiten umfassenden Buch den Titel: „ Das Eupener Grenz-Echo im Kampf gegen den Nationalsozialismus.
Aachener Stadtillustrierte „Klenkes“, Nr. 5 vom 1991
STILLE HELFER IM ZWIELICHT
Die deutsch-belgische Grenze zwischen Losheim und Aachen spielte ab 1933 eine besondere Rolle: Sie diente Juden, Kommunisten, Sozialdemokraten oder Pazifisten zum illegalen Verlassen des Dritten Reiches", schreibt der Euskirchener Oberstudienrat Hans-Dieter Arntz im Klappentext seines neuen, 800 Seiten starken Buches „Judenverfolgung und Fluchthilfe im deutsch-belgischen Grenzgebiet".
Es ist die erste Veröffentlichung in diesem Umfang zu einem verschwiegenen Kapitel jüngster Eifelgeschichte. Arntz rekonstruiert detailliert die Judenverfolgungen in den Eifeldörfern ohne die bislang üblichen Beschönigungen. Dabei übt er deutliche Kritik an einer ignoranten Heimathistorie, die diese Geschehnisse bisher ausgeblendet oder beschönigt hat.
Arntz beschränkt sich nicht nur auf historisierende Darstellungen, sondern versucht ansatzweise auch, Bezüge zu aktuellen Geschehnissen – wie z.B. dem Verhalten deutscher Bürger gegenüber Asylsuchenden - herzustellen.
Die Methode des Autors, den Eifel-Ardennen-Raum als eine soziale Mikrostruktur mit spezifischen Eigenschaften zu begreifen, erweist sich insgesamt als gelungener Ansatz. Allerdings hätte man sich zumindest eine Erklärung gewünscht, warum der Autor im Titel das deutsch-niederländische Grenzgeschehen ausspart(…).
( …) In der Tat ist die Vielfalt der brieflichen und persönlichen Kontakte des Autors zu jüdischen Zeitzeugen beeindruckend.
(…) Die professionellen Fluchthelfer dagegen verurteilt Arntz ohne jegliche Differenzierung moralisch. Dies zeigt schon der Gebrauch des pejorativen Wortes „Schmuggelunwesen". Die Motive zur Fluchthilfe werden von Arntz nicht im nötigen Maße untersucht, und wenn, dann werden sie nach einem polarisierenden Gut-und-Böse-Schema dargestellt. Entweder man tat es „kommerziell", also für Geld, oder aus „christlichen Motiven", aus „Nächstenliebe und Idealismus". Nicht dass es für den Autor keine sonstigen Motive gibt, nur erwähnt er sie nicht.
Wörtlich heißt es in der umfangreichen Dokumentation: „Fluchthilfe aus Nächstenliebe und Idealismus in der Zeit 1942 -1944 bewies Charakterstärke und menschliche Größe. Das kann nicht unbedingt von denen gesagt werden, die Fluchthilfe professionell oder zumindest aus finanziellem Eigennutz leisteten. Das ist auch der Grund, weshalb heute so wenige ,Judenschlepper' zu finden sind, die bereit sind, über ihre damaligen Aktivitäten zu sprechen."
(…) Die Frage, was wäre gewesen, wenn es keine Fluchthilfe gegen Geld gegeben hätte und viele Menschen nicht ins zunächst rettende Belgien gelangt wären, muss vor dem Verdikt der kommerziellen Fluchthilfe stehen. Aus historischem Abstand, mit heutigem kollektiven Schuldgefühl, lässt sich der Zeigefinger leicht erheben (…).
Nun soll hier aber nicht das vom Autor entworfene Negativ-Bild der professionellen Fluchthelfer in ein Positiv-Bild umgewandelt werden. Vielmehr wäre es dem historischen Interesse dienlicher, wenn Forscher sich in ihren Vorausurteilen zurückhielten und sich – hier im Falle der pofessionellen Fluchthelfer – jeglicher moralisierender Bewertung enthielten (…).
Zurück zur Dokumentation: Die einzelnen Fluchthilfeaktionen und die besondere deutsch-belgische Grenzsituation sind vortrefflich dargestellt; auch ermöglicht die Auswahl aus den „Grenz-Echo“-Artikeln einen guten Einblick auf das weithin vergessene Grenzgeschehen im deutsch-belgischen Raum(…).
ALLGEMEINE Jüdische Wochenzeitung vom 18.4.1991
(…) Diese „Grüne Grenze“ machte zur Zeit des Nationalsozialismus das „Handwerk“ der Schmuggler zu lebensrettenden Aktionen(…). Beweggrund für seine Forschungsarbeit nennt Oberstudienrat Arntz „die Interesselosigkeit meiner Schüler über die NS-Zeit und das Judentum“, was ihn dazu bewegt habe, die Judenverfolgung dieser dunkelsten Zeit deutscher Geschichte der Nachwelt dokumentarisch nahe zu bringen. Arntz räumt ein, dass es auch Fluchthilfe aus rein humanitären Gründen gegeben habe, doch die meisten Fluchthelfer handelten aus wirtschaftlichem Interesse (…).
Auf Genauigkeit achtend, beschränkt sich Arntz in seinem Buch „Judenverfolgung und Fluchthilfe im deutsch-belgischen Grenzgebiet“ ausschließlich auf den Raum Eupen, Malmedy, Aachen, Monschau, Düren, Schleiden und Euskirchen. Die Flucht in die Niederlande wird nur kurz berührt.
Der psychologische Hintergrund, dass das Aachener „Dreiländereck“ als Fluchtgebiet für verfolgte Juden dienen konnte, beruht, laut Arntz, auf der Tatsache, „dass in diesem ländlichen Gebiet der Antisemitismus durch die Jahrhunderte fast ein Fremdwort gewesen war.“ Auch antisemitische Strömungen Ende des 19. Jahrhunderts konnten da keinen Fuß fassen. Deshalb strömten Juden aus ganz Deutschland - besonders nachdem Goebbels Berlin „ judenrein“ machen wollte -, nach Aachen. Später kamen viele aus Österreich, wo die Judenverfolgung ab 1938 schon grausam wütete.
Auf der Route Berlin - Aachen wurden viele Verfolgte durch das Fluchtunternehmen „Hedwig“ gerettet, wobei eine Berliner Antiquitätenhändlerin, deren Sohn eine Freundin in Belgien hatte, jahrelang unbeachtet Menschen nach Verviers und Antwerpen „schleusen“ konnte.
Erst nach den so genannten „Nürnberger Gesetzen“ fand das jüdische Feindbild auch in den Gemütern der Eifelregion einen festen Platz. Der „Jude“ wurde nun in abschreckendes Schauermärchen für Kinder missbraucht, und die Verleumdungen erstreckten sich auch auf den sexuellen Bereich. Etliche Personen gingen schon in dieser Stimmung zugrunde. Einem christlich-jüdischen Liebespaar beispielsweise, dem die Behörden die Eheschließung verweigert hatte, gelang mit der gemeinsamen – unehelichen - Tochter die Flucht nach Eupen in Belgien, wo man endlich heiraten durfte. Nach dem Einmarsch der Deutschen in Belgien wurden die Eltern jedoch denunziert. Die Frau kam jetzt wegen »Rassenschande« ins Gefängnis, der Mann starb im Konzentrationslager. Das Kind lebte 15 Jahre danach noch im Waisenhaus (…).
Hans-Dieter Arntz gelingt es, den Lesern ein grausames Stück Geschichte dokumentarisch genau nahe zu bringen und gleichermaßen das Zeitbild lebendig darzustellen.
Israel-Nachrichten/Tel Aviv (Israel) vom 24.5.1991
(…) liegt nun eine weitere Dokumentation zu einem Kapitel unserer jüngsten „ Heimatgeschichte“ vor, das bis dahin noch von keinem Historiker in solcher Ausführlichkeit behandelt wurde und erst recht im Unterricht nie zur Sprache kam: „Judenverfolgung und Fluchthilfe im deutsch-belgischen Grenzgebiet". Autor ist der an einem Euskirchener Gymnasium tätige Erziehungs- und Sozialwissenschaftler Hans-Dieter Arntz (…) der bereits mit seinen Büchern „Kriegsende 1944/45 zwischen Ardennen und Rhein" und „Ordensburg Vogelsang" nicht nur in Fachkreisen für Aufsehen sorgte (…).
Zu den üblichen Schmuggelwaren — Schokolade, Kaffee und Zigaretten —, die seit Ende des Ersten Weltkrieges die deutsch-belgische Grenze zwischen Aachen und Losheim passierten, kam ab Mitte der dreißiger Jahre eine neue Ware hinzu: Menschen, Pazifisten, Kommunisten, Sozialdemokraten - und Juden. Um ihren Verfolgern im Hitler-Deutschland zu entkommen, wurde — so hat Hans-Dieter Arntz nachgewiesen —vielen Hunderten von ihnen die „grüne Grenze" nach Belgien zur letzten Chance.
Verhältnismäßig wenige aus der Eifel selbst, vielmehr viele aus dem Reichsinnern und aus Österreich entschlossen sich nach 1933 zum illegalen Grenzübertritt. Organisiert wurden diese dramatische Odyssee hauptsächlich von Fluchthelfern in Köln und Aachen. Meist gegen Bezahlung, manchmal auch aus reiner Nächstenliebe. Selbst nationalsozialistische Stellen — hat der Autor recherchiert — beteiligten sich bisweilen an diesem Menschenhandel (…).
Wer den Grenzübertritt schaffte — und nicht irgendwo zwischen St. Vith und Eupen von der belgischen Gendarmerie aufgegriffen und nach Deutschland zurückgeschickt wurde — konnte dann meist in Brüssel oder Antwerpen bei jüdischen Organisationen untertauchen, wo man ihm eventuell nach Palästina oder USA weiterhalf. Auch nachdem sich im Mai 1940, nach der Annexion Eupen-Malmedys, die deutsch-belgische Grenze einige Kilometer weiter nach Westen verschoben hatte, hielt während des Krieges die Fluchttätigkeit bis 1943 nahezu unvermindert an.
Überzeugend hat der Autor die markantesten Einzelschicksale dieser jüdischen Flüchtlinge im Detail wiedergegeben.
Ein beeindruckendes Buch! Nicht nur wegen der fast kriminalistischen Recherchen, die derAutor für seine Dokumentation hat durchführen müssen — immerhin sind fast 100 Zeitzeugen in aller Welt aufgespürt worden—, vielmehr noch aufgrund des Mutes, „ ein solch heikles Thema seiner Verdrängung entrissen zu haben“ und somit die Öffentlichkeit zur heilsamen Auseinandersetzung mit einem der düstersten Aspekte derunbequemen Vergangenheit herauszufordern.
Die Menorah (Zeitung der jüdischen Gemeinde Aachen) vom 9.9.1991
Der an das Eifelgebirge grenzende „Dreiländerpunkt" zwischen Deutschland, Belgien und den Niederlanden war, bedingt durch die üppige Vegetation der Landschaft, seit Ende des Ersten Weltkrieges ein Paradies für Waren- und Devisenschmuggler. Neben dem offiziellen Grenzübergang bei Aachen gab es etliche „Schlupfwinkel", wo man unbeachtet in das Nachbarland gelangen konnte (…).
Der Buchautor Hans-Dieter Arntz konnte viele „Fluchthelfer“ und „Judenschlepper“ ausfindig machen. Aus persönlichen Gründen bestanden viele der Angesprochenen auf Anonymität, was vom Autor auch respektiert wurde. Anonym wollte auch ein Beamter aus Köln bleiben, der Juden aus den Gefängnissen herausholte und nach Aachen zu den Fluchthelfern weiterleitete und dessen Name in der Jerusalemer Gedenkstätte für die Opfer des Nationalsozialismus Yad Vashem vermerkt ist.
Arntz: „ Ich habe nicht nur statisch gearbeitet, sondern auch die psychologische Seite beachtet." Der psychologische Hintergrund, dass das Aachener „Dreiländereck" als Fluchtgebiet für verfolgte Juden dienen konnte, beruht, laut dem Autor, auf der Tatsache, „dass in diesem ländlichen Gebiet der Antisemitismus durch die Jahrhunderte fast ein Fremdwort gewesen war."
Die Eifel (Zeitschrift des Eifelvereins), Heft 4, Juli/August 1991
Erschüttert legt man dieses Buch nach dem Lesen zur Seite und fragt sich, was in aller Welt wohl in den Köpfen jener Dorfbewohner vorging, die von heute auf morgen ihren guten Nachbarn mit unglaublichem Hass verfolgten; die nicht eingriffen - Ausnahmen bestätigen die Regel - bei Plünderung und Zerstörung; die sich Fluchthilfe mit dem letzten Geld und Schmuck der Verfolgten vergolden ließen. Das ist nicht zu lassen, zu verstehen, das ist schlichtweg unglaublich. Aber der Verfasser beweist es Satz um Satz, nennt schonungslos Orte und Namen, greift Gerichtsverhandlungen auf und lässt den Leser in die Gestapo- und Partei-Akten Einblick nehmen. Er versucht, nicht einseitig zu schildern: Er berichtet auch über Gerichtsverhandlungen gegen Parteileute, über Zerstörungen durch die auswärtige Hitlerjugend — aber was ist dieses Feigenblatt gegenüber der Tollheit jener Mitbürger, die ihren bis gestern noch hoch geachteten Kriegskameraden über Nacht zum Freiwild erklärten — bloß weil er Jude war? Der Verfasser hat eigentlich zwei Bücher in eines gepackt: Judenverfolgung hier (vor allem im Bereich des heutigen Kreises Euskirchen) und Fluchthilfe da (vornehmlich natürlich im deutsch-belgischen Grenzgebiet), wobei noch manche Frage offen geblieben ist.
Jahrbuch des Geschichtsvereins des Monschauer Landes,1992, S.195/96
Es ist nicht leicht, in Kürze über dieses umfangreiche Werk von 800 Seiten zu berichten. Selbst die Aufzählung der einzelnen Kapitel würde hier zu weit führen. Dass wir im Monschauer Land so gut wie keine Juden gehabt haben, ist inzwischen bekannt und erwiesen; vgl. den Beitrag: „Wunder der Heimat“ im Monschauer Land 1984, S. 59/60.
In völliger Verkennung dieser Tatsache ist aber von den Nationalsozialisten im Westdeutschen Beobachter am 9. Jan. 1937 ein Beitrag erschienen, der bei Hans-Dieter Arntz S. 13-17 nachgedruckt ist, aber ausdrücklich und richtig mit dem Vermerk versehen: »polemische Darstellung«. Es muss hier aber mit viel größerer Schärfe gegen dieses ganz miese NS-Pamphlet vorgegangen werden, um nicht eines unseligen Tages diese Geschichte eines fiktiven Chronisten in ernsthaften Zusammenhängen wieder finden zu müssen. Kurz gesagt: von diesem ganzen Nazi-Artikel mit der Überschrift: »Jüddenvolk ist dievisch« stimmt nicht ein einziges Wort: selbst die blöden Familiennamen dort der Juden mit den jüdischen Hexen usw. sind völlig frei erfunden. In sehr ähnlicher Weise hat mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit derselbe Märchenerzähler in Roetgen seinen Unfug zu Papier gebracht. Vgl. Monschauer Land 1981: »Der Ursprung des Dorfes Roetgen«, S. 204 (…).
Auf unser Monschauer Gebiet beziehen sich im Buch von Hans-Dieter Arntz die Ausführungen ab S. 218, die wieder aufgegriffen werden ab S. 500-538, wo auch von ganz anderer Seite die Geschichte der Juden hier nachgezeichnet wird, in der Fluchthilfe, die es — Gott sei Dank — auch gegeben hat. Und gerade hier im belgischen Grenzgebiet ist eine gute Möglichkeit und auch Zusammenarbeit gewesen für die verfolgten Juden, wobei eine derartige Hilfe mit Lebensgefahr verbunden gewesen ist. Insofern ist die umfangreiche Dokumentation „Judenverfolgung und Fluchthilfe“ sehr ergiebig.
Als besonders günstiges Absprunggebiet ist die Straße über das Venn bei Hochscheid gewesen mit dem wichtigen Punkt Fringshaus, dann die Schule in Roetgen, aus der heraus jüdische Kinder mit den Schulkindern von Reinartzhof nach Belgien geschickt worden sind - mit tätiger Hilfe der Einwohner. Selbst unsere »liebe« Vennbahn hat zur Fluchthilfe gedient, da man in Aachen jüdische Kinder allein nach Belgien hat fahren lassen und so den Eltern die Möglichkeit eröffnete, ihre Familien wieder zusammenzubringen. Auch diese in der Dokumentation recherchierten Angaben sind vollkommen richtig.
Dieses Buch von Hans-Dieter Arntz, in unendlicher Mühe mit Akten, Fakten und mündlichen Erkundigungen zusammengetragen, ist eine Fundgrube für unser aller Wissen über diese barbarischen Jahre damals und kann nicht nur den historisch interessierten Leuten, sondern besonders auch Vereinen und Schulen mit großer Wärme empfohlen werden (…).
MITTEILUNGSBLATT DES IRGUN OLEI MERKAS EUROPA
Nr. 88, April 1993 (ISRAEL)
Hans-Dieter Arntz: „Judenverfolgung und Fluchthilfe im deutsch-belgischen Grenzgebiet". Kümpel-Verlag und Volksblatt-Druckerei-Verlag, Euskirchen 1990
Aus der Vielfalt von Veröffentlichungen über Judenverfolgung in Deutschland, die sich meist mit Ereignissen in Städten befassen, hebt sich eine Arbeit über die nicht minder grausamen Geschehnisse in rein ländlichen Gebieten ab. Hans-Dieter Arntz, Oberstudienrat aus Euskirchen, hat eine außergewöhnliche Dokumentation über das Schicksal der jüdischen Mitbürger im Eifel-Ardennen-Gebiet verfasst. Schwerpunkt seiner Untersuchungen sind die damaligen Kreise Euskirchen, Schleiden, Monschau und Aachen sowie Eupen/Malmedy und St. Vith. Er beleuchtet darin die Zeit zwischen Karl dem Großen und der Gegenwart.
Bis zu Beginn dieses Jahrhunderts waren Judenverfolgungen und Antisemitismus in der Eifel fast unbekannt. Es gab dort nur verhältnismäßig wenig Juden, die als Viehhändler, Kaufleute oder Metzger arbeiteten und in die vorwiegend katholischen Bevölkerung gut integriert waren. Doch bereits vor der Machtergreifung 1933 begannen erste Diskriminierungen: so wurden beispielsweise Juden aus örtlichen Vereinen ausgeschlosssen. Selbst in der Eifeler Mundart halten Wortprägungen antijüdischer Grundhaltung Einzug.
Autor Arntz ging als engagierter Regionalhistoriker akribisch auch kleinsten, scheinbar unbedeutenden Spuren nach, die er in örtlichen Archiven und Gerichtsakten fand und zeichnet ein auf Vollständigkeit ausgerichtetes Bild der Verfolgten und ihrer Verfolger. Auf seiner Spurensuche knüpfte er Kontakte zu Betroffenen in aller Welt sowie ebenfalls zu Zeitzeugen unter der nichtjüdischen Bevölkerung. Der Leser erfährt Einzelschicksale von und über Juden, denen die Flucht gelang, und über andere, die dem Holocaust zum Opfer fielen.
Einen großen Teil hat er dem Thema Fluchthilfe im deutsch-belgischen Grenzgebiet eingeräumt. Für viele Juden wurde die „grüne Grenze“ zwischen Eifel und Belgien letzter lebensrettender Ausweg. Ortskundige Fluchthelfer beider Länder - meist mit ausgeprägtem Geschäftssinn - brachten Flüchtlinge aus der Region sowie aus ganz Deutschland und Österreich im organisierten Menschenschmuggel ins - zunächst noch - sichere Belgien. Die Vennbahn zwischen Aachen und Raeren spielte dabei vielfach eine wichtige Rolle. Nicht wenige Flüchtlinge schlossen sich der wöchentlichen Prozession von Aachen zum Marienwallfahrtsort Moresnet an, wo ihnen von Helfern weitergeholfen wurde. Diese organisierte Fluchthilfe lässt sich bis 1942/43 nachweisen.
Besondere Erwähnung verdient die mutige Haltung eines deutschbelgischen Journalisten: Henri Michel, Chefredakteur des Eupener "Grenz-Echos." Er schrieb in seiner in Deutschland bereits verbotenen Zeitung von 1933-1940 engagierte Beiträge über die Gräueltaten der deutschen Nazis. 1940 wurde er verhaftet. Wie durch ein Wunder überlebte er fünf Jahre in Gefängnissen und Konzentrationslagern.
Hans-Dieter Arntz hat ein Werk von zeitgeschichtlich überörtlicher Bedeutung verfasst, in dessen Mittelpunkt die Suche nach der Wahrheit steht. Er demonstriert und dokumentiert an einem überschaubaren - damals für die Nazis eher unbedeutenden - ländlichen Bezirk, dass kein noch so abgelegenes Gebiet von Verfolgung und Vernichtung jüdischer Mitbewohner ausgespart wurde. Der Autor verdient Dank, dass er sich dieser Thematik mit großem Einsatz und gefordertem Ernst angenommen hat. Sein Werk ist eine sehr empfehlenswerte zeitlos gültige Dokumentation, so dass eine weite Verbreitung zu wünschen ist.
Gesellschaft für „Jüdische Familienforschung“, Jg. LXIX, Nr.6/65 ,1993
Nun ist es bereits 10 Jahre her, dass der für jüdische Belange hoffnungsvolle Autor Hans-Dieter Arntz die Öffentlichkeit wieder mit einer Dokumentation überrascht. Der Autor bearbeitet seine Dokumentation nach Original-Dokumenten, Bildmaterialien, Befragung von betroffenen Überlebenden sowie deren Fluchthelfer.
Schon als sein erstes Werk „JUDAICA“ im Frühjahr 1983 erschien, bescheinigte Prof. Dr. Joseph Walk - damals Direktor des Leo-Baeck-Instituts in Jerusalem - in seinem Vorwort, dass dieses Werk eine doppelte Aufgabe erfülle: die Opfer vor dem Vergessen zu bewahren und den heutigen Nachgeborenen als Warnung zu dienen.
Das 2. Buch - „Kriegsende 1944/55 zwischen Ardennen und Rhein" - ging in die rheinische Fachliteratur ein. Die Nachfrage war so immens, dass nach einem Vierteljahr schon die 2. Auflage notwendig wurde, um den Leserwünschen nachzukommen. Im Jahre 1986 behandelte er in einer Dokumentation "Ordensburg Vogelsang 1934/45- Erziehung zur politischen Führung im 3.Reich" die Wahnsinnsideen der damaligen Machthaber. Diese wurden an so genannte nationalsozialistische Führungskräfte vermittelt.
Aus diesen Themata entstand die in der Weltgeschichte einmalig dastehende Judenverfolgung sowie das Trauma der Zivilbevölkerung, sei es nun, dass sie Nazis waren oder nur von den Kriegswirren Betroffene. Die beachtlichen Forschungsergebnisse dieser Dokumentation waren es den Medienanstalten - ob Funk oder TV - wert, diese für Rundfunk- und Fernsehdokumentationen auszuwerten und zu senden.
In dem nun vorliegenden, sehr umfangreichen Werk "Judenverfolgung und Fluchthilfe im deutsch-belgischen Grenzgebiet" ist Hans-Dieter Arntz vorläufig eine thematische Abrundung seiner Verfassertätigkeit und seines Schaffens gelungen. Es ist ihm nämlich gelungen, nicht nur eine einzige Problematik isoliert darzustellen, sondern eine Gesamtproblematik: Nationalsozialistische Täter, Verfolgte und Holocaust sowie die Situation der deutschen Bevölkerung zu jener Zeit. Selten hat man bei einem Autor eine solche Verzahnung – in den sich derart ergänzenden 4 Büchern - erkennen können. Wir wollen hoffen, dass (…) Hans-Dieter Arntz uns dennoch mit einer weiteren Dokumentation überraschen wird.
(…) Das Werk geht besonders auf den Nationalsozialismus und die Judenverfolgung im Kreis Schleiden, in den Gebieten Köln, Euskirchen, Monschau und Aachen sowie dem damalsannektierten Eupen und Malmedy ein. Bezüglich der Bestrebungen eines zukünftigen Europas wird das Buch als Forschungsunterlage von größter Wichtigkeit sein. Der in Euskirchen ansässige Oberstudienrat ist der erste, der sich der Thematik „Fluchthilfe und illegaler Grenzübertritt" widmete bzw. dies in Bezug auf die Judenverfolgung im Rheinland und die Flucht über die "Grüne Grenze" nach Belgien detailliert nachweist. Dass in der „Hochblüte“ des Nationalsozialismus und des Holocaust – in der Zeit 1942/43 - noch organisierte Fluchthilfeorganisationen an den deutschen Reichsgrenzen und in besetzten Gebieten erfolgreich tätig waren, war bis zur Veröffentlichung dieser Dokumentation nur den Flüchtlingen sowie den Fluchthelfern bekannt. Vielleicht können unsere Leser und evtl. noch lebende Juden, die durch diese Fluchthilfe überlebt haben, ihre eigene Geschichte in diesem vorliegenden Buch wieder finden (…).
Kölnische Rundschau vom 22.9.1993
Die Prozession diente zur Flucht
Vor etwa drei Jahren erschien im Euskirchener Kümpel-Verlag das 810 Seiten umfangreiche Buch von Hans-Dieter Arntz: „Judenverfolgung und Fluchthilfe im deutsch-belgischen Grenzgebiet".
Mit dem umfangreichen Dokumentationsmaterial und den erstmals publizierten Gerichtsakten über westdeutsche Synagogenbrand-Prozesse (u. a. von Euskirchen, Mechernich, Gemünd und Hellenthal) erwarb sich das Werk inzwischen den Rang eines vielbeachteten Standardwerkes, das auch im Ausland viel Beachtung fand.
Auch der Westdeutsche Rundfunk in Köln erkannte inzwischen den Wert der Dokumentation, die zum ersten Mal in der Bundesrepublik die Fluchthilfe über die „grüne Grenze“ nach Belgien wissenschaftlich nachwies.
Unter der Überschrift: „ Erlebte Geschichten: Prozession über die grüne Grenze" stellen am Donnerstag, 30. September, die WDR-Redakteure B. Geisen und R. Hebestreit die in Aachen lebende Halbjüdin Inge Kaufmann-Protzner vor, die in dem Arntz'schen Buch auf den Seiten 524-527 ihre „Methode“ vorstellte, Juden nach Belgien zu schmuggeln.
Diese wurden in die grenzüberschreitende Prozession von Aachen nach Moresnet eingereiht und waren in Belgien vorläufig vor den Nationalsozialisten in Sicherheit.
Die halbstündige Sendung wird am 30. September im WDR 5 in der Zeit von 14.30 bis 15.00 Uhr gesendet und am 3. Oktober um 11.05 Uhr wiederholt.
http://www.hans-dieter-arntz.de/b1.html
ISBN-Nr. 3-9800787-6-0
808 Seiten sowie 360 Fotos und 170 Dokumente
44,- Euro
Gesamtauflage zurzeit vergriffen.
Erwerb eventuell antiquarisch bei AMAZON und EBAY