Anmerkungen zum Kriegsende 1945 in der Eifel und Voreifel– Zum Aussagewert von „Kriegsfotos“ –

von Hans-Dieter Arntz
Quelle: Eifeljahrbuch 2011, S. 109-116
08.12.2010

Anmerkung
Der folgende Beitrag zum Eifeljahrbuch 2011, S. 109 – 116, enthält 9 Fotos, die aber bewusst nicht dieser Online-Publikation auf meiner regionalhistorischen Homepage beigefügt sind. Sie wurden jedoch auch auf Hochglanz in meinen Büchern zum Kriegsende 1944/1945 publiziert.

 

Eifeljahrbuch2011 

Vom Wert spezieller Fotos für die Regionalhistorie

Filme und Fotos gelten auch als wirkungsvolle propagandistische Medien. In diesem Zusammenhang ist es oft möglich, dass die Sichtweise des Fotografen und des Betrachters unterschiedlich ist. Im Krieg, wenn alles instrumentalisiert wird, bekommen Fotos eine besonders zwiespältige Macht. Aber im Laufe der letzten 65 Jahre hat die Frage nach der damaligen Aktualität nachgelassen, so dass hauptsächlich die Erinnerung an die jeweilige Situation für die Regionalhistorie dokumentarisch und historisch an Wert gewonnen hat. Die Zeitzeugen werden immer weniger, sodass ein diesbezügliches Archiv allmählich verschwindet.

Grundsätzlich können auch die „Kriegsfotos“, die 1944/45 in der Eifel und Voreifel gemacht wurden, sachlich informieren, propagandistisch und emotional aufrütteln, historisch dokumentieren oder bewusst in die Irre führen. Eine Vielzahl und Aneinanderreihung von Bildern ähneln einer Reportage, wie dies auch am Beispiel der Serie amerikanischer Kriegsberichterstatter über eine angebliche „Schlacht“ bei Weilerswist/Metternich bewiesen werden kann. Etwa 20 Fotos, die „unmittelbar vor den Toren Kölns und dem Rheinübergang“ von vier US-Reportern gemacht wurden, sollten vielleicht „heftige Kämpfe“ und den Einsatz spezieller Truppeneinheiten demonstrieren, die nicht drei Tage später zur Einnahme der bekannten Brücke von Remagen herangezogen werden konnten.

Ein weiterer Aspekt für die Aussagekraft von „Kriegsfotos“ könnte zum Beispiel die Ankunft des damaligen Oberkommandierenden der alliierten Streitkräfte, General Dwight Eisenhower, auf dem Feldflugplatz bei Euskirchen sein. Das inzwischen recht bekannt gewordene Bild ähnelt vielleicht eher einem heroisierenden statt historisierenden „Kriegsfoto“. Am 25. März 1945 fand in Odendorf ein interessantes Treffen statt: Auf der gleichen Start- und Landebahn, auf der etwa fünf Jahre vorher Hitler mit seiner Führermaschine nach Belgien und Frankreich gestartet war, landete nun ein „Kriegsheld“, der später Präsident der Vereinigten Staaten werden sollte. Mit Shakehands wird er von den berühmten Generälen Bradley, Patton und Hodge begrüßt. Das Foto sollte wohl die konträre Parallelität zu 1940 demonstrieren, aber gleichzeitig auch die kriegswichtige und erfolgreiche Zentrierung der amerikanische Armeen, die sich mit der Einnahme der Brücke von Remagen am 7. März 1945 auf dem weiteren Vormarsch in den östlichen Teil des Deutschen Reiches befanden.

Einige „Kriegsfotos“ amerikanischer Reporter und Kriegsberichtserstatter, die 1944/45 in den Altkreisen Euskirchen und Schleiden gemacht wurden, konnten international bekannt werden. Nur die mediale Vielfalt zum Thema Hürtgenwald hält in eindringlicher Form die erbitterten Kämpfe vor Augen. Diese erste größere Feldschlacht der Amerikaner auf deutschem Boden, die von ihnen noch heute mit den verlustreichsten Kämpfen überhaupt in Verbindung gebracht wird, ist für die amerikanische Erinnerungskultur von großer Bedeutung.

Für das Titelbild meines Buches Kriegsende 1944/45 im Altkreis Euskirchen wählte ich ein inzwischen international bekanntes „Kriegsfoto“ vom 3. März 1945, das meiner Meinung nach einen hohen Wiedererkennungswert hat. Es zeigt, wie ein amerikanischer Panzer des 746. Tank BN der 1. US-Armee vor dem Münstertor die Einnahme der Römerstadt Zülpich demonstriert.

Mit dem regionalhistorischen Aussagewert von „Kriegsfotos“, die im Raum Bonn – Köln – Aachen „geschossen“ wurden, befasse ich mich seit etwa drei Jahrzehnten, da es hier um die Illustration meiner Bücher zum Kriegsende 1944/45 in der Eifel und Voreifel geht. (1)

Einerseits ist stets beabsichtigt, spezielle Ereignisse oder durch Oral History gewonnene Zeugenaussagen zu belegen, andererseits sollen die Bilder aber auch regionalhistorisch relevant und diesbezüglich dokumentarisch aussagekräftig sein. Für mich sind in diesem Fall die im sprachlichen Sinne doppeldeutig zu wertenden „Schnappschüsse“ der Kriegsberichterstatter besonders dann von Wert, wenn es später gelingt, die Betroffenen und Abgebildeten zu finden und zur Aussprache zu gewinnen. Haben sie damals bemerkt, dass sie zum „Objekt“ des Reporters wurden? Wie reagieren sie nun, wenn ihnen meist erstmals das entsprechende Foto vorgelegt wird? Welche Hintergrundsinformation können sie jetzt nach Jahrzehnten zu diesem speziellen Augenblick in ihrem Leben geben?

Die meisten Fotos der amerikanischen Journalisten sind den Betroffenen unbekannt geblieben. Das ist wegen der jeweiligen Kriegssituation auch nachvollziehbar. Immerhin entsprechen die spontan „geschossenen“ Fotos einer meist nicht geplanten Darstellung von Motiven - ohne gesondertes vorheriges Arrangement. Sie rufen manchmal zur nachträglichen Auseinandersetzung und jetzt offensichtlichen Spontaneität auf. Aus der Dokumentarfotografie ist nun die Pressefotografie geworden, der es ja darum geht, in kürzester Zeit viel Information im Foto zu bannen. Wenn Menschen in einer „typischen“, hier kriegsbedingten Situation zu sehen sind, ist das von besonderem Wert, denn ihre Äußerung entschlüsselt die indirekte Aussage des Fotos, die erst jetzt nach Jahrzehnten möglich ist. An anderer Stelle soll dies anhand einer Situation in Gemünd (heute ein Stadtteil von Schleiden), deutlich werden.

Motiv und Text der „Kriegsfotos“

Es ist einleuchtend, dass es vom Kriegsende 1944/45 weniger „deutsche“ als „amerikanische“ Fotos gibt. Die meisten Eifeler waren spätestens seit der Ardennen-Offensive evakuiert worden. Hinzu kommt die Tatsache, dass von den wenigen Zurückgebliebenen kaum jemand einen Fotoapparat besaß, wenn man einmal vom Besitz der „5-RM-Box“ absieht. Umso dankbarer sollte man heute für jegliches Archiv in Form von vergilbten Fotoalben sein.

Amerikanische Archive sind da ergiebiger, auch wenn es heute mancher Heimatforscher diesbezüglich „bedauert“, dass sein Eifeldorf von den US-Kriegsreportern nicht als mediales Zentrum des 2. Weltkrieges betrachtet wurde. Andererseits führte 1944/45 die „Unwichtigkeit“ schnell eroberter Eifeldörfer dazu, dass seitdem die Beschriftung und Erklärung der aufgenommenen Fotos gelegentlich flüchtig oder gar fehlerhaft geblieben ist. Das halb zerstörte Rathaus von Zülpich wird zum Beispiel noch heute als Kirche der Römerstadt deklariert.

Als weiteres Beispiel soll die „Brücke von Remagen“ dienen, die schon als „Ludendorff-Brücke“ im 1. Weltkrieg als militärstrategisch galt und am Ende des 2. Weltkrieges deswegen einen hohen Bekanntheitsgrad erhielt, da sie die einzige Rheinbrücke war, die noch intakt von den westlichen Alliierten genommen werden konnte. Dies erleichterte ab dem 7. März 1945 deren Übertritt über den Rhein wesentlich. Die amerikanischen Medien verewigten dieses Ereignis in unzähligen Presseberichten und später sogar in einem Spielfilm. Die Zeitungen berichteten jedoch später kaum über das riesige „Rheinwiesenlager Goldene Meile“, das zwischen Remagen, Sinzig und Niederbreisig etwa 250.000 deutsche Soldaten unter miserablen Bedingungen gefangen hielt.

Offenbar war der Fotograf der US Army am 23. März 1945 topografisch und rechnerisch etwas überfordert, als er den „Master Sgt. Wilhelm Zachmann aus Mannheim“ als „Gefangenen Nr.300.000“ des ihm noch unbedeutenden Lagers bezeichnete. Das ihm noch unbekannte Sinzig am Rhein verwechselte er mit dem ihm ebenfalls unbekannten Dorf „Sinzenich bei Zülpich“. Ergo: Ein ebenfalls berühmtes Foto wurde der Voreifel zugeordnet.

Überhaupt ist die Beschreibung der amerikanischen „Kriegsfotos“ bezüglich der Wertfreiheit und Idiomatik zu diskutieren. Ein Foto, das in Gemünd „geschossen“ wurde, zeigt einen getöteten Deutschen in Zivil, der im Vorgarten liegt und seine Geige neben sich liegen hat. Auch er wurde wie am 7. März 1945 einige gefallene deutsche Soldaten in Brühl als „toter Nazi-Abfall“ tituliert.

Eine offenbar friedliche Gruppenaufnahme, die am 7. März in Schleiden gemacht wurde, zeigt zwei amerikanische Soldaten vor Greisen, Frauen und Kindern. Man könnte der Ansicht sein, dass ein bürokratischer Vorgang oder eine erste Form der Fraternisierung stattgefunden hat.

Erst die Beschreibung des Titelbildes meines Buches Kriegsende 1944/45 im Altkreis Schleiden  erinnert an die Kriegszeit: „Die in Schleiden zurückgebliebene Bevölkerung wird von amerikanischen Soldaten der 28. Division verhört: Der ehemalige Polizeichef zeigt Minenfelder und andere deutsche Fallen in der Stadt.“ Jahrzehnte später erklärt die damals sehr junge Augenzeugin Magdalena Heinen (das kleine Mädchen rechts am Rande des Fotos), wie ihre Angehörigen den damaligen Sachverhalt in Erinnerung hatten: es ging nur um eine Försteruniform, die bei einer Hausdurchsuchung entdeckt und aus Unkenntnis von dem US-Geheimdienst einem angeblich „ungeheuer wichtigen SS-Mann“ zugeordnet wurde. Die Augenzeugin teilte mit:

„Wir waren total überrascht, dieses bisher unbekannte und für die Stadtgeschichte wichtige Foto zu sehen. Tagelang haben wir alle die Situation durchgesprochen, um die abgebildeten Leute zu identifizieren. Dies sind v.l.n.r.: Polizeibeamter Johann Biert, Franz Göbbel aus Bronsfeld, Wilhelm Heinen aus Ettelscheid, Paula Göbbel, US-Soldat, Revierförster Mohr aus Schleiden, US-Major Stanton, Frau Kersting und Frau Mohr aus Schleiden, Elisabeth Heinen, Maria Heinen geb. Stoll mit ihren 3 kleinen Kindern Christa, Elisabeth und Magdalena (alle aus Ettelscheid/Gemeinde Dreiborn). Ich bin ganz rechts am Rande des Fotos. Das Verhör fand wenige Minuten später im Haus Mohr, Am Mühlberg, in Schleiden statt“.

Das besondere Foto eines amerikanischen Reporters

Als Maria Platten geb. Müller am 21. Mai 1984 den Lokalteil Schleiden/Eifelland der Kölnischen Rundschau öffnete, traute sie kaum ihren Augen. Sie erblickte ein Foto, das am 5. März 1945 von einem amerikanischen Kriegsberichterstatter gemacht worden war und Eifeler Frauen aus Gemünd zeigte, die – scheinbar erleichtert – lachend aus den Trümmern der gerade eroberten Eifelstadt herauskamen. Ganz deutlich war sie rechts in der vorderen Reihe zu erkennen. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte sie nichts von der Existenz des Fotos gewusst und ahnte auch nicht, dass dieses Foto mal das Titelbild eines Buches werden sollte: Kriegsende 1944/45 zwischen Ardennen und Rhein. Sie meldete sich spontan bei dem Verfasser dieses Buches, um die fotografierte Szene zu kommentieren:

 „Ich heiße Maria Flatten geb. Müller und wohne in Gemünd, Schleidener Straße 32. Das mir vorliegende Foto zeigt von links nach rechts: Else Henz, meine Schwester Ännchen und mich sowie in der hinteren Reihe eine Einwohnerin aus Dreiborn und Maria und Friederike Frauenkron. Bis zum großen Bombenangriff auf die Stadt Schleiden - Mitte Oktober 1944 – arbeitete ich dort in der Metzgerei Pütz. Diese wurde zerstört, und die Besitzer zogen in Richtung Münstereifel. Meine Schwester, Ännchen Müller verh. Fuchs, arbeitete früher in der Gemünder Drogerie Herbrand. Auch diese wurde im Herbst 1944 zerstört.

Unser elterliches Haus in der Schleidener Straße wurde von den Bomben nicht verschont, konnte aber mit einiger Mühe wohnbar gehalten werden. Wir nagelten die Fenster mit Brettern zu und reparierten das Dach. Der beste Raum im Keller wurde zum Schlafen eingerichtet. Bei Angriffen suchten wir jedoch den Felsenkeller auf, der früher für kühle Bierlagerung geschaffen worden war.

Die Front kam immer näher. Ich erinnere mich noch daran, dass die deutsche Wehrmacht ein Eisenbahngeschütz im Tunnel an der Schleidener Straße stationiert hatte, das zum Abschuss herausgefahren wurde. Ich könnte noch viel über die schrecklichen Zustände in Gemünd erzählen, über die Verpflegungssorgen, brennenden Häuser, Todesfälle in der eigenen Familie oder die durchziehenden Truppen, die im Rahmen der Ardennen-Offensive die Wende des 2. Weltkrieges bringen sollten.

Fast 6 Wochen blieben die Amerikaner vor Gemünd liegen. Sie igelten sich auf dem Hohenfried ein. Dieses bewaldete Gebiet westlich der Olef bot ihnen, von einer großen Wiese aus, einen hervorragenden Blick auf das Tal und - unser Haus.

Bis zur nächsten Wasserstelle waren es etwa 150 Meter. Diese mussten immer zurückgelegt werden, wenn unsere Vorräte erschöpft waren. Somit war das Wasserholen immer nur unter Lebensgefahr möglich. Die amerikanischen Soldaten erkannten wohl, dass wir Frauen und nicht deutsche Soldaten waren, so dass öfters nur mit Leuchtmunition geschossen wurde. Die militärischen Bunker auf der Wackerbergseite, östlich der Olef, waren am 5. März 1945, als uns die Amerikaner aus den Trümmern herausholten, nicht mehr besetzt. Jahre vorher hatte man uns mehr über die Wirkung der Westwall-Bunker propagiert.

Wir wussten, dass die Amerikaner jeden Augenblick kommen würden. Die deutsche Wehrmacht hatte sich zurückgezogen und auch die dicke Lindenallee in der Schleidener Straße gesprengt. Wir hatten in den letzten Stunden unser Brennholz von dort geholt. Wir ahnten, dass der Friedhof am Fuße des Hohenfrieds vermint war. Im Keller erzählte man uns, dass in den Tagen vor der Einnahme Gemünds einige Männer durch die Olef gegangen waren, um sich dem Feinde zu ergeben.

Der 5. März 1945 – also der Tag, an dem das Foto gemacht wurde – war nass und kalt. Es gab viele Schneeschauern. Else Henz (links auf dem Foto) holte aus dem Stall des elterlichen Hauses ein Schaf. Als wir es endlich zerteilt im Bräter hatten, gab es einen großen Krach, und die Haustüre wurde eingestoßen. Amerikanische Soldaten stürmten mit der Waffe in den Keller und fanden uns, d. h. meine Mutter, Schwester Ännchen, Tante Traudchen, Else Henz und mich. Wir wurden gezwungen, nach oben zu gehen – und unseren Braten zurückzulassen. Im Hof trafen wir auch unseren Vater wieder, der Minuten vorher die Lage erkunden wollte; er hatte die Hände erhoben und war leichenblass.

Weil es so kalt war, wollten wir unsere Mäntel holen. Dies wurde uns nicht gestattet. Unter Bewachung mussten wir über die Schleidener Straße in Richtung Stadtmitte marschieren. Im Haus Wilden, wo auch noch Bewohner ausgehalten hatten, hielten wir an und konnten deren Mäntel anziehen. Hier muss wohl das Foto von dem amerikanischen Reporter gemacht worden sein, denn ich hatte den Kleppermantel gerade angezogen.

Trotz der schrecklichen Momente waren wir alle froh, dass für uns der Krieg vorbei war. Befreit lachten wir auf, was wohl dem Fotografen gefallen haben musste. Noch am gleichen Tage wurden wir alle im Treck über die Dürener Straße zum Forsthaus Heidahl geführt, etwa in halber Berghöhe vom Tal zur Kreuzstraße. Unterwegs kamen weitere Gemünder hinzu, die man in anderen Ruinen der Stadt aufgegabelt hatte.

Dennoch hatten wir unseren Humor nicht verloren. Als wir zum Beispiel das Haus Arentz auf der Dürener Straße passierten, fror ich unheimlich und sagte zu meinen Leidensgenossen: `Eigentlich eine Unverschämtheit, uns bei diesem Sauwetter auf die Straße zu treiben. Daheim war es viel wärmer.' Da fragte ein amerikanischer Soldat: ´Mädchen, bist Du kalt? Ich (…). Bei dem Wetter wird es auch dem Teufel in der Hölle noch kalt.' Der Soldat hatte deutsche Sprachkenntnisse.

Das Forsthaus war durch Kriegseinwirkung beschädigt. Daher war es auch hier zugig und kalt. Ich fror in meinem dünnen Kleppermantel. Einige amerikanische Soldaten waren hilfsbereit, holten von einer Quelle frisches Wasser und schenkten uns Kaffee, so dass wir wenigstens etwas Warmes im Magen hatten.

Am 6. März 1945 zogen wir alle nach Malsbenden hinunter, wo wir etwa acht Tage blieben. Hier verteilten uns die Amerikaner auf verlassene Häuser. Alle, die in unserem Keller auf der Schleidener Straße angetroffen worden waren, konnten in einem leeren Haus zusammenbleiben. Die Bauern, die in Malsbenden geblieben waren, versorgten uns leidlich mit Milch, Mehl, Kartoffeln und einigen Eiern. Dies langte für einige Suppen.

Bei uns auf der Schleidener Straße standen noch immer zwei Kühe und ein Pferd im Stall. Meine Tante und Schwester erhielten von den Amerikanern die Erlaubnis, sich um die Tiere zu kümmern. Sie brachten zudem Milch und etwas Eingewecktes mit.

Als wir etwa am 14. März 1945 in unser Haus auf der Schleidener Straße zurückkehrten, befand sich das angebratene Fleisch noch im Bräter. Es war gut und schmeckte uns nach der aufregenden Zeit ausgezeichnet."

Das Thema „Kriegsende 1944/45 in der Eifel und Voreifel“ ist nur ein kleiner Aspekt im Gesamtthema „2. Weltkrieg“. Ebenso ist die Regionalhistorie nur ein Mosaiksteinchen in der Gesamtbetrachtung dieser Zeit. Schwerpunkt und Blickwinkel konzentrieren sich auf die jeweilige Region und sind in dieser Hinsicht zielgerichteter und detailbewusster.

 

Daher kommt diesbezüglichen Fotos, Dokumenten und Berichten von Augenzeugen eine besondere Bedeutung zu –, die übrigens vom Leser individuell nachvollzogen werden kann. Somit ist auch der Aussagewert von „Kriegsfotos“ nicht zu unterschätzen. Immer wieder gelingt es der Regionalhistorie, besonders personifizierte oder kommunale Sachverhalte zu finden, die für die klassische Geschichtswissenschaft unwesentlich sind.

 

Fußnote:

(1) Vgl. folgende Bücher und Dokumentationsbände des Verfassers wurden im Text erwähnt: Hans-Dieter Arntz, Kriegsende 1944/45 zwischen Ardennen und Rhein, Euskirchen 1984 (3. Auflage 1986). Weiterhin: Kriegsende 1944/45 im Altkreis Euskirchen, Euskirchen 1994 (2. Auflage 1995) sowie im Jahre 1995 Kriegsende 1944/45 im Altkreis Schleiden (2. Auflage 1996). Der Dokumentationsband KRIEGSENDE – Durch die Voreifel zum Rhein erschien 2007 im Helios Verlag Aachen.

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