Die Geschichte der Apfels in Münstereifel begann 1850, als der noch nicht 26-jährige Metzger David Apfel von Endenich nach Münstereifel zog, wo er die ein Jahr jüngere Metzgerstochter Sibilla Nathan, aus alteingesessenen jüdischen Familie stammend, heiratete. In den 50 Jahren, in denen David Apfel in Münstereifel lebte, brachte er es zu einigem Ansehen in der Stadt und der jüdischen Gemeinde, so wurde er etwa, als 1870 die Kehilla in Münstereifel mit 131 Mitgliedern ihren Höchststand erreichte und die Rechte einer Spezialsynagogengemeinde erhielt, Repräsentant der Kreis-Synagogengemeinde.
David Apfel wohnte im bekanntesten Fachwerkhaus Münstereifels, dem Windeckhaus, das damals auch “Appels Huus” genannt wurde.
Von 1851 bis 1866 gebar Sibilla elf Kinder, von denen sieben das Erwachsenenalter erreichten.
1. Sibilla (1851-1921), das älteste Kind, heiratete 1877 den aus Düren stammenden Viehhändler Simon Mayer (1842-1912). Von Sibilla Mayer sind drei Kinder bekannt, der 1878 geborene Theodor. Er soll eine Fabrik besessen haben, nachweisen ließ sich von ihm bisher nur, dass er als “kaufmännischer Reisender” in Düren lebte. Was mit ihm weiter passierte, ist unklar. Möglicherweise ist er identisch mit dem “Theodor Meyer” [!], der noch im Januar 1945 von Köln nach Auschwitz deportiert wurde.
Sibilla Mayers zweiter Sohn Adolf, geboren 1879, besaß ein Geschäft für Schuhwaren en gros. Verheiratet war Adolf mit Flora Kahn. Sie hatten zwei Kinder, die 1912 geborene Anna Sabina, genannte Aenne, und den 1920 geborenen Heinz.
Aenne heiratete 1933 Ernst Simon Wertheim, den Besitzer der Wertheim & Cie, Schuhmacherartikel und Lederhandlung in Düren. 1935 verkauften Aenne und Ernst Simon das Geschäft und wanderten nach Palästina aus. Aennes Bruder Heinz und Ernst Simons Schwester Hilde begleiteten sie. Über ihre Nachkommen in Palästina ist bisher nichts bekannt außer der Enkelin Daniela Goldmann.
Adolf Mayer und seine Frau Flora und auch die Eltern Ernst Simons wurden deportiert und ermordet.
Sibilla Mayers Tochter Adele, geboren 1882, war verheiratet mit dem aus Jüchen stammenden Kaufmann Sigmund Oberländer (XX). Sie starb 1939 in Eindhoven. Ob sie Kinder hatte, ist unbekannt.
2. Simon Apfel (1852-1932), das zweite Kind Davids und Sibillas, studierte Medizin und ließ sich in Düren,
später in Köln nieder. 1879 heiratete er die aus einer prominenten jüdischen Familie Siegburgs
stammende Rahel Bürger (1857-1912). Rahel Bürger-Apfel, mit Heinrich Heine und Walter Benjamin verwandt,
verfasste Lyrik und Prosa, schrieb mit am Libretto für Engelbert Humperdincks “Hänsel und Gretel”
und unterhielt in Köln einen literarischen Salon.
Simon Apfel war u.a. in der Kölner Synagogen-Gemeinde, in der Rheinland-Loge, im Deutsch-Israelitische Gemeindebund und im Verein jüdischer Lehrer in Rheinland und Westfalen engagagiert. Er brachte es bis zum Geheimen Sanitätsrat.
Simon und Rahel hatten vier Söhne, Alfred, Berthold, Samuel, Ernst und die Tochter Caroline.
Zu Alfred unten Genaueres.
Berthold studierte Jura. Er lebte in Köln und Berlin. Nach Spielschulen und Frauenaffairen meldete sich Berthold zur Fremdenlegion, wo er unter dem Kampfnamen Flammarion 1914 in Algerien zu Tode kam.
Der Kaufmann Samuel Apfel (1885-1966) lebte nach 1905 einige Jahre in den USA. 1914 betrieb er eine
Schuhwarengroßhandlung in Köln. Später arbeitete er als Handelsvertreter. 1917 heiratete er die Katholikin
Maria Antonie Schwan aus Aachen. Im gleichen Jahr kam ihr Sohn Alfred zur Welt. 1921 die Tochter
Rahel Irmgard. Nach der Machtergreifung Hitlers emigrierte Samuels Sohn Alfred 1936 nach Argentinien.
Samuel hielt sich einige Zeit in Österreich auf, ebenso Irmgard. Samuel gelang noch im Winter 1940/41 über Spanien und Portugal die Ausreise nach Argentinien. Irmgard arbeitete illegal zunächst in Holland,
später in Köln als Haushaltshilfe. Nach ihrer Denunzierung 1942 lebte sie mit ihrer Mutter, von einem
Gastwirt versteckt, in Bergheim an der Erft bis zum Ende des Krieges. 1948 reisten Mutter und Tochter
nach Argentinien aus. Irmgard und ihr Bruder Alfred heirateten später dort. Die Mehrzahl ihrer Nachkommen
lebt heute wieder in Europa.
Caroline (Lina) Apfel (1889-1972), die einzige Tochter Rahels und Simons, studierte am Konservatorium
in Köln Gesang. Ca. 1911 heiratete sie den Anwalt Moses (Moise) Moskowitz (1881-1928). Ihre Tochter
Janka kam 1912 in Budapest zur Welt. 1914 ihr Sohn Felix. Bei Beginn des I. Weltkrieges zog die Familie
Heinrich Schwing Spuren der jüdischen Familie Apfel aus Münstereifel S. 1
nach Zürich. 1924 ließen sich Moise und Caroline scheiden. Caroline zog sie mit ihren Kindern zurück
nach Köln. Nach 1933 begleitete Caroline Felix in die Tschechoslowakei, wo er Arbeit fand. Janka blieb
zunächst in Köln, 1937 ging sie nach Paris. 1938 emigrierte Felix nach England. Er kämpfte 1940 in der
englischen Armee in der Schlacht um Dünkirchen. Felix starb 1974 bei einem Autounfall in Spanien. Caroline
zog wie Janka nach Paris. 1940, kurz vor der Besetzung der Stadt, heiratete Janka den Chemiker
Maurice Frisch. Die Ehe hielt nicht lange. Die inzwischen schwangere Janka floh mit ihrer Mutter vor den
anrückenden deutschen Truppen nach Agen, wo im Dezember ihr Sohn Uriel Frisch geboren wurde, der
heute berühmte französische Physiker.
Es gelang Caroline und Janka mit dem kleinen Uriel auf verschlungenen Pfaden 1942 über Savoyen die Flucht in die Schweiz. Janka starb 1959 und Caroline 1972 in Paris.
3. Jakob Apfel (1857-1932) zog nach seiner Heirat (1881) mit Lisette Wolff (1857-1900) ins nahegelegenen
Mechernich.
In der Dorfstraße, der heutigen Turmhofstraße, schräg gegenüber der Kirche, betrieb Jakob Apfel über
Jahrzehnte eine Tuchhandlung, Herren- und Knaben-Anzüge, sowie Anfertigungen nach Maß.
Aus der Ehe Jakobs mit Lisette gingen sieben Kinder hervor. Vier starben schon in ihrem ersten Lebensjahr. Das Schicksal der Töchter Johanna (1885-1958, verheiratete Lapp) und Clara (geb. 1900) und des Sohnes Simon (geb. 1892) ist noch unklar.
Nach dem Tod Lisettes heiratete Jakob 1901 ihre jüngere Schwester Helena. Das Paar hatte keine Kinder.
Nach 31 Ehejahren starb Jacob 1932. Sein Grab in Mechernich blieb erhalten.
Helena überlebte ihren Mann um zehn Jahre. An Demenz erkrankt, wurde sie 1942 aus Rheydt in die Jacoby'sche Anstalt, die Israelische Heil- und Pflegeanstalt für Nerven- und Gemütskranke, nach Bendorf- Sayn überwiesen, wo Helena drei Monate später eines natürlichen Todes starb.
4. Davids und Sibillas Sohn Josef Apfel (1861-1937) blieb als einziges Kind des Paares viele Jahre in Münstereifel. Er war als Vieh- und Getreidehändler tätig. 1891 heiratete er Clara Frank (1866-1943), die Tochter eines Pferdehändlers.
Josef Apfel brachte es wie schon sein Vater zu einigem Ansehen in Münstereifel. So war er bei den Honoratioren, die 1911 Kaiser Wilhelm II. empfingen, als dieser sich, anlässlich eines Manövers, in Münstereifel aufhielt. Von 1911 bis 1918 war er Parnes der Münsteraner Kehilla und von 1919 bis 1926 war er Stadtverordneter, tätig in der Marktkommission. Er soll, wie schon sein Vater, noch um 1920 das Windeckhaus bewohnt haben. Bis etwa 1930 waren seine Kinder noch im Besitz des Nachbarhauses, Orchheimer Str. 21. Um 1930 zogen er und seine Frau nach Köln, wo ihre Kinder wohnten.
Albert Apfel, geboren 1892, das erste Kind Josefs und Claras, war er beteiligt am Chromolith. Institut in Köln. Ab 1925 betrieb Albert dort einen Strickwarengroßhandel, 1930 eine Partiewarenhandlung. Verheiratet war Albert mit der 1896 in Köln geborenen Ilse Rosenthal. 1923 wurde die Tochter Inge und 1929 der Sohn Adolf geboren. Nach 1932 verliert sich die Spur der Familie.
1893 wurde Alberts Bruder Friedrich geboren. Er ist der einzige Nachkomme seiner Großeltern, der in Münstereifel begraben wurde und dessen Grabstein sich dort noch findet. Über sein Leben ist wenig bekannt, er starb, erst dreiunddreißigjährig, 1926 in Münstereifel.
Nach Friedrich wurde 1895 Ella geboren. Sie heiratete 24-jährig den aus Köln stammenden Pferdehändler Friedrich Jakob Leffmann. Ellas und Friedrich Jakobs Sohn Walter überlebte die Shoa. Ella heiratete nach dem frühen Tod ihres Mannes erneut. Sie floh wie ihre Brüder Paul und Walter nach Belgien, von wo aus sie nach Auschwitz deportiert wurde.
Drei Jahre nach Ella wurde ihr Bruder Walter geboren. Walter zog schon früh nach Köln. Von 1925 bis 1927 führte er zusammen mit seinem Bruder Paul einen Textilgroßhandel am Neumarkt. 1928 heiratete er Auguste Horn. Die Familie floh vor den Nazis nach Belgien. Von dort wurde er mit Frau und Sohn Fritz Martin 1944 nach Auschwitz deportiert.
Ein Jahr nach Walter Apfel wurde sein Bruder Paul geboren. Auch er flüchtet nach Belgien, wurde von dort nach Frankreich ausgeliefert. Er arbeitete im französischen Arbeitsdienst. 1942 wurde er als Jude erneut verhaftet und über Drancy nach Auschwitz deportiert. Seine Frau Maria Dorweiler überlebte den Krieg. Von ihr ist nur bekannt, dass sie noch Anfang der Sechzigerjahre in Köln-Mülheim lebte.
Heinrich Schwing Spuren der jüdischen Familie Apfel aus Münstereifel S. 2 Der Historiker Schulte erwähnt noch als eine weitere Tochter Josef Apfels Betty Kaufmann. Aber auch im Archiv in Münstereifel fand sich bislang keine Spur von ihr.
5. Samuel Apfel (1862-1929), das neunte Kind Davids und Sibillas, studierte wie sein Bruder Simon Medizin
und eröffnet in Barmen eine Praxis.
1899 heiratete er Henriette (Henny) Schoenewald (1879-1942). Die Tochter Lotte (1902-1942) war ihr einziges Kind. Der Sanitätsrat Samuel Apfel starb 1929 in Barmen. Seine Frau Henny, seine Tochter Lotte und deren Mann Walter Hamburger (1894-1942) wurden in Vernichtungslager deportiert.
6. Amalie Apfel wurde 1865 geboren. Sie heiratete 1889 den aus Krefeld stammenden Kaufmann Moritz Mendel (1863-1942). Sie lebten über Jahrzehnte in Wiesbaden und betrieben dort ein Eisenwarengeschäft. 1935 siedelten sie ins Altenheim nach Aachen über. Von dort wurden sie 1942 nach Theresienstadt verschleppt. Über Kinder von ihnen ist nichts bekannt.
7. Adolf Apfel (1866-1920) war das jüngste Kind David und Sibilla Apfels. Er studierte Jura und ließ sich in Köln nieder. Um 1897 heiratete er die Fabrikantentochter Else Rosenberger (1878-1976). Der Justizrat starb schon 1920 in Köln.
Seine Tochter Ruth (1898-1988) wanderte früh in die USA aus, wo sie unverheiratet starb. Ihre Zwillingsschwester Anna Margarethe (Aenne) heiratete den bekannten Kölner Architekten Peter Franz Nöcker (1894-1984). Einer Deportation zuvorkommend, nahm sie sich 1944 das Leben. Ihr Sohn Andreas Nöcker (Andrew Nocker), geboren 1926, überlebte in verschiedenen Verstecken die Nazizeit. Er wohnt heute bei Chicago.
Die beiden Söhne Adolfs und Elses, die Zwillinge Gerhard Maximilian und Wolfgang David, gingen nach Brasilien, Wolfgang schon in den Zwanzigerjahren, sein Bruder Gerhard (Gert) folgte ihm später, kurz vor Kriegsausbruch kam Mutter Else. Gert nahm sich 1938 das Leben. Auch Wolfgang starb schon 1953. Von seiner deutschstämmigen Frau ist nur der Rufname Ita überliefert, von seiner Tochter Ruth nur der Umstand, dass sie einen Herrn Rosenthal heiratete, mit dem sie nach Israel übersiedelte.
Alfred Apfel, der berühmteste Sproß der Familie, wurde am 12. März 1882 in Düren geboren. Als er drei Jahre alt war, zog die Familie nach Köln, wo Alfred aufwuchs. Ab 1900 studierte in Berlin zunächst Philosophie, dann Jura. Nach fünf Semestern wechselte er 1902 nach Bonn. Im Winter 1903 wurde er zum Königlich-Preußischen-Referendar ernannt. Nach seiner Einjährigen-Militärzeit, wo er erstmals deutlich die jüdische Benachteiligung erfuhr, arbeitete er an einem kleinen Amtsgericht in der Nähe Kölns. 1906 gründete er in Köln den jüdischen Jugendverein Gabriel Rießer, er promovierte und heiratete im Sommer des Jahres Dina (Dora) Schoenewald. 1907 kam ihre Tochter Hannah zur Welt. In den Jahren nach 1906 reiste Apfel in viele jüdische Gemeinden und machte sich mit seinem Vortrag Die Renaissance des jüdischen Bewußtseins einen Namen.
1909 kam es zur Gründung des Verbandes der jüdischen Jugendvereine Deutschlands, deren Präsident Alfred Apfel bis 1922 blieb. Zeitweilig zählte der Verband über 40 000 Mitglieder.
Ab 1910 arbeitete Apfel als Anwalt in Berlin. Er eröffnete eine Kanzlei im noblen Equitable-Palast, Friedrichstr. 59/60, Ecke Leipziger Straße. Diese Adresse behielt er bis 1933 bei. Die Familie zog nach Berlin-Schöneberg.
1914 zog Alfred Apfel, wie viele Mitglieder des Central-Vereins und des Verbandes der jüdischen Jugendvereine,
freiwillig in den I. Weltkrieg. Er kämpfte an vorderster Front in Flandern und vor Verdun. Im
Frühjahr 1916 wurde er krank aus dem Heer entlassen. Nach 1916 arbeitete er einige Jahre außerordentlich
erfolgreich für Kriegslieferanten. Ab 1922 engagierte sich Apfel in der mitgliederstarken Berliner Zionistischen
Vereinigung, deren Vorsitzender er 1925 wurde. Auch unternahm mehrere Unterstützungsreisen
für den Keren Hajessod (Palästina Grundfonds) nach Skandinavien. 1924 ließen sich Alfred und seine
Frau Dora scheiden. Im Jahre 1925 unternahm Apfel große Anstrengungen zur Entwicklung einer Internationalen
Pantomimengesellschaft, zusammen mit Max Reinhardt. Das Projekt scheiterte mit hohen,
noch jahrelang nachwirkenden Schulden.
Ab 1925 wurden Apfels unermüdlicher Fleiß, seine juristische Brillianz und seine rhetorischen Fähigkeiten auch einem breiteren Publikum bekannt, als er in viel beachteten Prozessen als Strafverteidiger auftrat. Etwa 1925 im Prozess gegen Johann R. Becher, der wegen literarischen Hochverrats angeklagt war. Oder ab 1926 in seinen juristischen Bemühungen zur Freilassung des fälschlicherweise wegen Mordes Heinrich Schwing Spuren der jüdischen Familie Apfel aus Münstereifel S. 3 verurteilten Max Hoelz. 1927 heiratete Alfred Apfel die 22-jährige Alice Schachmann.
Ab 1925 trat Apfel auch immer wieder als Autor der Weltbühne und der AIZ (Arbeiter Illustrierten Zeitung) in Erscheinung. Er verteidigte auch George Grosz, dem seine Zeichnung Maul halten und weiter dienen 1927 eine Anklage wegen Gotteslästerung einbrachte. Ein Prozeß, der erst nach fünf Instanzen 1930 mit einem Freispruch endete.
Ab 1928 vertrat Apfel auch Angeklagte im Namen der Roten Hilfe, so nach dem Blutmai 1929. 1931/32 verteidigte er in einem spektakulären Verfahren in Stuttgart die Ärzte Friedrich Wolf und Else Kienle im Prozeß um den § 218. In dieser Zeit wurde sein Name auch international zu einem Begriff, als er Carl von Ossietzky, den Weltbühne-Herausgeber und späteren Friedensnobelpreisträger, im Weltbühne-Prozeß vertrat.
Im Februar 1933 wurde Apfel im Zusammenhang mit dem Reichstagsbrand verhaftet und für zehn Tage in der Feste Spandau inhaftiert.
Anfang Juni 1933 flüchtete Apfel, vor einer erneuten Verhaftung gewarnt, nach Frankreich. Dort nahm er sofort rege Kontakte zur Gründung eines Instituts für Staatenlose auf, u.a. mit Albert Einstein. Im August stand Apfels Name auf der ersten Ausbürgerungs- und Enteignungsliste NS-Deutschlands.
In den nächsten Jahren arbeitete Apfel in Paris als juristischer Berater für aus dem Deutschen Reich geflüchtete Personen. 1934 wurde die Ehe mit Alice geschieden. Etwa ein Jahr später heiratete er die 1901 in Budapest geborene Hedwig Auguste Scheer. Seine Kontakte im Pariser Exil waren außerordentlich vielfältig, sie gingen von renommierten französischen Kollegen, Ministern, Literaten (etwa Ywan Goll, der ihn bei der Übersetzung und Abfassung seiner politischen Autobiografie Hinter den Kulissen der deutschen Justiz unterstützte) bis hin zu dem ebenfalls exilierten Magnus Hirschfeld. Dazu sprach er auf Exilantenversammlungen etwa zur Freilassung Ossietzkys aus dem KZ und verfaßtet Artikel für Exil-Blätter. Im Sommer 1940 wurde Apfel im Zusammenhang mit dem deutschen Angriff in Bassens, in der Nähe von Bordeaux, interniert. Beim Näherrücken der deutschen Truppen gelang ihm die Flucht ins noch unbesetzte Frankreich. Er arbeitete in der folgenden Zeit an der Fortsetzung seiner politischen Autobiografie, die bisher nicht wieder auftauchte.
Bei einem Besuchs im Büro Varian Frys in Marseille zur Vorbereitung seiner Ausreise in die USA erlag er am 14. Februar 1941 an den Strapazen von Vertreibung, Flucht und Lager einem Herzinfarkt. Seiner Frau gelang die Flucht in die USA. Dort verliert sich ihre Spur.
Dieser Artikel faßt stark vereinfacht zusammen, was bisher zu einer Geschichte der Familie Apfel vorliegt. Anmerkungen und Belege folgen im ungekürzten Aufsatz. Ausgangspunkt dieser Spurensuche sind Recherchen zu einer Biografie Alfred Apfels. Ein noch unpublizierter Artikel zur Familie seiner ersten Frau liegt bereits vor. Ebenfalls zur Veröffentlichung bereit ist ein Band der Briefe und Postkarten Alfred Apfels an seine Tochter Hannah Busoni. Versehen mit Erläuterungen, Anmerkungen und einem Register. Der Autor dieser Zeilen konnte in den USA den deutsche Urtext zu seinem Lebensbericht ausfindig machen, der 1934 in Paris und 1935 in London in Übersetzungen erschien und der ebenfalls noch nicht veröffentlicht ist. Durch glückliche Umstände kam es auch zum Kontakt mit einem heute über Neunzigjährigen, der 1941 beim Tod Alfred Apfels zugegen war.