Unter der Überschrift Vorbehalte gegen einen ausgelobten „Willi-Graf-Preis“ in Euskirchen: „Willi Graf spielte in ganz anderer Liga“ kritisierte ich im Oktober 2009 den populistischen Antrag des Gymnasiums Marienschule Euskirchen und den Beschluss des Euskirchener Stadtrates, sozial engagierte 11- bis 18jährige Jugendliche, Schülerlotsen und Hausaufgabenbetreuer mit einem finanziell dotierten Preis auszuzeichnen.
Die Schülerschaft der allgemeinen und berufsbildenden Schulen sollte zudem motiviert werden, Zivilcourage im Alltag zu beweisen. Mag die eigentliche Absicht der Initiatoren irgendwie nachvollziehbar gewesen sein, so ließ doch die eigentliche Bezeichnung des Preises den Respekt vor der Leistung eines deutschen Widerstandskämpfers und einen Mangel an historischer Sensibilität erkennen. Ein Rückblick auf meine Online-Artikel im Jahre 2009 ließ schon nach wenigen Tagen erkennen, dass die Bevölkerung unserer Region kein Verständnis für eine derartige Missachtung hatte:
Widerstandskämpfer aus Euskirchen-Kuchenheim: Willi Graf
Am 27. Juni 2011 griff nun die Lokalausgabe des Kölner Stadt-Anzeigers erneut das leidige Thema auf und konstatierte, dass „es bis jetzt keine Anwärter auf die Auszeichnung“ gäbe. Sehr sachlich fasste der Journalist Johannes Bühl den gesamten Sachverhalt noch einmal zusammen und wies abschließend auf die Entscheidung von 2009 hin:
„(...) Die Fraktionen stimmten zu, übten aber gleichzeitig herbe Kritik an der Stadtverwaltung, da sie vorgeschlagen hatte, die Auszeichnung mit lediglich 100 Euro zu dotieren. In der Folge wurde das Preisgeld mit Sponsorenhilfe aufgestockt: Der Energieversorger Regionalgas Euskirchen erklärte sich bereit, 500 Euro für den Preisträger zur Verfügung zu stellen.
Das Konzept der Stadt sah vor, den Willi-Graf-Preis erstmalig zum Ende des Schuljahrs 2009/10 zu verleihen. Mittlerweile jedoch ist sogar fast schon das Schuljahr 2010/11 vorbei - und immer noch steht die Verleihung aus. Letztmals habe sich im vergangenen Dezember eine Arbeitsgruppe mit dem Thema befasst. „Es gab aber keinen Kandidaten, den man hätte ehren können", sagte auf Anfrage der zuständige Fachbereichsleiter der Stadtverwaltung, Alfred Jaax.
Zwischenzeitlich habe die Stadt Gespräche mit der Marienschule geführt. Da von ihr die Initiative zur Schaffung des Preises ausgegangen sei, solle sie sich „bis zum Ende dieses Schuljahres noch einmal verstärkt mit der Angelegenheit befassen", ergänzte Jaax.
Die Tatsache, dass bisher kein Euskirchener Schüler mit „überragender Zivilcourage“ gefunden bzw. benannt wurde, beweist, dass potenzielle Nominatoren doch mehr Sensibilität für die deutsche Vergangenheit haben als die genannten Initiatoren. Schlussendlich heißt es in dem Zeitungsartikel: „Falls sich doch noch ein Preisanwärter finde, werde die Jury einberufen, die über die Vergabe zu entscheiden habe.“