Ein Nachkriegsfund: Der Lokomotiven-Schlüssel von Strempt (Mechernich) – Ein Sammler bittet um Auskunft –

von Hans-Dieter Arntz
25.05.2015

In den letzten 35-40 Jahren konnte ich mein Archiv nicht nur um unzählige Dokumente, Tagebücher, Fotos und Filme oder Kriegsauszeichnungen erweitern, sondern auch um recht Kurioses, das irgendwie mit dem 2. Weltkrieg zu tun hat. Hierzu gehört neuerdings auch ein 20 kg schwerer Lokomotiven-Schlüssel, der eine Explosion zur Weihnachtszeit 1944 überstanden hatte. Dies hatte mit einem Brief zu tun, den mir ein Sammler neulich zuschickte.

Der in Roggendorf (Mechernich) lebende Willi P. wandte sich vor einiger Zeit an mich, um über einen Fund zu berichten, der er in absehbarer Zeit dem Mechernicher Stadtarchiv überlassen möchte. Es handelt sich um ein Relikt aus der Kriegszeit (1944), das er neulich wieder auf seinem Dachboden gefunden hatte:

Mit einem Freund hatte ich in der Nachkriegszeit die Möglichkeit, mit einem nagelneuen Metallsuchgerät die Äcker, Wiesen und Höhlen der Voreifel und Eifel zu durchsuchen.

Die besten Fundgebiete befanden sich im Strempter Wald, im Hürtgenwald sowie in den übrigen Wäldern im Umkreis von Mechernich. Da gab es aus Kriegszeiten auch viele Bombentrichter, die eine Suche mit dem Metallsucher ergiebig machten. Wir fanden, was natürlich nicht erlaubt war: Handgranaten, Werfergranaten und Munitionshülsen ungeahnten Ausmaßes.

Im Wald von Strempt geschah es dann:

Wir waren wieder auf Tour und fanden jede Menge 2-cm-Leuchtspurmunition, als mein Metallsucher auf einmal zwischen einer Wurzel von einem großen Baum stark ausschlug.
Der Forschergeist war erwacht, und ich fing an zu graben. Auf einmal stieß ich mit meiner Hacke auf einen Metallgegenstand, der im Wurzelwerk eingeklemmt war. Ich legte in mühsamen Arbeiten ein verrostetes Stück Eisen frei.

Der Weg nach Hause war eine Schlepperei, da dies Stück Eisen sehr schwer war. Tage später wurde es in einer Werkstatt sandgestrahlt und siehe da, es entpuppte sich als ein Maulschlüssel, Schlüsselweite 11,5 cm und der eingestanzten Nummer 50610. Meiner Recherche nach stammte dieser Schlüssel aus einem Zugunglück von 1944. Damals stießen zwei Züge oberhalb des Strempter Waldes zusammen. Mehr habe ich nie erfahren.

Später verschwand der Schlüssel in meiner Sammelecke. Die Patronen und Granaten wurden alsbald abgeschafft, was mir dann auch lieber war.

Mittlerweile war das Internet unser Verbündeter, und wir suchten stundenlang nach einem Hinweis auf die Herkunft des Schlüssels. Den fanden wir dann. Es war durch die Nummer feststellbar, dass es sich um den Radmutterschlüssel einer Dampflokomotive handeln muss. Diese Spur verliert sich aber, da die Lok angeblich nach Polen verkauft wurde.

Wir kamen vorerst nicht weiter. Selbst unsere Heimatforscher sowie die benachbarten Eisenbahner-Vereine konnten keine Auskunft geben oder zeigten kein Interesse.
 Endlich fanden wir dann doch einige Anhaltspunkte im Buch Kriegsende 1944/1945 - Zwischen Ardennen und Rhein. Gerne wollte ich mehr über das Unglück 1944 am Strempter Wald erfahren. Mit diesem Bericht wandte ich mich an den Autor Hans-Dieter Arntz aus Euskirchen, der mir mit folgendem Artikel aus seinem Zeitungsarchiv weiterhelfen konnte (Kölnische Rundschau, Lokalteil Schleiden, v. 22. Dezember 1994):

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